Sugardaddy - Daniela Busse - E-Book

Sugardaddy E-Book

Daniela Busse

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Beschreibung

Kann Liebe käuflich sein?Marc, ein charismatischer Manager mit einem versteckten Doppelleben,öffnet dir die Turen zu einer faszinierenden, aber umstrittenen Welt:Sugardaddy zwischen Liebe und Tabu ist ein wagemutiger Blick indie komplizierte Dynamik von bezahlten Beziehungen mit jungen,attraktiven Frauen. Hier werden Regeln gebrochen, Herzen gewonnenund verloren, und moralische Grenzen ständig neu verhandelt.Während die Gesellschaft die Stirn runzelt, stellt Autorin Daniela Bussekritische Fragen, die niemand zu fragen wagt: Was suchen diese Frauenwirklich in einer Beziehung zu einem älteren, wohlhabenden Mann?Wie wirkt sich dieses Arrangement auf ihr Selbstbild aus und waspassiert, wenn der Vorhang fällt?Dieses Buch provoziert nicht nur, sondern inspiriert dich, uber die vielfältigenFormen der Liebe und Beziehungen neu nachzudenken. Begleiteuns auf einer Reise in die Tiefen menschlicher Verbindungen, jenseits dergesellschaftlichen Normen. Trau dich, Tabus zu hinterfragen. Deine Sichtweiseauf Liebe und Partnerschaft wird danach nie mehr dieselbe sein.

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Teil 1 – Ein Sugardaddy plaudert aus dem Nähkästchen

Ein völlig überraschender Anruf

Ein frühsommerlicher, sonniger Tag Anfang Juni. Mein Mann und ich sind mit dem Wohnmobil unterwegs und genießen unser Leben. Ein paar Tage ohne berufliche Termine, das tut gut. Während wir durch das sattgrüne und blühende Alpenvorland in den Sonnenuntergang hineinfahren, sprechen wir über die vergangenen Monate, in denen ich vor allem mit dem Thema Buchschreiben zu tun hatte. Viele Buchprojekte sind in den letzten Jahren entstanden und nach jedem Buchprojekt hatte ich das Gefühl: „So, nun habe ich aber wirklich genug Bücher produziert!“ Genau diesen Satz sagte ich gerade zu meinem Mann, als plötzlich mein Telefon klingelte. Erst wollte ich es einfach ignorieren und lieber die schöne Landschaft und unsere tollen Gespräche weiter genießen. Doch als ich Marcs Name auf dem Display sah, ging ich doch ans Telefon, denn meine Neugierde war geweckt. Zunächst redeten wir über das Wetter und ähnlich banale Dinge, als er sagte: „Du fragst dich bestimmt, warum ich dich heute anrufe“, denn wir kannten uns im Grunde genommen kaum. Wir hatten uns mal bei irgendeinem Event kennengelernt, bei dem wir ein sehr spannendes Gespräch geführt hatten. Ich erinnerte mich daran, wie er mir von seiner Position im gehobenen Management erzählte in einer Branche, die für mich gänzlich neu war. Ich ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ich durch ihn noch eine ganz andere Welt kennenlernen sollte, die mir ebenfalls bis dato völlig fremd war.

Er machte es spannend am Telefon: „Du musst mir absolute Geheimhaltung versprechen. Das, was ich dir jetzt erzählen werde, könnte mich meinen Job kosten, wenn es rauskommt. Versprichst du mir die absolute Geheimhaltung?“

Ich bejahte.

Und dann sagte er: „Ich bin ein Sugardaddy.“

Aha, dachte ich. Was auch immer das ist … Klingt auf jeden Fall interessant.

„… und ich möchte ein Buch schreiben mit dem Titel ‚Aus dem Leben eines Sugardaddys‘. Doch ich will es nicht selbst schreiben und kann es auch nicht unter meinem echten Namen veröffentlichen, denn wie schon gesagt, es würde mich Kopf und Kragen kosten. Allerdings finde ich das Thema wichtig. Viel zu wenig wird über die andere Art der käuflichen Liebe, über Lust, Leidenschaft und sexuelle Praktiken gesprochen und geschrieben. Ich möchte aufräumen mit Vorurteilen und nebenbei habe ich einige wertvolle Tipps und Ratschläge für all diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, selbst Sugardaddy oder Sugarbabe zu werden.“

Wow! Was für ein spannendes Thema, dachte ich, bedankte mich für sein Vertrauen und sicherte ihm zu, mir Gedanken über die Umsetzung eines solchen Buches zu machen.

Wir beendeten das Telefonat und ich war erst mal platt – vor allen Dingen war ich sehr erstaunt darüber, dass er ausgerechnet mich dafür anfragte, so ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen.

Da ich gar nicht so genau wusste, was ein Sugardaddy überhaupt ist, befragte ich zunächst „Onkel Google“ zu dem Thema und staunte nicht schlecht.

Für mich klang vieles davon wie die Geschichte von Pretty Women. Reicher, gut aussehender Herr in den Fünfzigern oder Sechzigern finanziert das Leben einer junge Dame und hilft ihr damit, aus ihrem Lebensdrama oder aus ärmlichen Verhältnissen zu entkommen. Und wer weiß, vielleicht entsteht sogar echte Liebe dabei? Spannend war für mich auch, dass es bei einer Sugardaddy-Sugarbabe-Beziehung nicht zwangsläufig um Sexualität geht. Sie ist aber in vielen Fällen mit dabei. Später, in den Gesprächen mit Marc, erfuhr ich auch, dass es am Anfang unbedingt eine Absprache darüber geben sollte, wie viel Sexualität dabei sein darf und welche sexuellen Praktiken erlaubt sind. Die Bandbreite ist groß. Weiterhin wird im Vorfeld eine Vereinbarung über das Thema Verhütung getroffen.

