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Sugar & Spice - Entfesselte Begierde E-Book

Seressia Glass

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Beschreibung

"Sugar & Spice – Entfesselte Begierde" ist Band 3 innerhalb der romantisch-sinnlichen Liebesroman-Reihe von US-Autorin Seressia Glass. Darin erzählt Seressia Glass von Bad Girl Audie, die sich in ihrem tiefsten Innern nach Anerkennung und Liebe sehnt, und ihrer Begegnung mit dem charmanten José und dem aufregenden Nolan. In Crimson Bay ist Audie McNamara als Party-Girl bekannt, das ein aufregendes Nachtleben führt. Doch nachdem ein One Night Stand vor nicht allzu langer Zeit böse endete, hat sie sich geschworen, es langsamer angehen zu lassen. Ausgerechnet in dieser Zeit trifft sie auf zwei Männer, die sie auf unterschiedliche Weise faszinieren. Nolan ist Mitbesitzer eines exklusiven Clubs. Er will Audie zeigen, was echte Leidenschaft wirklich bedeutet. José ist Rettungssanitäter, der Audie schon einmal aus einer Notlage befreit hat und der auf einmal wieder in ihrem Leben auftaucht. Auch er gibt Audie etwas, was sie bisher nie kannte. Auf Anraten ihrer Freundinnen Nadia, Siobhan und Vanessa erzählt sie den beiden voneinander. Zu ihrer Überraschung sind sie sogar einem Treffen zu dritt nicht abgeneigt. Audie, die noch nie in ihrem Leben verliebt war, steht bald vor einer schwierigen Entscheidung … Entdecken Sie auch die anderen Bände der "Sugar & Spice"-Reihe, in denen Audies Freundinnen Nadia, Siobhan und Vanessa im Mittelpunkt stehen: romantisch, aufregend und intensiv! - Band 1: Sugar & Spice – Glühende Leidenschaft - Band 2: Sugar & Spice – Wildes Verlangen - Band 4: Sugar & Spice – Gefährliche Versuchung

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Seitenzahl: 426

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Seressia Glass

Sugar & Spice – Entfesselte Begierde

Roman

Aus dem Amerikanischen von Nicole Hölsken

Knaur e-books

Über dieses Buch

Audie McNamara hat noch nie eine längerfristige Beziehung geführt. Zu verstehen, was Liebe eigentlich sein soll, hat sie längst aufgegeben. Da treten zwei Männer in ihr Leben, mit denen Audie jeweils mehr als nur eine heiße Nacht verbringen will. Nolan und José bringen etwas in ihr zum Klingen, das sie nicht mehr missen möchte. Als sie den beiden vom jeweils anderen erzählt, reagieren sie anders als erwartet. Audie ist überwältigt – so starke Gefühle hat sie noch nie gehabt. Aber kann das gut gehen?

Inhaltsübersicht

Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33
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Kapitel 1

Hey, kann mal jemand die Tür aufmachen?«, fragte Audie. »Das ist bestimmt unser Abendessen.«

»Ich kümmere mich darum«, antwortete Siobhan und war schon halb aus der Küche raus. »Das erinnert mich an alte Zeiten.«

»An alte Zeiten?«, wiederholte Nadia. »Die tut ja fast, als würde sie seit Jahren mit Charlie zusammenleben und nicht erst seit ein paar Monaten. Ich warte ja immer noch auf eine Verlobungsanzeige der beiden!«

»Allein schon bei Charlie und seinen Geschwistern einzuziehen war ein Riesenschritt für sie, auch wenn es eigentlich genau das war, was sie sich immer gewünscht hat. Sei also nicht so streng mit ihr, Bridezilla«, erhob Vanessa Einspruch und stieß Nadia gleichzeitig mit der Hüfte an, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen.

»Ich bin keine Bridezilla!«, protestierte Nadia, während sie Besteck hervorkramte. Dann hielt sie inne und riss die Augen auf. »Oh Gott, oder vielleicht doch? Ihr solltet mich doch auf so etwas aufmerksam machen!«

»Nein, keine Sorge«, versicherte ihr Siobhan, die inzwischen wieder hereingekommen war, mehrere Tüten auf die Arbeitsfläche schob und dann Nadia den Arm um die Schultern legte. »Du hältst dich an den Zeitplan, den wir für dich entworfen haben. Mach dich also nicht verrückt. Hast du deinen Kalender mitgebracht?«

»Ohne Kalender gehe ich nirgends mehr hin!« Nadia deutete auf ein großes, mit jeder Menge Papieren vollgestopftes Notizbuch, das einen Großteil der Frühstückstheke einnahm. »Ich hätte nicht gedacht, dass diese ganzen Hochzeitspläne mich dermaßen stressen würden! Vielleicht hätten Kaname und ich uns einfach nur verloben sollen und dann eine große Party schmeißen.«

»Wenn es das ist, was du willst, dann mach es«, sagte Vanessa. »Wir stehen hinter dir, egal was du tust.«

»Stimmt«, fügte Audie hinzu. »Es ist dein Tag. Deiner und der deines zukünftigen Mannes. Nichts und niemand sonst spielt da noch eine Rolle.«

Nadia schnaubte. »Als könnte ich es meinen Vätern abschlagen, mich zum Altar zu führen!«

»Victor und Nicholas hätten vollstes Verständnis, das weißt du«, entgegnete Siobhan. »Sie wollen vor allem, dass ihr kleines Mädchen glücklich wird. Und Kaname ist dafür genau der Richtige. Egal wie du diesen Tag gestaltest, du wirst den Rest deines Lebens an der Seite dieses Mannes verbringen, und nur darauf solltest du dich konzentrieren.«

»Mach ich. Ich hätte nie geglaubt, dass ich jemals so glücklich sein könnte.« Sie schniefte, und die anderen eilten herbei, um sie in die Arme zu schließen. »Ihr seid echt die besten Freundinnen und Brautjungfern, die man sich wünschen könnte! Danke, dass ihr mich immer wieder beruhigt, sobald ich nervös werde.«

»Natürlich. Dafür haben wir doch unseren Bitch-Talk, oder nicht? Aber jetzt essen wir, bevor alles kalt wird.«

Bitch-Talk-Tag. Bester-Freundinnen-Tag. Dienstag. Audie hatte die unterschiedlichsten Namen für diesen geheiligten Termin in ihrem Kalender. Einmal in der Woche schoben sie und ihre Freundinnen alles beiseite, um gemeinsam Tee zu trinken und sich zu unterhalten. Was vor ein paar Jahren als Selbsthilfegruppe im Sugar & Spice angefangen hatte, hatte sich zu engen Freundschaften entwickelt: Sie schätzte Vanessa, Siobhan und Nadia mehr als alles andere. Diesmal hatten sie sich bei ihr zu Hause versammelt, um miteinander zu essen, Spaß zu haben und sich gegenseitig zu unterstützen.

Sie war der Gruppe als Letzte beigetreten und war insgeheim bis heute erstaunt, dass diese Frauen sie als Freundin akzeptiert hatten. Die brünette Schönheit Nadia Spiceland, die eine erfolgreiche Koch- und Lifestylesendung gehabt hatte, bevor sie ihr eigenes Café namens Sugar & Spice eröffnete. Dann das blonde, blauäugige, glamouröse Pin-up-Girl Siobhan Malloy, die eine Zeit lang ihre umwerfenden Kurven im Rahmen einer Burlesque-Show zur Schau gestellt hatte – und obendrein Mitbesitzerin des Sugar & Spice war. Und schließlich Vanessa Longfellow, Dozentin an der Herscher University mit makelloser, bronzefarben schimmernder Haut und einem heiteren Wesen, das Audie augenblicklich in seinen Bann geschlagen hatte.

Die Vierte im Bunde, sie selbst, Audrina McNamara, ging langsam auf die dreißig zu, hatte ansonsten aber nicht viel vorzuweisen, wenn man mal davon absah, dass sie zu jedermanns Überraschung trotz aller Anstrengungen, sich selbst zugrunde zu richten, immer wieder überlebt hatte. Sie hatte keinen Schimmer, was die drei Frauen an ihr fanden, war aber heilfroh darüber, dass sie sich aus einem spontanen Impuls heraus vor einiger Zeit deren Selbsthilfegruppe angeschlossen hatte.

