Taxi, Tod und Teufel -Schweigegeld mit Inselblick - Lena Karmann - E-Book
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Taxi, Tod und Teufel -Schweigegeld mit Inselblick E-Book

Lena Karmann

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Beschreibung

Über die Serie: Palinghuus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit - mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

Folge 2: Bei einer Inspektion von Sarahs Taxi entdeckt James ein rätselhaftes Päckchen unter der Rückbank. Als Sarah und er es öffnen, trauen sie ihren Augen nicht: 100.000 Euro liegen darin! Doch wem gehört das Geld? Und wer hat es in Sarahs Taxi versteckt? Kurz darauf bricht ein Unbekannter nachts in James' Werkstatt ein. Offenbar auf der Suche nach dem Geld. Sarah muss das Rätsel so schnell wie möglich lösen, denn dem Täter ist es ernst!

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Taxi, Tod und Teufel – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Epilog

In der nächsten Folge

Taxi, Tod und Teufel – Die Serie

Paalinghus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit – mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

Über diese Folge

Bei einer Inspektion von Sarahs Taxi entdeckt James ein rätselhaftes Päckchen unter der Rückbank. Als Sarah und er es öffnen, trauen sie ihren Augen nicht: 100.000 Euro liegen darin! Doch wem gehört das Geld? Und wer hat es in Sarahs Taxi versteckt? Kurz darauf bricht ein Unbekannter nachts in James’ Werkstatt ein. Offenbar auf der Suche nach dem Geld. Sarah muss das Rätsel so schnell wie möglich lösen, denn dem Täter ist es ernst!

Über die Autorin

Die gebürtige Schwäbin Lena Karmann lebt mit Mann und Kind in der Nähe von Bremen. Sie arbeitet als kaufmännische Angestellte, liest gern (vor allem Krimis) und geht mit ihrem Hund am Strand spazieren. Ihre Begeisterung für ihre neue Heimat Ostfriesland hat sie zu ihrer ersten eigenen Krimireihe »Taxi Tod & Teufel« inspiriert.

LENA KARMANN

Schweigegeld mit Inselblick

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Clarissa Czöppan

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung Maria Seidel, atelier-seidel.de unter Verwendung von Motiven © istockphoto: Jan-Schneckenhaus | joreks

Innenillustrationen unter Verwendung von Motiven © istockphoto

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7325-7904-4

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Prolog

Die hinteren Fenster des alten Lieferwagens waren von innen überstrichen worden. Durch das Loch, das der Mann in die Farbe gekratzt hatte, konnte er genug sehen, ohne selbst gesehen zu werden. Der rostige und verbeulte Transporter stand am Rand des Parkplatzes, der zu Hannes Hansens Heringsbood gehörte, dem Imbiss von – wie sollte es anders sein? – Hannes Hansen, der als einziger Palinghuuser noch vom Fischfang lebte. Jetzt, ein paar Wochen vor Ostern und damit vor Beginn der Saison, kümmerte es niemanden, dass da eine alte, klapprige Karre abgestellt worden war. Wer zu Hannes wollte, um frischen oder frittierten Fisch zu kaufen, ging als Palinghuuser ohnehin zu Fuß, weil das Dörfchen kaum groß genug war, als dass sich eine Autofahrt gelohnt hätte.

Erst mit Beginn der Saison wachte Hannes wie eine Furie über den Platz und verjagte jeden, der nicht zu seinen Kunden zählte.

Der Mann beobachtete, wie ein paar Fußgänger in Richtung Hafen schlenderten oder von dort kamen, die meisten von ihnen kannte er vom Sehen, nur ein paar von ihnen waren Touristen, was man auf den ersten Blick feststellen konnte. Die erkannte man daran, dass sie Palinghuus nur auf dem Display ihrer Smartphones erlebten, da die gesamte Umgebung fotografiert und gefilmt wurde, anstatt sie auch mal mit eigenen Augen unmittelbar zu bewundern.

Sein Blick wanderte zurück zu der Toreinfahrt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, da dort eine Bewegung auszumachen war. Ein Mann mit einer wüsten graubraunblonden Mähne trat von links in die Durchfahrt, er kam aus dem Büro, in dem Augenblicke zuvor das Licht ausgemacht worden war. Er ging nach hinten, um einen letzten prüfenden Blick auf den Hof hinter dem Gebäude zu werfen, dann kam er nach vorn und zog die beiden Torflügel zu.

