9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 9,99 €
Sie gewinnt eine Wette, aber verliert ihr Herz! Heißes Herzklopfen und ein Eishockeyspieler zum Dahinschmelzen! Vierter und letzter Band der beliebten »Briar U«-Reihe der Bestsellerautorin Elle Kennedy. Die schüchterne Taylor Marsh wird auf einer Party von ihren fiesen Verbindungsschwestern zu einer Mutprobe herausgefordert: Vor den Augen ihrer Kommilitonen soll ausgerechnet sie Conor Edwards verführen, den heißen Eishockeyspieler des Briar-Teams. Doch anstatt mit ihm zu flirten, gesteht sie ihm kurzerhand die Wahrheit. Zu ihrer Überraschung willigt Conor sofort ein, ihr zu helfen – und ihren Verbindungsschwestern eins auszuwischen. Auch nach der Party tun die beiden so, als wären sie ein frisch verliebtes Paar. Doch je näher sie sich für dieses Spiel kommen, umso mehr verschwimmen die Grenzen. Was ist noch gespielt, und was ist echt? »Brillant. Witzig. Zum Dahinschmelzen. So, so gut!« Bestsellerautorin Kendall Ryan Band 1: The Chase – Gegensätze ziehen sich an Band 2: The Risk – Wer wagt, gewinnt Band 3: The Play – Spiel mit dem Feuer Band 4: The Dare – Liebe mich, wenn du dich traust
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Mehr über unsere Autoren und Bücher:
www.piper.de
Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, schreiben Sie uns unter Nennung des Titels » The Dare – Liebe mich, wenn du dich traust« an [email protected], und wir empfehlen Ihnen gerne vergleichbare Bücher.
Deutsche Erstausgabe
© Elle Kennedy 2020
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
»The Dare«, Elle Kennedy Inc., 2020
© der deutschsprachigen Ausgabe:
Piper Verlag GmbH, München 2021
Lektorat: Annika Krummacher
Covergestaltung: zero-media.net, München
Covermotiv: Luke Liable / stocksy images
Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.
In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht und dafür keine Haftung übernimmt.
Cover & Impressum
Kapitel 1
Taylor
Kapitel 2
Conor
Es ist Freitagabend, und ich sehe dabei zu, wie sich die genialsten Köpfe meiner Generation mit Jelly Shots und einer blauen Flüssigkeit aus Farbeimern die Kante geben. Halb nackte, schweißgebadete Körper bewegen sich wie in Trance zu den Klängen elektronischer Musik. Das Haus ist vollgestopft mit Psychologiestudenten, die sich den elterlichen Zweifeln, was man mit diesem Fach anfangen kann – falls man überhaupt den Abschluss schafft –, widersetzen. Angehende Politikwissenschaftler sammeln Material, um praktisch gegen jeden etwas in der Hand zu haben und ihn einmal damit erpressen zu können.
Eine typische Party in der Greek Row eben.
»Ist dir schon mal aufgefallen, dass Dance Music irgendwie so klingt, als würde man betrunkenen Menschen beim Sex zuhören?«, fragt Sasha Lennox. Sie steht neben mir in der Ecke, wo wir uns zwischen die Standuhr und eine Stehlampe gequetscht haben, um mit den Möbeln zu verschwimmen.
Sie bringt es auf den Punkt.
Es ist das erste Wochenende nach den Frühjahrsferien und somit die jährliche Spring-Break-Hangover-Party in unserem Kappa-Chi-Verbindungshaus. Eine der vielen Veranstaltungen, bei denen wir Anwesenheitspflicht haben. Als Kappas müssen Sasha und ich uns dort sehen lassen.
»Als ob es so schlimm wäre, wenn es wenigstens eine Melodie geben würde. Das hier …« Sasha rümpft die Nase und zuckt zusammen, als ein sirenenhaftes Geheul aus den Lautsprechern dröhnt, bevor der donnernde Bass wieder einsetzt. »Das ist irgendein Mist, den die CIA bei zugedröhnten Verdächtigen im MK-ULTRA-Programm eingesetzt hat.«
Ich stoße ein hüstelndes Lachen hervor und verschlucke mich beinahe an dem Gesöff in meinem Becher, das bestimmt von einem YouTube-Rezept für Partys stammt und an dem ich bereits seit einer Stunde nuckle. Sasha, eine Musikstudentin, hat eine nahezu religiöse Abneigung gegen jeglichen Sound, der nicht mit Live-Instrumenten aufgeführt wird. Sie wäre lieber in der ersten Reihe bei einem Konzert in irgendeiner Spelunke mit dem Klang einer Gibson Les Paul in den Ohren als unter dem blitzenden Techno-Kaleidoskop eines Dance-Clubs.
Nicht falsch verstehen – Sasha und ich haben mit Sicherheit nichts gegen Spaß. Wir hängen oft in den Bars auf dem Campus rum, wir gehen zum Karaoke in der Stadt (sie singt, während ich mich in einer dunklen Ecke verstecke). Wir haben uns sogar schon einmal um drei Uhr morgens im Boston Common verlaufen, obwohl wir stocknüchtern waren. Es war so dunkel, dass Sasha und ich in den Teich gefallen sind und fast von einem Schwan belästigt worden wären. Wir wissen also wirklich, wie man Spaß hat.
Aber das Ritual von College-Kids, sich gegenseitig mit sinnesverändernden Substanzen zu bearbeiten, bis man Rausch mit Anziehungskraft und Zurückhaltung mit Persönlichkeit verwechselt, ist nicht gerade unsere Vorstellung davon.
»Schau mal.« Sasha stupst mich mit dem Ellbogen an, als aus dem Foyer Rufe und Stimmengewirr erklingen. »Hier kommt Ärger.«
Eine Mauer aus unverfrorener Männlichkeit marschiert zu »Briar! Briar!«-Rufen durch die Tür.
Wie Wildlinge, die eine Festung stürmen, poltert die Eishockeymannschaft der Briar University durch das Haus – alle mit breiten Schultern und muskulösem Oberkörper.
»Ein Hoch auf die siegreichen Helden«, sage ich sarkastisch, und Sasha verbirgt ein spöttisches Grinsen hinter ihrem Daumen.
Das Eishockeyteam hat heute Abend sein Spiel gewonnen, wodurch es in die erste Runde der nationalen Meisterschaft gelangt ist. Das weiß ich, weil unsere Kappa-Schwester Linley mit einem Bankwärmer zusammen ist und bei dem Spiel ihren Spaß hatte, während wir anderen hier die Toiletten geputzt, gesaugt und Drinks für die Party gemixt haben. Das sind die Privilegien, wenn man mit einer Königlichen Hoheit zusammen ist. Auch wenn ein Auswechselspieler nicht gerade Prinz Harry ist, sondern wohl eher verwandt mit dem koksabhängigen Sohn irgendeines Prinzenanhangs.
Sasha zieht ihr Handy aus dem Saum ihrer knallengen Lederimitat-Leggins und schaut auf die Uhr.
Ich werfe einen Blick auf das Display und stöhne auf. O Mann, es ist erst elf Uhr? Ich spüre jetzt schon, dass eine Migräne im Anmarsch ist.
»Nein, das ist gut«, sagt sie. »In zwanzig Minuten werden diese Gorillas das Fass geleert haben. Dann werden sie die Reste von jeglichen anderen Alkoholika vernichten. Das ist der richtige Zeitpunkt zu gehen. Noch höchstens eine halbe Stunde.«
Charlotte Cagney, die Präsidentin unserer Verbindung, hat nicht explizit vorgegeben, wie lange wir unsere Anwesenheitspflicht erfüllen müssen. Wenn der Alkohol leer ist, machen sich die Leute meistens auf die Suche nach einer After-Party, was die ideale Gelegenheit ist, unbemerkt zu verschwinden. Mit etwas Glück werde ich um Mitternacht im Schlafanzug in meiner Wohnung in Hastings sitzen. Wie ich Sasha kenne, wird sie nach Boston fahren und sich auf die Suche nach einem späten Konzert machen.
Zusammen sind wir die verstoßenen Stiefschwestern von Kappa Chi. Wir sind beide aus schlecht durchdachten Gründen hier gelandet. Bei Sasha war es die Familie. Ihre Mutter, ihre Großmutter, ihre Urgroßmutter, ihre Ururgroßmutter usw. waren alle Kappas. Es war also nie eine Frage, dass Sashas akademische Laufbahn die Weiterführung dieses Erbes beinhalten würde. Entweder das, oder sie hätte sich ihr »ausschweifendes und zügelloses« Musikstudium in die Haare schmieren können. Sie stammt aus einer Arztfamilie, gegen die sie sich sowieso bereits heftig widersetzen muss.
Was mich betrifft – ich hatte große Hoffnungen, auf dem Campus in neuem Glanz zu erstrahlen. Vom Highschool-Loser zum College-It-Girl. Ein Neuanfang. Ein totaler Lebenswandel. Doch die Wahrheit ist, ihren Clubs beizutreten, ihr Logo zu tragen und wochenlang unter ihrer heiligen Indoktrinierung zu leiden, hatte nicht den gewünschten Effekt. Ich war nicht über Nacht ein anderer Mensch geworden. Es ist, als hätten alle anderen Kool-Aid getrunken und die schillernden Töne gesehen, nur ich hätte verlassen mit einem Wasserbecher und roter Lebensmittelfarbe in der Ecke gestanden.
