TEUFELSJÄGER 075-076: Donnerhammer - W. A. Hary - E-Book

TEUFELSJÄGER 075-076: Donnerhammer E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

TEUFELSJÄGER 075-076: Donnerhammer   ...und "Engel der Rache"   075: W. A. Hary: Donnerhammer   Ich ließ den Hammer auf den Boden krachen, so gewaltig, dass es wie ein Erdbeben durch den Hügel fuhr, auf dessen Spitze ich stand, bis hinunter. Ich hörte die erschrockenen Schreie meiner Feinde, die den Hügel umzingelt und in Brand gesteckt hatten, um mich auszuräuchern. Jetzt mussten sie mich alle sehen, wie die Inkarnation eines rachsüchtigen Gottes. Und dann brüllte ich auch noch: "Schaut zu mir hin. Ich bin die Inkarnation von Donar, dem Gott des Donners, der mit seinem Hammer der Sage nach das Gewitter erzeugt." Ich lachte wie über einen guten Witz und ließ wieder meinen Hammer donnern, dass er seinem Namen alle Ehre machte. Und ich ließ mit ihm Blitze aufzucken, um meine Behauptung auch noch zu untermauern...   076: W. A. Hary: Engel der Rache Der Tag begann für Sam Crowd sehr erfolgversprechend. Das sagte ihm jedenfalls sein Gefühl. Dabei dachte er gar nicht daran, sich durch irgendwelche schlechten Erinnerungen dieses Gefühl verderben zu lassen. Auch wenn bislang niemals ein schöner Tag daraus geworden war, nur weil er gedacht hatte, es so im Gefühl zu haben: Diesmal wollte er ganz fest daran glauben. Hatte ihm seine Mutter nicht schon eingeredet, dass nur dann etwas Positives eintreten kann, wenn man ganz fest daran glaubt?     Impressum:Copyright by HARY-PRODUCTION * Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken *Hary-Production.de   Umschlaggestaltung/Schriftzug: Holger Möllers, Innenlogo (Darstellung Schavall): Helmut Bone, Titelbild: Michael Mittelbach   Nähere Angaben zum Herausgeber und Autor siehe hier: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary   Wichtiger Hinweis: Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt!  

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W. A. Hary

TEUFELSJÄGER 075-076: Donnerhammer

...und "Engel der Rache"

Nähere Angaben zum Herausgeber und Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Wichtiger Hinweis

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band (siehe Druckausgaben hier: http://www.hary.li ) ist jederzeit nachbestellbar.

 

 

 

TEUFELSJÄGER 075-076

W. A. Hary

Donnerhammer

Der Hammer des Bösen – in der Faust des Teufelsjägers

…und:

W. A. Hary

Engel der Rache

Ein Schatten aus der Vergangenheit – wird zum grausigen Racheengel

Impressum

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Copyright dieser Fassung 2018 by www.HARY-PRODUCTION.de

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Titelbild: Michael Mittelbach

Coverhintergrund: Anistasius

TEUFELSJÄGER 075:

W. A. Hary

Donnerhammer

Ich ließ den Hammer auf den Boden krachen, so gewaltig, dass es wie ein Erdbeben durch den Hügel fuhr, auf dessen Spitze ich stand, bis hinunter.

Ich hörte die erschrockenen Schreie meiner Feinde, die den Hügel umzingelt und in Brand gesteckt hatten, um mich auszuräuchern. Jetzt mussten sie mich alle sehen, wie die Inkarnation eines rachsüchtigen Gottes.

Und dann brüllte ich auch noch: „Schaut zu mir hin. Ich bin die Inkarnation von Donar, dem Gott des Donners, der mit seinem Hammer der Sage nach das Gewitter erzeugt.“

1

Es gab einen Umstand, der mich so sehr störte, dass ich ungern ein britisches Museum besuchte: Hier wurden die Exponate nicht nach Kulturen oder Epochen sortiert, sondern nach den Namen derer, die sie erbeutet hatten. Also nach den Dieben und Räubern, wenn man so will. Ich jedenfalls musste immer daran denken, wenn ich solche Exponate sah, dass sie in der Regel nicht auf friedlichem Weg in den Besitz dessen geraten sind, der mit seinem Namen dafür herhielt.

