Tapping - Nick Ortner - E-Book

Tapping E-Book

Nick Ortner

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Beschreibung

Der einfache Weg, sich endlich zu entspannen Basierend auf dem Meridian-Klopfen (bekannt als EFT Emotional Freedom Technique) hat Nick Ortner eine revolutionäre neue Selbsthilfe-Methode entwickelt. Durch das Berühren einiger leicht zu erlernender Akupressurpunkte und eine einfache Meditation gelangt man in wenigen Minuten zu Schmerzlinderung, Entspannung und Gelassenheit. In den USA wird diese Methode bereits von Millionen Menschen erfolgreich angewendet.

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NICK ORTNER

Tapping

Leben ohne Stress

Die revolutionäreneue Selbsthilfe-Methode

Aus dem amerikanischen Englischübertragenvon Daniela Schenker

L · E · O Verlag ist ein Imprint der Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, herausgegeben von Michael Görden

1. eBook-Ausgabe 2022

Published by Arrangement with Hay House Inc., Carlsbad, CA

Die Originalausgabe ist erstmals 2013 bei Hay House Inc. erschienen.

Titel der amerikanischen Originalausgabe: The Tapping Solution

© 2013 by Nicolas Ortner

© der deutschen Ausgabe 2014 by L · E · O Verlag in der

Scorpio Verlag GmbH & Co.KG, Berlin · München

Lektorat: Marita Böhm

Umschlaggestaltung: Torge Niemann, WRAGE

Umschlagillustration: Michelle Polizzi

Satz: BuchHaus, Robert Gigler, München

Konvertierung: Bookwire

ePub-ISBN: 978-3-95803-520-1

Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

Alle Rechte vorbehalten.

www.leoverlag.de

INHALT

Vorwortvon Dr. med. Mark Hyman

Einleitung

Kapitel1Eine monumentale Entdeckung

Kapitel2Schnellstart: Erleben Sie das Klopfen jetzt!

Kapitel3Ängste, Gefühle der Überforderung und Stress auflösen

Kapitel4Widerstände gegen Veränderungen überwinden

Kapitel5Sich durch die Vergangenheit klopfen

Kapitel6Den Körper heilen

Kapitel7Sich von körperlichen Schmerzen befreien

Kapitel8Abnehmen und Ängste, Schuldgefühle und Scham rund ums Essen loslassen

Kapitel9Liebe und gesunde Beziehungen entstehen lassen

Kapitel 10Geld verdienen und seine Träume verwirklichen

Kapitel 11Phobien und Ängste auflösen

Kapitel 12Andere Herausforderungen im Leben meistern

Kapitel 13Eine neue Vision für die Menschheit

Kapitel 14Eine neue Vision für Sie

Weiterführende Informationen

Anmerkungen

Danksagung

Über den Autor

VORWORT

Paula hatte fast täglich schreckliche, lähmende Kopfschmerzen und Migräne. Unter diesem Dauerschmerz litt sie seit über einem Jahrzehnt. Selbst mit den Migränemedikamenten und den Schlaftabletten, die ich ihr verschrieben hatte, ging sie wegen dieser hartnäckigen Schmerzen und der daraus resultierenden Schlaflosigkeit meist viermal im Monat in die Notaufnahme. Zusätzlich zu ihren Medikamenten hatte sie sich auf einen Lebensstil ausgerichtet, der sich für Menschen in einer ähnlichen Situation als hilfreich erwiesen hatte – sie vermied Gluten, Fleisch und Milchprodukte, führte eine Schlafroutine ein und nahm Nahrungsergänzungsmittel ein – aber bei ihr funktionierte nichts. Der Kopfschmerz schien nie abzuklingen und ruinierte ihr Leben.

Für einen Arzt gibt es nichts Entmutigenderes, als zu sehen, wie die eigenen Patienten leiden. Ich beschloss, Paula an meinen Freund Nick Ortner zu verweisen, der mit EFT oder »Klopfen« arbeitete, denn ich hatte gehört, dass man damit unglaubliche Resultate erzielte. Nick hatte ich ein Jahr zuvor durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Während unserer Unterhaltung hatte er mir die Wissenschaft hinter dem Klopfen erklärt und warum es bei einem solch breiten Spektrum von Störungen der Gesundheit und des Wohlbefindens funktionieren würde – von der Linderung körperlicher und emotionaler Leiden bis hin zur Auflösung von Phobien und der Verbesserung unserer Beziehungen. Ich hoffte zwar, dass diese Technik Paulas Probleme lösen würde, hegte aber immer noch Zweifel. Ich sagte Paula auch, dass ich mir unsicher sei, aber an diesem Punkt war sie zu allem bereit. Uns beiden war klar, dass sie eine neue Heilmethode brauchte, eine neue Möglichkeit, um ihre Medikamentenabhängigkeit zu überwinden, da die längere Einnahme ihrer Gesundheit schadete.

Es dauerte einige Monate, bis ich einen vollständigen Bericht über Paulas Fortschritte erhielt, auch wenn ich im Laufe der Zeit immer wieder gelegentlich ein paar gute Neuigkeiten hörte – dass ihre Schmerzen abnahmen und sie weniger Medikamente benötigte. Als ich das von Paula persönlich hörte, war ich zutiefst erstaunt. Paula war nicht nur hundertprozentig schmerzfrei, sondern nahm auch überhaupt keine Medikamente mehr ein. Durch ihre Arbeit mit Nick, der das Klopfen einsetzte, um mit ihr, wie sie sagte, eine »emotionale Reise« zu unternehmen, wurde sie von ihren Schmerzen und Medikamenten befreit. Schließlich konnte sie wieder ein normales, aktives und erfüllendes Leben aufnehmen. Welch ein Unterschied!

Ich habe die beeindruckenden Wirkungen des Klopfens selbst erlebt und wollte dann natürlich noch mehr darüber erfahren. Ich begann, eigene Forschungen anzustellen, und konnte mich von den Vorteilen des Klopfens in Verbindung mit der funktionellen Medizin überzeugen, mit der ich seit über zwanzig Jahren Tausende von Patienten behandelt habe. Bis heute überweise ich besonders problematische Fälle an Nick, dessen Klopfergebnisse konstant sind und eine dauerhafte Wirkung zeigen.

Als praktizierender Arzt der funktionellen Medizin und als leidenschaftlicher Befürworter dessen, unser Verständnis der Gesundheitsfürsorge zu fördern und zu verbessern, freue ich mich über die Möglichkeiten, die das Klopfen bereithält. In der Medizin wie überall in der Wissenschaft müssen wir über die Grenzen unseres Wissens hinausgehen und unsere Herangehensweisen in Bezug auf Heilung bewerten. Es ist unsere Aufgabe und Verantwortung, kontinuierlich nach den effektivsten Wegen zu suchen, um nicht nur Krankheitssymptome zu behandeln, sondern auch einen Ansatz zu wählen, der das Ungleichgewicht oder Blockaden als Verursacher von Krankheiten ins Visier nimmt. Anstatt sozusagen den »welkenden Baum zu wässern«, müssen wir die Baumwurzeln pflegen, damit der Baum von selbst gedeihen kann.

Das Klopfen konzentriert sich auf die eigentliche Ursache von Problemen der Gesundheit und des Wohlbefindens, indem es die Stressreaktion des Körpers schnell und effektiv unterbindet. Wie Sie in diesem Buch entdecken werden, ist das Klopfen ein mächtiges Werkzeug, um die Gesundheit auf mehreren Ebenen – der geistigen, emotionalen und körperlichen – zu fördern. Das Klopfen führt zu konstanten und überzeugenden Ergebnissen – bei Depressionen, Ängsten, stressbedingten Störungen wie posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und Fibromyalgie bis hin zu körperlichen Schmerzen und noch vielem mehr. Wenn es mit einem gesunden Lebensstil wie einer vollwertigen und vorwiegend pflanzlichen Ernährung, regelmäßiger körperlicher Bewegung und natürlichen Nahrungsergänzungsmitteln kombiniert wird, die die Gesundheit systematisch fördern, dann ist das Klopfen eine schnelle und nicht invasive Methode, um proaktiv den Stress zu bewältigen, der unseren Körper so oft krankheitsanfällig macht.