»Hey!«, begrüßt uns ein Kerl mit vernebeltem Blick, der sich neben Sasha stellt und mir unverhohlen auf die Brüste schaut. Wenn wir nebeneinanderstehen, geben wir ein absolut traumhaftes Frauenbild ab. Ihr wunderschön symmetrisches Gesicht und ihre schlanke Figur – und mein enormer Ausschnitt. »Wollt ihr was trinken?«
»Nein, danke«, erwidert Sasha über die ohrenbetäubende Musik hinweg. Wir halten unsere fast vollen Becher in die Luft. Ein strategischer Schachzug, um die geilen Verbindungsstudenten im Zaum zu halten.
»Wollt ihr tanzen?«, fragt er dann und beugt sich über meine Brust, als würde er bei einem Fast-Food-Drive-in in den Lautsprecher sprechen.
»Sorry«, entgegne ich, »sie tanzen nicht.«
Ich weiß nicht, ob er mich hört oder meine Abneigung versteht, aber er nickt und zieht von dannen.
»Dein Busen zieht immer nur die Idioten an«, sagt Sasha schnaubend.
»Wem sagst du das.«
Eines Tages bin ich aufgewacht, und es war, als wären mir über Nacht zwei gewaltige Tumore aus der Brust gewachsen. Seit der Middle School muss ich mit diesen Dingern rumlaufen, die immer schon zehn Minuten vor mir ankommen. Ich bin mir nicht sicher, wer von uns die größere Gefahr für uns selbst darstellt – Sasha oder ich. Ihr Gesicht oder mein Busen. Wenn sie in die Bibliothek geht, drehen sich alle nach ihr um. Die Kerle stolpern über ihre eigenen Füße, wenn sie vor ihr stehen, und wissen nicht einmal mehr ihren eigenen Namen.
Ein lautes Ploppen hallt durchs Haus, worauf jeder zusammenzuckt und sich die Ohren zuhält. Der allgemeinen Verwirrung folgt Stille, während unsere Trommelfelle damit zu kämpfen haben, sich von dem Tinnitus zu erholen.
»Die Boxen sind kaputt!«, schreit eine unserer Verbindungsschwestern aus dem Nebenzimmer.
Buhrufe tönen durchs Haus.
Eiliges Gewusel entsteht, als die Kappa-Schwestern versuchen, eine Lösung zu finden, um die Party zu retten, bevor unsere rastlosen Gäste auf die Barrikaden gehen. Sasha gibt sich keine Mühe, ihre Freude zu verbergen. Sie wirft mir einen Blick zu, der besagt, dass wir die Party vielleicht endlich verlassen können.
Dann kommt Abigail Hobbes.
In einem knallengen schwarzen Kleid und mit platinblondem Haar, das zu perfekten Ringellocken gedreht ist, bahnt sie sich ihren Weg durch die Menge. Sie klatscht in die Hände und zieht mit einer Stimme, die Glas schneiden könnte, alle Aufmerksamkeit auf ihre hellroten Lippen.
»Hört mal alle her! Wir spielen jetzt Pflicht oder Pflicht.«
Rufe werden laut, als sich das Wohnzimmer mit noch mehr Menschen füllt. Das Spiel ist eine beliebte Kappa-Tradition, und es ist genau das, wonach es klingt. Jemand fordert dich auf, etwas zu tun, und du tust es – Wahrheit ist keine Option. Ab und zu amüsant und oft brutal, hat dieses Spiel bereits zu einigen Verhaftungen geführt, zu mindestens einem Rauswurf und Gerüchten zufolge sogar zu ein paar Babys.
»Lasst uns mal sehen …« Unsere Vizepräsidentin legt ihren manikürten Finger ans Kinn und dreht sich langsam um, um ihr erstes Opfer unter den Anwesenden auszuwählen. »Wer soll es diesmal sein?«
Natürlich bleibt der Blick aus ihren bösen grünen Augen genau an dem Fleck, an dem Sasha und ich an der Wand lehnen, hängen. Abigail kommt mit einem hämischen Grinsen auf uns zu.
»Ach, Süße«, sagt sie zu mir. Es ist ihr anzumerken, dass sie schon ein paar Drinks zu viel hatte. »Mach dich locker, das ist eine Party. Du siehst aus, als hättest du gerade einen weiteren Schwangerschaftsstreifen entdeckt.«
Abigail ist gemein, wenn sie betrunken ist, und ich bin ihr Lieblingsopfer. Ich bin das von ihr gewohnt, aber die Lacher, die sie jedes Mal hervorruft, wenn sie meinen Körper als Pointe benutzt, hinterlassen immer eine Narbe. Meine Kurven sind mein Verderben, seit ich zwölf Jahre alt war.
»Ach, Süße«, ahmt Sasha sie nach und zeigt ihr mit großer Geste den Stinkefinger. »Wie wär’s, wenn du dich verpisst?«
»Komm schon«, jammert Abigail mit kindlicher Stimme. »Tay-Tay weiß, dass ich nur Spaß mache.« Sie unterstreicht ihre Aussage, indem sie mir in den Bauch pikst, als wäre ich ein verdammter Teddybär.
»Wir schließen deine dünner werdenden Haare in unsere Gebete ein, Abs.«
Ich muss mir auf die Unterlippe beißen, um nicht über Sashas Bemerkung zu lachen. Sie weiß, dass ich jeglichen Konflikt scheue, und lässt keine Gelegenheit aus, für mich in die Bresche zu springen.
Abigail antwortet mit einem sarkastischen Lachen.
»Spielen wir jetzt oder nicht?«, will Jules Munn, Abigails Anhängsel, wissen. Die große Brünette kommt zu uns rüber und schenkt uns einen gelangweilten Blick. »Was ist los? Versucht Sasha wieder, sich vor einer Pflicht zu drücken, wie sie es beim Harvest Bash getan hat?«
»Verpiss dich«, ruft Sasha. »Ihr habt mich aufgefordert, einen Ziegelstein durch das Fenster des Dekans zu werfen. Ich hatte nicht vor, wegen irgendeinem albernen Verbindungsspiel vom College zu fliegen.«
Jules zieht die Augenbrauen hoch. »Hat sie gerade eine jahrealte Tradition beleidigt, Abs? Ich denke nämlich schon.«
»Oh, das hat sie. Aber keine Sorge, du bekommst die Chance, es wiedergutzumachen, Sasha«, bietet Abigail ihr großzügig an und hält dann inne. »Hmmm. Ich fordere dich dazu auf …« Während sie sich die Pflicht überlegt, dreht sie sich zu ihren Zuschauern um. Sie hat die vollste Aufmerksamkeit der Gäste. Danach dreht sie sich wieder zu Sasha um. »Mach den Double-Double und sing dann die Verbindungshymne.«
Meine beste Freundin schnaubt und zuckt mit den Schultern, als würde sie sagen wollen: Ist das alles?
»Auf dem Kopf und rückwärts«, fügt Abigail hinzu.
Sasha schürzt die Lippen und knurrt sie wütend an, was die Jungs im Raum dazu veranlasst, laut zu jubeln. Kerle lieben Zickenkriege.
»Also gut.« Sasha verdreht die Augen, tritt nach vorne und schüttelt ihre Arme wie ein Boxer, der sich auf einen Kampf vorbereitet.
Der Double-Double ist eine weitere Partytradition der Kappas, die beinhaltet, zwei doppelte Shots irgendeines Alkohols, der herumsteht, auf ex zu trinken, dann zehn Sekunden lang an der Bier-Bong zu saugen und am Schluss zehn Sekunden lang einen Fassstand zu machen. Sogar die geübtesten Trinker unter uns schaffen es kaum durch diese Aufgabe. Die Vorgabe, danach noch einen Handstand machen und währenddessen die Verbindungshymne rückwärts singen zu müssen, macht Abigail einfach nur zu einem gemeinen Miststück.
Aber solange sie nicht zu einem Rauswurf führt, wird sich Sasha nie vor einer Aufgabe drücken. Sie bindet ihr dichtes dunkles Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und nimmt das Schnapsglas entgegen, das ihr wie aus dem Nichts entgegengehalten wird. Pflichtbewusst kippt sie erst einen, dann den zweiten Shot hinunter. Dann kämpft sie sich durch die Bier-Bong, während ein paar Theta-Jungs ihr den Trichter halten und die Meute sie anfeuert. Unter lautem Jubel schafft sie auch den Fassstand, wobei ein zwei Meter großer Eishockeyspieler ihre Beine in die Luft hält. Als sie wieder steht, ist jeder beeindruckt, dass sie sich noch auf den Beinen halten kann und sogar noch ziemlich fit aussieht. Dieses Mädchen ist eine Kämpfernatur.
»Geht zur Seite!«, ruft Sasha und scheucht die Leute von der gegenüberliegenden Wand weg.
Mit der schwungvollen Bewegung einer Turnerin wirft sie die Arme in die Luft und macht ein halbes Rad, sodass sie mit dem Rücken gegen die Wand im Handstand steht. Laut und selbstsicher grölt sie die Worte unserer Verbindungshymne rückwärts, während der Rest von uns bloß dumm zuschaut und versucht, mitzukriegen, ob sie es richtig macht.
Als sie fertig ist, landet Sasha in einem eleganten Sprung wieder auf den Füßen und verbeugt sich vor ihrem tosenden Publikum.
