Tee? Kaffee? Mord! Mord in Balewood Forest - Ellen Barksdale - E-Book

Tee? Kaffee? Mord! Mord in Balewood Forest E-Book

Ellen Barksdale

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Beschreibung

In Balewood Forest, einem einsamen und unberührten Wald nahe Earlsraven, wird Irene Stevens tot aufgefunden - ermordet mit einem altertümlich wirkenden Speer. Hatte es jemand auf die junge Frau abgesehen oder war sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort? Und warum dieser ungewöhnliche Speer als Mordwerkzeug? Nathalie und Louise fahren an den Tatort, um dort nach Hinweisen auf den Mörder zu suchen. Doch ungeheuerliche Dinge spielen sich in diesem Wald ab ...

Über die Serie: Davon stand nichts im Testament ... Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel - das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante - und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie ...

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Titel

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Epilog

Über die Autorin

Impressum

 

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Über diese Folge

In Balewood Forest, einem einsamen und unberührten Wald nahe Earlsraven, wird Irene Stevens tot aufgefunden – ermordet mit einem altertümlich wirkenden Speer. Hatte es jemand auf die junge Frau abgesehen oder war sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort? Und warum dieser ungewöhnliche Speer als Mordwerkzeug? Nathalie und Louise fahren an den Tatort, um dort nach Hinweisen auf den Mörder zu suchen. Doch ungeheuerliche Dinge spielen sich in diesem Wald ab …

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Davon stand nichts im Testament …

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel: das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante – und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie …

Ellen Barksdale

Tee? Kaffee?Mord!

MORD IN BALEWOOD FOREST

Prolog, in dem eine junge Frau sich auf einen Besuch im Black Feather freut

Irene Stevens stellte ihren alten Morris am Rand des Waldwegs ab und stieg aus. Der Wagen war schon mindestens fünfzehn Jahre vor ihr auf die Welt gekommen, aber er fuhr noch immer so zuverlässig wie an dem Tag, an dem ihr Großvater ihn sich gekauft hatte. Vor zwei Jahren hatte sie den Morris von ihm geerbt, als er beschlossen hatte, zu Irenes Eltern nach Australien zu ziehen.

Sie hatte sich weder ein neues noch ein gebrauchtes Auto leisten können – zumindest keines, das den Eindruck machte, länger als eine Woche durchzuhalten –, daher war sie überglücklich gewesen, den Wagen übernehmen zu können. Seitdem achtete sie penibel darauf, dass dem Auto nichts zustieß, weshalb sie auch jetzt lieber zweimal überprüfte, ob sie weit genug vom Waldweg entfernt stand, damit kein anderer Wagen mit ihrem Morris zusammenstoßen konnte. Zwar hatte sie noch nie ein anderes Fahrzeug auf dieser Strecke gesehen, aber sie war lieber vorsichtig.

Irene holte die Tasche aus dem Kofferraum, in der sich alles befand, was für den heutigen Besuch erforderlich war, schloss den Wagen ab und machte sich auf den Weg in den Balewood Forest. Lautes Gezwitscher war von allen Seiten so zahlreich zu vernehmen, dass sie kaum auseinanderhalten konnte, welche Vögel da sangen. Im Unterholz war immer wieder mal ein Rascheln zu hören, und wenn sie schnell genug in die richtige Richtung sah, konnte sie einen Hasen davonhoppeln sehen, den sie bei der Futtersuche gestört hatte.

»Hier möchte man nicht ermordet werden«, redete sie leise vor sich hin. »Kein Mensch würde einen hier wiederfinden.« Sie wunderte sich, woher dieser seltsame Gedanke gekommen sein mochte, und suchte nach etwas, womit sie sich von dieser morbiden Überlegung ablenken konnte.

Sie wurde schnell fündig, als ihr das Black Feather in Earlsraven in den Sinn kam.

