Tarzaniade - Salomo Friedländer - E-Book

Tarzaniade E-Book

Salomo Friedländer

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Beschreibung

Mit viel Wortwitz und literarischen Anspielungen schrieb Friedländer diese aberwitzig-surreale Parodie auf die Tarzangeschichte von Edgar Rice Burroughs. – Der englische Lord Beefteak reist mit seiner Gattin, Lady Florence, nach Afrika. Sie errichten eine Blockhütte, um ihrer kleinen Familie – die Lady ist hochschwanger – ein Heim zu bieten. Lord und Lady überleben den Urwald nicht und ihr Söhnchen wird von einer Affenmutter großgezogen. Aus dem kleinen Lord Beefteak wird Tatütatarzan, kurz Tatü genannt, der Herr des Dschungels. Eines Tages dringt ein Professor aus den USA samt seiner hübschen Tochter auf der Suche nach einem Goldschatz in die von jeder menschlichen Zivilisation weit entfernte Welt Tatüs ein. Die Professorentochter und der Lord alias Tatü verlieben sich. Aber bis sie ein Paar werden, müssen sie noch manches Abenteuer mit wilden Eingeborenen, Schurken, Spionen und Bombenlegern bestehen ...-

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Salomo Friedländer

Tarzaniade

Parodie von Mynona

Saga

Ebook-Kolophon

Salomo Friedländer: Tarzaniade. © 1924 Salomo Friedländer. Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2015 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen 2015. All rights reserved.

ISBN: 9788711489352

1. Ebook-Auflage, 2016

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com - a part of Egmont, www.egmont.com.

I.

Lord Beefteak à la TarzanoderUnter uns Affen

Zuviel Wasser — Schmücke dein Heim auch in der Wildnis — Da legst di nieder — Pfaffen mit und ohne Pf — Der viel zu weisse weise Affe — Buff-Buff-Buff — Es dämmert ihm — Mang die Bäume

Der gute König von England sagte eines Tages zu einem netten jungen Menschen:

„Mein lieber Lord-Beefteak, wir haben da so an der Westküste von Afrika (Sie wissen doch, der bekannte Erdteil, wo man mitunter noch im dunkeln tappt) eine Kolonie. Nu sagen Se mal, was ist denn dort eigentlich los? Wir geben Ihnen den ehrenvollen Auftrag, sich mal dort umzuschauen. Auf frohes Wiedersehen, mein lieber Lord!“

Der Lord, nicht faul, sagte seiner Lady:

„Florence, du hast ja ein Mordsschwein! Kommst mit nach Afrika, wo du mitunter noch so im dunkeln tappst, amüsierst dich kaputt, kokettierst mit den Affen. Mach’ dich rasch reisefertig!“

Florence hüllte sich wasserdicht ein, hauchte Küsse auf schnatternde Verwandtenlippen und sauste im Auto zur Nahulda, einem anspruchslosen Schiff, das der Lord gemietet hatte. Und weg waren sie, sind sie, werden sie sein. Verschollen. An der bekannten Napoleonsinsel fanden neugierige Kriegsfregatten die Trümmer des Schiffes. Die Trauer der Erben können sich sogenannte lachende Erben schwer vorstellen; das will aber nichts besagen. Immerhin, was war denn nun eigentlich passiert?

Nahulda war schon proper. Aber ohne Rücksicht auf den äusserst interessanten Umstand der Lady Florence meuterte die Mannschaft und schmiss nach Ermordung der vielleicht doch allzu befehlshaberischen Offiziere den Lord mit seiner hochschwangeren Gattin an eine urwaldwilde Küste. Das ist natürlich nicht zu billigen, aber wohl zu verstehen. Wie konnte denn der Lord ein x-beliebiges Schiff benutzen? Na, aber was ist hinterher zu machen? Er sagte es sich zu spät. Und die Lady hatte noch nicht den echten Protest gegen den Mann, wie ihn eine rechtschaffen moderne Frau haben sollte. Viele Leute, besonders Frauen (eben Frauensleute) gehen an ihrer Unmodernität zugrunde. Halunken oben, Halunken unten. Kapitän und Offiziere disziplinierten die Mannschaft bis zur Grausamkeit, wohingegen andererseits wiederum diese Mannschaft eigentlich undisziplinierbar war. Eine Gesellschaft, wo jeder gern befehlen, niemand gern gehorchen will, muss natürlich explodieren. (O, Europa!) oder (wie der alte Europapapa Goethe bedauert): „Das wollen alle Herren sein, und niemand ist Herr von sich.“