Der Mann sah genau zu, wie sich das Tor schloss und ihm die Sicht auf das gelbe New Yorker Taxi nahm, das dort gemeinsam mit anderen Fahrzeugen darauf wartete, von James Todd repariert zu werden. Er nickte zufrieden, denn dort drüben würde ihm mit Einbruch der Dunkelheit endlich das gelingen, was er so vergeblich versuchte. Während James Todd das Tor mit einem Vorhängeschloss sicherte, tastete der Mann nach dem Bolzenschneider und lächelte beruhigt.

Jetzt musste er nur noch Geduld haben. Zum Glück hatte sich die Wolkendecke immer dichter zusammengezogen, sodass es schon etwas früher dunkel genug sein würde, um sich ans Werk zu machen.

Letztlich wartete er doch noch fast drei Stunden, dann kletterte er nach vorne auf den Fahrersitz und machte die Tür auf. In dem Bereich des Parkplatzes, der nicht von Scheinwerfern ausgeleuchtet wurde, konnte er mühelos bis zum Straßenrand gehen. Er hätte eigentlich die Straße überqueren können, ohne auch nur einmal nach links und rechts zu sehen, weil das Risiko eines Unfalls auf Palinghuusens Straßen in der Nacht sehr gering war. Aber er wollte das Schicksal nicht herausfordern, erst recht nicht jetzt, nachdem es ihn auf eine so harte Probe gestellt hatte.

Er sah nach links und nach rechts, dann ging er zielstrebig auf das Tor zu, setzte den Bolzenschneider an und knackte das Vorhängeschloss. Er drückte das Tor weit genug auf, um schnell nach drinnen huschen zu können, dabei fluchte er leise, weil er wieder einmal daran erinnert wurde, dass er bereits seit einer Ewigkeit mindestens zehn, lieber aber fünfzehn Kilo abnehmen wollte. Irgendwie war aber immer wieder irgendwas dazwischengekommen.

»Zum Beispiel das Abendessen«, murmelte er bissig und drückte das Tor ganz behutsam hinter sich zu, um kein Geräusch zu verursachen, durch das womöglich jemand auf den Einbruch hätte aufmerksam werden können.

Er knipste seine Taschenlampe an und ging weiter bis auf den Innenhof, der nicht einsehbar war. Im zur Straße gelegenen Teil des alten Ziegelsteinbaus der Werkstatt gab es nur das Büro sowie weitere Zimmer, die als zusätzliche Lagerräume dienten, wie James Todd ihm vor einer Weile mal erzählt hatte. Rechts von der Werkstatt befand sich eine ehemalige Fischfabrik, die in den Jahren seit ihrer Schließung keinen neuen Pächter mehr hatte anlocken können. Das schmucklose, kantige Gebäude dahinter war eine alte Lagerhalle aus der gleichen Zeit wie die Fischfabrik und die Werkstatt.

»Perfekt«, flüsterte der Mann und ging um das New Yorker Taxi herum auf die Beifahrerseite, fasste nach dem Griff der hinteren Tür und … atmete erleichtert auf, als er feststelle, dass sie sich öffnen ließ.

Er beugte sich vor, stützte sich mit der einen Hand auf der Rückbank ab, dann fasste er mit der anderen zielstrebig darunter und griff … ins Leere.

»Was?«, schnaubte er ungläubig. »Das ist doch der verdammte Wagen!« Er beugte sich weiter vor und nahm die Taschenlampe in die rechte Hand, dann leuchtete er unter den Sitz. Vielleicht hatte er nur an den falschen Platz gegriffen, und das gesuchte Objekt war ein Stück weit in Richtung Mitte der Sitzbank gerutscht. Dummerweise konnte er sich wegen des Türschwellers nicht so flach auf den Boden legen, um unter die Bank sehen zu können.

Verärgert stand er auf und sah sich um. Sein Blick fiel auf eine Eisenstange, die gegen die Hofmauer gelehnt stand. Er nahm sie, schob sie unter die Sitzbank und zog sie nach oben. Die Bank bot zuerst beharrlich Widerstand, aber dann war doch der Punkt erreicht, an dem die Hebelwirkung der Stange stärker war. Die Sitzbank machte einen Satz nach oben und plumpste dann so nach unten, dass sie in den Fußraum hinter den Vordersitzen kippte.