»Du bist ein verdammter Roboter«, sage ich lachend, als sie erneut ihren Platz in unserer Loser-Ecke einnimmt. »Ein wunderschöner Abgang.«
»Ich habe noch einen Sprung versucht, den ich nicht schaffen konnte.« Im ersten Jahr auf dem College war Sasha als eine der besten Hochspringerinnen der Welt auf dem Weg zur Olympiaqualifikation, bis sie eines Tages auf einer vereisten Stelle ausgerutscht ist und sich ihr Knie zerstört hat. Das war’s dann mit ihrer Turnerkarriere.
Um nicht überstrahlt zu werden, wendet Abigail sich an mich. »Jetzt bist du dran, Taylor.«
Ich hole tief Luft. Mein Herz rast. Ich spüre, wie meine Wangen rot werden. Als Abigail sieht, wie unwohl mir ist, zeigt sie mir ein Haifischlächeln. Ich mache mich auf das Übel gefasst, das sie gleich für mich bereithalten wird.
»Ich fordere dich auf …« Sie zieht ihre Zähne über die Unterlippe. Bevor sie ihren Mund öffnet, ist mir klar, dass mir eine Demütigung bevorsteht. »Bring einen Kerl meiner Wahl dazu, mit dir nach oben zu gehen.«
Miststück.
Verdorbene Rufe und Gejohle kommen von den Männern, die immer noch bei dieser Vorführung von weiblicher Aggression zusehen.
»Komm schon, Abs. Auf einer Party vergewaltigt zu werden ist kein Spiel.« Sasha tritt vor und schirmt mich mit ihrem Körper ab.
Abigail verdreht die Augen. »Jetzt dramatisiere doch nicht wieder gleich. Keine Sorge, ich werde einen Hottie aussuchen. Jemanden, mit dem jedes Mädchen gern ins Bett gehen würde. Sogar Taylor.«
Lieber Gott, bitte lass mich das nicht machen müssen.
Zu meiner großen Erleichterung naht Hilfe in Form von Taylor Swift.
»Repariert!«, brüllt eine Verbindungsschwester, als das Haus wieder von Musik erfüllt wird.
Taylor Swifts Blank Space ruft eine Welle aufgeregter Rufe hervor und lenkt die Aufmerksamkeit von Abigails blödem Spiel ab. Die Menge macht sich daran, ihre Becher aufzufüllen und erneut in rhythmische Tanzbewegungen überzugehen.
Danke, schärfere und dünnere Taylor.
Zu meinem Entsetzen lässt sich Abigail nicht ablenken. »Hmmm, wer soll denn der Glückliche sein …?«
Ich unterdrücke ein Stöhnen. Es war naiv von mir, zu denken, dass sie es sein lassen wird. Wenn einmal eine Herausforderung ausgesprochen wurde, wird jede Schwester, die die Aufgabe nicht bestmöglich erfüllt, gnadenlos bestraft, bis ein anderes armes Opfer ihren Platz einnimmt. Und wenn es nach Abigail ginge, würde das ewig dauern. Ich habe schon Schwierigkeiten damit, bei den restlichen Verbindungsschwestern anzukommen. Das würde mich zur Ausgestoßenen machen.
Sie sieht sich im Raum um und stellt sich auf die Zehenspitzen, um über die Köpfe der Menschen blicken zu können. Ein breites Grinsen liegt auf ihrem Gesicht, als sie sich wieder zu mir umdreht.
»Ich fordere dich dazu auf, Conor Edwards zu verführen.«
Fuck. Verdammte Scheiße.
Ja, ich weiß, wer Conor Edwards ist. Jeder weiß das. Er ist im Eishockeyteam und regelmäßiger Gast auf den Partys in der Greek Row. Auch ein regelmäßiger Gast in den Betten der Verbindungsschwestern in der Greek Row. Aber richtig bekannt ist er dafür, dass er mit Abstand der heißeste Kerl im Junior Year ist – was ihn außerhalb meiner Liga spielen lässt. Eine perfekte Wahl, wenn das Ziel dieser Challenge meine komplette Demütigung ist, weil ich von einem Kerl lautstark abgewiesen werde, während er mir ins Gesicht lacht.
»Rachel ist immer noch in Daytona Beach«, fügt Abigail hinzu. »Du kannst ihr Zimmer benutzen.«
»Abigail, bitte«, sage ich und hoffe, dass sie sich erweichen lässt. Aber mein Flehen stachelt sie bloß noch mehr an.
»Was ist los, Tay-Tay? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du ein Problem damit hast, bei einer Herausforderung andere Kerle zu küssen. Oder stehst du nur darauf, mit den Freunden anderer Mädchen rumzumachen?«
Darum geht es im Endeffekt immer bei Abigail: Rache und den Fehler, für den sie mich jeden einzelnen Tag seit dem zweiten Studienjahr bezahlen lässt. Egal, wie oft ich mich entschuldige oder wie ehrlich es bedauere, sie verletzt zu haben, mein Leben besteht darin, Abigail mit meinem Leiden zu amüsieren.
»Du solltest zum Arzt gehen wegen deiner Boshaftigkeit«, zischt Sasha sie an.
»Ach, arme prüde Taylor. Dreh ihr nicht den Rücken zu, sonst klaut sie deinen Freund im Nu«, singt Abigail. Ihr Spott wird zum Kanon, als Jules in ihren Gesang mit einstimmt.
Ihr Hohn zerrt an den Nerven hinter meinen Augen und lässt meine Finger taub werden. Am liebsten würde ich im Erdboden versinken. In der Mauer verschwinden. In Flammen aufgehen und zu Asche werden, die sich in der Party-Bowle absetzt. Alles, nur nicht ich, hier und jetzt. Ich hasse ungewollte Aufmerksamkeit, und ihr Spott hat die Blicke einiger Betrunkener um uns herum wieder auf uns gezogen. In ein paar Sekunden wird das ganze Haus bei dem Lied über mich mitmachen – wie in meinem schlimmsten Albtraum.
»Na gut!«, rufe ich, bloß damit sie aufhört. Ich würde alles tun, um sie zum Schweigen zu bringen. »Ich nehme die Herausforderung an.«
Abigail grinst mich triumphierend an. »Dann schnapp dir deinen Kerl«, sagt sie und deutet großzügig hinter sich.
Ich beiße mir auf die Lippe und folge der Linie ihres dünnen Arms, bis ich Conor schließlich am Bier-Pong-Tisch im Esszimmer stehen sehe.
Verdammt, ist der groß. Und seine Schultern sind unheimlich breit. Ich kann seine Augen nicht sehen, aber ich habe freie Sicht auf sein markantes Profil und sein längeres blondes Haar, das er aus der Stirn gestrichen hat. Es sollte verboten werden, so gut auszusehen.
Nur Mut, Taylor. Reiß dich zusammen!
Ich atme tief durch und mache mich dann auf den Weg zu dem völlig ahnungslosen Conor Edwards.
Die Jungs lassen heute Abend so richtig die Sau raus. Wir sind kaum zwanzig Minuten auf dieser Verbindungsparty, und Gavin und Alec haben sich bereits mit bloßen Händen ihre Hemden aufgerissen und stolzieren wie die Barbaren um den Bier-Pong-Tisch herum. Ich muss zugeben, nachdem wir unser Play-off-Spiel gewonnen haben, komme ich mir selbst auch ziemlich wild vor. Noch zwei Siege und es geht in die Frozen Four. Obwohl es niemand laut aussprechen würde, um nichts zu beschreien, habe ich das Gefühl, dass das unser Jahr ist.
»Con, komm rüber, Arschloch.« Hunter ruft durch den ganzen Raum nach mir, wo er und ein paar Jungs Schnapsgläser aufgereiht haben. »Bring die zwei Vollpfosten mit.«
Wir hängen mit unseren Teamkollegen ab, alle mit hochroten Gesichtern und voller Adrenalin. Jeder von uns hält ein Shot-Glas nach oben, während unser Captain, Hunter Davenport, eine Rede hält. Er muss nicht einmal schreien, weil die Musik vor etwa zehn Minuten ausgegangen ist. Ich sehe, wie panische Verbindungsschwestern um die Boxen im Wohnzimmer herumstehen.
Hunters Blick schweift über jeden von uns. »Ich will nur sagen, dass ich verdammt stolz darauf bin, wie wir als Team diese Saison gemeistert haben. Wir haben uns gegenseitig den Rücken freigehalten, und jeder hat sein Bestes gegeben. Noch zwei Spiele, Jungs. Noch zwei Spiele und wir sind dabei. Also genießt den Abend. Lasst die Sau raus. Und dann konzentrieren wir uns auf unsere letzte Aufgabe.«
Es fühlt sich manchmal immer noch nicht real an. Mein Punk-Arsch auf einem Elite-College mitten unter wohlerzogenen Söhnen und Töchtern vom alten Geldadel. Sogar bei meinen Jungs, die mir nach meiner Mom am nächsten stehen, muss ich manchmal einen Blick über die Schulter werfen. Als ob sie mich jederzeit durchschauen könnten.
Nach dem Schlachtruf Briar! Briar! kippen wir unsere Shots runter. Bucky schluckt und gibt einen animalischen Schrei von sich, bei dem jeder zusammenzuckt, ehe wir in schallendes Gelächter ausbrechen.
»Immer langsam, Cowboy. Heb dir das fürs Eis auf«, sage ich zu ihm.
Bucky ist das egal. Er ist zu high. Jung, dumm und heute Abend voller schmutziger Absichten. Er wird eine junge Dame sehr glücklich machen, da bin ich mir sicher.
