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Oettingens Bürgermeister Frank Moritz will mit Hilfe der heimischen Störche dem nur schleppend vorankommenden Tourismus auf die Sprünge helfen. In Zusammenarbeit mit einem externen Berater entsteht eine Idee, an der jedoch auch andere Gefallen finden. Durch jugendliche Dummheit wird eine Schülerin des Oettinger Gymnasiums in den Selbstmord getrieben, in dessen Folge ein weiterer Mensch sein Leben lassen muss. Während das Team um den Augsburger Kriminalhauptkommissar Robert Markowitsch versucht, die beiden Todesfälle aufzuklären, wird eine externe Mitarbeiterin der örtlichen Brauerei vermisst und schließlich ermordet aufgefunden. Ihr bizarrer Tod gibt den Ermittlern ein weiteres Rätsel auf.
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Seitenzahl: 130
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Der neue Fall aus dem Donau-Ries führt das Augsburger Ermittlerteam diesmal in die Storchenstadt Oettingen. Oder ist es eher die Bierstadt Oettingen? Eventuell könnte man ja beides kombinieren, aber gäbe das nicht Verwirrungen?
Naja, wie auch immer. Meine Testleserinnen werden dies vorab prüfen, wofür ich mich auch diesmal wieder ganz herzlich bei Gabi und besonders bei Angelika bedanke, die mal wieder eine zündende Idee hatte, wodurch das Storchenblut in die Dose kam.
1 . Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
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6. Kapitel
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12. Kapitel
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15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
Storchenblut
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
Trotz der gekippten Fenster empfand der Mann auf dem Stuhl, der an einem kleinen Tisch einige Meter vor dem Platz des Richtertisches stand, die Luft im Sitzungssaal so, als könnte man sie mit dem Messer schneiden. Es herrschte im wahrsten Sinne des Wortes dicke Luft am Augsburger Landgericht. Das öffentliche Interesse an diesem Fall überstieg die Kapazität der verfügbaren Zuschauerplätze, die bis auf den letzten Sitz belegt waren.
Der leitende Augsburger Oberstaatsanwalt Frank Berger hatte zu Beginn des Prozesses die über mehrere Seiten umfassende Anklageschrift verlesen, welche er zunächst durch verschiedene Gutachten, sowie weitere Beweismittel im Nachgang belegte. Die Personen, die man während des Prozesses als Zeugen vernommen hatte, hielten sich nun ebenfalls im Saal auf. Ihre Aussagen gaben den Verteidigern kaum die Möglichkeit, einen allzu großen Ermessungsspielraum im Strafmaß darzulegen.
Die vorsitzende Richterin, neben der sich auch zwei ehrenamtliche Schöffen und eine weitere Person zur Protokollerfassung befanden, betrachtete einige Augenblicke lang den Angeklagten, der unter anderem des Kapitalverbrechens beschuldigt wurde.
Der Prozess hatte sich über mehrere Verhandlungstage hingezogen und letztendlich schien die Lage völlig klar zu sein. An der Schuld des Angeklagten gab es keinen Zweifel, auch wenn die komplette Aufarbeitung der Folgen, vor allem für Angehörige, wohl noch längere Zeit in Anspruch nehmen würde. Doch hier ging es zunächst darum, den Hauptschuldigen seiner gerechten Strafe zuzuführen, auch wenn sich dieser während des gesamten Prozesses kaum zu den Vorwürfen geäußert hatte.
Wer hätte gedacht, dass sich in der nordschwäbischen Kleinstadt Oettingen im Landkreis Donau-Ries eines Tages eine Tragödie dieses Ausmaßes zutragen würde? War es Langeweile? War es jugendlicher Übermut? Oder nahmen die immer schon bekannten Auslöser Geltungssucht, Gier und Rache die vorderen Plätze als Auslöser für Straftaten ein? Die Antwort lag wohl irgendwo in der Mitte und es spielte von allem etwas eine Rolle.
Das Geschehen bot natürlich auch seit Tagen die Möglichkeit für Presse, Funk und Fernsehen, ihre Leser, Zuhörer und Zuschauer mit sensationsträchtigen Schlagwörtern auf dem Laufenden zu halten.