Dennoch kam ich nicht umhin, ab und zu trotzdem ein Museum von innen zu sehen. Vor allem dann, wenn die Werbung eine Ausstellung versprach, die mich interessieren könnte. Ganz klar: Immer dann eben, wenn es um Exponate ging, denen man magischen Nutzen nachsagte.

Zwar glaubte die Wissenschaft nicht wirklich daran, dass es so etwas wie Magie überhaupt geben könnte, aber gemeinsam mit der Museumsleitung kam man in der Regel sehr schnell überein, dass es sich zum Anlocken von Besuchern besonders gut eignete, wenn man darauf speziell hinwies. So diesmal schon mit dem Titel der Ausstellung: „Magische Werkzeuge der Jahrhunderte des Irrglaubens“. Untertitel gar: „Spüren Sie die unvorstellbare Macht, die von diesen Exponaten ausgeht, allein schon bei ihrem Betrachten. Wir warnen eindringlich vor Berührung!“

Ich war zwar skeptisch, was die Gegenstände betraf, die man in der Ausstellung vorstellte, aber ich musste es mir dennoch anschauen. Sonst hätte ich mir vielleicht später den Vorwurf gemacht, etwas versäumt zu haben.

Also wanderte ich eher lustlos durch die Hallen des britischen Museums, erreichte die Ausstellung in der hintersten Ecke (logisch, die Museumsleitung wollte, dass man erst an allem anderen vorbeikam, ehe man hier endlich landete) und schaute recht desinteressiert auf die meiner Meinung nach viel zu bescheidene Auswahl an Exponaten. Diesmal handelte es sich um mehrere Diebe und Räuber, mit deren Namen man angab. Keiner der Namen kam mir bekannt vor. Die Gegenstände an sich waren wie üblich: Folterwerkzeuge, Amulette, Masken... Und ein... Schmiedehammer!

Meine Augen weiteten sich unwillkürlich. Das war ja ein ganz besonderes Stück. Er sah aus wie neu, glatt poliert und glänzend. Nicht rostig und stumpf, wie man es vermuten könnte nach der Zeit, die er wohl schon überstanden hatte. Das war doch kein Eisen, wie man es früher verwendete - oder? Ich ging näher. Mein Atem beschleunigte sich unwillkürlich. Dabei hatte ich das Gefühl, eine eiskalte Hand würde mich an der Kehle packen.

Dieser Schmiedehammer war zu einer Zeit entstanden, als kein Mensch etwas von rostfreien Stahllegierungen gewusst hatte. Ja, man kannte noch nicht einmal den Begriff. Einer jedoch war seiner Zeit weit voraus gewesen und hatte ihn geschaffen. Er sah für einen normalen Menschen riesig aus, aber für seinen ehemaligen Besitzer war er eher so etwas wie ein leichter Schmiedehammer, den er unglaublich präzise handhaben konnte. Als Schmiedehammer sowohl als auch... als Waffe!

„Anton Steinberger!“, murmelte ich fassungslos. Der Hammer, den ich da liegen sah, war eindeutig das Original, geschaffen von dem Schmied Anton Steinberger im Anfang des siebzehnten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Ich wusste auch noch mehr: Dieser Hammer hatte innen einen Hohlraum. Man konnte es ihm nicht ansehen, denn es gab keinerlei sichtbare Naht. Mit welchem Kunststück er dies fertiggebracht hatte, wusste nur einer, nämlich Anton Steinberger persönlich. Doch dieser war schon seit Jahrhunderten tot.

Wirklich tot?

Mir schwanden die Sinne. Ich hatte noch nicht einmal mehr Zeit, mich irgendwo abzustützen, sondern fiel einfach um.

Den Aufprall auf dem Boden spürte ich schon gar nicht mehr.

*

Stimmen um mich herum, diffus, verschwommen, unverständlich. Feuchtigkeit in meinem Gesicht, in meinem Nacken. Ich hustete und schlug die Augen auf.

Mein vernebelter Blick klärte sich erstaunlich rasch. Ich erinnerte mich allmählich, wo ich mich befand, aber was war mit mir passiert?

„Ich bin Arzt, lassen Sie mich bitte durch!“, forderte eine energische Stimme.

