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Endlich ist das Abi geschafft, und vielen Abiturienten ist klar: Sie wollen studieren. Aber was? Und wo? Lieber an der Fachhochschule? Oder gar an einer privaten Uni?
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Seitenzahl: 299
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Rückert, Hans-Werner
Studieneinstieg, aber richtig!
Das müssen Sie wissen: Fachwahl, Studienort, Finanzierung, Studienplanung
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E-Book ISBN: 978-3-593-40023-5
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich stelle mir vor, dass Sie noch zur Schule gehen und vielleicht noch ein oder zwei Semester vor sich haben, bevor Sie das Abitur ablegen. Falls Sie es gerade frisch in der Tasche haben: Herzlichen Glückwunsch! Vielleicht haben Sie Ihre Lizenz zum Studieren auch schon vor einiger Zeit erworben und liebäugeln nun mit dem Gedanken, ein Studium zu beginnen. Dabei können Sie unter einer Fülle von Studienfächern wählen, die Sie in einer Vielfalt von Studiengängen mit unterschiedlichen Studienabschlüssen kombinieren können. Verschiedene Hochschultypen stehen zur Auswahl und Sie dürfen entscheiden, ob Sie hier oder im Ausland studieren möchten.
Es ist klar, dass Sie eine optimale Wahl unter allen sich bietenden Möglichkeiten treffen wollen. Dazu benötigen Sie Informationen. Bei diesem Ausmaß an Wahlmöglichkeiten ist es nicht leicht, die richtige Entscheidung zu treffen. Aus Unsicherheit nimmt nur jeder dritte Abiturient das Studium gleich bei nächster Gelegenheit auf. Selbst bei einem späteren Studieneinstieg ist noch jeder Fünfte unentschlossen und fragt sich während der ersten Semester, ob die getroffene Entscheidung richtig war. 30 Prozent derjenigen, die ein Studium an der Universität begonnen haben, sowie 20 Prozent der Studienanfänger an Fachhochschulen brechen ihr Studium ab, darunter viele aus Enttäuschung über ihr gewähltes Fach.
Etliche unter ihnen haben sich auf Prognosen über Berufschancen und die angebliche Sicherheit verlassen, mit der sie in der Zukunft ein Arbeitsplatz erwartet. Das ist die denkbar schlechteste Entscheidungsgrundlage. Andere sind nach ihren Interessen vorgegangen|8|, was viel besser ist, haben es dann aber schwierig gefunden, sich zwischen verschiedenen Studienfächern zu entscheiden. Gute und tragfähige Entscheidungen zu treffen und den sicheren Weg ins Studium zu finden, ist gar nicht so einfach. Ich will Ihnen mit diesem Buch dabei helfen:
Es vermittelt Ihnen, welche zehn guten Gründe überhaupt für ein Studium sprechen.
Es zeigt Ihnen den besten Weg zwischen Fachinteresse, Karriereorientierung und Arbeitsmarktprognosen.
Es erleichtert Ihnen die Wahl des für Sie richtigen Studienfachs, indem es die zehn wichtigsten Entscheidungskriterien vorstellt und Ihnen dabei hilft, diese für Ihre eigene Studienentscheidung zu nutzen.
Es gibt Ihnen die Informationen, die Sie wirklich brauchen über Numerus clausus, Bewerbung, Zulassung, Studieneinstieg und das erste Semester an der Hochschule.
In weiteren Kapiteln geht es um so wichtige Fragen wie:
Wer studiert was? – Studienfächer und Fachkulturen
Wo studieren? – Fachhochschule, Universität, Privathochschulen, Ausland
Welches Examen? – Alte und neue Studienabschlüsse
Wovon leben? – BAföG und Stipendien
Wie leben? – Wohnen, arbeiten, sich selbst finden
Ich habe versucht, diese Themen nicht nur mit harten Fakten für Sie aufzubereiten, sondern auch Ihre Gefühle anzusprechen. Denn neben vielen Informationen, die Sie sich besorgen müssen, sollten Sie auch Ihr Herz befragen:
Was heißt das für Sie: studieren? Denken Sie an die Fortsetzung des Schulunterrichts? Oder an das angeblich so ungezwungene Studentenleben – Party, Party? Freuen Sie sich auf Freiräume, die Sie selbst mit Ihren Interessen füllen können? Oder hätten Sie lieber klare Vorgaben und einen Stundenplan?
Wie stellen Sie sich die Universität von heute vor? Mit brechend vollen Hörsälen, in denen man schwerlich jemanden kennen lernen kann? Anonymität überall? Oder denken Sie eher an überschaubare |9|Institute, an Labors, in denen Sie als Mitglied eines kleinen Forschungsteams in die Wissenschaft eingeführt werden?
Das Studium selbst: Liegt es irgendwie erkennbar strukturiert, mit einem Anfang, einer Mittelphase und einem Ende vor Ihnen? Ist Ihnen bekannt, dass große Selbstständigkeit in Sachen Organisation und geringe Kontrolle Ihrer Leistungen die größten Unterschiede zum Lernen in Ihrer Schulzeit ausmachen werden?
Ihre Mitstudierenden: Freuen Sie sich auf neue Kontakte, die Sie knüpfen werden, oder ängstigen Sie sich eher davor, bei Ihrem Einstieg in die Hochschule nur einer unter vielen zu sein?
Haben Sie ein Bild von Ihren zukünftigen Hochschullehrern? Wen sehen Sie in Ihrer Fantasie vor sich: fachkundige Spezialisten, denen Sie nicht das Wasser reichen können, forschungsbesessene Persönlichkeiten, die unsere Erkenntnis vorantreiben, oder weltfremde Gelehrte, die ihr Leben einem abseitigen Thema verschrieben haben und nicht verstehen können, wenn dieses bei anderen nur Gähnen hervorruft?
Wie klingen eigentlich die Namen folgender Fächer für Sie: Jura, Psychologie, Werkstoffkunde, Elektrotechnik, Ozeanographie, Paläontologie? Wissen Sie, was sich dahinter verbirgt, oder haben Sie eine Idee, wie Sie das in Erfahrung bringen können?
Welchen Zauber entfalten für Sie Begriffe wie: Wissenschaft, Methodik, Experiment, Datensammlung, Subsumption, Feldforschung, Meisterschüler?