Als letzter Punkt vor der Urteilsverkündung wurde nun dem Angeklagte die Möglichkeit gegeben, zu den Vorwürfen, den Zeugenaussagen und den Plädoyers von Staatsanwaltschaft und seinen Verteidigern Stellung zu nehmen. Wider Erwarten bat er um eine kurze Zeit zum Nachdenken und somit gab die vorsitzende Richterin einer Unterbrechung der Verhandlung statt. Manche der aus Oettingen angereisten Besucherinnen und Besuchern im Saal hatten die Erinnerungen an die schrecklichen Tage in ihrer Stadt vor Augen.
Was war geschehen?
Die Versammlung im Oettinger Rathaus endete am Freitagabend in einer hitzigen Diskussion. Der letzte Punkt auf der Tagesordnung betraf eine mögliche Neuausrichtung des kulturellen Gesamtbildes des Ortes in der Öffentlichkeit, vor allem auch über die Stadtgrenzen hinaus. Man habe zwar bereits ein paar Dinge in Angriff genommen, so zum Beispiel die Neubenennung der traditionellen Wanderwege, aber alles in allem sei Oettingen noch zu sehr auf musikalische Veranstaltungen fokussiert. Die Konzerte im Residenzschloss des Fürsten zu Oettingen-Spielberg seien zwar ein jährliches Highlight, ziehen aber fast ausschließlich die Freunde der klassischen Musik an.
Dass eben dieses Schloss vor fast drei Jahren in der Weihnachtszeit Schauplatz eines Münchener Tatorts war, stelle heute auch kein allzu großartiges Ereignis mehr dar, da vor allem die Meinung der Zuschauer darüber doch eher etwas dürftig ausgefallen war.
„Wir benötigen zusätzlich zu unserem Residenzschloss ein neues, markantes Darstellungsmerkmal, das unser Oettingen auch über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus für eine vielschichtige Gesellschaft interessant macht“, bemerkte Frank Moritz, der Oettinger Bürgermeister.
„Das haben wir bereits seit vielen Jahren, Herr Kollege“, kam die Erwiderung aus den Reihen der Opposition. „Denken sie doch nur an die Marke Original Oettinger. Weltweit bekannt und für unseren Stadtsäckel unverzichtbar. Wie würde unser Finanzhaushalt ohne diesen entscheidenden Beitrag an Gewerbesteuern aussehen? Und das Argument mit dem markanten Merkmal wäre auch beantwortet.
Den Begriff Marke kann man beispielsweise aus dem Französischen ableiten, was dort so viel wie Kennzeichen oder Erkennungszeichen bedeutet. Man könnte markant auch mit ausgezeichnet oder hervorragend übersetzen.“
Durch einen kurzen Blick in die Runde der Anwesenden versuchte der Sprecher, sich die Anerkennung für sein Wissen zu holen, bevor er abschließend noch hinzufügte: „Wie sie sehen, meine Damen und Herren, haben wir mit unserem Oettinger Bier ein hervorragendes Erkennungszeichen für unsere Stadt, welches durch den Export der Brauerei auch noch kostenlos für uns in aller Herren Länder verbreitet wird.“
Die Ausführungen erhielten reichlich Zustimmung durch Applaus und Tischklopfen, während durch die Mitglieder der Koalition natürlich umgehend entsprechende Bedenken angeführt wurden.
„Auf Grund ihrer Argumentationen könnte man doch glatt der Meinung sein, dass sie am Umsatz der Brauerei beteiligt werden“, führte ein Mitglied des Stadtrats an, wodurch er sogleich einige Lacher auf sein Konto verbuchen konnte, jedoch entsprechende Unmutsbekundungen aus den anderen Reihen hervorrief. Bevor es allerdings zu verbalen Entgleisungen kam, erhob sich der Bürgermeister.
„Meine Damen und Herren, bitte“, rief er in die Runde der anwesenden Mitglieder. „Lassen sie uns doch sachlich bleiben. Es ist hier niemandem geholfen, wenn wir uns irgendwelche Dinge an den Kopf werfen, die uns letztendlich keinen Schritt weiterbringen.“
„Dann sollten sie uns vielleicht mal einen konstruktiven Vorschlag auf den Tisch legen, anstatt nur zu lamentieren, Herr Moritz“, kam umgehend die Aufforderung an den Oettinger Bürgermeister. Als hätte er nur darauf gewartet, erhob sich dieser von seinem Platz und startete eine Präsentation, um seine Sichtweise darzustellen.