Übrigens: Erstaunlich viele Romane erzählen ähnliche Geschichten wie die von Pretty Women.

An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Exkurs machen, da es zwischen dem Schreiben dieses Buches und der Veröffentlichung spannenderweise Negativ-Schlagzeilen zu dem Thema Sugardaddy in der Presse gegeben hat. Laut SWR vom 20.06.2023 sollen ältere Männer Plattformen wie „My Sugardaddy“ gezielt nutzen, um Kontakt zu Minderjährigen anzubahnen.

Von dieser Art der Sugardaddys distanzieren sich sowohl Marc als auch ich als Autorin ganz klar. Es ist hochgradig verwerflich und schlimm, dass es so was überhaupt zu geben scheint. Ich frage mich: Wo ist hier der Schutz der Minderjährigen? Warum haben Minderjährige überhaupt eine Möglichkeit, sich auf solchen Plattformen anzumelden? Ich war gelinde gesagt hochgradig geschockt! Seriöse Sugardaddys lassen sich auf keinerlei Beziehungen mit Minderjährigen ein.

Zitat von Marc: „Sugardaddy zu sein heißt, sich zu sorgen und zu kümmern, nicht auszubeuten und zu missbrauchen.

Diese Männer, um die es bei der Berichterstattung ging, sind keine Sugardaddys, sie sind hochgradig pathologisch. Weiterhin liegt es in der Verantwortung der Plattformbetreibenden, dass nur Sugarbabes zugelassen werden, deren Alter verifiziert ist.

Zurück zu unserer Wohnmobil-Tour:

Als wir ein paar Tage später mit dem Wohnmobil zurück in den Norden fuhren, hatte ich die ersten ausführlicheren Telefonate mit Marc. Er erzählte mir, dass es bei ihm durchaus auch um härtere sexuelle Praktiken ginge. Er sprach von SM-Clubs, Sex-Sklavinnen, Dominas und von Sexualpraktiken, von denen ich bisher noch nie etwas gehört hatte. Das Thema beschäftigte mich sehr. Ich fühlte mich komisch und fragte mich mehrmals täglich, ob ich dieses Buch wirklich schreiben sollte.

In den Tagen nach unserer Rückkehr sprach ich mit verschiedenen vertrauten Personen über das Thema und war baff erstaunt.

Freunde, von denen ich das nie geahnt hatte, plauderten plötzlich aus dem Nähkästchen, weil sie ebenfalls „in der Szene“ aktiv sind.

Die einen erzählten mir davon, wie sie beim Sex liebend gerne Sklaven oder Sklavinnen sind, andere wiederum haben in der Vergangenheit durchaus schon mal als Domina gearbeitet.

So erzählte mir beispielsweise eine Freundin von ihrer ehemaligen Mitbewohnerin, die lange mit jemandem zusammen war, der sich regelmäßig Dominas nach Hause bestellt hatte. Für sie als Partnerin war das völlig okay, weil sie ihm sexuell das, was er sich wünschte, weder bieten wollte noch konnte.

Ich hörte so einige Geschichten aus der sogenannten SM-Szene (= Sado-Maso-Szene). Vieles erinnerte mich sehr an das Buch „Fifty Shades of Grey“ und plötzlich erfuhr ich von verschiedenen Seiten, wie sehr das Thema bereits in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen zu sein scheint, obwohl es gleichzeitig tabuisiert wird … Oder vielleicht gerade deswegen? Ist es eventuell gerade deswegen so spannend, weil es mit vielen Tabus belegt ist?

Kennst du das (ich hoffe, dass wertschätzende „Du“ ist in Ordnung, ich mag es und duze Menschen gerne)? Je mehr du dich mit einem Thema beschäftigst, desto mehr Informationen bekommst du plötzlich aus allen möglichen Ecken. So bin ich „durch Zufall“ in ein anderes Gespräch über käufliche Liebe verwickelt worden. (Wirkliche Zufälle gibt es in meiner Welt nicht … alles kommt immer genau zu dem Zeitpunkt zu dir, wenn es dran ist. Das ist meine feste Überzeugung.) In diesem Gespräch ging es um Prostitution und um Erniedrigung von Frauen, die zu Dingen gezwungen werden, die sie nicht machen wollen. Doch aus Verzweiflung machen sie es dann doch – weil es der Zuhälter will oder weil sie extrem dringend das Geld brauchen. Aber das ist eine andere Welt als die des Sugardaddys Marc und seiner Sugarbabes. Dazu mehr im Laufe des Buches.

Immer wieder stellte sich mir die Frage: Soll ich dieses Buch wirklich schreiben? Mehrere enge Vertraute rieten mir massiv davon ab. Es könne meinen Ruf schädigen.

Ich fragte mich, ob sich so ein Buch tatsächlich negativ auf meine Reputation auswirken könnte. Und na klar, man weiß es nie. Auf der anderen Seite ist es aber ein so spannendes Projekt, dass ich schlussendlich zugesagt habe. Das Ergebnis hältst du gerade in den Händen.

Marcs Geschichte ist besonders. Wir einigten uns darauf, dass ich ihm auch Fragen aus der Perspektive der Coachin stellen darf, so zum Beispiel zu den Themen Selbstwert, Scham und Schuld, zu Sehnsüchten, zu Eifersüchteleien und natürlich zu allen Tabuthemen. In meiner Coaching-Tätigkeit geht es häufig um genau diese Themen. Meine Fragen und die dazugehörigen Antworten kannst du im Teil 1 und Teil 3 lesen. Dazwischen, im zweiten Teil des Buches, ist die Geschichte von Marc eingebettet, seine Erzählungen, seine Erlebnisse. Er plaudert frei heraus über seine teilweise sehr speziellen Erfahrungen als Sugardaddy.

