Süßigkeiten zum Lesen - Matthias Gundel - E-Book

Süßigkeiten zum Lesen E-Book

Matthias Gundel

5,0

Beschreibung

Süßigkeiten zum Lesen ist eine kleine Sammlung von Geschichten zum Weiterdenken, die in dieser Neuauflage um weitere Erlebnisse ergänzt wurde. Zu diesem Band gibt es einen zweiten Teil: Weihnachten auf Schloss Fantasie. Dieses Buch wurde beim gleichen Verlag veröffentlicht.

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Seitenzahl: 139

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Geschichten zum Mitnehmen

Die unsichtbaren Kopfhörer

Für ein ganzes Leben

Die Geschichte der Einmachgläser

Tagebuch der Zukunft

Die Uhr im Kühlschrank

Bratäpfel

Fertigbackmischungen

Die Amsel und der kleine Baum

Die Regenbogenlampe

Münzgasse 8

Numinuma

Wie es weitergeht

Schon seit Jahren stand das kleine Geschäft inmitten der Einkaufsstraße leer. Die Menschen zogen vorbei und würdigten den Laden nicht einmal eines Blickes. Eines Tages jedoch war etwas anders und das merkten auch alle, die trotz Hektik und Eile an der Häuserfront vorbei liefen. Die beiden Schaufenster waren mit einem grünen Vorhang zugezogen. Warf man einen Blick in den Eingangsbereich, so sah der aufmerksame Beobachter nur, dass Licht brannte. Selbst in der Nacht konnte man, wenn auch nur ganz leise, geschäftiges Arbeiten in den Räumen der Rheinstraße hören.

An dem Wochenende, an dem die Uhren zurückgestellt wurden, war es soweit: Es hing ein handgeschriebenes Schild vor der Tür. Auf diesem stand:

Wir eröffnen am nächsten Freitag um 16 Uhr. Jeder, der vorbeischaut, bekommt eine kleine Überraschung.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht in der Stadt. Immer wieder sah man Menschen die Köpfe zusammenstecken, weil sie über den neuen Laden sprachen. Jeder wollte mehr wissen als der andere, nur war es aber so, dass keiner wirklich etwas wusste.

„Was soll denn hier eröffnen? Sicherlich wieder so ein Schnellimbiss, von denen wir sowieso genug haben. Oder vielleicht ein Café´? Wir haben doch schon so vieles in unserer Stadt! Wer wagt sich denn in diesen Laden? So alt und gammelig, wie der aussieht.“ Das dachten all die Menschen in der kleinen verträumten Stadt.

Schließlich wurde am Donnerstag an der Eingangstüre ein weiteres Schild angebracht. Dort stand:

„Süßigkeiten zum Lesen - Geschichten zum Mitnehmen“.

Am folgenden Freitag war dann die Eröffnung. Die grünen Vorhänge fielen und man konnte einen Blick in das Geschäft werfen. Es war mit einer Theke eingerichtet, vor der weiße Stühle standen. Hinter der Theke gab es einen großen Bücherschrank und auf der Ablage stand ein Computer.

Pünktlich um 16 Uhr war es soweit: Aus der geöffneten Ladentür hörte man leise Musik. Menschen versammelten sich, aber keiner wollte das Geschäft betreten. Schließlich kam Frau Mahlstein, die Besitzerin und sprach: „Liebe Kundinnen und Kunden, kommen Sie näher! Treten Sie ein!

Es erwartet Sie ein besonderes Einkaufserlebnis. Jeder, der heute etwas bei mir kauft, bekommt eine Tafel Schokolade gratis. Außerdem gibt es jede Menge Tee.“ Kurz darauf waren die ersten Kunden im Geschäft. Maria stand gespannt hinter der Theke.

„Ich möchte eine mittelgroße Geschichte zum Thema Freundschaft zum Mitnehmen“, sagte der junge Mann freudestrahlend und Maria begab sich sofort an das Regal, das hinter ihr stand.

Wenige Augenblicke später sah sie den Kunden mit ihren großen Augen an und sagte: „Hier, bitteschön. Einmal eine mittelgroße Geschichte zum Thema Freundschaft. Außerdem gratis für Sie das Willkommensgeschenk - eine Tafel Schokolade.“

Die unsichtbaren Kopfhörer

Neulich saß ich in meiner Küche, habe mir einen warmen Tee mit Orangengeschmack gemacht und leckere Butterkekse mit Schokolade genossen.

