TEUFELSJÄGER 151-152: Schattenreich des Todes - W. A. Hary - E-Book

TEUFELSJÄGER 151-152: Schattenreich des Todes E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

TEUFELSJÄGER 151-152: Schattenreich des Todes  - W. A. Hary: "Die ersten beiden Folgen des Vierteilers!"   Ich habe nicht gezählt, wie vielen Schergen des Bösen ich im Laufe der Zeit das schändliche Handwerk gelegt habe. Immerhin in mindestens tausend Leben. Kein Wunder, dass die Brut des Bösen auf Rache sinnt. Aber dass ausgerechnet der Tod höchstpersönlich dazu zählen würde, habe selbst ich nicht für möglich gehalten. Bis eines Tages…     eBooks – sozusagen direkt von der Quelle, nämlich vom Erfinder des eBooks!   HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie, wie es sie inzwischen auch als Hörbuchserie gibt.   Nähere Angaben zum Autor siehe hier: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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W. A. Hary

TEUFELSJÄGER 151-152: Schattenreich des Todes

„Die ersten beiden Folgen des Vierteilers!“

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._HaryBookRix GmbH & Co. KG80331 München

Wichtiger Hinweis

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band (siehe Druckausgaben hier: http://www.hary.li ) ist jederzeit nachbestellbar.

 

TEUFELSJÄGER 151/152

 

W. A. Hary

Schattenreich des Todes

„Die ersten beiden Folgen des Vierteilers!“

 

Ich habe nicht gezählt, wie vielen Schergen des Bösen ich im Laufe der Zeit das schändliche Handwerk gelegt habe. Immerhin in mindestens tausend Leben. Kein Wunder, dass die Brut des Bösen auf Rache sinnt. Aber dass ausgerechnet der Tod höchstpersönlich dazu zählen würde, habe selbst ich nicht für möglich gehalten. Bis eines Tages…

 

Impressum

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Copyright dieser Fassung 2016 by www.HARY-PRODUCTION.de

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Titelbild: Gerhard Börnsen

Coverhintergrund: Anistasius

 

1

Herold Wilson fühlte sich leicht unwohl. Wirklich nur leicht. Also kein Grund, irgendjemanden auf dem großen Presseball damit zu belästigen. Es würde sicherlich kaum auffallen, wenn er sich für ein paar Minuten zurückzog, bis es ihm wieder besser ging.

Unterwegs zu den Waschräumen kam er an einem großen Spiegel vorbei. Davor richteten die hohen Herrschaften ein letztes Mal ihr sogenanntes Outfit, um sich möglichst günstig in der Öffentlichkeit zu präsentieren, ehe sie den Ball betraten.

Herold Wilson war jetzt allein davor und warf eher beiläufig einen Blick hinein.

Er erschrak: Er sah richtiggehend schlecht aus. Natürlich war er nach wie vor „ein Bild von einem Mann“, wie man zu sagen pflegte, aber seine Gesichtszüge waren eingefallen, die Augen lagen tief in ihren Höhlen und waren zudem dunkel umrändert.

Was war los mit ihm? Er sah ja aus wie sein eigener Tod.

Das Wort Tod erzeugte in ihm einen gelinden Schock, und als wäre dies der eigentliche Auslöser dafür, spürte er prompt einen scharfen Stich in der Brust - dort, wo sich sein Herz befand.

Seine Rechte krallte sich in den weißen Smoking. Sein Herz pochte darunter wie wild. Als würde es sich bemühen, aus der Brust zu springen.

Und dann hörte es auf zu schlagen, von einer Sekunde zur anderen. Dabei verstärkte sich der ungeheure Druck um seine Brust, als würde ihn ein Stahlreif beengen, der immer weiter zugezogen wurde, um seine Brust zu zerquetschen.

Er brachte noch nicht einmal mehr ein Röcheln zustande. Seine weit aufgerissenen Augen starrten in den Spiegel. Seine Gestalt wankte.

