Sumaya - Gabriela Alexandra Scharff - E-Book

Beschreibung

Sumaya Liebes Menschenkind, möge stets ein Schleier von Schutz, Liebe und Güte um dich sein. Wir wünschen uns gerade in dieser Zeit, dass du lernst deine Hände zu öffnen, für diejenigen die sie suchen, und du selbst offenen Händen begegnest, die dich halten. In unserer von vielen Ängsten geplagten Zeit, laden wir dich ein, in sieben unterschiedlichen, spannenden und auch nachdenklichen Kurzgeschichten, den Alltag für eine Zeit zu vergessen. Die Welt mit anderen Augen zu betrachten. Lass auch deiner eigenen Fantasie Flügel wachsen. Kann ein einzelner Regentropfen eine spannende Geschichte erzählen? Haben Pusteblumen magische Kräfte? Gibt es Meerjungfrauen? Wie war das Leben, bevor das große Eis alles bedeckte? Ob in einer Wurzel noch ganz viel Leben steckt? Ist uns wirklich alles über die Fähigkeiten und die magischen Kräfte der Natur, mit all ihren Lebewesen bekannt? Können sich Menschen und Tiere miteinander unterhalten? Illustrationen: Stephanie Wazwaz

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Seitenzahl: 88

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Inhaltsverzeichnis

Sumaya, der kleine Himmel ist überall

Der Feenwald

Kaitlin und das Zauberbuch

Pusteblumen und gute Wünsche

Rabe Jakob und sein Freund, der Hermann

Teil 2

Rabe Jakob und Hermann, sein Freund, als Helfer in der Not

Stella, die clevere kleine Meerjungfrau

Yuma, die knurrige Wurzel

Sumaya, der kleine Himmel ist überall

«Plumps, was war das denn? Warte auf mich kleine Wolke! Huch, wo bin ich hier?»

Sumaya war aus der Wolke geplumpst und an einem Flussufer gestrandet.

Verzweifelt fragte sich Sumaya: «Was bin ich jetzt? Gerade war ich doch noch Teil der wunderbaren kleinen Wolke. Jetzt bin ich ganz alleine. Und nun, was soll aus mir bloß werden?»

Traurig sah das kleine Wassertropfenkind sich um, außer ein paar Steinen und kleinen Gräsern war nichts zu sehen.

Sumaya dachte angestrengt nach und redete mit sich selbst: «Wenn nicht bald ein Wunder geschieht, versickere ich im Erdreich und bin für immer futsch. Ich bin doch noch so klein und möchte weiter auf einer Wolke schweben und den ganzen Himmel sehen.»

Sumaya sah zum Himmel und - über ihr war der kleine Himmel. Sie dachte darüber nach, dass man von der Erde aus nur einen kleinen Teil vom Himmel sehen konnte. Und sie wollte noch so viel entdecken.

Da hörte sie neben sich eine tiefe Stimme.

«Hallo, kleiner trauriger Regentropfen, ich bin Yara, die Göttin des Wassers. Warum nur jammerst du hier ‘rum? Weißt du denn nicht, dass jeder einzelne Regentropfen wichtig ist für die ganze Welt? Merke dir eines: Wasser ist nie ganz weg. Selbst wenn du im Erdboden versickerst, wirst du mit vielen anderen Regentropfen zu Grundwasser, dann kommst du zu einer wunderschönen, sprudelnden Quelle. Von der Quelle aus fließt du weiter in einen Bach. Vom Bach in einen größeren Fluss und irgendwann bist du ein Teil vom noch größeren Meer. Dann beginnt der Kreislauf von neuem. Mit dem nächsten Nebel steigst du wieder auf und wirst wieder Teil einer Wolke. Hast du das verstanden? Wie ist dein Name?»

«Mein Name ist Sumaya und bedeutet ,,Kleiner Himmel“ und kommt aus der arabischen Sprache. Ich sehe nun den kleinen Himmel über mir, aber ich möchte den ganzen, großen Himmel sehen. Ich möchte mit einer Wolke weiterschweben und den Menschen, Tieren und Pflanzen unten auf der Erde Schatten spenden.»

«So, so, kleine Sumaya. Aber ohne Wasser gibt es kein Leben. Wusstest du, dass Menschen, Tiere und Pflanzen zu einem Großteil aus Wasser bestehen? Was also wäre, wenn alle Wassertropfen in Wolken am Himmel bleiben möchten? Die Erde würde verdorren, Blumen würden nicht in ihren wunderschönen Farben blühen und Menschen müssten verdursten. Wie wertvoll aber wärest Du als Wassertropfen, wenn du nur einer einzigen Blume das Leben rettest?