Genau das war es, was sie gemeinsam hatten: Jede von ihnen hatte ihre eigene private Hölle durchlebt. Nadia hatte ihren Job beim Fernsehen verloren: aufgrund ihrer Tablettensucht und infolge eines Autounfalls, bei dem ihr Manager und beinahe auch sie selbst ums Leben gekommen waren. Auch Siobhan war tablettenabhängig gewesen, was sie ihre Ehe und die Beziehung zu ihrer Tochter gekostet hatte. Bei Vanessa hatten der Alkoholismus und die Familie, die sie in ihren schwersten Momenten komplett alleingelassen hatte, beinahe ihre Karriere zerstört.

Jede von ihnen hatte irgendetwas überwinden müssen – auch sie selbst. Ihre Eltern hatten sie ihr Lebtag lang wie eine Aussätzige behandelt. Sie liebte den Sex und hatte mit allen möglichen Partnern Spaß gehabt – bis eine falsche Entscheidung allem ein Ende gesetzt hatte. Sie hatte am Boden gelegen. Erst jetzt war sie wieder imstande, sich selbst neu zu erfinden und neue Wege zu beschreiten, und zum Glück standen ihr dabei die drei Freundinnen zur Seite.

»Worüber denkst du nach?«

Audie sah von der Schachtel mit Phat si-io auf und lächelte Nadia zu. »Über euch alle und darüber, wie inspirierend ihr für mich seid. Wenn ich mal groß bin, will ich auch so werden wie ihr.«

»Mädel, bitte!« Nadia drückte sie an sich. »Werd bloß nicht wie wir! Sei lieber bestmöglich du selbst!«

Audie stieß ein unbeholfenes Kichern aus, als sie die Schachtel an Vanessa weiterreichte. »Dabei weiß ich gar nicht genau, wer ich bin.«

»Das mag sich vielleicht beängstigend anfühlen, ist aber auch das Aufregendste überhaupt«, meinte Siobhan und klappte eine weitere Schachtel auf. »Außerdem bist du doch längst dabei, das herauszufinden.«

»Und du bist selbst auch ein Riesenvorbild«, fügte Vanessa hinzu und schaufelte sich eine große Portion auf ihren Teller. »Ich weiß nicht, wie viele Leute mit einem solchen Prozess fertiggeworden wären.«

»Ich glaube eher, dass dieser Prozess mich fertiggemacht hat …«

Audie hatte einem ihrer Dates eine Abfuhr erteilt, und der Typ hatte sie daraufhin krankenhausreif geprügelt. Nach der brutalen Attacke wieder halbwegs klarzukommen war eine Sache gewesen; doch die Tücken des Strafrechts auszuhalten war sehr viel schwieriger gewesen und hatte ihr beinahe den Rest gegeben. Am Ende hatte sie sämtliche Social-Media-Accounts gelöscht, hatte alles hinter sich gelassen, war sogar aus ihrer Wohnung ausgezogen. Das alles war tatsächlich reinigend gewesen und hatte ihr Schwung für einen Neubeginn beschert.

Siobhan verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sie. »Bist du jetzt besser oder schlechter dran als am Tag deiner Entlassung aus dem Krankenhaus? Und ich rede nicht von deiner körperlichen Verfassung.«

Audie sah eine nach der anderen an. Während ihres wöchentlichen Bitch-Talks den Kopf einzuziehen war ein Ding der Unmöglichkeit, also antwortete sie: »Tja, das damals war der absolute Tiefpunkt … Es gab Zeiten, da hab ich mich gefragt, ob es mir je wieder gut gehen würde – oder auch nur leidlich. Ich hab zeitweise immer noch Zweifel, aber das Coaching und die Therapie helfen mir mehr, als ich dachte, genau wie meine neue Freizeitbeschäftigung.«

»Du meinst das Tierheim?« Nadia lächelte sie aufmunternd an.

Die beiden standen einander altersmäßig und auch in Sachen Grundeinstellung am nächsten, waren Schwestern im Geiste, doch wie immer, wenn Audie sich bei diesem Gedanken ertappte, sehnte sie sich auch nach ihren leiblichen Geschwistern, die sie aus den Augen verloren hatte.

»Wie läuft’s denn dort?«, hakte Nadia nach.

»Super.« Freudestrahlend lehnte Audie sich zurück. »Als meine Therapeutin mir irgendein soziales Engagement vorgeschlagen hat, hab ich sie erst für verrückt gehalten. Aber die Arbeit im Eastside ist das Beste, was ich je gemacht habe! Die Leute dort sind großartig, auch die Tierärzte, und natürlich ist es auch aus therapeutischer Sicht gut, Tiere zu versorgen. Ich meine, ich hab mich früher doch nicht mal um eine Zimmerpflanze gekümmert – und jetzt sind es Dutzende Hunde! Ich bin dort übrigens auch nicht mehr ehrenamtlich, sondern inzwischen offiziell als Aushilfe tätig, was mir ein kleines zusätzliches Taschengeld einbringt.«

»Oh, wow, gratuliere!«

»Das ist ja fantastisch!«

»Ich freue mich so für dich!«

Nur zu gern ließ Audie sich vom Lob ihrer Freundinnen überschütten und genoss die Anerkennung jener Frauen, die sie durch große und kleine Gesten motiviert hatten, bessere Entscheidungen zu treffen und etwas Besseres vom Leben zu erwarten.

»Und das ist noch nicht alles«, fuhr sie fort. »Dank Tallie, der Tierheimleiterin, darf ich eine Ausbildung zur tiermedizinischen Fachangestellten machen! Die Kurse fangen nächsten Monat an.«

»Oh, Audie!« In Nadias Augen glitzerten Tränen. »Ich bin so stolz auf dich!«

Unbehaglich rutschte Audie auf ihrem Stuhl hin und her. Sie hatte Nadia gegenüber wegen ihres Verhaltens nach dem Überfall immer noch ein schlechtes Gewissen. »Ich gebe mir alle Mühe«, sagte sie schließlich, »und versuche, eurer positiven Vorstellung von mir gerecht zu werden.«

Vanessa beugte sich vor und nahm ihre Hand. »Das ist doch nicht nur eine Vorstellung. Wir wissen genau, dass du ein guter Mensch bist. Wir glauben an dich, bis du so weit bist, auch selbst an dich zu glauben.«

»Und dann feuern wir dich weiter an«, sagte Nadia. »Wenn nötig treten wir dir auch in den Arsch.«

Alle lachten, und die Anspannung, die für einen Moment geherrscht hatte, war verflogen.

Siobhan griff erneut nach einer Schachtel mit Nudeln. »Kriegst du finanziell denn alles auf die Reihe? Ich kann dir die Miete für den Bungalow gern stunden. Charlies Schwester geht inzwischen aufs College, und auch seine Brüder sind schon bald so weit. Ich mache also gerade ohnehin einen Crashkurs in Sachen Ausbildungskosten.«

»Du tust bereits so viel für mich, indem du mich hier wohnen lässt«, meinte Audie. »Mehr will ich nicht von dir verlangen. Ich hab noch einen Notgroschen, den ich für die Finanzierung der Ausbildung lockermachen kann. Außerdem hab ich im letzten Jahr Unmengen Geld gespart, weil ich nicht mehr durch die Bars gezogen bin.«

»Du hast einen Notgroschen?«, fragte Nadia überrascht. »Was wolltest du denn damit – abhauen?«

»Ich hatte keine konkreten Pläne, aber ich wollte vorbereitet sein, nur für den Fall …«

»Für welchen Fall denn?«

»Ach, für alles. Nichts.« Audie zog die Schultern hoch. »Seit ich von zu Hause weg bin, bin ich nie besonders lange irgendwo geblieben – außer in Crimson Bay. Ich hab überhaupt nicht daran gedacht, auch von hier wieder wegzulaufen, bis … Jedenfalls denke ich jetzt nicht mehr darüber nach. Und das verdanke ich hauptsächlich euch.«

Vanessa hob ihr Wasserglas. »Das schreit nach einem Trinkspruch. Auf Audie und ihren Neuanfang!«

»Auf Audie!«

»Ich finde, das schreit auch nach einer Feier«, sagte Nadia, nachdem alle getrunken hatten. »Was haltet ihr von Samstagabend im Down Below?«

Das Down Below war der Nachtclub im Tatas, der Bar, in der sie und ihre Freunde am liebsten abhingen und entspannen konnten. Audie hatte sich in der Vergangenheit zwar viel zu oft entspannt, aber seit dem fehlgeschlagenen One-Night-Stand hatte sie keinen Fuß mehr in eine Bar gesetzt.

»Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich mir meinen ersten Barbesuch nach dieser ganzen Geschichte lieber für deinen Junggesellinnenabschied aufsparen. Außerdem hab ich neuerdings an Freitag- und Samstagabenden feste Termine.«

»Ich vermute mal, du sprichst von diesem Club, den du mit Vanessa besuchst«, sagte Siobhan.

Audie nickte. »Ja, der Onyx-Club. Es ist eine Schande, dass wir Nadias Junggesellinnenabschied nicht dort feiern können.«

»Aber das können wir doch? Nadia würde es bestimmt gefallen.«

»Davon bin ich überzeugt«, pflichtete Nadia ihr mit einem vielsagenden Grinsen bei. »Aber ich bezweifele, dass Kaname mich dort allein hingehen ließe, und was wäre ein Junggesellinnenabschied, bei dem der zukünftige Bräutigam auftauchte?«

»Eins zu null für dich.« Audie wusste, dass Nadia und ihr sexy Professor mehr als ein Mal Kink-Sex ausprobiert hatten. Wahrscheinlich hatten sie ihr arabisches Erotikhandbuch mit dem blumigen Titel Duftender Garten inzwischen mehrmals von A bis Z nachgespielt. Keiner der beiden würde auch nur mit der Wimper zucken, wenn es darum ging, das Onyx zu besuchen, einen Privatclub zwischen Crimson Bay und San Francisco – und die anderen genauso wenig. Tatsächlich war es Nadias Assistent Jas gewesen, der Vanessa und Audie überhaupt erst von dem Club erzählt hatte. »Trotzdem wäre es eine tolle Location für so eine Party.«

»Unglücklicherweise sind solche Partys im Onyx nicht gerade angesagt«, erklärte Vanessa. »Aber was dort sonst abgeht, ist phänomenal.«

Während Nadia und Siobhan in festen, monogamen Beziehungen lebten, die viel von ihrer Zeit in Anspruch nahmen, hatten sich Audie und Vanessa mit der Zeit zusehends stärker aneinander orientiert und sich in ihrem jeweiligen Genesungsprozess unterstützt. Sie waren einander weder im Aussehen besonders ähnlich noch was das Temperament oder die einstige Sucht anging. Vanessa war die trockene Trinkerin und Akademikerin aus bestem Hause, während Audie eine chaotische, freizügige Frau war, der man bestenfalls einen fürchterlichen Männergeschmack nachsagen konnte. Trotzdem hatten sich die zwei zusammengetan, und ihre Freundschaft gab ihnen Sicherheit.

Der Onyx-Club war für beide eine willkommene Entdeckung gewesen: Vanessa brauchte das Gefühl, Kontrolle auszuüben, während Audie ihre sexuellen Begierden in den Griff bekommen musste. Inzwischen hatte Vanessa ihre Ausbildung zur Domina beendet und nannte sich in Clubkreisen Mistress Vivienne. Damit war sie die neueste Domse im Club, während Audie in der sicheren Umgebung des Onyx eine Menge neuer, köstlicher, sinnlicher Erfahrungen machen konnte. Sie glaubte zwar nicht, dass je eine Hardcore-Sub aus ihr würde, aber sie genoss es, die Kontrolle über ihre Lust in andere Hände zu legen, und Vanessa hatte sich als hervorragende Gebieterin erwiesen.

Es gab dort sogar einen Typen, an dem sie interessiert war, obwohl er ihr Interesse allem Anschein nach nicht erwiderte. Für Audie war das eine ganz neue Erfahrung. Sie hatte nie ein Problem damit gehabt, jemanden aufzureißen. Doch Master Nolan war ein anderes Kaliber als die Möchtegern-Machos, mit denen sie sonst geschlafen hatte. An den meisten Abenden war er der Dungeon Master. Außerdem war er neben Mistress Anjela der Mitbesitzer des Clubs.

Doch damit hatte Audies Interesse nichts zu tun. Nachdem er ihr erstmals aufgefallen war, hatte sie nicht mehr aufhören können, ihn zu beobachten. Er hatte augenscheinlich keinen festen Partner und war, soweit sie sehen konnte, den üblichen Spielen eher abgeneigt, auch wenn das die wenigsten ungebundenen Subs davon abhielt, um seine Aufmerksamkeit zu buhlen. Er war ganz und gar anders als die Männer, an die Audie gewöhnt war – älter, sexier, herrischer. Er spielte in einer anderen Liga als sie selbst, was allerdings nichts daran änderte, dass sie sich insgeheim nach ihm verzehrte.

»Wenn ihr am Wochenende in den Club kommen wollt, können wir vielleicht Gästekarten organisieren«, schlug Audie vor. »Wie wär’s?«

Siobhan winkte ab. »Danke, aber Charlie und ich amüsieren uns lieber hinter verschlossenen Türen.«

»Das Gleiche gilt für Kaname und mich«, meinte Nadia. »Okay, vielleicht nicht gerade hinter verschlossenen Türen … aber definitiv ohne Publikum.«

»Kein Problem«, sagte Vanessa und schmunzelte Audie an. »Ich sorge dafür, dass Audie trotzdem angemessen auf ihre Kosten kommt.«

Audie widerstand dem Impuls, sich auf ihrem Stuhl zu winden. Kein Zweifel, dass Vanessa Wort halten würde. Sie freute sich jetzt schon darauf. »Okay, jetzt aber genug von mir. Los, essen wir fertig, und dann reden wir endlich über die nächste Phase der Hochzeitsvorbereitungen!«

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Kapitel 2

Sie war ein rasendes Feuer, und er wollte sich daran verbrennen.

Das Problem war nur: Der lodernde Rotschopf war die Sub von Mistress Vivienne, einer der neuen Onyx-Domsen. Trotzdem konnte er den Blick nicht von ihr abwenden, wenn die beiden miteinander spielten, obwohl er wusste, dass sich so etwas leicht zur Besessenheit auswachsen konnte. Mit ihrem leuchtend roten Haar, das jedes Fünkchen Licht einfing, und ihrer Pfirsichhaut, auf der jedwede Züchtigung durch ihre Herrin verführerische Spuren hinterließ, war die Rothaarige schlicht und ergreifend umwerfend – eine überaus faszinierende Sub, die sich mit schamlosem Enthusiasmus ihrer Domse unterwarf.

Einige Clubmitglieder kamen ins Onyx, um sich vor Publikum dominieren zu lassen. Andere wiederum taten es eher im Verborgenen. Wenn er nicht gerade Dungeon Master war, spielte Nolan durchaus hin und wieder die Rolle des Dom. Für einige war BDSM der Inbegriff ihrer Befriedigung, für andere jedoch war es bloß Mittel zum Zweck. Der feurige Rotschopf gehörte zu letzterer Kategorie. Ihre Unterwerfung diente lediglich dazu, ihre sexuelle Begierde zu schüren, und die Art und Weise, wie sie ihre Herrin bat, kommen zu dürfen, war einfach nur hinreißend und ein wunderschöner Anblick.

Dann eines Abends hatte er dem Rotschopf in die Augen gesehen, und da war es um ihn geschehen gewesen. Ganz intuitiv hatte sich in ihm ein Gefühl inniger Verbundenheit breitgemacht. Dass sie ihm Blicke zugeworfen hatte, während er zugesehen hatte, wie sie von ihrer Domse getoppt oder von einem eifrigen Freiwilligen gefickt wurde, war eine berauschende Erfahrung gewesen. Es war, als hätte sie ihn auf diese Weise stumm um Erlaubnis gebeten zu kommen.

Ihre Gebieterin hatte es natürlich bemerkt. Jede Domse, die ihre Peitschen wert war, hätte so was mitbekommen, und Mistress Vivienne hatte sich in ihrer Ausbildung, die ihr Mistress Anjela hatte angedeihen lassen, als Musterschülerin erwiesen. Mit hochgezogener Augenbraue und einem provokanten Schmunzeln hatte sie ihn eingeladen, sich zu ihnen zu gesellen. Zweimal hatte sie gefragt. Zweimal hatte er abgelehnt. Zweimal hatte er die Enttäuschung in den Augen der Schönheit mit dem Flammenhaar gesehen – genug Enttäuschung, als dass er angefangen hatte, sich um seinen Geisteszustand Sorgen zu machen. Wieder mal.

