Stress ist kein Familienmitglied - Lydia Bettermann - E-Book

Stress ist kein Familienmitglied E-Book

Lydia Bettermann

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Beschreibung

Wie du den Stress-Kreislauf endgültig durchbrichst und die liebevolle und entspannte Mama wirst, die du immer sein wolltest Fühlst du dich am Ende des Tages einfach nur noch erschöpft und fragst dich, wieso du trotz aller Anstrengungen nicht aus dem Hamsterrad des täglichen Stresses herauskommst? Kennst du das Gefühl, in deinem Alltag nur noch funktionieren zu müssen, ohne einen ruhigen Moment für dich selbst zu finden? Leidest du unter einem schlechten Gewissen, weil du deinen Kindern gegenüber oft gereizt reagierst, obwohl du das gar nicht willst? Hast du dich jemals in einem stillen Moment gefragt, wann das letzte Mal war, dass du dich wirklich erfüllt gefühlt hast – nicht als Mutter, Partnerin oder Berufstätige, sondern einfach als du selbst? Dann ist es jetzt Zeit für eine Veränderung: Wenn du es satt hast, am Ende des Tages erschöpft und unerfüllt zu sein und du dich nach einer Veränderung sehnst, die dir und deiner Familie das Glück und die Gelassenheit bringt, die ihr verdient... ... dann bietet dieses Buch den Schlüssel, um das Blatt zu wenden und dir Schritt für Schritt zu zeigen, wie du zu der liebevollen und lebensfrohen Mama wirst, die du immer sein wolltest. Du erfährst in diesem speziellen Ratgeber, wie du: - Endlich wieder Kontrolle übernimmst und effektive Strategien lernst, um den täglichen Stress zu managen, bevor er überhand nimmt. - Zeit für dich selbst schaffst und in deinem hektischen Alltag bewusst Pausen einlegst, um dich zu regenerieren und zu stärken. - Die Beziehung zu deinen Kindern vertiefst durch weniger Stress und mehr Präsenz. Lerne, geduldiger, aufmerksamer und verständnisvoller zu sein. - Selbstfürsorge praktizierst und herausfindest, wie wichtig es ist, dich selbst nicht zu vernachlässigen. - Den Stresskreislauf endgültig durchbrichst mit Werkzeugen, die nicht nur kurzfristig Erleichterung bieten, sondern dir helfen, langfristig ein erfülltes und stressfreies Leben zu führen. Sei die Veränderung, die du sehen möchtest Sichere dir jetzt dein Exemplar und finde praktische Lösungen und Inspirationen für ein harmonisches Zuhause. Für dich! Für deine Kinder! Für deine Beziehung!

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Copyright © 2024 | Lydia Bettermann

Alle Rechte vorbehalten.Die Rechte des hier verwendeten Textmaterials liegen ausdrücklich beim Verfasser. Eine Verbreitung oder Verwendung des Materials ist untersagt und bedarf in Ausnahmefällen der eindeutigen Zustimmung des Verfassers.

Table of Contents
Vorwort
Meine Geschichte
Mein Baby – ein Wunder
Doch es kam anders als erwartet
Dein eigenes Hamsterrad
Diese Faktoren halten dich im Hamsterrad
Der Schlüssel zur Veränderung liegt in dir
Verlasse den Stresskreislauf
Begleite dein Kind wieder liebevoll
Erholungszeit für dich im Alltag
Vom Überlebens- zum Schöpfermodus
Die Psyche als Ursache
Deine Gedanken erschaffen deine Realität
Kognitive Entwicklung
Prägungen
Transgenerationale Weitergabe von Traumata
Konkrete Lösungen
Betrachtung deines Fundaments
Loslassen
Selbstliebe
Deine Rolle als Mama
Schlusswort