Aber vielleicht konntest du das bisher noch nicht lernen. Also möchte ich Dich lehren, mit eigenen Augen zu sehen, um zu erkennen, was deine Bestimmung ist. Gleich, wenn die Sonne untergeht, schicke ich dir eine Nebelwand. Hänge dich an sie an und schwebe hoch, immer höher und höher. Dort oben wirst du die Wolkenprinzessin deiner Wolke sein. Das heißt aber auch, dass du ganz viel Verantwortung hast. Sorge dafür, dass du und deine neue Wolkenfamilie viele gute Gedanken und Wünsche auf die Erde sendest. Ganz viele andere Wassertropfen werden dann bei dir sein. Große und kleine - und du bist nicht mehr alleine. Passt gut aufeinander auf und werdet eine schöne, große Wolkenfamilie. Ich wünsche dir eine gute Reise und schau dir den ganzen Himmel an. Doch wenn deine Reise zu Ende ist, denke an den Kreislauf aller Dinge.»

Sumaya bedankte sich noch bei der Göttin des Wassers und verschmolz mit der Nebelwand zu einer schönen Wolke und schwebte immer höher, dem Himmel entgegen.

Alle Wassertropfen der Nebelwand - ob groß, ob klein - begrüßten Sumaya herzlich und ehrfurchtsvoll. Während die kleinen Wassertropfen fröhlich miteinander spielten, versammelten sich die größeren erwartungsvoll um Sumaya. Die neu ernannte Wolkenprinzessin wurde etwas verlegen, bevor sie das Wort an ihre neue Familie richtete.

«Yara, die Göttin des Wassers, hat uns ein Geschenk gemacht. Wir dürfen uns den ganzen Himmel ansehen, den großen Himmel. Egal wohin der Wind uns führt, wir bleiben zusammen. Doch wir haben auch einen Auftrag, eine wirklich wichtige Aufgabe. Wir alle zusammen müssen von überall auf der Welt gute Gedanken und Wünsche auf die Erde senden.»

«Oh ja, das machen wir», riefen alle durcheinander.

Sumaya schaute sich liebevoll und stolz ihre Wolkenfamilie an und sagte: «Dann mal los. Komm lieber Wind, wir sind bereit!»

Der Wind - ‘mal sacht, ‘mal etwas stürmischer - blies die Wolke in den hohen Norden. Dort sahen die Wassertropfen Eis- und Schneelandschaften, auf denen kleine Gruppen von Eisbären liefen und sich andere Wolken in Schneeflocken auflösten. Sie schwebten über die großen Meere dieser Welt und beobachteten aus dem Wasser springende Wale und Delphine.

Dann drehte der Wind in Richtung Ost und unter ihnen erschienen endlos wirkende Stein- und Sandwüsten. Sie entdeckten Kamele und Menschen, die mit um den Kopf gewickelten Tüchern versuchten, sich vor den Sandstürmen und der heißen Sonne zu schützen.

Da fragte Sumaya die Frau Sonne: «Liebe Sonne, siehst du nicht, dass durch dich die Menschen und Tiere hier leiden? Warum scheinst du hier so gnadenlos heiß? Im Norden warst du kaum zu sehen. Ich verstehe das nicht.»

«Liebe Sumaya, ich verstehe, dass es dir schwerfällt, alles gleich zu begreifen. Doch ich habe darauf keinen Einfluss. Sieh einmal, die Erde ist eine Kugel, und diese Kugel bewegt sich um mich herum und nicht umgekehrt. Ich bin ein Stern, ein ganz besonderer eben, und verteile mein Licht und meine Wärme immer gleich. Ohne mich gäbe es kein Leben auf der Erde. Ich bestehe überwiegend aus einem Gas, das auch Luftballons in den Himmel schweben lässt - dem Helium - und aus Wasserstoff. Doch wer mir zu nahe kommt verbrennt. Und weil sich die Erde nun einmal nicht in einem gleichmäßigen Abstand um mich herumdreht, können meine Sonnenstrahlen zum Beispiel den Norden der Erde nicht so direkt erreichen wie den Osten, den Westen und den Süden. Am weitesten von mir entfernt sind der Nordpol und der Südpol. Das ist der Grund, warum es hier, wo du jetzt die Wüste siehst, so heiß ist. Hier gibt es nur Sommer. Wünsche ihnen Regen, das wird der Natur guttun.»

Das machten Sumaya und ihre Helfer sofort, denn sie selber wollten noch nicht als Regen auf die Erde fallen, hatten sie doch noch lange nicht den ganzen Himmel bereist. Noch bevor Sumaya sich bei der Sonne bedanken konnte für ihre Erklärung, kam ein gewaltiger Sturm auf und trieb die kleine Wolke in den Süden. Auch hier war es sehr warm, aber es gab zwei Jahreszeiten, Sommer und Winter. Die Wolkenfamilie sah schneeweiße Strände und Urwälder, in denen sich viele Tiere tummelten. Sie erblickten auf ihrer kurzen Durchreise Affen, die durch die Bäume kletterten, und wunderschöne bunte Vögel.

