Sturm der Seelen - Michael McBride - E-Book

Sturm der Seelen E-Book

Michael McBride

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Beschreibung

Wenn das Siegel sich öffnet, ist das Ende nah

Nachdem die vier Reiter der Apokalypse die Hölle auf Erden entfesselt haben, liegt die menschliche Zivilisation in Trümmern. Auch dem bunt zusammengewürfelten, kläglichen Haufen Überlebender droht die endgültige Auslöschung, als die Legionen der Hölle sich zum Angriff auf das letzte Refugium der Menschheit sammeln. Denn es sind nur wenige Verteidiger – und sie sind untereinander zerstritten …

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Seitenzahl: 558

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Inhaltsverzeichnis
Buch
Autor
Titel
Widmung
BUCH EINS
I - MORMON TEARS
II - IN DEN RUINEN VON DENVER, COLORADO
III - MORMON TEARS
IV - DAS TOR
V - MORMON TEARS
Copyright
Buch
Die menschliche Zivilisation liegt in Trümmern, und das Ende der Menschheit scheint nahe. Nichts konnte dem Ansturm der vier Reiter der Apokalypse widerstehen, die die Hölle auf Erden entfesselt und den größten Teil der Menschheit ausgelöscht haben. Ein letzter, bunt zusammengewürfelter, kläglicher Haufen Überlebender um den jungen Mann namens Phoenix, in dem manche den Messias - die Wiederkunft Jesu Christi - zu erkennen glaubten, hat sich in einem abgeschiedenen Refugium verschanzt. Doch Phoenix weiß, dass sie eigentlich keine Chance mehr haben. Denn angeführt von jenem schrecklichen Reiter namens Krieg machen sich die übermächtigen Heerscharen der Hölle schon zum Angriff bereit - und die wenigen Verteidiger sind heillos untereinander zerstritten …
Autor
Michael McBride lebt mit seiner Frau und ihren vier Kindern im Schatten der Rocky Mountains.
Außerdem lieferbar:
Reiter der Apokalypse (26611)
Weitere Titel sind in Vorbereitung.
Für meine Mutter
Und betet, dass ihr nicht kämpfen müsst im Winter.
Denn diese Tage werden erfüllt sein von einer Trübsal, wie sie nie gewesen seit Anbeginn von Gottes Schöpfung und wie sie nie wieder wird sein.
Und hätte der Herr diese Tage nicht verkürzt, kein Einziger wäre errettet worden: Nur um der Auserwählten willen, die Er erkoren, hat Er diese Tage verkürzt.
Wenn nun jemand in dieser Zeit zu euch wird sagen: Seht, dort ist Christus! Seht, dort ist er!, so glaubet ihm nicht.
Denn es werden sich erheben falsche Christen und falsche Propheten, die Zeichen und Wunder tun, dass, so es möglich wäre, sie verführen selbst die Auserwählten. Ihr aber sehet euch vor! Gebet Acht, denn ich habe es euch alles vorausgesagt.
Und in jenen Tagen, nach der Trübsal, wird die Sonne sich verfinstern, und der Mond wird uns nicht spenden sein Licht,
und die Sterne werden fallen vom Firmament, und erschüttert werden die Mächte des Himmels.
Markus 13, 18-25
BUCH EINS
I
MORMON TEARS
Irgendwo hinter den schwarzen Wolken ging gerade die Sonne auf. Phoenix stand an dem weißen Ufer und starrte hinaus auf den Großen Salzsee, benannt Mormon Tears. Obwohl sie nicht mehr war als ein etwas helleres Fleckchen Grau am Himmel, konnte er ihre Wärme auf seinem Gesicht spüren. Phoenix schloss die Augen und schwelgte in dieser sanften Berührung auf seinen Augenlidern und darin, wie sie die eisigen Klauen der Kälte aus seinem Körper vertrieb. Er seufzte, und sofort trug der Wind die graue Dampfwolke seines Atems davon. Tief in seinem Inneren fühlte er so etwas wie Zufriedenheit, einen Frieden, wie er ihn in seinem ganzen Leben noch nicht gekannt hatte. Das Himmelstheater über ihm erstreckte sich in alle Richtungen, ohne Grenze, nur ein winzig kleiner, fahler Lichtschein durchdrang die unersättlichen Nuklearwolken, um ihn auf seinem Fleckchen Sand zu wärmen, während die salzig-schaumige Brandung seine wunden Zehen umspülte. Er wusste, dass er diese Momente genießen musste, denn bald schon würden sie rar werden. Die dunkle Macht erhob sich dort hinten, wo der Horizont das scheinbar endlose schwarze Wasser und die vereinzelten glatten Felsinseln berührte. Sogar aus dieser Entfernung konnte er spüren, wie der Feind an Zahl zunahm und seine Kräfte sammelte für die Schlacht, die da kommen würde. Die dunkle Kraft seines Widersachers war selbst über all die hunderte von Meilen, die zwischen ihnen lagen, zu spüren; sie breitete sich aus wie ein Erdbeben, sandte böse Vorahnungen von bevorstehendem Blutvergießen bis hierher über das Wasser und ließ die Erde zittern.
Vor seinem geistigen Auge sah er, wie die Wellen ohne anzuhalten einfach über das Ufer rollten und alles mit einem dicken, eisigen Matsch überzogen. Violette Blitze zuckten aus brodelnden, schwarzen Gewitterwolken und verwandelten die Farbe des über den Strand hinwegfegenden Wassers zu Blutrot.
Sie würden bald kommen.
Es war an der Zeit, sich vorzubereiten.
»Wunderschön, nicht?«, sagte Missy hinter ihm, und er öffnete seine Augen.
Phoenix drehte sich um, und ein Lächeln trat auf seine Lippen, so wie jedes Mal, wenn er sie sah. Nachdem er so lange in der Dunkelheit gelebt hatte und nicht einmal in seinen Träumen ihr Gesicht hatte sehen können, versuchte er jetzt, jeden Anblick in seiner Erinnerung zu verewigen; allein der Klang ihrer Stimme war für ihn beruhigender als selbst sein eigener Herzschlag.
»Ja«, flüsterte Phoenix, obwohl er den See in seinem Rücken bereits vollkommen vergessen hatte.
Missy wurde rot, ohne dabei auch nur das geringste bisschen unsicher zu wirken. Sie strahlte eine stille Souveränität aus; dies ließ auf eine innere Kraft schließen, die sie selbst noch gar nicht kannte. Phoenix machte sich Sorgen, dass sie ihn vielleicht nicht so sah wie er sie, aber das war egal. Das Einzige, was wirklich zählte, war in ihrer Nähe zu sein.
Sie ging an ihm vorbei bis an den Rand des Wassers und stellte sich den Sonnenaufgang vor.
»Wir sind hier nicht sicher, oder?«, fragte sie, ohne sich umzudrehen. Sie musste nicht versuchen, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, denn sie wusste, dass er ihr die Wahrheit sagen würde.