Wenn ich einen Augenblick lang in die Zukunft der Medizin blicke und spekuliere, wie wir als Kultur unser Leben und unser Wohlbefinden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten verstehen und in den Griff bekommen, kann ich mit Leichtigkeit eine Welt erkennen, in der uns das Klopfen von unnötigen Medikamenten befreit, das Wohlsein fördert und ein bedeutenderes, besseres, liebevolleres und reicheres Leben schafft. Ich fühle mich geehrt und freue mich gleichzeitig darauf, zu dieser neuen Welt beizutragen, und hoffe, dass Sie ebenfalls dieses Buch nutzen werden, um die unendlichen Belohnungen zu ernten, die uns das Klopfen bietet.

Dr. med. Mark Hyman

EINLEITUNG

Wahrscheinlich wirkte ich ziemlich lächerlich. Oder meinte zumindest, dass ich lächerlich wirkte.

Es war im Frühjahr 2004. Ich saß allein da, starrte auf einen Bildschirm, führte Selbstgespräche und beklopfte verschiedene Stellen meines Körpers. Hätten Sie mich durchs Fenster beobachtet, hätten Sie vielleicht vermutet, dass da ein Verrückter saß.

Tatsächlich machte mich gerade etwas ein bisschen verrückt. Die Nackenschmerzen, mit denen ich an diesem Morgen aufgewacht war, waren so schlimm, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich den Tag überleben sollte. Sie kennen sicherlich diese Art von Schmerzen, die ich meine. Sie schlafen in der falschen Haltung, wachen auf und haben einen steifen Hals. Manchmal hält das auch zwei oder drei Tage lang an, und in dieser Zeit können Sie den Kopf nur langsam bewegen. Für den Rest der Welt sehen Sie wie ein Roboter aus.

Ich war so ziemlich zu allem bereit, um den Schmerz zum Verschwinden zu bringen.

Dazu gehörte auch so etwas Seltsames wie das Klopfen.

Ich hatte schon viel vom »Klopfen« oder EFT (Techniken der Emotionalen Freiheit) gehört. Es sollte eine Kombination aus alter chinesischer Akupressur und moderner Psychologie sein und galt bei zahlreichen Problemen als Heilmittel. Ich hatte eine Wundergeschichte nach der anderen gelesen und dachte mir deshalb: »Warum nicht? Ich könnte es eigentlich mal ausprobieren und sehen, was passiert.«

Zu meinem Erstaunen verschwanden die Schmerzen nicht erst nach Tagen, sondern innerhalb von zehn Minuten. Was für eine Erleichterung, dass ich meinen Hals wieder wie ein normaler Mensch bewegen konnte! Es ging mir den ganzen Tag über gut! Diese Klopferei funktionierte tatsächlich!

Zufrieden, dass ich schmerzfrei war, wollte ich mich wieder meinem Tagesablauf widmen. Aber plötzlich wurde mir klar: Es ging hier um sehr viel mehr als nur um Nackenschmerzen. Wenn das Klopfen bei meinem Hals und Nacken funktionierte, wie konnte es mir dann sonst noch helfen? Wie viele von uns hatte ich eine bestimmte Weltsicht – und dazu gehörte, dass es so etwas wie sofortige Schmerzfreiheit nicht gab. Dieses kleine Experiment öffnete meinen Geist für einen Ozean an Möglichkeiten, über die ich zuvor noch nie nachgedacht hatte.

Seien wir ehrlich: Vielen von uns wurde beigebracht, dass es eine gewisse Zeit dauert, um ein Problem »in Ordnung zu bringen« oder um etwas zu verändern – falls wir überhaupt davon ausgehen, dass es gelöst werden kann. Was aber wäre, wenn Schmerzen, gesundheitliche Beeinträchtigungen, Süchte, Gewichts-, Beziehungs- und finanzielle Probleme wirklich gelöst werden könnten – und zwar auf schnelle und einfache Art und Weise? Was wäre, wenn das Unmögliche tatsächlich möglich wäre?

Das waren die Gedanken, die mir nach meiner ersten Klopferfahrung durch den Kopf gingen. Vielleicht hatten die Nackenschmerzen ja die Blutzufuhr zum Gehirn eingeschränkt – und ich war erst jetzt in der Lage, klarer zu denken! Ich begann zu erkennen – und mir vorzustellen –, was ich in meinem Leben noch verändern und wie ich den Menschen, die ich liebte, helfen konnte.

Zuerst war es bloß ein Hobby. Ich übte das Klopfen ausgiebig bei mir selbst aus und begann dann, mit Freunden und Familienangehörigen zu arbeiten. Bald hatte ich private Klienten. Die Menschen in meiner Umgebung lernten schnell, dass sie sich besser gleich zum Klopfen bereit machten, wenn sie sich mit mir über ein beliebiges Problem in ihrem Leben austauschten – ob es sich nun um ein körperliches Leiden oder eine hinderliche Emotion handelte! Ich verschonte niemanden und bestand darauf, dass jeder diese unglaubliche Technik ausprobieren sollte.

Immer wieder war ich davon fasziniert, was ich da erlebte. Damals ordnete ich alle Resultate einfach in folgende Kategorie ein: »Keine Ahnung, wie es funktioniert, aber es funktioniert, und nur das ist mir wichtig!« Aber inzwischen geben die neuesten Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung Aufschluss über die Prinzipien, die dem Klopfprozess zugrunde liegen, und die Gründe, weshalb er eine solch radikale und positive Veränderung bewirken kann.

Als ich auf EFT stieß, wurde die Technik bereits von Zehntausenden oder Hunderttausenden von Menschen weltweit eingesetzt. Es gab eine blühende Gemeinschaft, deren Mitglieder diese Prinzipien gemeinsam erforschten und sich über die Ergebnisse austauschten. Aber trotzdem betrachtete man den Prozess mit sehr viel Skepsis. Ich verspürte den dringenden Wunsch, zur weiteren Verbreitung dieses Werkzeugs beizutragen.

Ohne Filmerfahrung und mit einem begrenzten Budget, das aus ausgereizten Kreditkarten und ein paar kleinen Krediten bestand, beschloss ich, einen Dokumentarfilm zu drehen, der die unglaublichen Resultate durch EFT festhielt. Ich bat meine jüngere Schwester Jessica und meinen besten Freund, Nick Polizzi (ja, es gibt hier zwei Nicks), um Unterstützung und machte mich daran, die Wirkungen dieser Technik auf eine greifbare, konkrete Weise zu dokumentieren. Der Film sollte nicht nur spannend sein und die erstaunlichen Ergebnisse zeigen, sondern den Zuschauern auch vermitteln, wie sie die Technik anwenden konnten.

Die ersten sechs Monate verbrachten wir damit, durchs Land zu reisen und jede Menge Fachleute, Ärzte, Psychologen, Psychiater, auf dem Gebiet der Persönlichkeitsentwicklung spezialisierte Referenten sowie Bestsellerautoren zu interviewen, die selbst EFT einsetzten. Immer wieder teilten sie ihre persönliche Leidenschaft, ihren Enthusiasmus und ihre positiven Erfahrungen mit uns. Das Filmmaterial war zwar faszinierend und informativ, aber es erzählte nicht die ganze Geschichte. Es war wichtig, auch die Geschichten von ganz normalen Leuten zu filmen, die diese Technik anwendeten, und nicht einfach nur auf deren früheren Erfahrungen einzugehen, sondern auch EFT-Ergebnisse in Echtzeit zu zeigen.

Und das führte mich und Nick Polizzi im Herbst 2007 in das Haus von Jodi McDonald. Jodi litt an Fibromyalgie, einer schmerzhaften und oft falsch diagnostizierten Erkrankung. Wir besuchten sie in ihrem Haus in Austin, Texas, um sie vor einer Veranstaltung zu filmen, die ein paar Wochen später stattfinden sollte: Zehn Personen mit verschiedenen schweren Problemen – chronischen Rückenschmerzen, Fibromyalgie, Trauer, Schlaflosigkeit usw. – kamen zusammen, um herauszufinden, wie ihnen EFT bei ihren Beschwerden helfen konnte.

