TEUFELSJÄGER 005: Das Grauen steht Pate - W. A. Hary - E-Book

TEUFELSJÄGER 005: Das Grauen steht Pate E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

W. A. Hary: Ein Hilferuf - aus dem Jenseits? Fast zaghaft legte ich den Telefonhörer auf die Gabel zurück. Ich hatte Schwierigkeiten, Ordnung in das Durcheinander zu bringen, das mein Inneres beherrschte. Hilfesuchend schaute ich meinen Freund Don Cooper an. Doch der konnte mir nicht helfen. Er wußte gar nicht, um was es ging. Ich sammelte mich. Dann brachte ich mühsam hervor: "Das - das war ein Anruf - aus dem Jenseits!" Don Cooper blickte mich an, als hätte er mich noch nie zuvor gesehen. Es war klar, daß er an meinem Verstand zweifelte. Ehrlich gesagt, mir erging es ebenso… ________________________________________ Coverhintergrund: Anistasius eBooks – sozusagen direkt von der Quelle, nämlich vom Erfinder des eBooks! HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie, wie es sie inzwischen auch als Hörbuchserie gibt. Die Druckfassung dieser Ausgabe finden Sie hier: hary.li/mtliste001.htm

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W. A. Hary

TEUFELSJÄGER 005: Das Grauen steht Pate

Gesamtausgabe

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Vorbemerkung

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Nach Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band (siehe Druckausgaben hier: http://www.hary.li/mtliste001.htm ) ist jederzeit nachbestellbar.

 

TEUFELSJÄGER 005

Das Grauen steht Pate

von W. A. Hary:

Impressum

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Diese Fassung: © 2010 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius

Titelbild: Thorsten Grewe

 

Vorwort

Fast zaghaft legte ich den Telefonhörer auf die Gabel zurück. Ich hatte Schwierigkeiten, Ordnung in das Durcheinander zu bringen, das mein Inneres beherrschte. Hilfesuchend schaute ich meinen Freund Don Cooper an. Doch der konnte mir nicht helfen. Er wußte gar nicht, um was es ging.

Ich sammelte mich. Dann brachte ich mühsam hervor: »Das - das war ein Anruf - aus dem Jenseits!«

Don Cooper blickte mich an, als hätte er mich noch nie zuvor gesehen. Es war klar, daß er an meinem Verstand zweifelte.

1

Vor Minuten erst war er zu mir gekommen: Don Cooper. Sein Freund Lord Frank Burgess, der Herr von Schloß Pannymoore, hatte ihm ein Telegramm geschickt und ihn darin dringend gebeten, zu kommen - gemeinsam mit mir. Keiner von uns beiden wußte, um was es ging. Es bestand auch keine Möglichkeit, den Lord dessentwegen anzurufen, da es in seinem Schloß kein Telefon gab.

Wir hatten gerade beschlossen, uns noch heute auf die Reise zu machen, als das Telefon schrillte. Ich hatte abgehoben. Ein sehr kurzes Gespräch. Eigentlich war Gespräch schon zuviel gesagt. Es war schlichtweg ein Hilferuf gewesen, und der Hilfesuchende hatte behauptet, vom Jenseits aus anzurufen.

Ich war versucht, das Ganze für einen makabren Scherz zu halten und darüber zu lachen, doch dafür war ich schon zu lange Privatdetektiv und beschäftigte mich schon zu lange mit den Mächten des Jenseitigen. Ich konnte es nicht einfach mit einer Handbewegung abtun.

Don Cooper stand auf, ging an den Schrank und machte mir einen Drink: wenig Whisky und viel Mineralwasser. Das war im Moment mein Favorit.

Indessen tastete ich nach einem Sitz und ließ mich schließlich schwer in einen Sessel fallen.

Mein Blick glitt über die unzähligen Dämonenbanner aller Art, die auf Bildern und teilweise auch in der Gestalt von Amuletten und Figuren mein Apartment dekorierten. Ich blickte darauf, ohne wirklich etwas zu sehen.

Endlich kam Don mit meinem Drink. Ich leerte das Glas mit einem Zug, was überhaupt nicht meiner Art entsprach. Don setzte sich mir gegenüber und beobachtete mich aufmerksam.