Noch eine Nebeninfo: In der „SM-Szene“ und in der Welt der käuflichen Sexualität wird eine Sprache gesprochen, die mir bis dato fremd war … Worte, die ich kaum aussprechen mochte, die wirklich negative Assoziationen bei mir auslösten und das, obwohl es meine Aufgabe als Coach sein sollte, einen möglichst bewertungsfreien Blick auf Themen und Verhaltensweisen zu haben. Einem Kunden hätte ich in dem Moment gesagt: „Interessante Ansichten und Bewertungen haben Sie …“

Es geht zum Beispiel um Worte und Ausdrücke wie ficken, pissen, Arschloch lecken, Fickmaul und einige mehr. Doch ich stellte in den unterschiedlichen oben erwähnten Gesprächen fest, wie normal genau diese Sprache für Menschen zu sein scheint, die in dieser oder anderen sexuellen Szenen zu Hause sind. So bekam ich beispielsweise von lieben Freunden aus der Schwulen-Szene zu hören, dass in deren Umfeld diese Sprache und vor allem auch die sexuellen Techniken wohl zur Normalität gehören. In manchen Kapiteln habe ich die Sprache von Marc übernommen und in anderen wiederum die Sprache etwas angepasst, da es in meiner Wahrnehmung schöner klingt. Immerhin ist es unser Ziel, dass du, liebe Leserin und lieber Leser, auch Freude daran hast, dieses Buch zu lesen.

Unter uns gesagt: Zwischendurch kam ich mir vor, wie „die Unschuld vom Lande“ … und das, obwohl ich fast mein gesamtes Leben lang in der Stadt gewohnt habe. Aber pscht … bitte nicht Marc verraten …

In den vielen Stunden, die ich mit Marc zusammen verbracht habe, um dieses Buchprojekt umzusetzen, habe ich viel gelernt. So manches Mal schaute ich ihn mit großen, staunenden Augen an, so nach dem Motto: „So was gibt es wirklich? Ist das wirklich passiert?“ Und ja, es ist wirklich passiert. Marc hat aus dem Nähkästchen geplaudert und kein Blatt vor den Mund genommen.

Ich bin dankbar darüber, dass ich Marc bei diesem Projekt begleiten und dieses Buch für ihn schreiben durfte, auch wenn es mir ehrlicherweise zwischendurch wirklich schwerfiel.

Für dich ist dieses Buch genau das Richtige,

wenn du einfach neugierig odervielleicht ein bisschen voyeuristisch veranlagt bist.Wenn du selbst gerne als Sugardaddy auftreten möchtest oderwenn du dir als Frau ein Leben beziehungsweise eine Lebensphase als Sugarbabe vorstellen kannst. Wenn du dich fragst, was einen Mann dazu veranlasst, 300 Dates in zwei Jahren zu haben, oderwenn du dich fragst, warum eine Frau auf die Idee kommt, sich mit einem sehr viel älteren Mann gegen Bezahlung einzulassen.Wenn du wie ich einfach mal in eine dir unbekannte, fremde Welt eintauchen möchtest.

Eine kleine Coaching-Einheit gleich zu Beginn:

Ist dir schon einmal aufgefallen, wie sehr wir Menschen oft in Vorurteilen und fixen Bewertungen beziehungsweise Verurteilungen festhängen? So oft sind Ansichten und Bewertungen nur eine Sache der Perspektive, so wie jede Münze drei Seiten hat.

„Drei Seiten?“, fragst du dich jetzt vielleicht.

Ja – die Vorderseite, die Rückseite und die schmale Seite (der Rand).

Das Münz-Beispiel ist nicht neu und dennoch zeigt es hervorragend auf, dass es immer mehrere Perspektiven gibt. Alles ist so, wie du es sehen möchtest. Und nichts ist so, wie du es sehen möchtest. Es gibt immer mehrere Ansichten und Bewertungsmöglichkeiten.

Mein Tipp:

Hinterfrage stets deine Be- und Verurteilungen. Hinterfrage deine fixen Ansichten. Wenn du dich dabei ertappst, dass du etwas bewertest, dann kannst du zu dir selbst sagen:

„Interessante Ansicht, die ich da gerade habe.“

(aus: Access Consciousness©, Quelle: https://www.accessconsciousness.com/de/, zuletzt abgerufen am 13.07.2023).

Komm mit und begleite Marc auf seiner Reise. Es geht um Sehnsüchte, unerfüllte und erfüllte Liebe, gelebte Leidenschaften, verbotene Träume, gelebte Träume und vieles mehr.

Wie weiter vorne schon geschrieben, verwende ich größtenteils die Sprache von Marc, auch wenn es für mich eine ungewohnte Sprache ist. Doch es ist Marcs Erzählung, es sind Marcs Erlebnisse und von daher sollten es auch genau die Worte und die Sprache von Marc sein.

Als Zwischenkapitel werde ich im ersten und dritten Teil des Buches immer wieder Reflexionsfragen oder zusätzliche Infos mit hineingeben aus meiner Perspektive als Selbstwert- und Persönlichkeitscoachin. Vielleicht findest du dich in der einen oder anderen Beschreibung selbst ein bisschen wieder, und vielleicht helfen dir genau diese Fragen, um deinen persönlichen Weg zu finden.

Aus meiner Perspektive lebt Marc ein sehr extremes Leben. Aus der Perspektive von Marc ist es das Modell der Zukunft.

Beide Perspektiven dürfen sein. Die wichtigste Frage hierbei ist: Was macht dich persönlich glücklich und zufrieden?

