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Verwegene Helden mit scharfen Krallen
Gerade hat Caruso sich einen festen Platz in Madame Cocos Katzenschule erkämpft, da stehen die »Straßentiger« vor der nächsten Herausforderung: Eine Waschbären-Bande plündert ihre besten Futterplätze! Richtig ungemütlich wird es, als die frechen Räuber auch noch den legendären »Magischen Knochen« erbeuten. Wer dieses geheimnisumwobene Stück besitzt, hat uneingeschränkte Macht über sämtliche Hunde der Stadt. Schlechte Zeiten für alle Katzen! Madame Coco und den »Straßentigern« bleibt nichts anderes übrig, als sich mit ihren Erzfeinden, den »Marktmiezen«, zusammenzuschließen. Doch auch mit vereinten Kräften haben die Katzen keine Chance, die alte Ordnung wiederherzustellen – bis Caruso ein genialer Schlachtplan einfällt...
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Seitenzahl: 94
Veröffentlichungsjahr: 2024
Angelika Niestrath · Andreas Hüging
Zeichnungen von Timo Grubing
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© 2024 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagfertigstellung: Romy Pohl
Umschlaggestaltung und -illustration: Timo Grubing
ck · Herstellung: AJ
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-29491-5V001
www.cbj-verlag.de
Eine schockierende Entdeckung
Zweimal in einer Nacht
Tonnenweise Ärger
Auf der falschen Spur
In Schwierigkeiten
Django
Bruderherz
Eine Sache von größter Bedeutung
Das Einsatzkommando
Donatellas Revier
Dunkle Schatten
Im Hauptquartier
Der magische Knochen
Richtig schlechte Nachrichten
Eine neue Lage
Endlich Action!
Keine Pause
Keine Chance
Ein schrecklicher Gedanke
Der Verräter
Ausgeschlossen
Ein Geistesblitz
Freunde
Gut gemacht!
Showtime
Künstlerpech
Auge in Auge
Wo ist der Knochen?
Das nächste Abenteuer
Der neue Chef
»Alles klar, Swiftie?« Caruso lauschte in die Dunkelheit.
»Klofenster klar zum Entern!« Eine winzige schwarz-weiße Gestalt löste sich aus dem Schatten hinter Fridas Fischkantine und flitzte von der Rückseite des Restaurants zu ihm herüber. »Drinnen rührt sich nichts mehr.«
»Die haben längst geschlossen.« Puma nickte zufrieden.
»Perfektes Timing«, flüsterte Sushi stolz. »Wollen wir dann?«
»Aber hallo!« Puma grinste. »Nichts wie ran an den Fisch.« Die große dreifarbig gemusterte Katze sprang geschmeidig über den Hof, dicht gefolgt von Swiftie und der zierlichen Sushi, die in ihrem seidengrauen Pelz bei Nacht fast unsichtbar war. Caruso schlenderte entspannt hinterher. Der herzförmige weiße Fleck auf seiner Brust war im hellen Mondlicht deutlich zu sehen, doch das kümmerte ihn wenig. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass sie Fridas Fischkantine einen heimlichen Besuch abstatteten!
»Hat eigentlich einer mitgezählt, wie oft wir hier schon eingestiegen sind?«, fragte er, während sie nacheinander durch den Fensterspalt in den dunklen Toilettenraum kletterten.
»Keine Ahnung, sechsmal?«, tippte Sushi.
»Sieben«, korrigierte Swiftie sie. »Plus das erste Mal, als ich nicht dabei war.«
»Das war die Nacht, in der wir uns kennengelernt haben«, erinnerte sich Sushi. »Wisst ihr noch?«
»Und ob.« Caruso lachte leise. »Ich musste euch schließlich vor der Polizei retten.«
»Das war aber nicht unsere Schuld!« Puma hieb spielerisch nach seinem Ohr. Sie alle würden wohl nie vergessen, wie Sushi und Puma ihre erste große Prüfung für Madame Cocos Katzenschule vergeigt hatten, weil Caruso ahnungslos dazwischengeplatzt war. Damals war er noch ein verwöhnter kleiner Hauskater gewesen. Doch inzwischen ging er selbst jede Nacht in den Katzenpalast, wie sie Madame Cocos Schule unter sich nannten. Dort wurde er von der Direktorin persönlich in der hohen Kunst der Hypnose unterrichtet. Die komplizierte Schnurr-, Blinzel- und Schwanzwedeltechnik, mit der man anderen seinen Willen aufzwingen konnte, war mit Abstand sein bestes Fach – und äußerst nützlich, wenn man zum Beispiel plötzlich einem wütenden Wachhund gegenüberstand.
Das war passiert, als Caruso zusammen mit Sushi, Puma und Swiftie vor einiger Zeit über hundert goldglänzende Dosen Fischpastete aus dem Feinkostladen von Herrn Meier erbeutet hatte. Und nur Carusos Hypnose-Talent hatte sie vor Nottingham bewahrt, dem schärfsten Wachhund der Stadt! Seit die vier mit der Aktion Katzengold in der ganzen Schule berühmt geworden waren, nannten sie sich stolz die Straßentiger.
