TEUFELSJÄGER 157-158: Armee des Todes - W. A. Hary - E-Book

TEUFELSJÄGER 157-158: Armee des Todes E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

TEUFELSJÄGER 157-158: Armee des Todes - W. A. Hary: "Ich habe den Sensenmann besiegt – doch sein Nachfolger rächt sich schrecklich!"   Die Kreatur sah aus wie unmittelbar aus der Hölle stammend. Es war zwar dunkel in dem Zimmer, doch sie glühte von innen heraus, erfüllt von unmöglichen Energien, nicht von dieser Welt. Ihr Anblick allein schon ließ das Blut in den Adern gefrieren. Dieser Anblick war bereits Bedrohung genug, um alle denkbaren und undenkbaren Schrecken in dem Betrachter zu erzeugen…     Wichtiger Hinweis: Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt!   Coverhintergrund: Anistasius, Titelbild: Lothar Bauer   Nähere Angaben zum Autor siehe hier: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary   eBooks – sozusagen direkt von der Quelle, nämlich vom Erfinder des eBooks!   HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie, wie es sie inzwischen auch als Hörbuchserie gibt.

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W. A. Hary

TEUFELSJÄGER 157-158: Armee des Todes

„Ich habe den Sensenmann besiegt – doch sein Nachfolger rächt sich schrecklich!“

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Wichtiger Hinweis

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band (siehe Druckausgaben hier: http://www.hary.li ) ist jederzeit nachbestellbar.

 

TEUFELSJÄGER 157/158

 

W. A. Hary

Armee des Todes

„Ich habe den Sensenmann besiegt – doch sein Nachfolger rächt sich schrecklich!“

 

Die Kreatur sah aus wie unmittelbar aus der Hölle stammend. Es war zwar dunkel in dem Zimmer, doch sie glühte von innen heraus, erfüllt von unmöglichen Energien, nicht von dieser Welt. Ihr Anblick allein schon ließ das Blut in den Adern gefrieren. Dieser Anblick war bereits Bedrohung genug, um alle denkbaren und undenkbaren Schrecken in dem Betrachter zu erzeugen…

 

Impressum

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Copyright dieser Fassung 2016 by www.HARY-PRODUCTION.de

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Titelbild: Thorsten Grewe

Coverhintergrund: Anistasius

 

1

Selbst May Harris, immerhin eine Weiße Hexe, die schon einiges erlebt hatte, was sich jenseits aller Vorstellungskraft befand, erschauerte bei diesem Anblick, und ihre Lippen formten ein fassungsloses:

„Was ist denn… das?“

Ich blieb halbwegs gelassen, wenn auch nur halbwegs. Weil man sich an diesen grausigen Anblick wohl nie gewöhnen konnte.

„Das ist der namenlose Daedrafürst, von dem ich dir erzählt habe!“, sagte ich brüchig.

Obwohl sich mein Entsetzen letztlich in Grenzen hielt, denn es überwog sogleich die Verwunderung. Es war schließlich das erste Mal, dass der Daedrafürst nicht mir allein erschien, sondern das Risiko einging, auch von einem anderen gesehen zu werden.

„Der Daedrafürst?“, echote May ungläubig. Ich hatte ihr zwar gesagt, dass er wahrlich schrecklich anzusehen war, doch meine Beschreibung konnte nicht annähernd dem gerecht werden, was die Wirklichkeit uns zeigte.

Es war mitten in der Nacht. Wir lagen beide in einem breiten Bett. Erst seit zwei Tagen waren wir hier, auf Schloss Pannymoore, bei unserem gemeinsam Freund Lord Frank Burgess zu Gast. Das Schloss war hundertprozentig abgesichert gegen die Schergen der Hölle. Aber den Daedrafürsten schien das nicht im Geringsten zu kümmern. Er hatte ja auch keinerlei Respekt vor meinem Schavall, jenem geheimnisvollen Amulett, das ich stets bei mir trug. Denn er stammte nicht wirklich aus der Hölle, obwohl er so aussah, sondern aus dem sagenumwobenen Daedrareich. Und er war unfreiwillig auf Erden. Denn er wurde einst hierher verbannt, von seinen Widersachern. Vertretern des Bösen im Daedrareich, wie er behauptete. Seitdem jedenfalls tat er alles, um irgendwann wieder in sein Heimatreich zurückkehren zu können. Wahrscheinlich half er mir nur deshalb hin und wieder.