Es war schließlich nicht so, als hätte er nicht gewollt. Sie war fast alles, was er sich an einer Sub hätte wünschen können, sofern er denn danach gesucht hätte. Was er nicht tat. Jemand, mit dem man spielen konnte, der toll im Bett war und die Sache trotzdem lässig anging? Eine solche Kombination konnte einen süchtig machen. Die Leidenschaft dieses Rotschopfs war ein Leuchtfeuer, das ihn lockte, das alle Arten von Freuden versprach. Doch sie gehörte Vivienne. Er war kein Wilderer, und sein letzter Versuch, sich eine Frau zu teilen, war jämmerlich gescheitert.

Aber wenn er sie nicht teilen müsste …

»Du lenkst meinen Rotschopf ab.«

Nolan sah von seinem Mineralwasser auf. Mistress Vivienne machte es sich auf dem leeren Barhocker neben ihm bequem. Vivienne war selbstverständlich nicht ihr richtiger Name. Die meisten Onyx-Besucher benutzten Kunstnamen, obwohl er und Anjela die wahren Identitäten eines jeden kannten. Das gab zusätzliche Sicherheit und Privatsphäre in einem Club, der sich mit Exklusivität und Diskretion brüstete.

»Die Ablenkung beruht auf Gegenseitigkeit.« Er prostete ihr zu. »Ich entschuldige mich dafür, dass ich euer Spiel gestört habe. Hast du sie deshalb heute nicht mitgebracht?«

»Sie ist hier – im Jadezimmer«, erwiderte Vivienne. »Und sie wartet auf dich.«

Unwillkürlich legten sich Nolans Finger fester um sein Glas. »Auf mich?«

Sie nickte. »Sie will dich.«

Alles in ihm krampfte sich zusammen. Er hätte nie erwartet, dass Vivienne so unverblümt darauf zu sprechen käme – oder sogar bereit wäre, ihre Sub an ihn zu verleihen. »Da gibt’s nur ein Problem …«

»Ach ja?« Sie nahm eine Flasche Wasser vom Barkeeper entgegen und sah ihn an. Ihre perfekt geschwungene Augenbraue verschwand unter den elektrisierend blauschwarzen Stirnfransen. »Und das wäre?«

»Sie gehört dir.«

Vivienne warf den Kopf in den Nacken und lachte so laut, dass ein paar Gäste in der Nähe, die gerade nicht spielten, zu ihr herübersahen, sofern sie die Schönheit in den gefährlich spitzen Stilettos, den schwarzen Netzstrümpfen und dem eng anliegenden Lederrock nicht ohnehin bereits gemustert hatten. »Ist das alles, was dich abhält?«

Er runzelte angesichts ihrer Belustigung die Stirn. »Reicht das nicht? Es gibt schließlich ein paar Regeln, sogar unter Doms.«

»Natürlich gibt es die. Und deine Selbstbeherrschung ist bewundernswert. Unglaublich – aber bewundernswert.« Sie nippte geziert an ihrem Wasser. Irgendwie gelang es ihr, auf dem Glas nicht einen Hauch ihres blutroten Lippenstifts zu hinterlassen. »Sei hiermit eingeladen, dich uns anzuschließen … und mit ›uns‹ meine ich sie.« Sie lehnte sich rücklings an die Bar, schlug ihre wohlgeformten Beine übereinander, während sie den Hauptspielbereich überblickte. »Sie ist nur innerhalb dieser Wände meine Sub. Außerhalb ist sie meine Freundin. Und diese Freundin kriegt dich einfach nicht mehr aus dem Kopf. Deshalb habe ich beschlossen, dich heute Abend anzusprechen. Ich dachte, das dritte Mal hätte einen besonderen Reiz. Sie ist gut, und sie hat sich eine Belohnung verdient. Außerdem weiß ich, dass du sie ebenfalls willst.«

Nolan wollte schon etwas erwidern, als mit einem Mal ein schlanker junger Mann in einem leuchtend roten Slip neben ihnen auf die Knie ging. »Herrin, solltest du heute ohne deine Sub hier sein, würde ich dir demütig meinen Körper zur Verfügung stellen, um mich zu deiner Befriedigung von dir züchtigen zu lassen.«

Dann berührte er ihre Schuhspitze.

Noch ehe Nolan einschreiten oder den Sub in seine Schranken weisen konnte, wich Vivienne zurück. Für den Bruchteil einer Sekunde rechnete er damit, dass sie dem Mann einen Tritt versetzen würde, damit er auf dem Hintern landete. Stattdessen setzte sie eine eisige Miene auf. »Auf Hände und Knie.«

Eifrig und mit einem Schauder der Erregung ließ sich der Mann auf alle viere sinken. »Ja, Mistress.«

»Wer hat dir die Erlaubnis erteilt, mich zu berühren?«, fragte Vivienne mit harter Stimme.

Verlegen leckte sich der Sub über die Lippen und zitterte vor Erregung. Nolan wusste, dass der Mann etwas für Demütigungsspielchen übrighatte, und fragte sich, ob Vivienne über genügend Erfahrung verfügte, um mit ihm klarzukommen. »Niemand, Mistress.«

»Und wer hat dir die Erlaubnis erteilt, zwei Doms zu unterbrechen, die sich miteinander unterhalten – und von denen zu allem Überfluss keiner dein Herr ist?«

Der Mann blickte von ihr zu Nolan und dann wieder zu ihr. Er schwankte zwischen Verunsicherung und Lust. Seine Nippel wurden hart, und sein Atem ging schneller. »Niemand, Mistress.«

Als sie antwortete, wirkte Vivienne umso eisiger, und in ihrer Stimme lag absolute Geringschätzung. »Dann sag mir, warum ich mich herablassen und so ein verwerfliches Verhalten auch noch belohnen sollte. Was veranlasst dich zu der Annahme, dass du überhaupt meiner Beachtung oder meiner anhaltenden Aufmerksamkeit würdig sein könntest?«

Der Mann wand sich vor Lust, neigte den Kopf und winselte: »Bitte vergib mir, Herrin. Ich weiß, ich bin unwürdig, aber ich konnte der Gelegenheit nicht widerstehen. Bitte gewähre mir die Chance, dir zu beweisen, wie …«

»Still!«, bellte Vivienne. »Du bewegst dich nicht und sagst auch keinen Ton, bis man wieder das Wort an dich richtet. Du bist ein Nichts, ein Niemand, bis ich etwas anderes entscheide.«

Dann setzte sie die Absätze ihrer Stilettos auf die Schultern des Mannes wie auf einen menschlichen Fußschemel, während sie ihm einen Blick unter ihren Rock gewährte. Er keuchte, war aber klug genug, um sich nicht zu rühren und seine Zunge im Zaum zu halten, und Vivienne wandte sich wieder an Nolan: »Wo waren wir, bevor wir so rüde unterbrochen wurden?«

»Ich glaube, du wolltest mir ausreden, dass es ein Problem gibt.«

Sie lachte. »Schön, dass das bei dir angekommen ist. Heißt das, du bist dabei?«

War er das? Nolan war sich nicht sicher. Bei der Vorstellung, mit dem Rotschopf zusammenzukommen, ihr Feuer selbst zu erleben, lief ihm das Wasser im Munde zusammen, was ihm schon lange nicht mehr passiert war. Obwohl er sie bislang nicht mal berührt hatte, hatte er eine Verbundenheit mit ihr empfunden. Was, wenn sich die intensivierte, sobald er ihr Angebot annähme? Würde ihm dieses einzige Mal reichen?

»Es muss nicht bei einem Mal bleiben, weißt du«, fuhr Vivienne fort, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Es könnte auch ein längerfristiges Arrangement werden.«

»Du bietest mir an, mir deine Sub zu schenken?«

»In diesem Fall – in deinem Fall – bin ich nicht ihre Mistress. Ich bin eher ihr Back-up. Sie will dich, und du willst sie. Ich kann euch geben, was ihr beide wollt.«

Nolan schüttelte den Kopf. Nicht zu glauben, dass irgendjemand bereitwillig auf diese sinnliche Sub verzichten wollte. »Aber was ist mit dir? Macht es dir gar nichts aus, dass sie jemand anderen will?«

»Ach was.« Sie verlagerte ihr Gewicht, überkreuzte die Fußknöchel und ließ die Füße auf der linken Schulter des Mannes zu ihren Füßen ruhen. »Wir sind hierhergekommen, damit sie in einer sicheren Umgebung ihre Sexualität ausleben kann. Meine Ausbildung war bloß ein zusätzlicher Bonus. Wenn ihr beide zusammenpasst, kann ich weiterziehen und mir einen neuen Partner suchen.«

»Also nur damit wir uns richtig verstehen: Du gibst sie auf?«

Nolan fragte sich, ob er sich wirklich darauf einlassen sollte. In seinem Kopf hallte ein eindringliches Nein wider. Wenn er sich der Rothaarigen erst genähert hätte, würde er sie vielleicht nicht mehr ziehen lassen.