Vorwort

Kennst du das? Endlich hat sich ein Traum erfüllt: Du bist Mama geworden, hast deine eigene Familie gegründet und langsam kehrst du in deinen Beruf zurück. Eigentlich hast du so viel erreicht, doch es schleicht sich immer wieder ein ambivalentes Gefühl ein – eine kleine Sehnsucht, hin und wieder deinem „alten Leben“ einen Besuch abzustatten. Lange Abende mit Freunden, ausschlafen, ein Netflix- und Chill-Tag auf dem Sofa mit deinem Liebsten, Fernreisen mit spannenden Abenteuern, mal allein sein im Badezimmer ... Dieses leise Stimmchen hat seine absolute Daseinsberechtigung. Egal wie intensiv man sich in Vorbereitungskursen, mit Podcasts, Büchern und Gedankenreisen mental und körperlich auf das Muttersein vorbereitet hat: Die Realität sieht anders aus! Ich meine damit nicht unbedingt schlechter, aber einfach anders. Plötzlich werden durch diesen kleinen Menschen derart starke Gefühle in dir geweckt, wie du sie vorher nicht kanntest. Es braucht Zeit, bis du dich in deiner neuen Rolle eingefunden hast. Mama zu sein können wir nicht trainieren. Wir entwickeln uns gemeinsam mit diesem zauberhaften und zugleich nervraubenden Wesen, machen dabei sowohl Entdeckungen als auch Grenzerfahrungen. Schnall dich gut an, denn mit der Geburt deines Kindes hat die Achterbahnfahrt deines Lebens begonnen! Jede Entwicklungsstufe birgt eigene anspruchsvolle Herausforderungen.

Mutter zu werden bedeutet, sich auf eine Reise zu begeben, die zu Beginn die völlige Selbstaufgabe und am Ende einen schmerzhaften Abschied beinhaltet. Je nach psychischer Widerstandsfähigkeit (Resilienz) kommst du mit mehr oder weniger grauen Haaren durch diese Jahre. Das Empfinden ist, wie wir Menschen selbst, höchst unterschiedlich. Die eine Frau empfindet die Zeit mit dem ersten Kind zauberhaft und entspannt, stößt aber beim zweiten Kind, welches sich vom ersten unglaublich stark unterscheidet, an ihre Grenzen. Eine andere ist durch monatelangen Schlafmangel nur noch ein „Schatten ihrer selbst” und schleift sich mit etlichen Kaffeetassen bis zum heiligen Mittagsschlaf. Die Dritte erfährt ihre besondere Herausforderung in der neuen Patchwork-Familienkonstellation.

Auch wenn du denkst, es geht nur dir so: Das ist nicht der Fall! Früher oder später stehen alle Mamas (zeitweise) am Rande des Wahnsinns. Die Situation fühlt sich ausweglos an, doch sie ist es nicht. Alle Mütter tragen die Fähigkeit in sich, diesen Zustand verändern zu können! Ja, ich meine es genau so. JEDE Frau kann ihre Lebenssituation recht schnell zum Besseren verändern. Auch du! Du willst wissen, wie das geht? Der Schlüssel liegt in der Selbstfürsorge! Selbst wenn ein leises Stimmchen in deinem Hinterkopf gerade sagt: „Das wäre ja zu einfach!”, muss ich widersprechen. Loszugehen und die Veränderung in Gang zu bringen, ist einfach. Dranzubleiben, neue Routinen zu etablieren, die eigenen Prägungen unter die Lupe zu nehmen und wichtige Entscheidungen für dein Leben zu treffen, ist wiederum alles andere als einfach, aber: Diesen Prozess zu durchleben lohnt sich! In diesem Buch findest du die Grundlage meines selbst kreierten „Mama-Resilienz-Coachingprogramms“. Stress ist nicht völlig aus dem Alltag wegzudenken, doch er darf in den Hintergrund rücken und „muss kein Familienmitglied bleiben“. Alle Frauen, die dieses Programm durchlaufen haben, berichten von einem „Weg zurück zur eigenen Selbstbestimmtheit“. Durch intensives Training und Coaching haben sie es geschafft, ihre persönliche Einstellung gegenüber ihren individuellen Stressoren zu verändern. Damit können sie sowohl Zeit für sich als auch Zeit mit ihrer Familie in vollen Zügen genießen – weil sie entspannter und erholter sind.

