TEUFELSJÄGER 059: Aus Mädchen macht er Fische - W. A. Hary - E-Book

TEUFELSJÄGER 059: Aus Mädchen macht er Fische E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

TEUFELSJÄGER 059: Aus Mädchen macht er Fische - W. A. Hary: "Aus Mädchen macht er Fische - und das ist längst noch nicht alles!"   Es geschah vor Jahren. Und so fing es an: Mittagszeit. Peter und Ellen gingen Hand in Hand durch die Ursulinenstraße in Saarbrücken. Jung und fröhlich - und vor allem verliebt. Sie tauschten Küsschen aus, provozierten damit eine ältere Dame, die das ungehörig fand, rannten ein Stück des Weges, umarmten sich und küssten sich wieder. Sie genossen das Leben. Bis sie am Haus ohne Hausnummer vorbeikamen!   Impressum: Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by hary-production.de ISSN 1614-3329  Diese Fassung: © 2016 by HARY-PRODUCTION * Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * HaryPro.de * eMail: [email protected] * Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.  Coverhintergrund: Anistasius, Titelbild: Thorsten Grewe

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W. A. Hary

TEUFELSJÄGER 059: Aus Mädchen macht er Fische

„Aus Mädchen macht er Fische - und das ist längst noch nicht alles!“

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary BookRix GmbH & Co. KG80331 München

TEUFELSJÄGER 059

 

W. A. Hary

Aus Mädchen macht er Fische

„…und das ist längst noch nicht alles!“

 

Es geschah vor Jahren. Und so fing es an:

Mittagszeit. Peter und Ellen gingen Hand in Hand durch die Ursulinenstraße in Saarbrücken. Jung und fröhlich - und vor allem verliebt. Sie tauschten Küsschen aus, provozierten damit eine ältere Dame, die das ungehörig fand, rannten ein Stück des Weges, umarmten sich und küssten sich wieder.

Sie genossen das Leben.

Bis sie am Haus ohne Hausnummer vorbeikamen!

 

Impressum

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Copyright dieser Fassung 2016 by www.HARY-PRODUCTION.de

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius

Titelbild: Michael Mittelbach

Logo Schavall: Helmut Bone

Lektorat: David Geiger

Wichtiger Hinweis

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band (siehe Druckausgaben hier: http://www.hary.li) ist jederzeit nachbestellbar.

1

Peter blieb abrupt stehen. Irgendwie erschien ihm das Haus unheimlich, deplatziert sogar. Er war oft hier vorbeigekommen, aber er hatte es noch nie bewusst gesehen.

»He, was ist?«, rief Ellen und riss an seinem Arm.

Sie achtete nicht auf das Haus ohne Hausnummer. Wozu auch? Sie stammte aus einem anderen Stadtviertel, oben vom Rastpfuhl.

»Ich...«, setzte Peter an zu sprechen, aber dann kam es ihm albern vor. Er lachte über das ganze Gesicht, sah Ellen zu, die sich losriss und davonrannte. Dann machte er sich auf den Weg, um sie einzuholen.

Ellen rannte am Haus ohne Hausnummer vorbei, kam zur Einfahrt, zögerte einen Moment und wandte sich dann nach rechts.

Mein Gott, sie will hinein!, schrieen Peters Gedanken.

»Nein!«, rief er Ellen noch zu, aber sie lachte nur ihr fröhliches Lachen und tauchte in der Einfahrt unter.

Ja, sie tauchte regelrecht unter, denn die Einfahrt wurde überdacht, wie Peter jetzt sah, und die Mittagssonne schaffte es nicht im Geringsten, den Raum darunter zu erhellen.

Düsterkeit und Kälte krochen aus der Einfahrt auf den Bürgersteig und plötzlich war auch nicht mehr das fröhliche Lachen von Ellen zu hören.

Peter wollte folgen, aber es ging einfach nicht. Er stand da wie angewurzelt.

Da bewegte sich quietschend die Haustür in den Türangeln. Peters Kopf flog herum. Hinter der Haustür war - dieselbe Düsterkeit wie in der Einfahrt.