Vivienne lächelte ihn vielsagend an. »Wie ich schon sagte: Sie ist meine Freundin. Ich höre nicht auf, sie als Freundin zu betrachten, nur weil ich aufhöre, mich um ihre Orgasmen zu kümmern. Stellt sich also die Frage, ob du der Richtige bist, um meinen Platz einzunehmen.«

Verdammt, sie ist gut, dachte Nolan. Mit mehr Erfahrung und mehr Zeit unter Anjelas Anleitung wäre sie einfach fantastisch. Im Onyx gab es jetzt schon eine geheime Warteliste für Sessions mit ihr.

»Wo hast du deinen Rotschopf untergebracht, sagtest du?«

Vivienne grinste ihn verschmitzt an. »Sie wartet im Jadezimmer. Ich hab ihr die Erlaubnis gegeben, frei zu sprechen und selbst zu entscheiden. Möge sie sich an dich binden, wenn es das ist, was sie will.«

Dann wandte sie sich dem Mann zu, der immer noch zu ihren Füßen kauerte, und stieß seine Schulter mit der rechten Fußspitze an. »Du hast meine Schuhe schmutzig gemacht, und die sind mehr wert als du. Hände auf den Rücken, und dann kriech zu diesem Stuhl dort rüber. Knie daneben nieder, bis ich hier fertig bin. Wenn deine Haltung mir gefällt, gebe ich dir vielleicht die Gelegenheit, mir zu zeigen, wie gut du meine Schuhe wieder reinigen kannst.«

Der Sub atmete scharf ein. Inzwischen zitterte er am ganzen Leib, während er die Hände hinter den Rücken führte. »Ja, Mistress. Danke, Mistress.« Er verneigte sich und kroch die sechs Meter zu dem niedrigen Plüschsessel hinüber, kauerte sich daneben und beugte sich so weit vor, dass sein Gesicht den Boden berührte.

Nolan nickte in dessen Richtung. »Er ist ein bisschen schwierig, das weißt du hoffentlich?«

»Hat Mistress Anjela bereits gesagt. Ich habe nicht die Absicht, seine Herrin zu werden. Aber ich denke darüber nach, ihm vielleicht einmal die Woche oder auch nur einmal im Monat eine Session zu gewähren. Genau das stellt ihr euch doch vor, deine Partnerin und du, nicht wahr?«

»Du hast das Talent dazu«, bekannte er. »Hat dir Mistress Anjela beigebracht, diese Demütigungsrolle so zu spielen? Du könntest ihn allein mit deiner Stimme zum Kommen bringen.«

Viviennes Lachen klang bitter. »Nein, diesen Tonfall hab ich von einem wahren Meister gelernt – von meinem Vater. Aber du verschwendest deine Zeit. Ist mein Rotschopf dir nicht verlockend genug?«

Er kniff die Augen zusammen. »Diese Frage hat eine Antwort nicht einmal verdient!«

»Na gut. Ich würde sie nach eurer Unterhaltung gern kurz sprechen, egal was ihr beschlossen habt.«

»Du willst uns einander nicht offiziell vorstellen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Du brauchst keine förmliche Vorstellung, Nolan Reid. Sie wird selbst entscheiden, ohne dass ich sie auf die eine oder andere Weise beeinflussen müsste.« Sie glitt von ihrem Barhocker. »Viel Glück, Master Nolan. Nicht, dass du es nötig hättest.«

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Kapitel 3

Audie saß auf dem Bett, hatte die Knie zusammengepresst und die Hände im Schoß gefaltet. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung, um das frenetische Pochen ihres Herzens in den Griff zu bekommen. Vanessa – Mistress Vivienne – hatte sie vor einer gefühlten Ewigkeit im Jadezimmer zurückgelassen, nachdem sie Audie dort wie ein sinnliches Büfett drapiert hatte. Sie hoffte, es würde seine Wirkung entfalten. Sie hoffte, er würde kommen …

Sie unterdrückte ein Schaudern. Gott, wie sehr sie ihn wollte! Sie wollte seine Hände auf ihrem Körper spüren. Wollte sich seiner Kontrolle unterwerfen, seinem Willen, seiner Dominanz, selbst wenn der Gedanke daran sie zu Tode erschreckte. Sie wollte von ihm genommen werden. Die Vorstellung, sich ihm vollkommen zu unterwerfen, erregte und ängstigte sie gleichermaßen.

Vanessa hatte den Weg dafür bereitet. Als sie Audie eines Abends veranlasst hatte, gemeinsam mit einer anderen Sub zu masturbieren, hatte sie ihn dabei ertappt, wie er sie angestarrt hatte.

Sie war sofort fasziniert gewesen. Die Intensität seines gebieterischen Blicks hatte in ihr den Wunsch geweckt, seine Anerkennung zu gewinnen, seine Bewunderung. Als sie beim ersten Mal einen Orgasmus zurückgehalten hatte, bis er ihr mit einem Kopfnicken die Erlaubnis erteilt hatte, war sie so explosiv und kathartisch gekommen, dass sie fast ohnmächtig geworden wäre. Von diesem Augenblick an hatte sie ihm gehört. Und doch hatte er nie Anstalten gemacht, sie für sich zu beanspruchen.

Audie fuhr mit beiden Händen über ihre Knie, um etwas von ihrer Anspannung loszuwerden. Das Jadezimmer war einer der zahlreichen, individuell gestalteten Privaträume des Clubs. Dieser war in Grüntönen gehalten: angefangen vom Bett bis hin zu den Wänden. Er war eher zum Sexspiel als für BDSM geschaffen, auch wenn ein Sling den Großteil des Raums einnahm.

Vor Erregung krampfte sich ihr Magen zusammen. Mit Master Nolan wäre bestimmt alles gut … Ihre Therapeutin hatte sie dazu ermutigt, sich wieder mit Männern zu treffen – nur dass sie mit Dates keinerlei Erfahrung hatte. Sie hatte jede Menge Sex gehabt und ihn genossen. Aber Beziehungen gingen über ihr Vorstellungsvermögen hinaus. Im Grunde hätte sie auch jederzeit behauptet, sie könne sich niemals auf eine exklusive Beziehung einlassen …

Außer mit Master Nolan.

Oh, er inspirierte derlei Gedanken durchaus. Dabei hatte er sie bislang noch nicht einmal berührt! Wenn er nur endlich käme!

Als die Tür aufging, setzte ihr Herz für einen Schlag aus, und für eine Sekunde schwankte sie zwischen Hoffnung und Enttäuschung und hielt den Atem an. Dann erschien Master Nolan auf der Schwelle und trat ein.

Es war fast, als hätte sie jahrelang geschlafen und wäre gerade eben aufgewacht. Er stand nur ein paar Meter vor ihr, und doch hatte sie das Gefühl, als stünde er unmittelbar neben ihr, so deutlich konnte sie ihn spüren. Seine Anwesenheit sättigte die Luft, berauschte sie. Über seiner schwarzen Hose trug er ein schwarzes Shirt, das seine breiten Schultern betonte. Sie hatte ihn beim Spiel beobachtet und wusste, dass er irrsinnige Bauchmuskeln und muskulöse Arme besaß, die den Flogger oder das Paddle wie eine hypnotische Verlängerung seiner selbst handhabten. Sein schwarzbraunes Haar fiel ihm in die Stirn.

Im Licht des grünen Zimmers vermochte sie die Farbe seiner Augen nicht zu erkennen, wohl aber den intelligenten Ausdruck und das intensive Glimmen. Das Lodern, das Gebieterische in seinem Blick veranlasste sie aufzustehen. Leicht verunsichert wandte sie sich zu ihm um.