Ich bin Lydia Bettermann, gebürtige Puffbohne (Erfurterin), Mama von zwei Töchtern, und habe diesen Weg selbst durchlebt. Mein erstes (Wunsch-)Kind führte mich regelmäßig an meine Grenzen. Als gelernte Erzieherin und studierte Sozialpädagogin hätte ich nicht erwartet, dass mich das Muttersein derart stresst. Mithilfe der Individualpsychologie fügte ich diverse Puzzleteile zusammen, erschrak zu Beginn über das Gesamtkunstwerk und konnte aus einem neuen Blickwinkel heraus unzählige Lösungsansätze finden. Es ist eine Lebensaufgabe, sich den immer neuen Herausforderungen zu stellen. Inzwischen begegne ich ihnen mit Gelassenheit, Akzeptanz und Neugier. Ich lebe das Leben, das ich mir selbst erschaffen habe, doch es bleibt ein fortwährender Prozess. Seit vielen Jahren begleite ich Eltern dabei, Stressoren im Familienalltag abzubauen und ein liebevolleres Miteinander mit ihrem Nachwuchs zu gestalten, damit die kurze gemeinsame Zeit der Kindheit in vollen Zügen genossen werden kann.

Diese kleinen Wesen sind das Wertvollste unserer Gesellschaft. Sie brauchen verantwortungsvolle Erwachsene, die sich mit ihren persönlichen vergangenen Themen auseinandergesetzt haben, um in der Gegenwart bewusst agieren zu können. Wenn du wissen möchtest, wie ich es geschafft habe und wie es auch für dich möglich sein kann, eine gelassene Mutter zu werden, schnapp dir einen Stift und begib dich auf die Reise deiner Transformation (Veränderung).

Meine Geschichte

Mein Baby – ein Wunder

Dass ich an einem Muttertag in völliger Selbstbestimmtheit meinen Tag für mich gestalten könnte, hätte ich mir vor zwei Jahren nicht träumen lassen.

Muttersein war ein lang gehegter Traum von mir. Ich hatte mir diesen Lebensentwurf in den buntesten Farben ausgemalt. Tatsächlich dachte ich, mein derzeitiges Leben sei ohnehin kinderfreundlich, weshalb ich die meisten Dinge einfach weiterführen könnte.

Spazieren und wandern? Einfach das Baby in die Trage packen und los geht's! Treffen mit Freunden? Das Kleine kann nebenher spielen, ich genieße meinen Kaffee und schnattere ausgedehnt mit meiner Freundin. Werkeln im Garten – kein Problem! Mein Kind kann daneben Blümchen zupfen und in meiner Nähe sein. Ungestörte tiefgehende Gespräche mit meinem Partner oder anderen Menschen am Telefon? Während sie neben mir spielt. Haushalt erledigen? Kindlein beschäftigt sich selbst im Laufstall mit Spielzeugen. Ganz weit gefehlt!

Ich habe dieses kleine Wunderwesen von Anfang an innig geliebt und bin in meiner Mutterrolle selig aufgegangen. „Wunderwesen“ deshalb, weil wir zunächst ungewollt kinderlos blieben. Dieses monatliche Hoffen, die vielen Bemühungen, den Körper auf das beste gesunde Level zu bringen, um die Voraussetzungen zu verbessern … und die unzähligen Enttäuschungen, wenn die Periode doch wieder einsetzte. Das kam für uns unerwartet. Als junge Menschen ohne weitere Einschränkungen dachten wir nicht, dass wir ausgerechnet dieses eine von zehn Paaren sind, welches betroffen sein könnte.

Wir hatten einen Termin zur Untersuchung in der Kinderwunschklinik. Daraufhin wurden alle Vorbereitungen für eine unterstützende Maßnahme getroffen. Doch währenddessen klappte es plötzlich auf natürlichem Weg. Ein Wunder!

Dass ich während der Schwangerschaft überaus vorsichtig mit mir und dem Baby umging, brauche ich nicht weiter auszuführen. Umso größer war die Freude, als dieses kleine Wesen das Licht der Welt erblicken durfte. Wir schwebten auf rosa Wolken vor Glück! Ich fühlte mich bereit und mental gut vorbereitet für mein neues Leben als Mama – hatte ich doch während meiner beruflichen Laufbahn bereits ein großes Spektrum an Erfahrungen sammeln dürfen.