Ein Schatten. Ein altes Weib im bodenlangen Kleid. Nein, das war kein Kleid, sondern das waren eine Menge alter Tücher, die das alte Weib sich um den Leib gewickelt hatte. In der Taille wurden sie zusammengehalten.

Die Alte watschelte heraus. Sie hatte eine riesige Warze auf der Nase, wässrige Augen und ein Kopftuch, das lange schon kein Wasser mehr gesehen hatte. Ein paar graue Strähnen lugten darunter hervor.

Sie lachte und dabei kam ein einziger Zahn zum Vorschein, der die Unterlippe ritzte.

»Oh«, rief sie entzückt, »ein junges Menschlein. Ja, so jung und rein!«

Albern!, dachte Peter. Nee: Verrückt! Die hat sie nicht mehr alle am Cristbaum.

Er lugte in die Einfahrt, dann wieder zu der alten Frau.

»Äh, meine Freundin ist da hineingelaufen. Gibt doch keinen Stress, wie?«

»Stress?« Die Alte kicherte. Es war ein kratzendes Geräusch, das eine Gänsehaut erzeugen konnte. »Nein, gewiss nicht. So junge, so reine Menschlein!«

Peter runzelte die Stirn. Jetzt langt's!, dachte er mürrisch. Schließlich war Peter ein aufgeklärter junger Mann. Eine Hexe wie im Märchen? Ja, war er denn von gestern?

Und doch kam dieser Gedanke: Eine Hexe!

Peter schluckte schwer. »Äh, ich rufe sie.« Er legte die Hände in der Form eines Trichters an den Mund und rief: »Ellen, komm zurück!«

Die Alte kicherte. Jetzt klang es gehässig.

»Ellen!«, rief Peter eindringlich.

Plötzlich hatte er Angst um seine Freundin.

Die Alte kicherte und glotzte Peter mit ihren wässrigen Augen an.

»So jung und so rein!«, krächzte sie.

Peter fand es widerlich. Er hatte nichts gegen alte Leute. Ganz im Gegenteil. Er kam mit ihnen besser aus als mit vielen jungen. Die hatten die Welt gesehen und erlebt und waren abgeklärt - die meisten jedenfalls. Die konnte nichts und niemand mehr erschüttern. Die waren oft genug viel toleranter als manch ein Jüngerer...

Aber diese da? Nee, das war nicht einfach eine alte Dame. Das war halt in der Tat eine... Hexe!

Peter ballte die Hände zu Fäusten und trat näher.

Die Alte kicherte weiter, ungerührt.

»Wo hast du meine Freundin?«, fragte er drohend.

»So jung und so rein!«

»Meine Freundin! Wo ist sie?«

Blitzschnell - viel schneller als Peter reagieren konnte - drehte sich die Alte herum und warf die Tür hinter sich donnernd ins Schloss.

Peter hörte von drinnen ihr Kichern und drehte durch. Er sprang mit dem ganzen Körpergewicht gegen die stabile Holztür.

Das nutzte nichts. Er hämmerte mit den Fäusten dagegen.

Eher hätte er sich die Arme gebrochen, als diese stabile Tür aufzukriegen.

Von drinnen das Kichern.

Und dann der Schrei! Es war ein furchtbarer Schrei, der alle Pein dieser Welt zu beinhalten schien.

Es war der Schrei von Ellen!

Und schon sprintete Peter los. Er erreichte die Einfahrt. Diesmal zögerte er nicht, hineinzulaufen. Er tat es.

Sogleich hatte er das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen. Diese Welt war kalt, abweisend, feucht, modrig... Sie schreckte Peter ab. Doch er dachte nur noch an den Schrei und wollte zu Ellen, seiner Freundin. Anderes hatte in seinem Denken keinen Platz mehr.

Doch es war mühsam. Als würde er in einer zähen Masse stecken, die das Vorankommen erschwerte. Er machte unwillkürlich Kraulbewegungen, wie er sie im Schwimmunterricht gelernt hatte. Jetzt ging es besser.

