TEUFELSJÄGER 018: Im Kittchen sitzt ein Geist - W. A. Hary - E-Book

TEUFELSJÄGER 018: Im Kittchen sitzt ein Geist E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

TEUFELSJÄGER 018: Im Kittchen sitzt ein Geist - A. Hary:"Wer schon diesen Titel ungewöhnlich findet - sollte mal den dazugehörigen Roman lesen!"     Ein schauriges Röhren erklang. Das geisterhafte Gebilde festigte sich wieder, wurde sekundenlang zu einem Mann.      Der Mann breitete die Arme aus, schrie gellend und taumelte vorwärts - genau auf die Kameraden zu.      Sie wurden vom Grauen auf die Stelle gebannt und vermochten sich nicht zu rühren.      Keiner wich aus.      Er erreichte sie - und ging einfach durch sie hindurch!      "Halt!" rief die Gefängnisaufsicht außer sich.      "Ein Geist", murmelte einer…    Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Ab Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt!   Coverhintergrund: Anistasius   eBooks – sozusagen direkt von der Quelle, nämlich vom Erfinder des eBooks!   HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie, wie es sie inzwischen auch als Hörbuchserie gibt.   Nähere Angaben zum Autor siehe hier: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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W. A. Hary

TEUFELSJÄGER 018: Im Kittchen sitzt ein Geist

„Wer schon diesen Titel ungewöhnlich findet - sollte mal den dazugehörigen Roman lesen!“

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._HaryBookRix GmbH & Co. KG80331 München

TEUFELSJÄGER 018

Im Kittchen sitzt ein Geist

von W. A. Hary: „Wer schon diesen Titel ungewöhnlich findet - sollte mal den dazugehörigen Roman lesen!“

 

Impressum: Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Copyright dieser Fassung 2013 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius

 

Hinweis:

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Nach Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt!

 

 

Vorwort

 

Ein schauriges Röhren erklang. Das geisterhafte Gebilde festigte sich wieder, wurde sekundenlang zu einem Mann.

Der Mann breitete die Arme aus, schrie gellend und taumelte vorwärts - genau auf die Kameraden zu.

Sie wurden vom Grauen auf die Stelle gebannt und vermochten sich nicht zu rühren.

Keiner wich aus.

Er erreichte sie - und ging einfach durch sie hindurch!

»Halt!« rief die Gefängnisaufsicht außer sich.

»Ein Geist«, murmelte einer…

 

1

Die Gefangenen der Saarbrücker Strafanstalt Lerchesflur arbeiteten routiniert. Sie hatten sich frei-willig gemeldet und im Laufe der Zeit Übung im Sortieren von Heftromanen und anderen Publikationen erworben. Auf die Titel und bunten Bilder achteten sie kaum. Dafür waren es zu viele. Sie wußten nur, daß die sortierten Druckerzeugnisse anschließend zu den Einzelhändlern gefahren wurden. Was sie also ta-ten, waren die Vorbereitungen für die wöchentliche Auslieferung.

Felix Kühn bildete in der Gruppe der hier beschäftigten Strafgefangenen keine Ausnahme.

Bis er ein bestimmtes Heft in die Finger bekam.

Felix Kühn stutzte. Oben links war ein grinsender Totenschädel abgebildet, dessen linke Seite von einem Spinnennetz zum großen Teil verdeckt wurde. Mitten im Netz lauerte eine fette Spinne. Rechts von der Abbildung schloß sich in großer Schrift an: Geister-Krimi. Auch das bekannte Zeichen des Martin Kelter Verlages fehlte nicht.

Das alles war es nicht, was die Aufmerksamkeit von Felix Kühn erregte, sondern das darunter befindliche Bild: eine wunderschöne Frau, Mitte zwanzig, tief dekolletiertes Abendkleid. Sie hielt ein Reagenzglas gegen das Licht einer altmodischen Petroleumlampe und blickte hinein. Der Inhalt des Glases war ein etwa daumengroßer Mann, der tief bestürzt die durchsichtige Wand seines Gefängnisses abtastete.