Der Mann griff wieder nach der Taschenlampe und atmete immer hastiger und frustrierter, je weiter der Lichtkegel wanderte, ohne das zu erfassen, was er sich zurückholen wollte.

»Verdammich noch mal …!«, fluchte er leise und starrte mit ungläubigem Blick vor sich hin.

Kapitel 1

Zwei Tage zuvor

»Ganz schön warm für Ende März«, fand Sarah, gerade als sie das Ortsschild von Palinghuus passierten. Vor ihnen lag das kleine, gemütliche Dorf, das früher ein typisches Fischerdorf gewesen war. Obwohl sich nur wenige Meter hinter dem Ortsrand die Nordsee bis in die schiere Unendlichkeit erstreckte, schien für jeden Palinghuuser in nördlicher Richtung die Welt an einer hohen grünen Mauer zu enden. Der gewaltige Deich war bis auf die Windmühle, in der Sarah mit ihrem Ex-Mann wohnte, das alles überragende Bauwerk, das sich nach links und rechts erstreckte, so weit das Auge reichte.

»Ich kann das irgendwie nicht glauben, dass zwischen euch beiden nichts mehr läuft«, entgegnete Britta nachdenklich. Britta, das war Britta Kerstenbach, eine ehemalige Schulfreundin von Sarah, die Anfang Februar nach gut zwanzig Jahren Funkstille plötzlich vor Sarahs und James’ Leuchtturm gestanden hatte. Angeblich, weil sie mal eine Auszeit hatte nehmen wollen, bis sie schließlich mit der Wahrheit herausgerückt war. Tatsächlich hatte sie nämlich ihren Mann verlassen, nachdem der sich als Betrüger im großen Stil entpuppt hatte. Das Ganze war ihr so peinlich, dass sie sich bei niemandem aus ihrem Verwandten- und Bekanntenkreis blicken lassen wollte, hatte sie doch dort überall mit ihrem so unglaublich erfolgreichen Ehemann angegeben. Sarah war die Einzige, bei der sie hatte unterkommen können – eigentlich nur für ein paar Tage, aber mittlerweile waren schon sieben oder acht Wochen daraus geworden. So genau wusste Sarah das nicht, und das wollte sie auch gar nicht wissen, weil sie nicht Buch darüber führen wollte. Solange Britta sich nicht bloß den ganzen Tag bedienen ließ und aushalf, wo sie nur konnte, hatten weder sie noch James etwas gegen sie einzuwenden.

Dass Britta wandlungsfähig war, hatte sie bereits bewiesen, da sie ihre Kleidung nicht mehr in erster Linie nach Stil und Eleganz auswählte, sondern nach Zweckmäßigkeit und Wetterfestigkeit. Auf Schuhe mit hohen Absätzen verzichtete sie schon lange, seit ihr klar geworden war, dass sie in Palinghuus entweder auf Kopfsteinpflaster oder auf Gehwegplatten unterwegs war, die sich mit der Zeit in alle Richtungen geneigt hatten. Auch die empfindlicheren Stoffe blieben im Schrank, da allzu oft mit Regen zu rechnen war. Ein Schirm war hier oben an der Küste mit das Sinnloseste, was man bei sich führen konnte, da ein Windstoß genügte, und man konnte nichts weiter mehr tun, als dem Schirm einen guten Flug zu wünschen. Der Wind hatte Britta auch dazu veranlasst, ihre blonden Haare deutlich kürzen zu lassen, da die bei einer Böe nicht nur ihr ins Gesicht geweht waren, sondern auch jenem, der in dem Moment gerade neben ihr ging. So viel zu Brittas Wandlung.

Als Sarah jetzt allerdings Brittas Bemerkung hörte, musste sie unwillkürlich die Augen verdrehen. Sie hatte mit dem Thema Wetter erreichen wollen, dass ihre Freundin nicht schon wieder über die Gründe für Sarahs Scheidung zu spekulieren begann, doch der Versuch war eindeutig danebengegangen.

»Is halt so«, gab Sarah mit einem leisen, frustrierten Seufzer zurück.