»Ellen!«, murmelte er besorgt.

Er kam gut voran, aber nicht gut genug.

Ein Blick zurück. Nichts mehr vom Eingang zu sehen.

»Ellen!« Er schrie es hinaus, doch da war keine Antwort mehr.

Das Kichern der Alten. Jetzt kam es von rechts. Dann kam es von links, dann von vorn. Kalte Hände schienen nach ihm zu greifen. Sie glitten ab.

Peter blieb stehen. Er befand sich in undurchdringlicher Finsternis. Der Boden unter seinen Füßen bewegte sich, als würde er auf einem lebenden Wesen stehen, das die ganze Zeit über geschlafen hatte und jetzt zu sich kam.

Seine Knie zitterten. Er arbeitete sich weiter voran, doch das hier schien kein Ende mehr zu nehmen.

Da, ein Lichtfleck. Darauf arbeitete er sich zu. Jetzt dachte er nicht einmal mehr an den furchtbaren Schrei von seiner Freundin. Die Angst beherrschte sein Denken, die entsetzliche Angst vor dem Tode und vor Schlimmerem!

Der Lichtfleck rückte näher.

Es war nicht einfach nur ein Licht, sondern es war ein Gesicht: Alt, grau, verwittert, die Augen wie zum Schlaf geschlossen.

Peter schrie auf. Er schrie genauso wie vordem seine Freundin Ellen...

*

Er wusste nicht, wie lange er schreiend da gestanden hatte.

Jemand legte es darauf an, ihn zu Tode zu erschrecken:

Peter wurde das bewusst. Der Gedanke drängte sich ihm regelrecht auf.

Da erlosch das Licht, machte wieder der Dunkelheit Platz.

Peter war allein, aber er hörte seltsame Tropfgeräusche, dann ein leises Rieseln.

Doch er gab nichts mehr darauf. Er wusste: Hier kann ich meiner Freundin nicht mehr helfen. Allein ist nichts zu machen. Ich muss hier raus, und dann:

Polizei!

Er knirschte mit den Zähnen. Auf einmal war seine Angst wie weggeflogen.

Nein, mit ihm nicht!

Das Rieseln und Tropfen wurde eindringlicher. Peter ignorierte es. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Weg, den er gekommen war. Ja, denselben Weg musste er zurück. Dann stand er wieder auf der Straße.

Vorsichtig, Fuß vor Fuß. Was war das nur für eine ekelhafte Feuchtigkeit, die seine Bewegungen behinderte? Als würde er brusthoch im Wasser waten. Aber da war kein Wasser, sondern nur diese schleimige Feuchtigkeit, aus der die ganze Luft zu bestehen schien.

Peter arbeitete sich auf dem Weg zurück, den er gekommen war. Neben seinem Ohr schlürfte es. Etwas verhakte sich in seinem Hosenbein und ließ nicht mehr los. Er schleppte es ein Stückchen mit. Dann bückte er sich ärgerlich und griff danach.

Es stach ihm mit tausend Nadeln in die Hand. Es brannte wie das reinste Feuer.

Peter schrie schmerzerfüllt auf und zog schleunigst seine Hand zurück.

Gern hätte er sie betrachtet, um zu sehen, ob er sich verletzt hatte, aber die Dunkelheit ließ es nicht zu.

Er ging weiter. Das Etwas hatte sich von seinem Hosenbein gelöst. Er wurde nicht weiter behindert.

Sein Fuß klatschte in eine Pfütze. In der Pfütze regte sich etwas.

Eine Stimme vor ihm: »So jung, aber gar nicht artig!« Ein Kichern.

Die alte Hexe.

Derb pochte etwas gegen Peters Brust. Wie der Knauf eines Spazierstockes. Er griff danach, verfehlte ihn aber knapp, weil der Stock rechtzeitig zurückgezogen wurde.

»Schön hiergeblieben, junger Freund, nicht wahr?«, keifte die Alte.

Der Stock war wieder da. Diesmal erwischte Peter ihn. Er riss daran.

Die Alte taumelte auf ihn zu, prallte gegen ihn.