Marc lebt in der Welt der Polyamorie, also in einer Welt, in der es für jeden mehrere (Sexual-)Partner parallel gibt. Für ihn ist es das, was ihn glücklich und frei macht. Aus seiner Perspektive ist es das, was er am liebsten allen Menschen empfehlen möchte und was für ihn der Weg in eine bessere Welt ist.

Ich selbst lebe in einer monogamen, sehr glücklichen Ehe und kann mir das Leben von Marc so ganz und gar nicht vorstellen. Allein die Sprache ist mir fremd. Worte wie zum Beispiel „ficken“, „pissen“ und „lecken“ fallen normalerweise so gar nicht in mein Vokabular.

Doch genau diese beiden Perspektiven sind das Salz in der Suppe beziehungsweise das, was diesem Buch einen gewissen Spannungsbogen gibt.

Apropos Perspektive: Als Autorin habe ich mich gefragt, aus welcher Perspektive ich dieses Buch schreibe, denn wir haben drei Perspektiven. Die von Marc als Protagonist, dann die Reflexionsperspektive und als dritte die Perspektive von mir als Autorin. Als Autorin stand ich vor der Herausforderung, aus welcher Perspektive ich das Ganze schreibe. Sollte ich durchgängig in der dritten Person schreiben? Oder wäre es schöner, Marc in der Ich-Perspektive berichten zu lassen?

Ich habe mich für einen Mix, also für einen regelmäßigen Wechsel der Perspektiven entschieden. So schreibe ich mal, je nach Kapitel und Thema, über Marc in der dritten Person und dann lasse ich wieder Marc aus der Ich-Perspektive erzählen.

Für mich war die Geschichte von Marc ein Eintauchen in eine Welt, die mir bis zu diesem Zeitpunkt völlig neu und sehr fremd war. Marc hat durch seine Erfahrungen einen anderen Blick auf die Welt und auf das Thema Beziehungen, den ich persönlich nicht teile. So hat jeder Mensch seine eigene Wahrheit. Wir alle sehen die Welt durch die Brille unserer eigenen Vergangenheit, Glaubenssätze, Wahrnehmungen, fixen Ansichten, Bewertungen und Perspektiven. Es gibt immer mehr als eine Wahrheit. Und als Leser*in wirst du vielleicht mal die eine, mal die andere Meinung von Marc und/oder von mir teilen oder ablehnen.

Als Autorin habe ich den großen Wunsch, dass wir als Gesellschaft viel offener mit den verschiedenen Meinungen, Ansichten und Perspektiven umgehen. Die Corona-Pandemie hat einmal mehr gezeigt, wie schnell Beziehungen, Freundschaften und menschliche Verbindungen durch unterschiedliche Perspektiven zerstört werden können.

Wie wäre es, wenn wir es als Gesellschaft schaffen, noch mehr miteinander zu reden und unterschiedliche Meinungen, Perspektiven und Lebensmodelle zu akzeptieren und nebeneinander stehen zu lassen?

Auch du wirst deine Ansichten und Bewertungen auf die Themen hier im Buch haben. Vielleicht träumst du selbst heimlich von so einem Leben als Sugardaddy oder Sugarbabe. Vielleicht lehnst du es aus tiefstem Herzen ab und kannst es dir für dich selbst im Leben nicht vorstellen. Manchmal hilft aber ein kleiner Perspektivenwechsel, um eine große Veränderung in den eigenen Gedanken, Gefühlen und im eigenen Leben zu bewirken. Aus genau diesem Grund haben Marc und ich beschlossen, seine Erlebnisse nicht als reinen Roman zu verfassen, sondern eine Mischung aus Ratgeber und Geschichten über Sex zu schaffen.

Die von Marc geschilderten Erlebnisse und Geschichten sind aus dem realen Leben eines Sugardaddys. Es ist nicht irgendeiner Fantasie entsprungen. Wenn du Fragen hast, schreibe sie mir als Autorin gerne. Ich leite sie an Marc weiter und er wird antworten.

Warum ist es Marc so wichtig, seine Erlebnisse und Geschichten zu veröffentlichen?

Er stand mit Ende fünfzig vor dem großen Dilemma, dass er unglaublich viele unerfüllte sexuelle Träume und Wünsche hatte. Während jedoch viele Gleichaltrige sich dann ihrem Frust hingeben und quasi nur noch vor sich hinleben, hat er konkret einiges verändert.

Seine Geschichte soll dich als Leser*in ermutigen und dazu auffordern, deinen Weg zu gehen, deine Träume zu leben – sexuell und auch in anderen Bereichen des Lebens. Du darfst es!

Doch der erste Schritt ist, deine eigenen Ansichten, Bewertungen und Glaubenssätze zu erkennen. Dazu gibt es immer mal wieder Reflexionsfragen im Buch. Sie dienen dem Hinterfragen deiner persönlichen Meinung, deiner Bewertungen und deiner Ansichten – aber auch der Klärung und dem Perspektivenwechsel. Wenn du dieses Buch aus reiner Neugier liest, kannst du diese Abschnitte natürlich einfach überspringen.

Lust bekommen?

Dann lass uns starten!

Wie alles begann

Marc wachte wieder einmal schweißgebadet auf. Aufgeschreckt aus seinen Träumen. Edith verfolgte ihn nicht mehr nur im realen Leben, sondern längst auch im Schlaf. Er hätte nie gedacht, dass sich die Frau, mit der er so lange zusammen war, einmal so entwickeln würde. Er blickte auf sieben gemeinsame Jahre zurück – eine Zeit voller Liebe, Leid, Abenteuer, aber auch Eifersucht und gegenseitigem Voneinander-genervt-Sein.