Alles in Felix Kühn wehrte sich dagegen, aber tief im Unterbewußtsein rührte sich eine Erinnerung.

Es gelang ihm nicht, sie völlig zurückzudrängen. Je länger er die Abbildung betrachtete, desto stärker wurde sie - bis sie schließlich seinen Verstand überflutete.

Mit einem Male wußte er, wer auf diesem Bild dargestellt wurde: Joanna Silver, geborene Wyler, und David Marshal!

Sie war eine Hexe und er ihr ehemaliger Geliebter, von dem sie sich im Stich gelassen fühlte und den sie suchte, um Rache an ihm zu üben.

Die Illustration nahm das Ergebnis vorweg. Hier hatte die Hexe den verhaßten David Marshal bereits in ihren Fängen.

Felix Kühn ließ das Heft fallen und stieß ein ellenlanges Stöhnen aus, das direkt aus einem Grab zu kommen schien.

Erstaunt sahen die anderen herüber. Kühn war ein Leidensgenosse. Jeder kannte ihn. Er galt im allgemeinen als ruhig und verschlossen.

Was ging mit ihm vor?

Dicke Schweißperlen standen auf seiner Stirn. In den unnatürlich geweiteten Augen flackerte so etwas wie Irrsinn. Er preßte mit beiden Händen gegen seinen Schädel, wie um ihn so vor dem Zerspringen zu bewahren.

Dann sprang er auf. Wankend stand er da - wie ein Schilfrohr im wehenden Wind.

Im nächsten Augenblick geschah das Schreckliche: Die Konturen von Felix Kühn verschwammen. Er verwandelte sich in ein nebelhaftes Gebilde, das hin und her wallte.

Die hier Anwesenden hatten die Verwandlung ihres Mithäftlings mitbekommen. Entsetzen spiegelte sich in ihren Gesichtern. Auch die Aufsicht war zu entsetzt, um eingreifen zu können.

Ein schauriges Röhren erklang. Das geisterhafte Gebilde festigte sich wieder, wurde sekundenlang zu dem Mann, der auf dem Titelbild des Gruselromans dargestellt war.

Der Mann breitete die Arme aus, schrie gellend auf und taumelte vorwärts - genau auf die Kameraden zu.

Sie wurden vom Grauen auf die Stelle gebannt und vermochten sich nicht zu rühren.

Keiner wich aus.

Er erreichte sie - und ging einfach durch sie hindurch!

»Halt!« rief die Aufsicht außer sich.

»Ein Geist«, murmelte einer.

Es war leise ausgesprochen, doch jeder hatte es gehört, und die beiden Worte brannten sich in ihre Gehirne wie mit Säure ein.

Felix Kühn war in Wirklichkeit gar nicht Felix Kühn. Er war ein Wesen, das ganz offensichtlich nicht aus Fleisch und Blut bestand und für das geltende physikalische Gesetze keine Wirkung hatten.

Was hatte dieses Geschöpf dazu veranlaßt, die Maske fallen zu lassen?

Niemand wußte es zu sagen. Sie konnten nur mit ungläubigen Blicken das Geschehen weiter verfolgen.

Felix Kühn kam zur gegenüberliegenden Wand. Er machte nicht halt davor.

Mit den Händen versank er zuerst in dem stabilen Hindernis. Er bewegte sich weiter, als gäbe es überhaupt keine Mauer. Langsam entschwand er aus dem Blickfeld der Zurückgebliebenen.

Sie starrten sich an. Ihre Gesichter spiegelten das wider, was sie empfanden: Nacktes Grauen!

Die Aufsicht blickte zu dem nun leeren Platz von Felix Kühn hinüber. Daraufhin gab sie endlich Alarm.

*

Wachtmeister Werner Sertl schaute zufällig in den Gefängnishof hinunter. Er traute seinen Augen nicht, als plötzlich ein Mann aus der Mauer auf der anderen Seite trat.

