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Die Bewohner von Royal öffnen ihr Herz für ein verlassenes Baby und suchen gemeinsam nach den Eltern des Kindes. Währenddessen findet ein schwarzes Schaf seinen Weg zurück in die Gemeinschaft. SINNLICHE NACHT MIT EINEM FREMDEN von YVONNE LINDSAY VORSICHT, MILLIARDÄR UND HERZENSBRECHER! von JOSS WOOD EIN RANCHER FÜRS LEBEN von JOANNE ROCK DREISSIG HEISSE NÄCHTE von JULES BENNETT MEHR ALS EINE SINNLICHE NACHT? von NADINE GONZALEZ ZURÜCK IM BETT DES RANCHERS von JANICE MAYNARD
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Seitenzahl: 1230
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Titel
Inhalt
Zurück im Bett des Ranchers
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Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
Vorsicht, Milliardär und Herzensbrecher!
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9. KAPITEL
10. KAPITEL
Sinnliche Nacht mit einem Fremden
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4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
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8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
15. KAPITEL
16. KAPITEL
Dreißig heiße Nächte
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Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
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4. KAPITEL
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6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
15. KAPITEL
16. KAPITEL
17. KAPITEL
18. KAPITEL
Mehr als eine sinnliche Nacht?
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Titel
Impressum
PROLOG
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
15. KAPITEL
16. KAPITEL
17. KAPITEL
18. KAPITEL
19. KAPITEL
20. KAPITEL
21. KAPITEL
22. KAPITEL
23. KAPITEL
24. KAPITEL
EPILOG
Ein Rancher fürs LebenBAC
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Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
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Contents
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2021 by Harlequin Enterprises ULC Originaltitel: „An Heir of His Own“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA , Band 2258 10/2022 Übersetzung: Gabriele Ramm
Abbildungen: Harlequin Books S. A., Judith Engbers / iStock, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck
ISBN 9783751509237
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de
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Cammie Wentworth trat aus dem Krankenhaus von Royal. Draußen blieb sie stehen und atmete tief die erfrischende Oktoberluft ein. Ihr Lieblingsmonat wurde gerade zum besten Monat, den sie je erlebt hatte. All ihre Zielstrebigkeit und die harte Arbeit zahlten sich jetzt aus.
Es wurde ja auch Zeit, dass sie endlich ihren Platz in der Welt fand. Sie war achtundzwanzig Jahre alt! Trotzdem hatte ihr das anstehende Treffen mit den einflussreichen Ärzten und Verantwortlichen aus der Krankenhausverwaltung in den vergangenen Tagen so manche schlaflose Nacht bereitet. Sie hatte sich Sorgen darüber gemacht, dass man sie hier für zu jung und zu unerfahren halten könnte. Schließlich war es ihr Vater gewesen, der diese neue Stiftung ins Leben gerufen hatte. Und er hatte sie, seine einzige Tochter, zur Direktorin berufen.
Natürlich würden manche sofort Vetternwirtschaft vermuten. Aber in diesem Fall – vielleicht, weil ihr Vater reichlich Geld für einen guten Zweck spenden wollte – war man Cammie im Royal Memorial Hospital offen und enthusiastisch begegnet. Und sie war entschlossen, diese Begeisterung aufrechtzuerhalten.
Zielstrebigkeit war zweifellos gut im Berufsleben, doch leider ließen sich ihre privaten Probleme nicht so einfach lösen. Es gab eine ganze Liste davon: Erstens wollte Cammie ihren abtrünnigen Bruder Rafe davon überzeugen, nach Hause zurückzukehren. Zweitens wollte sie sich ernsthaft mit dem Thema künstliche Befruchtung oder Adoption auseinandersetzen, um endlich Mutter zu werden. Und drittens musste sie ein für alle Mal die Erinnerungen an Drake Rhodes und seine leuchtend blauen Augen aus ihrem Gedächtnis verbannen.
Die ersten beiden Punkte hatte sie in Angriff genommen, und es zeigten sich bereits Hoffnungsschimmer. Aber der letzte Punkt erwies sich als frustrierend unmöglich. Selbst zwei Jahre nach der Trennung von Drake trauerte sie ihm noch hinterher. Glücklicherweise arbeitete er derzeit am anderen Ende der Welt in Sydney. Cammie hoffte insgeheim, dass tollwütige Kängurus ihn bei lebendigem Leibe auffraßen.
Dieses blutrünstige Bild ließ sie lächeln.
Drake war Geschichte. Sie hatten einfach unterschiedliche Dinge gewollt.
Sie zog ihre Umhängetasche zurecht, wandte sich in Richtung Parkplatz und prallte gegen den muskulösen Körper eines Mannes. Als sie stolperte, griffen warme Hände nach ihren Schultern und hielten sie im Gleichgewicht.
„Entschuldigung“, sagte jemand.
Und dann kam der Schock.
„Drake?“ Sie schüttelte den Kopf und fragte sich, ob der Stress des Treffens eben daran schuld war, dass sie gerade den Verstand verlor. „Was machst du hier?“
Er sah genauso umwerfend aus wie immer, schlank und athletisch, mit dichtem schwarzen Haar und dieser absolut selbstsicheren Haltung. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Bildete sie ihn sich nur ein? Nein, er war leider nur zu real.
Ihr Herz, von dem sie geglaubt hatte, es wäre inzwischen geheilt, brach erneut.
Drake Rhodes versuchte verzweifelt, sich den Schock nicht anmerken zu lassen. Okay, anscheinend wollte das Schicksal ihn auf die Probe stellen. Er war doch kaum eine Sekunde zurück in Royal, und schon stieß er auf Cammie? Er wusste nicht genau, ob er wütend, aufgeregt oder beides sein sollte.
„Hallo, Cam.“ Cammie Wentworth sah selbst in der prallen Mittagssonne einfach umwerfend aus. Ihre Haut besaß diese helle Transparenz einer echten Rothaarigen, und in ihren langen Locken glitzerten goldene Strähnen. Nur zu gut erinnerte er sich daran, wie er jeden Zentimeter ihres schlanken und dabei perfekt gerundeten Körpers geliebt hatte.
Misstrauisch musterte sie ihn aus ihren grünen Augen. „Ich habe dich etwas gefragt.“
Er schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen und sich von den Erinnerungen zu lösen. „Ainsley hatte einen Blinddarmdurchbruch.“
„Oh, nein!“
„Sie hat es überstanden, Gott sei Dank. Es ist ja nicht das erste Mal, dass meine Stiefschwester mein Leben durcheinanderbringt.“ Den letzten Satz milderte er mit einem Grinsen ab. Cammie kannte die Geschichte, wie Drake sich als Ainsleys Vormund angeboten hatte, als sie vor sieben Jahren zur Vollwaise geworden war. Ainsley war damals fünfzehn gewesen, Drake zweiundzwanzig. „Ich bin gerade auf dem Weg zu ihr“, erklärte er.
Cammies Miene verschloss sich wieder. „Nun, dann will ich dich nicht aufhalten.“
Kein Schön, dich zu sehen oder Wie ist es dir ergangen? Cammie war kein Fan von ihm – verständlicherweise. Trotzdem deprimierte ihn ihre lauwarme Begrüßung.
Er griff nach ihrem Arm. „Ich gehe mit dir zu deinem Auto, und vielleicht kannst du mir erzählen, warum du hier bist.“
Cammie bedachte ihn mit einem kühlen Blick, ehe sie seine Hand abschüttelte. „Ainsley wartet bestimmt schon auf dich. Ich brauche keinen Beschützer.“
„Tu es mir zuliebe.“ Er wusste nicht, warum er sie so drängte. Aber das hier war vielleicht seine einzige Chance, um herauszufinden, ob Cammie seine grausame Abfuhr inzwischen verkraftet hatte.
Cammies zögernd vorgetragenes Geständnis, dass sie sich ein Baby wünschte, hatte auf ihn damals wie ein Eimer kaltes Wasser mitten ins Gesicht gewirkt. Was, wenn ein Kondom nicht hielt? Was, wenn andere Verhütungsmittel nicht wirkten? Die Vorstellung, noch ein Kind großzuziehen, hatte ihn in Panik versetzt. Die Erfahrung mit Ainsley reichte für ein ganzes Leben. Zum Glück war seine Stiefschwester jetzt erwachsen. Und er war aus dem Schneider.
Trotzdem war er irgendwie froh, Cammie wiederzusehen.
Seine ehemalige Freundin versuchte ganz offensichtlich, ihn abzuschütteln, denn sie marschierte hastig – zwei Schritte vor ihm – über den Parkplatz. Plötzlich blieb sie stehen.
„Mist, dieser Parkplatz gleicht einem Irrgarten. Ich hätte schwören können, dass ich in dieser Reihe geparkt habe.“
„Der große Pick-up am Ende nimmt dir die Sicht. Warum drückst du nicht auf die Fernbedienung?“
Cammie verzog das Gesicht. „Was würde ich nur ohne einen großen starken Mann tun, der mir kluge Ratschläge erteilt?“
Sie hob den Autoschlüssel, und schon hörten sie einen Wagen piepen. Okay, sie waren hier also doch richtig. Als sie um die Stoßstange des typisch texanischen Trucks herumgingen, passierten zwei Dinge gleichzeitig: Drake hörte das unverkennbare Weinen eines Babys, und er sah etwas auf Cammies Wagen.