Wo wir gerade von den Mädels sprechen – es dauert nicht lange, bis sie sich alle um den Bier-Pong-Tisch versammeln, als wir ein neues Spiel beginnen. Dieses Mal heißt es Hunter und seine Freundin Demi gegen Foster und mich. Aber Demi spielt mit unfairen Mitteln. Sie hat ihre Kapuzenjacke ausgezogen und steht jetzt nur in einem dünnen weißen Tanktop über einem schwarzen BH vor uns, womit sie versucht, ihre Brüste in unsere Gesichter zu drücken, um uns abzulenken. Und es funktioniert, verdammt. Foster ist unkonzentriert und vermasselt seinen Wurf kläglich.
»Verdammt, Demi«, murmle ich. »Steck diese Dinger weg.«
»Welche? Die hier?« Sie packt ihre Brüste mit beiden Händen und hebt sie praktisch bis ans Kinn, während sie einen Versuch unternimmt, möglichst unschuldig dreinzuschauen. Was ihr jedoch nicht so richtig gelingt.
Hunter locht seinen Wurf ohne Mühe ein.
Demi zwinkert mir zu. »Tut mir leid.«
»Wenn deine Freundin ihr Top ausziehen will, würde ich auf der Stelle aufgeben«, sagt Foster und versucht, Hunter aus der Reserve zu locken.
Er ist zu einfach gestrickt. Sofort schaltet Hunter auf den Neandertaler-Modus, er reißt sein T-Shirt über den Kopf und zieht es Demi über. An ihr sieht es aus wie ein Schlabberkleid. »Augen auf die Becher, ihr Idioten!«
Ich muss ein Lachen unterdrücken und verkneife mir den Kommentar, dass Demi Davis sogar heiß aussehen würde, wenn sie einen Strohsack anhätte. Es gab mal eine Zeit, da hätte ich es bei ihr versucht, aber noch bevor Hunter es wusste, konnten wir sehen, dass unser Teamcaptain total verrückt nach diesem Mädchen war. Die beiden haben nur etwas länger gebraucht.
Bis jetzt sind meine Aussichten für heute Abend nicht gerade rosig. Klar, überall stehen fantastische Mädchen rum. Eine Brünette versucht förmlich, mich zu besteigen, und gibt mir einen Kuss auf den Nacken, als ich den nächsten Treffer in einem von Hunters und Demis Bechern erziele. Doch diese Mädchen haben etwas Hungriges an sich, allerdings haut mich keine von ihnen um.
Ehrlich gesagt verschwimmen all diese Mädchen langsam in meinem Kopf. Ich habe mit vielen von ihnen geschlafen, seit ich letzten Herbst auf die Briar gekommen bin. Die Welt einer Frau auf den Kopf zu stellen, ihr das Gefühl zu geben, etwas Besonderes zu sein – das ist ein Talent von mir. Aber – und wenn ich das vor meinen Jungs zugeben würde, würden sie mich bis in alle Ewigkeit verarschen – keins dieser Mädchen hat es geschafft, mir das Gefühl zu geben, etwas Besonderes zu sein. Ein paar geben vor, mich kennenlernen zu wollen, doch meistens bin ich nichts weiter als eine Eroberung für sie, eine Trophäe, mit der sie ihre Freundinnen beeindrucken wollen. Sie stecken ihre Zunge einfach in meinen Hals und ihre Hände in meine Hose.
Zumindest könnte mich mal eine fragen, was für Interessen und Hobbys ich habe. Oder die Unterhaltung mit einem guten Witz beginnen. Aber so ist es nun einmal, nehme ich an.
Abgesehen davon bin ich gar nicht auf der Suche nach einer Beziehung. Mit mir können Frauen eine Nacht oder eine Woche lang viel Spaß haben, vielleicht sogar einen Monat. Beide Seiten sind sich allerdings im Klaren darüber, dass ich keine Langzeitoption bin. Was vollkommen in Ordnung ist. Mir wird schnell langweilig, und Beziehungen sind der Inbegriff von Langeweile.
Doch heute Abend langweilen mich die Scharen von Mädchen gleichermaßen, die am Bier-Pong-Tisch entlanggehen und ganz aus Versehen meinen Arm mit ihren Brüsten streifen. Das macht mich im Moment überhaupt nicht an. Ich kenne dieses uralte Balzritual, das immer gleich endet. Ich muss sie nicht einmal mehr erobern, und das macht nur halb so viel Spaß.
Jubel bricht im Haus aus, als die Musik wieder angeht. Ein Mädchen versucht die Gelegenheit beim Schopf zu packen und mich auf die Tanzfläche zu ziehen. Aber ich schüttle den Kopf und konzentriere mich auf das Spiel. Das ist allerdings etwas schwierig, weil irgendeine Sache im Garten die Aufmerksamkeit aller auf die Fenster zieht. Ein abgelenkter Foster vermasselt seinen Wurf gründlich, und ich will ihn gerade dafür tadeln, als eine Bewegung im Augenwinkel meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Ich drehe mich Richtung Wohnzimmer um und sehe ein ängstliches, fast panisch aussehendes blondes Mädchen auf uns zukommen. Zuerst denke ich, dass sie in Richtung Fenster rennt, um zu sehen, was zum Teufel da draußen los ist. Doch dann passiert etwas sehr Bizarres.
Sie kommt direkt zu mir, packt mich am Arm und zieht mich runter, damit sie mir ins Ohr flüstern kann.
»Es tut mir leid, und du wirst mich für völlig verrückt halten, aber ich brauche deine Hilfe, also spiel bitte einfach mit«, brabbelt sie so schnell, dass ich kaum mitkomme. »Du musst mit mir nach oben gehen und so tun, als würden wir rummachen, doch in Wirklichkeit will ich deinen Penis oder was auch immer nicht anfassen.«
Oder was auch immer?
»Es ist eine blöde Challenge, und ich schulde dir einen Riesengefallen, wenn du das für mich tust«, flüstert sie rasch. »Ich verspreche dir, ich mach dir keine Szene.«
Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt. »Also, wenn ich dich richtig verstanden habe, willst du nicht mit mir rummachen?«, flüstere ich zurück und kann meine Belustigung nicht verbergen.
»Nein, das will ich nicht. Ich will nur so tun.«
Nun ja, jetzt bin ich alles andere als gelangweilt.
Ich betrachte sie genauer und muss feststellen, dass sie echt süß ist. Sie ist zwar nicht so apart wie Demi, hat jedoch ein wirklich hübsches Gesicht. Aber ihr Körper. Verdammt. Sie ist ein wandelndes Pin-up-Girl. Unter einem viel zu großen Pulli, der ihr über eine Schulter fällt, verbirgt sich ein Paar Brüste, zwischen denen ich meinen Penis die ganze Nacht lang hin- und herschieben könnte. Ich werfe einen kurzen Blick auf ihren Hintern und kann nicht anders, als mir vorzustellen, wie ich sie über mein Bett lege.
Doch all das löst sich in Luft auf, als ich sehe, wie sie mich mit ihren karibikblauen Augen flehentlich anschaut, und ich fühle mit ihr. Ich wäre echt ein Arsch, wenn ich diesem Mädchen in so einer Notsituation nicht beistehen würde.
»Alec«, rufe ich, ohne meinen Blick von dem Pin-up-Girl zu wenden.
»Yo«, ruft mein Teamkollege zurück.
»Spiel du für mich weiter. Tritt dem Captain und seiner fiesen Freundin gehörig in den Arsch von mir.«
»Alles klar.«
Mir entgeht nicht das wissende Schmunzeln von Hunter und Foster sowie das laute Schnauben von Demi.
Der unsichere Blick der Blondine schweift über meine Schulter zum Bier-Pong-Tisch, wo Alec meinen Platz eingenommen hat. »Ist das ein Ja?«, murmelt sie.
Als Antwort streife ich ihr ein paar Haarsträhnen hinters Ohr und lege meine Lippen auf ihre Haut, um zu sprechen. Wer immer dieses arme Mädchen so quält, schaut uns gerade bestimmt zu und soll auch was zu sehen bekommen.
»Dir nach, Baby.«
Sie sieht mich völlig perplex an, und einen Moment lang denke ich, sie hat einen Totalausfall. Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas in meiner Gegenwart passiert. Also nehme ich ihre Hand und führe sie vorbei an ein paar staunenden Gesichtern durch die Meute, die sich im Haus verteilt. Tatsache ist, ich kenne mich hier nur zu gut aus.
Als wir die Treppen raufgehen, spüre ich, wie die Blicke uns folgen. Sie nimmt meine Hand etwas fester, als sie sich wieder gefangen hat. Im ersten Stock zieht sie uns in ein Zimmer, in dem ich bis jetzt noch nicht war, und verschließt die Tür hinter uns.
»Danke«, sagt sie in dem Moment, in dem wir allein sind.
»Kein Problem. Macht es dir was aus, wenn ich es mir gemütlich mache?«
»Ähm, ja. Ich meine, nein. Es macht mir nichts aus. Setz dich, wenn du willst. Oder … wow, du liegst ja schon.«
Ich muss grinsen, weil sie so nervös ist. Das ist irgendwie süß. Während ich meinen ein Meter neunzig großen Körper zwischen den Stofftieren und Dekokissen auf dem Bett ausstrecke, bleibt sie völlig verängstigt an die Tür gepresst stehen und atmet schwer.