Und nicht zuletzt, wenn Sie daran denken, dass Sie bereits während des Studiums und nach Abschluss erst recht jemand mit einer bestimmten beruflichen Identität sein werden: Was möchten Sie sein? Und wer? Welche Art Mensch stellt ein Ingenieur, ein Rechtsanwalt, ein Arzt, ein Theologe, eine Romanistin, eine Informatikerin oder eine Mediendesignerin für Sie dar? Was wollen, was können Sie leisten, wofür glauben Sie, besonders geeignet und motiviert zu sein?
Dieses Buch ist so eine Art Reiseführer in die akademische Welt. Ich hätte ihn nicht schreiben können ohne meine mehr als 20-jährige |10|Erfahrung in der psychologischen Beratung von Studierenden und dem ebenso langen Kontakt zu meinen Kolleginnen und Kollegen in der Zentraleinrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung der Freien Universität Berlin. Ihnen bin ich dankbar für Anregungen, Anmerkungen, kritische Hinweise und Korrekturen.
Bei Britta Kroker vom Campus Verlag möchte ich mich für die Ermunterung bedanken, dieses Buch zu schreiben. Meinen Kindern Peer und Neele verdanke ich wichtige Anregungen und bei Regine Illner möchte ich mich nicht nur für konstruktiv-kritisches Lesen, sondern auch für die partnerschaftliche Toleranz bedanken, mit der sie die Entstehung dieses Buches während unserer gemeinsamen Ferien in Schweden und Italien gefördert hat. Während an allem Gelungenen also viele beteiligt sind, gehen Fehler, Irrtümer und Missglücktes allein auf meine Kappe. Zum Unvollkommenen, bei dem mir keine bessere Lösung eingefallen ist, gehört gewiss, dass ich der besseren Lesbarkeit wegen überall im Text die männliche Form verwendet habe, bei der Sie, liebe Leserin, stets mit gemeint sind.
Berlin, im November 2001
Hans-Werner Rückert
Mit der Bildungsbeflissenheit in der Bundesrepublik steht es nicht zum Besten. Viel zu wenig Schülerinnen und Schüler legen das Abitur ab, es gibt zu wenig Studierende und zu wenig Absolventen. Der Maßstab für zu wenig ist dabei zum einen der Vergleich mit den Quoten in anderen Industrieländern, zum anderen der Bedarf an gut ausgebildeten Akademikern, um in einer globalen Weltwirtschaft bestehen zu können. Die Rohstoffe der Bundesrepublik Deutschland stecken nicht in der Erde, sondern zwischen den Ohren.
Infos
Abitur: In Westdeutschland wünschen gerade einmal 50 Prozent, im Osten nur 41 Prozent aller Eltern ihren Kindern das Abitur als Schulabschluss. Im Osten erreichen lediglich ungefähr 28 Prozent der 18 bis 21-Jährigen die Hochschulreife, im Westen sind es 39 Prozent. Seit 1995 hat sich an diesen Quoten nichts geändert. In absoluten Zahlen: Im Schuljahr 1999 machten rund 340000 Schülerinnen und Schüler das Abitur. Drei Viertel von ihnen hatten die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife, ein Viertel die Fachhochschulreife.
Längst nicht alle, die eine Berechtigung zum Studieren erworben haben, machen davon auch Gebrauch.
Studienwünsche – und deren Verwirklichung: Nur noch 45 Prozent aller Eltern möchten, dass ihre Kinder nach dem Abitur ein Studium beginnen. 20 Prozent der Studienberechtigten wollen keinesfalls an die Hochschule.
|12|Von denen, die in den alten Ländern ein Abitur erworben haben, nehmen zwei Drittel auch ein Studium auf. In den neuen Bundesländern sind es 62 Prozent. Der Kurs des Studiums ist damit seit 1990 im Westen um 10 und im Osten um 20 Prozent gefallen.
Dementsprechend gering fällt der Anteil derjenigen aus, die schließlich die Hochschule mit einem Abschluss verlassen.
Absolventen: Von einem Altersjahrgang erwerben nach acht Jahren (so viel Zeit vergeht im Schnitt zwischen Abitur und Examen) nur ungefähr 11,5 Prozent einen Universitätsabschluss, annähernd dieselbe Quote wie vor 30 Jahren. Rechnet man Fachhochschulabschlüsse mit, steigt die Quote auf 16 Prozent. In anderen Industriestaaten sind es durchschnittlich 23 Prozent.
Zu denjenigen, die von vornherein auf ein Studium verzichten, kommen zu viele, die das Studium abbrechen.
Studienabbruch: Durchschnittlich bricht rund ein Drittel der Studienanfänger an Universitäten ihr Studium vor Erreichen eines Abschlusses ab, an den Fachhochschulen ist es rund ein Fünftel. Im Rahmen dieser Durchschnittsquote liegen Lehramtsstudierende und Rechtswissenschaftler; bei den Maschinenbau-Ingenieurstudenten sind es circa 40 Prozent. In Physik und Chemie sowie bei den Elektrotechnikern steigt der Anteil bereits auf 50 Prozent, bei den Wirtschaftwissenschaftlern und Informatikern liegt er bei 60 Prozent. Die Spitze bilden die Mathematiker, bei denen sieben von zehn Anfängern nie am Ziel ankommen – allerdings werden viele von ihnen schon während des Studiums von Unternehmen abgeworben.
Was soll man davon halten, wenn es gestern noch hieß, dass Physik und Chemie bei Gymnasiasten als wahre »Hassfächer« galten, die von lediglich 11 Prozent beziehungsweise 9 Prozent aller Schüler als Grund- oder Leistungskursfächer gewählt würden; dass der naturwissenschaftliche Unterricht in Deutschland im weltweiten Vergleich zudem keine guten Kenntnisse vermittle, folglich also Ingenieure, Naturwissenschaftler und Elektronik-Fachleute fehlen? Und wenig später liest man, dass sich im Studienjahr 2000/2001 36 Prozent mehr Abiturientinnen und Abiturienten für Informatik eingeschrieben haben, 20 Prozent mehr für Maschinenbau und |13|11 Prozent mehr für Elektrotechnik! Was für Entscheidungen sind da getroffen worden, welchen Kriterien folgten sie?
Wie soll man sich für ein Studium entscheiden, wenn man dauernd hört, dass in den Geistes- und Sozialwissenschaften zwar prima Bildungsinhalte vermittelt werden, deren Bezug zu Berufstätigkeiten jedoch bestenfalls vage ist? Was hat es mit neuen Abschlüssen wie Bachelor und Master auf sich, welche Chancen eröffnen sie?