Nicht etwas . Sondern jemanden . Ein ziemlich unglückliches Baby, das in einem Autokindersitz festgeschnallt war. „Was zum Teufel ist da los?“
Cammie trat näher an ihren Wagen heran und schaute sich suchend um. „Soll das ein Witz sein?“
Drake runzelte die Stirn und merkte, dass sich sein Beschützerinstinkt regte. „Wohl eher ein Trick. Ich habe schon von solchen Situationen gehört. Jemand kommt und will Geld. Oder wirft dir Kindesentführung vor.“ Vielleicht war das der Grund, warum er darauf bestanden hatte, Cammie zu begleiten. Vielleicht war er zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Cammie wünschte sich sehnlichst ein Baby. Schon seit mindestens fünf Jahren dachte sie ernsthaft darüber nach.
Aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr eins praktisch vor die Füße fiel – oder vielmehr auf ihr Auto. Das war einfach nur merkwürdig.
Vorsichtig ging sie näher an den Wagen und das Baby heran. Es schrie jetzt noch lauter. Selbst als Frau mit ausgeprägten Mutterinstinkten begann diese Lautstärke sie in Panik zu versetzen. Aber auf keinen Fall würde sie Drake sehen lassen, dass sie nervös wurde.
Sie warf ihm einen Blick zu. „Ich meinte es ernst“, sagte sie. „Du solltest gehen.“ Hastig öffnete sie die Wagentür und warf ihre Tasche auf den Sitz. Da sie gerade eben aus einem Krankenhaus gekommen war, griff sie nach dem Handdesinfektionsmittel und rieb sich damit die Hände ein. Anschließend begann sie, die Gurte zu lösen, mit denen das Baby gesichert war.
Drake stand ihr viel zu nahe und registrierte all ihre Bewegungen. „Ich glaube nicht, dass du es rausnehmen solltest. Es gibt da bestimmt Haftungsbestimmungen.“
Sie warf ihm nur einen kühlen Blick zu.
Der kleine Körper war warm, das Gesichtchen ganz rot. Dann blickte Cammie wieder zu Drake und sah, wie er sein Telefon aus der Tasche zog. „Was hast du vor?“
Er zog eine Augenbraue in die Höhe, als wollte er ihre Intelligenz infrage stellen. „Die Polizei anrufen?“
„Oh, ja sicher. Entschuldige, ich bin etwas durcheinander.“
„Da sind wir schon zwei.“
Cammie ging davon aus, dass es sich bei dem Baby im blau-weiß karierten Strampler um einen Jungen handelte. Ein passendes Mützchen bedeckte den kleinen Kopf. „Hallo, du kleiner Knirps“, flüsterte sie und hoffte, dass sie ihn beruhigen konnte, indem sie leise auf ihn einsprach. „Du bist süß, weißt du das? Es ist okay für Jungs, süß zu sein, ehrlich.“
Drake schnaubte, sagte aber nichts, sondern wartete am Telefon, dass sich jemand meldete.
Cammie drückte den Säugling an ihre Brust, erleichtert, dass sein lautes Schreien zu einem Wimmern wurde. Es war natürlich schwer zu schätzen, aber sie vermutete, dass das Kind ungefähr einen Monat alt war, höchstens sechs Wochen. Es hatte schwarze Augen, und schwarze Locken lugten unter dem Mützchen hervor. Es kam ihr vor, als hätte es seinen Blick direkt auf sie gerichtet, aber vielleicht war das auch nur Einbildung.
Immer wenn sie sich ihr zukünftiges Baby vorgestellt hatte, dann hatte es wie Drake ausgesehen. Wie idiotisch, Cammie. Total idiotisch …
Nachdem der erste Schreck vorbei war, wurde ihr klar, dass ihnen nur wenig Zeit blieb, um die Familie des Babys zu finden. Säuglinge in diesem Alter mussten häufig trinken. Es gab keine Wickeltasche, keinen Zettel mit Anweisungen, nichts. Die Absurdität der Situation ließ Cammie fürchten, dass ihr tatsächlich jemand einen Streich spielen wollte. Wenn ja, dann war das ein ganz schlechter Witz.
Zum Glück war Drake mit seinem Telefonat erfolgreich. In der Zentrale des Notrufs war man professionell und verlor keine Zeit. Nach dem Anruf lehnte Cammie sich gegen den Wagen und wartete. Drake stand ein paar Schritte entfernt und schwieg.
Nachdem das Baby aufgehört hatte zu schreien, konnte sie sich darauf konzentrieren, wie niedlich es war. Der kleine Junge duftete nach Babylotion und all den anderen herrlichen Aromen, die zu einem Neugeborenen gehörten. Und solange sie ihre Aufmerksamkeit auf den Jungen richtete, konnte sie zumindest so tun, als würde sie Drake ignorieren.
Schließlich drehte sie sich jedoch zu dem Mann herum, der ihr das Herz gebrochen hatte. „Geh zu Ainsley. Ich schaffe das hier schon.“
„Ich lasse dich nicht allein“, beharrte Drake stoisch.
Leider wurde das Baby wieder unruhiger. Cammie legte es sich an die Schulter, umfasste seinen Kopf und ging mit ihm auf und ab. Vielleicht halfen ihre Körperwärme und die Bewegung, um es wieder zu beruhigen. Allerdings war ein leerer Magen wohl nicht so leicht zu beschwichtigen.
Zum Glück traf die Polizei schnell ein.
Die Polizistin, die aus dem Wagen stieg, war eine große schlanke Latina mit langen schwarzen Haaren und dunklen Augen. Im Grunde hätte sie durchaus die Mutter des Babys sein können.
Cammie zog den Kleinen enger an sich. „Danke, dass Sie gekommen sind“, sagte sie. „Ich bin Cammie Wentworth. Das ist Drake Rhodes. Wir wussten nicht, was wir sonst tun sollten, abgesehen davon, die Polizei zu rufen.“
„Ich bin Haley Lopez. Sagen Sie mir, was passiert ist.“
Die Geschichte war schnell erzählt. „Ich fürchte, der kleine Mann hier wird langsam hungrig“, fügte Cammie hinzu. Drake unterbrach sie nicht, blieb aber mit besorgtem Blick nahe bei ihr stehen.
Haley nickte. „Keine Sorge. Ich benachrichtige sofort das Jugendamt.“ Sie trat ein paar Schritte zur Seite, um den Anruf zu tätigen.
Während die Polizistin telefonierte, stieg eine zweite Frau aus dem Streifenwagen. Sie trug keine Erkennungsmarke, aber eine Art Berechtigungsausweis um den Hals.
„Hallo“, sagte sie. „Mein Name ist Sierra Morgan. Ich begleite Officer Lopez heute, um mich ein wenig mit dem Bezirk Maverick vertraut zu machen.“ Sierra war klein, hatte langes blondes Haar und grüne Augen. „Ich hörte etwas von einem Baby?“
„Es ist nicht meins“, erklärte Cammie. „Ich habe es auf meinem Wagen gefunden. Hatten Sie einen spannenden Tag auf den Straßen von Royal?“
Sierra grinste leicht und warf Drake einen Blick zu. „Sagen wir mal so, ein ausgesetztes Baby ist definitiv das Interessanteste, was uns heute begegnet ist.“
„Wollen Sie auch Polizistin werden?“, fragte Drake.
„Oh Himmel, nein“, antwortete Sierra. „Ich bin Journalistin und arbeite für America .“ Sie deutete auf das Schild um ihren Hals. „Ich bin in Royal, um einen Artikel über die anstehende TCC -Gala und das Jubiläum zu schreiben. Sie wissen schon, vor zehn Jahren hat der Texas Cattleman’s Club erstmals Frauen zugelassen.“ Sie verzog das Gesicht. „Ernsthaft? Erst vor zehn Jahren?“
Drake nickte achselzuckend. „Hier gehen Veränderungen langsam voran. Wenn Sie lange genug bleiben, verstehen Sie, was ich meine.“
Cammie war zwar nicht mehr Drakes Freundin, trotzdem verspürte sie einen Anflug von Eifersucht. Drake und Sierra verstanden sich auf Anhieb viel zu gut.
Sierra wandte sich wieder an Cammie. „Hier ist meine Visitenkarte. Wer weiß, vielleicht schreibe ich noch einen Artikel über diesen kleinen Schatz.“
Cammie nahm die Karte zögerlich entgegen. America war eine landesweite Zeitschrift, die bisher dem digitalen Zeitalter standhielt. Trotzdem wollte Cammie nicht, dass das Baby in irgendeiner Klatschreportage vorkam. Wie wollte Sierra das überhaupt verkaufen? Abgesehen von den Leuten hier in der Gegend würde sich niemand dafür interessieren.