»Um ehrlich zu sein«, sage ich zu ihr und verschränke die Hände hinter dem Kopf, »habe ich noch nie ein Mädchen gesehen, das so unglücklich ist, mit mir in einem Schlafzimmer eingesperrt zu sein.«
Das hat den erwünschten Effekt, dass sich ihre Schultern entspannen und ich ihr sogar ein Lächeln entlocken kann. »Das glaube ich gern.«
»Ich bin übrigens Conor.«
Sie verdreht die Augen. »Ja, ich weiß.«
»Warum verdrehst du die Augen?«, frage ich und tue beleidigt.
»Nein, sorry, damit habe ich gar nichts gemeint. Es ist nur, ich weiß, wer du bist. Du bist eine Berühmtheit auf dem Campus.«
Je mehr ich sie betrachte, wie sie mit den Händen in die Seiten gestemmt an der Tür lehnt, ein Bein angewinkelt, ihr blondes Haar etwas zerzaust und über eine Schulter fallend, desto schwerer fällt es mir, mir nicht vorzustellen, wie ich ihre Arme über dem Körper festhalte, während ich mit dem Mund ihren Körper erkunde. Ihr Anblick ist sehr verführerisch.
»Taylor Marsh«, ruft sie aus, und mir wird klar, dass zwischen uns längeres Schweigen geherrscht hat.
Ich rutsche ans Bettende und lege ein Kissen als Trennwand neben mich. »Komm her. Wenn wir schon eine Weile hier drinnen bleiben müssen, dann können wir wenigstens Freunde werden.«
Taylor gibt ein leichtes Lachen von sich und scheint sich etwas mehr zu entspannen. Sie hat ein hübsches Lächeln. Aber es braucht ein bisschen mehr, um sie aufs Bett zu bekommen.
»Das soll keine Anmache sein«, erklärt sie mir und reiht die Kuscheltiere auf, um die Mauer zwischen uns zu bewachen. »Ich bin keine Verrückte, die die Männer austrickst, um sie ins Bett zu bekommen und dann zu verschlingen.«
»Klar.« Ich nicke mit gespieltem Ernst. »Aber ein bisschen Verschlingen wäre schon okay.«
»Nein.« Sie schüttelt übertrieben den Kopf, und ich glaube, ich habe ihre Schale geknackt. »Kein Verschlingen. Ich werde mich von meiner besten Seite zeigen.«
»Also erzähl mir mal, warum jemand, der eigentlich dein Freund sein sollte, dich in so eine Lage bringt, die für dich anscheinend der reinste Albtraum ist.«
Taylor seufzt laut auf. Sie nimmt eine Plüschschildkröte in die Hand und drückt sie gegen ihre Brust. »Weil Abigail ein totales Miststück ist. Ich hasse sie.«
»Warum denn das? Was ist passiert?«
Sie blickt mich skeptisch an und scheint zu überlegen, ob sie mir vertrauen kann.
»Ich schwöre, ich behalte es für mich«, sage ich.
Sie verdreht die Augen, lächelt aber dabei. »Es war letztes Jahr. Eine Party wie heute. Ich wurde herausgefordert, zu irgendeinem Kerl zu gehen und mit ihm rumzumachen.«
Ich schmunzle. »Ich erkenne ein Muster.«
»Ja, also … ich war nicht gerade erfreut darüber. Aber das ist ihr Ding – von den Verbindungsschwestern. Sie wissen, dass es mir schwerfällt, Jungs anzumachen, also nutzen sie mit Vorliebe meine Unsicherheit aus. Zumindest die Miststücke unter ihnen.«
»Mädchen sind so verdammt hinterhältig.«
»Du hast ja keine Ahnung, Mann.«
Ich richte mich auf dem Bett auf und blicke ihr direkt ins Gesicht. »Erzähl weiter. Du solltest also mit einem Kerl rummachen.«
»Genau. Die Sache ist nur …« Sie spielt mit dem Plastikaugapfel der Schildkröte und dreht ihn zwischen ihren Fingern umher. »Ich bin zu dem ersten Kerl gegangen, den ich gesehen habe und der mir nicht so betrunken erschienen ist, als würde er sich gleich auf mich übergeben oder so. Ich habe sein Gesicht gepackt, meinen Mund auf seinen gepresst und es einfach getan.«
»So, wie man es eben macht.«
»Als ich wieder zurückgetreten bin, stand Abigail neben mir. Sie hat mich angeschaut, als ob sie mich am liebsten erdolchen würde. Es hat sich herausgestellt, dass der Typ, den ich geküsst habe, ihr Freund war.«
»Verdammt, T. Das ist eiskalt.«
Sie blinzelt mich an und verzieht traurig den Mund. Während ich sie beim Erzählen beobachte, verfalle ich dem Marilyn-Monroe-Schönheitsfleck auf ihrer rechten Wange immer mehr.
»Ich wusste das nicht! Abigail wechselt ihre Freunde wie ihre Unterwäsche. Ich war nicht auf dem neuesten Stand über ihr Liebesleben.«
»Sie hat es also nicht gut aufgenommen«, sage ich.
»Sie wurde zur Furie, hat auf der Party eine Riesenszene gemacht. Sie hat wochenlang nicht mehr mit mir gesprochen und danach auch nur noch, um schnippische Bemerkungen zu machen oder mich zu beleidigen. Seitdem sind wir gewissermaßen Erzfeindinnen, und jetzt nutzt sie jede erdenkliche Möglichkeit, um mich zu demütigen. Daher auch die Challenge heute Abend. Sie hat damit gerechnet, dass du mich vor aller Augen zurückweisen würdest.«
Verdammt, dieses Mädchen tut mir wirklich leid. Jungs sind Arschlöcher, und sogar in unserem Team tun wir uns die unmöglichsten fiesen Sachen an, aber das ist immer bloß Spaß. Doch diese Abigail führt nichts Gutes im Schilde. Taylor herauszufordern, einen Fremden zu suchen, in der Hoffnung, dass sie brutal abgewiesen und vor der gesamten Partygesellschaft gedemütigt wird … das ist wirklich eiskalt.
Plötzlich überkommt mich eine Art Beschützerinstinkt. Ich weiß nicht viel über sie, aber Taylor kommt mir nicht wie die Sorte Mädchen vor, die ihre Freunde so dermaßen runtermachen würde.
»Das Schlimmste daran ist, dass wir vor der Sache eigentlich Freundinnen waren. Während der Anwärterwoche im ersten Semester stand sie mir sogar am nächsten. Ich hätte fast ein Dutzend Mal aufgegeben, und sie war die Einzige, die mir geholfen hat, es durchzustehen. Aber nachdem ich vom Campus weggezogen bin, haben wir uns auseinandergelebt.«
Stimmen vor dem Zimmer ziehen Taylors Aufmerksamkeit auf sich. Ich blicke zur Tür und runzle die Stirn, als ich Schatten darunter erkennen kann.
»O nein. Das ist sie«, murmelt Taylor mit angstvoller Stimme. Sie wird ganz blass, und ich kann sehen, wie ihr Puls rast. »Scheiße, sie lauschen.«
Ich widerstehe dem Drang, unseren Zuhörern zuzurufen, zu verschwinden. Wenn ich das tue, wissen Abigail und Co., dass Taylor und ich nichts Schmutziges machen, sonst wären wir nämlich aufeinander konzentriert und nicht auf die Zimmertür. Aber diese neugierigen kleinen Miststücke brauchen trotzdem eine Lektion. Und auch wenn ich Taylors Probleme mit diesen Mädchen nicht lösen kann, kann ich ihr diese eine Nacht geben.
»Ich hoffe, sie hören gut zu«, sage ich mit einem schelmischen Grinsen.
Dann knie ich mich aufs Bett und lege beide Hände ans Kopfende. Taylor schaut mich skeptisch an. Ich grinse nur und beginne, meinen Körper so heftig zu bewegen, dass das Kopfende gegen die Wand knallt.
Bamm, bamm, bamm.
»Fuck, Baby, du bist so eng«, stöhne ich viel zu laut.
Taylor schlägt sich die Hand auf den Mund. Sie zieht ihre dunkelblonden Augenbrauen über die ganze Stirn.
»Du fühlst dich so gut an!«
Die Wand wackelt bei jedem Stoß. Ich hüpfe auf den Knien auf und ab, um den Bettrahmen zum Quietschen zu bringen. All die nötigen Geräusche einer guten Nacht.
»Was tust du da?«, flüstert sie mit belustigtem Entsetzen.
»Ich ziehe eine gute Show ab. Lass mich nicht im Stich, T. Sonst denken sie, ich treibe es hier drinnen mit mir selbst.«
Sie schüttelt verschreckt den Kopf.
»Oh, verdammt, Baby. Nicht so schnell. Ich komme sonst!«
Gerade als ich denke, dass ich es übertrieben habe, wirft Taylor den Kopf in den Nacken, schließt die Augen und gibt das verführerischste Geräusch von sich, das ich je von einer Frau gehört habe, während ich nicht gerade bis zu den Eiern in ihr dringesteckt bin.
»O ja, genau da. Genau da«, ruft sie. »O Gott, ich bin kurz davor. Hör nicht auf. Bitte hör nicht auf.«
Ich breche förmlich zusammen vor unterdrücktem Lachen. Wir sind beide knallrot und krümmen uns auf dem Bett.
»Ja, das ist es, Baby. Fühlt sich das gut an?«
»So gut«, stöhnt sie zurück. »Hör nicht auf. Schneller, Conor.«
»Gefällt dir das?«
»Ich liebe es.«
»Ja?«
»O ja, steck ihn mir in den Arsch«, fleht sie.