Wir waren vor Ort, um Jodis Erkrankung und ihre Beschwerden vor dem Beginn der Klopfarbeit zu dokumentieren. Ich freute mich darauf, Jodi zu begegnen, um herauszufinden, was in ihrem Leben vorging und wie EFT helfen konnte.

Wenn man Jodis strahlendes Lächeln und ihre lebhaften Augen sah, wollte man nicht glauben, unter welchen Schmerzen sie litt. Häufig konnte sie nur am Boden kriechen, und im Laufe einer typischen Nacht wachte sie fünfzehn bis zwanzig Mal von ihren Schmerzen auf. Man hätte auch nicht vermutet, dass sie aufgrund ihrer chronischen Knieschmerzen gezwungen war, die langen Naturwanderungen aufzugeben, an denen sie sich jahrelang erfreut hatte.

Aber in Wahrheit waren Jodis Schmerzen so heftig, dass sie kaum eine kurze Treppe hinaufkam. Acht Jahre nach ihrer Diagnose bestimmte die Fibromyalgie ihr Leben – und ruinierte es langsam.

Als Lehrerin, Heilerin, angehende Schriftstellerin, Ehefrau und Mutter von vier Kindern war Jodi entschlossen, weiterhin voll und ganz zu leben. Egal wie stark die Schmerzen auch waren – sie konnte es einfach nicht akzeptieren, dass ihre Krankheit »unheilbar« sei, wie die Ärzte sagten. Da sie fest an die positive Psychologie und das Gesetz der Anziehung glaubte, war sie entschlossen, weiter zu lächeln. Sie weigerte sich einfach, ihr Leben aufzugeben.

Nachdem wir einige Minuten lang mit Jodi gesprochen hatten, waren zwei Dinge offensichtlich. Erstens hatte sie als junges Mädchen einige traumatische Ereignisse durchlebt. Dazu gehörte auch, dass sie mitansehen musste, wie ihre Mutter von ihrem Vater geschlagen wurde. Zweitens hatte Jodi es sich trotz allem zur Aufgabe gemacht, ein positiver, produktiver Mensch zu sein, der die meiste Zeit damit verbrachte, anderen zu helfen.

Sie tat ihr Bestes, um glücklich zu sein, ging zu all den richtigen Ärzten und probierte alternative Heilweisen aus. Sie hätte alles dafür getan, um ihre Schmerzen zu beseitigen und geheilt zu werden, aber es funktionierte einfach nicht. Was ging da vor sich? Und konnte diese seltsame Technik ihr helfen?

Mein Herz schlug für Jodi, und ich hätte gerne sofort mit ihr EFT gemacht. Aber ich musste damit warten, denn wir hatten vereinbart, dass sie erst einige Wochen später auf der viertägigen Veranstaltung in die Arbeit eingeführt werden würde.

Nachdem Jodi uns ihre Geschichte erzählt hatte (und sicherlich auch das leckerste Essen auf der ganzen Reise für uns gekocht hatte), waren Nick und ich wieder unterwegs. Wir besuchten die anderen wunderbaren Menschen, die zur Veranstaltung eingeladen waren – Menschen, die verzweifelt auf eine Lösung und verzweifelt auf eine Veränderung warteten.

Bei Donna war Brustkrebs diagnostiziert worden, und sie litt körperlich und emotional unter der Krankheit – sowie an kräftezehrender Schlaflosigkeit.

John, ein Vietnamveteran, hatte seit dreißig Jahren starke Rückenschmerzen. Von diesen Schmerzen hatten ihn weder Ärzte noch Operationen noch Schmerzmittel befreien können.

Rene war von lähmender Trauer erfüllt, seitdem seine Frau drei Monate zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.

Jackie hatte Angst, in der Öffentlichkeit zu sprechen, und war zu scheu, um viele Dinge zu tun, die sie eigentlich machen wollte.

Und mehr. Wenn ich sage, dass sich mein Herz nach der Begegnung mit diesen erstaunlichen Menschen geöffnet hatte, ist das schlichtweg untertrieben. Wenn diese zehn Personen so sehr litten, nach Lösungen ihrer Lebensprobleme suchten und sie nicht fanden, wie viele Millionen oder Milliarden Menschen waren dann in derselben Lage? Die Frage für mich war letztendlich, ob das Klopfen wirklich helfen konnte.

Was dann geschah, werde ich im Laufe dieses Buches genauer schildern. Aber als Vorgeschmack möchte ich noch kurz auf Jodi eingehen. Jodi, deren Erkrankung als »unheilbar« galt und der niemand helfen konnte, war am zweiten Tag der viertägigen Veranstaltung schmerzfrei! Auch Jahre später ist sie schmerzfrei, und ihr Leben ist auf vielerlei Weise transformiert worden. (Mehr über ihre inspirierende Geschichte in Kapitel 6.)

Wenn Jodi angesichts solch schwerwiegender Erkrankung ein solch außergewöhnliches Ergebnis erfuhr, was ist dann bei Ihnen möglich?

Nun sind Sie an der Reihe. Sind Sie für diese Art von Veränderung bereit?

Gibt es irgendwelche Probleme oder Umstände in Ihrem Leben, die Sie ändern möchten?

Kindheitstraumata, Ängste, körperliche Leiden, Gewichtsprobleme, finanzielle Schwierigkeiten, Beziehungsprobleme? EFT hat sich als atemberaubend effektiv erwiesen, und dabei spielt es keine Rolle, wie Ihre Lage aussieht. In diesem Buch gehen wir in die Tiefe – wir erforschen jedes einzelne Problem (und mehr) und zeigen Ihnen, wie Sie die Klopftechniken einsetzen, um die Grundmuster zu verändern, die diesen Beeinträchtigungen in Ihrem Leben zugrunde liegen.

Ich brauche kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass bei Ihnen Ihr Leben lang die gleichen Muster abgelaufen sind, manchmal mit geringfügigen Abweichungen. Ich brauche Sie nicht einmal zu treffen, um zu erraten, dass Sie frustriert sind, weil Sie immer und immer wieder das Gleiche tun – und, wie zu erwarten, die gleichen Ergebnisse erhalten.

Sie haben sich wahrscheinlich unzählige Male gesagt: »Oje, es ist doch nicht zu fassen, dass ich das schon wieder so gemacht habe!«

»Warum habe ich wieder … zu ihm gesagt?«

»Warum habe ich wieder … gegessen?«

»Warum habe ich wieder keinen Sport gemacht?«

»Warum ist das Geld wieder knapp?«

»Warum bin ich wieder frustriert (oder wütend, orientierungslos, überfordert, ängstlich, müde oder was auch immer Ihr »Ding« ist?).

Und ich formuliere das Ganze hier noch äußerst freundlich. Wahrscheinlich gehen Sie nicht nett mit sich selbst um. Die meisten von uns fügen noch ein oder zwei saftige Schimpfwörter hinzu!

Über Ihrem negativen Denken und Verhalten steht die Tatsache, dass Sie ja versuchen, sich zu bessern. Und trotzdem … Sie erzielen immer noch nicht die gewünschten Ergebnisse. Das macht es nur noch schlimmer! Wenn Sie sich Ihrer Muster und Verhaltensweisen wenigstens nicht bewusst wären … aber Sie sind es! Und trotzdem läuft es so weiter. Wie wir später sehen werden, nahm ein Großteil Ihrer gegenwärtigen Verhaltensweisen vor Ihrem siebten Lebensjahr seinen Anfang! Und diese Verhaltensweisen haben Sie von den Eltern, Lehrern, der Gesellschaft und von Freunden gelernt.

In der Vergangenheit bestand die Herausforderung darin, diese Muster zu identifizieren – aber das war keine Möglichkeit, um sie zu beseitigen, um etwas dagegen zu unternehmen. Wir konnten Woche für Woche zum Psychologen oder Psychiater gehen, um über diese Probleme zu sprechen, aber oft erreichten wir dadurch nur wenig. Geringstenfalls erfolgten die Resultate langsamer als gewünscht. Wir konnten über das Problem meditieren, was uns vielleicht entlastete, aber ein paar Tage oder sogar nur Stunden später war es wieder da. Wir konnten uns dazu »zwingen«, uns zu ändern – ein meist schmerzhaftes Vorgehen, das nur selten von Dauer war. Manchmal hatten wir Erfolg, manchmal aber auch nicht. Aber alles in allem haben uns diese Methoden nicht das unerschütterliche Gefühl gegeben, unser Leben in der Hand zu haben.