»Master Nolan … Sir«, stieß sie mühsam hervor und neigte den Kopf. Sie war nicht vertraut genug mit den Gepflogenheiten, um dem Protokoll Genüge zu tun oder einschätzen zu können, wie er bei groben Schnitzern reagieren mochte. Sie hoffte nur, dass Mistress Vivienne ihn vorbereitet hatte.

Er schob die Tür hinter sich zu, schloss aber, wie sie bemerkte, nicht hinter sich ab. Er machte ein paar Schritte auf sie zu, ließ ihr aber noch immer einen Ausweg. Sie fragte sich, ob er ihre Akte gelesen hatte oder ob ihre Herrin ihm mehr von ihrer Vergangenheit erzählt hatte, als ihr selbst lieb gewesen wäre.

Schweigend musterte er sie. Sie wusste genau, was er vor sich sah: Ihr offenes Haar wallte ihr über die Schultern. Das weiße Top war zur Hälfte aufgeknöpft. Dazu trug sie schwarze Strümpfe und Pumps mit hohen Absätzen. Vanessa hatte diesen Raum absichtlich gewählt, weil hier Audies kupferrotes Haar und ihre Pfirsichhaut am besten zur Geltung kamen. Sie hatte sogar Audies Outfit ausgewählt.

Mit leuchtenden Augen betrachtete er sie, und ihre Haut kribbelte. Sie war Vanessa wirklich etwas schuldig.

»Audie …« Sein sanfter Tenor glitt über ihre Sinne hinweg wie Seide. »Mistress Vivienne hat mir erzählt, sie habe dir die Erlaubnis gegeben, frei zu sprechen.«

»Ja, Sir«, antwortete Audie und erschauerte, ihre Nippel wurden hart und fühlten sich unter dem Stoff ihres Tops empfindlich an. »Ich soll jegliche Frage beantworten, die du mir stellst.«

»Wie lange bist du schon eine Sub?«

»Seit ich dem Club beigetreten bin. Ich war es nur für Va… für Mistress Vivienne.«

Er neigte den Kopf zur Seite. »Also lernst du noch.«

Die Antwort schien ihm nicht gefallen zu haben. Schlagartig war sie nervös. »Mistress Vivienne und ich spielen nur, wenn wir hier sind. Außerhalb des Onyx sind wir Freundinnen.«

»Er gefällt dir also nicht? Dieser Lifestyle, meine ich.«

»Mir gefällt, was Mistress Vivienne macht. Mir gefällt das Gefühl, das es mir gibt, besonders wenn sie mich lobt. Und ich sehe gern zu, wenn andere bestraft werden. Es gefällt mir – weil ich weiß, dass es wenig später zum Sex kommt.«

Er trat näher an sie heran, und sie versuchte, sich auf ihre Atmung zu konzentrieren. Normalerweise war es für sie ein Kinderspiel, einen Kerl um den Finger zu wickeln. Ein Lächeln, eine leichte Berührung an der Schulter, ein neckisches Zwinkern, sie bekam, was sie wollte, und machte sich danach wieder vom Acker. Doch bei diesem Mann war ihr instinktiv klar, dass ihre übliche Taktik nicht wirken würde.

Wenige Zentimeter vor ihr blieb er stehen. »Du weißt, dass ich keine Sub habe und dass ich nur selten spiele.«

Einatmen … »Ja, Sir.«

»Warum hast du also Interesse an mir? Es würden sich hier einige danach verzehren, Sex mit dir zu haben, wenn es das wäre, wonach du suchst.«

»Das ist nicht alles, wonach ich suche«, wandte sie ein. »Nicht von dir …« Sie breitete die Hände aus, versuchte irgendwie rüberzubringen, warum er anders sei, rang um Worte, mit denen sie ihn erreichen konnte. »Als du mich angesehen hast, hab ich etwas gespürt, was ich nicht verstanden habe. Als hätte sich gleichzeitig in mir etwas gelöst und angespannt … Ich wollte so gut wie möglich sein, um mir dein Lächeln oder zumindest dein Wohlwollen zu erheischen … deine Berührung …« Sie schüttelte den Kopf, war über ihre eigenen Worte verblüfft. »Dir zu gefallen, deine Billigung zu sehen hat mich heiß gemacht … und glücklich. Ist verdammt seltsam und etwas Neues für mich.« Sie reckte das Kinn leicht vor. »Und das würde ich gern mit dir erforschen, wenn du bereit dazu wärst.«

Vor Aufregung hatte sie vergessen, ihn mit seinem Titel anzusprechen, aber er korrigierte sie nicht. Er stand jetzt so nah vor ihr, dass sie das Schiefergrau seiner Augen erkennen konnte. Gott, dieser Mann war aus der Nähe noch verführerischer! Sie sehnte sich danach, ihn zu berühren und von ihm berührt zu werden. Es fühlte sich eigenartig an, den Menschen mehr zu wollen als die Lust, obwohl sie ahnte, dass die Lust mit ihm jenseits von Gut und Böse wäre. Sie wäre ihm nicht gewachsen – und dieses Gefühl war regelrecht schwindelerregend.

Er hob die Hand, berührte ihr Gesicht aber nicht. Ihre Haut prickelte vor Verlangen.

»Du hast gesehen, wie ich anderen Gebietern mit ihren Subs geholfen habe«, sagte er schließlich. »Wie fandest du das?«

»Atemberaubend und schön«, antwortete sie aufrichtig. »Und mir kam der Gedanke, wie glücklich sich diese Männer und Frauen schätzen konnten, weil sie von dir berührt wurden.«

Und mich hast du immer noch nicht angefasst. Aber jetzt bist du hier bei mir. Nicht bei ihnen, sondern bei mir.

Er ließ die Hand ein Stückchen weiter wandern, sodass sie genau dort schwebte, wo eine Haarlocke sich über ihrem Herzen kringelte. »Ist es das, was du willst, Audie?«, fragte er. »Meine Berührung?«

»Oh ja. Ich will alles erfahren, Sir.«

»Alles?«

Im nächsten Moment berührte er sie. Seine Finger strichen leicht über die Locke. Es durchzuckte sie wie ein Stromstoß, brachte ihr Blut in Wallung.

»Willst du meine Hände auf dir spüren, wie sie über deine Haut gleiten und jede Kuhle, jede Kurve erkunden? Wie sie lernen, welche Zonen empfindlicher sind als andere – ob nun die Kniekehle oder die Stelle hinter dem Ohrläppchen?«

»Ja.« Sie schlug die Augen nieder und atmete scharf ein, als seine Fingerspitzen über ihr Top glitten – von der Schulter bis zu ihren Brüsten und von dort hinab zum Saum und über ihre Schenkel.

»Was, wenn ich dich über diese Bank dort legen würde, sodass dein wunderschöner Hintern nach oben ragt, und ich dich spanke, bis dein Po von meinen Schlägen rot glüht?«

Sie schwankte. Das Bild, das in ihrem Kopf entstand, übermannte sie regelrecht. Bei der Vorstellung, dass auch sie die Wonnen erleben sollte, die andere Subs unter seiner Führung genossen hatten, ging ihr Atem stoßweise. Sie wollte sich seiner Stärke unterwerfen, seiner Dominanz, sich sein Lob verdienen und seine Lust und anschließend in seiner fürsorglichen Aufmerksamkeit schwelgen.