»Hatte er eine Affäre?«

»Nee.«

»Hmm … hattest du eine Affäre?«

»Himmel, nein!«

»Hast du eine Affäre?«

»Hatte ich nich und hab ich nich und werd ich auch nich haben«, entgegnete Sarah geduldig. »Außerdem wär's jetzt sowieso keine Affäre mehr.« Ein wenig bereute Sarah, dass sie ihrer Freundin gegenüber das Thema jemals angesprochen hatte. Dabei hatte sie bloß Britta trösten wollen, weil die am Boden zerstört gewesen war und Sarah und James so sehr um deren scheinbar glückliche Ehe beneidet hatte. Es wäre Sarah einfach zu peinlich gewesen, um etwas beneidet zu werden, was gar nicht mehr existierte.

»Irgendwas stimmt mit der Sitzbank nicht«, beklagte sich Britta auf einmal und wechselte dankenswerterweise von sich aus das Thema.

»Was soll'n damit nich stimmen?«, wollte Sarah wissen.

»Die ist irgendwie so hart«, meinte Britta. »So unbequem.«

»Du hättest ja vorn sitzen können, so wie normale Leute das machen«, gab Sarah zurück.

»Tja, ich zähle offenbar nicht zu den normalen Menschen«, scherzte ihre Freundin. »Hab ich auch nie behauptet. Ich wollte bloß wissen, wie man hier hinten sitzt. Jetzt weiß ich's. Wie auf einer Folterbank.«

»Liegt nur daran, dass du dir seit Wochen dein Sitzfleisch wegjoggst«, gab Sarah zurück und grinste ihre Freundin beim Blick in den Rückspiegel an. »Das sin deine eigenen Knochen, die dich da piksen.«

»Sehr witzig«, sagte ihre Freundin in einem gespielt pikierten Tonfall. »Ich habe mir gar nichts weggejoggt, ich achte nur darauf, dass ich möglichst wenig Körperfett habe. Das lässt einen länger leben.«

»Wer will schon länger leben, wenn er so knochig is, dass er nirgendwo bequem sitzen kann? Zum Beispiel auf dieser absolut bequemen Sitzbank?«

Sie überfuhr die Aufpflasterung kurz vor der Einfahrt zur Windmühle, woraufhin der kleine Wackel-Elvis auf dem Armaturenbrett durchgeschüttelt wurde und im Tonfall des Dalai Lama verkündete: »Das Leben ist wie eine Salatbar.«

»Wieso?«, fragte Britta kopfschüttelnd.

»Frag mich was Leichteres«, antwortete Sarah. »Dem Ding is eindeutig der falsche Chip eingesetzt worden. Aber irgendwie hab ich meinen philosophischen Elvis lieb gewonnen.«

»Ich möchte zu gern wissen, wieso das Leben wie eine Salatbar sein soll«, beharrte ihre Freundin.

Sarah hielt ihr Taxi an. »Darüber kannst du nachdenken, während ich den Wagen zur Werkstatt bringe.«

»Ach, wir sind ja schon da«, wunderte sich Britta und löste den Gurt. »Danke, dass du mich zum Arzt gefahren hast. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.«

Flüchtig zuckte Sarah mit den Schultern. »Ist doch selbstverständlich, außerdem kannst du nichts dafür, dass es so lange gedauert hat. Ohne Termin muss man halt warten. Die Zeit ist sowieso wie im Flug vergangen, nachdem mich dieses Pärchen angesprochen hat.«

»Ich hoffe, die buchen dich wirklich, damit du sie zu ihrer Hochzeit fahren kannst«, sagte Britta und bedeutete ihr, dass sie ihr die Daumen drückte.

Sarah winkte ab. »Wenn die zwei sich nicht noch komplett umentscheiden, stehen meine Chancen gut. So schnell finden sie mit Sicherheit kein anderes echtes New Yorker Taxi.«

»Wollen wir's hoffen. Bis später.« Britta stieg aus, griff nach ihrer Handtasche und warf die Tür zu, dann ging sie in die Einfahrt zur Mühle, nahm aber nach ein paar Metern die Abkürzung quer über den Rasen.