»Wir sind hier sicherer als irgendwo sonst.«
»Das war nicht meine Frage.«
»Nein«, flüsterte er. »Sie werden uns finden.«
»Aber was sollen wir dann machen? Wo könnten wir sonst denn noch hin?«
»Sie werden uns finden, egal wohin wir gehen. Dies ist der Ort, der uns bestimmt ist. Hier werden wir kämpfen.«
»Und werden wir gewinnen?«
Phoenix blieb stumm.
»Das habe ich befürchtet«, sagte sie und drehte sich mit einem blassen Lächeln zu ihm um.
»Ich habe nicht gesagt, dass wir verlieren.«
»Du hast überhaupt nichts gesagt.«
»Die Wahrheit ist, dass ich es einfach nicht weiß.«
»Wie viel Zeit haben wir noch?«
»Ich bin nicht sicher, alles was ich weiß, ist, dass es an der Zeit ist, uns auf einen Krieg vorzubereiten.«
»Gegen wen? Gegen diese schwarzen Eidechsenmenschen?«
»Gegen Gott«, flüsterte er.
Ein Schauder lief ihr über den Rücken, der sich bis in ihre Fingerspitzen ausbreitete.
»Komm«, sagte sie, brachte irgendwie ein Lächeln zustande und versuchte, die Bedeutung seiner Worte aus ihren Gedanken zu verbannen. »Die anderen machen gerade Frühstück. Ich glaube, wir könnten beide etwas zu essen vertragen.«
Phoenix lächelte ein ähnliches Lächeln wie sie und ging hinter ihr her. Während der Nacht waren noch weitere Überlebende angekommen; ihre Fahrzeuge standen überall kreuz und quer über den Strand verteilt, und die Geräusche der Passagiere begannen gerade erst, das Innere der Felshöhlen zu beleben. Links stand ein altes Wohnmobil mit zugezogenen Vorhängen. Neben einem Baumwollzelt, dessen Tuch knatternd im Wind flatterte, lag ein halbes Dutzend Enduros im Sand, und an den Wänden der Höhlenfestung, die sie gerade erst zu erkunden begonnen hatten, lehnten zahlreiche Mountainbikes. Ein paar Wagen waren ganz am Rand als Windbrecher aufgestellt, allesamt veraltete Modelle, von einem verdreckten alten Ford-Lieferwagen bis zu einem uralten Buick, der inzwischen aus mehr Rost als Metall bestand. Nichts, das mit irgendeiner Elektronik ausgestattet war, hatte den Blackout überlebt, der den radioaktiven Wolken gefolgt war. Phoenix hatte gehört, wie jemand etwas von einem durch die Nuklearexplosionen ausgelösten elektromagnetischen Impuls gesagt hatte, aber er konnte mit der Bedeutung dieser Worte nichts anfangen.
Die mutierten Pferde, auf denen er und seine Freunde hergekommen waren, schienen sich im Wasser ebenso wohl zu fühlen wie in der Luft, und die stacheligen Mähnen ihrer seepferdchenähnlichen Köpfe hüpften auf und ab, als sie riesige Wasserfontänen spritzend aus dem See getrabt kamen, in dem sie die Nacht verbracht hatten. Anscheinend wurden sie von dem Duft angezogen, den der dichte, braune Rauch aus dem Eingang der größten Höhle mit sich brachte. Phoenix kannte den Geruch nicht, aber ihm begann bereits das Wasser im Mund zusammenzulaufen.
»Was ist das?«, fragte er mit vor Staunen bebender Stimme.
»Bohnen mit Speck«, sagte sie kichernd.
»Das riecht fantastisch.«
»Willst du mir sagen, du hast das noch nie gegessen?«
Er grinste, und seine Augen leuchteten. Seine Naivität hatte etwas sehr Charmantes.
Überall erhoben sich Leute, an deren Gesichter er sich vage aus der vergangenen Nacht erinnerte, von ihren in respektvollem Abstand zueinander errichteten Nachtlagern, magisch angezogen von dem berauschenden Duft. Bald würden sie sehr eng zusammenrücken müssen - oder sie würden geschlachtet werden wie Schafe.
Sie mussten sich gegen den kommenden Winter wappnen.
II
IN DEN RUINEN VON DENVER, COLORADO
Tod lehnte sich auf seinem Knochenthron zurück, errichtet aus den Überresten jener, die nach Westen gezogen und dem Schwarm schutzlos ausgeliefert waren, als er über sie herfiel. Ihre Häute erstreckten sich von der Decke bis zum Boden, zusammengenäht zu einer Art Zelt in der Mitte des obersten Stockwerks des schiefen schwarzen Turms. Alles andere war durch die zerschmetterten Fenster hinausgeworfen worden, um dieses Gefühl von Isolation zu erzeugen, nach dem es ihn verlangte. Das einzige Licht in dieser Kammer, auch wenn er es nicht brauchte, um etwas zu sehen, kam von dem leuchtenden Schimmer in seinen goldenen Augen. Selbst in vollkommener Dunkelheit konnte er die Umrisse jedes einzelnen Knochens, aus dem sein Thron bestand, und die zerfledderten Häute dazwischen erkennen. Zerbrochene Rippen und zerschmetterte Schädel waren zu einer Art Hügel aufgehäuft, auf dem er über seinen Untertanen thronte.
Tod schloss seine Augen, um sich zu konzentrieren, und der gezackte, mit roten Schuppen besetzte Hautlappen unter seinem Kinn zitterte wie das Cape eines Toreros. Er sah jetzt durch die Augen von Hunger - ihr gemeinsames Bewusstsein ermöglichte ihm ungehinderten Zugang zu den Gedanken seiner Helfer. Wie eine Chimäre kauerte der weiße Reiter auf der Spitze des Turms. Seine Haut glänzte milchig weiß wie das Innere einer Muschel, blaue Blitze zerrissen den Himmel, und er starrte dreißig Stockwerke in die Tiefe auf den verbrannten Boden. Riesige Pfützen aus geschmolzenem Metall brannten in einem Ring um den Fuß des Turms und spuckten wabernde Wolken aus Rauch und Feuer in den von Donner grollenden Himmel. Dazwischen huschten die leuchtenden Augen des Schwarms hin und her wie Glühwürmchen in einem Vulkankrater. Er hob seinen Blick von dem Gewimmel am Fuße der Festung hinauf zum Horizont, wo eine schier endlose Flut ihrer Untergebenen der Spur der Verwüstung folgend aus den östlichen Ebenen herbeiströmte. Fackeln leuchteten aus den Schädeln, die aneinandergereiht links und rechts die Straße säumten, befeuert mit dem ranzigen Fett der ringsum verwesenden Körper. Wo einst blühende Wiesen und ertragreiche Felder gewesen waren, wand sich jetzt knotiges Dornengestrüpp mit Stacheln so lang und spitz, dass sie mit Leichtigkeit jede Büffelhaut aufgeschlitzt hätten.
Hunger öffnete seinen Mund zu einem tonlosen Schrei und spuckte eine Wolke aus Heuschrecken in den Himmel, die den schwarzen Turm wie eine Windhose umkreiste und dann durch die leeren Fensterhöhlen verschwand, hinein in die Eingeweide des finsteren Gebäudes.