Ich wurde auf den Rücken gerollt und blinzelte verwirrt. Ein Mann beugte sich über mich. Dieselbe Stimme wie soeben: „Ich bin Arzt. Sind Sie herzkrank? Benötigen Sie regelmäßig Medikamente?“

Ich schüttelte schwach den Kopf. Dabei spürte ich, dass allmählich meine Kräfte zurückkehrten.

„Nun, Sie sind immerhin ohne jegliche Anzeichen von einem Augenblick zum anderen aus den Latschen gekippt, wenn Sie mir die saloppe Formulierung verzeihen. Sind Sie allein hier?“

Diesmal nickte ich. May, meine Lebensgefährtin, war anderweitig beschäftigt. Seit sie begonnen hatte, beinahe eine Solokarriere als Teufelsjägerin zu starten, sahen wir uns noch seltener als vorher. Normalerweise hätte sie mich sicherlich gern begleitet zu einer solchen Ausstellung, auch wenn die Werbung wieder einmal wesentlich mehr versprach als sie halten konnte. Doch sie war überhaupt nicht in London. Nicht einmal in der näheren Umgebung.

Jemand fummelte an meinem Oberarm herum. Der Arzt?

„Ich gebe Ihnen eine Spritze, das bringt Sie wieder auf die Beine.“ Ich wollte mich wehren, aber der Arzt wandte sich an die Umstehenden: „Kann mir jemand helfen? Einfach den Arm festhalten. Der Mann ist ja völlig verwirrt. Wir wollen ihm ja nur helfen, nicht wahr?“

Natürlich war ich verwirrt. Gerade eben aus unerfindlichen Gründen zusammengebrochen und jetzt umringt von Gaffern, immer noch im wahrsten Sinne des Wortes am Boden... Da sollte man mal wieder ganz normal sein. Und peinlich war es sowieso ohne Ende.

Der Arzt: „Geht ganz schnell. Ein kleiner Piekser...“ klein war deutlich untertrieben, „...und schon wird alles wieder gut.“ Auch das stimmte nicht, denn aus der Spritze schien flüssige Lava zu fließen, die sich in meine Venen ergoss, um mich von innen her zu verbrennen.

Ich wollte protestieren, aber das Zeug brannte nicht nur wie Feuer, sondern es lähmte mich. Ich bekam nicht einmal einen Pieps heraus, obwohl ich am liebsten laut losgeschrieen hätte.

Ein Arzt? Welcher Sorte eigentlich? Wollte er mich umbringen oder was?

Ich dachte an meinen Schavall, den ich wie immer an einer silbernen Kette um den Hals trug, von der Kleidung verborgen. Er hatte nicht angesprochen. Also war keine Schwarze Magie im Spiel. Zumindest durfte ich das annehmen. Aber dieser Arzt? Was war das für ein Typ? Wollte er mir wirklich nur helfen? Und wieso lähmte mich dann das Zeug, das er spritzte und brannte wie die Hölle - jetzt im gesamten Körper? Als wäre ich eine lebende Fackel. Es war wie schlimmste Folter. So mussten sich die Hexen im Mittelalter gefühlt haben, kurz vor ihrem Tod auf dem Scheiterhaufen. Wenn sie nicht vorher vom Rauch erstickt waren.

Mir schwanden wieder die Sinne. Aber nur teilweise. Ich blieb irgendwie „im Hintergrund“ hellwach, obwohl ich total gelähmt war.

Der Arzt: „Gibt es hier ein stilles Kämmerlein oder so, damit der Patient zur Ruhe kommt?“

Eine andere Stimme, die ich vorher noch nicht gehört hatte: „Ja, natürlich. Kommt, wir tragen ihn weg. Gleich dort drüben.“

Die Stimme des Arztes: „Ah, die Security. Prima!“ Er tätschelte meine Wange und fügte mit Fürsorge in der Stimme hinzu: „Alles wird gut. Bald sind Sie wieder auf dem Damm. Nur eine vorübergehende Schwäche. Nichts Ernstes.“