Auf dem Rückweg würde sie dort endlich mal einen Zwischenstopp einlegen. So oft schon war sie auf dem Weg nach Balewood Forest und später auf dem Rückweg an diesem gemütlich aussehenden Pub samt dem angeschlossenen Café mit seiner großen Terrasse vorbeigekommen, und jedes Mal hatte sie sich fest vorgenommen, bei der nächsten Tour dort anzuhalten und einzukehren. Es war wie verhext, aber es war ihr jedes Mal irgendetwas dazwischengekommen. Mal hatte das Treffen länger gedauert, mal hatte eine Umleitung sie weit um den Pub herumgeführt, oder sie hatte einen Anruf erhalten, mit dem man sie sofort ins Studio zurückbeorderte.

Diesmal sollte es aber endlich klappen. Heute hatte sie nur ein paar Unterlagen zu überreichen, dann konnte sie gleich wieder die Heimreise antreten, weil mit der Übergabe auch ihr Feierabend an diesem Tag begann. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Kurz vor vier. Unter normalen Umständen eine schlechte Zeit, um als Autofahrer unterwegs zu sein, aber da Samstag war, kam selbst auf den üblicherweise überlasteten Strecken nur wenig Berufsverkehr zusammen, sodass dem Abstecher ins Black Feather nichts entgegenstand.

Sie war froh, dass es nicht wieder regnete, so wie es beim letzten Besuch der Fall gewesen war, als ausgerechnet in dem Moment ein Wolkenbruch eingesetzt hatte, als sie sich in den Wald begeben hatte.

Vor sich in gut zehn Metern Entfernung konnte sie das rote Flatterband ausmachen, das den Bereich des Waldes kennzeichnete, in dem er sich frei bewegen konnte. Sie blieb stehen und räusperte sich, da es Zeit wurde, ihn auf ihre Ankunft aufmerksam zu machen. Schließlich musste er wissen, dass sie es war, die sich durch den Wald bewegte, damit er sie nicht für jemanden hielt, der ihm etwas Böses wollte. Wie verabredet setzte sie voller Inbrunst zur Liedzeile »Somewhere over the Rainbow« an, dann wartete sie und lauschte auf eine Reaktion, aber noch war kein Ruf zu vernehmen. Sie zuckte flüchtig mit den Schultern und ging weiter. Dass er nicht antwortete, war für sie kein Grund zur Sorge, immerhin war sie heute eine halbe Stunde eher in Balewood Forest eingetroffen als beim letzten Besuch vor ein paar Tagen. Sie würde unverdrossen weitersingen, und früher oder später würde er sie schon hören.

Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass sich unmittelbar vor ihr irgendetwas blitzschnell bewegte. Etwas, das mit dem brennenden Schmerz zusammenhing, der sich von ihrem Oberkörper aus rasend schnell in alle Richtungen ausbreitete und ihr die Luft zum Atmen nahm. Sie blickte nach unten.

Das Letzte, was sie sah, war ein schmaler, langer Gegenstand, der sich tief in ihre Brust gebohrt hatte. Sie kippte nach hinten, gleichzeitig wurde ihr schwarz vor Augen. Dass sie auf dem Waldboden landete, spürte sie bereits nicht mehr.

Erstes Kapitel, in dem Nathalie nicht weiß, was auf sie zukommt

»Zehn Minuten«, hörte Nathalie Louise sagen, als sie auf dem Weg in ihr Büro an der Küche vorbeikam.

»Was?«

»Du hast vorhin gesagt, du bist zehn Minuten weg, und du hast Wort gehalten.«

Nathalie nickte zögerlich. »Warum hätte ich nicht Wort halten sollen?«

»Weil du innerhalb von zehn Minuten wenig mehr erledigen kannst, als mit Vollgas in Richtung Dorfmitte zu rasen und auf dem Marktplatz ein paar Runden lang zu driften, bis du mit den durchdrehenden Autoreifen deine Initialen auf dem Asphalt hinterlassen hast«, folgerte ihre beste Freundin und Köchin des Black Feather.