Mit einem kurzen Flackern der durchsichtigen Lider über seinen Reptilienaugen transportierte Tod sich in einen anderen Bereich der Festung, irgendwo in den düsteren Schatten zu seinen Füßen. Schreie drangen an seine Ohren - ein ganz besonderer Schmerzenschor. Pest benutzte ihre Fingerspitzen wie Skalpelle, öffnete die Körper der Verdammten, um den Myriaden von Moskitos, die aus jeder Öffnung ihres mumifizierten Körpers quollen, Einlass zu verschaffen, und ihre pergamentartige Haut platzte ab an den Stellen, an denen die größten Insekten aus ihr herauskrabbelten. Tod beobachtete durch ihre leblosen Augen, wie die Moskitos in den offenen Wunden der auf die Konferenztische vor ihr genagelten Körper herumkrabbelten. Männer wie Frauen schrien auf in ihrem göttlichen Schmerz, rissen an den Nägeln, die durch ihre Füße und Handgelenke getrieben worden waren, krallten sich in das Holz unter ihnen. Ihr Bauchfell schimmerte wie Plastikfolie über dem Inhalt der freigelegten Gedärme, und darunter fraßen sich die Moskitolarven durch Blut und Gewebe.
Die Decke des unterirdischen Raums neigte sich unter dem Gewicht des schrägstehenden Gebäudes, die drückende Luft war erfüllt von der Reststrahlung des Ground Zero der Explosion und dem Geruch versengter Haare und verbrannter Haut. Fackeln an den Wänden verbrannten schier endlose Vorräte von menschlichem Fett und warfen ihr flackerndes Licht auf eine Mischung aus mittelalterlicher Folterkammer und modernem Konferenzraum. Dieser Gegensatz gab dem Leiden etwas Surreales, als überbrücke der Schmerz die Zeit zwischen den beiden Epochen der Menschheitsgeschichte. Mit dem Dröhnen von Millionen winziger Flügel und einem Summen, das den Boden unter Pests zierlichen Füßen erzittern ließ, ergoss sich die Wolke von Heuschrecken in den Raum und ließ sich auf den festgenagelten Körpern nieder. Sie gruben sich in die Fleischwunden, die Pests Finger zurückgelassen hatten, und befruchteten die Larven mit der mutierten DNA in ihrem wie ausgespuckter Kautabak aussehenden Speichel, um sich dann zufrieden wieder in Richtung Decke zu erheben und nichts als erdrückende Stille zurückzulassen, die Luft beraubt der Schreie der kürzlich Verstorbenen.
Pest beobachtete mit klinischem Interesse, wie die winzigen Moskitos sich in überlange Geißeltierchen, flügellose Libellen verwandelten und sich in die verschiedenen Organe bohrten. Selbst Gott, so schien es, konnte das Ergebnis seiner Experimente nicht immer vorhersehen. Die Insekten-Chromosomen, verwoben mit der Helix der Schöpfung selbst, verursachten eine enzephalitische Schwellung im Rückenmark der menschlichen Opfer, aus denen sich die Reptilien-Armee des Schwarms rekrutierte. Pest musste herausfinden, welche Mutationen noch möglich waren, wenn sie andere Körperregionen infizierte. Könnten Veränderungen an der Hypophyse drastische Wachstumsschübe auslösen? Könnte sie mithilfe der Nebenschilddrüsen die Knochendichte signifikant verändern? Was für Modifikationen ließen sich noch anstellen, um Geschöpfe mit schier unbeschränktem Potenzial zu erschaffen?
Die gerade noch toten Körper begannen sich zu verändern, und Tod ließ lächelnd seine rasiermesserscharfen Zähne aufblitzen, weidete sich an dem Anblick der erstaunlichen Mutationen, die Pests Experimente bewirkten.
Sein Bewusstsein sprang weiter, sein Gesichtsfeld jetzt beengt durch die gezackten Schlitze in Kriegs Gesichtsmaske. Hoch über dem Schutt thronte er auf Donner, seinem riesigen Reittier. Aus den Überresten der reich verzierten Fassade einer eingestürzten Kirche ragte eine Ampel schief in den Himmel, nur wenige Meter über dem geschmolzenen Asphalt, auf dem nie wieder Autos fahren würden. Auf den Mauern der wenigen noch stehenden Gebäude waren die Umrisse von Menschen eingebrannt, die zum Zeitpunkt der Explosion in der Nähe des Epizentrums gewesen und einfach verdampft waren; sie waren ein gespenstisches Abbild ihrer letzten, panikerfüllten Momente und einziges Zeugnis ihrer ausgelöschten Existenz, denn ihre Asche hatte der Wind längst in alle Himmelsrichtungen verstreut. Alles, was es jetzt noch gab, war der Schwarm. Ihre eidechsenartigen Körper Schulter an Schulter aneinandergepresst standen sie an der Kreuzung, und ihre phosphoreszierenden Augen leuchteten wie Funken in einem schwelenden Feuer. Die Luft vibrierte von ihren Zischlauten, und die schuppigen Hautsäcke unter ihren breiten Kiefern blähten sich drohend, während sie um ihre Rangordnung kämpften. Die Schwächsten von ihnen bedeckten die Gehwege links und rechts, ihre Knochen blankgenagt von ihren stärkeren Artgenossen.
Krieg erhob seine Faust. Lange, spitze Stacheln ragten aus seinen Fingerknöcheln, und sofort erstarb jede Bewegung, das Zischen wurde zu völliger Stille. Zufrieden betrachtete er die Schar seiner Untergebenen. Alle Augen waren auf ihn gerichtet; dann senkte er seinen Arm und nickte kaum merklich. Sein Blick wanderte zu den riesigen Schmelztiegeln, die über den großen Feuern rund um die Festung aufgehängt waren. Tiefschwarzer Rauch quoll aus der blubbernden Flüssigkeit wie Lava aus einem Vulkan, und immer wieder schwappten Spritzer geschmolzenen Metalls über den Rand.
Die Menge um ihn herum erwachte wieder zum Leben, hastete Telefonmasten und Verkehrsampeln hinauf und stürzte sich in das flüssige Metall. Ihr Zischen steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Schrei, während ihre Körper in dem glühenden Magma zappelten, um sich schließlich halb bewusstlos über den Rand zehn Meter in die Tiefe fallen zu lassen. Kaum noch lebendig krochen sie nur weg von dem Feuer neben ihnen, bevor einer ihrer Artgenossen auf sie fallen konnte, und das geschmolzene Metall auf ihren Schuppen schimmerte wie flüssiges Quecksilber. Dann kühlte das Metall langsam ab und wurde hart, bildete einen dünnen Panzer, und nur an den Gelenken bröckelte ein wenig davon ab, sobald sie sich bewegten. Die Schreie wurden zu einem Crescendo des Schmerzes und drangen schließlich bis an Tods Ohren, der noch immer in seiner Kammer unterhalb der Spitze des Wolkenkratzers saß. Er wandte seinen Blick von den metallisch schimmernden Körpern ab und sah wieder durch seine eigenen Augen. Ihre Vorbereitungen waren bald beendet, und dann würden sie ihren Marsch nach Westen beginnen, um die letzten Überlebenden auszulöschen, die sich am westlichen Ufer des Großen Salzsees sammelten.