In einer Nacht kam die kleine Wolke im Westen an. Sumaya und die anderen Wassertropfen der kleinen Wolke schwebten über Berge, Wälder, Felder, Städte, Seen und Dörfer. Hier war es im Sommer angenehm warm. Sumaya hatte allerdings gehört, dass es im Winter hier auch kräftig schneien kann.

Heute wollte Sumaya den Mond fragen, was seine Aufgabe ist.

«Hallo, lieber Mond, du scheinst so schön, mal silbrig, mal rot, mal im tiefen Orange. Woher kommt dein Licht und was ist deine Aufgabe?»

«Guten Abend, Sumaya, du kleine Wolkenprinzessin. Ich bin der Mond der Erde und drehe mich genauso schnell um mich selbst wie um die Erde. Ich selber bin eigentlich dunkel und bestehe aus Gestein und Staub. Ich strahle kein eigenes Licht aus. Die Sonne strahlt mich an. Und wo es auf der Erde gerade Nacht ist, können die Menschen mich bewundern, manchmal auch noch am frühen, blauen Morgenhimmel. Ich habe großen Einfluss auf das Wasser der Meere. Durch mich gibt es den Wechsel der Gezeiten, die man Ebbe und Flut nennt. Mit meinem Lauf zieht sich das Meereswasser vom Land weg - dann herrscht Ebbe - und läuft wieder auf den Strand zu - das nennen die Menschen Flut.

Nun, Sumaya, du willst alles verstehen, das ist sehr lobenswert. Du kennst die Geschöpfe des Himmels und der Erde. Du hast verstanden, dass alles mit jedem verbunden ist. Du verbindest mit deinen liebevollen Gedanken wie ein Regenbogen Himmel und Erde. Habe noch eine gute Reise. Yara, die Göttin des Wassers, wird stolz auf dich sein.»

Natürlich war Yara stolz. Es machte ihr so viel Freude zu sehen, dass dieses einst kleine Wassertropfenkind, Sumaya, das klein und so jämmerlich allein auf der Erde gelandet war, sich zu einer wirklichen Wolkenprinzessin entwickelt hatte. Sumaya, der kleine Himmel, hatte nicht nur den ganzen großen Himmel bereist und Spaß gehabt, sondern sie hat dabei ihren Auftrag auch sehr ernst genommen. Überall haben sie und ihre Wolkenfamilie ihre guten Wünsche für die Natur überbracht und damit unendlich viel Liebe verteilt.

Nachdem Sumaya so viel gesehen und gelernt hatte, wusste sie, dass es Zeit war und sie sagte zu den anderen Wassertropfen ihrer Wolke: «Unsere Reise ist zu Ende. Wir haben den ganzen Himmel gesehen. Nun wollen auch wir uns in den Kreislauf des Lebens einfügen. Denn Wasser gehört zur Erde wie zum Himmel. Wind und Sonne und auch der Mond sind mit uns befreundet. Niemand von uns wird je verloren gehen.»

Die Wassertropfenfamilie bedankte sich bei ihrer Prinzessin Sumaya für die wundervolle gemeinsame Reise. Als Wolke hatten sie die ganze Zeit über Freundlichkeit, Güte, Toleranz und Freude für alle Lebewesen und die ganze Natur ausgestrahlt und somit weitergegeben. Aus Dankbarkeit für diese schönen Erfahrungen bauten die Wassertropfen für Sumaya über Nacht ein richtiges Schloss auf die kleine Wolke. Es war wunderschön und sah aus, als wäre es aus Zuckerwatte. Danach ließen sich alle Wassertropfen, ob groß oder klein, auf die Erde plumpsen.

Wisst Ihr nun, warum manche älteren Menschen sagen: «Regen bringt Segen.»

Der Feenwald

In einem Wald, der so ganz anders ist, als wir Menschen ihn kennen, lebt Leonie, die Eule, mit ihren großen, wunderschönen bernsteinfarbenen Augen. Leonie teilt sich den Wald mit vielen Tieren, Bäumen, Pflanzen und Blumen und den Feen.

Leonie lebt schon lange in diesem Wald, den seit 100 Jahren noch kein einziger Mensch betreten hat. Die Feen, die in ihm wohnen, haben ihn für die Augen der Menschen unsichtbar gemacht. Denn den Feen haben ihre kleinen Seelen wehgetan. Sie sahen, dass Menschen ihren geliebten Wald nicht achtsam behandelten, sondern es sogar Raubüberfälle gab und Könige im Wald gegeneinander kämpften, ohne darauf zu achten, was sie dabei alles kaputt machten. Und heute? Viele Menschen sind einfach gleichgültig der Natur gegenüber.