Wie ist es zu bewerten, wenn allerorten neue, scheinbar private Ausbildungsstätten wie Pilze aus dem Boden schießen und jeden Tag in einem Joint Venture zwischen einem namhaften Unternehmen und einer Fachhochschule ein neuer Ausbildungsgang mit vielversprechendem Namen aus der Taufe gehoben wird?
Verunsicherung ist die Folge. Lohnt es sich unter diesen Umständen überhaupt, ein Studium anzupeilen, bringt eine Berufsausbildung nicht mehr? Ist es angesichts der scheinbar unüberschaubaren Vielfalt von mehr als 1600 Studiengängen an Universitäten, Fachhochschulen und privaten Hochschulen überhaupt möglich, einen Durchblick zu bekommen?
Ich glaube, ja! Es ist aber wichtig, in der Informationsflut, die sich längst als Belastung erweist, einen klaren Kurs zu steuern und das herauszufiltern, was wirklich wichtig ist. Beginnen wir also mit der grundlegenden Frage: Was spricht für ein Studium, was für eine berufliche Ausbildung?
Vorteile des Hochschulstudiums: zehn gute Gründe zu studieren
Es gibt mehrere handfeste Vorteile, die Ihnen ein Studium einbringt.
Befriedigung fachlicher Interessen: Ihren persönlichen Interessen können Sie durch ein Studium in der Regel eher als durch eine Berufsausbildung nachgehen. Wenn Sie sich für Wissenschaft und Forschung interessieren, dann geht ohne Studium überhaupt nichts. Wenn Sie Professorin oder Professor werden wollen, dann müssen Sie an einer Universität studieren und dort einen |14|Doktortitel erwerben! Ein wissenschaftliches Studium ist dann das Richtige für Sie, wenn Sie gern Fragen stellen und herausfinden wollen, was »die Welt im Innersten zusammenhält«. Besonders Naturwissenschaftler sehen darin ein ausschlaggebendes Motiv für ihre Studienfachwahl. Vor allem an der Universität brauchen Sie diese Neugier-Bereitschaft aber auch in allen anderen Fächern.
Bildung: Neben spezifischen Fachkenntnissen vermittelt Ihnen ein Studium zusätzlich eine hohe Allgemeinbildung, sofern Sie die Möglichkeiten der Hochschule, vor allem der Universität, nutzen und auch einmal über den Tellerrand des gewählten Faches gucken. Als Studierender haben Sie in der Regel sowohl die Zeit und ganz sicher auch die Gelegenheit, in Lehrveranstaltungen anderer Fachbereiche zu gehen. Wenn Ihr eigenes Studienfach Ihnen nicht genügend intellektuelle Anregungen bietet, dann können Sie anderes hinzukombinieren, das Ihren Neigungen entspricht: Ethnologie, ergänzt um Kunstgeschichte, Psychologie, erweitert um Kenntnisse in Ökonomie, Ingenieurwissenschaften mit Zusatzstudien in Pädagogik! Je weniger Ihr Studium durch Vorgaben, Geschäftsideen und Unternehmensphilosophien, sprich: durch das Verwertungsinteresse der Wirtschaft gestört wird, desto offener sind Ihre Bildungschancen.
Erwerb kritischen Denkens: Der Umgang mit Wissenschaft ermöglicht es Ihnen auf eine einzigartige Weise, Kritikfähigkeit zu erwerben und fundiert anzuwenden. An der traditionellen Universität finden Sie den Nährboden und die Fermente für kritisches Denken, nicht aber an Berufsakademien, privaten Hochschulen und schon gar nicht an den Akademien, die Unternehmen selbst einrichten. Denken zu lernen tut gut. Die Welt, in der wir leben, kritisch zu begleiten, verschafft Ihnen eine einzigartige Grundlage für bereichernde und tief gehende Einsichten in Zusammenhänge.
Persönlichkeitsbildung: Die Lebenssituation als Studierender stellt einen kraftvollen Motor für Ihre persönliche Entwicklung dar. Anders als Ihre berufstätigen ehemaligen Mitschüler leben Sie in einem Stadium zwischen der relativen Pflichtenlosigkeit der Jugend und den Sachzwängen des Erwachsenenalters. Ihre Freiräume sind größer als bei denjenigen, die in einer Berufsausbildung |15|stehen. Dafür bekommen Sie deutlich weniger Orientierungshilfe und Unterstützung von außen. Verlangt ist Eigenverantwortlichkeit in der selbstständigen Organisation von Alltag, Studienprogramm und Lernprozessen. Freiräume, Herausforderungen und ein hohes Maß an Selbstständigkeit sind für Ihre Persönlichkeitsentwicklung das, was die Kraftmaschinen im Fitnesscenter für Ihre Muskeln bedeuten.
Verwirklichung eigener Vorstellungen: Durch ein Studium, vor allem an der Universität, haben Sie die Gelegenheit, bereits während Ihrer Ausbildung, aber auch in Ihrer späteren Tätigkeit eigene Vorstellungen zu entwickeln und umzusetzen. Sie lernen nicht nur einen vorgegebenen Wissenskanon und wenden ihn auf Probleme an, sondern Sie lernen auch das kreative Aufwerfen und Lösen neuer und eigener Fragestellungen. Das wiederum wird sich positiv auf Ihr Studium und die Art Ihrer Berufsausübung auswirken. Wer eigene interessengeleitete Vorstellungen verwirklichen will und dabei das wissenschaftliche Vorgehen schätzt, wird unbedingt studieren wollen.
Infos
Wer die folgenden Merkmale aufweist, wird mit nahezu 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit studieren: Abitur mit überdurchschnittlich guter Note, Herkunft aus hoher sozialer Schicht, mittelstarkes bis starkes Interesse an wissenschaftlicher Arbeit.
Exklusiver Zugang zu bestimmten Berufen: Eine Reihe von Berufen können Sie überhaupt nur als Akademiker ausüben. Für manche reicht nicht einmal ein Fachhochschulabschluss aus. Arzt, Apothekerin, Rechtsanwältin oder Psychologe können Sie nur mit einem Uni-Examen werden.
Berufliche Optionen: Mit einem Hochschulabschluss in der Tasche stehen Ihnen Möglichkeiten offen, die Nichtakademikern verschlossen sind. Bei einer geschickten Anlage Ihres Studiums oder einer guten Fächerauswahl können Sie in hoch interessante |16|Tätigkeitsfelder vordringen, beispielsweise im Bereich international tätiger Organisationen oder Unternehmungen.