Sarah fuhr weiter und bog hinter den alten Lagerhäusern links und dann wieder links ab, um auf dem kürzesten Weg zu James’ Werkstatt zu kommen. Unwillkürlich musste sie den Kopf schütteln. Da waren sie eigentlich geschiedene Leute, und trotzdem kamen sie nicht voneinander los. Sie konnten die alte Windmühle nicht einfach verkaufen, weil sie nachträglich zum Denkmal erklärt worden war. Natürlich hatten sie dagegen Einspruch eingelegt, aber wann jemand über den entscheiden würde, das stand in den Sternen. Bei solchen Unwägbarkeiten würde niemand auf die Idee kommen, ein Objekt zu kaufen, von dem er nicht wusste, welche Folgekosten ihn erwarteten. Zu einer anderen Werkstatt konnte Sarah auch nicht wechseln. Erst mal hätte sie dafür gut dreißig bis vierzig Kilometer fahren müssen, aber vor allem war James weit und breit der Einzige, der mit dem von ihm aus den Staaten mitgebrachten Yellow Cab blind vertraut war – und der in seiner alten Heimat die richtigen Kontakte hatte, wenn es um Ersatzteile ging.

Gib doch einfach zu, dass du James gar nicht wirklich aus deinem Leben verbannen willst, meldete sich ihre innere Stimme zu Wort, die ihr oft den Spiegel vorhielt, um sie die Wahrheit einsehen zu lassen. Aber diesmal lag sie völlig falsch, beharrte Sarah.

Wir werden ja sehen, fügte die Stimme an, lachte spöttisch und verstummte dann.

Sie bog in die Einfahrt zur Werkstatt ein, fuhr auf den Hof und sah, dass James ihr zuwinkte und ihr bedeutete, auf die Hebebühne zu fahren. Nachdem sie ausgestiegen war, fragte er: »Zurück vom Arzt?«

»Ja.«

»Und?«

»Heftige Bindehautentzündung«, antwortete Sarah und nickte dabei.

»Haben wir das nicht beide gesagt?«, gab James zurück und wischte die Hände an seinem mit Ölflecken übersäten blauen Overall ab.

»Haben wir«, bestätigte sie. »Und wenigstens hat sie auf uns gehört.«

»Nach langem Zureden«, wandte er ein.

Sarah zuckte mit den Schultern. »Wichtig is, dass sie dann doch zum Arzt wollte. Jetzt hat sie ’ne Salbe für ihre Augen, die auch hilft.« Dann deutete sie mit einer Kopfbewegung auf das Taxi. »Auspuff gekommen?«

James nickte bestätigend. »Vor einer Stunde eingetroffen. Kommt gleich morgen früh drunter. Heute muss noch Hansens Transporter fertig werden«, erklärte er. »Ich kann dem Mann morgen früh unmöglich erzählen, dass die Kühlung nicht repariert ist und er seinen Fisch erst nächste Woche ausliefern kann.« Einen Moment lang schaute er nachdenklich drein. »Falls es etwas länger dauert, kann ich dir einen anderen Wagen geben, damit du deine Fahrgäste rumku… rumku…«

»Rumkutschieren kannst?«, half sie ihm auf die Sprünge.

Er musste lachen. »Ich will immer Rumkugeln sagen, aber das ist was anderes.«

»Allerdings«, bestätigte sie und konnte sich selbst ein Lachen nicht verkneifen. Es war erstaunlich, wie weitestgehend akzentfrei James die deutsche Sprache beherrschte, und es hatte etwas seltsam Charmantes an sich, wenn er so wie jetzt über ein eigentlich harmloses Wort stolperte. »Ach, wenn du zwischendurch Zeit hast, setz dich doch bitte mal auf die Rückbank. Britta meint, der Sitz würde sich irgendwie hart anfühlen.«

James winkte ab. »Das bildet sie sich doch nur ein, weil sie sich seit Wochen ihr Sitzfleisch wegjoggt«, erwiderte er. »She's jogging her ass off. Hey, kennst du zufälligerweise irgendeinen Rapper, dem ich den Text verkaufen kann?«

»Eher nicht«, gab sie zurück. »Aber weißt du, dass ich ihr genau das Gleiche gesagt hab? Ich meinte, das sin ihre eigenen Knochen, die sie da piksen.«

»Kann gut sein«, fand James. »Sie hat wirklich Ausdauer, dass sie das jeden Morgen so durchzieht. Na ja, für mich wäre das nichts, wie du weißt.«

»Das is für mich auch nichts«, sagte sie und lehnte sich gegen ihr Taxi. »Anfangs hat's mir ja noch Spaß gemacht, jeden Morgen ein oder zwei Runden durch Palinghuus zu laufen. Aber Britta kennt nur ihr eigenes Tempo und kann einfach nicht so langsam laufen, dass ich mit ihr mithalten kann.«

James nickte verstehend.