Der Tod! Er sah ihn, wenn er im Spiegel über die eigene Schulter blickte. Dieser grinsende Dämon, in dessen hohlen Augen ein unbestimmbares Feuer glomm. Ein Totenschädel unter einer dunklen Kapuze. Er war in eine bodenlange Kutte gekleidet, eine Art Kapuzenumhang, und es fehlte auch nicht die obligatorische Sichel, mit der er reiche Seelenernte halten wollte.

In diesen Sekundenbruchteilen, die ihm noch verblieben, rollte in der Tat sein ganzes Leben vor seinem geistigen Auge ab, gerade so, wie es immer behauptet wurde. Allerdings in sehr geraffter Form. Erst war alles sehr gleichförmig gewesen, um nicht zu sagen langweilig. Bis er sich in eine Frau verliebt hatte, die für ihn unerreichbar gewesen war – für ihn als kleinem Polizisten, einem Konstabler auf Streifengang. Und sie war die große Diva gewesen, damals. Mitten in der Öffentlichkeit hatte sie gestanden, umjubelt von Massen und begehrt von beinahe jedem Mann auf diesem Erdenrund. Ausgerechnet diese Frau, die er immer nur dann sah, wenn er auf Streifengang an ihrer herrschaftlichen Villa vorbei kam. Sie hatte sich ein einziges Mal nur kurz mit ihm unterhalten, um nicht zu sagen, sie hatte sich dazu herab gelassen, mit ihm ein paar belanglose Worte zu wechseln. Wobei sie ihm versichert hatte, es sei ihr sehr angenehm, wenn ein Konstabler auf ihr Haus aufpassen würde. Seitdem konnte er an nichts anderes mehr denken. Und immer wieder winkte sie ihm zu, wenn sie mal kurz das Haus verließ und er vorn an dem breiten Gittertor stand, das in das Innere des großzügigen Geländes führte, geschmackvoll gepflegt von kundigen Gärtnern und bewacht von allerlei Sicherheitspersonal plus geifernden Hunden.

Nur deshalb war er den Pakt eingegangen. Den Pakt mit dem Tod. Dieser hatte ihm versprochen, ihn zu fördern. Herold Wilson wusste bis heute nicht, wie der Tod dies überhaupt hatte schaffen können, aber es hatte zumindest funktioniert. Er war auf der Karriereleiter unaufhaltsam empor gestiegen bis hoch zum höchsten Polizisten von London und somit einem der höchsten Polizisten überhaupt auf dieser Welt, wenn man es recht besah. Und auf diesem Weg war ihm zwangsläufig die große Diva immer wieder begegnet. Auch dann, als ihr Stern längst im Sinken begriffen gewesen war. Sie hatte ihn noch nicht einmal wiedererkannt, als er es zum ersten Mal gewagt hatte, sie persönlich anzusprechen. Just auf einem Presseball wie heute.

Von diesem Zeitpunkt an waren sie zusammen gewesen. Sie hatten sogar geheiratet. Alles war gut gegangen. Zunächst. Herold Wilson hatte den Himmel auf Erden erlebt. Zumindest für ein paar glückliche Jahre. Und der Tod war niemals wieder aufgetaucht, auch nach der Scheidung nicht, und die lag inzwischen auch wieder einige Jahre zurück.

Ein letzter Gedanke:

„Ich bin jetzt gerade mal über die Sechzig, habe noch vor einer halben Stunde ausgesehen wie das blühende Leben. Jede Frau, die was auf sich hält, begehrt mich. Und jetzt… soll ich sterben?“

Für den Gedanken: „Ich bin doch noch gar nicht so weit!“ fehlte die nötige Zeit: Herold Wilson ging bereits in die Knie. Er konnte sich nicht mehr länger aufrecht halten.

Doch da griff der Tod ein. Höchstpersönlich. Sein grinsender Totenschädel war jetzt neben seinem Gesicht, deutlich zu sehen im Spiegel.