Bis jetzt.

EFT funktioniert anders als alles andere, was ich je erlebt habe. Es wird unsere Welt revolutionieren. Und tatsächlich ist es auch schon dabei, wie Sie in Kapitel 13 erfahren, in dem wir uns mit der erstaunlichen Arbeit auf dem Gebiet der Traumaauflösung beschäftigen werden. Aber bevor wir sehen, was EFT für die Welt tun kann, wollen wir sehen, wie es auch nur ein Leben verändern kann: nämlich Ihres.

Erinnern Sie sich an diese Muster, von denen wir gesprochen haben? Endlich gibt es eine Möglichkeit, um sie zu unterbrechen, zu entkuppeln, aufzulösen und zu überwinden. Das Klopfen kommt an die Wurzel dessen heran, was vor sich geht, bringt Körper und Geist ins Gleichgewicht und verändert unser Handeln und Fühlen sowie unsere Wahrnehmung der Welt. Das Klopfen kann wirklich bei allem eingesetzt werden, und den Grund dafür werde ich im nächsten Kapitel erklären. Aber zuerst werden wir uns darauf konzentrieren, wie wir es in den Schlüsselbereichen unseres Lebens einsetzen – und zwar in den Bereichen, die Sie wahrscheinlich am stärksten beeinflussen. Später werden Sie dann lernen, wie Sie EFT auf beliebige Situationen anwenden, wie Sie es weitergeben und mit der Welt teilen.

Über dieses Buch

Die ersten beiden Kapitel dieses Buches sind absolut wichtig, denn sie bilden die Grundlage für alles Weitere. KAPITEL 1 befasst sich mit der Entdeckung und Geschichte des Klopfens und den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, die diesen Prozess bestätigen.

In KAPITEL 2 gliedere ich den EFT-Prozess auf, damit Sie seine Funktionsweise verstehen und das Klopfen unmittelbar bei sich selbst erleben können. Mit am spannendsten beim Klopfen ist, dass Sie den Unterschied, den es auf Körper und Geist ausübt, unmittelbar spüren können. Sie brauchen sich nicht stundenlang mit einem Prozess zu befassen oder dreißig Tage lang zu warten, bis sich Ergebnisse einstellen.

Wenn Sie einmal die Grundlagen des Prozesses gelernt und erlebt haben, wie sehr er Ihnen hilft, werden wir uns auch mit einigen Gründen befassen, warum Sie vielleicht für Veränderungen nicht bereit sind. Dem Veränderungswunsch liegen oft unbewusste oder halb bewusste Vorstellungen und Glaubenssätze zugrunde – Muster, die die gewünschte Veränderung verhindern. In KAPITEL 3 wenden wir EFT auf diese Muster an, damit Sie im weiteren Verlauf dieses Buches die besten Ergebnisse erzielen.

KAPITEL 4 untersucht, wie EFT eingesetzt werden kann, damit Sie umgehend den Stresspegel in Ihrem Leben senken und den Allgemeinzustand der Angst und des Gefühls der Überforderung lindern können, unter dem viele von uns leiden.

KAPITEL 5 beeindruckt und überzeugt vielleicht am meisten, denn hier untersuchen wir den Zusammenhang zwischen negativen Kindheitsereignissen und -erfahrungen und unserer jetzigen Situation. Aus diesem Bereich stammen einige der dramatischsten Resultate, die ich beim Einsatz von EFT beobachtet habe.

Die beiden darauf folgenden Kapitel gehen näher auf EFT und den physischen Körper ein. KAPITEL 6 gibt einen Überblick über die Wirkung von Stress auf den Körper und wie wir EFT bei Heilungsprozessen einsetzen können. KAPITEL 7 befasst sich wiederum direkt mit der Anwendung von EFT bei körperlichen Schmerzen.

In KAPITEL 8 befassen wir uns damit, wie wir EFT verwenden können, um heftiges Verlangen auszuschalten, für ein besseres Körperbild zu sorgen und abzunehmen. Ich weiß, dass dies für viele Leser ein Thema ist – und dass viele von Ihnen dieses Kapitel sofort lesen möchten –, aber ich rate Ihnen davon ab. Sie benötigen die Informationen der vorherigen Kapitel, damit EFT Ihnen beim Abnehmen effektiver helfen kann.

In den KAPITELN 9 und 10 verrate ich einige meiner beeindruckendsten persönlichen Erlebnisse mit EFT – wie ich die Liebe meines Lebens angezogen und meine Glaubensmuster und darauf folgenden Erfahrungen mit Geld und Finanzen verändert habe. Ich zeige Ihnen, wie Sie das Gleiche tun können, und zwar erstaunlich schnell!

KAPITEL 11 beginnt mit einer Geschichte, die Sie zum Lachen bringt und Ihnen die Werkzeuge an die Hand gibt, um sich mit einigen ernsten Problemen auseinanderzusetzen: nämlich mit Ihren stärksten Ängsten und Phobien. KAPITEL 12 enthält eine ausführliche Liste weiterer Anwendungsmöglichkeiten von EFT, wobei jeder Punkt ohne Weiteres in einem eigenen Kapitel behandelt werden könnte: Schlaflosigkeit und Schlafstörungen, Arbeit mit Kindern, Steigerung sportlicher Leistungen, Heilung von Süchten und vieles mehr.

KAPITEL 13 schenkt Ihnen vielleicht die stärksten Inspirationen, denn wir erfahren von der bahnbrechenden und wunderbaren EFT-Arbeit, die von Einzelnen und Organisationen weltweit geleistet wird.

In KAPITEL 14 schließlich zeige ich Ihnen eine neue Vision für Sie und Ihr Leben mithilfe von EFT. In diesem Kapitel finden Sie Hoffnung, Möglichkeiten und neue Ideen, die sie in das Leben hineinkatapultieren, von dem Sie schon immer geträumt haben.

Überall im Buch finden Sie sogenannte Klopfskripte, die Ihnen dabei helfen, diesen Prozess in Ihrem Leben zu nutzen. In den »Berufsprofilen« gehe ich auch auf einige Ärzte, Psychologen und Psychiater, die in ihrer Praxis EFT benutzen, ausführlicher ein. Das wird Ihnen die Augen öffnen für einige Einsatzmöglichkeiten des Klopfens in der traditionellen Medizin.

Es ehrt mich, Sie auf diesem Weg begleiten zu dürfen. Mein tiefster Wunsch besteht darin, dass Sie auf den Seiten dieses Buches die Hoffnung, die Magie, die Wunder und die Möglichkeiten finden, die ich bei EFT erlebt habe. Mein Leben hat sich dadurch verändert und verändert sich weiterhin Tag für Tag. Ich weiß, dass bei Ihnen und den Ihnen nahestehenden Menschen das Gleiche passieren kann.

Es ist an der Zeit, diese Muster zu ändern …

Es ist an der Zeit, einen gesunden, durchtrainierten und kräftigen Körper zu haben …

Es ist an der Zeit, Fülle, Wohlstand und Glück zu manifestieren …

Es ist an der Zeit, erfüllende, nährende, positive Beziehungen zu haben …

Es ist Zeit für die Tapping Solution – die »Klopflösung«!

KAPITEL 1

EINE MONUMENTALE ENTDECKUNG

Alle Wahrheit durchläuft drei Stufen. Zuerst wird sie lächerlich gemacht oder verzerrt. Dann wird sie bekämpft.Und schließlich wird sie als selbstverständlich angenommen.SCHOPENHAUER

Dr. Roger Callahan steckte in einer Zwickmühle.