»Audie. Antworte mir!«

Panisch riss sie die Augen auf. Er stand immer noch vor ihr, blickte streng auf sie herab und sah so fordernd und zugleich so verdammt atemberaubend aus, dass ihr die Luft wegblieb. »Das … Das will ich auch«, stieß sie mühsam hervor. »Besonders von dir. Ich liebe das Gefühl des Floggers auf mir. Spanking … klingt erst mal ziemlich intensiv, aber ich sehe ja, wie die anderen es genießen, wie es sie berauscht. Ich glaube, das könnte aufregend sein – besonders wenn ich wüsste, dass anschließend Sex folgt … Allerdings hab ich nie gesehen, wie du es mit jemandem getrieben hättest.«

Er musterte sie eindringlich. »Das ist also dein Hauptbeweggrund? Sex?«

Bei der Art, wie er Sex sagte, zog sich in ihr alles zusammen. Gott, es hatte sie voll erwischt! »Ja. Ich liebe Sex. Sehr.«

»Manche Leute sind nur für das Spiel dabei, und Sex ist für sie Nebensache. Für andere führt das Spiel zum Sex.«

»Dann gehöre ich zur zweiten Gruppe. Ich glaube nicht, dass ich das Spiel vom Sex trennen könnte.«

Er nickte. »Hast du irgendwelche Grenzen? Irgendetwas, was du nicht tun würdest?«

Sein Blick forderte Aufrichtigkeit, und sie gehorchte. »Ich käme wahrscheinlich nicht klar mit Vergewaltigungsspielen, und ich habe eindeutig nichts für Schmerz übrig. Keine Ahnung, ob ich begeistert wäre, wenn irgendetwas blaue Flecken verursachen würde. Mistress Vivienne und ich sind nie so weit gegangen.«

»Gut zu wissen.« Er strich ihr wieder übers Haar. »Ich bin kein Sadist, Audie. Jeglicher Schmerz, den ich dir bereite, dient nur dazu, deine Lust zu steigern. Allerdings treibe ich die Dinge gern voran.«

Bei dem Lächeln, das er ihr jetzt schenkte, war ihr, als träte sie aus dem Schatten ins Sonnenlicht. »Ich bin mir sicher, ich werde dieses Vorantreiben genießen, Sir.«

»Erzähl mir von dir.«

Vor Nervosität bekam Audie Magenschmerzen. Sie schob sich eine Strähne hinters Ohr und versuchte, von sich abzulenken. Hier stand sie, extrem scharf und aufs Äußerste bereitwillig – und er wollte ihre Lebensgeschichte hören? »Jetzt?«

»Ja, jetzt.«

»Hast du meine Akte nicht gelesen?«

Er zwirbelte eine ihrer Locken um seinen Zeigefinger. »Mistress Anjela hat dich für gut befunden. Ich ziehe es vor, dich auf die altmodische Weise kennenzulernen, indem ich mich mit dir unterhalte.« Er zog leicht daran. »Und du hältst mich hin.«

»Da gibt es nicht viel zu erzählen … Ich arbeite als Aushilfe im Tierheim, im Eastside, und helfe dort am Wochenende ehrenamtlich aus. Demnächst fängt meine Ausbildung zur tiermedizinischen Fachangestellten an. Ich wohne zur Miete im Haus einer Freundin, während sie zu ihrem heißen, blonden Typen und seinen Brüdern gezogen ist.« Schlagartig wurden ihre Wangen heiß. »Äh, das ist jetzt, glaube ich, falsch rübergekommen«, fügte sie hastig hinzu. »Charlies Brüder sind noch klein. Die Schwester hat gerade erst angefangen, an der Herscher zu studieren. Keine Ahnung, warum Siobhan ihn nicht längst geheiratet hat. Eigentlich wollen sie es beide.«

»Es wird dazu kommen, wenn es so weit ist. Übrigens ist mir durchaus klar, dass du mir schon wieder ausweichst.« Er griff nach ihrer Hand, drehte sie herum und fuhr mit dem Daumen ihr Handgelenk entlang. »Ich will, dass du Vertrauen zu mir aufbaust, und das bedeutet zum Teil auch, dass ich dich kennenlerne.«

Wie ein warmer Nebel breitete sich die Empfindung von ihrem Handgelenk in ihren ganzen Körper aus. Sie hatte keinen Schimmer, wie er mit dieser einfachen, federleichten Berührung eine so starke Reaktion in ihr hatte entfachen können.

»Das Wichtigste weißt du bereits … Ich bin von Natur aus rothaarig, und ich liebe Sex.«

»Das ist tatsächlich wichtig. Es ist sogar entscheidend.« Seine Stimme klang jetzt tiefer, sodass sie tief in ihr widerhallte. »Du hast etwas an dir, worauf ich mich freue … was ich entdecken will.«

Audie war so gefangen im sinnlichen Necken seines Blicks, im dunklen Versprechen in seiner Stimme und der hypnotisierenden Berührung seiner Finger, dass sie ihr Unbehagen schlicht vergaß. »Was denn zum Beispiel?«

»Die Art, wie dir der Atem stockt. Die Empfindungen, die deine Nippel hart werden lassen. Wie deine Haut schmeckt, nachdem du gründlich durchgevögelt wurdest – oder wenn du gerade aus der Dusche kommst oder mit Honig beträufelt wirst. So eine Entdeckungsreise macht schon die Hälfte des Spaßes aus.«

Gott, das klang nach mehr als Spaß. Es klang wie etwas, was sie augenblicklich in Angriff nehmen mussten.

»Und Orgasmen sind die andere Hälfte – damit kann ich leben.«

Er schenkte ihr ein freches Grinsen. »Hab ich das gesagt?«

Verwirrt runzelte sie die Stirn. »Was sonst könnte die andere Hälfte sein?«

Er ließ ihr Handgelenk los. Trotzdem spürte sie seine Berührung immer noch mit jedem Herzschlag ihren Arm heraufwandern. »Das Vorspiel, die Einstimmung … zu beobachten, wie sich die Lust des Partners steigert … ihn zum Höhepunkt zu führen und dann in den Abgrund hinabzuschleudern – wieder und wieder …«

»Das klingt nicht nach Spaß, sondern nach Folter.«

Sein Lächeln verblasste. Stattdessen musterte er sie auf eine Art, die sie an eine herannahende Nebelbank erinnerte. »Das Vorspiel steht also auf deiner Must-have-Liste nicht an oberster Stelle, richtig?«

»Du fragst, als wäre das etwas Verwerfliches.« Sie gab sich alle Mühe, nicht beleidigt zu klingen. »Wenn ich doch Hunger habe, warum sollte ich mich dann mit einer Vorspeise abgeben, statt direkt zum Hauptgericht überzugehen?«

»Weil du die Hauptspeise mitunter mehr genießt, wenn zuvor dein Appetit angeregt wurde. Und manchmal ist die Vorspeise ganz einfach besser.«

Sie schnaubte. »Niemand mag die Vorspeise lieber als das Hauptgericht.«

Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. »Wenn das eine Aufforderung sein soll …?«

Erneut zog sich in ihr alles zusammen. Dann entspannte sie sich wieder. Das Onyx war ein sicherer Ort, das hatte Mistress Anjela ihnen versichert, als sie dem Club beigetreten waren. Audie kannte das Sicherheitsprotokoll, und dieses Wissen gab ihr Gewissheit. Sie stemmte die Hände in die Hüften.

»Und wenn es so wäre?«

Sein Schmunzeln wurde breiter, und in ihrem Bauch flatterten Schmetterlinge. »Wenn ja, habe ich keine andere Wahl, als sie anzunehmen.«

Er trat einen Schritt zurück, und sofort vermisste sie seinen Duft, seine Nähe.

»Es wird nichts passieren, womit du dich nicht wohlfühlst«, sagte er zu ihr. »Alles, was wir tun, wird sicher sein und einvernehmlich passieren«, fuhr er fort. »Verstehst du, was ich damit sagen will?«

Audie entspannte sich umso mehr. Natürlich würde sich der Hausherr des Onyx-Clubs an die Hausordnung halten. »Ja, und ich bin bereit dafür.«

»Was ist dein Safeword?«

»Onomatopoesie.«

Sie rechnete bereits damit, dass er sich darüber lustig machte. Aber er lächelte nur. »Das gefällt mir. Hast du dir dieses Wort aus einem bestimmten Grund ausgesucht?«

»Es kommt in Alltagsgesprächen selten vor, dabei klingt es wunderbar.«

»Das finde ich auch.« In seinen Augen blitzten feurige Entschlossenheit und Hunger auf. »Und jetzt zieh dein Oberteil aus.«

Schlagartig schien die Luft elektrisch aufgeladen zu sein.

Ihre Hände wanderten hinauf zur Knopfleiste ihres Tops. Ihr Herz schlug so wild, und das Blut rauschte so laut in ihren Adern, dass ihre Brustwarzen sich durch den Stoff abzeichneten. Er war so anders als die Männer, mit denen sie sonst rumgemacht hatte, diese manipulierbaren Trottel, die höchstens für ein, zwei Stunden gut waren; dieser Mann war ein Mann. Er kontrollierte und beherrschte, und das fand er gut. Und sie definitiv ebenfalls.

Ihr Top fiel zu Boden, sodass sie nun fast komplett nackt vor ihm stand. In ihren Heels trug sie noch immer Strümpfe, und vom Ring in ihrer rechten Brustwarze baumelte der Schlüssel zu dem ledernen Keuschheitsgürtel, den sie um die Hüften trug.