III
MORMON TEARS
Adam kratzte die letzten Reste der braunen, mit Zucker gesüßten Bohnen zusammen, leckte den Rest der Sauce von seinem Papierteller und warf ihn dann ins Feuer. Die letzte warme Mahlzeit hatte er gegessen, kurz bevor der Panzer das Flüchtlingslager dem Erdboden gleichgemacht hatte, aber daran konnte er sich nicht einmal erinnern. Das alles war vor seiner endlosen Wanderung durch die Höhlen von Ali Sadr gewesen, vor dem Flug über den Atlantik und bevor er in einem Helikopter und später auf dem Rücken eines geflügelten Hengstes fast ganz Amerika überquert hatte. So vieles war geschehen, seit er sich das letzte Mal mit einer anständigen Mahlzeit irgendwo hingesetzt hatte. Er musste lachen bei dem Gedanken daran, was er wohl erwidert hätte, wenn ihm jemand bei seinem letzten Abendessen erzählt hätte, dass er seinen nächsten Teller mit warmem Essen in einer verrauchten Höhle am Ufer eines großen Salzsees in Utah verspeisen würde, und zwar nachdem die Welt untergegangen war. Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was er damals gegessen hatte, also stand er einfach auf und streckte sich, bis seine Finger die niedrige Höhlendecke über ihm berührten. Sein Rücken knackte, und einen Moment lang starrten ihn alle an, ihre Teller auf dem Schoß, mit dem Rücken an die nackte Felswand gelehnt, wandten ihren Blick aber schnell wieder ab. Die Verzweiflung lastete schwer auf jedem der hier Anwesenden, sie war regelrecht greifbar, Angst und Furcht vor dem Unbekannten trieben sie dazu, ihre Aufmerksamkeit nach innen zu richten, machten sie zu in sich gekehrten Beobachtern, die stumm dasaßen und warteten … Doch worauf? Dass jemand das Kommando übernehmen und sie führen würde?
Adam sah zu Peckham hinüber. Eigentlich war er der ranghöchste Offizier aus ihrer Dreiergruppe, zumindest war er das gewesen, bevor der Krieg die Welt für immer verändert hatte, doch jetzt saß er nur da, die Bohnen auf seinem halb leergegessenen Teller wurden langsam kalt, und starrte ausdruckslos ins Leere. Norman kippte einfach zur Seite vor Erschöpfung, und sein leerer Teller fiel klappernd auf den Steinboden. Adam spürte nur zu deutlich, dass er es dem Sanitäter gleichtun sollte - Gott allein wusste, wann er seinem Körper zum letzten Mal eine Ruhepause gegönnt hatte -, aber er hatte das Gefühl, dass es etwas gab, das er davor noch erledigen sollte. Es war wie ein unwiderstehlicher Drang, ein eigenartiges Flattern in seinem Magen, aber er hatte nicht die geringste Ahnung, was er tun sollte, wo er überhaupt anfangen sollte.
Sie saßen jetzt in etwa zu zehnt am Eingang der Höhle. Keiner von ihnen hatte sich weg vom Feuer, tiefer in die Dunkelheit des hinteren Bereichs der steinernen Einbuchtung gewagt, die, nach den Geräuschen des tropfenden Wassers zu urteilen, mindestens noch dreißig Meter weiter ins Innere des Berges führte. Nach den Ereignissen im Iran war das Letzte, was Adam wollte, sich ins Innere eines Gebirges zu begeben. Er befürchtete zwar, dass er letztendlich nicht darum herumkommen würde, aber je später es dazu kam, desto besser.
Er wollte sich gerade wieder hinsetzen, das Kinn auf die Brust sinken lassen und seine Augen schließen, als Phoenix zwischen den Rauchschwaden des Feuers und dem grauen Nachthimmel draußen auftauchte.
Jemand hustete, ein trockenes Bellen, das sich fast nach Krupp anhörte. Bisher war Adam die beängstigende Aussicht, dass er all diese Leute medizinisch würde versorgen müssen, noch gar nicht in den Sinn gekommen. Sie hatten keinerlei Medikamente dabei, und der nächste Ort, an dem es so etwas wie Antibiotika gab, war die Apotheke fünfzig Meilen entfernt auf der anderen Seite des Sees, in der sie sich höchstwahrscheinlich sorgsam hinter Schloss und Riegel aufbewahrt befanden. Er fühlte sich, als hätte er über Nacht eine Zeitreise um hundert Jahre zurück gemacht.
»Du solltest dir das da draußen mal ansehen, Adam«, sagte Phoenix. »Den See. Den Strand. Alles. Es ist das Schönste, was ich jemals gesehen habe.«
Adam musste lächeln über das kindliche Erstaunen dieses Jungen. Phoenix hatte ihm zwar erzählt, er wäre achtzehn Jahre alt, aber er sah die Welt immer noch mit den großen Augen eines Kindes.
»Bist du bereit für einen kleinen Spaziergang mit mir?«, fragte Adam.
Phoenix drehte sich um und sah Missy an.
»Ich werde dir einen Teller rausbringen«, sagte sie und musste ein Kichern unterdrücken.
»Dann also los«, erwiderte er und ging durch den Rauch wieder nach draußen.
Draußen auf dem weichen Sand des Strandes legte Adam Phoenix einen Arm um die Schulter - er wollte ihn ein Stück weg von den anderen dirigieren, damit sie ungestört reden konnten.
»Ich schätze, ich bin dir was schuldig, Phoenix.«
»Wofür?« Phoenix beobachtete, wie der nasse Sand zwischen seinen Zehen hindurchquoll. Sie waren krebsrot von der Kälte, aber um nichts in der Welt hätte Phoenix dieses Gefühl auf seiner nackten Haut missen wollen.
»Dafür, dass du uns gerettet hast.«
»Ihr habt mich gerettet. Erinnerst du dich?«
»Wir haben dich aus einem Haus befreit. Du hast uns tausende von Meilen weit in Sicherheit gebracht.«
»Dann sind wir wohl quitt«, meinte Phoenix mit einem Achselzucken.
»Ganz und gar nicht«, erwiderte Adam und klopfte ihm auf die Schulter, dann vergrub er die Hände tief in den Taschen seiner abgewetzten Tarnhose und sah Phoenix an. Seine Haut war weiß wie Kreide, sein langes blondes Haar so hell, dass es beinahe aussah wie Elfenbein. Wegen der rosafarbenen Sprenkel in seinen Augen hätte man ihn fast für einen Albino halten können, aber da war noch etwas anderes in diesen großen Augen: ein Licht, nicht nur ein Funke, sondern ein heller, kräftiger Schein, der Adam magisch anzog. Er kannte diesen Jungen kaum länger als einen Tag, und dennoch wusste er bereits, dass er ohne zu zögern sein Leben für diesen Burschen geben würde.