Es war ihm zwar schon einmal passiert, aber deshalb war die Angelegenheit nicht weniger frustrierend. Als traditionell ausgebildeter Psychologe arbeitete er mit seiner Klientin Mary, die seit ihrer Kindheit mit einer schweren Wasserphobie zu kämpfen hatte. Mary hatte nicht nur Angst vor dem Schwimmen, sondern auch vor allen Formen von Wasser – von der Badewanne über Regen, vom Ozean bis hin zum Schwimmbad. Sie litt unter solch extremen Ängsten, dass sie nicht einmal ihre beiden Kinder baden konnte. Außerdem wurde sie von Albträumen geplagt, die mit Wasser zu tun hatten. Und das war schon immer so gewesen, soweit sie sich erinnern konnte. Inzwischen war sie um die vierzig und hatte Dr. Callahan um Hilfe ersucht.

Dr. Callahan tat sein Bestes, aber nichts half. Ein Jahr lang hatte er Mary mit allen traditionellen psychotherapeutischen Techniken behandelt, die ihm zur Verfügung standen: kognitive Therapie, Hypnose, Entspannungstherapie, Rational-emotive Verhaltenstherapie, systemische Desensibilisierung, Biofeedback usw. Das war alles, was er kannte, und zugleich waren es die Techniken, die von Psychologen, Psychiatern und der Öffentlichkeit im Großen und Ganzen anerkannt wurden.

Es war nicht das erste Mal, dass diese Techniken versagt hatten. Dr. Callahan war enttäuscht, dass konkrete Ergebnisse fehlten und es so lange dauerte, bis sich für seine Klienten etwas veränderte. Er und Mary hatten in dem Jahr ihrer Zusammenarbeit nur minimale Fortschritte erzielt. Sie konnte zwar am Rand von Dr. Callahans Swimmingpool sitzen und ihre Füße ins Wasser tauchen, aber dabei hatte sie furchtbare Angst. Nach den Sitzungen am Schwimmbecken ging sie mit pochenden Kopfschmerzen nach Hause, die der Behandlungsstress ausgelöst hatte!

Etwa zu dieser Zeit hatte sich Dr. Callahan, den die Funktionen von Körper und Geist schon immer interessiert hatten, mit den Meridianpunkten des Körpers befasst. Die Meridiane bilden die Grundlage des alten chinesischen Akupunktursystems. Es sind Energiekanäle, die die Lebensenergie oder das Qi zu den Organen und anderen Körpersystemen transportieren. Sie verlaufen auf jeder Körperseite, wobei jeder Meridian mit einem anderen Organ in Zusammenhang steht – Magen, Galle, Niere usw. Jeder Meridian hat auch einen sogenannten »Endpunkt«. Dies ist eine spezifische Stelle an der Körperoberfläche, über die man Zugang zum Energiekanal hat. Dieser Punkt kann mithilfe von Akupunkturnadeln oder durch einfaches Berühren (Akupressur) manipuliert werden, um den Energiefluss im jeweiligen Meridian auszugleichen oder anzuregen.

In einer Sitzung verriet Mary, dass sie ein grässliches Gefühl in der Magengrube empfand, sobald sie an Wasser dachte. Da kam Dr. Callahan der Gedankenblitz, dass man durch Klopfen auf den Endpunkt des Magenmeridians – der sich knapp unterhalb des Auges befindet – Marys Gefühl in der Magengrube lindern konnte. Daher bat er sie, diesen Punkt mit den Fingerspitzen zu beklopfen.

Mary kam seiner Bitte nach. Zu ihrer beider Überraschung rief sie nur wenige Minuten später aus: »Es ist weg! Das grässliche Gefühl im Magen, das ich bekomme, wenn ich an Wasser denke, ist ganz weg!« Sie ging an den Rand des Pools, um zu sehen, wie es sich mit ihrer Angst verhielt, und stellte fest, dass sie keine Angst mehr davor hatte, sich nahe am Wasser aufzuhalten.

Von dem Tag an waren ihre Wasserphobie und ihre um Wasser kreisenden Albträume verschwunden. Das war vor über dreißig Jahren, und Mary ist nach wie vor angstfrei.

Stellen Sie sich vor, wie überrascht Dr. Callahan über diese Wendung war. Nachdem er mit Mary so hart gearbeitet hatte, zahlreiche konventionelle Psychotherapietechniken und sogar einige alternative Techniken ausprobiert hatte, war er zufällig auf die Lösung gestoßen – nämlich unter dem Auge zu klopfen! Vielleicht noch wichtiger ist, dass die Phobie seit dreißig Jahren geheilt ist und Mary nie wieder einen Rückfall erlitten hat. Wie war das möglich?

Die Entwicklung des Klopfens

Aufgrund seiner Erfahrung mit Mary vertiefte Dr. Callahan sein Studium der Meridianendpunkte und erforschte die Kombination von traditioneller Psychotherapie mit dem Beklopfen verschiedener Körperstellen. Er entwickelte eine Reihe von »Algorithmen« oder Klopfsequenzen zur Behandlung verschiedener Störungen. Bei einer Phobie wie etwa Höhenangst verwendete man eine Abfolge von Klopfpunkten (z. B. unter dem Auge, unter dem Arm und am Schlüsselbein). Für den Fall, dass man wütend war – z. B. wenn der Chef etwas gesagt hatte, was einen aus der Fassung brachte –, gab es eine andere Abfolge (Augenbraue, unter dem Auge, unter dem Arm und am Schlüsselbein).

Als einer von Callahans Studenten, Gary Craig, diese Algorithmen gelernt hatte und einsetzte, stellte er fest, dass die Punkteabfolge beim Klopfen nicht so wichtig war wie das Klopfen selbst. Um das Klopfen zu vereinfachen, stellte er eine einzige Abfolge zusammen – die Grundlage von dem, was er später als EFT bezeichnete, die Abkürzung für »Emotional Freedom Techniques« (Techniken der Emotionalen Freiheit). Die EFT-Sequenz berücksichtigte alle Endpunkte der Hauptmeridiane, und zwar unabhängig von der Thematik. In Kapitel 2 werden wir uns ausführlich damit befassen. Kurz gesagt, beginnt die Sequenz an der Hand, es folgen der innere Augenbrauenansatzpunkt, die Augenbrauenaußenseite, der Bereich unter dem Auge, unter der Nase und unter dem Kinn, das Schlüsselbein, der Bereich seitlich am Brustkorb und schließlich der Scheitel.

Garys Genialität trug nicht nur dazu bei, dass der Prozess vereinfacht und verfeinert wurde, sondern er ließ auch um die Technik herum eine Gemeinschaft entstehen. Er dokumentierte sämtliche Fälle, in denen Leute die Technik bei sich selbst eingesetzt hatten, und teilte der Welt dann ihre unglaublichen Resultate mit. Mittlerweile kennen Tausende von Menschen weltweit diese Klopftechnik und wenden sie im Alltag an.

Dr. Callahan hatte 1979 mit Mary seinen Durchbruch. In den drei darauf folgenden Jahrzehnten konnte man im Westen keine wissenschaftliche Erklärung dafür finden. Wie kam es, dass Mary und so viele andere Menschen ihre Phobien, Ängste und anderen Probleme loswurden, indem sie einfach bestimmte Akupunkturpunkte beklopften? Erst in den letzten Jahren wurden viele wissenschaftliche Erkenntnisse im Hinblick auf das Klopfen gewonnen.

Wenn man sich in einem negativen emotionalen Zustand befindet – man wütend, aufgebracht oder ängstlich ist –, wird das Gehirn in Alarmbereitschaft versetzt. Es bereitet den Körper auf eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion vor. Diese Reaktion hat sich entwickelt, um den Körper zu mobilisieren, damit er einer äußeren Bedrohung begegnen kann – man denke an einen Tiger, der einen unserer Vorfahren verfolgt. Sämtliche Verteidigungssysteme des Körpers werden nun eingeschaltet, um sich entweder für einen Kampf oder die Flucht vor der Gefahr zu wappnen. Adrenalin wird ausgeschüttet, die Muskeln verhärten sich, der Blutdruck schnellt empor, das Herz schlägt schneller, und es wird mehr Zucker bereitgestellt, um Sie mit zusätzlicher Energie zu versorgen, damit Sie dieser Herausforderung begegnen können.

Die Stressfaktoren in alten Zeiten waren wirklich lebensbedrohlich. In unserer Zeit wird die Kampf-oder-Flucht-Reaktion selten durch eine physische Bedrohung ausgelöst. Die meisten unserer Kampf-oder-Flucht-Reaktionen werden heutzutage vor allem innerlich ausgelöst. Wie bei Marys Angst vor Wasser: Ihr Körper reagierte auf eine Bedrohung, wenn sie bloß an Wasser dachte.