Sie kicherte irr. Irgendwie konnte er ihr Gesicht erkennen, trotz der Dunkelheit. Als würde das Gesicht von innen heraus glühen.

Sie klammerte sich an seinen Armen fest.

Eine Hexe. Ja, jetzt war er halbwegs davon überzeugt, obwohl es gegen jede Vernunft sprach. Er war ein junger, aufgeklärter Bursche, aber das hier... Man musste rechtzeitig umdenken, sonst kam man in der Gefahr um.

Plötzlich fühlte er sich ganz ruhig. Er blieb stehen und schaute der Hexe ins Gesicht. Dann begann er langsam und deutlich zu beten: »Vater unser, der du bist im Himmel...«

Peter war noch nie ein besonderer Frömmler gewesen. Aber irgendwo hatte er einmal gelesen, dass es nicht so sehr darauf ankam, WAS man für eine Formel benutzte, sondern vor allem WER. Die Formeln waren dabei austauschbar. Es konnten christliche und heidnische sein: die Götter ansprachen, die es gab und die es nicht gab. Es waren nicht die Namen im Gebet, die eine Wirkung hervorriefen, sondern der Wille, der dahinterstand.

Ohne diesen Willen waren die Wörter bloß sinnlose Laute, Klangrituale ohne Bedeutung.

Er betete laut und voller Instrunst, wie noch nie zuvor in seinem Leben.

Die Hexe prallte vor ihm zurück, als hätte sie plötzlich festgestellt, dass er den Aussatz hatte. Sie keifte in einer fremden Sprache, die nicht menschlich klang und sicherlich auf der ganzen normalen Welt von niemandem gesprochen wurde.

Ja, eine Hexe! Jetzt gab es überhaupt keinen Zweifel mehr. Und Peter ging voran. Er watete durch die Pfütze und kümmerte sich nicht darum, dass sich darin etwas bewegte. Er wollte auch gar nicht wissen, was es war.

Da kamen die eisigen Hände, die von ihm abglitten, die ihm durch das Gesicht fuhren.

Peter betete und das gab ihm Mut und Kraft. Er konnte auf einmal verstehen, warum manch ein Mensch auf einmal fromm wurde: Weil es ihm etwas gab, was er sonst nicht erlangen konnte. Weil er ohne das nicht mehr leben konnte - und wollte!

Peter wollte leben, und er wollte seiner Freundin helfen. Nicht selbst. Dazu fehlten ihm die Möglichkeiten. Das hatte er erfahren müssen. Er würde zur Polizei gehen. Er hatte es sich fest vorgenommen.

Dafür jedoch musste er diese Hölle erst selber verlassen haben.

Betend trat er auf die belebte Ursulinenstraße hinaus. Die Passanten, die vorüberhasteten, sahen ihn überrascht an.

Das Gebet verstummte.

Kopfschüttelnd gingen die Passanten weiter.

Nein, jemand der laut betend auf der Straße herumlief, passte nicht so ganz ins Stadtbild.

Peter schaute an dem uralten Gemäuer empor.

»Dieses Haus aber auch nicht!«, murmelte er vor sich hin. »Vor allem nicht mit seinen Einrichtungen!«

Er lief davon. Seine Schritte wurden immer schneller. Er dachte an Ellen, an ihr fröhliches Lachen.

Würde er dieses Lachen niemals mehr hören? War sie dem Bösen bereits zum Opfer gefallen? War sie überhaupt noch zu retten?

»Ellen!«, murmelte er vor sich hin und begann zu rennen. Er durfte keine Sekunde verlieren. Zeit war kostbar.

Peter erreichte die Einmündung der Karcherstraße, bog ab und rannte weiter.

In der Karcherstraße befand sich die Hauptwache. Zig Polizisten waren rund um die Uhr im Dienst. Das war die richtige Stelle. Peter war überzeugt davon. Er würde Alarm schlagen. Die Kräfte, die jenes Haus mit Beschlag belegten, würden noch staunen, was er alles zuwege brachte, um seine Freundin Ellen zu retten.