„Danke“, sagte sie. „Aber ich bin sicher, dass daraus keine große Geschichte wird.“
„Man weiß ja nie.“
Die Polizistin beendete ihr Telefonat und trat wieder zu ihnen. „Entschuldigen Sie, das dauerte länger als erwartet. Auf dem Interstate Highway gab es eine Massenkarambolage. Lassen Sie mich nur schnell den Kindersitz in den Streifenwagen bringen, dann können dieser kleine Mann und ich uns auf den Weg machen.“ Mit einem sehnsüchtigen Blick fügte sie hinzu: „Darf ich ihn mal kurz halten? Ich liebe Babys.“
Cammie reichte ihr den Jungen nur widerstrebend. „Haben Sie eigene Kinder?“
Officer Lopez schüttelte den Kopf und blickte sehnsüchtig auf den kleinen Jungen hinab. „Nein, aber ich habe ein paar Nichten und Neffen.“
Sobald sie Cammie das Baby zurückgegeben hatte, rief die Polizistin noch einmal auf der Wache an und schien jemanden dort über die Lage zu unterrichten. Cammie hätte ihr gern noch ein paar Fragen bezüglich des weiteren Vorgehens gestellt. Sie drückte das Baby an sich, leicht beunruhigt darüber, dass jetzt alles so schnell ging.
Drake sah, dass Cammie nervös war. Vor zwei Jahren hatte sie ihm gesagt, dass sie ein Baby wollte, aber so hatte sie sich das wohl nicht vorgestellt. Außerdem hatte er immer noch ein ungutes Gefühl, was diese Sache hier anging. Also würde er Cammie weiter den Rücken stärken.
Jetzt holte sie tief Luft und sah weder ihn noch die Journalistin an, sondern Haley Lopez. „Ich möchte ihn behalten“, sagte sie. „Bis man seine Mutter oder seinen Vater gefunden hat.“
Die Beamtin schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, wir müssen uns an die Regeln halten. In solchen Fällen wenden wir uns an Pflegeeltern, die bereits zertifiziert wurden. Ich kann Ihnen den Jungen nicht einfach überlassen.“
Cammie sah blass aus und schien den Tränen nahe zu sein. „Oh.“
Drake wurde von merkwürdigen Gefühlen überrollt. Bedauern. Verwirrung. Unglaube. Erst Ainsley und jetzt noch das hier. Das Schicksal wollte ihm offenbar die Chance geben, seine Sünden wiedergutzumachen. Und der kleine Teufel in seinem Ohr flüsterte ihm zu, wie nett es doch wäre, Cammie wieder in der Nähe zu haben.
Er räusperte sich. „Officer Lopez, ich bin hier in Texas als Pflegevater gelistet. Ich habe vor sieben Jahren, als ich mich um meine Stiefschwester Ainsley kümmern musste, alle Anforderungen erfüllt. Wenn Ms. Wentworth einwilligt, kann ich also einspringen.“ Er warf Cammie einen vielsagenden Blick zu. „Aber Ms. Wentworth müsste dann zu mir ziehen, um sich um das Kind zu kümmern.“
Officer Lopez hob die Augenbrauen. „Das scheint ganz schön viel verlangt.“
Cammie funkelte Drake wütend an. „Mr. Rhodes und ich kennen uns.“ Sie hatte die Augen weit aufgerissen und wirkte gehetzt, während sie sich sein Angebot durch den Kopf gehen ließ. Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe. „Du wohnst doch im Moment nicht einmal hier, Drake. Wie soll das denn funktionieren?“
Er richtete sich an die drei Frauen gleichzeitig und bemühte sich um eine gelassene Miene. „Meine Stiefschwester hatte gerade einen Blinddarmdurchbruch. Ich bin nach Royal zurückgekommen, um mich davon zu überzeugen, dass es ihr jetzt gut geht. Wie Cammie weiß, gehört mir das Haus, in dem Ainsley lebt. Cammie und das Baby können gern dort unterkommen. Ainsley wird noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben müssen. Wenn sie wieder völlig fit ist, fliege ich zurück nach Australien. Aber ich bin sicher, dass man bis dahin die Eltern des Kleinen ausfindig gemacht hat.“
Haley Lopez nickte. „Ich denke, das könnte gehen. Also, dann brauche ich ein paar Informationen von Ihnen, Mr. Rhodes. Könnten Sie bitte mit zum Streifenwagen kommen? Ich müsste checken, ob Sie wirklich pflegeberechtigt sind und ob diese Lösung genehmigt wird.“
Während Drake der Polizistin zum Wagen folgte, dachte er über Cammie nach. Sie wiederzusehen, weckte alte Schuldgefühle in ihm. Er wusste, dass er ihr wehgetan hatte. Aber was hätte er denn sonst machen sollen? Sie waren einfach zu gegensätzlich!
Cammie war weich, mütterlich und liebte es, sich um andere zu kümmern. Er war … na ja, auf jeden Fall nicht das.
Jetzt bot sich ihm die Gelegenheit, etwas gegen seine Schuldgefühle zu tun. Wenn er Cammie half, wurden ihm vielleicht seine Sünden erlassen, und er konnte sie glücklich machen – hoffentlich. Es bestand allerdings auch die Gefahr, dass er ihr erneut wehtat. Und genauso schlimm war es, dass er wieder daran erinnert wurde, wie sehr er sie begehrt hatte, selbst nachdem er die Beziehung beendet hatte. Ihr wieder so nahe zu sein, würde ganz bestimmt die reinste Folter werden.
Drake nannte der Polizistin seine persönlichen Daten und wartete, während sie mit dem Jugendamt sprach. Es dauerte nicht lange, und sie hatten grünes Licht.
Als sie zurück zu Cammie kamen, sah sie ihnen bereits hoffnungsvoll entgegen. Ausnahmsweise musste er ihre Hoffnung diesmal nicht zerstören.
Sie mit dem Baby auf dem Arm zu sehen, ging ihm ans Herz. Das war es, was Cammie wollte. Und auch wenn es ziemlich riskant sein mochte, war er bereit, für seine Sünden mit einem kurzzeitigen Experiment zu bezahlen. Wenigstens diesmal wollte er etwas gutmachen, Cammie glücklich machen. Er fand, das schuldete er ihr. Seine Libido hatte auch nichts gegen diese verlockende Idee – er und Cammie unter einem Dach.
Haley Lopez lächelte Cammie an. „Sind Sie sicher, dass Sie das wirklich wollen, Ms. Wentworth? Ein Neugeborenes bedeutet immens viel Arbeit.“
Cammie straffte die Schultern. „Ich bin mir ganz sicher. Man hat das Baby auf meinem Auto abgesetzt. Dadurch fühle ich mich irgendwie verantwortlich. Außerdem wird es ja wohl nur für eine kurze Zeit sein.“
Die Polizistin nickte. „Vermutlich. Aber hängen Sie Ihr Herz nicht zu sehr an den Kleinen. Ich habe schon so manche Pflegeeltern leiden sehen.“
„Ich weiß, dass er nicht mir gehört.“
Drake berührte kurz die Wange des Babys, gegen seinen Willen verzaubert. „Wie willst du ihn nennen? Ich bezweifle, dass er auf Hallo du reagiert.“
Cammie lachte, und ihre grünen Augen leuchteten auf, als sie zu ihm aufsah. „Tja“, meinte sie. „Wir haben ja Oktober. Wie wäre es, wenn ich ihn Pumpkin nenne?“
Haley Lopez lächelte. „Das gefällt mir, auch wenn er nicht wie ein Kürbis aussieht.“
Cammie sah Drake herausfordernd an. „Was denkst du ?“
Er schob die Hände in die Hosentaschen. Das Bedürfnis, das Baby noch einmal zu berühren, erschreckte ihn. „Wie du meinst.“ Er zuckte mit den Schultern, um deutlich zu machen, dass es ihm egal war.
Und schon war Cammies warmes Lächeln wieder verschwunden.
Sie drehte sich zu der Polizistin um. „Kann ich jetzt gehen? Ich gebe Ihnen meine Visitenkarte.“
Haley Lopez nickte. „Ich denke sogar, Sie sollten los. So schnell wie möglich. Hinter dem Krankenhaus ist ein Supermarkt mit angeschlossener Apotheke. Dort bekommen Sie vorgefertigte Babynahrung. Die ist zwar ziemlich teuer, aber ich bezweifle, dass Sie noch viel Zeit haben.“ Sie blickte zu Drake. „Helfen Sie ihr, sich bei Ihnen zu Hause einzurichten?“
Er angelte ein Schlüsselbund aus der Tasche und reichte Cammie einen Schlüssel. „Hier ist ein Ersatzschlüssel. Mrs. Hampton war heute Morgen da.“ Zu Haley sagte er: „Meine Haushälterin kümmert sich sowohl um das Haus als auch um meine Ranch am Stadtrand.“ Dann fuhr er an Cammie gerichtet fort: „Ainsleys Zimmer ist oben. Du kannst es dir mit dem Baby im Gästezimmer im Erdgeschoss gemütlich machen.“
Wieso verspürte er das Bedürfnis, ihr zu erklären, warum er nicht mit ihr fuhr? Cammie war diejenige, die sich um das Baby kümmern wollte. Nicht er. Als keine der Frauen ein Wort sagte, zuckte er mit den Schultern. „Ich muss jetzt erst einmal nach meiner Stiefschwester sehen. Sie erwartet mich. Wie wäre es, wenn ich auf dem Nachhauseweg etwas zu essen hole?“
Hayley Lopez nickte. „Das klingt doch nach einem guten Plan.“
Drake rieb sich den Nacken und fragte sich, warum Cammies ausdruckslose Miene ihm das Gefühl gab, ein Mistkerl zu sein. „Schreib mir, wenn du irgendetwas brauchst, Cammie. Die Nummer ist noch dieselbe.“
„Ich bin sicher, das Baby und ich kommen klar. Und danke, ich weiß es zu schätzen, dass du das hier ermöglichst“, sagte sie mit eisiger Stimme.