Bei vielen von uns wird die innerlich erzeugte Stressreaktion durch eine negative Erinnerung oder einen Gedanken ausgelöst, der von einem vergangenen Trauma oder von konditioniertem Lernen aus der Kindheit herrührt. Die Stressreaktion im Körper ist die gleiche, ob der Auslöser nun der Tiger (äußerlich) oder eine negative Erinnerung (innerlich) ist. Das Adrenalin strömt, das Herz rast usw.

Abgesehen von früheren Erlebnissen oder negativen Erinnerungen ist der Alltag von kleinen Kampf-oder-Flucht-Reaktionen erfüllt. Ihr Chef schickt Ihnen eine E-Mail, die Sie verärgert. Sie setzen sich zum Mittagessen hin und machen sich Gedanken über Ihre Gewichtsprobleme. Sie betreten Ihr unordentliches Zuhause, in dem es viel aufzuräumen gibt. In all diesen Situationen bereiten Sie sich körperlich auf Kampf oder Flucht vor.

Vielleicht sagen Sie: »Bei diesen kleinen Ereignissen findet in meinem Körper doch keine Kampf-oder-Flucht-Reaktion statt.« Aber so ist es! Es ist zwar nicht die Adrenalin- oder Cortisolausschüttung, die Sie hätten, wenn Sie von einem Tiger verfolgt würden, aber es findet eine abgeschwächte Reaktion statt. Wenn Sie die Hunderte oder Tausende von Reaktionen innerhalb einer Woche oder eines Monats zusammenzählen, dann ist die Gesamtwirkung auf Körper und Geist gewaltig. Durch die ständige Kampf-oder-Flucht-Reaktion werden wir erschöpft, krank, regen uns auf, nehmen zu, sind gestresst und im Allgemeinen einfach unglücklich über unsere Lebenssituation.

Das Klopfen bewirkt auf erstaunlich wirkungsvolle Weise, dass die Kampf-oder-Flucht-Reaktion unterbrochen wird und das Gehirn und der Körper neu programmiert werden, um anders zu handeln und zu reagieren. Sehen wir uns einmal an, wie das geschieht.

Die Mandel im Gehirn

Die Wissenschaft hat festgestellt, dass die Stressreaktion in der Amygdala beginnt. Die mandelförmige Amygdala (das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet »Mandel«) gehört zum limbischen System oder Mittelhirn. Das Mittelhirn befindet sich zwischen den Frontallappen (dem Cortex) und dem Rautenhirn (auch Reptiliengehirn genannt – es ist der früheste und primitivste Teil des Gehirns). Das limbische System ist die Quelle der Emotionen und des Langzeitgedächtnisses, und dort werden negative Erfahrungen verschlüsselt.

Die Amygdala wird auch als Rauchmelder des Körpers bezeichnet. »Oje, jetzt gibt es Ärger«, sagt die Amygdala. »Unsere Sicherheit wird bedroht.« Sie signalisiert dem Gehirn, dass es den Körper für die Kampf-oder-Flucht-Reaktion mobilisieren soll. Eine frühe negative Erfahrung kann die Amygdala so programmieren, dass die Alarmbereitschaft ausgelöst wird, wenn in Zukunft ein ähnlicher Auslöser auftaucht. Wenn Sie in der vierten Klasse vor der Gruppe gesprochen haben und ausgelacht wurden, weil Sie etwas falsch ausgesprochen haben oder über etwas gestolpert sind, dann könnte Ihre Verlegenheit körperlich und geistig bewirkt haben, dass Sie das Sprechen vor einem Publikum mit einer »Gefahr« verknüpfen. Danach können ähnliche Erlebnisse – oder allein nur die Erwartung ähnlicher Ergebnisse – die Amygdala aktivieren. Denken Sie daran, dass der Körper nicht unterscheidet, ob es sich um eine tatsächliche Bedrohung handelt oder um etwas, was die Amygdala als Bedrohung wahrnimmt. Aufgrund dieser frühen Prägungen können die täglichen Stressauslöser des Lebens der Amygdala signalisieren, dass sie Alarm auslösen soll.

Auch wenn wir uns nicht sicher sind, warum das so ist, scheint das Klopfen den Amygdala-Alarm abzuschalten – und damit die Verbindungen zum Weckmechanismus des Gehirns. Das Beklopfen der Meridianendpunkte übermittelt dem Körper eine beruhigende Nachricht, und die Amygdala erkennt, dass sie in Sicherheit ist. Darüber hinaus wirkt das Klopfen stressauflösend, sobald man Stress erlebt – oder einfach nur von Stress spricht – und programmiert den Hippocampus neu, der frühere Bedrohungen mit aktuellen Signalen vergleicht und der Amygdala mitteilt, ob das aktuelle Signal eine echte Bedrohung darstellt oder nicht.

Der Beweis

Untersuchungen an der medizinischen Fakultät von Harvard in den letzten zehn Jahren haben gezeigt, dass die Stimulation ausgewählter Meridianpunkte die Aktivität in der Amygdala, im Hippocampus (einem weiteren Bereich des limbischen Systems) und in anderen Gehirnbereichen, die mit Ängsten zu tun haben, verringert. Bei Gehirnscans (fMRI und PET) ist klar erkennbar, dass bei der Stimulation von Alarmpunkten die Alarmstufe Rot der Amygdala ausgeschaltet wird.1 Dies sind die neuesten äußerst interessanten Forschungsergebnisse!

Während sich die Harvard-Studien auf Untersuchungen bezogen, in denen genadelt wurde, wurde in einer Doppelblindstudie das Nadeln und die Anwendung von Druck (ohne Nadeln) auf die Meridianpunkte untersucht (so wie das beim Klopfen geschieht). Bei beiden Methoden wurde eine ähnliche Verbesserung festgestellt. Informelle Studien zeigen, dass bei Angststörungen das Klopfen sogar besser wirkt als das Nadeln.

Eine weitere Studie bestätigt die Harvard-Untersuchungen. In diesem Fall untersuchte der Forscher Dr. Dawson Church eine andere Komponente der Kampf-oder-Flucht-Reaktion: den Cortisolspiegel. Wie Adrenalin ist Cortisol ein Stresshormon, das bei der Stressreaktion freigesetzt wird.

In einer randomisierten kontrollierten Studie – dem Nonplusultra der wissenschaftlichen Forschung – untersuchten Dr. Church und seine Kollegen Veränderungen der Cortisolausschüttung und der psychischen Symptome bei 83 Testpersonen, nachdem sie an einer einstündigen EFT-Sitzung oder einer einstündigen konventionellen Gesprächstherapie teilgenommen oder sich keinerlei Behandlungen unterzogen hatten (Kontrollgruppe). Die Cortisolausschüttung in der EFT-Gruppe verringerte sich deutlich, sie sank um durchschnittlich 24 Prozent – wobei einige Ergebnisse ein Absinken bis um 50 Prozent zeigten. Bei den Probanden der Gesprächstherapie- und der Kontrollgruppe gab es keine signifikanten Veränderungen im Cortisolspiegel über das normale Absinken hinaus im normalen Tagesverlauf. Der reduzierte Cortisolspiegel bei der EFT-Gruppe stand mit deren Stressniveau, Depressionen und den allgemeinen psychologischen Symptomen in Zusammenhang.

Dr. Church verriet mir die Geschichte zu dieser Studie, die hinter den Kulissen ablief. Sie zeigte, wie durchschlagend diese Ergebnisse wirklich waren. Als er die Proben ans Labor schickte, ging er davon aus, dass er die Ergebnisse rechtzeitig innerhalb von einigen Tagen erhalten würde, um sie auf einem Ärztekongress zu präsentieren, auf dem er einen Vortrag halten sollte.

Er war bestürzt, als er die Ergebnisse nicht rechtzeitig erhielt und sie nicht auf der Konferenz präsentieren konnte. Tatsächlich verzögerte sich das Ganze um Wochen. Als er mit dem Labor Kontakt aufnahm, stellte sich heraus, dass man dort der Meinung war, dass entweder mit den Proben oder mit den Messgeräten etwas nicht stimmte, weshalb alles neu eingestellt wurde und die Tests mehrfach wiederholt wurden.