»Vielleicht habe ich das ja gemacht.«

Louise schüttelte den Kopf. »Das würde nicht zu dir passen.« Sie sah Nathalie forschend an und legte den Kopf ein wenig schräg. »Was hast du in zehn Minuten erledigen können?«

»Ich wäre besser zwanzig Minuten weggeblieben«, murmelte Nathalie, die dem Blick ihrer Freundin auszuweichen versuchte, aber nicht wusste, auf wen oder was sie sich in der Küche stattdessen konzentrieren sollte.

»Hm, stimmt. Das würde dich nicht in solche Erklärungsnot bringen«, meinte Louise grinsend.

»Erklärungsnot? Wieso bin ich in Erklärungsnot?«

»Weil deine Ohren rot anlaufen.«

Nathalie widerstand der Versuchung, sich an die Ohren zu fassen. Sie hatte nicht das Gefühl, dass sie glühten, und sie wollte sich nicht vor Louise davon überzeugen, weil sie sich damit verraten hätte.

»Aber mach dir mal nicht so viele Gedanken«, fuhr die Köchin fort. »Du hast das Richtige getan.«

»Ich weiß nicht, wovon du redest«, antwortete Nathalie. »Ich … ähm … ich muss jetzt ins Büro, die Arbeit ruft mich.«

»Das ist nicht zu überhören«, gab Louise zurück und zwinkerte ihr zu, dann drehte sie sich um und ging zum Backofen, um einen prüfenden Blick durch die Glasscheibe zu werfen.

Zurück in ihrem Büro konnte sich Nathalie nicht für zwei Minuten auf die Arbeit konzentrieren, die auf ihrem Schreibtisch lag. Immer wieder musste sie daran denken, wie sie vor inzwischen knapp zehn Minuten ins Dorf gefahren war und Will Waybridge, den Detective Sergeant, der seit einer Weile neben Ronald der zweite Polizist in Earlsraven war, ohne irgendeine Vorwarnung geküsst hatte, weil sie es leid gewesen war, auf einen ersten Schritt von ihm zu warten. Dabei war sie sich nicht mal ganz sicher, was sie sich davon erhoffte.

Wieder sah sie auf die Uhr. Würde er herkommen? Oder stand er etwa immer noch wie benommen vor der Wache am Marktplatz und überlegte, ob das gerade eben tatsächlich geschehen war oder ob er sich das nur einbildete? Was würde er …?

Weiter kam sie mit ihrem Gedankengang nicht, da jemand an die Tür klopfte, sie öffnete und hereinkam. Es war Will, der sie auf eine undefinierbare Weise ansah. War er hergekommen, weil er mehr von dem wollte, was sie ihm mit den Worten »Fortsetzung folgt« angekündigt hatte? Oder würde er sie etwa darauf hinweisen, dass sie einen Schritt zu weit gegangen war?

Er sagte nichts, sondern schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Eigentlich fand sie ja, dass er mit seinen etwas zu langen Haaren und dem Dreitagebart verdammt sexy aussah, vor allem wenn sie ihn mit dem geschniegelten und makellos gekleideten Detective Sergeant Waybridge verglich, als den sie ihn bei ihrer ersten Begegnung kennengelernt hatte.

»Was bisher geschah«, sagte Will. »DS Waybridge saß an seinem Schreibtisch in der Polizeiwache von Earlsraven, als vor einer Viertelstunde die Pub- und Hotelbesitzerin Nathalie Ames mit ihrem Jeep vor der Wache anhielt. Der Detective Sergeant verließ das Gebäude, um ihr entgegenzugehen und sie nach dem Grund ihres Auftauchens zu fragen. Nach einer kurzen Unterhaltung schlang sie unvermittelt die Arme um den Nacken des Polizisten und küsste ihn stürmisch. So plötzlich, wie Miss Ames aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder, nachdem sie zum Abschied noch ›Fortsetzung folgt‹ zu ihm gesagt hatte.« Er sah sie forschend an. »Habe ich das so richtig in Erinnerung?«

»Ja«, antwortete Nathalie zögerlich, da sie sich noch immer nicht im Klaren darüber war, wie ihre Aktion bei ihm angekommen war.