Immerhin, wenn er hier auftauchte und trotz seiner schon sprichwörtlichen Feigheit sogar riskierte, einen weiteren Zeugen seiner Erscheinung zu haben, musste es wohl dringend sein. Was war es denn, was keinerlei Aufschub mehr duldete?

„Ja, Mark hat recht“, grollte es abgrundtief. Irgendwie klang es künstlich, obwohl die Stimme uns nicht über die Ohren erreichte, sondern unmittelbar in unseren Köpfen aufklang.

May Harris an meiner Seite fuhr unwillkürlich zusammen beim Klang dieser unnatürlichen Stimme.

„Es wundert mich, dass du hier erscheinst, obwohl ich nicht allein bin.“ Das konnte ich mir nun doch nicht verkneifen zu sagen.

„Es ist wichtig“, behauptete er. „Dabei duldet es nicht nur keinen zeitlichen Aufschub, sondern es geht in erster Linie sowieso nicht um dich, Mark Tate, sondern diesmal eben um deine Lebensgefährtin May Harris. Sie ist gewissermaßen der Dreh- und Angelpunkt. Zunächst. Ich wollte nur rechtzeitig zur Stelle sein, damit es sie nicht unvorbereitet trifft.“

„Was trifft?“, rief ich alarmiert.

„Die Vorzeichen sind eindeutig, und sie muss sich nur hingeben, um zu erfahren, was geschehen ist. Und für dich dürfte es nicht uninteressant sein, dass es mit dem Sensenmann zusammenhängt, den du besiegt hast. Dadurch hast du ein Machtvakuum erzeugt, das ein anderer auszufüllen trachtet. Er schickt sich an, mächtiger zu werden als sogar der alte Dämon des Todes jemals war. Wenn er dann endgültig der neue Dämon des Todes ist, wird ihm niemand mehr Einhalt gebieten können, noch nicht einmal seine Konkurrenz Die Schwarze Mafia oder die X-Organisation. Sie haben jetzt schon ausgespielt, können ihm nicht mehr Einhalt gebieten.“

„Und May kann es?“, zweifelte ich ehrlich.

„Sie nicht allein, obwohl sie wie gesagt die Schlüsselfigur sein wird in diesem Spiel. Und ihr habt noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden Zeit, um zu gewinnen oder zu verlieren. Mit euch jedoch wird die ganze Welt verlieren.“

„Es steht mal wieder alles auf dem Spiel?“ Ich hielt es für arg übertrieben, obwohl mich die Erfahrung lehrte, dass der Daedrafürst zwar unbeschreiblich feige war, aber dennoch nicht zur Übertreibung neigte. „Aber wieso meldest du dich erst jetzt, sozusagen wenn es fünf vor zwölf ist?“

„Ich konnte nicht früher. Ich wusste zu wenig um die Zusammenhänge. Auch jetzt ist mein Wissen eher unvollkommen, obwohl die Vorzeichen wie gesagt eindeutig geworden sind. Du weißt ja, Mark Tate, ich muss äußerst vorsichtig sein, um keinerlei Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Wenn ich hier sterbe, dann ist es für immer. Im Gegensatz zu anderen Daedras, die sich hierher begeben. Man kann sie nicht töten, sondern nur zurück ins Daedrareich verbannen.“

„Was du nur zu gern mit dir machen lassen würdest.“

Er ging gar nicht darauf ein, sondern wandte sich wieder an May.

„Entspanne dich“, riet er ihr. „Jede Sekunde ist kostbar. Lasse die Verbindung zu.“

„Die Verbindung?“ Ich schaute ahnungsvoll May an.