Die andere Stimme: „Sie meinen, wir brauchen nicht den Notdienst zu alarmieren?“

„Ach was. Sie wissen ja, wie das ist mit den modernen Managern. Sie schuften Tag und Nacht und dann wundern sie sich, wenn sie irgendwann ganz plötzlich zusammenbrechen. Ein paar Stunden absolute Ruhe und schon kann das Aufbaumittel, das ich ihm gespritzt habe, seine Wirkung tun. Er ist danach wie neu geboren.“

Ich glaubte ihm kein Wort, denn ich fühlte mich mehr tot als lebendig. Sehen konnte ich auch nichts mehr. Vor meinen Augen waren nur noch farbige Schleier. Die Stimmen schienen sich zu entfernen. In Wirklichkeit jedoch spürte ich, dass ich getragen wurde. Nicht lange. Es war mir, als würden sie jemand anderen tragen. Ich war wie außerhalb meines Körpers. Die Stimmen wurden unverständlich. Die farbigen Schleier verwandelten sich in graue Fetzen, die wie vom Sturm gepeitschte Nebelschwaden vorbeizogen.

„Jetzt sind wir allein“, sagte der Arzt. Seine Stimme war ziemlich nah, als würde er mir direkt ins Ohr flüstern. Ich hörte es und fühlte mich seltsam unbeteiligt. „Wer sind Sie eigentlich?“

Sollte ich antworten? Kein Ton kam über meine Lippen. Ich konnte doch gar nicht sprechen, oder?

„Ich meine: Wie ist Ihr richtiger Name?“

„Mark Tate!“, hörte ich jemanden antworten. Diese Stimme ähnelte verteufelt meiner eigenen. War es etwas sogar... meine eigene Stimme?

„Deutscher oder Engländer?“

„Engländer!“ Natürlich war es meine Stimme. Ich antwortete, ohne etwas dagegen tun zu können. Auch den Inhalt meiner Antworten konnte ich in keiner Weise beeinflussen.

Ich begann zu begreifen: Der hatte mir so eine Art Wahrheitsserum gespritzt. Verdammt, was war das für ein Typ? Und wieso ließ mich mal wieder mein Schavall total im Stich?

Weil der Typ nicht mit Schwarzer Magie arbeitete, sondern sozusagen mit weltlichen Mitteln? Aber wieso hatte er es auf mich abgesehen? War er ein Abgesandter der Schwarzen Mafia oder gar des Schwarzen Adels, meiner größten Feinde?

„Ganz ruhig, Mark Tate, ich bin nicht dein Feind.“

Das sah ich völlig anders, aber ich konnte sowieso nichts gegen den Typen tun.

Ganz nah an meinem Ohr hörte ich: „Wieso kennst du den Donnerhammer?“

Donnerhammer? Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Ich musste auch sofort zusammengezuckt sein, denn er fügte hinzu: „Aha!“

Und ich antwortete gegen meinen Willen: „Ich habe ihn selber gefertigt!“

„Als Mark Tate?“

„Nein, als Anton Steinberger!“

Jetzt war es heraus. Verdammt, ich hatte diesem Wildfremden ein wichtiges Geheimnis verraten. Diese verteufelte Droge, unter die er mich gesetzt hatte. Aber wieso war ich allein schon beim Anblick des Donnerhammers umgekippt? Hatte er daran auch gedreht?

Nein, das war nicht ganz so neu: Wenn ich mich schlagartig an ein früheres Leben erinnerte, haute es mich meistens um. Das war also keineswegs eine Ausnahme.

„Sie waren Anton Steinberger? Und wieso nennen Sie sich jetzt Mark Tate?“

„Ich wurde als Mark Tate wiedergeboren.“

„Aber Sie erinnern sich an Ihr Leben als Anton Steinberger?“

„Nur bruchstückchenhaft. Erst seit der Begegnung mit Lawinia in den Schweizer Bergen.“

„Wie bitte, Sie hatten eine Begegnung mit... Lawinia? Aber die haben Sie doch als Anton Steinberger schon im Jahr 1621 christlicher Zeitrechnung besiegt?“

„Das dachte ich als Anton Steinberger auch, aber sie hat irgendwie ihre Nieerlage überstanden und lauerte in den Schweizer Bergen auf mich, bis ich kam. Mit Freunden kehrte ich von der französischen Riviera zurück und geriet in ihre Falle. Tab Furlong und seine Frau halfen mir, Lawinia endgültig zu besiegen.“