Als er sie kennenlernte, war sein Sohn gerade mal zwölf Jahre alt. Sie zogen schnell zusammen, teilweise aus Pragmatismus, denn als beruflicher Weltreisender war es für Marc durchaus praktisch, dass plötzlich eine Frau da war, die sich während seiner Abwesenheit liebevoll um seinen Sohn kümmerte. Ob China oder Chile, ob Amerika oder Antwerpen. Als Manager ist er viel unterwegs.

Marcs Gedanken drehten sich im Kreis. Sein Traum war immer, einen großen Harem um sich zu haben. Er hatte mal ein Horoskop von sich erstellen lassen und astrologisch gesehen hat er viele Ähnlichkeiten mit Casanova. Er liebt es, zu verführen und sich verführen zu lassen. Er hat immer schon von vielen Partnerinnen geträumt. Einem Harem halt.

Die Beziehung zu Edith war sein letzter Versuch, sich festzulegen. Er wollte mit ihr alt werden. Anfangs schien auch alles wunderbar. Sie wollte schon immer mal das Sklavinnen-Dasein ausprobieren. Er liebt die Sado-Maso-Szene, nicht wegen der Gewalt, sondern wegen des Spielens mit Dominanz und Unterwürfigkeit. Sie besuchten gemeinsam zahlreiche Clubs.

Von Anfang an wusste sie Bescheid: Er kann keine Treue versprechen.

Für sie war es in Ordnung. Lippenbekenntnisse. Doch in ihr drin sah es ganz anders aus.

Eifersucht bestimmte irgendwann ihr Handeln.

Doch nicht nur ihre Eifersucht stellte sich als großes Problem dar, sondern auch ihre unterschiedlichen Haltungen und Ansprüche.

Marc weiß genau, was er braucht: Lob und Anerkennung. Doch braucht das nicht fast jeder Mann? Vielleicht auch jede Frau?

Nähren wir Menschen uns nicht genau davon? Von Lob und Anerkennung?

Auch Edith wollte gelobt und anerkannt werden, sagte ihm jedoch gleichzeitig: „Ich bin Fränkin. Eine Fränkin lobt nicht. Nicht geschimpft ist Lob genug.“

Und noch etwas wünscht sich Marc sehnlichst. Er braucht das Gefühl, eingeladen zu werden. So was wie die Aufforderung: „Komm, lass uns ins Kino gehen.“ Oder: „Komm, wir gehen essen.“ Doch darauf wartete er bei Edith vergeblich.

Edith brauchte etwas anderes, nämlich warmes Essen auf dem Tisch (das meistens Marc gekocht hatte) und Pünktlichkeit, am besten drei bis vier Minuten vor der Zeit.

Keine guten Voraussetzungen für eine gemeinsame Zukunft. Und so kam es zur Trennung, einer Rosenkrieg-Trennung, wie Marc es heute formuliert.

Sie wurde richtig böse in ihren Taten und Worten. Angeblich sagte die Therapeutin von Edith sogar zu ihr, dass sie Marc quälen müsse, damit es ihrem eigenen inneren Kind wieder gut ginge.

Als Coachin kann ich mir ehrlicherweise nicht vorstellen, dass eine Therapeutin so etwas gesagt haben soll. Doch wie so oft im Leben kann es auch hier ein riesengroßer Unterschied sein, was jemand tatsächlich gesagt (und gemeint) hat und was beim anderen dann angekommen ist beziehungsweise was der andere aus den Worten heraushören möchte. Sprache hat viel mit Interpretation zu tun. Was gemeint und gesagt wird, ist häufig nicht identisch mit dem, was beim Gegenüber ankommt, vor allem, wenn diese Person etwas Bestimmtes aus den Worten heraushören möchte.

Heute beschreibt Marc die Jahre mit Edith als eine Zeit, in der er immer wieder mit seinem tiefsten Schmerz in Kontakt kam – der Schmerz, nicht gut genug zu sein, nicht zu genügen, nichts wert zu sein, nicht geliebt zu werden. Edith aktivierte regelmäßig einen Schmerz in ihm, den er aus seinen Kindheitszeiten kannte – einen Schmerz, den ihm sein Vater immer und immer wieder zugefügt hatte, denn für seinen Vater war er nie gut genug.

Es gehört zu einer seiner ganz tiefen Kindheitsverletzungen – er sei nicht gut genug –, der Schmerz seiner Vergangenheit und plötzlich auch wieder der Schmerz der Gegenwart. Edith hatte ihn mit Worten und Handlungen in der Hand. Immer wieder fühlte er diesen Schmerz in jeder Zelle seines Körpers. Um diesem Schmerz zu entgehen, trennte er sich von ihr. Doch auch das brachte keine wirkliche Milderung des Schmerzes. Kurzfristig fühlte er sich zwar befreit, doch er wurde immer und immer wieder mit seinen Themen konfrontiert. Und vor allem der Schmerz, nicht gut genug zu sein, den sollte Marc in den nächsten Monaten noch viel häufiger erleben, als ihm lieb ist. Durch das Hinschauen und Hinfühlen konnte er diesen Schmerz inzwischen mildern, doch dazu im Laufe der Geschichte mehr.

Marc ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass seine Rosenkrieg-Trennung gleichzeitig der Beginn einer neuen, sehr spannenden Lebensphase sein würde.