„Ich sehe uns leider immer etwas im Nachteil, wenn ich aus der Bevölkerung Stimmen vernehme, die unsere Stadt mit Nördlingen vergleichen“, begann Frank Moritz seine Rede. „Wobei ich unumwunden zugeben muss, dass die Nördlinger im kulturellen Bereich schon ein ganzes Stück besser dastehen als wir in Oettingen. Die Stadtmauer, die Freilichtbühne oder das Rieskratermuseum, um nur einige Beispiele zu nennen.“
„Das mag ja sein“, kam ein Einwand von einem der anwesenden Stadträte. „Dafür haben wir in Oettingen das bessere Bier, das in unserer ansässigen Brauerei hergestellt wird, die nach wie vor zu den größten in ganz Deutschland zählt. Dagegen sind die Nördlinger eine Nullnummer in der Braulandschaft.
Die Dehlerbrauerei, die Sixenbrauerei, die Ankerbrauerei: alle wurden dichtgemacht. Die haben‘s einfach nicht drauf mit dem Bier.“
„Das kann man so stehenlassen“, gab das Oettinger Stadtoberhaupt lächelnd dem Mann recht. „Selbst, wenn die Wallersteiner jetzt das Bier für die Nördlinger brauen. Einer der neuen Braumeister kommt ja aus der Oettinger Brauerei. Dennoch: Riesmetropole an der Romantischen Straße, der UNESCO Geopark, die Astronauten im Steinbruch und jetzt ist der Suevit auch noch zum Gestein des Jahres auserkoren worden. Nicht zu vergessen sind aber auch das Stabenfest, die Mess‘, das historische Stadtmauerfest…“
„Das zählt nicht als Vorteil“, kam umgehend der Einwand. „Wir haben den historischen Markt, der mindestens genauso gut von den Besuchern angenommen wird. Ein Museum gibt es ebenfalls. Außerdem noch das Afrika-Karibik-Fest in der Nachbarschaft und die Wasserspiele auf der Wörnitz bei der Jakobikirchweih. Die Lasershow war eine besondere Attraktion für die Besucher, auch wenn das diesjährige Feuerwerk kaum zu toppen sein wird.“
„Wobei es diesmal für den historischen Markt ganz schön heftige Kritik gab in Bezug auf die Eintrittspreise.“
So gaben sich die Stadtratsmitglieder eine ganze Zeitlang dem Für und Wider ihrer Argumentationen hin, bis letztendlich jemand meinte: „Jetzt lasst doch den Bürgermeister erst mal ausreden, damit wir wissen, was er sich vorgestellt hat. Sonst sitzen wir morgen früh immer noch hier.“
„Danke, Herr Kollege“, ergriff Frank Moritz nun wieder das Wort. „Ich habe mich etwas aus dem Fenster gelehnt, um meinerseits das Thema Tourismus anzustoßen. Es ist mir gelungen, einen bekannten Experten für unser Problem anzuheuern. Er ist studierter Informatiker mit dem Schwerpunkt Stadtmarketing und Tourismus. Er wird mit uns zusammenarbeiten, besser gesagt tut er dies schon seit zwei Wochen und wir werden gemeinsam versuchen, eine erfolgreiche Strategie zu entwickeln.“
„Ist das mal wieder so eine ihrer Eigenmächtigkeiten?“, kam sofort Gegenwind aus den Reihen der Anwesenden. „Wenn schon weitere, wohl nicht ganz unerhebliche Kosten für Personal entstehen, sollten wir dieses Geld doch nach Möglichkeit für bereits vorhandene Angestellte und deren Projekte verwenden.“
„In diesem Punkt kann ich sie nun wirklich beruhigen, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen. Herr Richard Claasberg arbeitet ausschließlich auf Erfolgsbasis. Das bedeutet für uns kein finanzielles Risiko, da nur bei einer merklichen Verbesserung durch seine Maßnahmen auch entsprechende Provisionen an ihn fällig werden. Ansonsten sieht das Projekt lediglich Abschlagszahlungen an ihn vor, je nach Fortschritt.“
Für diese Nachricht gab es allgemein Zustimmung von Seiten der Stadtratsmitglieder.
„Wie genau sieht denn die Arbeitsweise dieses Herrn Claasberg aus?“, wurde nun die Frage gestellt.