Wenn Sie an so einer wilden Küste stehen, da wundern Sie sich aber. Da glauben Sie sich in einem zoologischen Garten. Löwen, Panther, Affen, Hyänen geben Ihnen da Gratiskonzerte. Nur fehlen die gewissen schützenden Gitterstäbe zwischen Menschen und Tieren. Gewiss hätte Lord Beefteak seinem Weibe, sich selber, vor allem dem noch Ungeborenen zuliebe den Urwald sehr gern in einen zoologischen Garten umgewandelt. Aber man weiss ja ohne weiteres, wie schwach die Kraft eines einzelnen Lords ist, selbst wenn seine noch schwächere Lady mit Hand anlegt. Einstweilen beschäftigte sich diese mit Zittern und war bei Gott anlehnungsbedürftig genug. Na nu musste der Lord arbeiten. Kräftiger Junge, der er war, gelang es ihm, hoch in den Bäumen eine Art Schutzdach anzubringen, über das die kleinen Aeffchen, die von Ast zu Aesten sprangen, bass erstaunt waren. Leider aber gibt es, wie jedermann weiss, auch sehr grosse Affen (die anwesenden ausgeschlossen, die ja höchstens bildlich gemeint sein könnten). Wir wollen hoffen, dass Lady Florence fromm genug ist, sich an lauter Affen nicht etwa zu versehen. War das eine Situation! Wohl gab es auch Vorhänge. Aber was ist ein Vorhang gegen eine Pantherkralle? Zum Glück sind auch wilde Tiere teils nervös, teils neugierig. Der Mensch, der unbewaffnet in den Urwald geht, geniesst eine gewisse Schonzeit, bis die Bestien sich an seinen Anblick gewöhnt haben. Erst dann schliessen die kleineren mit ihm vielleicht Freundschaft, während die grösseren nichts aus ihm zu machen wissen als Schnitzel. Eventuell erfreuen sich seiner die menschenfressenden wilden Menschen, deren Kannibalismus sich nur in roheren Formen bewegt als der der zivilisierten Leute. (Z. B. frisst der Verleger meistens seinen Autor auf, ersetzt aber die unmittelbar blutige Methode durch die feinere finanzielle, nur sehr mittelbar blutige.)

Lord Beefteak war nicht einmal unbewaffnet. Man hatte ihm sein kleines Arsenal mitgegeben, überhaupt sein Gepäck, worunter Proviant und Kochgeräte nebst Streichhölzern sich befanden. Lord und Lady konnten lunchen, dinieren usw. nach Herzenslust. Aber, wie der Englishman gern sagt, mein Haus ist meine Burg. Sie hausten noch nicht. Daher ging der Lord an den Bau einer Hütte. Bäume und Lehm gab es in Unmengen. Der Lord hatte Verstand und zwei starke Hände. Resultat: ein geschmackvolles Blockhaus mit Fenstern und Tür. Auch Möbel sind kinderleicht herzustellen, wenn man sonst keine Sorgen hat. Welches Glück! Ein eigenes Heim. Reizender Kindersegen in Aussicht. Aber es kann der Aermste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Menschenaffen nicht gefällt.

Ein zu kurioses Tier. Man sollte meinen, ein einzelnes Lord-Ehepaar könnte der Urwald schon vertragen. Raum für alle hat die Erde, und was dergleichen Redensarten mehr sind. Aber nicht nur die Menschen empören sich gegen ihre Lords. Auch Menschenaffen haben diese Tendenz zur Revolution gegen Ueberhebung. Der Menschenaffe überschritt die Schwelle der Hütte. Mit „Nehmen Sie bitte Platz!“ war hier nichts auszurichten. Der Herr Menschenaffe fletschte ein Gebiss, gegen das die Tastatur eines Bechsteinflügels wie Mausezähnchen abstach. Er drohte, den Lord so leicht zu zerknacken, wie wir einen Floh oder (Gott behüte) eine Laus. Aber die junge Lady schoss ihn, halb aus Versehen, tot. Ihr Dankgebet steigt wahrscheinlich immer noch zum Himmel, der ja sehr hoch ist. Nur bedenke man: die Lady war nicht koscher, d. h. sie stand vor der Niederkunft, und das Begebnis hatte was Beschleunigendes. Auf diese komische Weise erhalten wir aber den Helden dieses schönen Buches. Und ach, hier darf es nicht heissen:

„Das Oechslein brüllte,

Das Kindlein schrie,

Die heil’gen drei Könige sangen.“

Obgleich gewiss jede Menschengeburt an die des Krippenkindleins erinnert. Nein, eine ganze Menagerie wilder Tiere begleitete das freudige Ereignis mit disharmonischen Naturlauten. Kein Wunder, dass die junge Mutter sich die Schrecknisse mit wohltuendem Wahnsinn verdrängen musste. Sie bildete sich ein, sie wäre zu Hause auf gut europäische Manier. Und der Herr Lord bestärkte sie in diesem Wahn, um seine Ruhe zu haben. Er schrieb seine Memoiren; jagte; las in seiner kleinen Bibliothek.

Eines Tages war die Lady tot. Schade, aber nicht mehr zu ändern. Mit so einem Lord ist es auch nicht weit her. Statt sich zu ermannen, liess er sein Köpfchen hängen. Das Söhnchen wimmerte. Eins ganz üble Sachlage. Und dicht dabei diese entsetzlichen Menschenaffen. Ich würde das nicht eine Minute aushalten. Ausmalen tue ich es mir gern. Immer der brutalste Riesenaffe herrschte absolut über die anderen Affen, die ihm diese Herrschaft mehr oder weniger unheimlich neideten. (Weltgeschichtliche Perspektive?) Auch neben ihm gab es eine junge Affenmama, die ihren Säugling zärtlich am Busen hegte. Und der Unhold puffte sie so grässlich, dass der stürzte und starb. Das genügte dem absoluten Affenmonarchen, er besänftigte sich wieder. Man beachte nun wohl, sonst kann man das Folgende schwer verstehen: dort in der Hütte junge tote Mutter mit lebendem, hier lebende Affenmutter mit nur allzu totem Söhnchen. Die kindische Frage, was die Vorsehung jetzt veranstaltet, ist beschämend leicht zu beantworten.

Die Affenmutter quetschte den kleinen Leichnam ihres Kindes an ihre Mutterbrust, obgleich sie ahnen musste, dass tote Säuglinge nicht mehr zutschen und lutschen. Und folgte mit der gesamten Horde dem Affenmonarchen, dem der Lord mit seiner Hütte längst ein Dorn im Auge war. Der Lord aber (so zerstreut machte ihn der Tod der Gattin) hatte die Tür der Hütte offenstehen lassen und war ganz in seinen Gram versunken (eine speziell europäische Einrichtung). Sentimentalität ist lebensgefährlich. Der Affenmonarch betrat die Hütte und, statt sich zu freuen, einen wirklichen Lord endlich einmal kennenzulernen, erdrückte er ihn in seiner vielleicht freundschaftlich gemeinten Umschlingung. (Die Luder haben fürchterliche Bizepse.)

Die Affenmutter jedoch hörte den Säugling wimmern, während der ihrige todesschweigsam geworden war. Ha! Mit dem toten und dem lebendigen Säugling gleichsam jonglierend, liess sie das tote Kind in die Wiege fallen und hegte das lebendige Menschenkind warm an ihrer Affenbrust. Sie nährte ihn. Gott, in deiner Schöpfung ist dies eines der kleinsten Wunder. Auf dem vom Lord mühselig konstruierten primitiven Klavier spielte der Affe sozusagen vierhändig; nur ein Affe kann in einer Person vierhändig spielen. Als er mit dem Gewehr des toten Lords ebenfalls Klavier spielen wollte, gab es einen tüchtigen Knall. Der Affe erschrak und floh, die Tür der Hütte hinter sich zuwerfend. Aufmachen konnten die Tiere sie nicht mehr. So bleibt dies Gebäude als stummer Zeuge der Vorfälle bestehen und wird seinerzeit schon seine nützlichen Dienste leisten.