Eine Lebensphase, die ihm nicht nur Momente der unendlichen Erfüllung bringen, sondern auch eine Riesenreise in sein Inneres sein wird. Eine Lebensphase der gelebten Sexualität in allen nur denkbaren Facetten. Eine Phase der gelebten Tabuthemen. Aber auch eine Phase, in der er wiederholt mit seiner Wunde, nicht gut genug zu sein, und Eifersuchtsthemen konfrontiert werden wird. Er wird Phasen der Lebensfreude kennenlernen, die er sich vorher niemals erlaubt hat. Gleichzeitig wird er sich in den folgenden Monaten mehr als einmal der Frage stellen, was für ihn die ideale Beziehung darstellt, und er wird mit der Illusion dieser idealen Beziehung konfrontiert werden.

Doch vorher gibt es noch einige desillusionierende Erlebnisse für ihn.

Plötzlich Single und Lust auf Sex

Was machst du, wenn du im Alter von 59 Jahren plötzlich wieder Single bist und unendliche Lust auf Sexualität hast?

Du kannst natürlich zu Sexarbeiterinnen gehen, wie Marc Prostituierte liebevoll nennt. Doch das ist als Mann häufig eher frustrierend, denn im Grunde genommen geht es nur ums Abspritzen.

Es ist sehr einseitig, denn für die Frau ist es in dem Moment nur ein Job, keine gegenseitige Erfüllung und Befriedigung, keine echte Nähe. Du bezahlst als Mann für den Akt und gehst wieder.

Keine ernst zu nehmende Möglichkeit für Marc. Doch er konnte und wollte auch nicht allein sein. Er hatte Lust auf Frauen und auf Sex. Er spürte diesen wahnsinnigen Drang danach, Neues auszuprobieren. Klar, die Sado-Maso-Szene war ihm nicht unbekannt. Und dennoch gab es noch so viel Neues zu entdecken. Seine heimlichen Fantasien, die ihm von früher wohlbekannt waren, wurden wieder präsenter in seinem Kopf. Was gab es noch alles zu entdecken? Welche Dominanz- und welche Unterwürfigkeitsspiele könnte er kennenlernen? So manch ein Porno machte durchaus Lust auf Verbotenes … auf sexuelle Praktiken, über die in der Öffentlichkeit am besten gar nicht gesprochen wird.

Marc ist kein Mensch von Traurigkeit. Zunächst aktivierte er alte Liebschaften und Beziehungen. Er machte Dates mit alten Verflossenen. Doch mit den alten Liebschaften ist es wie mit dem Essen: Nur wenige Mahlzeiten schmecken aufgewärmt besser als frisch gekocht. Aber auch die aufgewärmten Speisen sind schnell vernascht. Leere und Frustration machten sich breit. Er fühlte sich zu jung, um seine Sexualität zu ignorieren. Im Gegenteil, seine Casanova-Veranlagung kam wieder durch und er konnte nur noch an Sex denken. Überall sah er hübsche Frauen und in seiner Fantasie machte er die tollsten Sexspielchen mit ihnen … doch bei der Fantasie musste es in diesen Fällen bleiben. Diese hübschen jungen Frauen waren vergeben, zu jung oder schlichtweg nicht an ihm interessiert.

Wie war das mit dem „Ich bin nicht gut genug.“? Der alte Schmerz meldete sich immer und immer wieder.

Der Drang danach, sich begehrt und geliebt zu fühlen, wurde mit jedem Tag stärker. An einem besonders einsamen Abend hielt er es nicht mehr aus und meldete sich gleich bei zwei typischen Dating-Plattformen an: Tinder und Bumble.

Suchkriterien: Frauen zwischen 45 und 55 Jahren – passend zu ihm als 59-Jährigem.

Innerhalb weniger Monate datete er rund 100 Frauen. Seine Erfahrungen lassen sich in wenigen Sätzen zusammenfassen:

Nach seiner persönlichen Statistik waren 90 Prozent der Frauen tief frustriert. Die meisten dieser Frauen waren verlassene beziehungsweise erst seit Kurzem getrennte Ehefrauen, die noch voll in ihrem persönlichen Schmerz gefangen waren. Manchmal musste er sich zwei Stunden lang anhören, wie schlecht, schlimm und böse die Ex-Männer waren. Die Frauen waren voller negativer Emotionen und Leid. So manches Mal brauchte er zwei Tage, um sich von diesen Dates zu erholen.

Manchmal fasste sich Marc ein Herz und fragte die entsprechende Frau: „Hast du mal darüber nachgedacht, was das Ganze mit dir zu tun hat?“ Und als Antwort hörte er nicht nur einmal: „Gar nichts!“ Auf Marcs Frage „Was hast du den Männern gegeben?“ antworteten viele Frauen: „Alles!“

Er bekam das eine oder andere Mal von Frauen vorgeworfen, dass er mit seinem typischen therapeutischen Gelaber aufhören solle. Und auch in solchen Momenten meldete sich wieder seine alte Verletzung: Ablehnung! Du bist nicht gut genug!

Wie oft hatte er um die Anerkennung seines Vaters gekämpft … und wurde doch nur abgelehnt, weil er in den Augen seines Vaters nicht gut genug war.

Er fühlte den Schmerz und auch die Verzweiflung – über sich selbst und über die Frauen!

So manches Mal war er in nervige Dramen und herausfordernde Situationen verwickelt.

Eine dieser Situationen war die Folgende:

Erstes Date. Während des Essens durfte er sich von dieser Dame die ganze Zeit etwas über den schlimmen Ex-Mann anhören. Unverarbeitete Wut, Traurigkeit und Enttäuschung vonseiten der Frau. Flucht in eine neue Affäre, Wunsch nach Beziehung.

Marc sagte ihr, dass es wohl kein zweites Treffen geben werde.

Die Frau verabschiedete sich und ging zur Toilette. In der Zwischenzeit bezahlte Marc die Gesamtrechnung. Mit der Reaktion, die nun folgte, hatte er nicht gerechnet: Die Frau reagierte extrem wütend darüber, dass er bezahlt hatte. Das würde ihr Ehrgefühl verletzen.