Machte er einen schrecklichen Fehler? Würde er sich wieder die Finger verbrennen? Letztlich war es egal, denn er schuldete ihr etwas. „Wir sehen uns später“, murmelte er und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus.
Ein seltsames Gefühl der Trauer stieg in Cammie auf, als sie Drake hinterhersah. Ihr Verstand sagte ihr, dass es okay war, wenn er jetzt zu seiner Stiefschwester ging, aber trotzdem fühlte sie sich erneut von ihm verlassen. Ein dummer Teil von ihr wollte, dass Drake genauso erfreut über das Baby war wie sie.
Nachdem der Kindersitz im Auto befestigt war, prägte sie sich die Schritte ein, die die Polizistin vornahm, um das Baby anzuschnallen.
Haley deutete auf den Gurt über der Brust. „Den müssen Sie lösen, bevor Sie ihn herausheben.“
„Okay“, erwiderte Cammie mit trockener Kehle und verabschiedete sich. Es wurde Zeit, dass das Baby etwas zu trinken bekam. Sein kleines Gesicht war schon ganz rot, während es leise wimmerte.
Im Laden wandte sie sich sofort an eine Verkäuferin, um sich beraten zu lassen.
Die Frau war äußerst hilfsbereit. „Diese Flaschen können Sie sofort verwenden. Einfach die Plastikkappe abnehmen, der Schnuller ist bereits steril.“
Gott sei Dank. Cammie bezahlte für zwei Sechserpacks und nahm noch Windeln, Feuchttücher und einen neuen Strampler mit. Außerdem bestellte sie weitere Dinge, die morgen zu Drake nach Hause geliefert werden würden. Ein Säugling konnte ja wohl kaum mehr als zwölf dieser Fläschchen über Nacht vertilgen. Hoffte sie jedenfalls.
Im Auto stellte sie die Klimaanlage an und schob ihren Sitz so weit es ging nach hinten. Mit dem Baby im Arm öffnete sie eine der Flaschen und schob den Schnuller gegen die Lippen des Kleinen. Zu ihrer unendlichen Erleichterung öffnete er sofort den Mund und begann gierig zu saugen.
Obwohl das Baby den Großteil ihrer Aufmerksamkeit beanspruchte, rasten ihr die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf. Drake war wieder in Royal! Eine seltsame Mischung aus Freude und Beklommenheit stieg in ihr auf. Er hatte ihr angeboten, bei ihm zu wohnen.
Das grenzte an ein Wunder. Entweder das, oder es würde zu einem totalen Desaster werden. Sie war über ihn hinweg. Oder?
Aber wie wollte sie sich dann dieses Kribbeln erklären, das sie bei seinem Anblick verspürt hatte?
Nachdem Pumpkin die Hälfte der Flasche leer getrunken hatte, hob sie ihn an die Schulter und wurde mit einem kräftigen Bäuerchen belohnt. Das Baby nuckelte zufrieden weiter, als sie ihm die Flasche ein zweites Mal hinhielt, und sie war fast leer, als dem Kleinen die Augen zufielen.
Cammie hielt ihn noch eine Weile im Arm und wusste, dass sie Glück gehabt hatte. Was hätte sie tun sollen, wenn er allergisch reagiert hätte? Was, wenn er normalerweise gestillt worden war und die Flasche verweigert hätte?
Dieses Problem war gelöst. Das nächste steht noch bevor, dachte sie beklommen. Die Rückkehr in Drakes Haus. Widerstrebend machte sie sich auf den Weg.
Als sie bei Drakes Haus ankam, erinnerte sie sich daran, wie viel Zeit sie hier verbracht hatte. Allerdings niemals im Gästezimmer. Stattdessen hatte sie sich mit Drake sein riesiges Bett geteilt. Beim Gedanken daran wurde ihr ganz heiß. Rasch trat sie ins Gästezimmer, legte das Baby auf die Matratze und schlüpfte aus ihren Schuhen.
Auch im Gästezimmer stand ein großes Doppelbett. Wenn sie die eine Seite mit Kissen sicherte, konnte das Baby heute Nacht hier neben ihr schlafen. Das war nicht ideal, aber vorerst die beste Lösung.
Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen, weil ihre Beine auf einmal ganz zittrig waren. War sie eigentlich verrückt geworden? Sie wusste doch gar nicht, wie man sich um ein Baby kümmerte!
Die Erinnerung an Drakes blaue Augen, als er angeboten hatte, als Pflegevater einzuspringen, verwirrte sie. Warum hatte er das getan? Während der letzten zwei Jahre hatten sie sich kaum gesehen. Und wenn, dann bei offiziellen Anlässen, wo sie beide darum bemüht gewesen waren, sich möglichst voneinander fernzuhalten. Der Schmerz ihrer Trennung hatte sie die ganze Zeit gequält.
Was Drake empfand, wusste sie nicht. Er war ein Rätsel auf zwei Beinen. Seine Stimmung konnte von einer Minute zur anderen von aufmerksam und rücksichtsvoll zu abweisend wechseln.
Während ihr all diese Gedanken durch den Kopf schossen, schlief das Baby friedlich. Wo war seine Mutter? Sein Vater? Gab es da draußen irgendwo ein sechzehnjähriges Mädchen, dem das Muttersein einfach zu viel geworden war? Cammie war fast dreißig, und trotzdem hatte sie Angst. Womöglich führte dieses kurze Experiment dazu, dass sie die Idee, alleinerziehende Mutter zu werden, aufgab, obwohl sie sich so sehr ein eigenes Baby wünschte.
Da der kleine Junge tief und fest schlief, beschloss Cammie, dass es an der Zeit war, eine ihrer berühmten To-do-Listen zu schreiben. Sie brauchte Kleidung und Toilettenartikel aus ihrem eigenen Haus. Außerdem ihren Computer. Dann musste sie natürlich etwas kaufen, worin der Kleine schlafen konnte. Ein Reise-Babybettchen wäre für die kurze Zeit vermutlich das Richtige.
Es würde bestimmt Spaß machen, die Babysachen, Decken und Schnuller online zu bestellen. Oder gab man Babys besser keine Schnuller? Das würde sie checken müssen. Und obwohl Geld für sie eigentlich kein Problem darstellte, war es bestimmt sinnvoller, wenn sie Milchpulver bestellte und lernte, wie sie die Fläschchen selbst vorbereitete. Andererseits war das hier nur eine vorübergehende Lösung, also könnte sie, um nicht durchzudrehen, einfach weiter diese Fertigmilch nehmen.
Selbst in diese sehr praktischen Überlegungen schlichen sich immer wieder andere, gefährlichere Gedanken ein. Drake Rhodes. Der ganz in der Nähe schlafen würde. In der Vergangenheit hatten sie nicht die Finger voneinander lassen können. Zu sagen, dass sie in sexueller Hinsicht gut zusammengepasst hatten, war so, als würde man das Meer als nass bezeichnen.
Während ihrer achtzehn Monate dauernden Beziehung waren sie sich so nahe gekommen, wie zwei Menschen sich nur nahekommen konnten. Aber sie war diejenige gewesen, die für den Bruch gesorgt hatte. An einem verregneten Abend im Herbst hatte Drake ein Feuer im Kamin angemacht. Sie hatten sich Essen kommen lassen, ein intimes Abendessen genossen und sich dann vor dem knisternden Feuer geliebt.
Anschließend hatten sie miteinander geredet, eng aneinandergeschmiegt auf dem flauschigen Teppich. Drake hatte ihr von seinem Traum erzählt, seine Finanzberatungsfirma noch auszubauen … und von seinem Wunsch, die Welt zu bereisen. Er besaß einen unglaublichen Geschäftssinn, und seine Anlagetipps waren sehr gefragt.
Cammie hatte ihm zugehört, und als er sie dann nach ihren Wünschen gefragt hatte, war sie ehrlich gewesen. Sie hatte ihm gesagt, dass sie schon immer davon geträumt hatte, Mutter zu werden. Dass sie sich eine Familie wünschte. Wurzeln. Ihre eigene Kindheit war turbulent gewesen, gelinde gesagt, weshalb sie sich so nach Normalität sehnte.
An jenem Abend hatte Drake auf ihre Enthüllung nicht weiter reagiert, doch in den darauffolgenden Wochen hatte sie gespürt, wie er sich immer mehr von ihr zurückgezogen hatte. Plötzlich war er sehr beschäftigt und immer öfter beruflich unterwegs gewesen.