Der Gedanke erschreckte ihn zutiefst.
»Woher wusstest du, dass du uns hierherbringen musst?«, fragte Adam und verscheuchte seine irrationalen Gedanken.
»Weil das hier Mormon Tears ist«, antwortete Phoenix und sah Adam seltsam erstaunt an, als wäre die Antwort so offensichtlich wie nur irgendwas.
Adam lachte. »Ich schätze, so wird es wohl sein, aber was ich meinte, war, woher wusstest du, wo dieser Ort liegt? Wie hast du ihn gefunden?«
»Ach so«, sagte Phoenix errötend. »Ich habe ihn in meinen Träumen gesehen. Nun, vielleicht nicht wahrhaftig gesehen, aber ich wusste, dass es hier ist. Es war eher ein Gefühl, so wie man im Dunklen spürt, dass noch jemand da ist außer einem selbst, auch wenn man ihn nicht sehen kann. Als wir die Pferde bestiegen, überließ ich ihnen mehr oder weniger die Führung, aber ich dachte mir, dass wir schließlich hier landen würden.«
»Und was jetzt?«
»Was meinst du damit?«
»Wohin gehen wir jetzt?«
»Wir gehen nirgendwo hin. Dieser Ort ist jetzt unser Zuhause.«
Adam blieb abrupt stehen und starrte den Jungen an, doch es dauerte ein paar Augenblicke, bis Phoenix merkte, dass Adam nicht mehr neben ihm herging, und sich umdrehte.
»Wir können nicht hierbleiben«, sagte Adam. »Diesen ganzen Mystik-Kram, dass wir uns hier treffen sollten, habe ich noch geglaubt, weil ich, ehrlich gesagt, selbst keine bessere Erklärung dafür habe, aber hierzubleiben ist reiner Wahnsinn. Wir haben nicht die Ausrüstung, um den Winter im Freien zu überleben.«
»Es werden noch mehr kommen …«
»Für die können wir eine Landkarte dalassen. Betrachte die Sache doch einmal logisch. Wir sollten uns eine Stadt suchen, die wir bewohnen können. Häuser, Wohnungen und dergleichen. Wir müssen den Strom nutzen, solange es noch welchen gibt, und selbst ohne Elektrizität wäre es weit einfacher, kleinere, abgeschlossene Räume zu beheizen als das hier. Wir könnten Generatoren betreiben. Ich meine, so wie es aussieht, könnte man dort draußen in der Wüste ganze Kleinstädte gründen und sie mit Windoder Sonnenenergie versorgen …«
»Wenn wir diesen Ort verlassen, sterben wir.«
Adam öffnete den Mund, um zu widersprechen, besann sich dann aber eines Besseren. »Was willst du damit sagen?«, fragte er schließlich.
Phoenix wandte seinen Blick ab. »Sie werden kommen«, flüsterte er.
»Wer?«
»Der Schwarm. Gottes Armee.«
»Woher willst du das wissen?«
»Spürst du es denn nicht?«, fuhr Phoenix ihn an. »Spürst du nicht, wie sie ihre Kräfte sammeln? Nicht mehr lange, dann sind sie stark genug, um sich auf uns zu stürzen.«
»Die Kreaturen aus diesem Haus?«
»Tausende solcher Kreaturen«, flüsterte Phoenix, und ein Schleier wie ein milchiger Wasserfall legte sich über seine Augen.
Adam wich unwillkürlich ein paar Schritte zurück.
»Hör genau auf meine Worte, Adam, Auserwählter unter den Menschen. Du musst sie anführen. Ihr Leben liegt in deinen Händen. Ich habe euch eine letzte Chance zur Erlösung gegeben. Ihr müsst euch bereitmachen für den Sturm, und die Zeit wird bereits knapp. Zusammen mit dem Sturm der Seelen wird die Armada des Todes vorrücken, und ihr werdet siegen, oder alles ist verloren.«
»Phoenix?«, flüsterte Adam. Er ging auf den Jungen zu, der wie zu einer Säule erstarrt dastand, sein ganzer Körper steif, als stehe er unter Hochspannung, die Muskeln an seinem Hals und Nacken bis zum Zerreißen gespannt. Mit zitternden Händen ergriff Adam Phoenix’ Kinn und hob es ein Stück an. Adams Herz schlug so heftig, dass es ihm fast den Atem verschlug.
Der wabernde Schleier über Phoenix’ Augen verschwand, nur dieses unheimliche, rotäugige Starren blieb zurück.
»Okay«, sagte Phoenix schließlich und schob Adam von sich weg. »Gebratene Bohnen!«
»Phoenix!«, rief Adam hinter dem Jungen her, aber der lief bereits den Strand entlang auf Missy zu, die ihm mit einem dampfenden Teller in der Hand entgegenkam.
»Was zum Teufel war das?«, murmelte Adam und starrte auf die Erde. An der Stelle, an der Phoenix gestanden hatte, war der Sand zu Glas geschmolzen.
IV
DAS TOR
Richard Robinson ging vor den anderen, seine Krawatte hatte er um die Stirn gewickelt, um den Schweiß und den Rest des Haargels von seinen Augen fernzuhalten. Er hielt die Arme vor der Brust verschränkt und die zu Fäusten geballten Hände in die Achselhöhlen gepresst, um seinen Körper so gut wie möglich gegen die Kälte zu schützen. Der Kragen seines Jacketts war hochgeschlagen, um seinen Hals gegen den Wind zu schützen, der unbarmherzig über den verlassenen Highway fegte und die Wolken seines Atems seitwärts mit sich riss. Die Stoppeln auf seinen Wangen wurden zu beiden Seiten des Kinns schon etwas grau, ganz im Gegensatz zu seinem dichten, schwarzen Kopfhaar, das er normalerweise streng nach hinten gekämmt trug. Rote Äderchen zogen sich durch das Weiß seiner stechend blauen Augen, die seit jeher sein unverkennbares Merkmal gewesen waren und seiner politischen Karriere nicht geringen Vorschub geleistet hatten. Seine feinen Slipper waren völlig ruiniert, von den Sohlen so gut wie nichts mehr übrig, aber wenn das, was dort vor ihm geschrieben stand, stimmte, konnte der Weg nicht mehr weit sein.
»Mormon Tears.« Er las die Worte, die jemand mit einer Spraydose auf die Felsformation vor ihnen gesprüht hatte. Es war ein Torbogen aus natürlich gewachsenem Stein, die beiden Hälften sahen aus wie zwei einander zugewandte Kinder, die auf Knien ein Gebet sprachen. Der Schotter darunter wurde von Reifenspuren durchzogen, die von dem Highway weg durch den Bogen hindurch hinaus in die weiße Wüste dahinter führten.