Marc sagte: „Wenn du dein Essen unbedingt selbst bezahlen willst, dann gib das Geld dem Kellner als Trinkgeld.“

Daraufhin reagierte sie noch wütender mit den Worten: „Auf gar keinen Fall!“

Seine Dating-Partnerin war voll in ihrem Drama gefangen. Egal, wie Marc reagiert hätte, es wäre falsch gewesen. War die Verhaltensweise vielleicht ein typischer Fall von weiblichem Narzissmus?

Exkurs weiblicher Narzissmus:

Zunächst einmal ist es mir wichtig zu schreiben, dass sich Narzissmus in sehr unterschiedlichen Facetten zeigen kann. So gibt es beispielsweise Unterschiede zwischen offenem Narzissmus und verdecktem (die Art und Weise, wie typisch und auffällig narzisstische Züge sind und wie schnell sie erkennbar werden), sowie zwischen weiblichem und männlichem Narzissmus. Der männliche Narzissmus ist eher geprägt durch Großartigkeit und Machtstreben, während weiblicher Narzissmus häufig in Richtung Dramaqueen geht. Mischformen sind jederzeit möglich und narzisstische Verhaltensweisen bedeuten auch nicht, dass jemand gleich eine Persönlichkeitsstörung hat. Narzissmus gibt es häufiger, als man annehmen mag. Vor allem Frauen, die ein Problem mit ihrem Selbstwertgefühl haben, leiden häufig darunter. Weiblicher Narzissmus ist in vielen Fällen der Spagat der betroffenen Frauen zwischen Größenfantasien und Minderwertigkeitskomplexen. Weiblicher Narzissmus ist oft geprägt von Gegensätzen, so zum Beispiel der Spagat zwischen einem äußerst attraktiven Aussehen bei dem gleichzeitigen Gefühl, nicht gut genug zu sein. Perfekter Schein nach außen, Depression und Leere nach innen. Die Fantasien über die eigene Großartigkeit dienen häufig als Schutz gegen die Unsicherheit und das Gefühl, nicht gut genug oder nicht liebenswert zu sein. Diese Frauen brauchen viel Bestätigung von außen. Wenn sie durch den Mann (oder andere) nicht erfolgt, können innerliche Dramen entstehen, die auch nach außen gezeigt werden. Erst mal im Gefühl der Dramaqueen gefangen, kommen die betroffenen Frauen so schnell nicht aus dieser Energie raus und egal, was ein anderer sagt und macht, es ist falsch und wird als Angriff bewertet.

Beispiel:

Sie fühlt sich nicht beachtet, weil er einer anderen Dame hinterhergeschaut hat. Sie sagt: „Du findest andere Frauen viel attraktiver als mich.“

Wenn er antwortet: „Man darf doch wohl mal schauen“, ist das Drama genauso perfekt, wie wenn er antworten würde: „Nein, du bist für mich die Attraktivste der Welt“, denn das würde sie in diesem Moment nicht glauben. Er kann sich drehen und wenden, wie er möchte, im Dramaqueen-Moment wird alles so ausgelegt, wie es gerade in das Gefühl der Frau passt, die sich in diesem Moment abgelehnt und ungeliebt fühlt.

Erst im Nachhinein kommt der Katzenjammer auf und die Frau bereut es, dass sie sich so verhalten hat und ihn gegebenenfalls dadurch von sich weggestoßen hat. Vielleicht entsteht aus diesem Gefühl gleich das nächste Drama.

Betroffene Frauen sollten dringend an ihrem Selbstwertgefühl arbeiten.

Tipp an die männlichen Leser:

In solchen Momenten wünschen sich betroffene Frauen nur eines, nämlich in den Arm genommen zu werden … auch wenn sie das vielleicht so gar nicht zeigen können und erst mal grob reagieren (sie ist in genau diesem Moment halt die Dramaqueen und kommt da nicht so schnell raus). Sie stößt dich als Mann vielleicht weg, doch gleichzeitig hofft sie so sehr, dass du ihr das Gefühl gibst, sie zu lieben. Sie will nichts sehnlicher, als in den Arm genommen werden, auch wenn sie dich wegstößt. Paradox? Ja, auf jeden Fall. Und ein Riesenproblem in den Momenten, in denen die Dramaqueen die Oberhand hat. Doch die Sehnsucht danach, einfach nur geliebt zu werden, ist gerade in solchen Momenten ganz besonders groß.

Zurück zu Marc.

Marc fühlte sich immer frustrierter. An freien Sex war gar nicht zu denken, weil viele Frauen wegen ihrer langen Beziehungen voller Schmerz waren. Sie steckten tief in der Opferrolle. Er kam sich oft vor wie ein Therapeut. Wenn er jedoch den Frauen aus dieser Perspektive etwas mitgeben wollte, reagierten sie in vielen Fällen abweisend und wollten davon nichts hören. Sie hatten keine Lust auf „Therapiegespräche“. Wieder und wieder fühlte sich Marc ungeliebt und abgelehnt.

Aber nicht nur der Schmerz der Frauen und das negative Gerede über Ex-Männer störte ihn. Es gab noch mehr, was ihn störte. Seiner Erfahrung nach seien leider circa 30 Prozent der Frauen unglaublich verklemmt. Bei 50 Prozent laufe es so lala und nur circa 20 Prozent der Frauen seien so richtig frei beim Thema Sexualität. Das ist Marcs ganz persönliche Statistik. Es handelt sich nicht um verifizierte Zahlen.