Doch es kam anders als erwartet

Monatelanger Schlafmangel und fehlende Selbstbestimmtheit verkehrten mein Denken zeitweise ins Gegenteil. Auf einmal fühlte sich nichts mehr leicht und vollkommen an, denn: Plötzlich waren so viele Gefühle im Spiel, die meine mentale Stabilität ins Wanken brachten. Das hätte ich vorher nicht für möglich gehalten!

Eine Mentorin sagte einmal: „Leben wird vorwärts gelebt – und rückwärts verstanden.“ Diesen Satz habe ich erst viel später begreifen und adaptieren können, als ich mich in meiner neuen Rolle, zeitweise völlig am Limit, wiederfand.

Wie konnte es dazu kommen?

Ich bin gelernte und erfahrene Erzieherin, studierte Sozialpädagogin, habe meinen sechs Jahre jüngeren Bruder mit aufgezogen und hatte es während meiner Arbeit im Jugendamt mit etlichen desolaten Familiensystemen zu tun. Auch die 24-Stunden-Schichten im Mutter-Kind-Heim haben mich nicht umgehauen. Ich war fest davon überzeugt: Muttersein ist mein großer Wunsch – das rocke ich mit links. Zusätzlich zu meiner langjährigen pädagogischen Erfahrung habe ich einen zuverlässigen Mann und einige andere Familienmitglieder an meiner Seite. Ich hatte mir Geld zusammengespart, um ohne finanziellen Druck zwei Jahre mit meinem Kind in Elternzeit zu Hause bleiben zu können.

Der Anfang gestaltete sich entspannt. Das kleine Zauberwesen schlief, trank, wurde gewickelt, geknuddelt und schlief wieder. Sehr viele Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und Verwandte standen Schlange, um den kleinen Menschen zu begrüßen. Das fand ich toll – und zugleich versetzte es mich in Stress. Sollte mein Baby doch angezogen, gestillt und wach sein, die Wohnung halbwegs sauber und (ja – völlig bescheuert – NUN weiß ich das!) oftmals habe ich sogar Kuchen gebacken und Kaffee angeboten, weil das bisher immer mein Standard war, wenn sich Besuch ankündigte. Bis dato war ich gerne Gastgeberin und wollte, dass sich meine Liebsten bei mir wohlfühlen.

Die Folge davon war, dass ich die Besuche begrenzte und mein schlechtes Gewissen ziemlich laut wurde. Gerade meiner Familie gegenüber, die sich häufiger Kontakt wünschte. Es allen recht zu machen und nicht enttäuschen zu wollen, war eine lang gehegte Persönlichkeits-struktur von mir.

Erkennst du dich wieder?

Im Wochenbett hätte ich eigentlich viel mehr Ruhe und Unterstützung gebraucht. Doch ich überging diese Tatsache und hatte als Folge regelmäßig mit Milchstau zu kämpfen.

Die Monate vergingen und ich entdeckte ganz neue Seiten an mir: Nie dagewesene Ängste zeigten sich. Sehr ausgeprägt war die Angst vor dem plötzlichen Kindstod. Obwohl mein Baby ruhig und entspannt schlief, schaute ich sehr oft nach ihm. Nachts schreckte ich aus dem Schlaf hoch und kontrollierte, ob es noch atmete. Überall lauerten Gefahren: Handy-Strahlung, Giftstoffe in Cremes, Weichmacher in Schnullern und Saugern, Farbstoffe in der Kleidung und Feinstaubbelastung in der Luft. Was meinem Mutterherz jedoch richtiggehend wehtat, war, wenn sie auf dem Arm eines anderen Menschen war (z. B. bei Oma oder Opa) und dann weinte. Sofort holte ich mir dieses kleine hilfsbedürftige Wesen zurück in die „heiligen Mama-Arme“. Ich war davon überzeugt, dass sie sich bei mir am wohlsten und sichersten fühlte und mein Geruch, mein Herzschlag und meine Stimme das EINZIGE waren, was sie brauchte. So meine anfängliche mütterliche Denkweise. Im Grunde ist es auch so, dass sich Babys bei ihren Eltern am wohlsten fühlen, doch die „Fremdelphase” setzt erst zwischen dem 6. und dem 8. Lebensmonat ein, wenn die Kinder bewusst unterscheiden können, wer zu den vertrauten und wer zu fremden Personen zählt.

