Stella Sternenkind - Marie Lue - E-Book

Stella Sternenkind E-Book

Marie Lue

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Beschreibung

Die Geschichte beginnt in der Milchstraße, in der Stella Sternenkind mit ihren Eltern und anderen Sternenfamilien lebt. Als sie nach Schulschluss nach Hause gehen will, stellt sich ihr der dicke Zackenglänzer in den Weg. Er ist ein gemeiner Sternenjunge und Stella hat große Angst vor ihm. Sie rennt davon, ohne zu überlegen wohin. Als sie glaubt, Zackenglänzer abgehängt zu haben, schwebt sie plötzlich wie viele andere Sterne am schwarzen Himmel. Der Weg zurück zur Milchstraße ist verschwunden. Erschöpft kuschelt sie sich weinend in eine Wolke. Als Stella sich morgens den Schlaf aus den Augen wischt, ist auch die Wolke zum Leben erwacht. Ihr Name ist Regenwatte und sie will Stella helfen, den Weg zurück zur Milchstraße wiederzufinden. Doch das ist nicht einfach. Die beiden Freunde müssen an Madame Sonnenstrahl vorbei, die Stella behalten will und lernen Willi Wüstenwurm auf dem Planeten Mars kennen. Doch dies sind lange nicht alle Abenteuer, die die beiden Freunde noch bestehen müssen. Währenddessen beauftragen die Sterneneltern den Polizisten Brockenstein, Stella zu suchen und wieder nach Hause bringen, bis Zackenglänzers schlechtes Gewissen ihn dazu treibt, vom Milchstraßenrand zu springen, um Stella zurückzuholen.

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Seitenzahl: 54

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Für Nina und Ron

Wenn ihr in klaren wolkenlosen Nächten den Himmel betrachtet, könnt ihr dort oben ein breites silberfarbenes Band erkennen. Hundert Milliarden Sterne ziehen dort ihre Bahnen. Und weil dieses Band so silbrigweiß glänzt, als ob dort oben jemand ein Glas Milch in den Himmel geschüttet hätte, nennt man es Milchstraße. Dort wohnt Stella Sternenkind. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Vater, dem Milchstraßenbürgermeister, lebt sie in einem gemütlichen Häuschen am oberen Ende der Straße. Wenn die Sonne ihre Strahlen über diese kleine Sternenwelt gleiten lässt, glitzert sie in allen Regenbogenfarben. Kleine Häuschen mit Dächern wie goldene Zipfelmützen stehen dicht gedrängt zusammen. Es gibt auch einen Spielplatz und viele Geschäfte, in denen die Milchstraßenbewohner einkaufen können. Eine wunderschöne kleine Sternenschule macht die Milchstraße komplett. Und genau hier beginnt unsere Geschichte.

Das laute Klingeln der Schulglocke zerreißt die wunderbare Stille. Es ist Schulschluss. Die Türen fliegen auf und die Sternenkinder stürmen mit lautem Geschrei hinaus. Das Stimmengewirr erfüllt die eben noch friedliche Milchstraße mit Leben. Einige Sternenkinder stehen noch vor dem weißen Schulgebäude. Die letzten Verabredungen für den Nachmittag werden vereinbart. Dann lösen sich die Grüppchen langsam auf.

Stella Sternenkind hat es besonders eilig, denn Mutter Stern kocht heute Stellas Lieblingsspeise: Sternchensuppe mit Himmelsbrot. Stella hüpft die Milchstraße hinauf und ihre langen roten Haare wippen bei jedem Hüpfer mit. Ein eisiger Wind bläst Stella ins Gesicht. Schnell knöpft sie ihren silbernen Mantel zu. In der Milchstraße ist es nie so richtig warm. Die Wärme der Sonnenstrahlen kann nicht bis dorthin durchdringen. Stellas Sternenzacken sind auch schon ganz blau gefroren und sie macht größere Schritte, damit sie schneller daheim ist. Beim Gedanken an das Mittagessen läuft ihr das Wasser im Mund zusammen. Doch plötzlich schreckt sie auf: Fast wäre sie über den Fuß von Zackenglänzer gestolpert. An eine Hauswand gelehnt hatte er eines seiner Beine genau vor Stellas Füße gehalten. Ganz vertieft in ihre Vorfreude auf das leckere Mittagessen hatte sie Zackenglänzer nicht bemerkt. Der schaut Stella nun grinsend zu, während sie versucht, das Gleichgewicht wiederzufinden.