Die Sonne schien hell und warm durch das Fenster direkt auf meinen Platz. Gemütlich ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen und betrachtete mir den Strauß roter Rosen, die vor mir in frischem Wasser standen.

Meine Augen wanderten weiter in Richtung Fenster. Hatte es da nicht eben geklopft? Ohne weiter nachzudenken, nahm ich einen kleinen Schluck von meinem leckeren Tee. Als ich gerade in einen Keks beißen wollte, hatte es wieder den Anschein, als ob es wirklich geklopft hat. Hektisch sprang ich auf und öffnete das Fenster, als ich einen Hamster mit Fallschirm auf einem Ast mir schräg gegenüber sah. Ich murmelte nur so vor mich hin: „Nein, das kann doch nicht sein. Ich träume gewiss. Das ist doch kein Hamster dort…“ Ehe ich die Gedanken zu Ende denken konnte, begann er kleine Hamster auch schon, mich anzuschauen.

„Kennst du mich denn nicht mehr?“, begann er. Angewurzelt blieb ich stehen. Meine Lippen waren wie zusammen genäht, denn ich bekam in diesem Moment kein einziges Wort heraus. Der Hamster fuhr fort: „Na, ich bin es, Sammy. Du hast mich früher ganz oft besucht und leckeren Salat mitgebracht. Damals in …“

Jetzt fiel ich ihm ins Wort und erwiderte: „Na klar, kenne ich dich noch. Wo kommst du denn her? Woher weißt du, wo ich wohne? Wieso kannst du überhaupt sprechen?“ Während meine Fragen geradezu aus mir heraus sprudelten, sprang Sammy auf das Fensterbrett, rollte seinen Fallschirm ein und betrat meine Küche. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“, fuhr er in bester Laune fort. Nach wie vor konnte ich meinen Augen und Ohren nicht trauen. Alles erschien mir mehr als unwahrscheinlich.

Nach kurzem Zögern antwortete ich dann: „Was hast du mir mitgebracht? Sag schon! Außer deinem Fallschirm kann ich nichts sehen. Willst du mich auf die Probe stellen?“ „Nein, nein, warte kurz, ich will es dir gleich verraten.“ Die nächsten Sekunden kamen mir wie Stunden vor, als Sammy schließlich seine beiden Pfoten nahm und über seine Ohren streifte. Was dann zum Vorschein kam, war ungewöhnlich und einmalig zugleich.

Der kleine Hamster erklärte mir: „Schau mal, das sind Kopfhörer. Es sind aber nicht irgendwelche Kopfhörer, sondern ganz besondere. Jeder Mensch hat sie auf seinem Kopf, aber sie sind unsichtbar, brauchen keinen Strom und auch kein Kabel. Sie funktionieren nur mit deinem Herz, mit dem sie direkt verbunden sind. Du kannst mit ihnen viele unbeschreibliche Melodien hören. Fühl mal an deine Ohren, du wirst sie auch spüren.“

Jetzt setzte Sammy seine Kopfhörer wieder auf und ich begann nach meinen zu suchen. Noch nie habe ich von alle dem gehört. Aber: Sie waren wirklich da! Rasch lief ich zum Spiegel und wollte mich überzeugen, aber sie waren tatsächlich unsichtbar. Auch ein Kabel war nicht zu finden. Kurz darauf drehte ich mich zu Sammy um und fragte ihn: „Welche Melodien kann man damit hören. Ich höre nämlich nichts. Sind die Kopfhörer kaputt?“

Der kleine Hamster lächelte mich an, verdrehte seinen wuscheligen Kopf leicht nach links und erklärte mir dann: „Du hörst ständig Melodien aus deinen Kopfhörern. Manchmal sind die Klänge traurig, wenn es dir schlecht geht. Oftmals sind es die höchsten Töne, wenn du dich wohl fühlst. Immer wenn du mit Menschen zusammen bist, kannst du auch ihre Töne hören. Komm, mach mit mir eine Gedankenreise und ich will dir alles erklären. Zuvor aber noch eine kleine Geschichte vom Baum der Freundschaft“

