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Über tausend Skelette sollen auf einem Friedhof in Kopenhagen verlegt werden, um einer neuen U-Bahn-Station Platz zu machen. Als zwischen den Gräbern ein grausamer Mord geschieht, ist sich die Bevölkerung sicher, dass die gestörte Totenruhe damit zu tun hat. Kriminalhauptkommissar Alexander Damgaard versichert sich der Hilfe der jungen Anthropologin Josefine Jespersen, die an dem Exhumierungsprojekt beteiligt ist. Und Josefine entdeckt tatsächlich etwas: In den zertrümmerten Schädel des Opfers wurde ein umgedrehtes Kreuz geritzt. Eine makabere Signatur des Mörders oder ein Zeichen des Teufels?
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Seitenzahl: 343
Buch
Über tausend Skelette sollen vom Assistens-Friedhof in Kopenhagen verlegt werden, um einer neuen U-Bahn-Station Platz zu machen. Eine große Chance für die städtischen Museen und Anthropologen, Feldforschung zu betreiben. Doch schnell sind auch Gegner auf den Plan gerückt, und als auf dem Friedhof der erste Mord begangen wird, ist sich die Bevölkerung sicher, dass die gestörte Totenruhe damit zu tun hat. Der verantwortliche Ermittler in dem Fall, Kriminalhauptkommissar Alexander »Xander« Damgaard, muss sich schnell Hilfe suchen, da weitere Morde geschehen und allen Opfern umgekehrte Kreuze in die Knochen und Schädel geritzt werden. So zieht er einen katholischen Priester zu Rate – aber auch die junge Rechtsanthropologin Josefine Jespersen, die an dem Exhumierungsprojekt beteiligt ist und deren Kollegin Rita das erste Mordopfer war, kann Xander durch ihre Knochen-Expertise bei der Lösung des Falls weiterhelfen. Zusammen gehen sie der Frage nach: Hat der Teufel selbst die Finger im Spiel oder ist das alles der perfide Plan eines Serienmörders?
Autorin
Lotte Petri lebt in der kleinen Küstenstadt Hornbæk nördlich von Kopenhagen, wo sie sich ganz dem Schreiben widmet. Für »Teufelswerk« hat sie nicht nur mit der dänischen Kriminalpolizei zusammengearbeitet, sondern auch mit einem vom Papst anerkannten dänischen Exorzisten.
Lotte Petri
Teufelswerk
Thriller
Aus dem Dänischenvon Maike Dörries
Die dänische Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel »Djævelens Værk« bei Lindhardt og Ringhof Forlag, Dänemark.Der Abdruck des Zitats aus Michael Strunge, Knoglerne, © Michael Strunge, Samlede Strunge, Gyldendal, 1995, geschieht mit freundlicher Genehmigung des Verlags.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.Deutsche Erstveröffentlichung Februar 2020Copyright © der Originalausgabe 2017 by Lotte PetriCopyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2020 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenDieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Kossack GbR, HamburgUmschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, MünchenUmschlagmotiv: plainpicture / Glasshouse / Kurt Jordan; FinePic®, MünchenRedaktion: Julie HübnerAG · Herstellung: kwSatz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, MünchenISBN: 978-3-641-24409-5V001www.goldmann-verlag.deBesuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz
Dybest i mig ligger dødens sorte vand: Ganz tief in mir ruht das schwarze Wasser des Todes:
det spejler dig i mine pupiller: Es spiegelt dich in meinen Pupillen:
se hér dit eget liv Sieh darin dein eigenes Leben
og bær mit navn und trage meinen Namen
inderst i knoglernes im Innern der stummen
tavse tusindår. Tausendjahre der Knochen
Michael Strunge: Knoglerne (Die Knochen), 1986
Kapitel 1
Kopenhagen, 2014
DUBISTNUNEINENGEL. Die Inschrift auf der schwarzen Marmorsäule des Kindergrabes auf dem Assistens Kirkegård ließ die Rechtsanthropologin Josefine Jespersen einen Augenblick innehalten. Sie spürte einen kurzen Stich in der Bauchgegend, als sie die Jahreszahl las. 1986. Der Junge war im gleichen Jahr gestorben wie ihr Bruder. Und sie waren im gleichen Jahr geboren. Sie räusperte sich, während ihre Gedanken eine kurze Reise in die Vergangenheit unternahmen. Dann drehte sie sich um und ging auf die in einem Halbkreis stehenden, neongrün gekleideten Angestellten der Baugesellschaft Metro Service AG zu und signalisierte ihnen mit einem kurzen Nicken, dass sie mit der Arbeit beginnen konnten.
Der zeitige Wintereinbruch kam ihr wie ein böses Omen vor. Die Tage flossen unbemerkt ineinander, morgens wurde es immer später hell, und viel zu früh am Nachmittag schlich sich bereits die Dämmerung heran. Die Sonne hatte den Kampf gegen die Dunkelheit verloren, und Josefine fühlte sich wie in einer Art Winterruhe. Dichter Nebel lag über allem, und der Assistens Kirkegård hatte sich in eine schlammig aufgewühlte Baustelle verwandelt. Es regnete seit mehreren Tagen ununterbrochen, das Wasser strömte aus allen Poren der Erde.
Ein greller Scheinwerfer beleuchtete den Flecken, von dem zuerst die hohe, schlanke Marmorsäule entfernt und aus dessen Erde danach die sterblichen Überreste ausgegraben werden sollten, die dort einmal ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Ein Schrank von Mann bediente das Bobcat, das aussah wie ein Spielzeugbagger.
Josefine und die Archäologin Rita Magnussen verfolgten die Arbeiten von der Seitenlinie. Sie waren Teil eines Teams, das im Zusammenhang mit dem bevorstehenden U-Bahn-Bau am Nørrebro-Rondell für eine ethisch korrekt verlaufende Räumung des nördlichen Friedhofsbereiches sorgen sollte. Die sterblichen Überreste der betroffenen Gräber mussten ausgehoben und auf einen anderen Teil des Friedhofs verlegt werden. Das Projekt war, wie zu erwarten, auf massiven Widerstand gestoßen. Wegen Störung des Grabfriedens, wie viele meinten, was aber nicht ausgereicht hatte, um die Bauarbeiten zu stoppen.
Für Josefine war dies eine einzigartige Gelegenheit, an große Mengen Knochenmaterial zu gelangen, die Aufschluss über den allgemeinen Gesundheitszustand der Kopenhagener aus anthropologischer Sicht geben konnten. Die unzähligen Skelette waren das reinste Eldorado und ein sicheres Fundament für ihr aktuelles Forschungsprojekt. Parallel musste sie ihre tägliche Arbeit im Anthropologischen Labor erledigen. Als Expertin für Knochen half sie zwischendurch in der Rechtsmedizin aus, vorrangig bei Obduktionen nach schweren Verkehrsunfällen oder stark fortgeschrittener Verwesung, wenn die Leichen äußerlich nicht mehr zu identifizieren waren.