Er drehte sich um. Die Langsamste der Gruppe war über eine halbe Meile zurück, immer noch auf dem Highway. Sie tat ohnehin nichts anderes, als ständig über ihre wunden Füße zu jammern. Nun, wenn sie nicht mehr weiterlaufen wollte, gab es immer noch andere Optionen. Damals, zur Zeit seines Urgroßvaters, hatten sie auch nicht gewartet, wenn eine Kuh beim Viehtrieb nicht mithalten konnte. Sie erschossen sie ganz einfach. Das war nun mal der Lauf der Welt. Gehe voraus oder halte zumindest den Anschluss, sonst wirst du zurückgelassen. Was wäre aus dem amerikanischen Volk geworden, wenn es das Vorankommen der Gesellschaft von der Geschwindigkeit der Schwächsten und Langsamsten abhängig gemacht hätte? …
»Beeilt euch!«, rief Richard. Sie waren zu siebt und, soweit er wusste, die einzigen Überlebenden des Massakers am Flughafen von Las Vegas. Sie hatten sich gerade auf dem Weg nach Los Angeles befunden, als die erste Stoßwelle der gewaltigen Nuklearexplosion im Persischen Golf ihr Flugzeug erfasste und sie zwang, durch diesen scheußlichen Riesenschwarm von Heuschrecken hindurch auf dem McCarran International Airport notzulanden. Als die Nachricht von der atomaren Katastrophe in Washington eingegangen war, hatte jeder Abgeordnete sofort einen Flug nachhause gebucht, denn keiner von ihnen wollte dabei sein, falls die Terroristen als Nächstes im Kapitol zuschlagen sollten. Senatoren und Kabinettsmitglieder wurden mit Hubschraubern ausgeflogen oder mussten mit Charterflügen vorliebnehmen, aber für die Kongressabgeordneten gab es keine derartige Sonderbehandlung. Sie mussten zusehen, dass sie einen Platz im nächsten Linienflug bekamen - ein weiterer unangenehmer Hinweis darauf, wie viele Stufen auf der Karriereleiter Robinson noch zu erklimmen hatte. Im November in zwei Jahren wäre er Senator geworden, und von da an hätte er nur noch den richtigen Zeitpunkt abwarten müssen, um ins Weiße Haus zu wechseln, aber jetzt …
Er durfte seine Zeit nicht länger damit verschwenden, über das nachzudenken, was hätte sein können. Diese Gedanken brachten nur die Erinnerung an die Geschehnisse am Flughafen zurück. Richard war außer sich gewesen, als der Captain ihnen über Lautsprecher mitteilte, dass die Maschine in Nevada würde notlanden müssen. Wussten die denn nicht, dass er nach Los Angeles unterwegs war? Er war ein gewählter Repräsentant der Nation, ein Politiker, verdammt nochmal! Und dann diese überhebliche Stewardess … es kümmerte sie nicht im Geringsten, wer oder was er war, er sollte ganz einfach seinen Sitzgurt wieder anlegen wie die anderen auch und sich in sein Schicksal ergeben, hunderte von Meilen von zuhause entfernt. Der Anblick, wie sich kurz danach dieses schwarze Reptil durch eins der zertrümmerten Fenster quetschte und ihr die Kehle aufschlitzte, war einer der wenigen positiven Aspekte des schrecklichen Geschehens gewesen. Danach wurde seine Erinnerung verschwommen. Wie sie die aufblasbare Notrutsche hinuntergeschlittert waren auf eine mit schwarzen, aufgeblähten Leichen übersäte Rollbahn, dazwischen ineinander verknotete Haufen von bunten Kleidungsstücken, die der Wind aus zerstörten Koffern gerissen hatte. Wie sie den kleinen elektrischen Triebwagen von dem Gepäckszug abgekoppelt und versucht hatten, sich irgendwie daran festzuhalten, während einer steuerte und aufs Gas drückte, um der jagenden Meute zu entkommen, während die Schreie der Hingeschlachteten hinter ihnen immer leiser wurden. Wie sie über endlose Start- und Landebahnen auf die weiße Wüste zugefahren waren und hinter ihnen bereits das Feuer zu wüten begonnen hatte, das schließlich den ganzen Flughafen dem Erdboden gleichmachte.
Die weinerliche Frau hatten sie als Erste aufgesammelt. Sie saß mitten in der Wüste, vollkommen allein, eine halbe Meile hinter dem Tor, durch das sie das mit Stacheldraht eingezäunte Flughafengelände verlassen hatten. Sie schluchzte und schrie, während sie sich die Kaktusnadeln aus ihren blutigen Fußsohlen zog. Sie war mit einem Flug aus Cancun gekommen und hatte bei dem Versuch, so schnell wie möglich so weit weg wie möglich zu rennen und dabei ja nicht an die anderen Fluggäste zu denken, die direkt vor ihren Augen abgeschlachtet worden waren, ihre Sandalen verloren. Sie rannte, bis sie vor Schmerzen nicht mehr weiterkonnte. Außer Garrett, dem Personal-Trainer, dem einzigen anderen Überlebenden von Flug 721 vom Washington Dulles International Airport, war sie der erste Mensch, den er seit Stunden gesehen hatte. Anderenfalls wären sie wahrscheinlich einfach weitergefahren. Aber sie war jung und blond, und ihre Beine waren frisch von der Sonne gebräunt - eine hübsche Maid in Not, schlotternd vor Kälte in ihrem Sommerkleid. Und falls es sich als nötig erweisen sollte, die Welt von neuem zu bevölkern, könnte die Aufgabe mit ihr zumindest ein gewisses Vergnügen bereiten.
Garrett war leicht untersetzt und über und über mit Muskeln bepackt. Er erinnerte Richard eher an einen Highschool-Sportlehrer als an einen gestylten Personal-Trainer. Er war ein ehemaliger Defensive Tackle irgendeines kleinen Collegeteams. Richard schätzte, dass er auf das, was zwischen den Wochenenden, vor allem in den Kursen und Seminaren, geboten gewesen war, nicht besonders viel Aufmerksamkeit verwendet hatte; aber bei einer gewalttätigen Konfrontation war er mit Sicherheit ein wertvoller Verbündeter.