Ihr Gesichtsausruck wurde irgendwie entrückt. Langsam sank sie in die Kissen zurück. Dabei verlor sie offensichtlich das Bewusstsein.

Wo befand sich ihr Geist jetzt?

Ich konnte es nicht einmal ahnen, nach diesen eher vagen Andeutungen des Daedrafürsten.

2

Ein eiskalter Hauch wehte über die Gräber. May Harris spürte die Kälte, die an ihren Knochen nagte.

Erstaunt blickte sie an sich herab. Sie stand auf einem unkrautüberwucherten Weg, der durch die Grabreihen eines offenbar uralten und ziemlich verwahrlosten Friedhofes führte, nur bekleidet mit einem Nachtgewand. Es war nicht ihr eigenes. Soviel stand fest. Verzweifelt fragte sie sich, was sie hier überhaupt zu suchen hatte. Wie war sie überhaupt hierhergekommen?

Da war eine vage Erinnerung an die schreckliche Erscheinung eines Daedrafürsten.

Daedrafürst? Was war das?

Die Erinnerung vermochte es nicht mehr, bis zur Oberfläche ihres Bewusstseins zu gelangen.

Wer war sie überhaupt? May Harris?

Nie gehört!

Ein anderer Name: Emmy Carmichael.

Ja, sie war Emmy Carmichael. Alles andere war auf einmal vergessen.

Und dann sah Emmy Carmichael etwas, das sie mit Grauen erfüllte: Sie war leicht transparent!

Tatsächlich. Deutlich sah sie den Weg durch ihre nackten Füße schimmern.

Es war ihr unmöglich, sich das Phänomen zu erklären.

Der Wind erfasste das leichte Gewand und ließ es flattern. Die Kälte war spürbar, machte ihr aber nichts mehr aus.

Sie hob den Kopf.

Ein Mann trat direkt auf sie zu. Eine hohe Gestalt, knochig, hager. Die Jochbeine wurden von der Gesichtshaut straff überspannt. Die Augen waren groß. In ihnen glühte es fanatisch.

„Vater!“, entfuhr es Emmy. Sie erkannte diesen Mann, der ihr seit dem Tod der Mutter manchmal unheimlich vorgekommen war.

Dr. Carmichael führte eine gutgehende Praxis in London. Darüber hinaus pflegte er ein großes Hobby: Archäologie und Schädelkunde.

Schädelkunde?

Ein bestimmter Gedanke wollte von Emmy Besitz ergreifen, doch er verschwand, ehe er dazu eine Chance gehabt hätte.

Dr. Carmichael kam nicht allein. Zwei Helfer befanden sich in seiner Begleitung. Abgerissene Burschen, denen die Umgebung anscheinend nicht ganz geheuer war. Sie trotteten hinter Dr. Carmichael her. Jeder trug Werkzeug mit sich - Schaufeln, Hacken und Gerät, wie es von Archäologen bei der Arbeit benutzt wurde.

Dr. Carmichael nahte mit großen Schritten. Seine Begleiter hatten alle Mühe, nicht den Anschluss zu verlieren.

Emmy Carmichael, die Tochter des Arztes, wollte ausweichen.

Erschrocken stellte sie fest, dass sie der Vater überhaupt nicht wahrnahm. Er blickte einfach durch sie hindurch, als wäre sie gar nicht vorhanden.

Dann war er heran.

Emmy war zu keiner Regung fähig. Etwas bannte sie auf der Stelle.

Sie erwartete die unvermeidliche Berührung...

Dr. Carmichael schritt schnell. Der Zusammenprall war unvermeidbar. Er würde sie umrennen.

Das geschah überhaupt nicht! Ganz im Gegenteil: Emmy fühlte sich wie ein mit Luft gefüllter Ballon. Sie wurde angerempelt und segelte, sich mehrfach überschlagend, über den Weg, vor Dr. Carmichael her.

Noch immer war sie unfähig, sich zu bewegen. Etwas hinderte sie daran, ohne dass sie zu sagen vermocht hätte, was es sein konnte.