»Gut«, sagte er, verließ den Platz an der Tür und setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. »Und wann erfahre ich, wie es weitergeht?«, fragte er. »Morgen um die gleiche Zeit? Heute in einer Woche?«

Sein Lächeln weckte ihre Zuversicht, dass sie sich keinen Fehltritt geleistet hatte. »Jetzt, wenn es dir recht ist.«

Will nickte und beugte sich vor. »Das wäre mir sogar sehr recht.«

»Okay«, sagte sie. »Bevor ich dir aber mein Herz ausschütte, muss ich wissen, ob das vorhin eine angenehme Überraschung war oder nicht.«

Das Lächeln wurde breiter. »Denkst du wirklich, ich könnte diesen Kuss als etwas Unangenehmes empfunden haben?«

Nathalie zuckte mit den Schultern. »Na ja, du könntest mich für aufdringlich halten.« Sie schüttelte flüchtig den Kopf. »Okay, ich möchte auch nicht einfach von einem Gast aus meinem Pub geküsst werden. Aber wenn man den Eindruck hat, dass das Gegenüber ähnlich empfindet, dann kann es passieren, dass man sich zu einem Kuss hinreißen lässt.«

Will nickte wieder. »Das sehe ich ganz genauso. Aber von einem Polizisten wird erwartet, dass der sich ganz besonders an die Spielregeln hält, deshalb habe ich mich nicht dazu durchringen können.«

Nathalie horchte auf und zog eine Augenbraue hoch. »Dann hast du mich auch schon vor Wochen küssen wollen?«

»Oh ja, und nicht nur einmal«, bestätigte er und sah sie eindringlich an. »Also wollen wir beide das Gleiche. Und wie geht es weiter?«

Sie lehnte sich in ihrem Sessel nach hinten, obwohl sie sich viel lieber auf ihn gestürzt und weiter geküsst hätte. Aber zuvor musste sie etwas klarstellen. »Um die Frage zu beantworten, muss ich ein bisschen ausholen.«

»Wie ich dir schon kurz vor diesem … phänomenalen Kuss gesagt hatte: Ich bin ganz Ohr.«

»Okay«, murmelte sie. »Als ich vor Jahren das Black Feather geerbt habe, da war ich in einer festen Beziehung, aber mein Freund arbeitete in Liverpool …«

»Fernbeziehungen sind oft schwierig«, warf er ein, als sie stockte.

»Richtig, aber das war hier nicht der Fall«, fuhr sie fort. »Das Landleben vertrug sich nicht mit den Designerschuhen meines Freundes und erst recht nicht mit dem Teppichboden in seinem SUV.«

»Oh«, machte er.

»›Oh‹ trifft es sehr gut«, sagte Nathalie. »Mir wurde schnell klar, dass es mir hier so gut gefiel, dass ich nicht mehr zurück nach Liverpool wollte. Und genauso schnell erkannte ich auch, dass mein Freund hier niemals glücklich sein würde. Also haben wir uns getrennt. Etwas später habe ich dann einen anderen Mann kennengelernt, einen Künstler, der aber Managerqualitäten besaß und der die Leitung meines hiesigen Landmarkts übernahm. Er war für das Leben auf dem Land wie geschaffen, und es lief zwischen uns wirklich gut.« Sie ließ eine kurze Pause folgen, da mit einem Mal alles wieder auf sie einstürzte, was sie vor langer Zeit erfolgreich zu den Akten gelegt hatte. »Auf einmal tauchte aus heiterem Himmel seine große Jugendliebe hier auf, ohne dass der eine etwas vom anderen gewusst hatte. Sein Leben begann sich immer mehr um diese Frau zu drehen, und mir wurde klar, dass er an meiner Seite nicht mehr glücklich sein würde, auch wenn er beteuerte, dass sich zwischen uns überhaupt nichts geändert habe. Aber mir entging nicht, wie die beiden sich ansahen. Ich wusste, er würde ihr ewig nachtrauern, wenn er bei mir blieb.«

»Also hast du ihn abgeschossen«, sagte Will leise. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass dir das leichtgefallen ist.«

