TEUFELSJÄGER 024: Treffpunkt: Jenseits - W. A. Hary - E-Book

TEUFELSJÄGER 024: Treffpunkt: Jenseits E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

TEUFELSJÄGER 024: Treffpunkt: Jenseits - A. Hary: "Das Land ORAN – nicht in dieser Welt!"  Wir kennen das Grauen des sogenannten Buches der Weisheiten – und können uns einfach nicht vorstellen, daß es sogar ohne dieses Buch wirklich noch schlimmer kommen könnte für Mark Tate – bevor wir ihn gelesen haben, den hiermit vorliegenden Roman... Treffpunkt: Jenseits - von W. A. Hary     Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate und seine Freunde. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Auch jede Druckausgabe ist jederzeit nachbestellbar – zum Beispiel hier: hary.li/mtliste001.htm.   Coverhintergrund: Anistasius   eBooks – sozusagen direkt von der Quelle, nämlich vom Erfinder des eBooks!   HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie, wie es sie inzwischen auch als Hörbuchserie gibt.   Nähere Angaben zum Autor siehe hier: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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W. A. Hary

TEUFELSJÄGER 024: Treffpunkt: Jenseits

„Das Land ORAN – nicht in dieser Welt!“

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._BookRix GmbH & Co. KG80331 München

TEUFELSJÄGER 024

 

Treffpunkt: Jenseits

W. A. Hary:

„Das Land ORAN – nicht in dieser Welt!“

 

Wir kennen das Grauen des sogenannten Buches der Weisheiten – und können uns einfach nicht vorstellen, daß es sogar ohne dieses Buch wirklich noch schlimmer kommen könnte für Mark Tate – bevor wir ihn gelesen haben, den hiermit vorliegenden Roman...

Treffpunkt: Jenseits - von W. A. Hary

 

Impressum

 

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Copyright dieser Fassung 2014 by www.HARY-PRODUCTION.de

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius

 

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band ist jederzeit nachbestellbar.

 

1

Ich las den Sinnspruch:

»Kenne Dein Ziel und strebe danach - doch kämpfe aufrichtig, ehrlich und fair - willst du ein Gerechter sein!«

Im nächsten Moment verschwand die Einrichtung des kleinen, verstaubten Buchantiquariats um mich herum.

Ich war nicht mehr Mark Tate, der Londoner Privatdetektiv, sondern Sehmuhl der Eroberer!

Und Sehmuhl blickte mit brennenden Augen zum Heiligen Berg hinüber. Wie lange hatte er, der aus dem Stamm der Kandolen hervorging, danach gesucht? Nach dem Berg und dem sagenhaften Eingang ins Innere?

Und jetzt stand er davor!

»Komm zum Heiligen Berg!« ver­kündete die Sage. »Und schaue das Glück! Aber sei ein Gerechter, denn über die Ungerechten bringt der Heilige Berg Verdammnis und Tod!«

»Dummes Zeug«, murmelte Sehmuhl vor sich hin. »Ammenmärchen, um einen abzuschrecken!«

Ihn interessierte nur eines: Im Heiligen Berg, hinter dem Eingang zum Glück, lag angeblich das Schwert der Gerechten. Eine Art Wunderwaffe, ultimativ für den, der es besaß.

Aber auch darüber stand etwas ge­schrieben: »Macht und Vollkommenheit - für denjenigen, dessen Gedanken dem Guten verschrieben sind. Das Heilige Schwert wird ihn erkennen und ihm für immer dienen. Tod und Verderben je­doch demjenigen, der schlecht ist, es ge­waltsam in Besitz nimmt, um damit Selbstzweck zu üben!«

Sehmuhl lachte heiser. Er sicherte nach allen Seiten.

Über fünf Jahre lang war er der Sage gefolgt. So dicht war er seinem Ziel noch nie gewesen.

Sollte er sich von ein paar orakelhaften Sinnsprüchen verwirren lassen?