Weil diese Veränderung ihr erst nach einiger Zeit so deutlich bewusst geworden war, hatte Cammie nicht gleich eins und eins zusammengezählt. Zwar hatte sie gespürt, dass zwischen Drake und ihr nicht mehr alles so war wie vorher, aber sie wusste nicht, wieso. Bis zu dem Tag, als er sie um ein Gespräch gebeten und ihr erklärt hatte, dass er weder heiraten noch Kinder haben wollte.
Er hatte versucht, es ihr behutsam beizubringen, trotzdem war der Schmerz kaum auszuhalten gewesen. Cammie war aus seinem Haus geflüchtet und hatte nicht mehr zurückgeblickt.
Jetzt war sie wieder hier. Mit einem Baby. Und spielte heile Familie. Das war vermutlich die schlechteste Idee, die sie je gehabt hatte, aber nun konnte sie nicht mehr zurück. Und sie war zu klug, um sich von Drake noch einmal das Herz brechen zu lassen.
Drei Stunden nachdem Cammie durch Drakes Haustür getreten war, wartete sie noch immer nervös auf seine Rückkehr. Wieso brauchte er so lange? Wollte er ihr aus dem Weg gehen?
Sie und das Baby hatten eine Art Abkommen getroffen. Pumpkin fand sich mit Cammies Unbeholfenheit ab, und sie würde ihn vor jeglichem Schaden bewahren. Ein paarmal hätte Cammie schwören können, dass der Kleine sie angelächelt hatte. Aber konnten so kleine Babys überhaupt schon lächeln?
Gegen vier Uhr war Drake immer noch nicht da. Vielleicht kam er gar nicht nach Hause. Vielleicht bereute er sein Hilfsangebot schon. Vielleicht hatte er beschlossen, draußen auf der Ranch zu schlafen. Cammie redete sich ein, dass eine erwachsene Frau sich von solch unwichtigen Dingen nicht beeinflussen lassen sollte, aber trotzdem tat es weh.
Insgeheim hatte sie gehofft, dass Drake es genießen würde, Pumpkin vorübergehend um sich zu haben … Dass der Mann, der sich so gegen eine Vaterschaft sträubte, vielleicht erkennen würde, wie beglückend ein Baby sein konnte.
Ihre Naivität war schon fast peinlich.
Als Pumpkin bereit für das nächste Fläschchen war, fühlte Cammie sich schon sicherer. Kurz darauf fielen dem Kleinen wieder die Augen zu. Sie hielt ihn noch eine Weile im Arm, bevor sie ihn schließlich hinlegte.
Auf einmal knurrte ihr Magen, und sie blickte auf die Uhr. Erst da wurde ihr bewusst, dass sie das Mittagessen ausgelassen hatte. Drake hatte versprochen, Essen mitzubringen, ohne zu sagen, welche Mahlzeit. Er war doch sicherlich nicht die ganze Zeit bei Ainsley im Krankenhaus geblieben. Schließlich gab es dort Besuchszeiten. Andererseits wusste sie, dass er gerne mal Regeln brach.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Ohne die Ablenkung durch das Baby beschäftigten sich ihre Gedanken viel zu sehr mit Drake. Zwei Jahre lang hatte sie sich von ihm ferngehalten. Jetzt war sie wieder in seiner Nähe, und schon spürte sie die Versuchung. Erinnerungen holten sie ein, sowohl aufregende als auch schmerzhafte.
Selbst schuld. Sie hätte Haley Lopez das Baby ja übergeben können, und die Sache wäre erledigt gewesen. Aber das hatte sie nicht übers Herz gebracht, weil sie sich irgendwie für den Kleinen verantwortlich fühlte.
Kurz vor fünf hörte sie endlich, wie die Haustür geöffnet wurde, und sofort begann ihr Herz schneller zu schlagen. Drake war zurück. Offenbar kam er nicht allein, denn sie hörte Männerstimmen. Schritte hallten durch den Flur, und dann stand ihr Gastgeber in der Tür.
„Hallo“, sagte er.
„Hallo“, erwiderte sie mit trockener Kehle.
Drake bedeutete zwei Jungs im Collegealter, ins Zimmer zu treten. Sie trugen einen großen Karton.
Drake blickte zu Cammie. „Ich habe ein Bett besorgt. Sollen wir es dort drüben an die Wand stellen?“ Kurz wanderte sein Blick zum Baby, das friedlich schlief.
Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe, als sie den Namen auf der Verpackung las. Es handelte sich um eine Luxusmarke aus Schweden, die Kindermöbel herstellte. „Drake, du meine Güte. Wir haben Pumpkin doch vermutlich nur für ein paar Tage bei uns.“ Allein dieses Bett hatte bestimmt mehr als dreitausend Dollar gekostet.
Drake zuckte nur mit den Schultern. „Ist egal. Wir können es hinterher spenden. Entschuldige bitte. Ich muss noch ein paar Mails beantworten. Ruf mich, wenn es ein Problem gibt.“
Cammie räumte auf, während die beiden jungen Männer das Bett zusammenbauten.
Einer der beiden lächelte sie an. „Da haben Sie aber etwas richtig Tolles hier. Dieses spezielle Holz ist angeblich so hart, dass man keine Bissspuren sieht.“
Fast hätte sie laut gelacht. Der arme kleine Pumpkin war noch Monate davon entfernt, Zähne zu bekommen. „Nun, dann muss ich wohl Bettwäsche aussuchen, die solch einem edlem Möbelstück angemessen ist.“
Der andere junge Mann blickte auf. „Mr. Rhodes hat sich schon darum gekümmert. Wir haben noch ein paar Kartons im Wagen. Sobald wir hier fertig sind, holen wir den Rest.“
Ach herrje, dachte Cammie. Sie wollte Drake nichts schuldig sein. Wollte er sich etwa bei ihr freikaufen? Er war doch nur ehrlich gewesen. Es war nicht seine Schuld, dass sie sich etwas wünschte, das er ihr nicht geben konnte oder wollte.
Nachdem auch der Rest von Drakes exorbitanter Einkaufsorgie hereingebracht worden war, wusste Cammie nicht, ob sie lachen oder sich ärgern sollte. Drake hatte wirklich an alles gedacht. Also machte sie sich daran, Pumpkins neues Heim einzurichten.
Schließlich tauchte auch Drake wieder auf. Er betrachtete all die neuen Sachen im Gästezimmer und nickte anerkennend. „Schläft er immer noch?“
Cammie brachte ein halbherziges Lächeln zustande. „Ja. Aber ich weiß nicht, wie lange noch.“
„Ich hatte schon im Laden darum gebeten, dass sie das Babyphon aufladen. Wenn du rausbekommst, wie das Ding funktioniert, können wir essen.“
„Du hast etwas zu essen bestellt?“, fragte sie, während ihr Magen hörbar knurrte.
Zum ersten Mal entspannte sich Drakes Miene. „Ich habe Amanda Battle im Diner angerufen. Sie hat versprochen, all deine Lieblingsgerichte zusammenzustellen. Schmorfleisch, Kartoffelpüree, ihren berühmten Broccoli-Salat und selbst gebackene Brötchen.“
„Auch Erdbeerkuchen?“
„Na klar.“ Offenbar fühlte er sich angesichts all der Babysachen nicht sonderlich wohl. „Sie haben es gerade geliefert. Komm in die Küche, wenn du so weit bist“, meinte er brüsk. „Ich stelle es warm.“
Und dann war er wieder verschwunden.
Cammie blickte zum Baby. „Schläfst du noch lange genug, dass ich etwas essen kann?“, fragte sie, bekam aber natürlich keine Antwort.
Wertvolle Minuten vergeudete sie dann damit, sich mit dem Babyphon vertraut zu machen. Aber schließlich konnte sie das Basisteil auf den Nachtschrank stellen und leise aus dem Zimmer schlüpfen. In der Hand hielt sie den Monitor, mit dem sie ein wachsames Auge auf ihren neuen Schützling haben konnte.
Wie angekündigt fand sie Drake in der Küche. Er hatte die Ärmel seines weißen Oberhemds aufgerollt, und seine Krawatte lag auf einem der Barhocker. Selbst für einen einfachen Besuch im Krankenhaus kleidete er sich wie der erfolgreiche Mann, der er war. Seine muskulösen gebräunten Arme waren unheimlich sexy. Oh Gott, sie hatte anscheinend schon zu lange keinen Sex mehr gehabt. Warum sonst törnte es sie so an, wenn ein Mann einen Korb mit Essen auslud?
Er missverstand ihre Faszination und nahm an, sie wäre am Verhungern. „Nimm dir einen Teller“, sagte er. „Ich habe den Tisch im Esszimmer gedeckt.“
In der Küche stand ebenfalls ein kleiner Tisch, aber vielleicht war Drake das zu intim gewesen. Also füllte Cammie sich ihren Teller, während Drake zwei Gläser Wein einschenkte und ihr dann ins angrenzende Zimmer folgte.
Einige Minuten lang herrschte ein unangenehmes Schweigen. Cammie aß viel zu schnell. Ihr war schon fast schwindelig vor Hunger gewesen. Nachdem sie den Teller halb leergegessen hatte, blickte sie auf und stellte fest, dass Drake sie anstarrte.