»Herrlich, dieser Duft.« Sushi trat aus der Toilette und sog genießerisch die Luft ein. Hinter einer Tür am anderen Ende des Flurs wartete die Spezialität von Fridas Fischkantine: köstliche, frisch geräucherte Makrelen. Das war natürlich auch der Grund, warum Madame Coco sie immer wieder dorthin schickte.
»Machen wir’s wie immer?«, fragte Swiftie.
»Du meinst, erst mal selber essen?« Puma grinste. »Auf jeden Fall. Warum sonst sind wir die besten Delikatessendiebe der Stadt?«
»Schätze, weil wir immer Hunger haben.« Sushi lief begierig voraus. »Also ich könnte ganz allein ein Dutzend Makrelen verpu… chhhhhhhh!« Sie fauchte mit gesträubtem Nackenfell. »Was zur Hölle …?«
Puma und Caruso wechselten einen raschen Blick, dann stürzten sie beide so hastig los, dass sie um ein Haar vor der offenen Tür zusammengestoßen wären. Caruso wich in letzter Sekunde aus, stolperte über seine eigenen Pfoten und schlitterte kopfüber in den Lagerraum hinein. Rasch drehte er sich im Kreis, um herauszufinden, was Sushi bloß so erschreckt haben konnte, doch da war nichts – buchstäblich NICHTS. Die langen Stangen, an denen normalerweise die Makrelen von der Decke hingen: LEER. Ebenso die Regale, auf denen sich sonst allerlei Vorräte für die Küche türmten. Sogar die Kartoffelkiste in der Ecke war bis auf den Boden ausgeräumt. In der ganzen Vorratskammer gab es nicht das kleinste Fitzelchen Essen mehr.
»So eine Gemeinheit!«, schimpfte Swiftie. »Wer kann das gewesen sein?«
»Marktmiezen«, vermutete Puma.
Sushi nickte grimmig. Die Marktmiezen waren eine Bande erwachsener Katzen, die rund um die Großmarkthallen am anderen Ende der Stadt lebten. Mit Madame Coco und den Katzen aus der Schule waren sie seit jeher verfeindet. Caruso und seine Freunde hatten die Miezen bereits bei der berühmten Aktion Katzengold kennengelernt, wenn auch nur von fern: Bevor sie damals in Meiers Feinkostladen einbrechen konnten, hatte die berüchtigte Truppe nämlich schon alle Fischdosen gestohlen! Die Straßentiger hatten nie herausgefunden, wer ihren Plan verraten hatte. Aber dann hatte Caruso Meiers Wachhund hypnotisiert, und der hatte ihnen geholfen, sich die Beute zurückzuholen. Kurz darauf war Caruso der Anführerin der Marktmiezen sogar persönlich begegnet. Die große schwarze Katze namens Donatella hatte ihn eines Nachts auf dem Nachhauseweg abgefangen und mit einem einzigen Blick aus ihren grünen Augen hypnotisiert. Beim Gedanken daran spürte Caruso immer noch, wie sich ihm alle Rückenhaare aufstellten! Außerdem hatte Donatella ein paar äußerst merkwürdige Dinge zu ihm gesagt, die ihn seitdem bis in seine Träume verfolgten. Aber das war etwas, worüber er mit den anderen nicht redete.
Caruso schüttelte die Erinnerung ab und dachte nach. Es würde Donatella und ihren Marktmiezen ganz ähnlich sehen, Madame Coco die Makrelen vor der Nase wegzuklauen.Trotzdem, irgendetwas an Pumas Vermutung stimmte nicht. Er kam nur nicht darauf, was es war.
»Was soll’s, lasst uns einfach zu Harry gehen«, schlug er vor. Harrys Käseparadies war eine verlässliche Quelle für cremigen Camembert, herrlich buttrigen Brie und riesige goldgelbe Stücke Gouda. Man musste nur wissen, wo der Lieferant am frühen Morgen die Kartons mit dem Nachschub abstellte, dann war der Rest ein Kinderspiel.
»Gute Idee«, sagte Puma sofort.
»Aber da waren wir erst letzte Woche«, widersprach Swiftie. »Ich habe keine Lust, mich mit Kralle anzulegen.« Kralle war ihr Lehrer für Katzenkampf – ein alter Haudegen mit mehr Narben als Fell am Leib und nur noch einem guten Auge im Gesicht. Mit der vergoldeten Kralle, der er seinen Namen verdankte, konnte er sogar Dosen öffnen! Außerdem unterrichtete er lautlosen Einstieg und strategische Planung. Niemals zweimal hintereinander in denselben Laden einsteigen war eine seiner wichtigsten Regeln. Und wie Swiftie gesagt hatte: Man ärgerte ihn besser nicht freiwillig. Auch weil er Madame Cocos engster Ratgeber war.