Karrieremöglichkeiten: Es stimmt zwar, dass Sie mit unterschiedlichen Ausbildungen in ähnliche Positionen kommen können. So erreichen Sie zum Beispiel im kaufmännischen Bereich eine Position im mittleren Management sowohl über eine betriebliche Ausbildung, ein Wirtschaftsstudium an einer Fachhochschule oder auch über ein Universitätsstudium in Betriebswirtschaftslehre. Aber der Fahrstuhl nach ganz oben, in die Chefetage, befördert zumeist doch nur Universitätsabsolventen, und gelegentlich sogar nur solche, die an einer Universität promoviert haben, also einen Doktortitel führen.
Schutz vor Arbeitslosigkeit: Ein Studium bietet keine Garantie auf einen Arbeitsplatz. Aber die Arbeitslosigkeit von Hochschulabsolventen liegt deutlich unter der allgemeinen Erwerbslosenquote.
Infos
Arbeitslosigkeit: seit 1993 bei Uni-Absolventen bei circa 4 Prozent, mit sinkender Tendenz, bei Fachhochschul-Absolventen bei circa 2,4 Prozent, in den neuen Bundesländern etwas höher. Die allgemeine Arbeitslosigkeit liegt bundesweit bei ungefähr 9 Prozent. Im Jahr 2000 wurden bei den Arbeitsämtern 183000 offene Stellen für Hochschulabgänger registriert, 18 Prozent mehr als 1999.
Auch zukünftig werden verstärkt Akademiker gesucht – denken Sie nur an die Versuche, fehlende Computerexperten ins Land zu holen. Ein Studienabschluss bietet Ihnen breitere berufliche Einsatzmöglichkeiten und damit auch Alternativen, falls Ihr Job in einem Bereich wegrationalisiert werden sollte. Als Jurist beispielsweise können Sie sowohl als Richter, als Anwalt, als Verwaltungsjurist oder als Wirtschaftsprüfer tätig sein – und damit ist das Spektrum möglicher Tätigkeitsbereiche noch längst nicht ausgeschöpft.
Geld: Natürlich ist auch die finanzielle Seite nicht unwichtig. Als fertiger Uni-Absolvent werden Ihre jährlichen Bruttoeinkünfte |17| im Vergleich zu Abiturienten ohne Hochschulabschluss um durchschnittlich mindestens ein Drittel höher ausfallen (auf einer Datenbasis aus dem Jahr 1998 hat das Wochenmagazin Focus bei einem jährlichen Durchschnittseinkommen der an einer Universität ausgebildeten Hochschulabsolventen von damals 55415 Euro ein Plus von 17895 Euro ausgerechnet). Ihr Einkommensvorsprung, auf die gesamte Zeit der Berufstätigkeit bezogen, beträgt durchschnittlich über 510000 Euro. Andere Zahlen kommen aus einer europaweiten Befragung von Akademikern, bei denen die deutschen vollzeitbeschäftigten Hochschulabsolventen (einschließlich Fachhochschulen) mit einem jährlichen Bruttoverdienst von 38347 Euro vor Norwegen und Österreich an der Spitze der Einkommen lagen.
Vorteile der Berufsausbildung außerhalb der Hochschulen
Infos
In Deutschland gibt es über 360 anerkannte Ausbildungsberufe. Unter ihnen waren die Folgenden bei den Abiturienten des Jahres 1999, die sich für eine berufliche Ausbildung entschieden hatten, am beliebtesten:
Tabelle 1: Ausbildungsberufe, die Abiturienten bevorzugt wählen (Quelle: Statistisches Bundesamt 2001)
Abiturienten, die eine Lehre machten, entschieden sich am liebsten für die folgenden Berufe: Tischler, Kfz-Mechaniker, Augenoptiker, Bürokaufmann, Zahntechniker.
|18|Ein Fünftel derjenigen, die eine Studienberechtigung haben, will keinesfalls studieren, sondern gleich ins Erwerbsleben starten. Sie sehen darin die beste Möglichkeit, ihre Wünsche nach einer sicheren beruflichen Zukunft und nach früher finanzieller Unabhängigkeit mit ihren praktischen Interessen in Einklang zu bringen. Der Hauptgrund für die Bevorzugung des Direkteinstiegs ins Erwerbsleben liegt darin, wie Eltern und Abiturienten mittel- und langfristig erwartete wirtschaftliche Entwicklungen einschätzen und sich daraufhin Arbeitsmarktchancen ausrechnen. In die längere Ausbildungszeit eines Studiums zu investieren, erscheint als riskanter. Bei einer kürzeren und stärker auf eine unmittelbare berufliche Umsetzung bezogenen Ausbildung wird eher eine sichere Rendite erwartet. Vor allem Abiturienten aus unteren, zunehmend aber auch aus mittleren Sozialschichten sowie Abiturientinnen unabhängig von ihrer Herkunft sind für diese Argumentation empfänglich.
Infos
In den alten Ländern bevorzugten im Jahr 1997 44 Prozent der Eltern, in den neuen Ländern 62 Prozent eine betriebliche Berufsausbildung. Prozentual sind das, verglichen mit 1991, im Westen 4 Prozentpunkte mehr, im Osten aber 20 Prozentpunkte!
Für zwei Drittel eines Altersjahrgangs, insgesamt circa 600000 junge Menschen, stellt das duale System, das heißt das Zusammenwirken von Berufsschule mit Wirtschaft und Handwerk, die Berufsausbildung sicher.
Wer für diesen Ausbildungsweg optiert, dem bieten sich in der Regel die folgenden Vorteile:
Befriedigung von praktischen Interessen: Tatsächlich kommen Ausbildungen außerhalb der Hochschulen all jenen entgegen, deren Stärken eher auf praktischem Gebiet als in der Theorie liegen. Wenn Sie einen unmittelbaren Bezug zwischen Lernstoff und Tätigkeiten bevorzugen, dann werden Sie an einer Berufsausbildung wohl eher Freude haben. Aber eine Warnung ist angebracht: Manch einer hat einfach nur genug von der Art Theorievermittlung|19|, mit der er in der Schule, zumindestens in der Sekundarstufe II, dauernd konfrontiert war, und sehnt sich deswegen nach etwas Praktischem.