Rita Magnussen war vom Städtischen Museum ausgeliehen worden und für die Katalogisierung der Gräber zuständig. Sie lenkte die Ausgrabungsarbeiten mit eiserner Hand. Selbst gestandene Kerle wurden ganz zahm, wenn Rita sie mit Argusaugen bei der Bedienung der Minibagger beobachtete, mit denen sie die Erde in hauchdünnen Schichten abtrugen, damit sie ja nicht zu tief gruben und womöglich empfindliches Knochenmaterial beschädigten.
Es erwies sich als echtes Unterfangen, die schwarze Marmorsäule aus dem Wurzelgewirr des Baumes zu befreien, das sich entschlossen um den Sockel geschlungen zu haben schien, um ihr Vorhaben zu vereiteln. Efeuranken wanden sich mit schimmernden Schuppenblättern um den Baumstamm. Unter Einsatz einiger Spanngurte versuchten die Männer, die Säule aus der Umklammerung zu befreien. Mehrere Mitarbeiter der Baugesellschaft waren dazugestoßen, und Josefine lauschte dem südländischen Kauderwelsch, in dem sie sich verständigten. Die Metro-AG hatte einen italienischen Subunternehmer für die Betongussarbeiten angeheuert. Die Bauarbeiter befanden sich inzwischen seit über einem Jahr auf dänischem Boden, und ihrer Blässe nach zu urteilen schien ihnen das raue Klima im Norden nicht zu bekommen.
Diese besondere Grabstelle war Die letzte Bastion getauft worden, weil die Angehörigen sich hartnäckig der Grabräumung widersetzt und sogar den Bischof aufgefordert hatten, in der Sache einzuschreiten. Das hatte dazu geführt, dass die Metro-AG buchstäblich um die Grabstelle herum hatte arbeiten müssen, bis in der Angelegenheit entschieden worden war. Der Bischof hatte am Ende nichts ausrichten können, da die ethischen Regeln der Räumung bis aufs letzte Komma eingehalten worden waren. Die Ruhezeiten für Gräber liefen auf dem Assistens Kirkegård nach zwanzig Jahren aus. Unmittelbar nach der Antwort des Bischofs hatte die Metro-AG sich unter Aufsicht der Archäologen des Städtischen Museums an die Räumung des Grabes gemacht.
Josefine betrachtete die widerspenstige Säule, auf der kleine weiße Marmorflügel die Lichter der ersten Laternen reflektierten. Das Monument war ausgesprochen prachtvoll und hatte vermutlich ein Vermögen gekostet. Noch mehrere Meter entfernt spürte sie das Nachbeben des harten Aufschlags der Säule, die wie ein gefällter Baum zur Seite kippte und ziemlich exakt in der Mitte zerbrach, wie sie verärgert feststellte.
»Meine Güte, was für Idioten«, flüsterte sie Rita zu, die mit geballten Händen und angespannter Miene dastand, ehe sie auf den Bobcatfahrer zusteuerte und ihn mit ein paar Kraftausdrücken überschüttete, die keiner Übersetzung bedurften, während sie energisch mit den Händen gestikulierte. Ihre Locken strahlten fast weiß im Licht der Scheinwerfer.
Die Grabungsarbeiter banden umständlich ein paar Stricke um die Säulenstücke, um sie anschließend mit dem Bobcat abzutransportieren. Danach ging es in die nächste Arbeitsphase, in der mit dem Bagger behutsam eine Erdschicht nach der anderen abgetragen wurde, bis die Schaufel mit einem hohlen Kratzen über eine harte Oberfläche schabte und Rita das Zeichen gab, ab jetzt ohne Maschinen weiterzuarbeiten. Der Bobcat wurde abgestellt.
Sie traten an den Rand des Grabes und blickten in den dunklen rechteckigen Aushub.
»Scheint Eiche zu sein«, bemerkte Rita. »Auch wenn es eins der neueren Gräber ist, wären andere Holzsorten längst verrottet.«
Josefine nickte stumm.
Der Sargdeckel schien intakt, an einigen Stellen schimmerte durch den Matsch die dunkel lackierte Oberfläche durch.
*
Die Regentropfen trommelten hart und rhythmisch auf die Erde. Hinter einer Buchsbaumgruppe, die irgendwann sicher einmal ordentlich getrimmt gewesen war, jetzt aber wie in stillem Protest wild in alle Richtungen wucherte, stand eine Gestalt. Trotz der Kälte lief der Person salzig schmeckender Schweiß über die Wangen und weiter auf den Kragen der nach Imprägniermittel riechenden Regenjacke. Wie in unbeschreiblichem Schmerz gaben die zurückgezogenen Lippen die Zähne frei. Ein unbändiger Zorn sprühte aus der Tiefe des Körpers nach oben wie glühende Lava.
Aus ihrem Versteck beobachtete die Gestalt das makabre Schauspiel in dem künstlich aufgestellten Lichterhain. Die Säule war herausgerissen und zerbrochen. Der dumpfe Knall beim Aufschlag auf die Erde hatte als physischer Schmerz in den ganzen Körper ausgestrahlt.
Die Person beobachtete die Gruppe Menschen in den neongrünen Warnwesten mit Reflexstreifen, die wie Fahrbahnmarkierungen im Dunkeln strahlten. Man konnte ihre Gesichter nur erahnen. Besonders eins wirkte bekannt.
Ein Zweig knackte, als die Gestalt ihr Versteck verließ und die schwarze Silhouette von der Dunkelheit verschluckt wurde.
*
Josefine sah sich im hellen Licht eines Scheinwerfers den Oberschenkelknochen aus dem Kindersarg genauer an. Über ihrem Kopf klatschte der Regen schwer auf die weiße Zeltplane. Im Hintergrund war das dumpfe, niederfrequente Brummen eines Generators zu hören, der die zwei kräftigen Scheinwerfer mit Strom versorgte.
Sie nahm den Knochen mit in den knallblauen Arbeitscontainer, der wie ein überdimensionierter Legostein aussah und als behelfsmäßiges Labor diente. Sie drehte das Wasser auf und säuberte den Knochen gründlich in dem tiefen Stahlbecken. In südlichen Gefilden reichte es, Knochen mit einem weichen Pinsel zu säubern, aber die lehmige Erde in Dänemark erforderte krassere Methoden. Durch eine vermoderte Seite war Erde ins Innere des Sarges gelangt, doch der Rest der Wände war gut erhalten. Josefine legte den Oberschenkelknochen auf einen Stahltisch. Sie ignorierte das insistente Knurren ihres Magens, während sie den mobilen Röntgenapparat über den Knochen zog und konzentriert auf einen kleinen Monitor starrte, auf dem schwarzweiße Schatten wie in einer zernarbten Mondlandschaft zu sehen waren. Der völlig geruchsneutrale, vom Zahn der Zeit gründlich gereinigte Knochen hatte die Farbe der braunen Erde angenommen, deren penetrante Kompostnote sich auf die Schleimhäute legte.