Sertl schüttelte den Kopf, um den Alpdruck loszuwerden.

Der Mann trug Sträflingskleidung und bewegte sich wie ein Traumwandler.

Jetzt erkannte Sertl den Mann. War das nicht Felix Kühn, der drüben im Gebäude die Wochenauslieferung von Romanheften und Zeitschriften für die einzelnen Händler sortierte, gemeinsam mit anderen, die sich ebenfalls für diese Beschäftigung gemeldet hatten?

Kaum hatte Werner Sertl das gedacht, als der Gefangene auch schon sein Äußeres veränderte. Seine Konturen waren nie ganz stabil. Das war jetzt deutlich zu erkennen.

War es ein Geist? Ein Wesen, das nicht von dieser Welt stammte?

Werner Sertl hätte unter normalen Umständen über diesen Verdacht gelacht, aber da gab es plötzlich Alarm, und es brauchte ihm niemand zu sagen, auf wen dieser gemünzt war.

Im ganzen Gefängnis wurde man jetzt aufmerksam. Die Sirene heulte ihr scheußliches Lied, eine Alarmglocke schrillte. Alle Wachbeamten eilten auf ihre Plätze.

Inzwischen hatte Felix Kühn den Hof halb überquert. Nichts schien ihn aufhalten zu können. Auch als man ihn anrief, reagierte er nicht.

Da verlor einer die Nerven und schoß auf ihn.

Doch auch das blieb ohne Wirkung!

Felix Kühn ging mit wankendem Schritt weiter und erreichte die hohe Außenmauer.

*

Heinz Grässer bog mit seinem Wagen in die Stieringerstraße ein. Zwischen ihr und dem Lerchesflurweg erstreckte sich die weitläufige Anlage der Saarbrücker Strafanstalt in Alt-Saarbrücken.

Heinz Grässer war auf dem Weg zu seinem Schwiegersohn, der in der Stieringerstraße wohnte.

Nach etwa hundert Metern kam er zu der hohen Umgrenzungsmauer aus nacktem Sichtbeton, die fast die Straße berührte und dann wieder zurückwich, um der Häuserreihe rechter Hand Platz zu machen, in der Bedienstete der Anstalt wohnten. Gegenüber war ein kleines Hotel, dem sich ein paar Hochhäuser anschlossen. Wenn man zwischen ihnen hindurchsah, konnte man einen Großteil der Stadt überblicken, denn die Strafanstalt befand sich auf einem der höchsten Hügel der saarländischen Landeshauptstadt.

Aber Heinz Grässer hatte für solche Dinge keinen Blick, denn in diesem Moment ertönte die Alarmglocke, begleitet vom Wimmern der Sirene.

Grässers Schwiegersohn arbeitete in der Strafanstalt, und somit wußte er, was es bedeutete: Jemand war ausgerückt!

Unwillkürlich bremste Heinz Grässer. Er warf einen Blick in den Rückspiegel - und erstarrte. Soeben trat ein Mann in Anstaltskleidung aus der Betonmauer, als bedeutete sie für ihn überhaupt kein Hindernis!

Der Vorgang setzte dem unbescholtenen Mann so sehr zu, daß er beinahe die Böschung hinuntergefahren wäre, die linker Hand steil von der Straße abfiel und in dem Hof vor Nummer neunzehn endete. Eine schmale Fußgängerbrücke über dem Hof spannte sich von der Stieringerstraße hinüber in die erste Etage des in starker Hanglage errichteten Hochhauses. Gerade im rechten Augenblick noch brachte Grässer sein Fahrzeug zum Stehen.

Der Unbekannte, der durch stabile Betonwände gehen konnte, kam direkt auf ihn zu.

Heinz Grässer spürte den Impuls zur Flucht in sich, war aber unfähig, ihm zu gehorchen. Das Entsetzen hielt ihn in den Klauen und ließ ihn nicht mehr los.