Im Sterben sah er dem Tod irgendwie ähnlich. Aber wieso wollte der Tod jetzt sein Ableben verzögern? Ausgerechnet er? Hatte er denn noch nicht lange genug auf seine Seele gewartet?

„Der Pakt!“, grollte es abgrundtief. „Ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten. Bis heute. Jetzt kommt dein Teil der Abmachung, Herold Wilson. Oder was glaubst du, weshalb ich dich so hoch habe empor steigen lassen? Deine Seele gehört jetzt mir, wie abgesprochen. Endgültig. Aber ich werde sie noch nicht mitnehmen, weil du mir so viel nützlicher sein wirst.“

Nützlicher? Er? Wofür?

Herold Wilson versuchte, sich zu erinnern, wie der Pakt überhaupt gelautet hatte. All die vergangenen Jahre hatte er es immer wieder verdrängt. Erfolgreich. Er hatte nicht daran denken wollen.

Der Pakt: Der Tod verhalf ihm zu Ruhm und Ansehen – und er versprach ihm dafür seine Seele. Im Augenblick des Todes. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Die grollende Stimme war nicht nur in seinen Ohren, sondern auch in seinem Kopf, ja, sie erfüllte sogar jede Faser seines bebenden Leibes:

„Deine Seele gehört jetzt mir. Ganz und gar. Herold Wilson, ich kann frei über dich verfügen. Du bist mein willfähriger Sklave, und vor allem, du wirst wach alles mitbekommen, was geschieht. Alles. Du wirst wissen, wie genial meine Inszenierung sein wird. Auf lange Hand vorbereitet. Für den größten Triumph des Todes. Wenn mir das gelingt, wobei die schlimmsten Dämonen der Hölle bislang versagt haben. Wenn ich am Ende, auf dem finalen Höhepunkt, die wichtigste Seele überhaupt ernten werde – die Seele nämlich von Teufelsjäger Mark Tate!“

„Wie bitte?“, wollte er ächzen, aber kein Laut verließ seinen Mund, der ihm gar nicht mehr gehörte, sondern nur noch einem, nämlich dem Tod.

Und so musste er tatenlos mit beiwohnen, in seinem eigenen Körper, als sich sein Körper selbständig machte, wie ferngesteuert, und zurückkehrte zum großen Presseball.

Jetzt sah er wieder ganz normal aus und vor allem… lebendig!

Ausgerechnet Mark Tate!, hämmerte es indessen in ihm. Mark Tate ist im Laufe der Jahre zu einem guten Freund geworden. Ich habe alles getan, um ihm die Zusammenarbeit mit der besten Polizei der Welt zu ermöglichen, nämlich mit Scotland Yard. Vor allem mit Chefinspektor Tab Furlong. Und ich habe ihm immer genau die Tipps gegeben, die er benötigt hat, um der Brut des Bösen das Handwerk zu legen.

Und jetzt soll ich es sein, der seine Karriere beenden wird?

Er ist ein Seelenwanderer. Wenn er stirbt, wird er wiedergeboren. Doch nur so lange, bis es dem Tod gelingt, auch seine Seele zu ernten. Für immer.

Aber wie wollte der Tod denn das anstellen?

2

Viele Tage vergingen nach diesem Ereignis, von dem ich nicht das Geringste auch nur ahnte. Noch. Es war Abend, und ich saß mit Don Cooper im gemeinsamen Büro. In unserer Privatdetektei. Ich hatte das Telefon in der Hand, weil mich meine Lebensgefährtin May Harris angerufen hatte: Da sie monatelang abwesend gewesen war, hatte sich jede Menge Arbeit in ihrem Konzern angehäuft. Das musste sie irgendwie noch abarbeiten. Ihre Hexenkräfte halfen ihr dabei nur wenig. Also würde es mal wieder nichts werden mit dem gemeinsamen Feierabend.