Josefine platzierte den Knochen zum Trocknen auf ein feinmaschiges, in einen Holzrahmen gespanntes Drahtnetz.
Draußen frischte es auf. Der Wind rüttelte an dem Container und trug die Stimmen und Rufe einer Gruppe Kinder herüber, und es klang, als hätten sie in dem Augenblick den Friedhof betreten.
Sie unterbrach die Arbeit und sah auf ihre Armbanduhr. Halb acht schon.
Mit einem Seufzer zog sie die Latexhandschuhe aus und rieb sich müde das Gesicht. Sie beschloss, Feierabend zu machen, und schrieb mit einem feinen Edding die Referenznummer auf ein Schildchen und klebte es an das Trockenregal, in dem auch die übrigen Kinderknochen aufbewahrt wurden. Josefine wusch sich die Hände in einem Mini-Waschbecken und sah in den gesprungenen Spiegel. Sie hatte ein eher schmales Gesicht, hohe Wangenknochen und ein energisch vorgeschobenes Kinn. Sie strich eine sich kringelnde Haarsträhne, die sich aus dem französischen Zopf gelöst hatte, hinters Ohr und schaltete die Apparate und Scheinwerfer aus.
Im gleichen Augenblick hörte sie Svends charakteristische schlurfende Schritte vor dem Container, und eine Sekunde später tauchte das kantige Profil des Totengräbers im Türrahmen auf. Josefine hatte ihn aus Dragør rekrutieren müssen, weil etliche der fest angestellten Kollegen des Assistens Kirkegård sich geweigert hatten, die mehr als tausend Skelette zu verlegen.
Svend schob seine jagdgrüne Mütze so weit aus der Stirn, dass seine markanten Augenbrauen sichtbar wurden. Die Hände wirkten seltsam groß im Verhältnis zu dem langen, schlaksigen Körper.
»Sie können ruhig gehen«, sagte Josefine. »Ist ja schon spät. Ich pack’s auch bald.«
Svend machte Anstalten, ihrer Aufforderung zu folgen, hielt aber mitten in der Bewegung inne.
»Sind Sie … Sind Sie sicher, dass wir weitermachen sollten?«, fragte er langsam und leicht stammelnd.
»Wie meinen Sie das?«
»Ich weiß nicht … das ist irgendwie so … verkehrt«, sagte er leise und starrte auf den Boden. Seine schwarzen Gummistiefel waren schlammverschmiert. »Wir stören die Grabruhe der Toten …«
Josefine runzelte die Stirn, musterte das zerfurchte Gesicht des Mannes und atmete tief ein.
»Svend, ich verstehe Sie gut. Aber egal was passiert, die U-Bahn wird in jedem Fall gebaut. Und dazu müssen die sterblichen Überreste verlegt werden. Wir sollten zusehen, das Beste daraus zu machen.«
Er schüttelte skeptisch den Kopf. Auf der Mütze glitzerten ein paar Regentropfen.
Dann hob er den Blick und sah Josefine an.
»Wenn wenigstens ein Pastor dabei wäre«, wandte er ein. »Um die Toten zu segnen. Ich bete für jeden Einzelnen das Vaterunser …« Er zögerte einen kurzen Moment. »Da kommt am Ende nichts Gutes bei raus«, sagte er mit ungewohnter Schärfe in der Stimme. »All die Seelen … die jetzt keine Heimat mehr haben … Ich spüre sie, wenn ich draußen im Dunkeln herumlaufe.«
»Mal ganz ehrlich, Svend.« Josefine lächelte. Sie hatte sich inzwischen an seine sehr eigene Art gewöhnt. »Wollen Sie damit sagen, dass es auf dem Friedhof spukt?«
Zu ihrem eigenen Erstaunen lief ihr eine Gänsehaut über den Rücken.
Svend begnügte sich damit, ihr stumm in die Augen zu sehen.
»Wir machen jetzt erst mal Feierabend«, bestimmte Josefine, zog den Reißverschluss ihrer Schutzweste herunter und streifte sie ab. Die giftgrünen Westen der Metro-AG mit den Reflexstreifen waren ein Ausbund an Hässlichkeit, aber die Betriebsratsrepräsentanten waren geradezu fanatisch, was die Benutzung betraf.
»Soll ich Sie zum Jagtvej begleiten?«, bot Svend sich an.
»Danke, Svend, aber ich schaff es auch allein über den Friedhof.«
»Okay … dann geh ich mal«, murmelte er und verschwand.
Josefine packte ihren Laptop in den Rucksack, löschte die letzten Lichter und schaltete den Generator aus. Als sie nach der Türklinke tastete, wäre sie um ein Haar über eins der kräftigen Kabel gestolpert, die mit Klebeband am Boden befestigt waren.
Die Dunkelheit legte sich wie ein schwerer Umhang um sie, als sie aus dem Teamcontainer ins Freie trat. Die Straßenbeleuchtung auf dem Jagtvej warf ein schwaches gelbliches Licht auf den verlassenen Friedhof. Ein harter Windstoß fegte ihr kalte Regentropfen ins Gesicht.
Sie zuckte zusammen, als sich vor ihr eine Gestalt in der Dunkelheit materialisierte.
»Scheiße, ist mir kalt«, sagte eine nasale Stimme. »Wieso hast du die Scheinwerfer ausgeschaltet? Ich hätte mich fast auf den Hintern gesetzt.«
»Rita? Ich dachte, du wärst längst gegangen …«
»Wollte ich auch, aber dann ist was dazwischengekommen, das ich noch erledigen muss. Für heute Nacht ist Frost vorhergesagt …«
»Verdammt.« Josefine stöhnte, weil sie ahnte, dass das zu weiteren Verzögerungen im Arbeitsablauf führen könnte.
Rita gähnte herzhaft, der Atem stand in einer weißen Wolke vor ihrem Mund.
»Dieser Svend wird auch immer merkwürdiger«, sagte Josefine.
»Was hat er sich jetzt wieder ausgedacht? Dass er mit Kierkegaard gesprochen hat?«
»So ungefähr. Er meint, dass wenigstens ein Pastor bei der Räumung der Gräber anwesend sein sollte, weil die Seelen sonst heimatlos durch die Gegend irren … und der Grabfrieden gestört wird …«
Rita stieß ein heiseres Lachen aus und schaffte es, sich eine Zigarette anzuzünden.
»Der ist ernsthaft gaga! Wenn er den Job hier nicht hätte, würde er wahrscheinlich den lieben langen Tag auf einer Parkbank hocken und Bier trinken …«
Josefine nickte. Die Beschreibung war treffend. Svend hatte die verlotterte Ausstrahlung und die scharfen Gesichtszüge eines obdachlosen Schluckspechtes.
»Apropos Bier … Ich habe mich mit ein paar Jungs aus der Nationalhistorischen Sammlung verabredet … Magst du mitkommen?«
»Nein, danke.«
Die Jungs waren eine Gruppe junger vollbärtiger Typen – süß, aber unglaubliche Nerds.
»Du wirst es bereuen …«
»Ich dachte, du hättest ein Date?«, fragte Josefine neugierig.