Ich breche zusammen und stoße mir die Stirn am verdammten Kopfende an. Verblüfft starre ich sie an.
»Was? War das zu heftig?«, fragt sie mich mit unschuldigem Blick.
Dieses Mädchen ist wirklich etwas Besonderes. »Ja, schraub ein bisschen zurück«, presse ich hervor.
Aber wir können nicht aufhören zu lachen, als es uns immer schwerer fällt, zu atmen und die lustvollen Geräusche von uns zu geben. Nach längerer Zeit, als wahrscheinlich nötig gewesen wäre, werden wir schließlich ruhig. Immer noch zuckend vor Gelächter vergräbt sie den Kopf in den Kissen. Ihren Hintern streckt sie dabei in die Luft, und plötzlich fällt es mir schwer, zu verstehen, warum wir hier gerade bloß so tun.
»War es schön für dich?«, frage ich und strecke mich auf dem Rücken aus. Mein Haar ist schweißnass, und ich kämme es mir mit den Fingern aus den Augen, als sich Taylor neben mich legt.
Sie wirft mir einen Blick zu, den ich heute Abend noch nicht bei ihr gesehen habe. Mit schweren Augenlidern und roten, geschwollenen Lippen vom Draufbeißen während dem Gestöhne blickt sie mich an. Hinter ihrer Maske verbirgt sich eine faszinierende Tiefe, die ich nur zu gerne ergründen würde. Für den Bruchteil einer Sekunde glaube ich, sie will, dass ich sie küsse. Dann blinzelt sie, und der Moment ist vorüber.
»Conor Edwards, du bist ein anständiger Kerl.«
Man hat schon Schlimmeres zu mir gesagt. Das bedeutet aber nicht, dass mir nicht auffällt, wie verführerisch ihr Ausschnitt aussieht, als sie sich auf die Seite dreht, um mir in die Augen zu blicken. »Das war der beste vorgespielte Sex, den ich je hatte«, sage ich ernst.
Sie kichert.
Mein Blick schweift über ihre geröteten Wangen, über ihre makellose glühende Haut. Dann wandert er wieder zu ihrem atemberaubenden Ausschnitt. Ich weiß schon, was sie antworten wird, noch bevor ich die Frage überhaupt gestellt habe, aber sie entfährt mir dennoch.
»Also … willst du rummachen?«
Das meint er nicht ernst. Ich weiß, dass er es nicht ernst meint. Mich nach unserer kleinen Performance anzumachen ist nur Conors Art, mir nach dieser bescheuerten Situation ein besseres Gefühl zu geben. Ein weiterer Beweis dafür, dass sich unter dem kinnlangen blonden Haar, den grauen Augen und dem wie in Stein gemeißelten Körper ein weiches Herz verbirgt. Was umso mehr dafür spricht, dass ich mich hier schleunigst verziehe, bevor ich Gefühle entwickle. Denn Conor Edwards ist genau der Typ, in den man sich verliebt, ehe man lernt, dass Mädchen wie ich Kerle wie ihn nicht kriegen.
»Tut mir leid, wir hatten eine strikte Abmachung, was Verschlingen angeht«, sage ich förmlich.
Er schenkt mir ein verschmitztes Lächeln, bei dem mein Herz einen Satz macht. »Du kannst einem Kerl nicht übel nehmen, dass er es versucht.«
»Wie dem auch sei. Es hat Spaß gemacht«, sage ich zu ihm und springe vom Bett auf, »aber ich sollte …«
»Warte mal.« Conor packt mich an der Hand. Ein nervöses Kribbeln fährt meinen Arm hinauf bis in den Hals. »Du sagtest, du schuldest mir einen Riesengefallen, oder?«
»Jaaa …«, sage ich skeptisch.
»Na ja, den würde ich jetzt gerne einlösen. Wir sind erst fünf Minuten hier oben. Ich will nicht, dass die Leute da unten denken, ich wüsste nicht, wie man einem Mädchen eine schöne Nacht schenkt.« Er hebt die Augenbrauen. »Bleib noch ein bisschen. Hilf mir, meinen Ruf nicht zu verlieren.«
»Du brauchst mich nicht, um dein Ego zu verteidigen. Mach dir keine Gedanken, sie werden annehmen, dass ich dir langweilig geworden bin.«
»Mir wird wirklich schnell langweilig«, stimmt er mir zu. »Aber du hast Glück, T. Langeweile ist das Letzte, das ich im Moment verspüre. Du bist die interessanteste Person, mit der ich seit langer Zeit gesprochen habe.«
»Du kommst wohl nicht viel unter Menschen«, sage ich.
»Komm schon«, bittet er mich. »Lass mich jetzt nicht wieder runtergehen müssen. Da unten sind nur hungrige Mädchen, die so tun, als wäre ich das letzte Steak auf dem Fleischmarkt.«
»Frauen lechzen nach deiner Aufmerksamkeit? Du Armer.« Und obwohl ich versuche, ihn mir nicht als ein Stück Fleisch vorzustellen, kann ich nicht leugnen, dass er echt wahnsinnig gut aussehend ist. Ehrlich gesagt der attraktivste Mann, der mir je begegnet ist. Ganz zu schweigen, der schärfste. Er hält immer noch meine Hand fest, und der Winkel, in dem er seinen Körper hält, führt dazu, dass jeder Muskel seines wohlgeformten Arms pulsiert.
»Komm schon. Bleib und unterhalte dich mit mir.«
»Was ist mit deinen Freunden?«, erinnere ich ihn.
»Ich sehe sie jeden Tag beim Training.« Als er mit seinem Daumen sanft einen Kreis auf meinem Handgelenk zieht, ist es um mich geschehen. »Taylor, bitte bleib.«
Das ist eine fürchterliche Idee. Das ist genau der Moment, an den ich heute in einem Jahr zurückdenken werde, nachdem ich meinen Namen geändert, meine Haare gefärbt und angefangen habe, als Olga in einem Diner in Schenectady zu arbeiten. Aber sein flehentlicher Blick, seine Haut an meiner – ich kann nicht gehen.
»Okay.« Ich hatte nie eine Chance gegen Conor Edwards. »Nur zum Reden.«
Wir setzen uns wieder zusammen aufs Bett. Die Kissenwand zwischen uns ist total ruiniert durch unsere Performance auf dem Bett. Und durch Conors Charme. Er nimmt die Plüschschildkröte, die ans Ende des Bettes gewandert ist, und setzt sie auf das Nachtkästchen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals hier drin gewesen bin, wenn ich drüber nachdenke. Rachels Zimmer ist … viel. Als hätten sich eine Influencerin und eine Blogger-Mami auf einer Disney-Prinzessin übergeben.
»Hilf mir, dich kennenzulernen.« Conor verschränkt seine sexy Arme über der Brust. »Das ist nicht dein Zimmer, habe ich recht?«
»Nein, du zuerst«, verlange ich. Wenn ich ihn schon unterhalten soll, dann muss das auf Gegenseitigkeit beruhen. »Ich habe das Gefühl, bei unserer Unterhaltung dreht sich alles um mich. Hilf mir, dich kennenzulernen.«
»Was willst du wissen?«
»Irgendetwas. Alles.« Wie siehst du nackt aus … Aber nein, das darf ich nicht fragen. Ich mag zwar mit dem heißesten Typen des Campus im Bett liegen, aber unsere Klamotten bleiben an. Vor allem meine.
»Also gut …« Er streift sich die Schuhe ab und kickt sie auf den Boden. Ich würde ihm gerne sagen, dass wir nicht so lange bleiben, doch er fährt einfach fort. »Ich spiele Eishockey, aber ich nehme an, das weißt du bereits.«
Ich nicke.
»Ich bin letztes Semester aus L. A. hierhergekommen.«
»Ah, okay. Das erklärt einiges.«
»Tut es das?« Er blickt gespielt beleidigt drein.
»Nichts Schlechtes. Ich meine, du siehst genau so aus, wie man sich einen Surfertypen vorstellt. Aber das steht dir.«
»Ich nehme es als Kompliment«, sagt er und stößt mich mit dem Ellbogen an.
Ich ignoriere das Kribbeln, das in meiner Brust kitzelt. Sein neckisches Verhalten ist viel zu anziehend. »Wie ist ein Kerl von der Westküste dazu gekommen, Eishockey zu spielen?«
»Auch an der Westküste wird Eishockey gespielt«, sagt er trocken. »Das ist kein Privileg der Ostküste. Auf der Junior High habe ich auch Football gespielt, aber Eishockey hat mir mehr Spaß gemacht und ich war besser darin.«
»Wie bist du dann an die Ostküste gekommen?«
Die Winter in Neuengland sind gewöhnungsbedürftig. Wir hatten im ersten Semester eine Kommilitonin, die es sechs Tage lang im knöchelhohen Schnee ausgehalten hat, bevor sie zurück nach Tampa geflogen ist. Wir mussten ihr ihre Sachen per Post nach Hause schicken.
Ein Schatten huscht über Conors Gesicht. Einen Moment lang werden seine grauen Augen unfokussiert, sein Blick schweift ab. Wenn ich ihn besser kennen würde, würde ich denken, ich hätte ins Schwarze getroffen. Als er antwortet, hat seine Stimme etwas von der vorigen Verschmitztheit verloren.