Er grinste schief. „Ich hätte dir Mittagessen bringen sollen. Es tut mir leid.“
„Oje, ich habe das Essen wirklich reingeschaufelt, oder?“ Sie errötete.
Seine Augen wurden so dunkel wie das Meer bei Nacht. „Nicht schlimm, du hattest ja schon immer einen gesunden Appetit.“
„Lass das“, fuhr sie ihn an.
Sein betont unschuldiger Blick war nicht wirklich überzeugend. „Was?“
„Hör auf, über Sex zu reden. Deshalb bin ich nicht hier.“
Er presste die Lippen aufeinander. „Das weiß ich, Camellia.“
Dass er ihren vollen Namen benutzte, den sie verabscheute, war seine Art, sie aus der Reserve zu locken. Doch sie weigerte sich, darauf einzugehen. Zunächst einmal musste sie eine Sache aus dem Weg räumen. „Danke“, sagte sie steif. „Für all die Babysachen. Es war nicht nötig. Im Grunde sogar maßlos übertrieben. Aber ich weiß es zu schätzen. Pumpkin hat alles, was er braucht.“
„Und was ist mit dir, Cammie? Hast du alles, was du brauchst?“
Sie tat so, als hätte sie die Anspielung missverstanden. „Ich muss kurz zu mir nach Hause und ein paar Sachen holen. Vielleicht, nachdem ich ihn das nächste Mal gefüttert habe. Es dauert bestimmt nicht länger als eine Stunde. So lange schläft er.“
Ihr Gastgeber wurde blass. „Teufel, nein. Mach eine Liste. Ich kenne mich in deiner Wohnung aus. Du wirst mich hier nicht mit dem Baby allein lassen.“
„Wieso hast du solche Angst vor ihm? Babys schlafen viel.“
„Egal. Das hier ist deine Sache. Ich gebe gern Hilfestellung, aber in gewissen Grenzen.“
„Na schön“, knurrte sie. Die Vorstellung, dass Drake in ihrem Schlafzimmer herumstöbern würde, obwohl sie nicht mehr zusammen waren, gefiel ihr gar nicht. Aber anscheinend hatte sie keine Wahl.
Nach ein paar misslungenen Anläufen gelang es ihnen schließlich, eine halbwegs normale Unterhaltung zu führen. Sie fragte Drake nach seinen Erfahrungen in Australien, und später meinte er, dass er von dem Trauerfall in ihrer Familie gehört hatte, der vor allem ihren Vater betraf. Er sprach ihr sein Beileid aus.
„Danke“, erwiderte Cammie. „Es war eine harte Zeit für meinen Dad. Danae war die Liebe seines Lebens.“
„Also waren für ihn aller guten Dinge drei?“
„Scheint so. Er war am Boden zerstört, als man bei ihr Krebs feststellte. Mit Danae hatte er sein Leben wirklich komplett geändert. Sie wollte, dass er großzügiger wird und nicht mehr so viel arbeitet. Sie hat ihn dazu gedrängt, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben, und überzeugte ihn, dass er so selbst mehr Glück finden würde. Und sie bat ihn, sich mit Rafe zu versöhnen.“
„Und ist Rafe auch offen für die Idee?“
„Ich fürchte nicht. Ich habe im Laufe der Jahre oft versucht, ihn zu kontaktieren. Aber er meldet sich nur selten zurück. Einmal hat er mir gesagt, dass er nichts davon hält, zurückzublicken. Diesmal hat allerdings Daddy ihm geschrieben, von daher gibt es vielleicht Hoffnung.“
„Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass dein Dad das jemals tun würde.“
„Danae hat ihn verändert.“
„Wie geht es deiner Mom?“
Cammie zuckte mit den Schultern. „Wir stehen uns immer noch nicht nahe. Ein paarmal im Jahr treffe ich sie in New York, aber sie würde niemals nach Royal zurückkehren. Ich glaube, es ärgert sie noch immer, dass ich hierbleiben wollte, statt mit ihr zu gehen. Aber ich war ein Kind. Royal war alles, was ich kannte.“
Einen Moment lang schwieg Drake und aß zu Ende. Schließlich seufzte er. „Mir ist etwas klar geworden, als wir uns getrennt haben.“
Cammie versteifte sich. „Was meinst du?“
„Ich hatte nicht begriffen, warum dir die Sache mit dem Baby so wichtig war, aber irgendwann wurde es mir klar. Es ist wegen deiner kaputten Familie. Du dachtest, ein Baby wäre ein Neuanfang für dich. Du wolltest selbst eine perfekte Familie gründen. Hab ich recht?“
Der Bissen, den sie gerade geschluckt hatte, blieb ihr im Hals stecken. Nachdem sie einen Schluck Wein getrunken hatte, konnte sie Drake schließlich ansehen. „Kinder haben zu wollen ist ein völlig normales menschliches Gefühl. Ansonsten würde die Menschheit aussterben.“
„Ich hab ja nicht gesagt, dass es nicht normal ist. Aber es könnte sein, dass du aus den falschen Gründen schwanger werden möchtest.“
Sie versuchte, ihre Wut zu zügeln. „Ich wusste nicht, dass du neuerdings einen Nebenjob als Psychotherapeut hast. Du kennst mich gar nicht gut genug, um meine Motivation verstehen zu können.“
Er kniff die Augen zusammen. „Ich kannte dich mal verdammt gut.“
„Vielleicht.“
„Gib es zu, Cammie. Wir haben perfekt zusammengepasst, bis du angefangen hast, deine angebliche biologische Uhr ticken zu hören.“
„Wir haben nicht perfekt zusammengepasst“, fuhr sie ihn an. „Du warst ein egoistischer, arroganter Mistkerl, was ich leider erst viel zu spät erkannt habe.“
„Also ist alles meine Schuld?“
Auch Drake war jetzt sichtlich aufgebracht. Sie hatten viel zu schnell einen Wirbelsturm an Gefühlen heraufbeschworen. Gefühle, die eigentlich längst begraben sein sollten. Aber offenbar war Drake genauso wenig über ihre Trennung hinweg wie sie.
Cammie holte tief Luft und zählte bis zehn. „Das ist keine sonderlich produktive Unterhaltung. Wenn du nicht mal für eine Stunde mit dem Baby allein bleiben willst, dann mach ich schnell eine Liste mit Dingen, die ich brauche. Ich gebe dir meinen Schlüssel.“
„Ich habe noch einen“, erwiderte er mit undurchdringlicher Miene.
Cammie blieb der Mund offen stehen. Was? Wieso? Aber eigentlich wollte sie seine Antwort gar nicht hören. Die wichtigere Frage war doch, warum sie ihn nie aufgefordert hatte, ihr den Schlüssel zurückzugeben?
Zu sagen, dass sie es beide vergessen hätten, schien ihr äußerst naiv.
Ihr Magen verkrampfte sich. „Pumpkin wacht bestimmt bald auf. Ich mache die Liste. Bist du im Arbeitszimmer?“
„Da oder im Wohnzimmer. Du findest mich bestimmt, schließlich kennst du dich ja aus.“
Noch immer versuchte er, sie zu provozieren. Statt darauf zu reagieren, stand sie auf und verließ sie den Raum.
Drake ließ sich Zeit auf dem Weg zu Cammies Wohnung. Er war wütend und frustriert und bereute seine spontane Einladung bereits. Cammie und das Baby im Haus zu haben, würde ihn vermutlich in den Wahnsinn treiben. Vielleicht war er auch einfach masochistisch veranlagt.
Kaum hatte er Cammies moderne, großzügig geschnittene Wohnung betreten, als ihn die Erinnerungen überwältigten. Lust spielte dabei eine große Rolle, aber auch andere Gefühle. Er erinnerte sich an die vielen Abende, als sie zusammen gekocht hatten. An all die entspannten Wochenenden, an denen sie faul im Bett gelegen und sich wieder und wieder geliebt hatten.
Als sein Körper sich jetzt verspannte und er unweigerlich hart wurde, fluchte er leise. Er lebte sein Leben, und Cammie ihres. Und das war auch gut so.
Doch kaum hatte er die Tür zu ihrem begehbaren Kleiderschrank geöffnet, wurde er von ihrem Duft überwältigt. Inmitten von Schuhkartons und Bügeln, Schubladen voller Gürtel und Tücher sowie anderen typisch weiblichen Accessoires stand er einfach nur da und atmete tief ein. All das war Cammie … Die knalligen Farben, die sie gerne trug. Die kuscheligen Pullover, die ihre kleinen Brüste betonten. Das hauchdünne Seidennachthemd, das er ihr in Paris gekauft hatte.
Er griff nach dem seidigen Stoff und hielt ihn sich an die Nase. Nahm den Duft wahr und erinnerte sich. Und war sofort hart wie Stein, während er sich nach etwas sehnte, was nie wieder so sein würde. Da er es gewöhnt war, sein Leben auf seine Art zu führen, machten ihn diese Gefühle wütend.
Mit einem neuerlichen Fluch ließ er den Stoff los, zog Cammies Liste aus der Tasche und machte sich an die Arbeit. Stück für Stück wanderte in den Koffer, die Schuhe in eine weitere kleine Tasche.