»Was ist eigentlich los?« erkundigte er sich.

»Es - es war eine weibliche Stimme«, zwang ich mich zu reden. »Alles ging viel zu schnell. Sie klang hysterisch, voller Panik. Ich habe kaum etwas verstanden. Nur eines blieb mir deutlich im Gedächtnis haften: Hilfe und Jenseits und eine Erklärung.«

»Eine Erklärung?« wiederholte Don gedehnt.

»Ja.« Ich winkte ab. »Aber das ist im Moment unwichtig.« Ich hatte mich inzwischen wieder einigermaßen gefangen und sprang auf. »Don, es war die Stimme von May Harris gewesen!«

Das raubte ihm den Atem. Er forschte in meinem Gesicht, aber ich tat ihm nicht den Gefallen, irgendeine Regung zu zeigen.

Vor meinem geistigen Auge erschien May. Sie war eine etwas seltsame Frau, die in ihrem Leben Schlimmes erfahren hatte. Fünfzehn lange Jahre war sie mit einem Teufelsanbeter verheiratet gewesen, ohne um die Neigungen ihres Mannes Näheres zu wissen. Die Hölle hatte sie erlebt. Edgar Harris, ihr Mann, hatte erst ihre und dann seine Eltern umgebracht. Möglicherweise hatte er mit letzter Tat die Bande mit dem Teufelsbund zerreißen wollen, dem er durch die Mitgliedschaft seiner Eltern zwangsweise ebenfalls angehörte. Der Mord hatte alles nur noch schlimmer gemacht. In ihrer grenzenlosen Verzweiflung hatte May ihren Mann mit dem Wagen in den Tod fahren lassen. Reine Notwehr.

Ihre Verzweiflungstat hatte ungeahnte, grausige Folgen. Es stellte sich heraus, daß Edgar Harris seinen eigenen Tod vorausgeplant und entsprechende Vorbereitungen getroffen hatte. Er wurde zum Wiedergänger, verließ sein Grab und festigte endgültig seine Herrschaft über den Bund der Teufelsanbeter.

May trat an mich heran. Ich sollte ihr helfen. Das hätte beinahe unser beider Ende bedeutet. Buchstäblich im letzten Moment hatte uns Don Cooper gerettet. Dabei waren sämtliche Teufelsanbeter, die sich anläßlich unserer Opferung versammelt hatten, ums Leben gekommen. Dort, wo das Hauptquartier sich einst befand, sah man seit zwei Tagen nur noch einen tiefen Krater.

May Harris und ich waren uns nähergekommen. Die Ereignisse hatten uns zusammengeschweißt.

»Du bist verrückt«, sagte Don Cooper und weckte mich damit aus meinen Gedanken.

»Vielleicht«, gab ich knapp zur Antwort und nahm meine Jacke vom Haken.

»Wo willst du hin?« fragte Don verständnislos.

Ich blieb stehen und musterte ihn.

»May fuhr in die City, um Besorgungen zu machen. Das war vor etwa zwei Stunden.«

»Na und?«

»Na und!« äffte ich nach. »Glaubst du wirklich, ich halte es hier aus, bis May wiederkommt, oder es sich herausstellt, daß sie sich wirklich in Gefahr befindet? Möglicherweise kommt dann jegliche Hilfe zu spät. Egal, woher der Anruf kam - ob wirklich aus dem Jenseits oder nicht - ich werde der Sache nachgehen.«

Ich verließ die Wohnung. Don Cooper blieb mir dicht auf den Fersen.

»Ich frage mich manchmal, warum ich eigentlich dein Freund bin«, murrte er. »Ich möchte es ein einziges Mal erleben, daß du reagierst, wie man es von anderen Menschen gewohnt ist. Kannst du denn nicht mit mir reden wie mit einem erwachsenen Menschen? Kannst du mir nicht sagen, was du vorhast? Wir könnten die Dinge gemeinsam angehen. Aber nein, du läßt mich hinter dir drein laufen und gefällst dir in der Rolle des Auserwählten, der als einziger weiß, wohin die Reise geht.«

Er hatte sich regelrecht in Zorn geredet. Wir betraten den Fahrstuhl, den ich abgerufen hatte und der inzwischen angekommen war.