Er war Bewohner des geheimnisvollen Landes ORAN - ein Land, in dem Mythen und Sagen nicht nur ihre Existenzberechtigung haben, sondern wo sie Mensch und Natur maßgeblich bestimmen.

Phantastisches ist hier alltägliche Wirklichkeit!

Daran hätte Sehmuhl vom Stamm der Kandolen jetzt denken müssen. Vielleicht hätte er dann seinen nächsten Schritt noch einmal überdacht.

So aber verließ er seine Deckung und sprintete hinüber zum Heiligen Eingang.

Ein paar Büsche gaben ihm Deckung. Dennoch hatte ihn Sehmuhl mit seinem geschulten Kämpferauge entdeckt. Die Sage schrieb vor, unbewaffnet einzutreten. Er schnallte das kurze Krummschwert ab und ließ es zu Boden gleiten. Die beiden Dolche folgten, eben­so der Köcher mit den vergifteten Pfeilen.

Tief atmete er durch. Das Bewußtsein, der Oberkämpfer vom Stamm der Kandolen zu sein, gab ihm Kraft und Mut.

Er betrat den Heiligen Berg. Die glitzernde Pracht von abertausend Edelsteinen überwältigte ihn. Sie bedeck­ten die Wände ringsum. Kein Mensch durfte sie berühren.

Sehmuhl hatte ohnedies kein Auge dafür. Die Gier in seinem Blick wuchs in Unermeßliche, als er das Schwert der Gerechten erblickte.

Da lag es, auf einem samtenen Kissen, der Griff bereit, um von seiner starken Hand umschlossen zu werden.

Sehmuhl konnte sich nicht mehr beherrschen. Er sprang hin, berührte es.

Wie ein elektrischer Schlag durch­zuckte es seinen bebenden Leib.

Er nahm das Schwert auf, ließ es spielerisch durch die Luft zischen. Es war, als habe es Eigenleben.

Sehmuhl stellte sich vor, wie er damit seine Gegner enthauptete, auf dem Weg zur unumschränkten Macht.

*

Mir schwindelte.

Plötzlich stand ich seitlich von Sehmuhl, körperlos, als Geist, der beobachtete.

Ich wunderte mich über nichts, war völlig unbeteiligt, betrachtete Sehmuhl, dessen Rolle ich eben noch gespielt hatte.

Die Eroberungsgier hatte den starken Kämpfer aus dem Stamm der Kandolen gepackt.

Und dadurch erkannte das Schwert sei­ne wahre Gesinnung, denn es nahm an seinen Gedanken teil - wie ich.

Es sah, daß Sehmuhl kein Gerechter war.

Sie Sage erfüllte sich. Das Schwert der Gerechten entglitt seiner Hand und zisch­te durch die Luft.

Es enthauptete Sehmuhl und tat dabei das, was er seinen Widersachern zuge­dacht hatte.

Das Schwert legte sich auf das Samtkissen zurück. Der entseelte Leib Sehmuhls indessen hatte noch nicht den Boden berührt, als er sich verwandelte - in einen blutroten Rubin, der über den Boden kullerte, sich zu den anderen an den Wänden ringsum gesellte.

Und das Schwert wartete auf den nächsten Kämpfer, der es begehrte.

Wehe, wenn er kein Gerechter war!

*

Ich erwachte aus der Trance und fand mich vollends in der Wirklichkeit wieder.

Gleichzeitig zerfiel das alte, zerfled­derte Buch in meinen Händen zu Staub, der zwischen den Fingern hindurch zu Boden rieselte.

Ein Windstoß fuhr durch die offen­stehende Ladentür herein, fegte den Staub auf und trug ihn davon.

Ich stand stocksteif, versuchte zu be­greifen, was mir widerfahren..., ja, was überhaupt geschehen war.

In der Nacht hatte ich einen Traum. Mein Freund Lord Frank Burgess erschi­en mir. Er flehte mich an, ihm zu helfen: Es sei aus diesem Grunde notwendig, in dieses verkommene Antiquariat zu gehen und ein bestimmtes Buch zu wählen mit dem Titel »Die Mythen von ORAN«. Als Autor war W. A. Travers angegeben. '

Nun, ich kannte diesen Namen. W. A. Travers hatte sich als Autor der phantas­tischen Literaturgattung längst profiliert.