Emmy war nicht mal in der Lage, sich all das von der Seele zu schreien, was sie im Augenblick empfand.

Quer über dem Weg blieb sie schließlich liegen und tanzte noch ein wenig auf und ab wie ein Ball.

Unerbittlich ging Dr. Carmichael weiter auf sie zu.

Er trat nach ihr.

Nicht mit Absicht, sondern nur, weil er seine Tochter, die als Geistwesen bei ihm war, einfach nicht sehen konnte.

Emmy wirbelte davon, über ein uraltes Grab hinweg, und landete in einem Gebüsch, das auf ihr Gewicht gar nicht reagierte.

Emmy erlangte die Herrschaft über ihren geisterhaften Körper zurück. Sie erhob sich stöhnend und sah zu ihrem Vater hinüber.

Der große, hagere Mann hielt verwirrt inne. Er blickte suchend umher.

Hatte er das Stöhnen vernommen?

Auch die beiden anderen mussten etwas gehört haben. Sie erschraken und stießen beinahe gegen ihren Anführer. Ihre Hände schlossen sich um das Werkzeug, das sie bei sich trugen. Dabei traten leuchtend weiß die Knöchel hervor. Ihre Augen weiteten sich.

Emmy Carmichael runzelte die Stirn. Sie stand da, halb vom Gebüsch verdeckt.

Jetzt schauten sie in ihre Richtung, ohne auf ihren Anblick zu reagieren. Also war sie für die drei noch immer unsichtbar.

Ihr Verstand begehrte ein weiteres Mal auf. Sie wehrte sich gegen das alles. Es war so unwirklich, gespenstisch und unerklärlich.

Was ging mit ihr vor? Welche Macht hatte sie in diese Lage gebracht?

Dr. Carmichael wandte sich an die beiden abgerissen aussehenden Männer.

„Los, weiter!“, befahl er hart. Klar und deutlich war seine Stimme.

Emmy legte den Kopf in den Nacken. Der Mond stand hoch am Firmament. Sein silbriger Schein reichte aus, um sogar Details auf dem Friedhof erkennen zu lassen.

Die unbegreifliche Macht, die Emmy beherrschte, ließ ein wenig locker.

Emmy Carmichael wusste plötzlich, wo sich dies alles abspielte.

Es war ein alter, stillgelegter Friedhof in London. Emmy hätte sogar seine Lage beschreiben können.

Hieß es nicht, es spuke hier?

Früher hatte sie verworrene Geschichten gehört. Sie wurden erzählt von Menschen, die um den Friedhof herum wohnten. Es blieb ungeklärt, warum man die Gräber noch nicht eingeebnet hatte.

Konnte es sein, dass der Fluch, der angeblich über einem Teil lastete, die Behörde vor diesem Schritt zurückgehalten hatte?

Emmy wusste es nicht zu sagen. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sich darüber auch nie Gedanken gemacht. Wozu auch? Die Geschichten waren schön gruselig, mehr nicht.

Mehr nicht?

War nicht doch ein Körnchen Wahrheit darin?

Nun, vielleicht auch mehr als nur ein Körnchen...

Emmy Carmichael widmete ihre Aufmerksamkeit wieder den Dingen, die da geschahen und deren Initiator offenbar ihr eigener Vater war. Ihr Denken wurde wieder gelähmt, und sie war nur noch in der Lage, alles zu registrieren, ohne darüber nachdenken zu können.

*

Dr. Carmichael blieb vor einem bestimmten Grab stehen.

„Chef, muss das eigentlich sein?“, erkundigte sich einer seiner Begleiter mit brüchiger Stimme.

Dr. Carmichael gönnte ihm einen vernichtenden Blick.