Im Badezimmer suchte er ihre Kulturtasche heraus und schaute nach, ob alles darin war. Zahnbürste und Zahnpasta, okay. Doch die Antibabypillen ließen ihn innehalten. Traf Cammie sich mit jemandem? Argwohn legte sich wie ein roter Schleier über seine Gedanken.
Er hatte angenommen, sie würde ihm hinterhertrauern. Warum also brauchte sie die Pille, wenn sie jeden Abend allein ins Bett ging? Oder tat sie das gar nicht?
Diese Frage beschäftigte ihn noch während der nächsten halben Stunde, als er all die anderen Dinge von ihrer Liste einpackte. Schließlich hatte er alles beisammen, schnappte sich noch ihre Post und machte sich auf den Heimweg.
Im Wagen wirbelten ihm die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf. Cammie wohnte für kurze Zeit unter seinem Dach. Vier, fünf Tage, maximal eine Woche. Was wollte er von ihr? Hatte er Hintergedanken gehabt, als er sich als Pflegevater angeboten hatte?
Vielleicht. Vielleicht hoffte er, dass Cammie merken würde, wie schwer es war, sich um ein Kind zu kümmern. Vielleicht konnte er sie überzeugen, die Idee einer Schwangerschaft aufzugeben. Cammie war jung. Sie hatte noch viel Zeit. Und im Hier und Jetzt könnte sie mit ihm nach Australien kommen. Sie könnten sich Sydney anschauen, den Sonnenschein genießen. Sich lieben …
Als er zu Hause ankam, war er davon überzeugt, dass sein Plan wasserdicht war.
Er trug die Sachen ins Haus. Die Tür zum Gästezimmer war geschlossen, doch Licht schien unter der Tür durch. „Cammie?“ Er klopfte vorsichtig.
Sie öffnete ihm fast sofort. Das Baby lag an ihrer Schulter und schlief. Cammie selbst sah bezaubernd, aber müde aus.
„Hast du alles gefunden?“, fragte sie flüsternd.
„Klar. Wie läuft es hier?“
Herausfordernd begegnete sie seinem Blick. „Sehr gut.“
„Freut mich.“ Die Lüge blieb ihm fast im Hals stecken. Er wollte nicht, dass Cammie glaubte, Mutterschaft wäre einfach. Er wollte, dass Cammie das Baby an die Polizistin übergab und sich ganz ihm widmete …
Er stellte den Koffer und die Kulturtasche neben der Tür ab. „Dein Computer und die anderen Sachen stehen im Eingangsbereich. Brauchst du noch irgendetwas? In Sydney ist es jetzt mitten am Tag, daher muss ich noch telefonieren.“
Cammies Miene war undurchdringlich. „Pumpkin und ich kommen gut zurecht. Vielen Dank noch einmal für deine Hilfe.“
Seine Füße weigerten sich zu gehen. „Der Kühlschrank ist voll. Bedien dich gerne, wenn du hungrig bist. Mrs. Hampton hat gestern erst eingekauft.“
„Drake …“
„Ja?“
„Es tut mir leid, dass wir hier bei dir eingedrungen sind. Und ich bin sicher, du bereust es bereits, dass du je etwas gesagt hast. Aber wie auch immer, ich bin froh, dass Pumpkin nicht in eine fremde Familie muss.“
Drake grinste. „Genau genommen bist du eine fremde Familie, Cam. Du hast keinerlei Beziehung zu dem Kleinen.“
„Aber ich habe ihn auf meinem Auto gefunden.“
„Was absolut nichts zu bedeuten hat.“
„Warum bist du so gemein?“
Gute Frage. „Vielleicht, weil ich mich so sehr bemühen muss, dich nicht zu verführen.“
Sie blinzelte und errötete. „Das könntest du gar nicht.“
„Ach Darling, weißt du nicht, dass du mich mit so einer Antwort nur noch mehr scharfmachst? Ich weiß, wie du klingst, wenn du kommst. Ich erinnere mich an jede einzelne Kurve deines Körpers.“
Jetzt war Cammie nicht länger rot, sondern blass. Erschüttert sah sie ihn an. „Tu das nicht, bitte. Ich habe Monate gebraucht, um über dich hinwegzukommen … Über uns. Das möchte ich nicht noch einmal durchmachen.“
„Wir haben in fast allen Belangen perfekt zusammengepasst. Das weißt du genauso gut wie ich.“
„Vielleicht. Aber es gibt eben bestimmte Dinge, die eine Ehe zerrütten können.“
„Vergiss doch erstmal die Sache mit der Ehe. Viele Paare genießen Beziehungen, die nicht für die Ewigkeit gemacht sind. Du bist jung. Warum die Eile?“
„Das klingt so, als hättest du von Anfang an vorgehabt, mich irgendwann sitzenzulassen. Stimmt das?“
Es vergingen ein paar Sekunden in völligem Schweigen. Wenn er ganz ehrlich war, musste er zugeben, dass er im Grunde seines Herzens geglaubt hatte, dass Cammie vielleicht die Richtige sein könnte. Er hatte es jedoch nicht eilig gehabt und gedacht, sie hätten alle Zeit der Welt.
Aber ein eigenes Baby? Nein! Das würde ja nicht nur sieben Jahre wie bei Ainsley bedeuten, sondern eine Verpflichtung für mindestens zwanzig Jahre. Zwei verdammte Jahrzehnte!
„Ich hatte nicht geplant, dich sitzenzulassen, Cam. Aber ich habe auch keine gemeinsame Zukunft geplant. Du und ich, das war toll. Ich wollte die Sache allerdings nicht überbewerten.“
„Ist schon okay“, sagte sie. „Ich empfinde es immer als Segen, wenn Paare vor der Hochzeit herausfinden, dass sie doch nicht zusammenpassen. Insofern hatten wir beide Glück.“
„Aber wir haben zusammengepasst“, fuhr er sie an. Sie mochten dieselben Bücher und Filme. Sie waren beide Nachteulen, hassten Koriander und aßen ihr Steak halb durchgebraten. Sogar dasselbe Baseballteam feuerten sie an, und sie liebten das Reisen.
Langsam schüttelte Cammie den Kopf. „Du brauchst eine Frau, die ungebunden ist. Jemand, der deinen Wunsch versteht, frei zu sein. Sie ist irgendwo da draußen, aber ich bin es nicht.“
„Danke, dass du das so deutlich gesagt hast“, meinte er sarkastisch. „Aber es gibt ja noch eine andere Möglichkeit. Wie wär’s mit ganz entspanntem Sex? Zwei Menschen, die wissen, wie sie einander Freude bereiten können? Genuss, Cammie. Reiner Genuss.“
Wieder errötete sie. Und einen Moment schöpfte er Hoffnung.
Aber dann trat sie einen Schritt zurück, als wollte sie der Versuchung ausweichen. „Du bist nur kurz in Royal, und Pumpkin braucht deinen offiziellen Schutz nur vorübergehend. Wenn wir beide jetzt etwas Verrücktes tun, wäre es einfach nur … verrückt. Wir hatten unsere Zeit, Drake, und die war wunderbar. Aber sie ist vorbei.“
Nachdem Drake auf dem Absatz kehrtgemacht und abrupt das Zimmer verlassen hatte, sank Cammie auf den nächstbesten Stuhl. Ihre Knie gaben nach. Es wurde viel zu gefährlich, wenn Drake ihr so nahe war.
Er versuchte nicht einmal, seine Absichten oder sein Verlangen zu verbergen. Der Mann wollte, dass sie miteinander ins Bett gingen. Weil es Spaß machte. Und er hatte recht! Zur Hölle mit ihm. Es würde Spaß machen, das wusste Cammie.
Allerdings war Spaß im Grunde nicht die richtige Bezeichnung. Spaß war ein Begriff für Dinge, die unbeschwert und unterhaltsam waren. Aber Drake war mehr als Spaß. Wenn sie mit ihm im Bett war, erschien ihr die Welt größer und strahlender. Das Feuerwerk, das sie miteinander erlebten, war echt. Der Sex war so, als würde man eine perfekte Welle reiten. Oder den höchsten Gipfel erklimmen. Er gab ihr das Gefühl, stark und glücklich zu sein.
Zärtlich streichelte sie dem Baby übers Haar. Voller Sehnsucht zog sich ihr Herz zusammen. Schon als kleines Mädchen hatte sie gewusst, dass sie einmal Kinder haben wollte. Das College und ihre Karriere im Kommunikationsbereich hatten ihr viel gegeben. Dass ihr Vater sie gebeten hatte, seine neue Stiftung zu leiten, war sogar noch besser. Aber konnte sie nicht alles haben? War das zu viel verlangt?
Der erste Teil der Nacht verlief ohne Zwischenfälle. Pumpkin schien das perfekte Baby zu sein. Er aß und schlief, und zwischendrin freute Cammie sich über sein niedliches Glucksen. Doch gegen ein Uhr änderte sich die Lage. Nachdem sie ihm gegen Mitternacht ein weiteres Fläschchen gegeben hatte, war sie selbst ein paar Minuten lang eingeschlafen. Doch Pumpkin wurde unruhig. Schließlich begann er sogar zu wimmern.