Zackenglänzer ist ein übler Sternenjunge und kugelrund wie eine Tomate. Er hat es nie gelernt, mit anderen Kindern friedlich zu spielen und sich mit ihnen zu vertragen. Weil er mehr wiegt als andere, glaubt Zackenglänzer, keiner mag ihn. Doch sein Gewicht stört die Kinder eigentlich nicht. Sie gehen ihm aus dem Weg, weil er sie häufig ärgert, sich mit den anderen Sternenjungen prügelt und die Schulranzen der Sternenmädchen stiehlt. Niemand hat deshalb Lust, mit ihm etwas zu unternehmen. Es scheint fast so, als könne er keines der Kinder leiden. Aber ganz tief in seinem Inneren sehnt sich auch Zackenglänzer nach einem Freund, der ihn so akzeptiert, wie er ist. Davon merkt Stella in diesem Moment aber nichts. Zackenglänzer zieht nun seine buschigen Augenbrauen zusammen und schreit:

„Was soll das denn? Du bist auf meinen Fuß getreten!“

Seine Pausbacken schlackern bei jedem Wort wie Wackelpudding hin und her. Herausfordernd streckt er seinen dicken Bauch heraus und stemmt seine dünnen Arme in die Hüften. Stella verzieht keine Miene. Mutig sieht sie ihm in die Augen und antwortet gelassen:

„Du hast mir ein Bein gestellt. Ich bin nicht auf deinen Fuß getreten.“

Verunsichert durch Stellas tapfere Antwort überlegt Zackenglänzer, wie er ihr Angst machen kann.

„Doch, du bist mir mit Absicht auf meinen Fuß getreten. Du kannst dich wenigstens dafür entschuldigen! Und wenn du dich nicht bei mir entschuldigst, dann prügle ich dich grün und blau und deinen Schulranzen nehme ich dir auch weg!“, schreit Zackenglänzer.

Jetzt wird es Stella doch etwas mulmig zumute, aber ihre Wut über diese Ungerechtigkeit ist stärker.

„Du hast dein Bein extra dahingestellt, damit ich darüber stolpere! Du bist selbst schuld, wenn es dir wehgetan hat!“, stößt sie hervor.

Zackenglänzer findet das reichlich unverschämt. Schließlich sollen alle Sternenkinder Angst vor ihm haben. Er will der große Bestimmer sein und niemand sonst! Wenn er alle verhaut, würden die Sternenkinder ihn nicht mehr auslachen, da ist Zackenglänzer sich ganz sicher. Mit geballten Fäusten rennt er deshalb jetzt auf Stella Sternenkind zu, um sie zu verprügeln. Doch sie erkennt sofort, was Zackenglänzer vorhat, dreht sich auf dem Absatz um und rennt die Milchstraße hinauf. Aber Zackenglänzer ist schneller. Stella hört sein Keuchen und Schnaufen schon dicht hinter sich. Verzweifelt versucht sie, noch schneller zu laufen, da packt Zackenglänzer sie an ihrem Sternenmantel.

„Das wirst du mir büßen, du blöde Kuh!“, schnauft er und versucht dabei, Stella den Schulranzen vom Rücken zu zerren. „Gib ihn her! Es ist deine eigene Schuld, wenn ich dir den Schulranzen wegnehme! Du hättest dich entschuldigen können!“

Stella bekommt es mit der Angst zu tun. Zackenglänzer ist einfach stärker als sie. Mit letzter Kraft tritt sie dem dicken Sternenjungen ans Schienbein. Der jault laut auf, schmeißt sich auf den weißen, glitzernden Sternenstraßenboden und jammert, als hätte Stella ihm das Bein abgerissen.

„Das hast du nun davon! Das nächste Mal stellst du mir kein Bein mehr!“, schreit Stella atemlos.

Sie will gerade wieder ihren Schulranzen auf den Rücken setzen, als Zackenglänzer sich mühevoll hochrappelt und in ihre Richtung humpelt.

„Du bekommst jetzt eine Abreibung, die sich gewaschen hat!“, schreit er wütend und will Stella an ihren roten Haaren festhalten.

Doch dieses Mal ist Stella schneller. Sie lässt ihren Schulranzen fallen und rennt los, als ginge es um ihr Leben. Sie jagt die ganze Straße hinauf, hoch bis zum Milchstraßenrand, und blickt sich um. Da ist er auch schon wieder, der widerliche Zackenglänzer, und stürmt auf sie zu.

„Wohin nur?“, denkt Stella, deren Herz wie wild klopft.

Das Haus ihrer Eltern ist weit entfernt und vor ihr liegt das Ende der Milchstraße mit dem unendlichen Weltall. Zackenglänzer kommt immer näher und Stella schließt die Augen. Er darf sie nicht erwischen, um keinen Preis! Stella atmet tief ein, öffnet die Augen und bläst die Luft in ihren Lungen langsam wieder aus. Und dann – springt sie blindlings in das dunkle Nichts vor ihr. Zuerst schwebt sie schnell davon, als würde ein Magnet sie anziehen, und Stella muss vor Angst die Augen wieder schließen. Sie fällt nicht wie ein Stein, sondern schwebt leise und leicht wie eine Feder fort von der Milchstraße. Zackenglänzers Schnaufen und Keuchen ist nicht mehr zu hören. Er ist verschwunden und mit ihm ihr Zuhause, ihre Eltern und Freunde und alles, was sie liebt. Stella verliert vollkommen die Orientierung. Immer schneller schwebt sie durch die Dunkelheit