Meinen Mann hatte ich von Beginn an vollends mit einbezogen. Bei ihm empfand ich keinen Trennungsschmerz, wenn er unser Baby umsorgte. Nachdem ich mein kleines Mädchen nachts mit Milch versorgt hatte, übernahm er und wickelte – das war unglaublich hilfreich. Allein die Tatsache, mit dieser nächtlichen Aufgabe nicht allein zu sein, brachte uns in unserer Elternrolle näher zueinander. Klar, stillende Frauen haben eine Aufgabe, die sich (leider) nicht delegieren lässt. Umso wichtiger ist für die Männer, dies anzuerkennen und in anderer Form ihren Beitrag zu leisten. Da helfen schon kleine Gesten, wie der Frau während des Stillens (auch gern mal ungefragt) ein Glas Wasser bereitzustellen.

Für viele Menschen scheint die Versorgung des Kindes mit Muttermilch selbstverständlich und wirkt sehr einfach. Doch wenn wir uns einmal vor Augen führen, was der Körper während der Schwangerschaft und Stillzeit Außergewöhnliches leistet, kann man von Hochleistungssport sprechen. Wie allgemein bekannt ist, ist Muttermilch die optimale und individuell angepasste Nahrung für ein Baby. In meiner Vorstellung wollte ich mindestens sechs Monate stillen, gern auch darüber hinaus. Doch wie bereits beschrieben, hängen Stress und Stillen eng zusammen. Schaltet der Körper stressbedingt in den Angriffs- und Fluchtmodus um, werden Hormone gebildet, die das Stillen behindern.

An einem wunderschönen Sommertag traf ich mich mit einer langjährigen Freundin und deren Schulkind in der Innenstadt. Wir versuchten, allen Bedürfnissen gerecht zu werden, besuchten einen Spielplatz und aßen Eis, gingen spazieren. Irgendwann meldeten sich jedoch unsere erwachsenen hungrigen Mägen. Wir gingen in ein Café-Restaurant, aber ich wusste genau: In kurzer Zeit wird sich mein Baby melden und etwas trinken wollen. Unruhe machte sich in mir breit, weil ich mich nicht in der Öffentlichkeit entblößen und stillen wollte. Diese Stresssituation wirkte sich direkt auf das Baby aus und es schrie, so laut es konnte. Ich ließ kurzerhand mein Essen einpacken und machte mich auf den Heimweg. Die Kleine ließ sich nicht beruhigen. Auch sie hochzunehmen und zu tragen half nicht. Also blieb ich mitten auf dem Marktplatz etwas verzweifelt stehen. Es lagen noch mindestens 30 Minuten Fußweg vor mir. In die Straßenbahn wollte ich mit meinem schreienden Baby nicht einsteigen. Da schaute eine ältere Dame aus einem Teegeschäft und holte mich hinein. Sie bot mir eine ruhige Ecke, einen Stuhl und ein Glas Wasser an. Ich habe vor Erleichterung fast geweint. Nachdem mein Baby versorgt war und ich mich wieder entspannt hatte, erzählte sie mir, dass ihre Tochter auch vor wenigen Monaten ein Baby bekommen habe und sie deshalb sensibilisiert sei für Momente der Überforderung und hormoneller Krisenstimmung. Dieses herzliche Gespräch rief meinen grundsätzlichen Glauben an das Gute im Menschen wieder wach. Zu guter Letzt schenkte sie mir einen Bäuchlein-Tee für mein Baby. Als ich nach Hause lief, schwor ich mir, meine Intuition nicht mehr zu übergehen und künftig besser auf mein Bauchgefühl zu hören. Das hatte sich rechtzeitig gemeldet, doch ich hatte es ignoriert.