Tipp
Im Zweifel hilft ein Praktikum! Eine der besten Möglichkeiten zu testen, ob Ihr praktisches Interesse wirklich stark genug ausgeprägt ist, liegt darin, ein Praktikum in einem Betrieb zu absolvieren. Viele von Ihnen haben das möglicherweise schon in der 10. Jahrgangsstufe getan und so einen ersten Einblick in die Berufswelt nehmen können. Machen Sie noch eins, in einer Firma oder einer Behörde, bei der Sie sich vorstellen können, auch auf Dauer zu arbeiten. Sie werden davon nur profitieren. Sollten Sie sich in Ihrer Einschätzung bestätigt fühlen, dass Sie eher ein Mensch der Praxis sind, dann ohnehin. Wenn nicht, ist diese Information ebenfalls sehr wichtig (wenn auch vielleicht nicht ähnlich willkommen, weil Sie sich dann etwas Neues überlegen müssen).
Hoffnung auf Übergang in den Beruf: Durchschnittlich 17 Prozent derjenigen, die auf ein Studium verzichten, tun dies, weil sie schlechte Berufsaussichten als Akademiker befürchten. Tatsächlich liegt aber, wie Sie im vorigen Abschnitt schon erfahren haben, die allgemeine Erwerbslosenquote höher als die von Akademikern. Manche Uni-Absolventen müssen allerdings mit einer Phase der »Sucharbeitslosigkeit« rechnen, bis sie eine Anstellung gefunden haben, die ihren Wünschen entspricht. Wenn Sie hingegen eine Ausbildung in einem Unternehmen absolviert und dabei positiv auf sich aufmerksam gemacht haben, wird Ihnen unter Umständen unmittelbar nach Abschluss der Ausbildung eine angemessene Tätigkeit angeboten.
Schneller auf eigenen Beinen: Eine berufliche Ausbildung bietet früher einen qualifizierten Abschluss, von dem Sie finanzielle Unabhängigkeit vom Elternhaus und größere Selbstständigkeit erwarten können. Dieses Motiv wird je nach Ihrer familiären Herkunft unterschiedlich wichtig für Sie sein. |20|In jedem Fall sind Sie beim Berufseinstieg deutlich jünger als ein Hochschulabsolvent, was durchaus vorteilhaft sein kann. Wenn Sie nach der Ausbildung richtig Geld verdienen, können Sie schon in jungen Jahren eine Familie gründen.
Infos
»Ich möchte möglichst bald Geld verdienen«, ist für 74 Prozent der Arbeiterkinder, aber nur für 62 Prozent der Beamten- und Selbstständigenkinder ein stichhaltiges Argument.
Bewährung in der Arbeitswelt: Nachdem Sie 13 Jahre lang die Schulbank gedrückt haben, brennen manche von Ihnen sicher darauf, den Status als Schüler loszuwerden. In der Arbeitswelt bekommen Sie nach der Berufsausbildung vielfach verantwortungsvolle Tätigkeiten und Positionen übertragen, bei denen Sie sich bewähren können. Sie haben die Möglichkeit, sich im überschaubaren Rahmen eines Unternehmens mit klaren Verbindlichkeiten und Zuständigkeiten durch Ihre Leistungen auszuzeichnen. Ihr Einsatz kann Ihnen Beachtung, Zuwendung und auch materielle Belohnungen ermöglichen, von denen Ihre studierenden Klassenkameraden noch lange nur träumen dürfen.
Erst Berufsausbildung, dann studieren? Natürlich haben Sie mit Ihrem bestandenen Abitur die Möglichkeit, auch später jederzeit ein Studium beginnen zu können. In den achtziger Jahren war es beliebt, erst eine Banklehre zu machen, um dann eventuell ein Studium anzuschließen. Aber viele hatten durch die vorgeschaltete Ausbildung kaum Vorteile. Absolventen, die nur über den Studienabschluss verfügten, hatten genauso gute Einstellungschancen. Der direkte Einstieg entweder in die berufliche Ausbildung oder ins Studium ist zeitsparender und wird inzwischen positiver bewertet. Nur noch 28 Prozent der Studierenden haben vor Aufnahme des Studiums eine Berufsausbildung absolviert.
Geringere Abbruchgefährdung: Viele fragen sich, ob sie bei einem Studium wirklich am Ende mit einem Abschluss dastehen würden. Sie haben von den hohen Abbrecherquoten an den Hochschulen gehört.
|21|Allerdings sind nicht alle Studienabbrecher Versager. In den Quoten sind auch diejenigen enthalten, die bereits während des Studiums in gute Jobs weggelockt wurden.
Statistisch gesehen wirft also auch mehr als ein Fünftel derjenigen, die eine Ausbildung angefangen haben, das Handtuch. Allerdings sind in dieser Abbruchquote alle Auszubildenden enthalten, darunter auch alle Nichtabiturienten. Während Sie sich durch Ihre lange Schulzeit schon im Durchhalten bewährt haben, sind unter den anderen Azubis viele Unmotivierte oder Unentschlossene, sodass die Quote der abbrechenden Abiturienten deutlich geringer ausfallen dürfte.
Infos
Studienabbruch: 18–20 Prozent an der Fachhochschule, circa 30 Prozent an der Universität.
Ausbildungsabbruch: circa 22 Prozent.
Ersparte finanzielle Belastungen: Studieren ist teuer. Viele fürchten die hohen Kosten und ängstigen sich vor Schulden. Auch hier spielt die familiäre Herkunft eine große Rolle.
Infos
Für mehr als ein Drittel der Arbeiterkinder, aber nur für ein Fünftel der Kinder von Besserverdienenden ist das fehlende Geld für die Studienfinanzierung der Hauptgrund, ein Studium gar nicht erst aufzunehmen. Vor der neuen BAföG-Regelung, die am 1. April 2001 in Kraft trat, wurden aus der Gruppe der Arbeiterkinder auch am häufigsten Befürchtungen geäußert, nach der Förderung durch ein BAföG-Darlehen auf einem Schuldenberg zu sitzen.
Auf wen folgende Merkmale zutreffen, wird mit nahezu 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit zu einer Berufsausbildung neigen: Abitur bei gleichzeitiger Herkunft aus niedriger oder mittlerer sozialer Schicht, pessimistische Einschätzung des Arbeitsmarkts für Akademiker und starker Einfluss dieser Einschätzung auf die Entscheidung.
|22|Es gibt durchaus gute Gründe dafür, einer Berufsausbildung den Vorzug zu geben. Wenn Sie sich mit den gerade dargestellten Argumenten identifizieren konnten, dann sollten Sie ein etwaiges Studieninteresse noch einmal überdenken.