Erstaunlich schnell kam der Unheimliche voran, obwohl er nur langsame Schritte machte. Ein Widerspruch, der durch nichts erklärt werden konnte - außer dadurch, daß es hier nicht mit rechten Dingen zuging!

Der Unheimliche passierte Heinz Grässer und bewegte sich in Richtung Schutzbergstraße fort.

Erst als er diese abschüssige Straße hinuntergegangen und für Heinz Grässer nicht mehr zu sehen war, kam in den älteren Mann wieder Bewegung. Er stieg aus. Seine Knie waren so weich, daß er sich abstützen mußte.

Es war schade, daß er den Unheimlichen nicht verfolgt hatte, denn so versäumte er die Beobachtung eines weiteren Phänomens.

Felix Kühn, den Augenzeugen seines Ausbruchs später nur noch den Geist nannten, der im Kittchen gesessen hatte, stolperte und verlor den Boden unter den Füßen. Sein schlaffer Körper, der sich nun nicht mehr von dem eines normalen Menschen unterschied, kugelte über das Kopfsteinpflaster quer durch die Linkskurve und blieb vor den hier befindlichen Garagen liegen.

Kein Mensch befand sich auf der Straße.

Sekundenlang rührte Felix Kühn sich nicht. Plötzlich richtete er sich auf und blickte sich um. Er griff sich an den Kopf, als wollte er sich an etwas erinnern, was ihm entfallen war. Dann sprang er auf die Beine, barg das Gesicht in den Händen.

Während er noch da stand, verwandelte er sich in einen Mitvierziger in unauffälliger Straßenkleidung und bereits leicht ergrauten Schläfen.

Er ließ die Hände sinken. Niemand hätte mehr in ihm den entflohenen Strafgefangenen Felix Kühn erkannt.

Und doch flackerte in seinen Augen die Angst - die nackte Angst.

Er ging weiter, bog in die Metzer Straße ein und hielt nach einer Telefonzelle Ausschau.

Ja, er hatte Angst, und sie schnürte ihm die Kehle zu. Aber vielleicht gab es einen Menschen, den er um Hilfe bitten konnte?

*

Felix Kühn hatte an einen ganz bestimmten Menschen gedacht. Er mußte die Metzer Straße hinunter bis zur Vorstadtstraße gehen, bis er endlich die ersehnte Telefonzelle auf dieser Strecke fand. Keiner der zahlreichen Kraftfahrer, die an ihm vorbeifuhren, achtete auf ihn. Er erschien völlig unauffällig.

Natürlich besaß Felix Kühn keinerlei Geld, doch das brauchte er gar nicht. Er setzte seine besonderen Fähigkeiten ein, um die Deutsche Bundespost ausnahmsweise einmal um ein paar Mark auszutricksen.

Felix Kühn hob den Hörer ab und drückte den Daumen gegen den Einwurfschlitz. Der Automat reagierte, als hätte er eine Münze eingeworfen. Kühn konnte wählen.

Wenig später hatte er eine Verbindung mit London. Am anderen Ende der Leitung läutete es.

Felix Kühn fieberte dem Moment entgegen, an dem endlich abgehoben wurde.

Er mußte sich bis dahin ein wenig gedulden.

*

Lord Burgess war am Vortag mit seinem Butler nach Schloß Pannymoore abgereist. Zum erstenmal hatte er mir den Vorschlag gemacht, meine Wohnung hier in London aufzugeben und gemeinsam mit meiner Freundin May Harris auf sein Schloß zu ziehen. Die Argumente die dafür sprachen, waren nicht von der Hand zu weisen.

Schloß Pannymoore, einst heimgesucht von einem schrecklichen Fluch, dem ich ein Ende bereitet hatte, war noch immer aufgeladen mit magischer Energie, die allerdings dem Lord gehorchte. Ich kannte keinen Ort, der sicherer war gegen die Einwirkungen der bösen Kräfte aus dem Jenseitigen, denen ich den Kampf angesagt hatte. Auch Don Cooper sah das ein. Er spielte schon mit dem Gedanken, sein Penthouse zu kündigen und überzusiedeln.