„Tab Furlong?“

„Er ist Chefinspektor bei Scotland Yard.“

„Ein Freund?“

„Ja, genauso wie seine Frau Kathryn.“

„Und alle haben irgendwie... mit dem Kampf gegen die bösen Mächte zu tun?“

„Ja, gewissermaßen. Wir sind die Teufelsjäger.“

„Ach, interessant... Und wer bin ich?“

Meine Antwort kam nicht sofort, erst mit Verzögerung. Nicht, weil er die Frage so überraschend abgeschossen hatte, sondern weil sich mein Unterbewusstsein offenbar erst erinnern musste. Es tat dies mal wieder völlig ohne mein Zutun. Ich hörte voller Verwunderung meine eigene Stimme, wie sie sagte: „Imanuel Kant!“

„So, so? Sind Sie sich da ganz sicher? War Imanuel Kant nicht ein großer deutscher Phylosoph, am 22. April 1724 in Königsberg geboren und am 12. Februar 1804 gestorben?“

„So sagt man. Ich weiß es besser. Ich kenne Sie persönlich und weiß, dass diese Daten gefälscht sind - so geschickt, dass sie für jeden Historiker hieb- und stichfest erscheinen.“

„Sie wollen mich gekannt haben? Als Mark Tate?“

„Nein, als... Anton Steinberger!“

„Etwa... im achtzehnten Jahrhundert?“

„Nein, schon früher, seit dem Dreißigjährigen Krieg.“

„Aha, also als Anton Steinberger?“

„Ja.“

„Wo sind wir uns zum ersten Mal begegnet?“

„In Heimsberg. Das war im Jahr 1621. Ich floh regelrecht vor Ihnen, denn Sie haben mir Dinge gesagt, die mich zutiefst beunruhigten. Ich kam danach nach Rosental und traf dort auf die Schwarze Fürstin Lawinia.“

„Haben wir uns danach noch einmal getroffen?“

„Ja, ich ging nach diesem vorläufigen Sieg zurück nach Heimsberg, in der Hoffnung, Sie dort wiederzufinden. Lawinia hatte bohrende Fragen in mir erweckt.“

„Welcher Art?“

„Ich wusste seitdem, dass ich kein normaler Mensch bin, sondern wiedergeboren werde - und ich hatte den Verdacht, dass Sie das ebenfalls wissen, aufgrund Ihrer Andeutungen mir gegenüber vor der Begnung mit Lawinia.“

„Wer war bei Ihnen, damals.“

„Niemand.“

„Sind Sie ganz sicher?“

„Ohne Kaspar Hauser hätte ich den Sieg über Lawinia nicht erringen können, aber er blieb in Rosental, um den Leuten dort zu helfen, die nun endlich vom Joch des Bösen befreit waren. Die Menschen in dem kleinen Ort waren nicht wirklich böse. Sie waren mir deshalb so begegnet, weil sie sich unter dem Einfluss von Lawinia befunden hatten. Genauso wie Kaspar. Gern hätte ich ihn in meiner Begleitung gehabt. Er war ein furioser Kämpfer. Er bat mich, bei ihm zu bleiben und ihm zu helfen, aber ich wollte mich mit Ihnen treffen, Imanuel Kant.“

„Danke, das genügt, Mark Tate. Nur noch eine abschließende Frage: Wie nannte ich Sie damals - als einziger.“

„Mit meinem richtigen Vornamen, ohne die Abkürzung Anton.“

„Und wie?“

„Antonius!“

„All wright, das wars. Ich spritze dir jetzt ein wirksames Gegenmittel und hoffe, du bist mir nicht so böse über mein Vorgehen, dass du mir gleich an die Kehle gehst. Du wirst sehen, ich bin dir körperlich nicht gewachsen. Schließlich gelte ich als weiser Mann, sogar als berühmter Philosoph, aber nicht gerade als Kämpfer.“

Es piekste mal wieder, aber es war mir eigentlich egal. Weil mir inzwischen alles egal war. Warum sollte ich dem Mann böse sein? Ich konnte mich an nichts mehr erinnern, noch nicht einmal an meinen Zusammenbruch.

Und dann wurde ich erst einmal wieder bewusstlos.