Nolan atmete scharf ein, als sein Blick von ihren Strapsen erst zu dem Schlüssel und dann hinauf zu ihren Augen wanderte. Audie straffte die Schultern. Sie war stolz auf ihren Körper, stolz auf die Wirkung, die sie offenkundig auf ihn hatte, und das, obwohl sie ihrerseits so heftig auf ihn reagierte: Unter seinem intensiven Blick waren ihre Nippel noch härter geworden, und sie wurde zusehends feucht, während er sie hungrig fixierte.

»Du bist eine sehr schöne Frau, Audie«, sagte er. Wieder streckte er die Hand nach ihr aus, und wieder spürte sie es bis ins Mark, obwohl er sie nicht mal berührte. Ihr Atem ging immer flacher, als seine Hand ihre Brüste entlangwanderte und über ihrem Herzen innehielt. Ihre Nippel waren inzwischen schmerzhaft sensibel. Sie lehnte sich ihm entgegen, wollte, dass er den Schlüssel an sich nehme, sehnte sich nach dem Druck seiner Hand, dem Streicheln seiner Finger, nach seinem Körper, der sich auf ihr und in ihr bewegte.

Stattdessen trat er hinter sie. »Du bist wie eine Feuersäule. Deine Leidenschaft brennt so lichterloh wie dein Haar. Ich kann den Blick einfach nicht von dir losreißen.«

Derlei Worte aus dem Mund eines Mannes hätte sie sonst nur mit verdrehten Augen quittiert. Doch bei seiner sexy Stimme wachten sämtliche weiblichen Anteile in ihr auf und jubelten ihm zu.

»Ich hab dich gern beobachtet. Ich hab es genossen zuzusehen, wie deine Leidenschaft bei jeder Berührung wuchs. Ich finde es toll, wie sehr du so etwas genießt, ganz gleich, mit wem du gerade zusammen bist oder was du tust. Für dich geht es beim Kommen nicht darum, dich zu unterwerfen, sondern darum, den richtigen Menschen zu finden, der dir die Lust bereitet, die du dir wünschst … wie deine Mistress es bei dir getan hat.«

Erneut fragte Audie sich, wie viel der Dungeon Master von ihr wusste. Sie und Vanessa hatten zunächst ausführliche Backgroundfragen beantworten müssen, als sie sich um die Mitgliedschaft im Onyx-Club beworben hatten; die Fragen waren so weitreichend gewesen, dass sie damals bezweifelt hatte, es überhaupt bis zum persönlichen Vorstellungsgespräch mit Mistress Anjela zu schaffen.

»Und wie du es tun würdest?«

Er schwieg, und ihr ganzer Körper spannte sich an, während sie auf seine Antwort wartete. Dann spürte sie, wie er erneut näher an sie herantrat. Ihr Blut pulsierte wie ein wummernder Bass, als er ihr das Haar über die Schulter legte und ihren Nacken entblößte. »Das musst du schon selbst herausfinden. Aber erst nehme ich deine Herausforderung von vorhin an.«

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Kapitel 4

Zäh wie Honig strömte die Hitze von jenem Punkt auf ihrem Nacken durch ihre Adern, während seine Küsse sich einen Pfad über ihr Rückgrat bahnten und sie erschauerte. Ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt, während er seine Küsse über den Keuschheitsgürtel und dann am hinteren Teil ihrer Schenkel hinabwandern ließ.

Sie stöhnte enttäuscht auf, als er innehielt.

»Gibt es irgendetwas, was du von mir wissen willst?«, fragte er. Warm streifte sein Atem ihre Haut.

»Ja, ich will wissen, wie du nackt aussiehst.«

Er lachte, als er sich wieder aufrichtete, lachte aus vollem Halse. »Dazu kommen wir noch«, versprach er. »Ich bin immer noch bei meiner Vorspeise.«

Seine Hände wanderten ihren Rücken hinauf, und die Berührungen waren wie Stromstöße. Seine Fingerspitzen kreisten über ihrem Nacken, ehe sie ihre Arme entlangglitten. Sie atmete tief ein, als er sich an sie presste und seine Hände mit ihren verschränkte. Dann wanderten seine Küsse von Neuem ihren Rücken hinab. Es waren keine normalen Küsse, obwohl man seine Küsse ohnehin kaum als alltäglich hätte bezeichnen können. Diesmal nippte er förmlich an ihr, als wäre sie tatsächlich eine Vorspeise. Ihr Körper erbebte, während er an ihrer Haut knabberte. Noch nie war sie auf diese Weise geküsst worden. Als seine Lippen sich wieder hinaufarbeiteten und er sie zu sich herumdrehte, damit sie ihn ansah, vibrierte ihr gesamter Körper.

»Bitte«, bettelte sie. Sie bettelte sonst nie – insbesondere nicht um Sex. Wenn sie etwas wollte, nahm sie es sich einfach. Doch dieser Mann – und dieser Mann allein – hatte eine Veränderung in ihr ausgelöst, die einem Erdbeben gleichkam, dabei war er selbst noch immer vollständig bekleidet.

Sein Mund schwebte jetzt nur wenige Zentimeter über ihrem: nah genug, um sie zu reizen, und doch weit genug entfernt, als dass sie sein Lächeln sehen konnte.

»Bitte was, süße Füchsin?«

»Ich brauche … Ich will …« Sie war sich nicht sicher, was genau sie brauchte – nur dass sie es haben musste. Irgendetwas. Mehr. Einfach alles.

Verlangen brannte in seinen Augen, als er den Arm ausstreckte und ihr die Hand an die Wange legte. »Ich will auch«, murmelte er. Dann küsste er sie auf den Mund.

Gott, ja. Sämtliche Erinnerungen an jegliche Küsse anderer Männer verblassten angesichts dieser heißen Berührung seines Mundes. Als er dann auch noch ihren Hintern packte, um sie hochzuheben und sie auf die gepolsterte Bank zu setzen, verlor sie beinahe die Besinnung.

Sie wollte seine Männlichkeit spüren, seine Härte, und hieß ihn zwischen ihren Schenkeln willkommen. Sie presste sich dichter an ihn heran, doch der Keuschheitsgürtel war im Weg. Frustriert zog sie sich von seinen berauschenden Lippen zurück. »Schließ mich auf!«

»Du kannst nicht selbst aufschließen?«, fragte er und knabberte an ihrem Hals.

Seufzend schloss sie die Augen. »Mistress Vivienne meinte, ich dürfe mich nur von dir aufschließen lassen.«

Sie sah, wie sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breitmachte. »Sofern ich das denn will.«

»Du Fiesling!«

»Und trotzdem spielst du mit.« Seine Hände wanderten an ihren Seiten hinauf und legten sich um ihre Brüste. »Wenn du willst, dass ich aufhöre, weißt du ja, was du sagen musst.«

Einen Teufel würde sie tun. Sie zog ihn zu sich heran. »Halt den Mund und küss mich weiter.«

Er kniff ihr in die nackte Brustwarze, sodass sie gleichzeitig keuchte und stöhnte. »Bei diesem Spiel erteilst nicht du die Befehle, süße Füchsin. Aber du hast Glück. Mein Verlangen, dich zu schmecken, ist noch nicht gestillt.« Erneut neigte er sich zu ihr herab.

Wenn sie seinen ersten Kuss schon für intensiv gehalten hatte, dann bewies er ihr mit seinem zweiten Kuss, dass sie einem Irrtum aufgesessen war. Sie hatte immer geglaubt, küssen sei überbewertet und nichts weiter als eines von vielen Instrumenten im Verführungsrepertoire. Doch er machte den Kuss zum Hauptevent, und seine Hände auf ihrem Körper machten das Erlebnis der Show nur umso intensiver. Inzwischen bearbeitete er mit den Daumen beide Brustwarzen, und sie keuchte. Seine Zunge glitt in ihren Mund, und fast hätte sie das Gleichgewicht verloren.

Dann gönnte er ihr eine Atempause – zumindest glaubte sie das, als er sich von ihren Lippen löste. Langsam beschrieb er einen Pfad aus knabbernden Küssen über ihre Kehle und das Schlüsselbein. Lust rollte über sie hinweg, als die Hitze seines Mundes ihre Haut verbrannte und ihre Sinne in Flammen setzte.