»Ich brauchte einfach einen Tapetenwechsel. Es ergab sich die Gelegenheit, auf die Briar zu wechseln, und ich habe sie beim Schopf gepackt. Ich habe noch zu Hause gewohnt, weißt du, und es wurde mir ein bisschen zu viel.«
»Hast du Geschwister?«
»Nein. Lange Zeit gab es nur Mom und mich. Mein Dad hat uns verlassen, als ich sechs war.«
Mitfühlend sage ich: »Das ist schlimm. Tut mir leid.«
»Muss es nicht. Ich kann mich kaum noch an ihn erinnern. Meine Mom hat vor sechs Jahren diesen Kerl namens Max geheiratet.«
»Und ihr zwei versteht euch nicht?«
Er seufzt und versinkt tiefer in den Kissen, während er an die Decke starrt. Auf seiner Stirn bilden sich Falten. Ich bin versucht, einen Rückzieher zu machen und ihm zu sagen, dass er nicht darüber reden muss, dass es nicht meine Absicht war, neugierig zu sein. Das Thema ist ihm sichtlich unangenehm, aber er fährt fort.
»Er ist in Ordnung. Meine Mom und ich haben in einem schäbigen, kleinen Mietshaus gewohnt, als sie sich kennenlernten. Sie hat sechzig Stunden die Woche als Friseurin gearbeitet, um uns zwei durchzubringen. Dann kam dieser elegante, reiche Geschäftsmann daher und hat uns aus unserem Elend rausgezogen und nach Huntington Beach gebracht. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel besser allein die Luft dort war. Das ist das Erste, was mir aufgefallen ist.« Mit einem selbstkritischen Lächeln zuckt er mit den Schultern. »Ich bin von der öffentlichen auf eine Privatschule gekommen. Mom hat erst ihre Stunden reduziert und schließlich ganz gekündigt. Unser Leben hat sich komplett verändert.« Er hält kurz inne. »Er ist gut zu ihr. Sie ist sein Ein und Alles. Aber er und ich passen einfach nicht zusammen. Seit es ihn gibt, hat sie mich vergessen.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, sage ich zu ihm. Dass ein Kind mit diesem Gedanken aufwächst, bricht mir das Herz. Ich frage mich, ob seine coole, lässige Art seine Taktik ist, um das Gefühl zu verdrängen, verlassen worden zu sein. »Manche Menschen können nicht besonders gut mit Kindern, weißt du?«
»Ja.« Er nickt und blickt sarkastisch drein. Wir beide wissen, dass das eine Wunde ist, die nicht durch meine simplen Plattitüden geheilt werden kann.
»Meine Mom und ich waren ja auch immer nur zu zweit«, sage ich und wechsle das Thema, um die schlechte Stimmung abzuwenden, die sich wie ein Schatten über Conor legt. »Ich war das Ergebnis eines One-Night-Stands.«
»Okay.« Conors Augen blitzen auf. Er dreht sich auf die Seite, um mir ins Gesicht zu schauen, und stützt seinen Kopf in die Hand. »Jetzt wird es interessant.«
»O ja, Iris Marsh war kein Kind von Traurigkeit und hat nichts anbrennen lassen.«
Sein heiseres Lachen ruft bei mir ein weiteres Kribbeln hervor. Ich muss aufhören, so auf ihn zu reagieren. Es ist, als hätte sich mein Körper mit seiner Frequenz verbunden und würde jetzt auf jede Bewegung, jedes Geräusch von ihm reagieren.
»Sie ist Professorin für Atomwissenschaft und Maschinenbau am MIT, dem Massachusetts Institute of Technology. Vor zweiundzwanzig Jahren hat sie bei einer Konferenz in New York einen wichtigen russischen Wissenschaftler kennengelernt. Sie hatten ein kurzes romantisches Intermezzo, dann ging er zurück in seine Heimat und Mom zurück nach Cambridge. Sechs Monate später hat sie in der Times gelesen, dass er bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist.«
»Ach du Scheiße.« Sein Kopf schnellt nach oben. »Denkst du, dein Dad wurde von der russischen Regierung ermordet?«
Ich muss lachen. »Was?«
»Mann, was ist, wenn dein Dad etwas mit ernsthafter Spionage zu tun hatte? Und der KGB hat herausgefunden, dass er ein CIA-Spion war, deswegen musste er plattgemacht werden?«
»Plattgemacht? Ich glaube, du verwechselst deine Euphemismen. Mobs machen Leute platt. Und ich bin mir nicht sicher, ob es den KGB noch gibt.«
»Ja, das wollen sie einen glauben machen.« Dann reißt er die Augen auf. »Boah, bist du etwa eine russische Schläferin?«
Er hat eine lebhafte Fantasie, das muss man ihm lassen. Aber zumindest hat sich seine Laune gebessert.
»Na ja«, sage ich nachdenklich. »So, wie ich das sehe, kann das zweierlei bedeuten. Entweder ich bin dem Tode geweiht, weil ich es herausgefunden habe …«
»O verdammt.« Mit beeindruckender Leichtigkeit springt Conor vom Bett auf und späht übertrieben vorsichtig durchs Fenster, bevor er die Vorhänge zuzieht und das Licht ausmacht. Lachend klettert er zurück ins Bett. »Mach dir keine Sorgen, Baby. Ich pass auf dich auf.«
Ich grinse ihn an. »Oder zweitens: Ich muss dich umbringen, weil du hinter mein Geheimnis gekommen bist.«
»Oder, hör mir zu: Du nimmst mich als dein muskulöses und gut aussehendes Anhängsel, und wir machen uns als Glücksritter auf in die weite Welt.«
»Hm.« Ich tue so, als würde ich ihn eingehend studieren. »Verführerisches Angebot, Kamerad.«
»Aber zuerst sollten wir uns vielleicht abtasten und nach Kabeln absuchen. Du weißt schon … um Zweifel auszuräumen.«
Er ist auf die Art eines unersättlichen Welpen bezaubernd. »Ja, nein.«
»Das macht keinen Spaß.«
Ich werde nicht schlau aus diesem Kerl. Er ist süß, charmant, witzig – all die raffinierten Qualitäten eines Mannes, der eine Frau glauben lassen will, dass sie ihn in etwas Zivilisiertes verwandeln kann. Aber gleichzeitig verwegen, rau und auf eine Art und Weise bescheiden, wie es fast niemand auf dem College je ist. Wir alle taumeln nur durch unsere Selbstentdeckung, während wir ein mutiges Gesicht aufsetzen. Wie passt das zu dem berüchtigten Conor Edwards? Dem Mann mit unzähligen Kerben auf seinem Eishockeyschläger? Wer ist der wahre Conor Edwards?
Warum interessiert mich das überhaupt?
»Also, was ist dein Hauptfach?«, frage ich und komme mir ziemlich oberflächlich vor.
Er lässt seinen Kopf in den Nacken fallen und atmet laut aus. »Finanzwesen, vermutlich.«
Okay, das habe ich nicht erwartet. »Vermutlich?«
»Nun, ich fühle es nicht wirklich. Es war nicht meine Idee.«
»Wessen Idee war es?«
»Die meines Stiefvaters. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, dass ich für ihn arbeiten werde, nachdem ich meinen Abschluss gemacht habe. Dass ich lerne, wie man seine Firma führt.«
»Du klingst nicht sehr begeistert«, sage ich und versuche, extra für ihn einen Westküsten-Slang anzunehmen. Das bringt mir ein Lachen ein.
»Nein, bin ich nicht«, stimmt er mir zu. »Bei der Vorstellung, einen Anzug anziehen und den ganzen Tag lang auf Tabellen starren zu müssen, wird mir ganz anders.«
»Was hättest du denn lieber als Hauptfach?«
»Das ist es ja. Ich habe keine Ahnung. Ich habe mich schließlich mit Finanzwesen abgefunden, weil ich keine bessere Idee hatte. Ich konnte nicht so tun, als hätte ich noch großartig andere Interessen. Also …«
»Nichts?«, dränge ich ihn.
Ich war zwischen so vielen Möglichkeiten hin- und hergerissen. Einige davon waren vielleicht noch Kindheitsfantasien wie Archäologin oder Astronautin, aber dennoch. Als es Zeit wurde, mich zu entscheiden, was ich für den Rest meines Lebens tun möchte, hatte ich mehr als genug Optionen.
»So, wie ich aufgewachsen bin, hatte ich nicht das Recht, besonders viel zu erwarten«, sagt er missmutig. »Ich hatte nicht einmal im Traum daran gedacht, dass ich aufs College gehen könnte. Für mich war klar, dass mir nichts anderes übrig bliebe, als irgendwo für den Mindestlohn zu ackern, also habe ich mir nie wirklich Gedanken gemacht.«
Ich kann mir nicht vorstellen, wie das sein muss. Überhaupt keine Hoffnung zu haben, dass man etwas aus seinem Leben machen kann. Es erinnert mich daran, wie privilegiert ich war, damit aufzuwachsen, dass mir gesagt wurde, ich könne alles werden, was ich will. Zu wissen, dass genug Geld für meine Ausbildung da war und man hinter meiner Entscheidung stand.
»Mindestlohn?«, versuche ich die Stimmung wieder zu heben. »Trau dir mal ein bisschen mehr zu, Freundchen. Mit deinem Gesicht und deinem Körper hättest du ein Vermögen in der Pornoindustrie verdienen können.«
»Dir gefällt mein Körper?« Er grinst und deutet über seine große, muskulöse Statur. »Gehört alles dir, T. Steig auf.«
O Gott, ich wünschte, ich könnte das tun. Ich schlucke heftig und tue so, als wäre ich unbeeindruckt von seiner Anziehungskraft. »Ich passe.«
»Was immer du sagst, Freundchen.«
Ich verdrehe die Augen.