Irgendwann waren sie schließlich zu dieser Tankstelle gekommen, an der ein alter Lieferwagen stand, die Schlüssel noch im Zündschloss. Die aufgeblähte Leiche des ehemaligen Besitzers lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Asphalt neben der offenstehenden Fahrertür. Glücklicherweise hatte der Mann es vor seinem Ableben noch geschafft, seinen Wagen vollzutanken, und solange sie sich vom Strip fernhielten, hatten sie genug Platz, um sich durch das Knäuel des liegengebliebenen Verkehrs zu schlängeln. Als sie die Stadt dann endgültig hinter sich gelassen hatten, kamen sie wesentlich schneller vorwärts und trafen auf weitere Überlebende. Für Richard waren sie namenlose, gesichtslose Ärgernisse - Anhalter, deren Vorhandensein er nun mal tolerieren musste. Unter ihnen war auch eine junge Mutter, etwa Mitte zwanzig, die aber leider kaum attraktiver war als eine verrostete Gießkanne. Wenigstens heulte ihr kleiner Junge nicht annähernd so viel wie dieses Miststück mit den blutigen Füßen, das die ganze Gruppe immer wieder aufhielt. Das letzte Mal, als Richard eine nennenswerte Zeitspanne mit Kindern verbracht hatte, war er selbst noch eines gewesen, aber er schätzte, dass der Junge irgendetwas zwischen sechs und zehn Jahren alt sein musste. Es war noch ein weiterer Mann unter ihnen, er trug eine Lederjacke und hatte eine warme, angenehme Ausstrahlung, aber er war erst vor kurzem zusammen mit seiner Reisebegleitung, einer Frau, zu ihnen gestoßen. Irgendwann war ihnen dann mitten in der Wüste das Benzin ausgegangen. Sie hatten den Lieferwagen einfach ausrollen lassen und waren dann noch mehrere Stunden im Wageninneren sitzen geblieben, weil sie es nicht wagten, die Türen zu öffnen, solange es draußen noch dunkel war. Auch wenn es untertags unerträglich heiß war, die Kälte, die sich während der Nacht ausbreitete, war lebensgefährlich. Die Lederjacke war mit der dunkelhaarigen Frau kurz vor Anbruch der Dämmerung auf einem Motorrad an ihnen vorbeigefahren. Garrett hatte sie zu ihnen herangewunken, und Richard war es schließlich gelungen, sie davon zu überzeugen, dass es das Beste im Sinne der Gemeinschaft wäre, den Rest ihres Benzins in den Tank des Lieferwagens umzufüllen, damit sie es gemeinsam hoffentlich bis zur nächsten Tankstelle schaffen würden. Nun, sie hatten es nicht geschafft, und sie waren erst seit zwei Stunden zu Fuß unterwegs, aber selbst diese kurze Zeitspanne war fast unerträglich mit dem nervtötenden Geschrei dieser Frau über ihre wunden Füße …
»Ist es hier?«, fragte Garrett, der sich neben Richard gestellt hatte. Mit seiner olivfarbenen Tarnjacke und dem Dreitagebart sah er aus wie die Bettler, die Richard sonst nur durch die Scheiben seiner Limousine sah, während sein Chauffeur auf die nächste Grünphase wartete.
»Sieht ganz so aus«, antwortete Richard und deutete auf die riesigen Buchstaben auf den Felsen. Er versuchte nicht einmal, den Sarkasmus in seiner Stimme zu verbergen.
»Sind Sie sicher, dass das der Ort ist, wo wir hinmüssen?«, fragte die Lederjacke.
»Ja«, antwortete die junge Mutter und sah dabei ihr Kind an.
»Das ist der Ort, von dem ich geträumt habe«, flüsterte er.
»Der Ort, von dem du geträumt hast?«, fragte Richard höhnisch. »Dann besteht ja nicht der geringste Zweifel, wie?«
»Lassen Sie ihn in Ruhe«, sagte die Frau, die mit dem Mann mit der Lederjacke gekommen war.
Die Mutter stellte sich vor ihren kleinen Jungen, brachte es aber nicht fertig, Richard in die Augen zu sehen. Er hatte etwas Einschüchterndes an sich, und wenn es einen Wesenszug gab, den sie zu erkennen gelernt hatte, nachdem sie sich immer und immer wieder die falschen Männer ausgesucht hatte, dann war es dieser subtile Ausdruck in den Augen eines Mannes, der es gewohnt war zu bekommen, was er wollte, sei es durch Geschick oder durch Gewalt.
»Wartet auf mich!«, schrie die Blonde hundert Meter hinter ihnen, immer noch auf dem Highway. »Mein Gott, bitte, wartet auf mich!«
Garrett drehte sich um und schleppte sich mit schweren Schritten über den Asphalt, bis er endlich bei ihr war, damit sie einen Arm um seine Schulter legen und er die Hauptlast ihres Gewichts übernehmen konnte.
»Wie rührend«, stöhnte Richard und schritt entschlossen davon durch den Torbogen, hinaus in die Wüste.
Er hörte, wie zögerliche Schritte sich hinter ihm über den Schotter schleppten und dann vorsichtig den Sand betraten. Sie folgten ihm, aber er dachte nicht einmal daran, sich umzudrehen. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
»Viehtrieb«, flüsterte er und beschleunigte seinen Schritt in der vollen Gewissheit, dass sie das Gleiche tun würden.
V
MORMON TEARS
Vor ihr erstreckte sich eine endlose Eisfläche, begraben unter meterhohem Schnee. Der Wind heulte und trieb riesige Flocken vor sich her, wirbelte Wolken aus weißem Pulver vom Boden auf. Am äußersten Rand ihres Gesichtsfeldes konnte Jill Flammen erahnen, die dort auf einer Insel brannten - eine blasse Aura aus Licht, das ihr drohend durch das weiße Glitzern zuzwinkerte. Selbst aus dieser Entfernung konnte sie den Rauch riechen, und sie wusste, dass es nicht nur brennendes Holz war, das sie da roch, sondern versengtes Fleisch und kochendes Blut, das aus verkohlten Knochen quoll. Ein Geruch wie eine bizarre letzte Ölung für das bisschen Hoffnung, das sie noch hatte.
Jill drehte sich zu der nackten Felswand hinter ihr um, die vom Rauch des in der Höhle brennenden Feuers allmählich schwarz wurde. Zwischen ihr und der Höhlenbehausung war ein Wall aus Schnee aufgeschüttet, aus dem angespitzte Holzpflöcke ragten wie die Dornen eines Stachelschweins. Der Wall erstreckte sich zu beiden Seiten so weit, wie sie sehen konnte. Er folgte dem Verlauf des Ufers und führte dann hinaus auf den See, wo sie Flecken dunklen, offenen Wassers sah, die von irgendeiner Wärmequelle freigeschmolzen worden waren.
Hinter der Befestigungsanlage aus Schnee - dort, wo die anderen sich versteckt hielten und auf ihre Gelegenheit warteten, auch wenn sie beteten, dass sie niemals kommen würde - stiegen dünne, weiße Atemwölkchen auf. Sie konnte ihre Angst spüren, auch wenn sie keinen von den anderen sehen konnte.
Dann hörte sie ein durchdringendes Zischen wie von Dampf, der aus einem Sicherheitsventil schießt, und wirbelte herum. Eine schwarze Flutwelle ergoss sich über den See und rollte über die Eisfläche direkt auf sie zu. Überall um sie herum zerrissen Schreie die Stille der Nacht, und auch Jill fiel mit ein in den Chor hysterischer Stimmen …
»Mein Gott! Geht es ihr gut?«, fragte eine Stimme, die sie nicht kannte. Jill riss die Augen auf und sah einen Jungen in etwa ihrem Alter, der mit großen, blauen Augen auf sie herunterblickte. Sein Nasenrücken hatte einen kleinen Höcker, darunter machte er einen scharfen Knick nach links, als hätte er sich die Nase erst kürzlich gebrochen. Sie wusste, dass sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte, doch kam ihr alles an ihm, einschließlich seiner kurzen, dunklen Haare, zutiefst vertraut vor.