Cammie wusste, dass er nicht hungrig sein konnte, also nahm sie ihn hoch und wechselte die Windel. Sie entlockte ihm vorsichtshalber sogar noch ein Bäuerchen, aber das bisher so ruhige Baby verwandelte sich immer mehr in ein sich windendes Häufchen Unglück mit hochrotem Gesicht.
Nichts schien ihn zufriedenzustellen … außer, wenn Cammie mit ihm auf und ab ging. Sobald sie ihn an ihre Schulter legte und hin und her marschierte, war Pumpkin glücklich. Er brabbelte vor sich hin und drückte sein Gesichtchen in ihre Halsbeuge. Sie war ja froh, dass er zufrieden war, aber so langsam konnte sie nicht mehr.
Hin und her. Auf und ab.
„Es ist schon spät“, flüsterte sie. „Schlafenszeit für kleine Jungs.“
Ein halbes Dutzend Mal versuchte sie, ihn wieder ins Bett zu legen. Aber sobald sie sich zurückzog, wachte er wieder auf.
„Bitte, mein Süßer“, flehte sie. „Bitte, schlaf ein.“
Sie wusste, dass sie morgen einige Termine im Kalender stehen hatte, obwohl sie sich im Augenblick nicht mehr daran erinnern konnte, wann genau und welche. Aber auch wenn die Behörden einige Tage brauchen würden, die Mutter des Jungen aufzuspüren, konnte sie ihre Termine flexibel hin und her schieben.
Aber wie lange würde sie so weitermachen können? Die Stiftung ihres Vaters war noch ganz neu. Die Dinge nahmen gerade erst Fahrt auf. Und mit der anstehenden Gala war sie wirklich sehr beschäftigt.
Vielleicht hatte Drake recht. Auch wenn sie ein „Das habe ich dir doch gesagt“ wirklich nicht von ihm hören wollte. Aber vielleicht war ihre impulsive Entscheidung weder praktisch gewesen noch längerfristig durchführbar. Die meisten Schwangeren hatten neun Monate Zeit, um zu planen, wie es mit Arbeit und Baby funktionieren sollte. Aber sie hatte sich Hals über Kopf in dieses Abenteuer gestürzt, ohne darüber nachzudenken, wie ein Baby die anderen Aspekte ihres Lebens beeinflussen würde.
Im Augenblick brachte sie nicht einmal die Energie auf, sich darüber aufzuregen. Dazu war sie viel zu benommen vor Müdigkeit. Der Rücken tat ihr weh. Und sie wollte nur noch schlafen.
Gegen halb drei wurde Pumpkin richtig wütend. Cammie griff sich ein weiteres Fläschchen, doch daran war er nicht interessiert. Er begann zu schreien. Wie lernten Eltern nur, mit so etwas umzugehen? Cammie kamen ebenfalls die Tränen. Vielleicht hatte Pumpkins Mutter ihn verlassen, weil sie es einfach nicht geschafft hatte.
Sie hörte ein Klopfen, und dann wurde die Tür auch schon geöffnet. Drake stand da, barfuß, mit nacktem Oberkörper und zerzausten Haaren.
Vermutlich war er noch vor wenigen Minuten vollkommen nackt gewesen. Er schlief immer nackt. Die graue Jogginghose, die gefährlich tief auf seinen Hüften saß, war ein Zugeständnis an ihr Anstandsgefühl. Ihm hätte es sicher nichts ausgemacht, splitternackt hier aufzutauchen.
Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und gähnte. „Was hat er denn?“
Cammies Lippen zitterten. „Keine Ahnung. Er will einfach nicht schlafen. Ich habe schon alles probiert.“ Bei den letzten Worten kippte ihre Stimme.
Drakes müde Miene zeigte Mitgefühl. „Es tut mir leid. Du siehst völlig erledigt aus, Cam. Lass mich eine Runde mit ihm drehen. Ich bin zwar kein Experte, aber im Flur auf und ab gehen kann ich auch.“
Schuldgefühle kämpften mit ihrem Überlebensdrang. Drake hatte ausdrücklich gesagt, dass das Baby ihre Sache war. Er hatte nur die bürokratische Lösung geboten und sein Haus zur Verfügung gestellt. Andererseits, wenn sie keinen Schlaf bekam, würde sie sich morgen nicht um Pumpkin kümmern können. „Bist du sicher?“, fragte sie. Tränen brannten in ihren Augen, und sie wusste nicht einmal, warum.
„Gib ihn mir. Geh ins Bett, und mach das Licht aus.“ Er streckte die Arme aus.
Cammie reichte ihm erleichtert das kleine Bündel und kam sich vor wie die größte Betrügerin auf Erden. Sie wollte doch Kinder … und hielt nicht mal eine Nacht durch.
Drake wiegte den Kleinen in den Armen und sah dabei sowohl kompetent als auch lächerlich sexy aus.
Cammie biss sich auf die Unterlippe. „Sag Bescheid, wenn er sich nicht beruhigen lässt.“
„Mach ich.“ Drake verschwand mitsamt Baby im Flur und schloss die Tür.
Zehn Sekunden lang war Cammie drauf und dran, ihre Meinung zu ändern. Dann kuschelte sie sich unter die Decke von Drakes großzügigem Gästebett und schlief umgehend ein.
Drake legte sich den Jungen an die Schulter und ging in seinem dunklen, leeren Haus von Zimmer zu Zimmer. Er hatte bereits genug geschlafen und war jetzt hellwach. Meistens schlief er ohnehin nicht viel, und jetzt kam noch der Jetlag hinzu. Cammie dagegen brauchte ihre acht Stunden Schlaf. Was allein schon gegen ihr neuestes Projekt sprach.
Er würde sie damit aber nicht aufziehen. Er hatte Mitleid mit ihr, denn sie hatte vorhin völlig fertig ausgesehen.
So sehr er sich auch wünschte, sie würde diese Idee mit der Schwangerschaft aufgeben, wollte er doch nicht, dass sie verletzt wurde. Nachdenklich tätschelte er dem Baby den Rücken. „Mach es ihr nicht so schwer, Kleiner. Sie ist auf deiner Seite.“ Das Baby war wach und nuckelte auf seiner Faust. Es schien interessiert an dem Rundgang, auch wenn es vermutlich nichts sehen konnte, da Drake kein Licht angeschaltet hatte.
Während er darauf hoffte, dass der Kleine schnell wieder einschlief, überlegte Drake, wie es weitergehen sollte. Sein Rückflug war in einer Woche gebucht, weil er davon ausgegangen war, dass seine Stiefschwester bis dahin wiederhergestellt sein würde.
Wenn Pumpkins Eltern in den nächsten Tagen nicht aufgespürt wurden, könnte er dann guten Gewissens zurück nach Sydney fliegen, wohl wissend, dass Cammie unter seinem Dach schlief? Würde durch seine Abreise womöglich sein Status als Pflegevater in Gefahr sein?
Er setzte sich in einen Sessel und drückte das Baby an seine Brust. „Sag mir eins, mein Kleiner. Warum wollen Frauen immer Babys? Ihr macht doch viel zu viel Arbeit.“
Pumpkin zappelte nur.
„Bin ich ein schlechter Mensch? Vaterschaft ist nun mal nichts für jeden, weißt du?“
Keine Antwort. Drake berührte das seidige Haar. „Ich will sie in meinem Bett. Jetzt. Nächste Woche. Was hältst du davon?“ Drake streckte die Beine aus. Da saß er nun mit seiner kleinen Last im Arm. „Vielleicht lässt sie sich umstimmen, wenn ich ehrlich zu ihr bin. Natürlich bist du nicht gerade eine große Hilfe. Sie denkt ständig nur an dich. Ausgestochen von einem anderen Kerl. Ich nehme mal an, du bist auch noch stolz drauf.“
Pumpkin gähnte auf komische Weise. Er war so winzig – wie konnte dieser kleine Mund so weit aufgehen? Drake entspannte sich und hoffte, dass der Junge die Botschaft verstand. Die Minuten verstrichen, und schließlich schlief der Kleine ein.
Aus dem Sessel hochzukommen, war nicht so einfach, aber Drake schaffte es. Er musste nur so tun, als würde er etwas Hochexplosives tragen. Ein falscher Schritt …
Zum Glück schlief das Baby weiter. Drake legte ihn vorsichtig in sein Bettchen im Gästezimmer. Dann wandte er sich um und hielt den Atem an.
Als er zum Bett blickte, wusste er, was er wollte. Cammie war schön. Ihr flammendrotes Haar war auf dem Kissen ausgebreitet. Ein Zittern durchlief ihn, und ihm stockte fast der Atem. Der Drang, sich zu ihr zu legen, war überwältigend.
Obwohl er es gewesen war, der die Beziehung beendet hatte, war es ihm nicht leichtgefallen. Er näherte sich dem Bett. Cammies herrlicher Körper zeichnete sich unter der dünnen Decke ab.
Nein, er durfte eine schlafende Frau nicht liebkosen. Aber vielleicht, wenn sie aufwachte … „Cammie?“ Er flüsterte ihren Namen, in der Hoffnung, dass sie die Augen aufschlug.