Es gibt unsinnige Forscher, die behaupten, nur der Mensch könne sprechen. Wie wären diese bornierten Kerle bekehrt worden, wenn sie jetzt die Konversation der Affen hätten mit anhören können. Die Affen stritten sich nämlich mit der gutmütigen Affenpflegemutter über die Bedeutung des weisshäutigen Kindes, das seine Stiefgeschwister wohl an Geschicklichkeit, aber noch nicht an Kraft übertraf. Der kleine Lord, der mit vernünftigem Bewusstsein noch nie einen Menschen gesehen hatte, kam bald dahinter, dass er kein richtiger Affe war. Darüber weinte er bitterlich. So ist es mit den Idealen. Sein Ideal war der riesenstarke Affenmonarch. Man kann eben mit der Auswahl zwischen vorschwebenden Musterbildern nicht vorsichtig genug sein. Als Mensch unter Menschen würde er sich wahrscheinlich mit dem Ideal eines Niggerboxers begnügt haben, dem jeder Gorilla rasch den Knockout macht. Ein Mensch, der nur unter Menschen aufwächst, verkümmert entweder leiblich oder seelisch. Ein Mensch aber, der, wie unser kleiner Lord, in der unmenschlich bestialischen Natur heranreift und später auch mit Menschen zu tun bekommt, der wird selbstverständlich ein vollkommener Mensch, in dem Leib und Seele, Natur und Geist in Gleichgewicht und Uebereinstimmung sind.

Mit dem Elefanten auf Du-und-du, konnte der Junge sowohl den Affenmonarchen wie seinen Affenpflegevater in Respekt versetzen. So ein Kind macht viel Freude. Mancher Menschenmutter wird beim Lesen dieser Zeilen die Träne an der Wimper beben. Nun, ihr habt es ja in der Hand, ihr neuen Reichen! Mietet euch eine Nahulda, setzt eure Kinder im Urwalde aus und wartet zirka zwanzig Jahre: heim kehrt einst ein Wesen, das alle Vorzüge des Raubtieres mit denen des Menschen vereinigt hat, und die soziale Frage bekommt ihre Antwort von ihm hinter die dummen Ohren geknallt. Frau Nietzsche in Weimar wird sich besonders freuen, dass ihr Fritzchen so einen Pan-Witz überlebendig losgelassen hat. (Und er wird den Preis des Nietzsche-Archivs kriegen.)

Das Jungchen lernte besser als der junge Schopenhauer „im Buche der Natur lesen“. Allerdings war es nicht umsonst Mensch. Er machte sich z. B. mehr Gedanken über das, was nun eben mal nicht Natur ist, als die gewöhnlichen Menschenkerle, die sich nur unter ihresgleichen oder unter zahmen, zahm gemachten Bestien entwickeln. Die Hütte z. B., das fühlte er, war nicht nur blosse Natur. Die Natur hat ja weder Absichten noch Zwecke. Die hat nur der Mensch, der menschliche Geist, die Vernunft. Also war die Hütte dem Bengel ein tieferes Geheimnis, zugleich etwas Vertrauteres als Urwald und Bestien. Affen, noch so geschwätzig, müssen das Maul doch über Dinge halten, die in der Zeit zurückliegen und nicht ganz einfach sind; ihre Sprache und also ihr Gedächtnis versagt. Lord Beefteak jun., zweifellos kein Affe, lernte Künstlichkeiten, knüpfte Stricke aus Lianen, in deren Schlingen er wie mit Lassos Tierhälse einfing. Lord Beefteak versuchte in die Hütte einzudringen, als ob er in ihr sein Elternhaus witterte. Stand aber dümmer als der Ochs vorm neuen Scheunentor vor der Tür, die er als Tür gar noch nicht erkannte. Na, die besten Erfindungen macht ja der Zufall, durch den selbst Schwarz das Pulver erfunden hat. Plötzlich sprang vor dem Jungen die Tür auf. Die drei Gerippe, das seiner Eltern und das des Affenkindes, störten ihn nicht. Urwälder brühen gegen dergleichen ab. Die Pietät sogar wäre ihm vergangen. Umgang mit Affen kultiviert keinerlei Luxusgefühle. Hingegen das Klavier, die mancherlei Gerätschaften, die Bücher und Noten fesselten die Aufmerksamkeit des übrigens wunderschönen Kindes. (Film-Operateure aller Länder, vereinigt euch, um den weiteren Ereignissen zu folgen!!!)