»Kralle wird sich noch viel mehr ärgern, wenn er erfährt, wer uns die Makrelen weggemopst hat«, meinte Sushi trocken, und Puma grinste zustimmend. Jeder wusste, dass der alte Lehrer die Marktmiezen hasste. Obwohl ihre Anführerin Donatella seine Schwester war! Doch eben diese Donatella hatte Madame Coco vor langer Zeit die Macht über die Großmarkthallen abgenommen.
Caruso hätte zu gerne gewusst, was genau dazu geführt hatte. Und warum die Schulleiterin ausgerechnet dem Bruder ihrer Erzfeindin blind vertraute! Aber über dieses Geheimnis wurde im Katzenpalast nur hinter vorgehaltener Pfote spekuliert. Wie auch immer, Sushi hatte recht: Allein der Gedanke, dass die Marktmiezen sie bestohlen hatten, würde Kralle so fuchsteufelswild machen, dass er alles andere vergaß.
Mit neuem Mut machten die Freunde sich auf den Weg zu Harrys Käseparadies. Dort angekommen, rannte die flinke Swiftie voraus, um die Lage zu prüfen. Die anderen verbargen sich in einer dunklen Ecke neben der Einfahrt. Man konnte nie wissen, wann genau der Lastwagen mit dem Camembert eintraf. Caruso stellte sich auf eine längere Wartezeit ein und war überrascht, als Swiftie bereits nach wenigen Augenblicken zurückkam – man sah ihr sofort an, dass wieder etwas passiert sein musste.
»Der Wagen war schon da«, japste die kleine Kundschafterin. »Aber die Kartons … die Käsekartons … alle aufgerissen und …«
»Du meinst doch nicht …?« Caruso linste durch das Tor und erstarrte: Die überdachte Laderampe, auf der der Lieferant normalerweise seine Ware abstellte, war übersät mit Pappestückchen und Resten von Frischhaltefolie. Irgendjemand hatte die Kartons regelrecht zerfetzt – und geplündert!
»Zweimal in einer Nacht …«, flüsterte Puma, wider Willen beeindruckt. »Kralle wird ausrasten.«
»Ich hab’s euch gesagt.« Swiftie schnüffelte hungrig an einem Restchen Brie, das vor der Hintertür des Ladens am Boden klebte. »Und wenn wir jetzt auch noch mit leeren Pfoten nach Hause kommen …«
»Auf gar keinen Fall«, sagte Puma. »Eher gehen wir zu den Tonnen.«
In den Mülltonnen am Einkaufszentrum konnte man meistens etwas Essbares finden. Ein aufgeplatzter Becher Sahne oder etwas matschige Butter waren eigentlich immer drin. Trotzdem mochten die Katzen den Ort nicht besonders – schon, weil sich dort auch andere Tiere bedienten.
»Ich esse nichts, wo schon Marder dran waren«, meckerte Sushi. »Zweitklassige Ware. Und viel zu leicht zu haben! Damit erweisen wir Madame Coco keine Ehre.« Die elegante, anspruchsvolle Schulleiterin war ihr großes Idol.
»Das ist jetzt egal, irgendwas müssen wir abliefern.« Entschlossen stapfte Puma voran, die schniefende Swiftie im Schlepptau.
»Meinetwegen.« Sushi folgte ihnen widerstrebend. »Aber so langsam gehen mir diese Marktmiezen ganz schön gegen den Strich.«
Caruso blieb hinter dem Käseladen hocken und starrte grübelnd auf die geplünderten Kartons. Wieder war er sich nicht sicher, ob das wirklich die Marktmiezen gewesen waren.
Sie waren noch ein ganzes Stück vom Einkaufszentrum entfernt, als Swiftie plötzlich stehen blieb: »Riecht ihr das auch?«
»Ist ja nicht schwer, so wie das müffelt«, maulte Sushi.
»Komm schon, sei nicht stinkig.« Puma kicherte über ihren Witz. »Je doller der Geruch, desto voller die Tonnen.«
Caruso rümpfte die Nase. Anders als seine Freundinnen war er es gewohnt, nur die feinsten Delikatessen serviert zu bekommen. Seit er mit den Straßentigern unterwegs war, kam er zwar nicht mehr so regelmäßig nach Hause wie früher. Doch in der Küche von Isolde Ohnesorg, bei der er wohnte, stand trotzdem immer ein Schüsselchen mit Köstlichkeiten für ihn bereit. Zum Glück, denn Madame Cocos Schüler mussten sich oft mit sehr viel weniger begnügen! Die Schulleiterin legte großen Wert auf gutes Essen, allerdings behielt sie das meiste davon für sich.
»Morgen bring ich euch was von zu Hause mit«, versuchte er, die Stimmung zu retten. »Meiers Feinkost, einverstanden?«
»Cool.« Sofort hellte sich Sushis Miene auf, und auch Swiftie strahlte wieder.
»Dann hol ich dich ab und helfe tragen!« Puma hielt ihm die Pfote zum Abklatschen hin.