Stefan Zweig, Silberne Saiten. Gedichte - Stefan Zweig - E-Book

Stefan Zweig, Silberne Saiten. Gedichte E-Book

Zweig Stefan

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Beschreibung

Das erste publizierte Buch des großen Erzählers Stefan Zweig war: ein Bändchen mit Lyrik. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert schrieb sich der junge Wiener Philosophie-Student seine Empfindungen von der Seele. Mit zarten Fingern griff er in »Silberne Saiten« und brachte Stimmungen und Gedanken in wohlgesetzten Versen zum Klingen. Diese sechzig Gedichte sind das berückende Dokument eines geistigen Aufbruchs, der ihren Autor zu ganz neuen Ufern führen sollte.

  • »Siehe die Nacht hat silberne Saiten / In die träumenden Saaten gespannt!« Nocturno, Stefan Zweig
  • Die Anfänge des großen Zweig: Sein erstes Buch, ein Lyrikband jetzt bei Anaconda

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Seitenzahl: 29

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Stefan Zweig

Silberne Saiten

Gedichte

Anaconda

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Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlichgeschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- undData-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor.Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Die Originalausgabe erschien zuerst 1901 bei Schuster & Loefflerin Berlin und Leipzig. Der Text folgt hier der Ausgabe StefanZweig: Silberne Saiten. Gedichte im Rahmen der GesammeltenWerke in Einzelbänden, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1982.Orthografie und Interpunktion wurden unter Wahrung vongrammatischen Eigenheiten auf neue Rechtschreibung umgestellt.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2023 by Anaconda Verlag, einem Unternehmender Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagmotiv: Joseph Edward Southall (1861–1944),»The Sleeping Beauty« (1908), Birmingham Museums andArt Gallery, Bridgeman Images

Umschlaggestaltung: www.katjaholst.de

Satz und Layout: InterMedia – Lemke e. K., Heiligenhaus

ISBN 978-3-641-31145-2V001

www.anacondaverlag.de

Meinen lieben Eltern zu eigen

Wien, Februar 1901

Zur Einleitung

Was ins Weite einst geflogen,

Einzeln, ein verlorner Klang,

Ruht hier, Blatt an Blatt gebogen,

Träumerstunden stiller Sang. –

Nun geht’s weithin auf die Reise.

Allen gibt es wohl nicht viel,

Aber mir erklingt d’raus leise

Meiner Jugend Sehnsuchtsweise

Und mein innres Glockenspiel …

Das Lebenslied

… Und jedes Lebensmal, das ich gefühlt,

Hat in mir dunkle Klänge aufgewühlt.

Und doch, das eine will mir nie gelingen,

Mein Schicksal in ein Lebenslied zu zwingen,

Was mir die Welt in Tag und Nacht gegeben,

In einen reinen Einklang zu verweben.

Ein irres Schiff, allein auf fremden Meer,

Schwankt meine Seele steuerlos einher

Und sucht und sucht und findet dennoch nie

Den eig’nen Wiederklang der Weltenharmonie.

Und langsam wird sie ihrer Irrfahrt müd.

Sie weiß: Nur einer ist’s, der löst ihr Lied,

Der fügt die Trauer, Glück und jeden Drang

In einen tiefen, ewig gleichen Sang.

Nur durch den Tod, der jede Wunde stillt,

Wird meiner Seele Wunschgebet erfüllt.

Denn einst, wenn müd mein Lebensstern versinkt,

Mit matten Lichtern nur der Tag noch winkt,

Da werd’ ich sein Erlösungswort verspüren,

Er wird mir segnend an die Seele rühren,

Und in mir atmet plötzlich heil’ge Ruh …

Mein Herz verstummt … Er lächelt mild mir zu …

Und hebt den Bogen … Und die Saiten zittern

Wie Erntepracht vor drohenden Gewittern,

Und beben, beugen sich – und singen schon

Den ersten, sehnsuchtsweichen Silberton.

Wie eine scheue Knospe, die erblüht,

Reift aus dem ersten Klang ein süßes Lied.

Da wird mein tiefstes Sehnen plötzlich Wort,

Mein Lebenslied ein einziger Akkord,

Und Leid und Freude, Nacht und Sonnenglanz

Umfassen sich in reiner Konsonanz.

Und in die Tiefen, die noch keiner fand,

Greift seine wunderstarke Meisterhand.

Und was nur dumpfer Wesenstrieb gewesen,

Weiß er zu lichter Klarheit zu erlösen.

Und wilder wird sein Lied … Wie heißes Blut

So rot und voll strömt seiner Töne Flut

Und braust dahin, wie schaumgekrönte Wellen,

Die trotzig an der eig’nen Kraft zerschellen,

Ein toller Sang lustlechzender Mänaden

Ertost es laut in jauchzenden Kaskaden.

Und wilder wird der Töne Bacchanal

Und wächst zur ungeahnten Sinnesqual

Und wird ein Schrei, der schrill zum Himmel gellt –

– Dann wirrt der wilde Strom und stirbt und fällt …

Ein Schluchzen noch, das müde sich entringt …

… Das Lied verstummt … Der matte Bogen sinkt …