»Das ist auch gut so, dann kannst du dir wenigstens nicht dein Sitzfleisch wegjoggen«, sagte James und grinste sie an.

Kompliment auf zwölf Uhr! Achtung, Achtung! Kompliment auf zwölf Uhr!

Sie ignorierte die Stimme in ihrem Kopf und zog eine Augenbraue hoch, als würden ihr seine Worte gar nicht behagen. »Was interessiert dich mein Sitzfleisch?«

Mit einem Schulterzucken und weiterhin grinsend schob er den Werkzeugwagen zur Seite, der scheppernd und klappernd über den rauen Betonboden rollte. »Lass mir doch meinen Spaß.«

»Was hältst du eigentlich von Brittas neuer Frisur?«, fragte sie kurzentschlossen, um das Thema zu wechseln.

Was Besseres fällt dir nicht ein?

»Neue Frisur? Ist mir gar nicht aufgefallen«, antwortete er.

»Nich aufgefallen? Einen Tag hat sie noch ’ne Pamela-Anderson-Mähne, am nächsten Tag könnte sie für Annie Lennox durchgehen.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Sag mal, wo guckst du eigentlich hin, wenn du sie anschaust?«

»Ooh, I'm just a jealous girl«, setzte James daraufhin zur Melodie von Lennons Jealous Guy an.

Sarah atmete schnaubend aus. »Ich bin nich eifersüchtig, und das weißt du.«

»Du musst es wissen«, erwiderte er und warf ihr über die Schulter einen Blick zu, der keinen Zweifel daran ließ, dass er es nicht so meinte, wie er es sagte. »Etwas sehr kurz, wenn du es genau wissen willst.«

Sie stand da und sah ihn ratlos an. »Was? Was is sehr kurz?«

»Brittas Haare natürlich, schon vergessen?«

»Ach das. Findest du?«

Er nickte bekräftigend. »Ja, das finde ich.« Er machte eine vage Geste mit dem Schraubenschlüssel, nach dem er gegriffen hatte, um ihn wegzuräumen. »Ich sage nicht, dass es ihr nicht steht, aber wenn du …« Mitten im Satz brach er ab, zog die Augenbrauen zusammen und hängte den Schraubenschlüssel an die Werkzeugwand.

»Wenn ich was?«, hakte sie nach.

»Wenn du findest, es steht ihr nicht, dann überleg lieber zweimal, ob du es ihr sagen willst oder nicht«, führte er den Satz auf eine Weise zu Ende, bei der sie davon überzeugt war, dass er das so nicht hatte sagen wollen. »Ich halte mich da raus. So was kann Freundschaften kaputt machen.«

Sarah stand noch einen Moment lang da, überlegte, ob sie irgendwie das aus ihm herauskitzeln sollte, was er eigentlich hatte sagen wollen, entschied sich dann aber dagegen. »Das hatte ich auch nich vor, James. Aber unter uns gesagt find ich auch, dass sie die Haare jetzt zu kurz trägt.«

»Hast du ihr eigentlich gesagt, warum du dich von mir getrennt hast?«, fragte er unvermittelt.

Sarah sah ihn irritiert an, weil sie nicht so recht wusste, worauf seine Frage abzielte. »Sollte ich das?«

»Ist das ein Nein?«

Sie hob flüchtig die Schultern an. »Ich meine … willst du, dass sie es weiß? Seid ihr …« Sie geriet ins Stocken, als sie merkte, dass sie sich soeben zu einer Frage hatte verleiten lassen, die sie gar nicht stellen wollte.

James verzog ironisch das Gesicht. »Sarah, Darling, ich habe nicht vor, mich mit deiner Freundin auf irgendetwas einzulassen. Ich will nur wissen, was sie alles weiß, damit ich nicht ins Fettn… du weißt schon …«

»Fettnäpfchen trete?«, half sie ihm aus.