Das Stillen kostete mich insgesamt sehr viel Energie. Ich hatte es mir so sehr gewünscht, dass ich innerlich verkrampfte und es stets schwierig war. Bis zum 5. Monat funktionierte die Nahrungsaufnahme über die Brust (allerdings unter erschwerten Bedingungen), doch als Brei zugefüttert wurde, wurde die Milch gefühlt weniger und eines Tages wandte sich mein Kind von meiner Brust ab. Das war der erste Schritt der Abnabelung. Autsch! Es tat weh, dieses Gefühl, „abgelehnt“ zu werden. Doch es ist ein Irrglaube, dass du als Person abgelehnt wirst, denn lediglich diese Form der Nahrungsaufnahme wird verweigert. Heute weiß ich, dass es damals ein sogenannter „Stillstreik“ gewesen sein muss. Mit der richtigen Intervention hätte man den Milchfluss und damit das Stillen wieder in Gang bringen können, doch leider wusste ich zu der Zeit noch nichts von derartigen Streiks und dachte, meine Kleine habe sich nun selbst abgestillt. Ich akzeptierte es und freute mich nach dem ersten Schreck über dieses neue Stückchen Freiheit.

Als richtige Beikost hinzukam, beschäftigte ich mich ausgiebig mit den Inhaltsstoffen von Fertiggerichten. Wirklich erschreckend, welche Zusätze sich in unseren Lebensmitteln befinden! Von Anfang an wurde bei uns jedes Breichen von Hand zubereitet – natürlich Bio. An Gläschen dachte ich nicht – und als ich es doch einmal probierte, verweigerte mein Kind das Essen. Ich testete unterschiedliche Geschmacksrichtungen. Nein, sie wollte ausschließlich selbst gekochten Brei. Doch das war ein riesiger Aufwand und ich hatte nicht wirklich Spaß daran. Ständig frische Produkte einkaufen, zerkleinern, kochen, abfüllen, einfrieren, Küche putzen. Und der ganze Aufwand, obwohl zu Beginn gerade mal ein paar Löffelchen gegessen wurden.

Der September näherte sich. Unser gemeinsamer Elternzeitmonat stand bevor. Mein Mann hatte für die Zeit eine wundervolle Reise zusammengestellt. Bereits in den Wochen vor der Abreise waren wir voller Vorfreude. Mit einem alten Camper fuhren wir über Österreich durch Italien bis nach Frankreich an die Côte d‘Azur. Auf dem Rückweg planten wir noch einen Schlenker über die Schweiz – und das Ganze in vier Wochen. Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, erinnere ich mich als Erstes daran, dass wir ständig auf Zutatensuche für die Breie waren und generell viel Zeit und Energie in die Ernährung floss. Unsere romantische Vorstellung, dass wir mitten in der Natur – abends, wenn das Mäuschen schläft – im Kerzenschein vor dem Camper sitzen und Paarzeit miteinander verbringen würden, blieb eine Illusion. Die Wirklichkeit sah so aus, dass wir auf den Campingplätzen meistens umzingelt waren von weiteren Wohnmobilen. Da wir tagsüber viel zu Fuß unterwegs waren, schlief ich oftmals schon sehr früh ein, und da ich unser Kind während dieser Zeit noch stillte, konnte ich leider nicht einmal ein Glas Wein genießen. Auch hatten wir mehrere Versuche unternommen, gemeinsam in einem Restaurant zu essen. Doch es kam nicht wie erwartet, dass die Kleine fröhlich vor sich hin spielte, während wir genüsslich speisten, denn: Sobald das Essen auf den Tisch gestellt wurde, meldete sich auch ihr Magen. Und wie bereits beschrieben, hatte ich ein Problem damit, dort zu stillen, wo andere Menschen meine Brüste sehen konnten. Also musste ich mir erst einen passenden Ort ohne Publikum suchen. Mein Mann musste daher mehrmals seine Speise allein einnehmen.

---ENDE DER LESEPROBE---