Inmitten eines Tales erhebt sich ein kleiner Berg empor, der gerade einmal so groß ist, dass er ein bisschen über die Spitzen des umliegenden Waldes hinausblicken kann. Der Berg fühlt sich sehr wohl, weil er vielen Tieren, Pflanzen und Bäumen ein schönes, aber auch sicheres Zuhause schenkt. Auch besuchen ihn viele Menschen, um sich zu erholen und um seine Schönheit zu bewundern. Richtung Westen gibt es auf einer kleinen Anhöhe des Berges eine ganz bestimmte Stelle, wo sich ein großer Stein befindet. Dieser ist leicht mit Moos überzogen, um ihn herum wachsen kleine gelbe Butterblumen. Genau hier treffen sich ganz oft zwei beste Freunde. Beide sind sehr glücklich darüber, dass sie eng befreundet sind und sich vertrauen können. Nur durch wahre Freunde wird das Leben vollkommen. Als Zeichen ihrer Verbundenheit pflanzen sie eines Sommers neben dem Stein einen Birnbaum. Wie ihre Freundschaft immer weiter wächst, wächst der Obstbaum.

So wie ihre Freundschaft viele Früchte trägt, so beginnt der Baum auch Jahr für Jahr neue Früchte zu tragen.

Nach dieser kurzen Geschichte führte Sammy meine Gedanken ein paar Jahre zurück. Ich erinnerte mich an die alte Parkbank, wo wir immer waren und über alles gesprochen haben, was uns bewegt hat. Einmal fragte ich dich, wie das mit dem Auf und Ab im Leben ist. Dabei hast du meine Hand genommen und mir ein buntes Heftpflaster gegeben. Es sollte mich stark machen, mich trösten und meine Wunden heilen, wenn ich einmal traurig bin oder mir Böses widerfahren ist. Außerdem sollte es mich vor Ungerechtigkeit und Verletzungen bewahren.

Du meintest, dass man im Leben manchmal glatt wie ein Aal sein muss, damit die Menschen an ihren Ungerechtigkeiten, die sie einem zuteil haben lassen, selbst ausrutschen.

Anschließend fragte ich dich, wie es dir geht, wenn du verletzt worden bist oder du eine Niederlage im Leben erfahren musstest.

Dazu hast du mir eine kleine Geschichte erzählt:

In einem fernen Land gräbt man nach Diamanten. Tonnen von Erdreich werden bewegt, um einen kleinen Kiesel zu finden, der nicht einmal so groß ist, wie der kleine Fingernagel.

Die Grubenarbeiter achten nur auf die Diamanten, nicht auf das Erdreich. Sie bewegen Riesenmengen Erdreich, um die Edelsteine zu finden.

Im Alltagsleben vergessen die Menschen dieses Prinzip und werden zu Pessimisten, weil es mehr Erdreich als Diamanten gibt.

Wenn auf dich Schwierigkeiten zukommen, lass dir von den negativen Werten keine Angst einjagen. Suche nach den positiven Werten und grabe sie aus. Sie sind so wertvoll, dass es nichts ausmacht, wenn du viele Tonnen Erdreich wegräumen musst.

In diesem Augenblick, hat mich Sammy gestupst, denn ich war vollkommen in meinen Gedanken versunken. Er sah mich fragend an:

„Hast du die Melodie der Freundschaft über deine unsichtbaren Kopfhörer gehört?“ Ich entgegnete ihm mit Leidenschaft: „Ja, das habe ich! Nicht nur gehört habe ich die Melodie, auch gefühlt habe ich sie.“

Sammy fuhr fort: Freunde berühren dein Innerstes, denn sie sind wahre Seelentaucher für dich. Sie geben dir die Luft und den Raum zum Atmen, den du brauchst. Ein wahrer Freund ist ein Mensch, vor dem du alles frei sagen kannst. Sammy erinnerte mich an viele weitere Momente in meinem Leben, an denen ich schon oft die Melodie der Freundschaft gehört habe.

Währenddessen dachte ich darüber nach, was eine echte Freundschaft ausmacht? Echte Freundschaft ist, wenn du nicht mehr aufhörst zu weinen und dein Freund kommt ganz schnell zu dir geeilt, um deine Tränen zu trocknen. Echte Freundschaft zeichnet sich dadurch aus, dass du mit diesem Menschen rund um die Uhr das ganze Jahr sprechen kannst, wenn du ihn brauchst.