„Was soll diese lächerliche Furcht?“

„Hören Sie, Chef, wir haben bisher immer mitgemacht, aber es wird von Mal zu Mal unheimlicher. Merken Sie das denn nicht selber? Wir glauben...“, der Sprecher der beiden schluckte schwer, „…wir glauben, dass Sie mit Dingen spielen, denen Sie letztlich nicht gewachsen sind. Immerhin geht es um nichts Geringeres als um die Beherrschung des personifizierten Todes.“

„Nicht gewachsen?“, echote Dr. Carmichael empört. Dann entrang sich ein grollendes Lachen seiner Kehle. Es brach genauso abrupt wieder ab, wie es begonnen hatte. „Ich möchte nie mehr Bedenken von eurer Seite her hören, kapiert?“, zischte er gefährlich leise. Er deutete auf das Grab. „Ich glaube, wir haben ohnedies nicht mehr viel zu tun.“ Sein Ton wurde wieder umgänglicher. „Ich war meinem Ziel noch nie so nahe.“

Die beiden kleinen Ganoven - arbeitsscheue Stadtreicher, die sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielten und dabei nicht fragten, ob diese Jobs legal waren oder nicht - wechselten einen raschen Blick. Dr. Carmichael entging er.

Sie hatten sich beide schon oft gefragt, was der Arzt damit wirklich bezweckte, wenn er sie in unregelmäßigen Abständen aufsuchte und ihnen Anweisungen gab, eines der uralten Gräber hier zu öffnen. Dass er beabsichtigte, den Tod höchstselbst zu beherrschen, werteten sie eher als Spinnerei, weil sie sich so etwas überhaupt nicht vorstellen konnten. Letzten Endes war es für sie anfangs auch nicht so wichtig gewesen. Hauptsache, es war nicht mit zu viel Arbeit verbunden und füllte endlich mal wieder ihre chronisch leeren Taschen. Aber im Laufe der Zeit war die Sache doch immer unheimlicher geworden. Liebend gern hätten sie damit aufgehört, trotz der guten Bezahlung, aber sie trauten sich ganz einfach nicht. Denn vor allem der bekannte Arzt war für sie unheimlicher geworden. Noch unheimlicher sogar als der uralte Friedhof.

Immerhin, die Toten, die in dieser Ecke des vor Jahren endgültig stillgelegten Friedhofes beerdigt waren, hatten schon vor Jahrhunderten ihr irdisches Dasein ausgehaucht.

Völlig unverständlich auch für sie, dass man von behördlicher Seite aus die Gräber nicht schon längst hatte einebnen lassen.

Das konnte nicht allein mit so etwas wie Denkmalschutz begründet werden, denn der stillgelegte Friedhof war in keinem Katalog für Touristenattraktionen vermerkt.

Und auch die beiden Ganoven waren mehr und mehr zu der Überzeugung gekommen, dass der wahre Grund in der Tat in einem echten Fluch zu finden war.

Genaueres konnte oder wollte jedoch niemand sagen. Es hieß nur, dass der englische Weltenbummler Lord Edward Lewis Fitzgerald vor etwa dreihundert Jahren sich endgültig in London niedergelassen hatte. Um schließlich als erkannter Massenmörder von der aufgebrachten Bevölkerung gelyncht zu werden. Es hieß, seine Leiche sei hier irgendwo verscharrt.

War es möglich, dass der Arzt nach den sterblichen Überresten des Weltenbummlers suchte, um den sich auch noch ganz andere seltsame, um nicht zu sagen unheimliche Geschichten rankten?

Der Fluch war angeblich von Fitzgerald kurz vor seinem Tod ausgesprochen worden. Er hatte damals den Londonern seinen Hass entgegen geschrien und versprochen, eines Tages sogar den personifizierten Tod selbst zu besiegen, dem allein er seine Niederlage verdankte, und furchtbare Rache für die Lynchjustiz zu nehmen.

Was war damals wirklich vorgefallen? Warum war der Weltenbummler zum Massenmörder geworden? Was hatte er auf all seinen Reisen eigentlich erlebt? Welchem Zweck hatten diese Reisen denn eigentlich gedient? Was hatte er gemeint mit dem personifizierten Tod und dass er nur diesem seine Niederlage verdankte? Hatte er denn in Konkurrenz zu diesem treten wollen, zum leibhaftigen Sensenmann, um am Ende doch den Kürzeren zu ziehen?