„Nachdem er heute Abend leider nicht persönlich hier anwesend sein kann, will ich ihnen kurz sein Konzept erläutern. Herr Claasberg hat eine KI-basierte Software entwickelt, mit welcher er sämtliche sowohl öffentliche, als auch interne Projekte, Berichte, Dokumentationen usw. analysieren wird, um dadurch eventuelle Schwachstellen kenntlich zu machen und so Punkte aufzuzeigen, an denen wir ansetzen können.
„Wir haben auch schon an einem entsprechenden Vorschlag gearbeitet, den ich ihnen nun kurz darlegen möchte. Es gibt außer der Brauerei noch einen wichtigen Aspekt, in dem uns die Nördlinger nicht das Wasser reichen können. Das sind…“, der Bürgermeister ließ jetzt in schneller Reihenfolge mehrere Bilder seiner Präsentation durchlaufen, „…unsere Störche, verehrte Kolleginnen und Kollegen. Oettingen beherbergt circa viermal so viele Storchenpaare wie die Nördlinger. Deshalb hier mein Vorschlag für den Slogan einer neuen Werbekampagne: Oettingen, die Storchenmetropole im Donau-Ries.“
Das Bild, welches nun zum Abschluss der Präsentation an der Wand zu sehen war, stellte ein Werbelogo dar. „Unschwer zu erkennen, dass es sich hier um einen Braukessel handelt, wie er sich am Kreisverkehr bei der Wörnitzbrücke befindet“, erklärte Frank Moritz. „Auf diesem Kessel stelle ich mir ein Nest mit einem Storchenpärchen vor. Damit würden wir unsere beiden markantesten Optionen für die Werbung kombinieren. Dazu gehören Werbebroschüren und natürlich ein passender Internetauftritt. Ein kleines Geschäft mit Andenken würde ebenfalls dazu passen, wie möglicherweise in mehrjährigem Abstand ein Storchenfest.“
Erwartungsvoll blickte der Oettinger Bürgermeister in die Runde der Anwesenden, bei denen einerseits Wohlwollen, andererseits jedoch auch Kopfschütteln zu erkennen war.
„Das Storchenfest wird dann durch unseren Bürgermeister eröffnet, indem er ausgestattet mit einem roten Storchenschnabel aus Pappe, auf dem Marktplatz ein Fass Oettinger ansticht.“
Dieser Vorschlag zog einiges Gelächter nach sich, welches der Bürgermeister mit erhobenen Händen zu besänftigen versuchte.
„Dies sind, wie schon gesagt, nur erste Überlegungen“, erklärte Frank Moritz. „Wir haben uns auch vorgenommen, beispielsweise in den Abschlussklassen des Gymnasiums einen Wettbewerb für ein Werbefilmprojekt auszurufen. Gerade die jungen Leute sind heutzutage doch sehr kreativ, was das Thema Werbung anbelangt, vor allem in der sozialen Medienlandschaft. Da wäre sicherlich eine Zielgruppe zu erreichen.
In der Zwischenzeit habe ich Herrn Claasberg damit beauftragt, diesen Gedanken mit der Kooperation zwischen der Stadt Oettingen und der Brauerei schon einmal den dortigen Verantwortlichen vorzuschlagen, ob von deren Seite generell eine Zusammenarbeit denkbar wäre. Lassen sie sich das Ganze einfach in den nächsten Tagen ebenfalls einmal durch den Kopf gehen. Eventuell kommen ja weitere Ideen dazu, die uns zu einer gemeinsamen und mehrheitlichen Entscheidung bringen.“
„Ob das mit den Störchen wirklich so eine gute Idee ist, wage ich zu bezweifeln“, meldete sich nun eine Frau aus den Reihen des Stadtrates. „Einerseits gehören sie zwar seit Jahren untrennbar zu unserer Stadt, andererseits haben sie bereits selbst festgestellt, dass wir langsam aber sicher an eine Grenze des Machbaren stoßen. Immerhin haben wir beinahe fünfzig Storchenpaare gezählt. Auch die Verschmutzung durch den Kot der Tiere ist nicht unerheblich. Es gibt in der Stadt Hausdächer, die inzwischen im Sommer genauso weiß sind wie im Winter.