Freundschaft wärmt dein Herz! Dein Leid und das deines Freundes werden gegenseitig getragen. Bedenke, dass dir jeder Freund auf einer anderen Ebene begegnet. Auch wenn Liebe und Freundschaft andere Früchte tragen, so sind sie beide das Ergebnis aus einer gemeinsamen Wurzel. Freunde sind immer für dich da, auch wenn du sie nicht ständig sehen kannst.

Wenige Zeit später kam eine junge Frau in den Laden von Frau Mahlstein. Sie sah auf den ersten Blick nicht gerade sehr glücklich aus. Intensiv las sie die Bestellkarte der „Geschichten zum Mitnehmen“ an und begann schließlich: „Also, äh, für mich bitte einmal eine kleine Geschichte mit Happy End über die Sehnsucht. Seitdem ich meinen Freund verlassen habe, überkommt mich immer mehr die Sehnsucht nach ihm. Ich brauche etwas, das mich aufbaut.“

Maria sah ein Glitzern in den Augen der Frau, die wohl jeden Moment begonnen hätte zu weinen, wenn sie nicht in ganz schnell die Erzählung von der kleinen Wolke bekommen hätte.

Für ein ganzes Leben

Eines Nachmittags geht eine kleine Wolke am Sommerhimmel spazieren. Einsam und traurig wandelt sie über die Menschen mit ihren Häusern und Straßen hinweg.

Dabei denkt sie so vor sich hin: „Keiner hat mich lieb und mag mit mir zusammen sein. Ich wünschte mir jemanden an meiner Seite, mit dem ich reden kann und auf den ich mich freuen kann.“ Tief in ihrem Kummer versunken, fängt die kleine Wolke an zu weinen. Unzählige Regentropfen fallen auf die Erde und lassen mit einem Mal die Erde ganz nass werden. Lange Zeit geht es der Wolke so, bis eines Tages folgendes geschieht: Die Sonne begrüßt gerade den neuen Tag mit einem purpurroten Lachen als nicht allzu weiter Entfernung eine tiefweiße, blumige Wolke auftaucht. Unsere kleine Wolke kann es zuerst gar nicht fassen, es kribbelt ganz heftig, als ob gleich ein Gewitter entsteht. „Hallo, wer bist du denn?“, fragt die kleine Wolke die andere ganz vorsichtig. „Mein Name ist Medusa. Wenn du magst, gehen wir ab sofort unseren Weg gemeinsam.“

Von nun an ziehen beide gemeinsam um die Welt und sind seit diesem Augenblick tief miteinander verbunden. Wenn beide einmal für sich allein unterwegs sind, tragen sie stets die guten Worte der anderen mit sich.

In den Abendstunden füllte sich das Geschäft immer mehr, denn inzwischen wollte jeder wissen, was denn „Süßigkeiten zum Lesen“ sind. Schließlich kam ein Mann, der einen Prospekt von einem Schnäppchenmarkt in seinen Händen hielt. Dieser ging geradewegs auf Maria zu und bemerkte schnippisch: „Sowas, sowas habt ihr nicht. Eine Schnäppchengeschichte wie vom Discounter. Etwas, was wenig kostet und von dem ich ganz viel habe.“

Wortlos drehte sich Maria um und kramte in den Schubladen unter dem Regal. Als sie schließlich wieder aus der Versenkung erschienen war, legte sie dem Mann ein weißes Blatt und einen Bleistift auf den Platz. „Für eine Discountgeschichte brauchen Sie das hier. Ich gebe Ihnen das Papier, den Stift und einen Bündel an Satzzeichen. Alles für 0,99 Euro.“ Verdutzt schaute der Mann die Verkäuferin an und legte ihr anschließend wortlos 1 Euro auf den Tisch. Gerade als Maria das Wechselgeld aus der Kasse nehmen wollte, war der Kunde bereits verschwunden.