»Ist es auch nicht«, bestätigte sie. »Und das ist auch der Grund, weshalb ich zumindest im Moment nicht wieder eine feste Beziehung eingehen möchte. Was ich möchte, ist einfach unverbindlichen Spaß haben, ohne mich fragen zu müssen, ob der Mann, mit dem ich gerade zusammen bin, morgen vielleicht auch schon wieder mein Ex ist. Es kann sein, dass ich in einem halben Jahr anders darüber denke, aber das kann ich dir heute nicht versprechen. Ich hoffe, ich habe dir mit dem Kuss keine falschen Hoffnungen gemacht.«

»Hast du nicht«, versicherte er ihr.

»Das heißt … du hast kein Problem damit, dass ich nicht schon davon träume, mit dir eine Familie zu gründen?«, hakte sie nach.

»Nein, kein Problem. Ich finde es gut, wenn man einfach abwartet und sieht, wohin sich das Ganze entwickelt«, sagte er. »Und solange du nicht kategorisch ausschließt, dass aus dem unverbindlichen Spaß mehr werden könnte, bin ich dabei.« Grinsend fügt er an: »Und wann soll der Spaß losgehen?«

»Wann hast du Zeit?«, wollte sie wissen.

»Theoretisch jetzt.«

»Jetzt passt«, sagte sie und musste ebenfalls grinsen, während ihr ein Stein vom Herzen fiel. »Hatte ich dir eigentlich schon mal mein Schlafzimmer gezeigt?«

»Nein.«

»Dann wird es höchste Zeit.« Sie stand auf und kam um den Schreibtisch herum, dann gab sie Will einen langen Kuss auf den Mund und zog ihn hinter sich aus dem Büro. »Ich muss mich nur noch bei Yoshiko abmelden, sonst glauben alle, mir ist was zugestoßen, wenn ich nicht auffindbar bin und auch nicht ans Telefon gehe«, sagte sie zu Will. »Geh schon mal vor, ich bin gleich da.«

»Alles klar«, erwiderte Will lächelnd.

Von ihrem Büro aus war die Küche unweigerlich die erste Anlaufstelle, um nachzufragen, wo sich ihre Assistentin gerade aufhielt. Die Küche bedeutete auch, dass sie wieder Louise würde fragen müssen, aber diesmal würde die sie nicht wieder verhören können. »Louise, hast du Yoshiko gesehen?«, fragte sie und blieb so in der Tür stehen, als müsste sie sofort zu ihrer Assistentin weitergehen.

»Ja, die ist drüben auf dem anderen Parkplatz«, sagte Louise. »Ein Lastwagenfahrer will ihr da etwas an seinem Wagen zeigen, irgendeine Sachbeschädigung, glaube ich.«

»Okay, dann rufe ich sie an«, entgegnete Nathalie.

»Das kannst du vergessen, sie war nämlich hier, um mir ein paar Fotos zu zeigen. Dann kam der Fahrer dazwischen, und sie hat ihr Smartphone liegen lassen.« Dabei zeigte Louise auf den Bereich vor der Durchreiche.

»Oh.« Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.

»Soll ich ihr was ausrichten?«

Nathalie kniff die Augen für einen Moment zusammen und versuchte ein frustriertes Seufzen zu unterdrücken. »Sag ihr einfach, ich bin im Augenblick nicht zu erreichen.«

»Wieder zehn Minuten?«, fragte Louise mit todernster Miene, doch das spitzbübische Funkeln in ihren Augen verriet, was wirklich in ihr vor sich ging.