Tipp
Wenn Sie sich für eine Berufsausbildung entscheiden, dann sollten Sie sich bei der Wahl der Lehre sehr stark an Ihren gegenwärtigen Interessen und weniger an Hoffnungen auf zukünftige Erfolge orientieren. Denn Ihre Zufriedenheit hängt besonders bei Ausbildungsberufen entscheidend davon ab, ob Sie Ihren Interessen in der Arbeit Ausdruck verleihen können oder nicht. Zu prophezeien, ob Sie in dem Beruf, für den Sie sich entscheiden, später Erfolg haben werden, ist wesentlich schwieriger, weil sich Ihre Interessen auf längere Sicht noch verändern können und weil Sie sowieso nicht davon ausgehen können, lebenslänglich den einmal gewählten Beruf auszuüben.
Während Sie nämlich als Student noch ein paar Jahre vor sich haben, bevor Sie sich – als persönlich gefestigter und reifer gewordener Endzwanzigjähriger – für einen konkreten Beruf entscheiden, müssen Sie sich als Interessent am Berufseinstieg zu einem Zeitpunkt festlegen, an dem Ihre Persönlichkeitsentwicklung noch mächtig im Fluss ist. Deswegen ist es sinnvoll, dass Sie Ihre gegenwärtigen Interessen an erste Stelle setzen.
Infos
Im Berufsinformationszentrum (BIZ) Ihres örtlichen Arbeitsamts können Sie den Computer nutzen, um Ihr Interesse für Ausbildung und Berufe und Ihr Interesse für Studiengänge beziehungsweise akademische Berufe zu testen, indem Sie einfach eingeben, welche Merkmale von welchen Tätigkeiten Sie interessieren. Das Computerprogramm erstellt Ihnen dann eine Liste von Berufen, an der Sie ablesen können, ob Experten zur gleichen Einschätzung gekommen sind wie Sie und was die Wichtigkeit bestimmter Tätigkeitsmerkmale für bestimmte Berufe angeht.
Wenn Sie anhand Ihrer Interessen eine Liste möglicher Berufe aufstellen, dann können Sie diese ebenfalls mit der Einschätzung von Experten vergleichen. Dafür gibt es ein Programm auf CD-ROM oder im Internet (www.machs-richtig.de). Einen Test zum |23|Thema »Welcher Beruf passt zu mir?«, können Sie online auf den Seiten Studium- und Berufswahl des Focus-Magazins ausfüllen (www.focus.de) oder direkt beim Geva-Institut (Gesellschaft für Verhaltensanalyse und Evaluation, www.geva-institut.de). Der Berufs-Interessen-Test für Schüler gibt Ihnen Auskunft über Ihre Interessen, Ihre Talente und darüber, welche Art von Berufen Ihnen liegt. Dazu macht er Ihnen drei Vorschläge für Ausbildungen, die Ihrem Profil gut entsprechen würden.
Über alle möglichen Berufe informiert das Buch Beruf aktuell – alle Ausbildungen auf einen Blick, das Sie kostenlos bei der Berufsberatung der Arbeitsämter erhalten. Oder Sie schauen einmal ins Internet: www.berufswahl.de. Informationen zu neu geschaffenen Berufen finden Sie unter www.neue-ausbildungsberufe.de. In der Datenbank BERUFEnet können Sie unter www.arbeitsamt.de in Ausbildungs- und Tätigkeitbeschreibungen vieler Berufe stöbern. Auch bei www.bibb.de gibt es Informationen über berufliche Ausbildungen.
Detaillierte Informationen zu allen möglichen akademischen und nichtakademischen Berufen finden Sie in den Blättern zur Berufskunde, die Sie bei der Berufsberatung für Abiturienten und Hochschüler Ihres Arbeitsamts einsehen können, oder im Internet unter www.arbeitsamt.de. Dort bekommen Sie auf einer CD-ROM mit dem Titel Berufswahl 2001 auch aktuelle Informationen über die Ausbildungssituation in verschiedenen Regionen Deutschlands.
Hilfreich ist auch die regelmäßige Lektüre der Zeitschriften Abi und Uni, die ebenfalls von der Bundesanstalt für Arbeit herausgegeben werden.
Unter www.einstieg.com gibt es Informationen sowohl zu Unternehmen und Ausbildungsberufen als auch zum Studium.
Wenn Sie zwar mit einer Berufsausbildung liebäugeln, aber noch nicht ganz festgelegt sind, dann können Sie sicher auch von dem Kapitel »Die wichtigsten Faktoren bei der Studienfachwahl« in diesem Buch profitieren.
Wenn für Sie schon klar ist, dass Sie studieren möchten, dann können Sie auf den nächsten Seiten mehr über unser Hochschulsystem und über Ihre zukünftigen Mitstudierenden erfahren, also über den Club, in dem Sie Mitglied werden möchten.
Wenn Sie studieren wollen, können Sie das in der Bundesrepublik Deutschland im Wesentlichen an drei Arten von Hochschulen tun: an
wissenschaftlichen Hochschulen,
Fachhochschulen und
künstlerischen Hochschulen.
Zu diesen Hauptgruppen gehören Hochschulen ganz verschiedenen Typs:
Tabelle 3: Hochschularten in der Bundesrepublik Deutschland
Insgesamt verzeichnet die Datenbank der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der Vereinigung aller deutschen Hochschulen, die Sie unter www.hochschulkompass.hrk.de erreichen, zurzeit (November 2001) 324 staatliche oder staatlich anerkannte Hochschulen. Worin bestehen die Unterschiede?
|25|Universitäten
Die Bezeichnung »Universität« kommt vom lateinischen Wort universitas, das meint die Gesamtheit (in diesem Fall: des Wissens). Universitäten, Technische Universitäten/Hochschulen und Gesamthochschulen/Universitäten bieten in der Regel ein breites Fächerspektrum an, von Theologie über Geistes- und Sozialwissenschaften, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Natur- und Ingenieurwissenschaften bis hin zu Medizin und den verschiedenen Studiengängen für die Ausbildung von Lehrern.
Wie der Name schon sagt, stehen an Technischen Universitäten/Hochschulen die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge im Vordergrund.