Was Marc so richtig abgetörnt hat: Von den Frauen, die Marc gedatet und mit denen er intim geworden ist, sind circa 30 Prozent der Frauen zwischen den Beinen sehr ungepflegt. Nicht nur, dass sie gänzlich unrasiert seien, sie würden auch ausgesprochen unangenehm zwischen den Beinen riechen.

Was ihm natürlich durchaus bewusst ist: Frauen bekommen nach dem Rasieren häufig Pickel. Hier steht dann das Leid der Frau im krassen Gegensatz zum Wunsch des Mannes.

Weiterhin empfindet er es als Phänomen vieler deutscher Frauen, dass sie die Macht übernehmen wollen, um dem Mann zu beweisen, dass sie das Sagen haben. Hierfür wird oft der Sex genutzt. Er hat es oft erlebt, dass Frauen keine Schwäche zeigen wollen und dass sie dadurch wenig liebevoll seien. Er meint, es sei vor allem ein Phänomen bei deutschen Frauen. Das hat er bei Frauen aus Singapur, Thailand, Malaysia, Afrika und China nie erlebt.

Reflexionsfragen an dich als Leser*in

Verspürst du auch die Sehnsucht nach Sexualität mit vielen Männern und/oder Frauen? Welche wirklichen Wünsche stehen dahinter? Ist es wirklich nur der Wunsch nach dieser Körperlichkeit? Oder spielen andere Themen mit hinein, wie zum Beispiel die Suche nach Anerkennung? Brauchst du dieses Gefühl, begehrt zu werden, um dein Selbstwertgefühl zu stärken? Was macht es mit deinem Selbstwertgefühl, wenn deine Sehnsüchte nicht erfüllt werden?

Ist die Suche nach Sexualität mit vielen Partnern vielleicht eine Flucht vor deinem Alltag?

Welche Bewertungen und Ansichten hast du persönlich darauf, wenn jemand innerhalb von wenigen Monaten 100 oder mehr Dates hat und mit fast jedem beziehungsweise jeder davon auch sexuell aktiv ist? Warum genau hast du die Bewertung? Sind es vielleicht unerfüllte Sehnsüchte, die du dir selbst nicht eingestehen magst?

Wenn du unzufrieden mit deinem Sexualleben bist, wie kannst du etwas verändern? Wie offen kannst du mit deiner/deinem Partner*in darüber sprechen?

Fragen speziell an Leserinnen:

Was macht es mit dir, wenn du die Worte von Marc liest? Wie geht es dir bei den Beschreibungen der Frauen, die Marc kennengelernt und gedatet hat?

Unter uns Frauen: Ich habe ganz im ersten Moment bei einigen harten Beschreibungen ganz schön schlucken müssen. Wie viele Männer denken wohl so wie Marc?

Marc wird Sugardaddy

Fast ein Jahr lang datete Marc Frauen, die er über Tinder, Bumble und Co. kennengelernt hatte. Doch er merkte mehr und mehr, dass es ihm nicht guttat.

Doch eines wurde ihm in dieser Zeit ganz besonders bewusst: Er mag kluge, schöne Frauen. Beides ist ihm gleichermaßen wichtig.

Er vertraute sich mit seinem Kummer seiner besten Freundin Nina an. Der Drang nach Sex und Liebe war groß, die Dates weiterhin frustrierend.

Nina schaute ihn an und sagte nur: „Ist dir eigentlich bewusst, dass du ein typischer Sugardaddy bist? Du bist Ende 50 und hast jede Menge Geld. Weiterhin hast du ein Faible für junge, hübsche Frauen und hast am liebsten mehrere Frauen gleichzeitig. Das sind perfekte Voraussetzungen.“

Das saß … Darüber hatte er in der Tat noch nicht nachgedacht, aber es klang ausgesprochen verlockend.

Er fing an, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Zuerst war seine Einstellung: „Nicht unter 30.“ Zu jung sollte eine Frau schließlich nicht sein … doch auch das änderte sich schnell.

Er suchte im Internet nach einschlägigen Seiten und wurde fündig. Doch er war ein absoluter Neuling in diesem Bereich und hatte keine Ahnung, welche Seiten seriös und welche weniger seriös waren.

Er beschloss, es auszuprobieren. Es dauerte nicht lang und er hatte ein erstes Date.

Er traf sich mit Sonia in einem Café. Auch für sie war es das erste Mal, dass sie „so etwas“ machte. Nach einem langen Gespräch stand sie auf und sagte nur: „Ich kann das nicht!“, und verschwand. Marc war wie vor den Kopf gestoßen und kurz davor, sein Vorhaben, ein Sugardaddy zu werden, wieder aufzugeben. Doch die Sehnsucht nach Sex und Nähe wurde immer massiver. Am liebsten würde er jeden Tag Sex haben. Nachts kamen bis dato verbotene Träume, Sexfantasien. Er schämte sich für diese Träume und Fantasien. Wie wäre es wohl, mit mehreren Frauen gleichzeitig Sex zu haben? Und er ertappte sich auch dabei, wie er das erste Mal daran dachte, was außer Oral- und Analsex noch alles möglich wäre … Faszination Körperflüssigkeiten …

Durfte er überhaupt daran denken? Könnte er als pervers bezeichnet werden? Gäbe es wohl Frauen, die Spaß und Lust daran hätten?

Natürlich hatte er in der SM-Szene schon einiges erlebt, doch seine Fantasien stiegen ins Unermessliche …

Getrieben von einigen seiner Fantasien fing er an, sich auf Plattformen wie „Kauf mich“ und ähnlichen zu tummeln. Dort ist schnell klar, was ein Mann von einer Frau bekommen kann und was es kostet. Aber es gibt auf diesen Plattformen keine echte Nähe oder Liebe.