»Du mußt entschuldigen, Don«, gab ich ein wenig kleinlaut zurück. »Ich habe lange Zeit allein arbeiten müssen. Ich weiß, du hast inzwischen bewiesen, daß ich mich auf dich verlassen kann, aber bevor ich irgend etwas mit dir besprechen kann, muß ich mir selber erst einmal darüber im klaren sein. Tut mir leid, aber kein Mensch kann über seinen Schatten springen.«

Er schwieg verbissen. Das blieb auch noch so, als wir im Erdgeschoß den Fahrstuhl verließen und auf die Straße hinaustraten. May hatte sich den Leihwagen genommen. Wir besaßen ihn seit gestern. Es hatte sich herausgestellt, daß ihr eigenes Fahrzeug bei der Katastrophe mit den Teufelsanbetern in ein Wrack verwandelt worden war. Das Hauptquartier der Schwarzen Diener hatte sich unter dem Haus ihrer Eltern befunden.

Ich selber besaß im Moment kein eigenes Fahrzeug.

Don Coopers Wagen stand direkt vor der Tür. Beide traten wir an die Fahrerseite. Ich hielt die Hand auf.

Don zögerte eine Sekunde. Dann knallte er mir die Wagenschlüssel in die geöffnete Rechte.

Ich blickte in seine grimmige Miene und mußte plötzlich lachen. Don stutzte. Dann lachte auch er. Die Spannung zwischen uns löste sich.

Ich schloß auf, und wir stiegen ein.

»Du bist unmöglich«, behauptete Don, doch es klang nicht mehr so ernst. »Darf man wenigstens erfahren, wohin die Fahrt geht? In die Stadt? Wie willst du in dem Tohuwabohu deine Freundin May finden?«

Ich schüttelte den Kopf. Es tat mir leid, Don schon wieder vor den Kopf stoßen zu müssen, wenngleich es mir als unabwendbar erschien.

»Bitte, frage mich nicht. Ich kann dir darauf keine Antwort geben.«

Man konnte ihm nicht ansehen, was er dachte.

Ich fuhr an und verließ den Parkplatz vor dem Apartmenthaus im Ortsteil Bayswater, Nähe Bayswaterstation, wo ich vor Jahren im fünften Stockwerk ein kleines Apartment gekauft hatte. Leider hatte ich nicht oft Gelegenheit, hier zu wohnen.

Bald passierten wir den Bahnhof in Paddington, den Agatha Christie durch einen Krimi berühmt gemacht hatte, und erreichten schließlich die Ausfallstraße A 5, hier noch Edgware Road genannt.

»Moment«, meldete sich Don Cooper zu Wort, »ich denke, deine Freundin ist in der City? Wie ich sehe, sind wir dabei, London den Rücken zu kehren?«

Ich schwieg verbissen. Was hätte ich auch sagen können? Die telefonische Anweisung war sehr vage gewesen: Die A 5 nehmen, Ortsteil Barnet durchqueren, dann Richtung St. Albans. Die Verbindung war abgebrochen, ehe die Stimme mir hatte Näheres mitteilen können.

Als wir London hinter uns hatten, wartete Don Cooper noch immer auf eine Antwort von mir. Vor uns öffnete sich freie Natur. Links Felder und Wiesen, rechts ein kleines Waldstück.

Plötzlich begann sich der Wagen zu schütteln, als wäre etwas mit dem Fahrwerk nicht in Ordnung. Es dauerte nur kurz an. Dann war alles wieder wie zuvor.

Das Waldstück rückte näher.

»Hast du eigentlich deinen Schavall dabei?« erkundigte sich Don Cooper.

Automatisch tastete ich nach dem Ding, das an einer Kette unter dem Hemd baumelte. Es war meine wirkungsvollste Waffe und mein wirkungsvollster Schutz, wenn es sich auch oft genug bewiesen hatte, daß das geheimnisvolle Ding sich selbständig machen konnte. Es besaß zuweilen ein recht unartiges Eigenleben, obwohl ich eine ganze Ecke hilfloser gewesen wäre, hätte ich ohne es auskommen müssen.