Doch gab es auch eine entscheidende Tatsache, die mich letztlich dazu veranlaßte, Lord Burgess einen Korb zu geben: Schloß Pannymoore besaß nämlich kein Telefon! Und was war ein Privatdetektiv ohne Fernsprecher? Solange hier keine Änderung eingetreten war, mußte alles wohl oder übel beim alten bleiben.

Ich hatte die Nacht in der Wohnung von May Harris verbracht. Sie mochte mein Apartment nicht. Es war ihr zwischen den Dämonenbannern, Teufelsmasken und dergleichen einfach zu unheimlich. Deshalb hatte sie sich vor einiger Zeit eine eigene Bleibe gesucht.

Jetzt hielten wir mit dem gemieteten Morris vor dem Apartmenthaus in Bayswater. May Harris hatte sich bereit erklärt, mir beim Reinemachen behilflich zu sein. Sie wußte, wie ungern ich eine solche Arbeit verrichtete.

Wir betraten das Haus und gingen zum Fahrstuhl. Unterwegs nach oben sprachen wir kein Wort. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

Ich dachte an unseren Kampf gegen das Komplott der sieben Geister. Das Komplott hatte mir arg zugesetzt. Jetzt war es endlich zerschlagen.

Doch einem Hauptgegner war die Flucht gelungen: der Hexe Joanna Silver, geborene Wyler! Mit ihr war also noch zu rechnen. Und wozu sie fähig war, hatte sie zur Genüge bewiesen.

Als wir den Fahrstuhl verließen, vernahmen wir das Schrillen eines Telefons. Unwillkürlich horchte ich auf.

Wir befanden uns im fünften Stock. Es gab wie in jeder Etage zehn unterschiedlich große Wohnungen. Meine gehörte zu den kleinsten mit einem Zimmer, einer Kochnische und einem winzigen Bad.

Wenn mich nicht alles täuschte, kam das Läuten aus meinem Apartment!

Ich lief rasch hin, hob mit einer Routineformel den magischen Türschutz auf und steckte den Schlüssel ins Schloß.

May Harris drängte gemeinsam mit mir hinein. Sie schloß die Tür hinter mir, während ich abhob und mich meldete: »Mark Tate!«

Mein Gesprächspartner schnappte hörbar nach Luft.

»Bin ich richtig verbunden mit dem Londoner Privatdetektiv?«

»Ganz recht!« bestätigte ich.

Meine Nackenmuskeln spannten sich. Ein schlechtes Zeichen, und auf meinen Instinkt konnte ich mich verlassen.

Unwillkürlich tastete ich nach dem Schavall, jenem geheimnisvollen Amulett, das die Form eines Auges hatte und an einer Halskette unter meinem Hemd hing.

Aber das Amulett, das ich wegen seiner Form auch gern Dämonenauge nannte, verhielt sich neutral. Es erwärmte sich nicht, was ein Zeichen dafür gewesen wäre, daß ich direkt mit magischen Kräften konfrontiert wurde - Kräften, die negativer Natur waren.

Ganz verläßlich war der Schavall allerdings nicht, wie ich aus Erfahrung wußte. Oftmals entwickelte er ein gespenstisches Eigenleben.

»Ich - ich rufe aus Deutschland an.«

»Deutschland?«

Der Anrufer hatte offenbar Scheu, endlich auf den Grund des Anrufes zu sprechen zu kommen. Ich ließ ihn zappeln. Er sollte aus sich heraus mir berichten, was ihn bewegte.

»Um es genauer zu sagen, befinde ich mich in der Hauptstadt des Bundeslandes Saarland, in Saarbrücken. Ich - ich brauche Ihre Hilfe, Mr. Tate. Sie werden mich zwar nicht kennen, aber ich kenne Sie dafür umso besser. Ich weiß viel um Ihre Person. Nur Sie allein können jetzt noch etwas für mich tun. Sonst bin ich rettungslos verloren.«