»Das ist erst morgen.«
»Wer ist denn der Glückliche?«
»Sag ich nicht …«
»Komm schon!«
»Ich versprech dir, dass du die Erste bist, die es erfährt … Aber es ist noch so frisch …«
Josefine biss sich auf die Lippe und überlegte, ob sie noch einen letzten Versuch machen sollte, den Namen aus der Freundin herauszukitzeln.
»Okay, dann sehen wir uns morgen«, sagte Rita und trat die Kippe unter der Stiefelsohle aus.
Josefine nickte. Sie registrierte das leise Klicken, als Rita die Tür des Mannschaftscontainers aufschloss, und das Dröhnen des Generators, der hustend wieder ansprang. Gleich darauf fiel blasses Licht durch das einzige Fenster des Bauwagens, fein gewürfelt durch das Gitter davor.
*
Nicht viel später schloss Rita den Mannschaftscontainer wieder ab. Sie steckte sich die Ohrstöpsel in die Gehörgänge, wischte sich mit dem Zeigefinger unter der Nase entlang und schaltete die Musik ein, die sie in einen weichen Kokon hüllte, als sie über den dunklen Friedhof lief.
Rita spürte die Kälte unter ihre Jacke kriechen und ein leises Vibrieren im Körper. Sie freute sich auf das Treffen mit den Archäologenkollegen und konnte nicht verstehen, wieso Josefine nicht hatte mitkommen wollen. Sie ließ sich von der Musik mitziehen und fiel in ihren Rhythmus ein. Sie peilte den Nordausgang auf das Nørrebro-Rondell an und nahm eine Abkürzung dicht am Ausgrabungsgelände vorbei, wo sie behände den gespannten Schnüren und Pflöcken auswich, deren Verteilung sie in- und auswendig kannte.
Ihre Gedanken kreisten um die Toten, die in ihren Särgen in der Friedhofserde begraben lagen. Alle Leichname hatten einen mehr oder weniger ausgeprägten Verwesungsgrad erreicht, deren Verlauf immer der gleiche war. Der Tod hatte seine eigene, unfehlbare innere Uhr. Der Satz Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück kam nicht von irgendwoher. Die Erde war der Beginn und das Ende von allem, eine ewige Transformation, die Zersetzung vergänglicher Materie. An dem, was Svend sagte, war etwas Wahres dran. Sie störten die Toten in ihrer Ruhe. Sie hatte höhnisch über seine Bemerkung in Bezug auf die heimatlosen Seelen gelacht, aber jetzt …
Rita blieb stehen. In der Pause zwischen zwei Musikstücken glaubte sie, hinter sich ein Geräusch zu hören. Sie drehte sich um und starrte in die Dunkelheit, zog die Ohrstöpsel heraus und lauschte konzentriert, aber abgesehen von dem rauschenden Wind in den blattlosen Baumkronen und dem konstanten Verkehrslärm vom Jagtvej war alles still.
Das Gefühl, nicht allein zu sein, wuchs ihr aus der Dunkelheit entgegen. Sie fühlte sich auf unangenehme, fast handgreifliche Weise beobachtet. Rita ließ ihren Blick in die Runde schweifen und atmete tief ein. Regen und Wind hatten weiter zugenommen, und es war beißend kalt. Die Regentropfen prasselten ihr hart ins Gesicht. Sie ging schneller, den Blick auf die Straßenbeleuchtung um das Nørrebro-Rondell gerichtet, die etwas von einem mystischen Sonnenaufgang hatte.
Im nächsten Augenblick nahm sie aus den Augenwinkeln ein Flackern wahr. Sie blieb stehen und schaute mit zusammengekniffenen Augen in Richtung einer Tanne, wo sie die Bewegung gesehen hatte. War das neben dem Baum die Silhouette eines Menschen, oder bildete sie sich das nur ein? Die Konturen zerflossen wie feuchte Tinte. Sie konnte nicht nachvollziehen, was einige Leute nach Anbruch der Dunkelheit auf dem Friedhof suchten, der auf gewisse schräge Existenzen eine geradezu magnetische Anziehungskraft zu haben schien.
Sie überlegte, ob das womöglich Svend war, der sich auf eine okkulte Mitternachtsséance vorbereitete, und lächelte. Wirklich wundern würde es sie nicht!
Rita blinzelte ein paar Regentropfen aus den Augenwinkeln und sah wieder zu dem Baum hinüber. Nichts.
Erschöpft und gestresst, wie sie momentan war, beschloss sie, dass es sich bei der Gestalt neben der Tanne um ein Trugbild handeln musste, und nahm sich vor, ein bisschen mehr auf sich achtzugeben.
Sie setzte sich wieder in Bewegung, konnte die innere Unruhe, die sich in ihrem Körper breitmachte, aber nicht abschütteln.
Plötzlich waren hinter ihr ganz deutlich Schritte zu hören wie ein verzögertes Echo ihrer eigenen Schritte. Sie drehte sich um und fragte sich, was das für ein leises Pfeifen war, als sie eine Bewegung in der Luft wahrnahm.
Abrupt verstummten alle Geräusche, und sie registrierte, dass sie auf der Erde lag und in einen dunklen Himmel mit mondhellen Rissen starrte. Adrenalingesättigte Schmerzpfeile bohrten sich in ihre Brust, und die Regentropfen schmeckten nach Eisen. Sie schrie aus vollem Hals, während kochende Lava sich über ihre Stirn ergoss und der Mond sich verdunkelte. Sie erkannte den Umriss einer großen Gestalt mit erhobenen Händen und wollte sich schützen, aber ihre Arme waren völlig kraftlos. Ebenso ihre Beine. Sie hatte keine Kontrolle mehr über ihren Körper. Mit zerschmetternder Wucht wurde sie erneut von etwas Schwerem, Hartem getroffen. Der krachende Laut von splitternden Knochen explodierte in ihrem Innern, danach verabschiedete sich das Gehör. Blut pulsierte heiß in ihrer Mundhöhle, von dem metallischen Geschmack wurde ihr übel. Obwohl ihre Augen offen standen, konnte sie nichts sehen. Der Schmerz war so unbeschreiblich und übertraf alles bisher Erlebte. Ihre Schreie waren albtraumstumm, und das Bewusstsein verabschiedete sich erst nach ein paar grauenvollen Augenblicken, in denen ihr aufging, dass sie sterben würde.
*
Josefine stapfte über den finsteren Friedhof. Sie hatte die Mütze über die Ohren gezogen und die Hände tief in den Jackentaschen vergraben, um die Wärme zu halten. Vor der Friedhofsmauer bog sie auf einen schmalen, parallel zum Jagtvej verlaufenden Pfad ab. Hohe Eiben und wild wuchernde Buchsbaumsträucher wuchsen über ihrem Kopf zusammen und bildeten einen dunklen immergrünen Tunnel. Die in der Friedhofsmauer eingelassenen Bogen beherbergten moderne Grabstätten neben alten, verwitterten Grabmälern. Dieser Pfad war auch tagsüber eher schummrig, und nach Einbruch der Dunkelheit drang die Straßenbeleuchtung nur noch punktuell durch das dichte Grün. Darum trug Josefine immer eine kleine Taschenlampe bei sich, mit der sie jetzt die Blätter anstrahlte.