Eine Frau war gekommen und stand an der Theke. „Mein Kind. Ich vermisse die gute alte Zeit! Zu gerne möchte ich sie nacherleben dürfen.“ Mehr konnte sie gar nicht sagen, denn Maria fiel ihr gleich mit ruhiger Stimme ins Wort: „Ich habe da etwas Besonderes für Sie. Ist zwar kurz, dafür aber eine Geschichte aus alten Zeiten. Hier nehmen Sie sie mit. Wünsche viel Freude.“ Über beide Ohren strahlte die alte Dame, als sie das liebevoll verpackte Stück Papier in ihren Händen hielt.

Die Geschichte der Einmachgläser

Es war einmal eine Frau, die lebte in einem kleinen Haus im Süden des Landes. Ihre Leidenschaft war ihr Garten, in dem sie allerlei Obst und Gemüse hatte und in dem sie sich jeden Sommer aufhielt. Während der dunklen Jahreszeit war sie viele Stunden damit beschäftigt, leckere Marmeladen einzukochen.

Schließlich fanden die süßen Früchte ihren Platz in den handbeschriebenen Einmachgläsern.

Diese hatten schon viele Jahre hinter sich, wurden sie doch immer von einer zur nächsten Generation vererbt. Jedes Mal, wenn die alte Frau ihre Früchte konservierte, dachte sie an die gute alte Zeit.

Bei jedem Löffel Marmelade, der in eines der Gläser gefüllt wurde, hat die Frau ihre Erinnerungen darin eingebettet.

Den gesamten Winter über, wenn es draußen kalt war, aß sie ihre Marmeladen. Bei jedem Bissen, sogar nur beim Geruch der Leckereien, fühlte sie sich in ihre erfüllte Vergangenheit versetzt. Oft hatte sie am Sonntagnachmittag hatte Besuch, dem sie statt Kuchen wohlschmeckende Marmeladenbrote zum warmen Tee anbot. Alle ihre Freunde und Verwandten lobten nicht nur den Geschmack des leckeren Aufstrichs, sondern fühlten sich beim Genuss ganz besonders wohl. Auch sie haben dabei an schöne Erinnerungen in ihrem Leben gedacht.

Warum kann man nicht einmalige Augenblicke wirklich in ein Marmeladenglas einmachen und diese dann löffeln, wenn man Sehnsucht hat?

Immer mehr Menschen strömten in den Laden „Süßigkeiten zum Lesen“. Am Ende des ersten Verkaufstages stellte Frau Mahlstein ein besonderes Highlight an die Kasse: Es war ein Stand aufgebaut, an dem lauter kleine grüne Schachteln hingen, auf denen zwei Blumen in der rechten unteren Ecke aufgeklebt waren.

Da war auch noch ein Schild am Regal angebracht auf dem stand: „Nimm mich mit!“ Einen Moment verweilten die Kunden und betrachteten alles, was sich ihnen da bot. Im Laufe der Zeit versammelten sich immer mehr Menschen ringsum den Stand. Man konnte murmelnde Stimmen hören: „Was ist denn das? So etwas habe ich noch nie gesehen! Was wohl eine grüne Schachtel kosten wird?“

Keiner der Kunden nahm auch nur eine der Boxen in seine Hände, bis schließlich die Besitzerin eine Ansage machte: „Sehr geehrte Kundinnen und Kunden!

Zur Eröffnung haben wir heute ein ganz besonderes Angebot für Sie. Unsere grünen Geschenkkästchen. Nur heute für Sie erhältlich und das auch nur für kurze Zeit! Greifen Sie zu und lassen Sie sich diese Chance nicht entgehen!“ Nun dauerte es nur noch ein paar Sekunden, bis alle eine Box nahmen.

Alles ging jetzt so schnell, dass nach wenigen Augenblicken das gesamte Regal leer gekauft war.

Im Geschäft gab es ein paar gemütliche Ecken und Sitzmöglichkeiten, um sich in aller Ruhe niederzulassen. Bei leckerem Tee konnte sich jeder mit seinem Kauf befassen. Es schien so, als ob sich in den Schachteln ein kleines Buch befand, das durch die grüne Verpackung liebevoll eingehüllt sein sollte.

Auf der Rückseite stand eine Gebrauchsanweisung. Es stand geschrieben: „Öffne mich, wenn du zur Ruhe gekommen ist. Begib dich an einem Ort, wo du dich wohlfühlst. Nimm dir bitte genügend Zeit für mich!“

Gespannt begannen alle darin zu lesen.

Tagebuch der Zukunft