An Gesamthochschulen/Universitäten, die es nur in Hessen und Nordrhein-Westfalen gibt, sind Studiengänge in einer Hochschule vertreten, die sonst auf die verschiedenen, in der Tabelle oben angegebenen Typen aufgeteilt werden. An Gesamthochschulen, die es nur in Nordrhein-Westfalen und Hessen gibt, können Sie »integrierte« (sich ergänzende) beziehungsweise »gestufte« Studiengänge belegen, bei denen Ihre Fachhochschulreife ausreicht, um einsteigen zu können, während Sie an der klassischen Universität die Allgemeine Hochschulreife benötigen.
An den (evangelischen) Kirchlichen Hochschulen und den (katholischen) Philosophisch-Theologischen Hochschulen werden Theologen ausgebildet, genau wie an den theologischen Fakultäten der Universitäten.
Hochschulen für Medizin, Tiermedizin und Sport bieten genau diese (und keine anderen) Studienangebote und entsprechen in ihren Standards wissenschaftlichen Hochschulen.
Die Fernuniversität Hagen ist die einzige staatliche Fernuniversität der Bundesrepublik. Sie bietet Studienmöglichkeiten in den Bereichen Elektrotechnik, Mathematik, Informatik, Rechts-, Wirtschafts-, Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften an. Die 40000 Studierenden bekommen die Lerninhalte als Studienbriefe nach Hause geschickt, können zunehmend aber auch die Möglichkeiten elektronischer Kommunikation nutzen und werden regional durch Studienzentren betreut.
Die beiden Universitäten der Bundeswehr in München und |26|Hamburg sind Offiziersanwärtern und Offizieren vorbehalten, die sich für zwölf Jahre verpflichten müssen. Studienmöglichkeiten bestehen in Universitäts- und Fachhochschulstudiengängen.
Pädagogische Hochschulen gibt es nur noch in Baden-Württemberg. Dort werden – außer Studienräten – Lehrer ausgebildet. In allen anderen Bundesländern findet die Ausbildung für sämtliche Lehrämter an den wissenschaftlichen und/oder Kunst- und Musikhochschulen statt.
Fachhochschulen
Fachhochschulen (FH) sollen mit einer praxisorientierten Ausbildung auf berufliche Tätigkeiten vorbereiten, in denen Sie wissenschaftliche Kenntnisse oder künstlerische Fähigkeiten anwenden müssen. Dementsprechend finden sich an Fachhochschulen vor allem ingenieurwissenschaftliche Studiengänge sowie Studienmöglichkeiten in den Bereichen Betriebswirtschaftslehre, Sozialwesen, Landwirtschaft und Gestaltung. Spezielle Fachhochschulen bilden Fachkräfte für den gehobenen nichttechnischen Dienst des Bundes und der Länder aus. Ein direkter Zugang ist hier nicht möglich, man muss ein einschlägiges Beschäftigungsverhältnis in der öffentlichen Verwaltung haben.
Kunst- und Musikhochschulen
An ihnen findet die Ausbildung in bildenden, gestalterischen und darstellenden Künsten sowie die Ausbildung in musikalischen Fächern statt.
Zugangsvoraussetzung ist – wie auch beim Sportstudium – neben der allgemeinen oder fachgebundenen Hochschulreife eine entsprechende Eignung, die Sie durch Vorlage einer Mappe mit eigenen künstlerisch-gestalterischen Arbeiten, durch das Vorspielen auf Haupt- und Nebeninstrumenten oder durch eine Sporteignungsprüfung nachweisen müssen. Für die Anfertigung dieser Mappen beziehungsweise die Vorbereitung auf die Prüfungen sollten Sie genügend Zeit einkalkulieren!
|27|Andere Hochschulen
Neben den hier erwähnten Hochschulen gibt es weitere private Universitäten und Fachhochschulen, die zumeist nur eine oder einige wenige Studienrichtungen anbieten, bevorzugt in Wirtschaftswissenschaften. Beim Bundesbildungsministerium können Sie die Aufstellung Nichtstaatliche Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland beziehen (www.bmbf.de). Mehr hierzu und auch zu den Unterschieden zwischen den Hochschularten, insbesondere zwischen Universitäten und Fachhochschulen, finden Sie im Kapitel Wo studieren?
Nur der Vollständigkeit halber: Zum Hochschulausbildungssystem gehören auch noch die Berufsakademien, die es in mehreren Bundesländern gibt. Das Studium dort ist dual organisiert, das heißt zwischen Staat und Wirtschaft aufgeteilt. Sie brauchen einen Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen, das mit der jeweiligen Berufsakademie kooperiert. In den drei Jahren des Studiums wechseln Sie regelmäßig zwischen der Praxis-Ausbildungsstätte und der staatlichen Studienakademie. Berufsakademien, deren Ausbildungen vorzugsweise in den Bereichen Wirtschaft, Sozialwesen, Informatik und Ingenieurwesen liegen, werden in den folgenden Ausführungen nicht berücksichtigt. Mehr über diese Einrichtungen können Sie unter www. ba-infos.de und in dem Buch Studien- und Berufswahl erfahren, das Sie kostenlos bei der Berufsberatung des Arbeitsamtes bekommen (Internet: www.studienwahl.de, www.berufswahl.de).
Kosten
Infos
Das deutsche Hochschulsystem kostete nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Erhebungsjahr 1998 die öffentliche Hand 12,4 Milliarden Euro an Steuergeldern für die Grundausstattung aller Hochschulen, private eingeschlossen; hinzu kommen eigene Einnahmen der Hochschulen aus Krankenbehandlung, Gutachten und |28|aus Mitteln, die von dritter Seite für Forschung und Lehre zur Verfügung gestellt werden (die dritte Seite ist, was die Förderung zum Beispiel durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft angeht, den größten Drittmittelgeber, wiederum der Steuerzahler). Die Hochschulen gaben 1998 insgesamt 26 Milliarden Euro aus, davon 88 Prozent für Personal und Sachmittel, 12 Prozent für Investitionen. Eine Professorenstelle kostet 307030 Euro, ein durchschnittlicher Studienplatz 7 004 Euro jährlich. Die teuersten Studienplätze pro Jahr sind die in Humanmedizin (24900 Euro) und Veterinärmedizin (11913 Euro), während ein Sprachwissenschaftler den Staat jährlich lediglich 2 761 Euro und ein Sozialwissenschaftler gar nur 2 045 Euro kostet. Im Mittelfeld rangieren Natur- und Ingenieurwissenschaften.