Warum? Weil die Ergebnisse so weit unterhalb des normalen Cortisolspiegels lagen, dass das Labor von einem Messfehler ausging! Es bestätigte schließlich, was Dr. Church schon immer gewusst hatte – dass nämlich tatsächlich ein dramatisches und noch nie da gewesenes Absinken des Cortisolspiegels erfolgt war.

Die Arbeit an psychologischen Problemen mittels Beklopfen der Meridianpunkte ist Bestandteil eines neu entstehenden Bereichs, der als »Energiepsychologie« bekannt ist und auch als »Akupunktur ohne Nadeln« bezeichnet wird. Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit der Akupunktur, eines komplexen 5000 Jahre alten Heilsystems. Nun häufen sich auch die Beweise über die Wirksamkeit der Energiepsychologie.

Tatsächlich entsprechen die Forschungen zur Energiepsychologie den Standards, die von der Society of Clinical Psychology (der Fachgruppe 12 des amerikanischen Psychologieverbands APA) als »evidenzbasierter Ansatz« bezeichnet werden. Nach Dr. David Feinstein, einem klinischen Psychologen, der an der Fakultät der psychiatrischen Abteilung der Johns Hopkins School of Medicine tätig ist, »… weisen die Forschungsarbeiten zur Energiepsychologie aus mehr als einem Dutzend Ländern darauf hin, dass sie bei einer Anzahl von Erkrankungen ungewöhnlich schnelle, effektive und dauerhafte Ergebnisse erzielt«.

In einem Forschungsbericht, der in einem führenden APA-Journal veröffentlicht wurde, berichtete Feinstein, dass die existierenden Studien zur Akupunktur-Stimulation wohl die von der Fachgruppe 12 festgelegten Kriterien zur Bestimmung von »bewährten Behandlungsmethoden« bei Phobien und Prüfungsängsten und von »möglicherweise wirksamen Behandlungsmethoden« bei PTBS (posttraumatischer Belastungsstörung), Sprechangst in der Öffentlichkeit und Depressionen erfüllen können. Drei Viertel der existierenden Studien waren in den vier Jahren vor seinem Bericht 2012 veröffentlicht worden, was darauf hindeutete, dass Forschungen zur Energiepsychologie zunehmen und immer mehr Erkrankungen auf die Liste gesetzt würden, bei denen sie erfolgreich eingesetzt wird.

Dutzende von Studien haben nun die Wirksamkeit des Klopfens bei einer Vielzahl von Erkrankungen und Störungen aufgezeigt. Eine detaillierte Auflistung dieser Studien finden Sie unter www.thetappingsolution.com/research.

Diese Studien zeigen ganz eindeutig die Wirksamkeit von EFT bei einigen der größten Probleme, denen wir Menschen begegnen: PTBS, Traumata, Phobien usw. Wenn das Klopfen bei den hartnäckigsten Problemen funktioniert, dann liegt es nahe – und ich zeige das im weiteren Verlauf dieses Buches –, dass es bei »kleineren« Problemen wie Beziehungsproblemen, Gewichtsabnahme, einschränkenden Glaubenssätzen und finanziellen Problemen genauso wirksam oder noch effektiver sein dürfte.

Jenseits von Wissenschaft und Forschung: sichtbare Beweise

Der aktuelle Fortschritt in der Forschung, der das belegt, was viele von uns seit Langem wissen – nämlich dass das Klopfen funktioniert –, freut mich, aber ich bin der Meinung, dass es auch wichtig ist, über die speziellen, sehr aufwendigen und kostspieligen Forschungsstudien hinauszugehen und einen weiteren Teil der Wahrheit zu sehen: den sichtbaren Beweis. An dieser Stelle glänzt EFT. Tausende von Fallstudien, von Einzelpersonen und Praktizierenden verfasst, dokumentieren deutlich die Ergebnisse. Der restliche Teil dieses Buches, in dem ich persönliche Erfahrungen und die Erfahrungen anderer Praktizierender schildere, schließt sich diesem wachsenden Beweismaterial an.

Sie können Ihr Gehirn verändern

Um noch genauer zu untersuchen, warum das Klopfen bei Phobien, Ängsten, PTBS und anderen Problemen so erfolgreich eingesetzt werden kann, kehren wir zum limbischen System zurück. Das Klopfen unterbricht nicht nur die Stressreaktion, sondern dadurch, dass Akupunkturpunkte stimuliert werden, während wir an ein beunruhigendes Ereignis oder Problem denken, wird auch die sogenannte limbische Reaktion umprogrammiert.

Das Umlernen der limbischen Reaktion ist die Grundlage der Konfrontationstherapie, einer psychologischen Technik, die Dr. Callahan bei Mary anwendete. Im Laufe der Zeit ließ er Mary immer näher an den Swimmingpool herangehen, wobei sie später die Beine im Wasser baumeln ließ – und damit allmählich dem Ursprung ihrer Phobie ausgesetzt wurde.

Bei der Konfrontationstherapie erlebt die Person entweder in vivo (in einer tatsächlichen Situation wie Mary am Pool) oder in ihrer Vorstellung eine Szene oder ein Ereignis, das das limbische System erregt oder eine Reaktion »auslöst«. Diese Art von konventioneller Konfrontationstherapie greift aber häufig sehr langsam. Bei Mary war die Angstschwelle während der In-vivo-Behandlung immer noch hoch und löste starke Kopfschmerzen aus.

Wenn Sie klopfen, während Sie sich eine unangenehme Szene aus der Kindheit ins Gedächtnis rufen, führen Sie eine modifizierte Version der Konfrontationstherapie durch. Diese Konfrontation erfolgt, wenn Sie an die beunruhigende Szene denken. Das limbische System wird durch das Klopfen oft schnell umprogrammiert. Und so funktioniert es: Wenn Sie an etwas denken, das bei Ihnen Angst oder Unbehagen entstehen lässt, löst dieser Gedanke den Feueralarm der Amygdala aus. Das Klopfen während der Auslösung Ihrer Kampf-oder-Flucht-Reaktion sendet eine Botschaft an die Amygdala, dass sie abschalten kann – und zwar auch dann, wenn man noch immer an diesen bedrohlichen Gedanken denkt. Durch die Wiederholung erhält der Hippocampus folgende Botschaft: Diese Angelegenheit, die zuvor noch als »gefährlich« eingestuft wurde, ist in Wirklichkeit keine Bedrohung.

Warum auf das Negative konzentrieren?

Eine der häufigen Fragen, die mir anfangs gestellt werden, wenn ich anderen den Klopfprozess zeige, lautet: »Warum klopfen wir bei negativen Gedanken? Ich möchte nicht über etwas Negatives nachdenken! Was ist mit dem Gesetz ›Deine Gedanken wirken als Verstärker …‹?«

Das ist eine großartige Frage. Ich kann diese Sichtweise gut nachvollziehen.

Aber es ist einfach eine Tatsache, dass diese sogenannten negativen Gedanken existieren, ob man nun bewusst an sie denkt oder nicht. So wie der Stapel Rechnungen, den man in die Schublade steckt, weil man ihn sich jetzt nicht ansehen möchte. Aber er ist immer noch da – und die Rechnungen sind immer noch fällig! Unsere unverarbeiteten Emotionen, Glaubenssätze und Traumata zeigen immer noch eine Wirkung und kontrollieren unser Leben. Wir müssen uns mit ihnen auseinandersetzen und sie betrachten, uns eingestehen, dass sie vorhanden sind, und sie bearbeiten – um sie dadurch aufzulösen.

Wir reiten nicht auf dem Negativen herum, sondern wir konzentrieren uns nur kurz darauf. Beim Klopfen befassen wir uns mit dem Thema und lösen es auf. Dann können wir uns mit den positiven Ideen, Inspirationen und Affirmationen beschäftigen.