Soeben hatte ich ihr versichert, das sei nicht schlimm, weil ich gemeinsam mit Don auch noch zu tun hatte, nämlich überaus lästigen Bürokram erledigen…, als plötzlich die Welt um mich herum versank.

Ich wusste genau, dass ich nicht wirklich dort war, wo ich mich jetzt zu befinden schien. Es war eine Art Vision, jedoch dermaßen gegenständlich, als würde ich körperlich davor stehen, vor diesem großen Haus.

Eine dunkle Gestalt an der Haustür, die in diesem Moment geöffnet wurde.

Erst jetzt erkannte ich die dunkle Gestalt:

Der Tod stand vor dieser Tür.

„Höchstpersönlich!“, versicherte er, und die tiefe, hohl klingende Stimme, die direkt aus einem Grab zu kommen schien, machte es fast glaubwürdig. Fast! Denn schließlich befand man sich auf einem Maskenball, wie ich gleichzeitig wusste – und am Gastgeber vorbei auch sehen konnte.

Woher wusste ich eigentlich, dass der Gastgeber persönlich geöffnet hatte?

Aber wie war denn überhaupt diese Vision zustande gekommen? Handelte es sich um ein gegenwärtiges Ereignis oder um ein künftiges? Oder gar um ein vergangenes?

Und: Was sollte das eigentlich?

Ich sah: Da gab es auch noch ausgefallenere Kostüme. Trotzdem war die Wirkung der Worte des Todes beachtlich. Ein paar als Hawaiigirls mit Baströckchen und Brustbinde verkleidete Damen kicherten hysterisch. Der einen verrutschte die Maske. In ihren Augen spiegelte sich leichtes Grauen wider.

Der Gastgeber gab sich jetzt verärgert:

„Haben Sie denn eine Einladung?“, fragte er.

„Ich denke, hier ist der Eintritt frei für jedermann?“ Wieder diese Stimme, die aus einem tiefen Grab zu kommen schien.

„Effektvoll!“, murmelte einer der Herren - wohl, um sich selber Mut zu machen, denn er zitterte, wobei das Fensterglasmonokel endgültig seinen Halt verlor. Es war nicht richtig an der Schnur befestigt, fiel hin und zersprang in tausend Scherben. Das einzige Geräusch.

„Frei schon“, schränkte der Gastgeber ein, „aber nur für geladene Gäste!“ Er schwitzte. Hilfesuchend schaute er sich um. Wo war Maryann, seine Frau? Nur er war unmaskiert. Das Ratespiel, wer sich hinter welcher Maske verbarg, gehörte mit dazu.

„Der Tod kommt immer ungeladen!“, wurde er belehrt.

Der Ungebetene schulterte seine Sense und trat näher. Dabei gewann man den Eindruck, als schwebte er knapp über dem Boden.

Und ich war unmittelbar mit dabei, und ich sah mehr als man nur mit den eigenen Augen sehen konnte. Mir entging auch nicht die geringste Kleinigkeit. Außerdem spürte ich, was die Menschen in diesem Moment bewegte.

„Effektvoll, wirklich!“, murmelte der Mann, der sein Monokel verloren hatte. Er zitterte stärker.

Die Dame, die vergeblich versuchte, ihre Körperfülle in einem viel zu engen Fledermauskostüm unterzubringen, seufzte herzzerreißend und kippte um. Ihre Show misslang. Kaum lag sie, öffnete sie vorsichtig das linke Auge. Niemand achtete auf sie. Enttäuscht rappelte sie sich wieder auf.

Ein zweiter Herr brach den Bann:

„Lass ihn doch einfach herein, Georg! Ich finde die Maske ausgezeichnet!“

Jemand hatte die Musikanlage abgeschaltet, und jetzt ging es wieder weiter mit dem uralten Titel „Stayin' Alive“. Manch einer empfand diesen Titel in einer solchen Situation als sehr unpassend.