Studienangebot
Insgesamt gibt es in der Bundesrepublik 9 403 grundständige Studienmöglichkeiten, also Fächer, in denen Sie ein Studium beginnen können (Stand November 2001). Das Spektrum reicht von Abfallentsorgung (TH Aachen) über Marketing Ostasien (FH Ludwigshafen) bis zu Zahnmedizin (an 15 Universitäten, darunter FU Berlin, Universität Greifswald und Medizinische Hochschule Hannover).
Das jeweils aktuelle Angebot an Studiengängen steht im Internet unter www.hochschulkompass.hrk.de, wird aber auch als Broschüre Studienangebote deutscher Hochschulen, die Sie im Buchhandel beziehen können, für jedes Semester neu veröffentlicht.
Was Sie online studieren können, finden Sie unter www. studieren-im-netz.de. Bis auf wenige Ausnahmen gehen die Hochschulen aber davon aus, dass Sie in einem Präsenzstudium am Hochschulort anwesend sind und die ganze Zeit für Ihr Studium zur Verfügung stehen.
|29|Infos
Das Studienjahr ist unterteilt in ein Sommer- und ein Wintersemester. Letzteres beginnt an Universitäten stets am 1. Oktober und endet am 31. März, das Sommersemester beginnt mit dem 1. April und endet am 30. September. An Fachhochschulen liegen die Termine oft früher. Manches Studium können Sie nur zum Wintersemester beginnen. Die Lehrveranstaltungen finden nicht im gesamten Semesterzeitraum statt, sondern in den Vorlesungszeiten. Der Rest des Semesters ist vorlesungsfreie Zeit und wird fälschlicherweise »Semesterferien« genannt, obwohl Sie in dieser Zeit eigentlich nicht faulenzen können, sondern eigenständige Studienleistungen erbringen, sich auf Prüfungen vorbereiten, Hausarbeiten anfertigen, Praktika absolvieren oder Geld verdienen müssen.
Studiengänge
Die 9 403 Studienangebote, von denen gerade die Rede war, sind in so genannten grundständigen Studiengängen organisiert. Grundständig heißt, dass Sie mit diesen Studiengängen Ihr Studium beginnen, an das sich weiterführende (ergänzende, Zusatz-) Studien anschließen können.
Studiengänge an Universitäten: Die Studiengänge sind um ein oder mehrere Fächer herum aufgebaut und aufeinander bezogen. Sie erstrecken sich über die so genannte Regelstudienzeit, die in Halbjahren (Semestern) angegeben wird. Sie sind zumeist in ein Grundstudium gegliedert, das mit einer Zwischenprüfung abgeschlossen wird, an Universitäten zumeist nach einer Regelstudienzeit von 4 Semestern. Hier erwerben Sie die allgemeinen Grundlagen Ihres Faches (oder Ihrer Fächer). Im Hauptstudium vertiefen Sie Ihre Kenntnisse in vorgegebenen Pflichtfächern und spezialisieren sich durch Wahlpflichtfächer und Wahlfächer. Nach einer Regelstudienzeit von 8–12 Semestern – de facto dauert das Studium an der Universität jedoch durchschnittlich 12 bis 14 Semester – legen Sie eine Hochschul- oder eine Staatsprüfung ab. Gefordert sind in der Regel die Anfertigung einer größeren schriftlichen Arbeit und das |30|Ablegen von weiteren Prüfungen in den Teilfächern, die schriftlich oder mündlich vorgenommen werden können. Magister- und Diplomprüfungen führen zum Erwerb der akademischen Grade Magister Artium (M. A.) beziehungsweise Diplom. Legen Sie hingegen eine Staatsprüfung ab (vor einem staatlichen Prüfungsamt), werden Sie nicht mit einem klangvollen Titel belohnt. Sie haben dann jedoch eine Berufszulassungshürde genommen und können in einen Vorbereitungsdienst gehen (Referendariat), an dessen Ende eine zweite Staatprüfung Ihnen die volle Berufsausübung erlaubt. Kirchliche Prüfungen entsprechen sinngemäß den Staatsprüfungen, können jedoch zu Diplom- und Magisterabschlüssen führen.
Neuerdings können Sie an der Universität auch einen Bachelor und Masterabschluss erwerben. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel »Abschlüsse«.
Studiengänge an Fachhochschulen: Im Unterschied zu Universitäten sind die Studiengänge an Fachhochschulen straffer organisiert und eher verschult. Grund- und Hauptstudium sollen in insgesamt acht Semestern absolviert werden. Dabei sind Praxisphasen eingeschlossen, die in der Regel ein bis zwei Semester umfassen. Die reale durchschnittliche Studiendauer liegt bei elf Semestern. Der traditionelle Abschluss des Studiums an Fachhochschulen ist eine Diplomprüfung. Bestehen Sie diese, so führen Sie beispielsweise den Titel »Diplom-Ingenieur« mit dem Zusatz (FH). Immer mehr Fachhochschulen bieten aber auch einen berufsqualifizierenden Bachelorabschluss an, der nach sechs bis acht Semestern erworben wird. Darauf aufbauend können Sie dann noch ein Masterstudium anschließen.
Häufig bieten Fachhochschulen auch die Möglichkeiten eines dualen Studiums an: Sie kombinieren eine berufliche Ausbildung mit einem Studium und haben am Ende – bei erfolgreichem Ausgang – einen von der IHK (Industrie- und Handelskammer) anerkannten Abschluss und ein FH-Diplom.
Natürlich können Sie mit Ihrer allgemeinen Hochschulreife an einer FH studieren, aber gegebenenfalls auch mit fachgebundener Hochschulreife und mit der Fachhochschulreife. Für bestimmte |31|Studiengänge im künstlerischen und gestalterischen Bereich sind Eignungsprüfungen vorgesehen.
Studiengänge an künstlerischen Hochschulen: Die Studiengänge an Kunst- und Musikhochschulen bewegen sich auf einer Skala von wenig strukturiert und ohne Abschlussprüfung bis zu durchgeplant, einschließlich Meisterklassendiplom beziehungsweise Konzertexamen, je nachdem ob Sie Freie Kunst studieren möchten, Tanz, Schauspiel oder Experimentelle Filmgestaltung. Wenn Sie Kunst im Rahmen eines Lehramtsstudiums studieren, schließen Sie mit einem Staatsexamen ab. Übrigens können Sie zum Studium an diesen Hochschulen auch ohne Hochschulzugangsberechtigung zugelassen werden, wenn Sie in einer Aufnahmeprüfung eine besondere künstlerische Begabung nachweisen.
Studienvoraussetzungen