»Genau.« Er nickte ihr so dankbar zu, wie er es schon immer gemacht hatte, seit sie ihn kannte. »Es könnte ja sein, dass du irgendetwas anderes als Grund genannt hast, weil du einer Frau, die du zwanzig Jahre nicht mehr gesehen hast, nicht gleich deine Lebensgeschichte anvertrauen willst.«

Sarah musterte ihn eine Zeit lang, schließlich erwiderte sie leise: »Tut mir leid, wenn ich mich gerade eben … unglücklich ausgedrückt habe. Ich wollte dir nichts unterstellen.«

»Du scheinst mich doch nicht so gut zu kennen, wie ich gedacht habe«, meinte er mit einem Zwinkern und fügte hinzu: »Oder meinst du wirklich, Britta könnte es locker mit dir aufnehmen?«

Verlegen fuhr sie sich durch ihr Haar, lächelte ihn flüchtig an und sagte: »Ich mach mich jetzt wohl besser auf den Heimweg. Ich muss noch ins Schlemmerkörbchen und dies und das einkaufen.«

»Dann nimm auch einen Kasten Limo dazu«, rief er ihr hinterher, als sie die Halle verließ. »Lass den zusammen mit all dem Dies und Das an der Kasse stehen, dann hole ich ihn heute Abend ab, wenn das noch reicht?«

»Das reicht«, bestätigte Sarah und rief ihm noch »Frohes Schaffen« zu, ehe sie durch die Einfahrt entschwand. Sie hörte, dass er irgendetwas erwiderte, doch sie war schon zu weit weg, um ihn zu verstehen.

Im Schlemmerkörbchen herrschte für einen frühen Dienstagnachmittag auffallend großer Trubel. Als Sarah den kleinen Supermarkt betrat, musste sie tatsächlich warten, bis eine Kundin bezahlt und ihre Einkäufe eingepackt hatte, damit sie deren Einkaufskorb übernehmen konnte. Das Geschäft, das von Heidi Reemers und ihrer Tochter Antje gemeinsam geführt wurde, war größer als das, was Sarah aus Erzählungen ihrer Mutter als Tante-Emma-Laden kannte, kam aber bei Weitem nicht an den typischen modernen Supermarkt heran. Dennoch gab es eine breite Angebotspalette, nur dass man sich beispielsweise zwischen zwei anstelle von zwanzig Waschmitteln entscheiden musste und es bei den Marmeladen lediglich die vier oder fünf Sorten gab, die sich am besten verkauften, während alles Exotische gar nicht erst den Weg ins Regal fand.

Der Grund für den Trubel war aber nicht irgendein unschlagbarer Tiefpreis, wie Sarah bereits bemerkt hatte, als sie noch ein paar Meter vom Eingang entfernt gewesen war. Die Kunden drängten sich in den Gängen und im angeschlossenen Imbiss/Bistro/Café, weil Mutter Reemers sich nach längerer Zeit mal wieder dazu durchgerungen hatte, in einer Nachtschicht ihre einfach nur himmlischen Frikadellen auf mehrere große Tabletts zu zaubern. Der Preis von einem Euro pro Frikadelle war an sich schon unschlagbar, aber jeder Supermarktkunde bekam ab einem bestimmten Einkaufswert eine Frikadelle gratis dazu – und das wollte sich so gut wie niemand entgehen lassen. Halb Palinghuus schob sich mit Einkaufswagen und -körben durch die Gänge, es gab niemanden, den Sarah nicht kannte, sodass sie aus dem Grüßen und Tratschen gar nicht mehr herauskam. Als sie es schließlich bis zur Kasse geschafft hatte, wurde sie von Antje Reemers bedient, die zwar einen mittlerweile etwas abgekämpften, aber rundum zufriedenen Eindruck machte.

Sie bat darum, die Einkäufe bis zum Abend zur Seite stellen zu dürfen, weil James alles abholen würde, woraufhin Antje einen Zettel schrieb und an den Einkaufskorb klebte, den sie dann unter die Theke schob. Nachdem Sarah bezahlt hatte, ging sie nur ein paar Schritte weiter, um sich an der Imbisstheke anzustellen, wo Mutter Heidi im Akkord Frikadellen einpackte, damit die Kunden mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen den Heimweg antreten konnten.

Als Sarah an der Reihe war, hielt sie den Kassenbon hin, der sie zur Gratis-Frikadelle berechtigte, dazu bestellte sie noch fünf weitere. Für ein Schwätzchen blieb keine Zeit, da die nächsten Kunden bereits drängten. Es kam Sarah vor, als würde sie von einer Welle aus dem Schlemmerkörbchen gespült, die sie erst auf dem Fußweg vor dem Supermarkt stranden ließ.