Ich spürte es deutlich unter dem dünnen Baumwollhemd. Es bestand aus einem roten, undefinierbaren, in der Form einer Pupille geschliffenen Stein. Dieser und die Metalleinfassung verliehen dem Ganzen das Aussehen eines Auges, das meistens tot wirkte, oft allerdings ziemlich aggressiv glühte, weshalb ich den Schavall oft auch Dämonenauge nannte.

Ich griff das Ding fester.

Deutlich spürte ich, wie es sich erwärmte. Die Wärme war nicht unangenehm. Die Hand saugte sie wie gierig auf.

Ein eigenartiges Gefühl bemächtigte sich meiner. Ich schaute auf den Wald und glaubte deutlich eine Abzweigung von der Straße zu sehen, obwohl diese eine Sekunde vorher noch nicht dagewesen war. Die Stelle raste näher. Ich erlebte es wie in Zeitlupe. Der abzweigende Weg war holprig und erinnerte an einen Feldweg. Die Luft darüber flimmerte eigenartig.

Ich wundere mich noch heute darüber, daß es mir gelungen war, mir in der Kürze des Augenblicks so viele Details merken zu können. Der Weg war steinig und führte direkt auf den Wald zu, der sich nur wenige Yards neben der Straße befand. Auf wunderbare Weise war da eine Lücke entstanden. Es schien, als wäre der Wald nur eine Kulisse, in der sich ein Tor geöffnet hatte. Diese Öffnung zog mich an. Sie lockte.

Ich umklammerte den Schavall wie einen Rettungsanker. Er erhitzte sich stärker. Der Eindruck des abzweigenden Weges vertiefte sich noch.

Dann war ich mit dem Wagen heran. Ich ließ den Schavall los und griff mit beiden Händen ans Lenkrad.

Die Reifen kreischten protestierend. Don Cooper ließ einen erstickten Schrei hören. Er wollte mir ins Steuer fallen.

Es war schon zu spät. Wild schleudernd verließ das Fahrzeug die Straße und raste auf den Wald zu.

Ich erschrak.

Da war keine Wegabzweigung. Da war auch keine Lücke im Wald. Dicht an dicht standen die Bäume. Die Abstände dazwischen hätten höchstens ein Fahrrad hindurchgelassen, aber auf keinen Fall ein Auto.

2

Die Welt bestand aus Sonnen, die umeinander wirbelten, das All mit gleißendem Licht versorgend, das in allen Farben des Spektrums schillerte und weh tat - weh tat im Kopf. Es brummte seltsam, als würde das Ganze durch einen starken Motor angetrieben.

Mit diesem verwirrenden Eindruck erwachte ich.

Es dauerte danach eine Weile, bis ich mich in der Wirklichkeit zurechtgefunden hatte. Leicht wurde mir das nicht gemacht. In meinem Rücken spürte ich die Druckstellen kleiner Steine. Es roch nach Staub und nach - Flieder.

Es kostete mich unendliche Überwindung, die Augen zu öffnen. Ich wollte nicht sehen, was um mich herum war. Da war die schreckliche Vorstellung, in einem Krankenhaus zu erwachen - vielleicht zum Krüppel auf Lebenszeit verurteilt, vielleicht zusätzlich noch mit der Gewißheit, Don Cooper auf dem Gewissen zu haben?

Ich versuchte, die Gedanken an das schreckliche Ereignis auf der Landstraße nach St. Albans zu verdrängen. Es gelang mitnichten. Immer wieder zwangen sich mir die Bilder auf - Momentaufnahmen, die unauslöschlich blieben. Ich sah die heranrasende Wand aus Waldbäumen und...

Ächzend ruckte ich auf. Ich wunderte mich gar nicht darüber, daß ich mich - weder im Krankenhaus noch überhaupt in einem Bett befand. Ich hatte in meinem Rücken kleine Steine gespürt, und dieser Eindruck war echt gewesen. Jetzt konnte ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen. Ich befand mich auf einem staubigen Feldweg, der sich schnurgerade vor mir fortsetzte und sich hinter einem sanften Hügel verlor.