Erst jetzt merkte sie, dass sie immer noch aus vollem Hals schrie.
»Geht es dir gut?«, fragte der Junge ein weiteres Mal und blickte fragend nach rechts. »Wie heißt sie?«
»Jill«, sagte April, ergriff sie bei den Schultern und beugte sich ganz dicht zu ihr hin. Der Geruch von Aprils Morgenatem ließ Jill zusammenzucken.
»Sprich mit mir«, sagte der Junge. »Ist alles okay bei dir?«
Jill konnte ihre Augen nicht von seinem Gesicht losreißen. Er kam ihr weit mehr als bekannt vor, und sie verspürte ein Gefühl engster Vertrautheit zwischen ihnen. Langsam konnte sie auch die Details um ihn herum erkennen. Hinter ihm brannte ein riesiges Feuer, dessen Rauch träge durch den Höhleneingang nach draußen kroch. Neben ihr lag April, und die Decke über ihnen war fast bis zum Zerreißen gespannt, damit Darren, der neben April lag, auch noch was davon abbekam. Beide starrten sie angsterfüllt an, unfähig, ihren Blick von ihr loszureißen. Sie blinzelten nicht einmal.
»Wieder ein Traum?«, fragte April.
Bei Gott, bitte lass es nicht schon wieder einen von diesen Träumen sein.
Das macht mich fertig. Ich will, dass das aufhört!
Ich hoffe, es geht ihr gut.
Was zum Teufel ist bloß los mit diesem Mädchen?
Die Stimmen schwirrten durch ihren Kopf, kämpften um die Vorherrschaft und vertrieben jeden klaren Gedanken. Keiner ihrer Freunde bewegte die Lippen, trotzdem konnte sie ihre Stimmen hören, wie sie aus allen Richtungen auf sie einstürmten. Jill wollte sich die Hände gegen die Ohren pressen, um dem Krach ein Ende zu setzen, aber sie konnte es nicht, konnte es nicht, konnte …
Sie ist wunderschön …
Die Flut von Worten riss abrupt ab, ihr Kopf wurde klarer, und ihre Aufmerksamkeit war von nichts anderem mehr erfüllt als diesem Jungen.
»Danke«, flüsterte sie.
Er lächelte. »Muss ja ein ganz schön fieser Albtraum gewesen sein. Deine Schreie hätten selbst einen Toten aufgew…« Der Junge zuckte zusammen, als wäre er selbst erschrocken über seine Wortwahl. »Aber jetzt geht es dir schon wieder besser, oder?«
»Ja«, sagte Jill und wurde rot. »Ich komme mir vor wie eine durchgedrehte Irre.«
»Das geht schon in Ordnung«, sagte er mit einem seltsam schiefen Grinsen. »Unter den gegebenen Umständen, schätze ich, hat jeder das gute Recht durchzudrehen.«
»Sie hat immer diese Träume«, erklärte April.
»Was für ein Zufall. Ich auch.«
Jill lächelte, und plötzlich merkte er, wie nahe er an ihrem Gesicht war. Unwillkürlich zuckte er zurück, stolperte und fiel direkt vor ihr auf den Rücken wie ein Käfer. Der Schein des Feuers hinter ihm fiel jetzt direkt auf sein Gesicht und beleuchtete eine Unzahl bläulich-violetter Male um seine Augen.
»O mein Gott!«, keuchte Jill.
»Das sagen sie alle.«
»Ich meine, deine Augen … was ist mit dir passiert?«
»Es sieht schlimmer aus, als es ist.«
»Jill sieht in ihren Träumen die Zukunft voraus«, unterbrach April. »Nur wegen ihr sind wir noch am Leben.«
»Interessant«, sagte Mare, wieder mit einem fast schon überheblich wirkenden Grinsen. »Dann kannst du mir ja sagen, was ich als Nächstes tun werde, oder?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Jill verlegen.
»Gut. Ich auch nicht. Sonst würde das Leben ja auch nur halb so viel Spaß machen.« Er nahm ihre Hand. »Ich bin Mare.«
»So wie das englische Wort für Stute?«, fragte Jill, bereute ihre Bemerkung aber sofort.
Der Junge kicherte. »Ja … wie das englische Wort für Stute.«
»Tut mir leid, was ich da gesagt habe. Ich bin …«
»Nein, warte! Lass mich mal raten … du bist Jill, richtig?«
»Das wusstest du doch bereits, du Knallkopf. Ich wollte sagen, dass ich normalerweise nicht so komisch bin.«
»Das weiß ich.«
»Wieso, bist du ein Hellseher?«
»Manche behaupten das zumindest.«
»Und, was siehst du jetzt gerade?«
Mare ließ endlich ihre Hand wieder los. Er war so von ihren Augen und den Bewegungen ihrer Lippen gefesselt gewesen, dass er nicht sagen konnte, ob das noch als Händeschütteln durchging oder ob es bereits Händchenhalten war.
»Ich sehe ein umwerfendes Mädchen …«
»Komm schon, Jill«, sagte April, schob die Decke beiseite und rappelte sich hoch. »Lass uns was zu essen holen.«
»Aber ich …«, begann Jill, doch April hatte schon ihre Hand ergriffen und zog Jill auf die Beine.
»Bis später, Mary.«
»Ich heiße Mare.«
»Trotzdem sehen wir besser zu, dass wir was von diesen Bohnen abbekommen, bevor alles weg ist.«
»Absolut«, sagte Mare und stand ebenfalls auf. Dann trat er einen Schritt zurück und verneigte sich wie ein Höfling vor seiner Königin. »Es war mir ein Vergnügen, Eure Bekanntschaft zu machen.«
»Mach dir keine Gedanken wegen April«, flüsterte Jill im Vorbeigehen. »Sie ist ein totaler Morgenmuffel.«
Dann zwängte der Typ, der neben April geschlafen hatte, sich zwischen die beiden Mädchen und warf Mare einen verachtenden, fast aggressiven Blick zu.
»Mare«, sagte er und streckte ihm seine Hand hin.
»Darren«, erwiderte der andere und schüttelte Mares Hand, ein wenig zu fest.
Der andere Junge, der neben Darren gelegen hatte, stand nicht auf. Er rollte sich nur herum, zog die Decke fester um sich und machte die Augen wieder zu. Er sah furchtbar aus. Sein Gesicht war blass und mit kleinen Flecken getrockneten Blutes überzogen, als hätte er Akne im Endstadium.
Mare blickte Jill nach, die jetzt in der kurzen Schlange
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »God’s End. Book Two: Blizzard of Souls« bei Snow Books, London.
1. Auflage Deutsche Erstveröffentlichung August 2010 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Copyright © der Originalausgabe 2007 by Michael McBride Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010 by Verlagsgruppe Random House GmbH, München Umschlaggestaltung: © HildenDesign unter Verwendung eines Motivs von Jaroslaw Grudzinski/Shutterstock
Redaktion: Werner Bauer UH · Herstellung: sam
eISBN : 978-3-641-04785-6
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