»Was ist mit dir?«, fragt er. »Was ist dein Hauptfach? Nein, warte. Lass mich raten.« Conor legt die Stirn in Falten und schaut mich durchdringend an. »Kunstgeschichte.«
Ich schüttle den Kopf.
»Journalismus.«
Ein erneutes Kopfschütteln.
»Hmmm …« Er starrt mich weiter an und beißt sich auf die Unterlippe. Er hat wirklich einen sexy Mund. »Ich würde ja sagen, Psychologie. Aber ich kenne eine von denen, und das bist du nicht.«
»Grundschullehramt. Ich will Lehrerin werden.«
Er zieht die Augenbrauen nach oben und sieht mich dann mit einem fast … hungrigen Blick an. »Das ist heiß.«
»Was ist daran heiß?«, frage ich ungläubig.
»Jeder Kerl fantasiert davon, es mit einer Lehrerin zu treiben. Das ist so ein Fetisch.«
»Kerle sind verrückt.«
Conor zuckt mit den Schultern, aber er hat immer noch diesen hungrigen Blick. »Sag mir, warum bist du nicht mit einem Typen hier?«
»Was meinst du?«
»Gibt es keinen Kerl in deinem Leben?«
Jetzt bin ich an der Reihe, mich vor dem Thema zu drücken. Ich könnte wahrscheinlich mehr über jedes x-beliebige Thema erzählen als übers Daten. Und da ich mich für einen Abend genug blamiert habe, ziehe ich es vor, mich nicht noch mehr zu demütigen, indem ich Details über mein nicht existierendes Liebesleben preisgebe.
»Es steckt also eine Geschichte dahinter«, sagt Conor und deutet mein Zögern als Schüchternheit. »Erzähl sie mir.«
»Was ist mit dir?«, spiele ich den Ball zurück. »Hast du dich noch nicht für das eine besondere Groupie entschieden?«
Er zuckt mit den Schultern und zeigt sich unbeeindruckt von meinem Seitenhieb. »Ich mache mir nicht wirklich was aus Freundinnen.«
»O Mann, das klingt aber schleimig.«
»Nein, ich meine nur, ich war noch nie länger als ein paar Wochen mit einer zusammen. Wenn es nicht passt, dann passt es nicht, weißt du?«
O ja, ich kenne diese Sorte. Schnell gelangweilt. Immer auf der Suche nach der Nächsten, die seinen Weg kreuzen könnte.
Typisch, die Schönen sehnen sich immer nach ihrer Freiheit.
»Glaub nicht, dass du mich abgelenkt hast«, sagt er und grinst mich wissend an. »Beantworte meine Frage.«
»Tut mir leid, dich zu enttäuschen. Keine Jungs. Keine Geschichte.« Ein unscheinbares Techtelmechtel im zweiten Studienjahr, das kaum die Definition einer Beziehung erfüllt, ist zu armselig, um erwähnt zu werden.
»Komm schon. Ich bin nicht so blöd, wie ich aussehe. Was ist passiert? Hast du ihm das Herz gebrochen? Hat er ein halbes Jahr danach noch auf dem Gehweg vor deinem Verbindungswohnheim geschlafen?«
»Warum denkst du, ich wäre die Sorte Mädchen, wegen der die Kerle nachts im Regen ausharren?«
»Willst du mich verarschen?« Sein Blick wandert über mich und begutachtet meine verschiedenen Körperteile, bevor er wieder bei meinem Gesicht ankommt. Jede Stelle, die er betrachtet hat, kribbelt jetzt wie verrückt. »Baby, du hast die Art Körper, die die Jungs sich nachts unter ihren Bettdecken vorstellen.«
»Tu das nicht«, sage ich zu ihm, und jegliche gute Laune ist verflogen, als ich mich von ihm wegdrehe. »Mach dich nicht über mich lustig. Das ist nicht nett.«
»Taylor.«
Ich zucke zusammen, als er meine Hand nimmt und mich davon abhält, mich umzudrehen, sodass wir uns immer noch gegenseitig ins Gesicht schauen. Als mein Puls zu rasen beginnt, drückt er meine zitternde Hand an seine Brust. Sein Körper ist warm und fest. Sein Herzschlag geht schnell und rhythmisch unter meiner Handfläche.
Ich berühre Conor Edwards Brust.
Was passiert hier gerade? Nicht in meinen wildesten Träumen hätte ich mir vorgestellt, dass die Kappa-Chi-Spring-Break-Hangover-Party so endet.
»Ich meine es ernst.« Seine Stimme klingt belegt. »Ich sitze hier und habe den ganzen Abend schmutzige Gedanken bei deinem Anblick. Verwechsle meine Manieren nicht mit Gleichgültigkeit.«
Ein zaghaftes Lächeln legt sich über meine Mundwinkel. »Manieren, wie?« Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm glauben kann. Oder ob ein Porno in seinem Kopfkino mit mir als Darstellerin ein Kompliment ist. Aber ich nehme an, es ist der Gedanke, der zählt.
»Meine Mutter hat keinen Schurken erzogen, aber ich kann auch ziemlich unanständig sein, wenn du willst.«
»Und was bezeichnet man an der Westküste als unanständig?«, frage ich und bemerke, wie seine Lippe zuckt, wenn er so dreist ist.
»Na ja …« Sein ganzes Verhalten verändert sich. Er kneift die Augen zusammen. Seine Atmung verlangsamt sich. Conor benetzt sich die Lippen. »Wenn ich kein Gentleman wäre, würde ich vielleicht so etwas probieren, wie dir dein Haar hinters Ohr zu streichen.« Er fährt mit den Fingerspitzen durch meine Haare. Dann meinen Hals entlang. Nur eine ganz sanfte Berührung auf der Haut.
Ich bekomme Gänsehaut am Hals, und mir stockt der Atem.
»Und ich würde meine Finger über deine Schulter gleiten lassen.«
Genau das tut er, und mein Puls geht schneller. Ein Verlangen baut sich in mir auf.
»Damit würde ich fortfahren bis zu deinem …« Er kommt an meinem BH-Träger an. Mir war nicht bewusst, dass er freiliegt, weil mein V-Ausschnitt-Oberteil mir über eine Schulter hängt.
»Okay. Langsam, hey.« Ich erringe meine Fassung wieder, schiebe seine Hand zur Seite und richte mein Oberteil. Mein Gott, dieser Kerl sollte mit einem Warnhinweis versehen sein. »Ich denke, ich habe verstanden.«
»Du bist unheimlich attraktiv, Taylor.« Als er dieses Mal spricht, zweifle ich nicht an seiner Ernsthaftigkeit, wohl aber an seinem Geisteszustand. Wahrscheinlich würde so einer wie er nicht mit so vielen Mädchen etwas gehabt haben, wenn er wählerisch wäre. »Du darfst nicht länger etwas anderes glauben.«
Das tue ich die nächsten paar Stunden auch nicht. Stattdessen lasse ich tatsächlich zu, dass mein Verstand glaubt, Conor Edwards steht auf mich.
Wir liegen also da in diesem lächerlichen Kokon von Rachels Stofftiersammlung und unterhalten uns, als wären wir schon seit Jahren Freunde. Überraschenderweise haben wir immer etwas zu reden, und es entsteht keine Pause in der Unterhaltung. Wir wechseln von banalen Themen wie Lieblingsessen und unserer gegenseitigen Vorliebe für Science-Fiction-Filme zu ernsteren, wie dem Gefühl der Ausgeschlossenheit, das ich bei meinen Verbindungsschwestern empfinde. Auch witzige Geschichten werden erzählt, zum Beispiel, wie sein sechzehn Jahre altes Punker-Ich nach einem Spiel in San Francisco so betrunken war, dass es in die Bucht gesprungen ist, um nach Alcatraz zu schwimmen.
»Die verdammte Küstenwache ist aufgetaucht und hat …« Er hält mitten im Satz inne und gähnt laut. »Scheiße. Ich kann kaum noch die Augen offen halten.«
Sein Gähnen ist ansteckend, und ich lege mir den Unterarm über den Mund. »Ich auch nicht«, sage ich müde. »Aber wir verlassen dieses Zimmer nicht, bevor du die Geschichte zu Ende erzählt hast. Du warst wirklich ein dummes Kind.«
Das bringt den Adonis neben mir zum Lachen. »Nicht das erste Mal, dass ich das gehört habe. Und wohl auch nicht das letzte.«
Nachdem er mit der Geschichte fertig ist, gähnen wir beide in Dauerschleife und blinzeln unentwegt, um wach zu bleiben. Als wir versuchen, uns aufzuraffen, entsteht eine sehr seltsame und äußerst dämliche Diskussion.
»Wir sollten nach unten gehen«, murmle ich.
»Mm-hm«, murmelt er zurück.
»Also jetzt.«
»Hm … gute Idee.«
»Oder vielleicht in fünf Minuten«, sage ich gähnend.
»In fünf Minuten, ja.« Er gähnt ebenfalls.
»Okay. Wir machen also fünf Minuten die Augen zu und stehen dann auf.«
»Nur kurz die Augen ausruhen. Du weißt schon, Augen werden auch müde.«
»Das tun sie, ja.«
Ende der Leseprobe