Anstatt die Emotionen als »das Negative« zu bezeichnen, können wir auch sagen, dass sie »die Wahrheit« sind. Sie sind die Wahrheit über unsere Gefühle; sie sind die Wahrheit über die Ereignisse; sie sind die Wahrheit über das, was wir glauben. Sie untersuchen nun diese Wahrheit, um herauszufinden, wie Sie diese in eine Wahrheit verwandeln können, die Ihnen mehr Kraft gibt.

Die Amygdala lernt also, keinen Alarm auszulösen. Sie bleiben ruhig, und der Hippocampus ordnet die Erfahrung nun als etwas Nichtbedrohliches ein. Der Hippocampus ist die Struktur im limbischen System, die kontextuelle Assoziationen kontrolliert. Das Ereignis oder die Sache, die Sie zuvor beunruhigt hat, wird nun eingeordnet als »kein großes Problem«. Wenn Sie also das nächste Mal über den Auslöser nachdenken oder ihn erleben, wird die Amygdala keinen Alarm auslösen – und Sie werden nicht in eine Stressreaktion hineingezogen.

Wenn Klienten zu einem bestimmten Thema geklopft haben, höre ich häufig, dass sie dazu »einfach keine Verbindung mehr herstellen können«. Sie können sich zwar noch daran erinnern, aber es sind keine starken Emotionen mehr damit verbunden. Das liegt daran, dass das limbische System die Erinnerung auf eine neutrale und manchmal sogar positive Art neu abgespeichert hat.

Wissenschaftler spekulieren, dass ein Umlernen des limbischen Systems auf diese Weise die Nervenverbindungen im Gehirn dauerhaft verändern kann und dass die konditionierten Angstbahnen in der Amygdala verschwinden. Das passt zu den neuesten wissenschaftlichen Entdeckungen der Neuroplastizität des Gehirns – d. h., dass die Gehirnbahnen nicht dauerhaft angelegt sind, sondern verändert werden können. Um es einfacher zu formulieren: Man kann neue Wege des Denkens entwickeln und die Welt neu wahrnehmen. Sie brauchen Ihre alten fixen Standpunkte nicht beizubehalten. Genauso wie Mary können Sie auch beeinträchtigende Ängste, Gedanken und Erinnerungen auflösen.

Durch das Klopfen können sich schmerzliche Erinnerungen verändern – und damit Ihr Fokus auf einen speziellen Aspekt von ihnen. Ich habe bei Menschen zum Thema negative Kindheitserinnerungen geklopft und sie so etwas sagen hören wie: »Wenn ich mir meine Familie betrachte, bei der ich aufgewachsen bin, sehe ich sie jetzt tatsächlich lächeln, und ich erinnere mich an all die guten Zeiten, die wir miteinander verbracht haben.« Haben wir die Vergangenheit oder ihre Erinnerungen daran verändert? Natürlich nicht. Aber wir haben das emotionale Trauma und den darauf folgenden Schwerpunkt auf negative Erlebnisse aufgelöst. Wenn das geschieht, dann können die schon immer existierenden positiven Erlebnisse an die Oberfläche kommen.

KLOPFTIPP: Warum klopfen wir?

Wenn Ihnen die Aussicht, dass Sie Ihre begrenzenden Gehirnbahnen und Denkweisen oder Ihre Biologie verändern können, nicht genügend Anreiz bietet, damit Sie wirklich klopfen, dann überlegen Sie doch einmal, welche Auswirkungen diese ständigen Stressreaktionen auf Ihre Gesundheit haben. Wenn sie nicht durch Klopfen oder andere Techniken aufgelöst werden, werden die Emotionen, die mit unangenehmen Ereignissen, Erlebnissen oder Gedanken verbunden sind, Ihre Stressreaktionen immer weiter aktivieren, was vielleicht viele Male am Tag geschieht. Zahlreiche Studien haben gezeigt, wie sehr eine solche Stressbelastung dem Körper schadet.

»Einer der wichtigsten epigenetischen Einflüsse ist Stress«, sagt Dawson Church. »Das emotionale Stresstrauma beeinträchtigt bekanntermaßen den Ausdruck von über tausend Genen, von denen viele den Alterungsprozess und die Zellregeneration beeinflussen.«

In Kapitel 6, das sich mit EFT bei körperlichen Beschwerden befasst, werden wir uns genauer ansehen, welchen Einfluss Stress auf den Körper hat – und wie das Klopfen diesen Stress verringern und damit zum Heilungsprozess beitragen kann.

Ost trifft West: alte chinesische Akupunktur und moderne Psychologie

Seit Jahrtausenden wird im Osten und vor allem in China die Akupunktur eingesetzt, um den Körper zu heilen und Schmerzen zu unterbinden. Mithilfe der Akupunktur wurden sogar invasive Operationen ohne Betäubungsmittel durchgeführt! Wie war das möglich? Nun, die neuesten Forschungen zeigen, dass die Akupunktur – und die Akupressur, wobei das Klopfen eine Form davon darstellt – den körpereigenen Endorphinspiegel ansteigen lässt. Dies sind die »Wohlfühl«-Neurotransmitter, von denen wir so viel hören.

Diese Zunahme an Neurotransmittern ist wahrscheinlich der Grund, weshalb sich so viele Menschen so gut fühlen, wenn sie einfach nur das Basis-Klopfen praktizieren und sich dabei nicht unbedingt auf ein bestimmtes Thema konzentrieren. Man kann übrigens jederzeit klopfen, und zwar einfach nur die Punkte, die sich für einen gut anfühlen. Häufig erleben wir dann mehr Ruhe und Zufriedenheit. Der Schlüsselbeinpunkt (siehe S. 45) ist bei den meisten äußerst beliebt, und ein paar leichte Schläge an dieser Stelle können entspannend wirken und die Laune heben.

Während die Akupunktur im Westen immer mehr Akzeptanz findet und sogar von schulmedizinischen Ärzten und Krankenhäusern empfohlen wird, gab es bis vor Kurzem keinen »westlichen Beweis« für deren Wirkung. In den letzten Jahren haben die Forscher jedoch die sogenannten »Bonghan-Kanäle« entdeckt.

Sie wurden nach Kim Bonghan benannt, einem nordkoreanischen Forscher, der sie in den 1960er-Jahren in seinen wissenschaftlichen Arbeiten beschrieb. Diese winzigen, fadenartigen, mikroskopisch kleinen anatomischen Strukturen entsprechen den traditionellen Akupunkturmeridianen oder Kanälen. Bilder mit dem Stereo- oder dem Elektronenmikroskop zeigen die röhrenartigen Strukturen, die einen Durchmesser von 30 bis 100 Mikrometer haben und wie die klassischen Meridiane im Körper nach oben und unten verlaufen. Im Vergleich: Ein rotes Blutkörperchen hat einen Durchmesser von 6 bis 8 Mikrometern – so winzig sind diese Strukturen!

Man kann sich die Bonghan-Kanäle wie ein Faseroptik-Netzwerk im Körper vorstellen. Sie übertragen eine Informationsmenge im Körper, die oft über das hinausgeht, was das Nervensystem oder die chemischen Systeme des Körpers transportieren können.

Mit anderen Worten: Das Klopfen liegt an der Schnittstelle der östlichen Tradition der Akupressur/Akupunktur und der westlichen Tradition der Psychologie und anderen Körper-Geist-Prozessen. Am Ende des Buches werden Sie mir wahrscheinlich zustimmen, dass es diese Schnittstelle ist, an der die wahre Magie geschehen kann.

Nicht nur für Experten

Während sich EFT etabliert hat, weil es wissenschaftlich und psychologisch untermauert wurde, habe ich mich davon angezogen gefühlt, weil man es so sicher und einfach bei sich und anderen anwenden kann. Tatsächlich sind viele der erfolgreichsten EFT-Praktiker in erster Linie in der Klopfmethodik ausgebildet worden, ohne jemals ein formelles Psychologie- oder Medizinstudium absolviert zu haben. Sicherlich hat eine jede Art von Ausbildung ihre eigenen Vorteile. Ein Arzt bringt beim EFT sein Verständnis vom menschlichen Körper mit ein, was wiederum bestimmte Vorteile oder Einsichten mit sich bringt, die andere nicht haben. Aber meine Bekannte und EFT-Expertin Dr. Patricia Carrington sagt gerne: »Es handelt sich wirklich um eine Methode fürs Volk.«