Ich warf einen Blick zur Seite. Don Cooper. Auch er kam gerade zu sich.

Ich schaute über die Schulter zurück. Wie könnte es mir heute möglich sein, meine damalige Hilflosigkeit und Fassungslosigkeit zu beschreiben.

Auch hinter mir dieser Weg. In sanften Kurven durchquerte er die hügelige, unberührte Landschaft. Eine Meile hinter mir eine Gabelung. Der abzweigende Weg war allerdings schmäler und schien von geringerer Bedeutung zu sein.

Ich faßte mir an den Kopf und bemühte mich, Herr über das Chaos zu werden, das mein Inneres beherrschte.

Was war passiert?

Noch immer die Bilder der letzten Sekunde. Der heranrasende Wald und... Ja, was war dann geschehen? Wie kam ich hierher?

Ein Blick auf Don.

Wie kamen WIR hierher?

Ich bemerkte die Fassungslosigkeit Dons. Er erschien unverletzt. Nur sein Anzug war staubig.

Er schaute mich an wie das achte Weltwunder.

»Willkommen im Jenseits!« versuchte ich einen Scherz.

Im nächsten Moment durchzuckte mich der Schreck.

Was hatte ich da gesagt? Jenseits?

Ich erinnerte mich an ein anderes Bild als das kurz vor der Bewußtlosigkeit. Ich erinnerte mich des Weges, der scheinbar von der Landstraße nach St. Albans wegführte, des Eindrucks, der Wald sei nur eine Kulisse, in der sich ein leuchtendes Tor geöffnet hatte, durch das sich der Weg wand.

Auf einmal war ich absolut sicher, daß sich Don und ich nirgendwo anders als ausgerechnet auf diesem imaginären Weg befanden. Sobald ich den Schavall losgelassen hatte, war der Weg verschwunden: Der Wagen war über die paar Yards unbebautes, verwildertes Feld gehoppelt und am Ende gegen die Bäume gekracht.

Und wir fanden uns anschließend hier wieder. So unglaublich es auch klang, aber es sprach nichts dagegen.

Vorsichtshalber zwickte ich mir in den Arm. Der Schmerz war deutlich. Die Ausrede, ich würde träumen, mußte ich fallen lassen.

Welche Konsequenz ergab sich jedoch aus allen meinen Schlußfolgerungen?

Mein Verstand weigerte sich entschieden, den Gedanken weiterzuflechten. Ich war stärker und überwand die Gegenwehr. Ich wollte endlich Gewißheit, wollte Licht in das Dunkel bringen.

Noch einmal rekonstruierte ich von Anfang an. Ich begann mit dem Anruf. Eine seltsame Sache. Ich meldete mich am Hörer, und dann legte die weibliche Stimme am anderen Ende auch schon los: »Mark.. . Jenseits.. . Mark... mußt mir helfen... grausame Falle... helfen... Ruf aus dem Jenseitigen... Straße A 5 Richtung St. Albans über Barnet!« Ja, das war eigentlich alles, an was ich mich erinnern konnte. Die Frau am anderen Ende hatte geschrien und geschluchzt.

Und ich war immer noch sicher, daß es sich um die Stimme von May Harris, geborene Cartwright, gehandelt hatte!

Deshalb, nur deshalb war ich die angegebene Richtung gefahren. Hätte ich Don etwas davon gesagt, hätte ich mich mit ihm abgesprochen - sicher wäre er dagegen gewesen. Eine sinnlose, zeitraubende Diskussion hätte das entfacht. Dabei hätte ich ihm nicht einmal einen Vorwurf daraus machen können: Jeder andere hätte mich wahrscheinlich ebenfalls ausgelacht.

Ich war trotzdem gefahren, hatte den eigenartigen Weg gesehen, war aus unerfindlichen Gründen daraufgebogen und befand mich hier. Letzteres war eine unumstößliche Tatsache. Da biß keine Maus den Faden ab.

Ich sah mich nach allen Seiten um. Am Wegesrand stand ein blühender Fliederbusch, dessen Geruch die Luft schwängerte.