Sie hatte ihr Auto nicht ganz vorschriftsmäßig in der Jægersborggade geparkt und hoffte, dass alles in Ordnung war. Erst vor Kurzem hatte ihr jemand einen Seitenspiegel zerdeppert. Sie seufzte. Der alte, elend lange Volvo war in Kopenhagen der absolute Parkalbtraum. Ihre Kollegen in der Rechtsmedizin nannten ihn nicht ganz abwegig »Leichenwagen«.
Josefine erstarrte, als ein langgezogener Schrei sie in dem regenfeuchten Blättertunnel erreichte.
Sie riss die Mütze vom Kopf und drehte sich in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war.
»Rita!«, rief sie in die Dunkelheit. »Alles okay bei dir?«
Josefine strengte ihre Augen an, um etwas zu erkennen, aber der Regen war zu dicht. Es kam keine Antwort. Sie versuchte zu ermitteln, woher das Geräusch gekommen war.
»Rita, verdammt!«, rief sie und lief über eine Abkürzung zurück zum Ausgrabungsfeld. Im kalten Licht einer einsamen Straßenlaterne schimmerten die Regentropfen an den Buchsbäumen wie weiße Eiskristalle. Die Erdhaufen und ausgehobenen tiefen Gruben warfen verwirrende Schatten, und sie befürchtete, über die gespannten Schnüre und Pflöcke zu stolpern, die Rita und ihre Kollegen aus dem Stadtmuseum nach einem für andere undurchschaubaren System angebracht hatten. Bis auf den Regen und den leisen Verkehr im Hintergrund war es jetzt ganz still auf dem Friedhof.
Sie leuchtete mit der Taschenlampe überallhin, konnte Rita aber nirgendwo entdecken. Dann ging sie in die Hocke und fuhr mit dem Lichtkegel über die messerscharfen Kanten eines frischen Grabes, das wie zu erwarten leer war.
»Rita?«, rief sie noch einmal.
Von einer Vorahnung getrieben näherte Josefine sich dem Doppelgrab, an dem sie Anfang der Woche gearbeitet hatte. Der schwarze Erdhaufen daneben war durch den kräftigen Regen abgeflacht.
Der zitternde Lichtkegel der Taschenlampe beleuchtete einen schwarzen Umriss auf dem Grund des Grabes, und als sie sich vorbeugte, erkannte sie, dass da ein Mensch lag. Und noch ein wenig später wusste sie, dass es Rita war. Sie starrte in ein Paar Augen, die nichts mehr sahen. Die Lippen waren geöffnet und das Gesicht zu einem Ausdruck tiefsten Schmerzes verzerrt. Die Zähne, die nicht ausgeschlagen waren, sahen aus wie von einer roten Haut überzogen. Ein kalter Schauer überlief Josefine. Es war unglaublich viel Blut, das über Ritas Gesicht lief.
Josefine steckte die Taschenlampe in die Bauchtasche ihres Anoraks, nahm den Rucksack ab und ließ sich in das Grab hinabgleiten, das deutlich tiefer war als von oben angenommen. Der Regen hatte die Erde in eine glatte Schlammfläche verwandelt, so dass sie das letzte Stück hinunterrutschte. Dabei landete sie mit einem Fuß auf Ritas Körper, der keine Reaktion zeigte. Josefine legte ein Ohr auf ihren Brustkorb auf der Suche nach einem Herzschlag. War da noch ein ganz schwacher Puls? Sie fischte das Handy aus der Hosentasche, aber ihre Hände zitterten so sehr, dass sie kaum die Tasten traf. Irgendwann schaffte sie es, den Notruf zu wählen und den ungewöhnlichen Ort zu beschreiben, an dem sie sich befand.
Sie holte tief Luft, kniete sich neben Rita und begann mit Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzmassage. Ritas Nase war gebrochen, und tief in ihrem Innern wusste Josefine, dass das Ganze sinnlos war, weil mit jedem Druck auf das Brustbein mehr Blut aus dem Mund quoll. Aber sie konnte nicht aufhören, machte unermüdlich weiter, bis sie Rufe hörte und ein Lichtkegel in das Loch gerichtet wurde, der sie blendete.
Die Zeit, die sie in dem Grab verbracht hatte, kam ihr wie eine Ewigkeit vor.
Kapitel 2
Ein metallisches Knarzen wie von einer rostigen Schaukel ertönte, als das alte Drehkreuz sich widerstrebend und träge um seine Achse drehte. Ein Mann bugsierte mit Mühe eine kleine Sackkarre durch das Tor, auf der mit einer knallbunten Gepäckspinne sorgfältig eine grüne Klappkiste mit einem Sixpack Bier und eine Tasche mit leeren Dosen festgeschnallt waren. Der langhaarige Typ mit dem vor Nässe tropfenden Bart starrte finster vor sich hin. Das gewellte schulterlange Haar war im Gegensatz zu seinem übrigen Äußeren erstaunlich gepflegt. Um seinen mageren Oberkörper schlabberte ein armeegrüner Parka mit zotteligem Kunstpelz. Er trug keine Hose. Seine nackten Beine waren lang und dünn, die Knie dunkel vor Dreck. Die Füße steckten in ein paar viel zu kleinen Stoffschlappen.
Zwischen den Lippen des Mannes hing eine selbstgedrehte Zigarette.
Am Jagtvej angekommen blickte er unentschlossen nach links und rechts. Schließlich wandte er sich gen Norden Richtung Nørrebro-Rondell.
Er ging vorsichtig, den Blick starr auf die Bürgersteigplatten gerichtet. Sein Körper bewegte sich ruckartig vorwärts, als hätte er Sorge daneben zu treten.
Kapitel 3
Kriminalhauptkommissar Alexander Damgaard, von allen Xander genannt, traf etwa gleichzeitig mit den Polizeitechnikern am Tatort ein und stieg in den obligatorischen, aus einem Einwegoverall mit Kapuze bestehenden Raumanzug. Um Viertel nach neun hatte ihn der Anruf von Majken Holm, der bissigen Leiterin der Ermittlungszentrale, die im dritten Stock des Polizeipräsidiums residierte, erreicht. Sie hatte ein ABC-Team aus Kollegen von den Revieren Amager, Bellahøj und Kopenhagen City zusammengerufen. Letzteres repräsentierte er. Das Team sollte klären, warum noch niemand mit bluttriefendem Messer in unmittelbarer Nähe des Opfers gestellt worden war. Wenn es sich denn wirklich um einen Mord handelte. Leider deutete an diesem höllisch kalten Abend nichts darauf hin, dass sie bald einen Täter ausfindig machen würden. Xander ahnte, dass dies wieder einer der Fälle werden würde, die sich ewig in die Länge zogen und die Überstunden in Höhen trieben, die er niemals würde abfeiern können. Sein Chef hatte zu allem Überfluss die Auszahlung von Überstunden gestrichen, was mehr oder weniger bedeutete, dass er ehrenamtlich arbeitete.