Hier fand er zwar eine Fibel und lernte in einer halben Stunde lesen und schreiben, befolgte aber ihr Gebot:

Messer, Schere, Gabel, Licht

Nehmen kleine Kinder nicht!“

nur so obenhin. Wer in seiner Lage könnte Verboten gehorsamen? Liegt doch gerade im Widerstand gegen alles Verbotene der Keim zur künftigen Grösse. So ergriff er denn das Messer und schlachtete einen Gorilla, der sich das nicht gutwillig gefallen lassen wollte und ihm Ohrfeigen zu kosten gab. Manchmal hilft es auch im Urwalde, wenn einer „Mamamamamama!“ ruft. Affenmütterchen sprang herzu (wie herzig!) über Aeste und Wipfel und sah die grause Bescherung. Ja, hier gab es keinen Hausarzt. Aber beruhigt euch! Niemand von euch wird je so gesund werden wie dieser kleine Held. Arme Menschheit! Es sollte ein neuer Lord sich opfern und die Geschichte wirklich nachmachen. (Nicht nur Kunst lässt sich plagiieren, sondern auch Natur. Mögen uns lauter zweite Schelers, Spenglers, Blühers u. a. Ueber-Affen erstehen!)

Ein werfelförmiger Albanier behauptet, nicht der Mörder, sondern der Ermordete sei schuldig. Und so töteten Seine kleine Lordschaft ihren Pflegevater im Streit um ein Affensteak, das sich der Lord mittels des Messers zugeeignet hatte. Damit nicht genug, tanzte er, mit Messer und selbstverfertigtem Strick bewaffnet, wie jeder Affe, ja unvergleichlich besser als der gelenkigste Affe durch die Bäume, kitzelte Löwen, machte die wildesten Bestien schwer nervös, würgte und schlachtete nach frischer Herzenslust. Na, so machen es ja eigentlich alle Lords, aber auf komfortablere Manier. Ein einziger Lord bedeutet ja ganz von selbst eine Menge Unheil. Aber dieses Unheil vollzieht sich doch nur sehr mittelbar, langsam, unsichtbar. Unser kleiner Affenlord ist also das prächtigste Sinnbild eines solchen Lord-Daseins. Menschheit, du bist durch deine Pluto- und Aristokraten unterwegs zum Frau Nietzscheschen Archiv-Uebermenschen ...

Sei mir angebetet, du grosse Macht und Kraft! Hau um dich! Uebe dich im Töten, bis du allein übrig bleibst. Ruhe nicht eher, als bis alle Menschen tote Soldaten geworden sein werden.

Achtung! Bissige Menschen! — Misterien, gross und klein — Wer oder was ist Trumpf? — Nicht nur der Affe, sondern auch der Lord hat Verstand — Leich’ und Leich’ gesellt sich gern — Die Dschungel ist kein Siechenheim — Der junge Gott lebt noch — Das Leben ist trotzdem sehr merkwürdig

Jahre haben die Eigenschaft, zu vergehen. Beefteak hatte jetzt sein liebes Elternhaus und obendrein statt eines gleich drei Skelette darin, eine gemütliche Erbgruft. Inzwischen war der Blitz gegen ihn eine Schnecke geworden. Die Affen hielten ihn schon gern für ihresgleichen, trotzdem er eigentlich viel besser lesen und schreiben konnte als sie. Man ist leicht geneigt, fremde Vorzüge zu unterschätzen, wenn sie das gewisse Mass, das man noch verträgt, beträchtlich überschreiten.

Lords gehen nicht immer zu Fuss. Ein Rennstall war noch nicht vorhanden. Aber der Herr Elefant war entzückt, als sich Se. Lordschaft ihm wie selbstverständlich auf den Rücken setzten. In der Dschungel ist gut schunkeln, besonders wenn der Mond so liebenswürdig dazu scheint. Ja die Welt ist vollkommen überall, wo der Mensch nicht hinkommt. Aber wohin kommt er nicht? Die Kannibalen z. B., die wandern von einem Ort zum andern. Und so bewegten sie sich auch in diese bisher nur von einem einzigen Lord bewohnte Tiergegend. Requisit kennen wir ja: Speere, Bogen, Pfeilgift, Nasenringe, Federschmuck — alles parat, auch Tätowierung. Das Leben sieht wie eine Operette aus, ist aber keine. Jedenfalls werden die schwarzen Wilden von den milden Weissen herrlich verfolgt und zu Tods zivilisiert, weil die Weissen eine gutmütige Vorliebe für das in den wilden schwarzen Händen