Auch manche Bewohner sind schon verärgert. Kürzlich stand eine Kundin wartend vor meinem Geschäft, als eine nicht unerhebliche Menge an Storchenkot direkt neben ihr auf den Gehsteig platschte. Sie wähnte sich dabei noch im Glück, hatte allerdings nicht bemerkt, dass sie ein Teil der Ausscheidungen am Rücken getroffen hatte, worauf sie erst später durch ihren Sohn aufmerksam gemacht wurde. Wenn diese Situationen sich bei Touristen häufen, sehe ich das eher als Nachteil.“
„Das ist sicherlich ein Problem, das man bedenken muss“, gab Frank Moritz zu. „Wir sind ja auch dabei, Ausweichplätze für die Storchennester zu finden. Für die betroffenen Hausdächer sind allerdings die Eigentümer verantwortlich, das ist keine Angelegenheit der Stadt. Man kann zum Beispiel mit physikalischen Maßnahmen einen Nestbau verhindern.“
„Damit die Innenstadt für Einheimische und Touristen in Zukunft wieder attraktiver wird, läuft ja aktuell noch die Onlinebefragung Mit euch durch die Stadt“, brachte sich nun der Beauftragte zur Entwicklung der Oettinger Innenstadt ein. „Wir haben in unserer Altstadt zu wenig Anziehungspunkte, kaum noch interessante Einkaufsmöglichkeiten und außerdem mehr Insolvenzmeldungen im Einzelhandel. Hier ist also, nicht nur meiner Meinung nach, äußerst dringender Handlungsbedarf angesagt.“
„Richtig“, stimmte Moritz zu. „Danke für den Hinweis. Diesen Punkt hätte ich beinahe vergessen. Sie sehen also meine Damen und Herren, es bewegt sich etwas in unserer Region. Ich danke ihnen für die Aufmerksamkeit und die konstruktive Zusammenarbeit. Wir sehen uns bei der nächsten Sitzung.“
„Einen Moment noch“, meldete sich nun noch eine Frau aus den Reihen der Anwesenden.
„Frau Doktor Wendlinger“, sprach der Oettinger Bürgermeister die Tierärztin an. „Ich hoffe jetzt nicht, dass es von ihrer Seite Einwände gegen meinen Vorschlag gibt. Schließlich hätten wir keinesfalls vor, den Tieren irgendeinen Schaden zuzufügen, da sie doch für steigenden Zuwachs in unserem Tourismus sorgen sollen.“
„Das glaube ich ihnen aufs Wort, Herr Moritz“, antwortete die Veterinärin. „Ich habe jedoch so meine Zweifel. In den letzten Tagen wurde ich bereits zweimal gerufen, um, einmal in der Altstadt und einmal außerhalb, einen verendeten Storch abzuholen. Todesursächlich war in beiden Fällen eine massive Schlagverletzung gegen den Kopf der Tiere, die durch einen Stein oder etwas Ähnliches herbeigeführt wurde. Die Art der Verletzung lässt für mich nur die Schlussfolgerung zu, dass dies vorsätzlich und mutwillig geschehen ist.“
Unter den Stadtratsmitgliedern wurden vereinzelte Stimmen laut, doch die Frage des Bürgermeisters ließ die Kolleginnen und Kollegen im Saal gleich wieder verstummen. „Sie wollen uns jetzt aber nicht ernsthaft mitteilen, dass irgendjemand in Oettingen Jagd auf die Störche macht, Frau Doktor Wendlinger?“
„Das ist bisher nur eine Vermutung meinerseits, für die es leider noch keine Beweise gibt Herr Moritz“, gab die angesprochene Tierärztin zur Antwort. „Es könnte sich natürlich auch nur um einen dummen Streich von Jugendlichen handeln, der jedoch auch zu ahnden wäre.“
„Dann werden wir dafür Sorge tragen, dass in der nächsten Zeit erhöhte Aufmerksamkeit auf die Tiere gerichtet wird“, erwiderte das Oettinger Stadtoberhaupt nach kurzem Überlegen. „Wir werden einen entsprechenden Ausschuss für das Thema Innenstadt gründen und ihr Anliegen mit aufnehmen. Ich werde mich persönlich darum kümmern, dass entsprechendes Personal dafür bereitgestellt wird. Vielen Dank, meine Damen und Herren“, schloss Frank Moritz damit die Sitzung.
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