Der Sensenmann mischte sich unter die Gesellschaft. Der Gastgeber machte Anstalten, ihm zu folgen. Doch er gab auf und wandte sich achselzuckend ab. Es hatte ein weiteres Mal geläutet. Der nächste Gast.

Dieser war geladen!

Etienne Clouzot verlor das Interesse an dem Geschehen und widmete sich der Musikanlage. Sie war sicher, dass man sie trotz der schrecklichen Hexenmaske erkannte - zumindest von männlicher Seite her.

Sie hatte nämlich außer der Maske nicht viel an, und einige der Herren kannten sie mit noch weniger.

Ich erinnerte mich indessen: Etienne, war das nicht die Exfrau des jetzigen Polizeichefs von Großlondon Herold Wilson? Sie hatte ihren Mädchennamen wieder angenommen. Ihre Karriere als Star bei Film und Fernsehen war längst beendet, doch sie war vernünftig genug gewesen, das viele Geld zu behalten, das sie in ihren fetten Jahren verdient hatte. Wieso eigentlich hatte ihre Karriere ein solches Ende genommen?

Der arme Herold!, dachte ich unwillkürlich. Er war unsterblich in Etienne Clouzot verliebt gewesen, weshalb er – obwohl ein wirklich guter Polizist – sie lange Zeit nicht durchschaut hatte. Eine viel zu lange Zeit sogar! Na, zumindest ist er bei der Scheidung von ihr einigermaßen mit heiler Haut davon gekommen, denn sie hat letztlich selber genug Geld besessen…

Erst nach Jahren der Ehe mit ihr war er ihr nämlich auf die Schliche gekommen: Sie hatte ihn nach Strich und Faden belogen und betrogen und außerdem sein gutes Ansehen in der Londoner Gesellschaft für eigene Zwecke schamlos ausgenutzt. Und genau diese Gier nach immer mehr Männern, ja, das hatte ihr Karriere zunächst erst ermöglicht – und dann beendet. Nachdem sie bei genügend Leuten in Ungnade gefallen war. Aber sie gehörte offensichtlich zu den bevorzugten Leuten in diesem illustren Kreis, der sich auf dieser besonderen Art von Ball versammelt hatte. Ich wusste zwar nicht, was alle Anwesenden letztlich miteinander verband, doch vielleicht hatte ich diese Vision genau deshalb, um es zu erfahren?

Ich wehrte mich nicht mehr länger dagegen und verfolgte neugierig, wie es weiter ging.

„Zweimal fünfhundert Watt und zusätzlicher Anschluss für zwei Boxen!“, grollte es neben Etienne Clouzot anerkennend.

Erschrocken drehte sie den Kopf.

Der Tod deutete mit seiner Sense auf die Anlage.

„Wenn man die voll aufdreht, bleibt hier kein Auge mehr trocken, was?“

„Stayin' alive!“, plärrte es aus den Lautsprechern. Die Bässe gingen durch Mark und Bein.

Etienne Clouzot schüttelte den Kopf.

Sie war verwirrt.

In Wahrheit war sie genau das, was ihre Maske jetzt darstellte: Eine durchtriebene Hexe, der Schrecken aller Ehefrauen und nicht nur dieser. Doch der Anblick des Todesdämons ließ sie dennoch nicht kalt. Ganz im Gegenteil.

„Möchte wissen, wer sich hinter deiner Maske verbirgt!“, krächzte sie. „Kennen wir uns schon? Bin sehr gespannt auf die Demaskierung nach Mitternacht.“

Er drohte mit dem knöchernen Zeigefinger, der aus dem zerschlissenen Kapuzenumhang ragte.

„Vorsicht, Etienne, hinter der Maske des Todes verbirgt sich nichts als das Grauen!“

Ihre Augen glitzerten.

„Du hast mich erkannt, trotz der Maske?“

„Der Tod kennt jeden Lebenden!“