Diesmal konnte Nathalie spüren, wie ihre Ohren zu glühen begannen. Versuche nie, einer ehemaligen Geheimagentin etwas vorzumachen, ermahnte sie sich und wünschte, sie hätte Louise gar nicht erst gefragt, sondern Yoshiko einfach angerufen. Innerlich gab sie sich einen Klaps auf den Hinterkopf. Hätte sie Yoshiko angerufen, dann wäre Louise wahrscheinlich rangegangen, und damit hätte sie sich in die gleiche Situation gebracht, in der sie jetzt war. Eine SMS, dachte sie. Ja, so würde sie es beim nächsten Mal machen. »Nein, eher länger«, sagte sie. »Ich gebe ihr Bescheid, wenn sie mich wieder erreichen kann.«

»Das werde ich ihr ausrichten«, versprach ihr Louise und fügte in einem undefinierbaren Tonfall hinzu: »Dann viel Erfolg.«

»Da…«, begann Nathalie, unterbrach sich und fragte irritiert: »Wieso wünschst du mir Erfolg?«

Die Köchin zuckte mit den Schultern. »Du hast offenbar irgendwas zu erledigen, also wünsche ich dir viel Erfolg.« Nach einer winzigen Pause redete sie weiter: »Würde ich dir viel Spaß wünschen, dann wüsstest du ja, dass ich weiß, warum du erst mal nicht zu erreichen bist. Und da dir das womöglich etwas peinlich wäre, tue ich so, als wüsste ich es nicht.«

»Du weißt …?« Nathalie seufzte und schüttelte den Kopf. »Das hätte ich mir eigentlich denken können.«

»Nicht nur können, sondern müssen«, erwiderte Louise amüsiert und schob sie aus der Küche. »Und jetzt geh schon. Sonst denkt der arme Will noch, dass du es dir anders überlegt hast.«

Als Police Sergeant Ronald Strutner am Sonntagvormittag gegen elf Uhr auf den kleinen Parkplatz hinter dem Black Feather fuhr, entdeckte er am vordersten Tisch auf der Terrasse seinen Kollegen Will und Nathalie, die in eine Unterhaltung vertieft waren.

»Guten Morgen, ihr zwei«, sagte er, als er sich dem Tisch näherte. »Will, gut, dass du hier bist. Ich hatte auf dem Weg hierher schon bei dir geklingelt, aber du warst nicht da.«

»Ähm … ich war woanders«, antwortete er ausweichend.

Ronald winkte ab. »Du weißt, du musst mir keine Rechenschaft ablegen, wo du in deiner Freizeit bist. Es wäre für mich nur gut zu wissen, ob du im Notfall in drei oder in dreißig Minuten zur Stelle sein kannst.«

»Ich weiß. Es hatte sich nur kurzfristig etwas … ähm … ergeben«, erwiderte Will und warf dabei Nathalie einen fragenden Blick zu. Als sie gelassen nickte, fügte er hinzu: »Ich war bei Nathalie.«

»Ah, okay«, sagte Ronald nur.

»›Ah, okay‹?«, wiederholte Nathalie verwundert. »Ist das alles, was du dazu sagst?«

»Was soll ich sonst sagen? Wurde auch Zeit? Hat ja lange genug gedauert?«, konterte er schmunzelnd.

»Wenn sogar Ronald es gemerkt hat«, warf Louise ein, die am Tisch eintraf und sich mit einer Tasse Kaffee in der Hand zu ihnen setzte, »dann sollte euch klar sein, dass es sehr offensichtlich war.« Sie zwinkerte Ronald zu. »War nicht persönlich gemeint.«

»Habe ich auch nicht so aufgefasst«, sagte er und winkte flüchtig ab. »Aber ernsthaft: Das zwischen euch war schon seit einer ganzen Weile nicht mehr zu übersehen. Immer diese Blicke, wenn der andere gerade woanders hinsieht.«

Nathalie zog verdutzt die Augenbrauen hoch. »Ich nehme an, der Rest der Gang hat das auch schon kommen sehen, oder?«

»Ja, sogar Colonel Jackson«, antwortete Ronald, der auf seinen Schnauzer deutete. Der hatte sich so auf den Beifahrersitz und das Armaturenbrett gestellt, dass er durch die Windschutzscheibe ihren Tisch im Blick hatte.