Und nun hatte sich das Buch einfach aufgelöst, nachdem es mich hypnotisch beeinflußt hatte.

Ich hatte meine ernstlichen Zweifel daran, daß wirklich W. A. Travers für den Text verantwortlich zeichnete. Wahrscheinlich wußte der Mann über­haupt nichts von dem Frevel, der mit sei­nem Namen begangen wurde.

Es blieb die Frage, was die ganze Sache sollte. Was hatte die Geschichte über Sehmuhl, den Eroberer, mit Lord Frank Burgess und letztlich... mit mir zu tun?

Nach dem Erwachen hatte ich natür­lich sofort versucht, den Lord telefonisch zu erreichen. Er besaß inzwischen end­lich ein Handy, aber wir hatten die Erfahrung machen müssen, daß es ausge­rechnet dort ein Funkloch gab, wo sich das Schloß befand. Oder hing es mit den magischen Kräften zusammen, die dort nach wie vor herrschten? Aber auch ein Festnetzanschluß war inzwischen gelegt.

Butler James meldete sich. Er be­hauptete, der Lord sei mit unbekanntem Ziel verreist.

Ich war in meinem Leben oft genug mit magischen Dingen konfrontiert worden. Deshalb war ich hierher gekom­men in das Antiquariat, hatte ich also der Vision vertraut, auch wenn es keines­wegs sicher schien, daß der Lord mir tat­sächlich in der Vision erschienen war. Aber wer sonst hatte sich dann seiner be­dient, um mich her zu locken?

Mein Blick richtete sich auf den Hintergrund des Ladens. Ich suchte das kleine verhutzelte Männchen, das hier als Besitzer fungierte.

Was hatte der mit der Sache zu tun?

Erst jetzt erinnerte ich mich des Schavalls, der wie immer an einer Kette um meinen Hals hing. Ich berührte ihn mit der Hand. Er hatte sich deutlich erhitzt. Also war Schwarze Magie im Spiel. Das Dämonenauge zeigte sie mit untrüglicher Sicherheit an - aber nur, wenn es gerade Lust dazu verspürte, denn das Amulett war recht eigenwillig. Ich hatte nur sehr bedingt Gewalt darüber.

Trotzdem war ich darauf angewiesen, denn es schlummerten unvorstellbare Kräfte darin.

Ich entdeckte den Besitzer. Er saß auf einem wackeligen Stuhl und las.

Hatte er die ganze Sache überhaupt nicht mitbekommen?

Er hatte! Sein ängstlicher Blick verriet es mir.

Sein Gesicht wandte sich mir zu. Meine Augen mußten sich zunächst an die im Hintergrund herrschende Düsterkeit gewöhnen, um es zu sehen.

Das verhutzelte Männlein beschloß, daß Angriff die beste Verteidigung war. Er sprang auf und zeterte laut: »Was haben Sie mit dem Buch gemacht? Es war sehr wertvoll. Diesen Schaden werden Sie mir ersetzen müssen!«

Wut packte mich.

Ich bildete mir ein, sehr verträglich zu sein. Diesmal blieb von dieser Eigenschaft nicht viel übrig.

Ich sprang hinter die Theke und packte das Männchen am Kragen.

»Was geht hier eigentlich vor?«

Und daß etwas vorging, war mir in­zwischen sonnenklar. So viel Zufälle auf einem Haufen gab es einfach nicht.

Das Männchen schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Mitleid regte sich in mir und bekämpf­te den Zorn. Ich lockerte meinen harten Griff.

»Ich - ich habe keine Ahnung, was Sie meinen«, behauptete der kleine Kerl. »Ich sah nur, wie Sie das Buch in die Hand nahmen und zu lesen begannen. Erst dachte ich, Sie kippen mir einfach aus den Schuhen. Aber dann fingen Sie sich. Tja, das Buch... Nun, ich - ich frage mich, wie Sie das angestellt haben. Sah tatsächlich so aus, als würde es sich einfach in Staub auflösen.«

Ich nickte grimmig.