Sie befanden sich in einem Bereich des Friedhofs, in dem die Grabräumungen für die Baumaßnahmen der U-Bahn fast abgeschlossen waren. Der Regen ging allmählich in Schneegriesel über, und die aufgestellten Scheinwerfer erzeugten an den Mauern lange Schatten der Grabmäler, eine Skyline der besonderen Art. Xander las die Aufschriften einiger Grabsteine in der beleuchteten Zone. Da war für jeden Geschmack etwas dabei. Ihm ging durch den Kopf, dass er selbst sich auch eher in der absteigenden als aufsteigenden Phase seines Lebens befand. Ob jemand sein Grab besuchen würde? Frau und Kinder hatte er nicht, und seine Mutter war über achtzig. Alles, was von ihm bleiben würde, wäre ein einfacher Stein auf dem Friedhof mit einer unpersönlichen Inschrift, die mit der Zeit unter Moos und Taubenscheiße verschwinden würde.
Er schob diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich stattdessen auf den Tatort.
Die Untersuchungen waren bereits in vollem Gang. Fundort und Friedhof waren weiträumig abgesperrt. Wie emsige Ameisen hatten die Techniker sich zu der Leiche vorgearbeitet und eine schmale Passage eingerichtet, über die alle Zuständigen in ihre Arbeitsbereiche gelangen konnten, ohne eventuelles Beweismaterial zu zerstören. Einer der Spürhunde aus der Gruppe 1 schlug an. Die Tiere waren darauf trainiert, kleinste Spuren von Blut, Spucke und Sperma zu erschnuppern, und absolut unentbehrlich in der entscheidenden Anfangsphase einer Mordermittlung.
Xander erkannte das Geräusch des Technischen Einsatzwagens, der sich in Stellung brachte – ein voll funktionstüchtiges mobiles Büro, das in kürzester Zeit für Zeugenbefragungen und Büroarbeiten zur Verfügung stehen würde. Der Bauwagen lief inoffiziell unter dem Namen Wurstbude.
Der Bereitschaftsdienst hatte ein weißes Zelt über dem Fundort errichtet, das nur mäßigen Schutz vor dem kräftigen Wind bot, gegen den sie gehörig zu kämpfen gehabt hatten, bis die Planen stabil standen. Die Temperaturen befanden sich im freien Fall, und Xander vermutete, dass diese Tatsache den Rechtsmedizinern die genaue Bestimmung des Todeszeitpunktes erschweren würde. Im Licht der Scheinwerfer war zu erkennen, dass sich in den Erdvertiefungen Schnee sammelte.
Er stellte sich ein wenig abseits und zündete sich eine Zigarette an, nahm ein paar tiefe Züge und klopfte die Asche ab. Er wechselte einen Blick mit der hübschen Rechtsmedizinerin Maria Holeby, deren sinnliche Lippen schon ganz blau waren. Sie schaffte das Unmögliche, selbst in dem Einwegschutzoverall noch sexy auszusehen. Ihr Gruß war jedoch wie gewohnt unterkühlt, und egal wie sehr er seinen Charme hochschraubte, machte sie ihrem Spitznamen Eiskönigin alle Ehre.
Um den Hergang des Mordes zu rekonstruieren, musste die Leiche aus dem Grab gehoben werden. Xander begab sich unterdessen zu den Technikern, um dort bei einem kleinen Plausch einen Becher dampfend heißen Kaffee zu trinken, den ein sehr jung aussehender Polizist aufgesetzt hatte, sobald die Wurstbude ans Stromnetz angeschlossen worden war.
Nach dem Kaffee schlenderte er wieder zu der Rechtsmedizinerin.
»Hallo, Maria. Was habt ihr rausgefunden?«
»Der exakte Todeszeitpunkt lässt sich wegen der vermaledeiten Kälte und des Windes schwer bestimmen … Im Grab war es windgeschützt, aber die Erde ist gefroren. Sie wurde vermutlich zwischen zwanzig und einundzwanzig Uhr getötet. Ihr wurden schwere Kopfverletzungen in Form von dumpfen Schlägen zugefügt.«
Er schaute hinunter in das Grab und dann zu der Frauenleiche auf der weißen Plane. Der Leichnam war blut- und erdverschmiert, die Augen starrten mit gebrochenem Blick auf einen Punkt an der Zeltdecke.
»Konnte sie identifiziert werden?«
»Ja. Sie heißt Rita Magnussen. Gefunden wurde sie von der Rechtsanthropologin Josefine Jespersen, einer meiner Kolleginnen am Rechtsmedizinischen Institut. Die Verstorbene hat die Grabverlegungen in Verbindung mit dem U-Bahn-Bau geleitet und war zu diesem Zweck vom Stadtmuseum abgestellt worden. Josefine Jespersen hat Wiederbelebungsmaßnahmen vorgenommen, obgleich ziemlich schnell klar war, dass das zwecklos ist …«
»Ist Josefine Jespersen noch hier?«
»Ja, sie sitzt in einem der Streifenwagen.«
»Habt ihr sonst noch etwas Interessantes gefunden? Die Mordwaffe vielleicht?«
»Nein«, antwortete Maria. »Aber die Techniker haben neben der Leiche eine kleine Plastikflasche mit dem Bodensatz einer klaren Flüssigkeit gefunden. Sie untersuchen gerade den Inhalt …«
Xander nahm die Leiche noch einmal in Augenschein. Der Kopf der Frau war auf extrem brutale Art und Weise malträtiert worden. Als hätte der Täter sich in einem gewaltigen Blutrausch befunden.
»Wenn Sie noch etwas finden, kennen Sie ja meine Nummer.«
Sie nickte.
Auf dem Weg zum Ausgang bemerkte Xander die farblichen Kontraste auf dem Friedhof: der knallige Mannschaftscontainer, das bonbonartig gestreifte Absperrband, die Kräne, die Löcher in der Erde und die quietschorangefarbenen Kegel. Buntes Chaos im Verhältnis zu den dezenten Profilen der alten Grabmäler.
*
Der abgesperrte Jagtvej mit den kreuz und quer auf der sonst so befahrenen Straße parkenden Einsatzfahrzeugen wirkte wie eine Kriegszone. Eine Kollegin zeigte Xander, wo die Zeugin zu finden war. Der Wind drang ungehindert durch seine Kleidung, als er auf einen Streifenwagen zustapfte, der halb auf dem Bürgersteig parkte. Xander erahnte die Konturen zweier Personen hinter der Scheibe und klopfte, was ihm sofort leidtat, weil die Person auf dem Beifahrersitz erschrocken zusammenzuckte. Das Fenster wurde heruntergelassen.
»Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte er. »Alexander Damgaard, Polizei Kopenhagen.« Ihr Gesicht kam ihm vage bekannt vor. Er glaubte, sich zu erinnern, dass er vor ein paar Jahren mal mit ihr zusammengearbeitet hatte. Sie sah blass und verängstigt aus.
»Hallo«, sagte sie. »Ist schon okay.«
Er meinte, in ihren Augen ebenfalls so etwas wie ein Wiedererkennen zu sehen.
»Ich spendiere einen Kaffee«, sagte Xander. »Was halten Sie davon?«
Sie nickte und stieg aus dem Wagen. Sie war in eine rote Ambulanzdecke gewickelt. Ihr Haar war schlammverkrustet, und sie hatte offensichtlich saubere Kleider von den Sanitätern bekommen.
Gemeinsam gingen sie auf den Friedhof zurück. Xander öffnete die Tür zur Wurstbude und ließ ihr den Vortritt. Er entdeckte einen sauberen Pappbecher, schenkte ihr ein pechschwarzes Konzentrat aus einer Glaskanne ein, die auf einer Wärmeplatte stand, und reichte ihr den Becher.
»Sind Sie so weit okay?«
»Ja … einigermaßen«, antwortete sie zögernd. »Ich glaube, es ist noch nicht ganz bei mir angekommen, dass … dass Rita tot ist. Ich habe Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht … aber ihre Luftröhre war von Blut verstopft …«
Sie räusperte sich.
»Das war sehr mutig von Ihnen«, sagte Xander.
»Wie meinen Sie das? Das hätte doch jeder getan.«
»Der Täter kann zu dem Zeitpunkt noch nicht weit weg gewesen sein …«
Josefine starrte ihn an und richtete dann den Blick auf den grau melierten Boden.
»Warum waren Sie so spät noch auf dem Friedhof?«
»Ich hatte die Zeit vergessen. Parallel zur ethischen Räumung des Friedhofs arbeite ich gerade an einem Projekt zur öffentlichen Gesundheit …«
»Ethische Räumung?«
»Ja, im Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau müssen der nördliche Teil des Friedhofs geräumt und über tausend Skelette verlegt und neu bestattet werden,« erklärte sie.
»Jesus, das hört sich nach einem Mammutprojekt an«, platzte Xander heraus. »Natürlich habe ich etwas darüber gelesen, aber nicht geahnt, dass es sich um so viele Gräber handelt.«
»Das hängt die Metro-AG auch nicht unbedingt an die große Glocke«, bemerkte Josefine. »Sie werden so schon von überall angefeindet.«
»Haben Sie irgendetwas … Außergewöhnliches bemerkt?«
»Nein … nur Rita. Sie hatte mir übrigens kurz vorher einen Mordsschrecken eingejagt. Ich hatte gerade den Arbeitscontainer abgeschlossen, als sie aus der Dunkelheit auftauchte …«
»Hat sie etwas gesagt?«
»Wir haben über einen unserer Totengräber gelästert. Er behauptet, dass es auf dem Friedhof spukt … Und dann hat sie mich eingeladen, mit ihr und ein paar Kollegen aus dem Nationalmuseum noch ein Bier trinken zu gehen, aber mir war nicht danach … Ich dachte eigentlich, dass sie eine Verabredung mit ihrem neuen Freund hätte, aber das … ist offenbar erst morgen.«
»Kennen Sie diesen Freund?«, fragte Xander interessiert.
»Nein, ist wohl noch ziemlich frisch.«
»Und was war dann?«
»Wir haben uns verabschiedet, und ich bin parallel zum Jagtvej an der Mauer entlanggelaufen. Mein Auto steht in einer Seitenstraße.«
»Und Rita?«
»Rita wollte sich noch im Mannschaftscontainer umziehen. Ungefähr auf halber Strecke zu meinem Auto … habe ich den Schrei gehört«, sagte Josefine und studierte ihre Hände. »Ich bin sofort umgekehrt und habe sie gesucht.«
»Haben Sie irgendetwas gesehen?«
»Nein, es war ja stockdunkel. Ich habe sie ziemlich schnell in dem ausgehobenen Grab gefunden … Das … das war so furchtbar. Ihre Augen …« Josefine sprach nicht weiter und strich sich stattdessen mit dem Handrücken unter der Nase entlang. Sie wandte das Gesicht ab und starrte aus dem kleinen, von Schneeflocken bedeckten Fenster.
»Ich werde dafür sorgen, dass Sie jemand nach Hause bringt.«
»Und was ist mit meinem Auto?«
»Ich schlage vor, dass Sie es morgen abholen.«
»Ja … Sie haben wohl recht.«
»Ich werde mich vermutlich im Laufe der nächsten Tage noch einmal bei Ihnen melden.«
»Okay«, sagte Josefine und gab ihm ihre Nummer.
Sie gingen zurück zum Streifenwagen, wo Xander dem Kollegen die Anweisung erteilte, Josefine nach Hause zu bringen. Während er die Rücklichter in der Dunkelheit verschwinden sah, ging er gedanklich noch einmal ihre Aussage durch.
In ihren Augen hatte die nackte Angst gestanden.
Ohne Vorwarnung ertönte ein lauter Ton in seinem Kopf, dieses Mal ein dunkler, tiefer Kontrabass mit niederfrequenten Schwingungen wie das Summen einer Hornisse, die sich in seinen Schädel verirrt hatte. Früher hatte ihn dieser Ton fast in den Wahnsinn getrieben, einmal hatte er sich so verzweifelt auf die Ohren geschlagen, dass sein Trommelfell geplatzt war. Danach war es noch schlimmer gewesen.
Inzwischen akzeptierte er den Ton als seinen ständigen Begleiter. Ein HNO-Arzt hatte ihm schulterzuckend geraten, sich tunlichst mit seinem Tinnitus anzufreunden.
Manchmal verschwand er für ein paar Tage, um in einer neuen Form zurückzukehren. Diese Pausen fürchtete er am meisten, weil er wusste, dass der Ton wiederkommen würde, dass die Ruhe nur die Stille vor dem Sturm bedeutete. Die Alternative zwischen hohem Pfeifton und tiefem Brummen war eine Wahl zwischen Pest und Cholera.
Der Tinnitus war die Reminiszenz eines realen Albtraums. Gemeinsam mit einer Kollegin hatte er versucht, eine Frau davon abzuhalten, sich in ihrer Küche zu vergasen. Ein winziger Zufall hatte für ihn über Leben und Tod entschieden: dass die Kollegin vor ihm die Küche betreten hatte. Die Tür war von innen zugeklebt gewesen, und er hatte sie mit der Schulter aufgedrückt. In einer Situation, in der Gefahr im Verzug war, wurde normalerweise keine Frau vorgeschickt, aber die Kollegin hatte im Namen der Gleichberechtigung darauf bestanden und war als Erste in die Küche gestürmt.