»Vielleicht sollten wir uns T-Shirts mit dem Schriftzug ›Wir wussten nicht, dass ihr es wusstet‹ drucken lassen«, überlegte Will. »Was meinst du, Nathalie?«

»Gute Idee«, sagte sie amüsiert. »Das erspart uns solche Unterhaltungen wie diese hier.«

»Apropos ›der Rest der Gang‹«, knüpfte Louise an. »Wir sollten uns einen Namen geben. So was wie die Scooby-Gang aus Scooby-Doo.«

Ronald nickte. »Die Idee gefällt mir. Oder so was wie das A-Team.«

»Wir sollten uns was ausdenken«, fand Nathalie, auch wenn sie im Moment nicht die geringste Ahnung hatte, was für ein Name das sein sollte. »Aber erst mal sollten wir uns um Ronald kümmern, der sicher aus einem bestimmten Grund hier ist.«

Dieser nickte, musste aber kurz überlegen, da die Unterhaltung sich in eine ganz andere Richtung entwickelt hatte. »Eine Joggerin hat vorhin angerufen«, berichtete Ronald schließlich, nachdem er sich geräuspert hatte. »Am Rande des Balewood Forest ist ihr ein Wagen aufgefallen, der schon seit gestern da steht. Sie sagt, sie hat den Wagen schon öfter dort gesehen, wenn sie auf ihrer Runde unterwegs war, aber er hat noch nie über Nacht dort gestanden.«

»Balewood Forest?«, sagte Will nachdenklich. »Ist das nicht ein Naturwald?«

»Richtig«, bestätigte Louise prompt. »Der Wald darf zwar betreten werden, aber es sind nie Wege angelegt worden.«

»Also kann man den Wald auf eigene Faust erkunden?«, fragte Nathalie.

»Erkunden ja, aber campieren ist da an sich verboten«, sagte Ronald.

»An sich?«

Er zuckte mit den Schultern. »Na ja, die Chancen sind relativ gering, dass man von irgendjemandem entdeckt wird, wenn man da sein Zelt aufbaut.«

»Vielleicht hat der Fahrer dieses Wagens jetzt auch mal da campiert«, gab Louise zu bedenken.

»Möglicherweise ja, aber die Joggerin war sich sehr sicher, dass so etwas noch nie vorgekommen ist, und sie ist in Sorge, dass dem Fahrer etwas zugestoßen sein könnte«, redete der Police Sergeant weiter. »Allerdings hat sie sich nicht getraut, in den Wald zu gehen und nach ihm zu suchen.«

»Eine gute Entscheidung«, fand Will.

»Oh ja«, meinte Louise. »Sonst wüssten wir vielleicht noch nicht, dass da ein herrenloses Auto herumsteht, und statt einer gäb’s dann womöglich zwei vermisste Personen.«

»Und wie können wir dir helfen?«, wollte Nathalie wissen.

»Ich könnte Hilfe beim Durchkämmen der näheren Umgebung brauchen«, sagte er. »Wenn Will und ich uns da umsehen, brauchen wir ewig …«

»Und wenn wir euch dabei unterstützen, brauchen wir nur halb so ewig«, ergänzte Nathalie grinsend, trank ihren Kaffee aus, gab Will einen Kuss und stand auf. »Dann werden wir euch natürlich helfen.«

»Hm«, machte Ronald und meinte ironisch: »Also, daran muss ich mich trotzdem erst mal gewöhnen.« Dann sagte er: »Danke, dass ihr mitmacht. Ich will nicht gleich eine Hundertschaft mobilisieren, sondern erst nur die unmittelbare Umgebung absuchen. Wenn wir da nicht fündig werden, müssen halt die Kollegen ran.«

»Je eher wir anfangen zu suchen«, meinte Will und stand ebenfalls auf, während Louise betrübt auf ihre Tasse sah, »umso eher können wir fündig werden. Ich weiß, das ist eine Binsenweisheit«, fügte er hinzu. »Aber irgendwas wollte ich jetzt wenigstens auch noch sagen.«

Louise seufzte leise. Der Kaffee war noch viel zu heiß, als dass sie ihn in einem Zug hätte trinken können, und wenn sie ihn stehen ließ, war jetzt schon klar, dass er bei ihrer Rückkehr eiskalt sein würde.