»Ja, genau das hat es dann auch getan. Komisch, nicht wahr? Sehr komisch, daß Sie sich darüber wundern. Schließlich ist es doch ein Buch aus Ihrer Sammlung.«

Er hob beide Hände und beteuerte erschrocken: »Damit habe ich gar nichts zu tun! Gestern kam so ein Kerl hier her­ein, legte mir das Ding auf die Theke und sagte: >Das verkaufe ich Ihnen! Macht genau ein Pfund!< - >He, Moment mal!< antwortete ich. >So einfach geht das nun auch wieder nicht!< Der Fremde nickte mir zu. Er hatte so etwas im Blick, ich sage Ihnen... Also, er nickte mir zu und meinte im Hinausgehen: >Komme morgen wieder vorbei. Es bleibt bei dem Pfund. Falls Sie Interesse haben oder in­zwischen einen Käufer finden, werde ich kassieren. Wenn nicht, geht das Buch wieder mit.< Heute wollte er vorbei­schauen«, jammerte der Kleine. »Was mache ich jetzt? Sie haben das Buch zerstört. Das kostet mich ein Pfund!«

Ich ließ ihn los.

»Von mir kriegen Sie keinen Penny. Und ein Pfund hat der Mann gewiß nicht verlangt. Sie wollten nur noch etwas dar­an verdienen.«

»Dann glauben Sie mir die Geschichte?« fragte er verdutzt.

Ich grinste und strich seine zerschlissene Jacke zurecht.

»Tut mir leid, daß ich grob wurde. Ist normalerweise nicht meine Art. Deshalb nehme ich Ihnen die Story auch ab. Was soll ich anderes tun? Sie zu­sammenschlagen, Sie prügeln, bis ich et­was anderes erfahre?«

Der Kleine riß erschrocken die Augen auf.

»Nein, lassen wir es dabei!«

Ich wandte mich ab.

Er folgte mir, hielt mich am Ärmel auf.

»Sie werden doch nicht etwa die Polizei...?« erkundigte er sich bang.

Ich zuckte die Achseln.

»Seien Sie doch nicht so naiv. Was soll ich denen denn erzählen? Daß ich in Ihren Laden kam, ein altes Buch in die Hand nahm, das sich nach der Berührung in Staub auflöste? Die würden mich als Kunden für die nächste Klapsmühle vorsehen.«

Ich schüttelte den Griff ab und wollte weitergehen. Aber der Kleine faßte nach.

Ich sah ihm in die Augen. Nackte Angst stand darin.

»Hören Sie!« sagte er mit piepsiger Stimme, »ich bin schon recht lange in diesem Gewerbe. Da gibt es Bücher, die sind ganz besondere - magische Bücher! Bitte, lachen Sie mich jetzt nicht aus, aber ich weiß ganz genau, wovon ich rede. Und wenn ich an den Kerl denke, der dieses Buch von ORAN mitbrachte... Als er weg war, nahm ich das Ding m die Hand. Da erst las ich den Titel. Ich kenne ORAN, hatte schon einmal ein Werk von dorther. ORAN ist ein furchtbares Land, in dem Geister und Dämonen herrschen. Es ist mehr als eine Geschichte. Wenn man davon liest, kriegt man geistigen Kontakt mit dem Land. Es ist, als blicke man durch ein Fenster in eine andere Welt.«

Ich lachte natürlich nicht. Schließlich verdiente ich mit geheimnisvollen Erscheinungen mein Geld.

Ich griff den Kleinen an den schmalen Schultern.

»Hören Sie zu! Ich werde jetzt gehen und lege mich auf die Lauer. Das hatte ich ohnedies vor. Falls der Mann wirklich existiert, von dem Sie sprachen, wird er auftauchen. Dann schnappe ich ihn mir. Einverstanden?«

Zögernd nickte er.

»Ich habe Angst«, gestand er ein.