Die Frau hatte vor dem Gasofen gekniet wie zum Gebet. Sie drehte ihren Kopf und sah sie einen ausgedehnten Augenblick lang an. Der beißende Gasgeruch trieb ihnen die Tränen in die Augen. Dann hob die Frau ein Feuerzeug auf, das neben ihr auf dem Boden lag. Ein Zischen war das Letzte, das er wahrgenommen hatte, ehe es ganz still wurde. Es war ihm nach wie vor unbegreiflich, dass seine Kollegin hatte sterben müssen, während er überleben durfte. Sie hinterließ einen Mann und zwei kleine Kinder. Er war verdammt noch mal allein. Single. Niemand würde ihn vermissen.
Die Frau hatte vorhergesehen, dass jemand versuchen könnte, sie zu retten. Und sie war bereit gewesen, andere mit in den Tod zu reißen.
Der Heulton war seine tägliche Erinnerung daran, dass jeder Tag der letzte sein konnte.
Kapitel 4
In dem Versuch, sich aufzuwärmen, blieb Josefine lange unter der Dusche stehen. Am ganzen Körper zitternd beobachtete sie die unappetitliche Mischung aus Blut und Dreck, die in Rinnsalen im Abfluss verschwand. Ihre eigene Wohnung kam ihr mit einem Mal so fremd vor, und die latente Unruhe in ihr wollte sich nicht legen. Sie hatte schon mehrmals überprüft, ob die Wohnungstür wirklich verriegelt war.
Josefine zog sich ihre Schlafsachen an und ging in die Küche. Sie sollte etwas essen, verspürte jedoch eine leichte Übelkeit. Stattdessen drehte sie den Korken aus einer verstaubten Flasche Cognac, die sie vor Ewigkeiten auf einer Charterreise gekauft hatte, und trank direkt aus der Flasche. Danach föhnte sie sich noch kurz die Haare und ging ins Bett. Da lag sie und wälzte sich schlaflos hin und her. Sie hatte Halsschmerzen, die Nase war verstopft. Ritas lebloser Blick war in ihre Netzhaut eingebrannt, und das Sirenengeheul war wie unheimliche Hintergrundmusik von ihrem Unterbewusstsein gespeichert.
Josefine kannte Rita seit ihrem Studium. Sie hatten beide einen Bachelor in klassischer Archäologie gemacht, wonach sich ihre Wege getrennt hatten. Rita hatte noch einen Master in Archäologie, Josefine ein Studium der Osteologie in Visby auf Gotland drangehängt. Dass sie jetzt im Rahmen ihrer Zusammenarbeit während der Räumungsarbeiten des Assistens Kirkegård schon fast ein Jahr lang ein Team bildeten, war reiner Zufall.
Irgendwann stand Josefine wieder auf und goss sich einen Kamillentee auf. Die Kälte, die vom Küchenboden ausging, stieg in ihrem Körper hoch, und ein höllischer Druck hinter den Augen verkündete, dass sie sich ernsthaft was eingefangen hatte. Sie nahm eine Schmerztablette und hoffte, dass sich damit auch irgendwann der Schlaf einfinden würde.
Als sie am Morgen wach wurde, fühlte sie sich noch immer wie durch die Mangel gedreht. Ein Blick in den Kühlschrank offenbarte gähnende Leere. Die Übelkeit und die Folgen des hochprozentigen Cognacs rumorten in ihrem Kreislauf. Sie gab es auf, etwas Essbares zu finden, zog sich warm an und bestellte ein Taxi, um ihr Auto zu holen.
Der Verkehr war einigermaßen erträglich, so dass sie bereits eine gute Dreiviertelstunde später ihr kleines Büro im Rechtsmedizinischen Institut aufschließen konnte.
Sie stellte den Teebecher auf einen freien Platz zwischen den Papierstapeln. Die Zugluft der geöffneten Tür ließ ein paar Zeitungsausschnitte an einer Pinnwand rascheln. Das Christliche Tageblatt und Metroexpress hatten Josefine zu dem Ausgrabungsvorhaben für den geplanten U-Bahn-Bau interviewt. Das Interesse der überregionalen Zeitungen wie auch der Kopenhagener Lokalpresse an dem Projekt war enorm gewesen.
Josefines Büro war das kleinste der Abteilung, nicht viel größer als eine Besenkammer, aber sie fühlte sich dort wohl, umgeben von ihren Büchern, Zeitschriften und der kleinen Vitrine, in der ein paar ausgewählte Schädel ausgestellt waren.
Die Anzahl der Knochenexperten in Dänemark war an einer Hand abzuzählen, weshalb Josefine sich bei offiziellen Anlässen gerne als vom Aussterben bedrohte Spezies vorstellte. Die Gründe für ihre Berufswahl waren ein wenig paradox und in ihrer Kindheit zu suchen. Sie war in einem kleinen Ort zwischen Ringsted und Roskilde mitten auf dem Land aufgewachsen. Das Haus stand auf einem Hügel mit Ausblick über Äcker und Felder, Wald und ein großes Moor. Als Kind hatte sie sich von Mooren zugleich magisch angezogen und abgestoßen gefühlt. Sie hatte Geschichten von Moorleichen gehört, die unvorstellbar gut erhalten waren. Vom Grauballe Mann hätte man Fingerabdrücke nehmen können.
In dieser Zeit hatte sie auch die Anatomie-Atlanten ihres Vaters entdeckt, die schon damals alt und mit unleserlichen Randbemerkungen aus seiner Studienzeit vollgekritzelt waren. Mit pochendem Herzen hatte sie immer wieder darin geblättert. Auf einer Seite war der Kupferstich eines nackten Mannes zu sehen, dessen Abbildung nach dem schrittweisen Ausziehen der Haut das gesamte Adernetz zeigte, bis am Ende nur noch ein Knochenmann dastand mit verzerrter Grimasse, dem, wie sie später lernte, ewigen Lächeln von Totenschädeln. Speziell der Mann ohne Haut hatte sie schwer beeindruckt mit seinen starrenden Augäpfeln, die dem Betrachter aus den Augenhöhlen entgegenzurollen schienen.
Ihre Faszination für Moorleichen hatte sich durch das Archäologiestudium noch verstärkt, und sie hatte sich besonders für die fantasievolleren Forschungsergebnisse interessiert, die zu Beginn der Fünfziger Jahre im Zusammenhang mit der Bergung von Moorleichen beim Torfabbau aufkamen. Die sonderbar s-förmig gebogenen Knochen hatten zu aufsehenerregenden Theorien über Krankheiten in früheren Zeiten geführt, ebenso die durchweg roten Haare und die dunkle Haut der Moorleichen. Waren sie möglicherweise wegen ihres abweichenden Aussehens den Göttern geopfert worden? Die aus den Knochen in das säurehaltige Grundwasser gesickerten Mineralien sahen auf den Ultraschallaufnahmen aus wie Glas. Die Haut an den Händen der Moorleichen war zart und unbeansprucht, womit man bei einem Mann aus der Eisenzeit, der vermutlich harte körperliche Arbeit hatte leisten müssen, nicht unbedingt rechnete.
Das Mysterium klärte sich mit dem Einzug neuer Forschungsmethoden wie dem CT