»Ich wundere mich, daß Sie mir ver­trauen«, sagte ich stirnrunzelnd. »Immerhin habe ich anfangs gewiß nicht den besten Eindruck auf Sie gemacht.«

Er versuchte ein Lächeln. Es fiel recht kläglich aus.

»Mir geht es so wie Ihnen: Es bleibt mir nicht anderes übrig, oder?«

Der Mann gefiel mir auf einmal. Mein Zorn war total verraucht. Es war unge­recht von mir, ihn für die Sache verant­wortlich zu machen. Er war ebenso Opfer wie ich.

»Wie heißen Sie eigentlich?«

»Ramus Dolmahr!«

»Wie bitte?«

»Ramus Dolmahr«, wiederholte der kleine Mann.

»Entschuldigen Sie, aber der Name klingt in meinen Ohren ein wenig fremdartig.«

»Und wer sind Sie?«

»Mark Tate, Privatdetektiv.«

Schon wieder machte er große Augen - diesmal aber nicht vor Angst.

»Wirklich?« entfuhr es ihm.

»Warum nicht?« Ich zeigte ihm meine Lizenz.

»Ich - ich kenne Sie!«

Ramus Dolmahr hatte eine unnach­ahmliche Art, einen in Erstaunen zu versetzen.

Sofort war mein Mißtrauen neu erwacht.

Er winkte mit beiden Armen ab.

»Kennen ist natürlich zuviel gesagt. Ich bin eifriger Zeitungsleser. Es hat mehrmals etwas über Sie darin gestanden. Leider gab es niemals Bilder von Ihnen oder nähere Angaben zu Ihrer Person.«

Ich schnitt eine saure Miene.

»Was glauben Sie, wie ich solche Artikel hasse... Meiner Meinung nach kann ein Privatdetektiv nur dann effektiv tätig werden, wenn ihn nicht alle Welt kennt.«

»Aber es ist Werbung!« verteidigte Ramus Dolmahr seine Lieblingslektüre.

»Für mich nicht, denn ich habe mich schon lange aus dem großen Geschäft zurückgezogen.« Ich klopfte ihm vor­sichtig auf die Schulter. »Es bleibt wie verabredet, nicht wahr?« Damit ging ich hinaus.

Der hitzeflimmernde Tag nahm mich auf. Eben erst begonnen, kletterten seine Temperaturen bereits auf weit über zwanzig Grad.

London stöhnte und ächzte schon seit Tagen unter dieser Hitzewelle.

Ich zog die Jacke aus und entfernte auch den Schlips. Meine Freundin May Harris legte zwar gesteigerten Wert dar­auf, mich korrekt gekleidet zu sehen, aber dieses Risiko wollte ich auf mich nehmen. Besser noch, als einen Hitzschlag zu bekommen.

May erwartete mich im Auto.

Wir waren gemeinsam gekommen. May war im Wagen geblieben, um mir Rückendeckung zu sichern. Im Laufe der Zeit war ich übervorsichtig geworden. Und es hatte mir oft genug das Leben gerettet.

Ich berichtete ihr kurz, was sich er­eignet hatte. Dabei betrachtete sie nur einmal mißbilligend mein offenes Hemd. Doch sie sagte nichts.

»Du willst also hier warten?« fragte sie, nachdem ich geendet hatte.

»Genau das, mein Schatz, und zu diesem Zweck benötige ich den Wagen.«

»Aber was ist mit mir?«

Ich zuckte die Schultern.

»Es ist wahrscheinlich nicht notwen­dig, wenn wir uns zusammen die Zeit um die Ohren schlagen. Du kannst meinet­wegen die Straßenbahn nehmen.«

Sie gab mir einen Kuß.

»Sehr lieb von dir, mich zu Fuß weg­zuschicken, aber es ist immer noch besser, als bei diesem Wetter im Auto zu sitzen.«

Ich nickte. »Genau!«

May Harris ging.

Ich blickte ihr nicht nach. Meine Aufmerksamkeit war voll und ganz vom Eingang zum Bücherantiquariat in Anspruch genommen.