The Underground Wars: Sammelband - Elias J. Connor - E-Book
SONDERANGEBOT

The Underground Wars: Sammelband E-Book

Elias J. Connor

0,0
5,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 5,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sie ist ehrgeizig im Job, aber eigentlich eher schüchtern und brav. Als die junge Faith eines Abends am Bahnhof die Gleise überqueren will, so wie sie es jeden Abend nach der Arbeit macht, passiert etwas sehr Eigenartiges: Ein tiefes, endlos erscheinendes Loch tut sich mitten in der Straße vor ihr auf. Anscheinend kann nur sie es sehen. Als sie es umlaufen will, zieht es Faith hinein… und die junge Frau landet plötzlich in einer völlig bizarren, fremden Welt, die unter der Erde im Untergrund existiert. Dort leben neben düsteren Gestalten, unsterblichen Kreaturen und Fabelwesen auch ganz normale Menschen. Diese Wanderer, wie sie genannt werden, stammen ursprünglich aus der Welt, in der Faith lebt. Sie besitzen die Fähigkeit, zwischen dem so genannten Underground und der oberen Welt zu wandern und wollen zwischen beiden Welten eine geheime Co-Existenz bewahren. Ihnen schließt Faith sich an und wird schnell zu deren Anführerin. Jedoch sind ihr die Rebellen, die seit Jahren Krieg gegen die Wanderer führen, bereits auf den Fersen. Erst nach und nach versteht Faith, warum das so ist: Sie ist eine Gejagte, da sie scheinbar über seltsame Mächte verfügt. Als sie eines Tages in der oberen Welt den ängstlichen Gil während einer Verfolgungsjagd rettet, nimmt sie ihn mit in den Underground. Sie macht ihn zu ihrem Berater und gerät immer mehr in seinen Bann – aber ausgerechnet er hütet ein verheerendes Geheimnis, das nicht nur den Underground zerstören könnte, sondern auch die Welt, aus der Faith kommt… Der Sammelband der Fantasy-Reihe THE UNDERGROUND WARS erzählt die Erlebnisse von Faith und ihrem Freund Gil in der Welt des Underground, gegen den die Menschen seit Jahren einen erbitterten Krieg führen. Hier finden sich alle 3 Bände der Reihe – JENSEITS DER WIRKLICHKEIT, DAS VERMÄCHTNIS DES COCOON und DIE WÄCHTER DER UNSTERBLICHKEIT – in einem Band. Ebenso gibt es exklusiv hier Hintergrundwissen zu der Roman-Reihe und einen Abschnitt, in dem mögliche ungeklärte Fragen beantwortet und erklärt werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Elias J. Connor

The Underground Wars: Sammelband

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Buch 1

Kapitel 1 – Das Zeichen

Kapitel 2 – Der Tag vor dem Abend

Kapitel 3 – Die Willenlosen

Kapitel 4 – Die untere Welt

Kapitel 5 – Die erste Prüfung

Kapitel 6 – Der Cocoon

Kapitel 7 - Nava

Kapitel 8 – Kampf der Menschen

Kapitel 9 – Wer ist Gil?

Kapitel 10 – Der Gesandte

Kapitel 11 – Zurück in der oberen Welt

Kapitel 12 – Unbekannter Fremder

Kapitel 13 – Der Tempel der Verdammten

Kapitel 14 – Die Unsterblichen

Kapitel 15 – Was ist wirklich?

Kapitel 16 – Die Entführung

Kapitel 17 – Der geheimste aller Orte

Kapitel 18 – Die Stadt aus einer anderen Zeit

Kapitel 19 – Die Lehrmeisterin der Minthesana

Kapitel 20 – Der Palast

Kapitel 21 – Die Offenbarung

Kapitel 22 – Tief in meinem Herzen

Kapitel 23 – Die Krönung der MInthesana

Buch 2

Kapitel 1 - Träume nicht dein Leben

Kapitel 2 - Mythologie oder ein wahres Zeichen?

Kapitel 3 - Verhängnisvolle fremde Leere

Kapitel 4 - Geschlossene Grenzen

Kapitel 5 - Die geheimen Minen

Kapitel 6 - Wer bin ich?

Kapitel 7 - Mögen die tödlichen Spiele beginnen

Kapitel 8 - Die geheime Stadt

Kapitel 9 - Ginnys Haus

Kapitel 10 - Die tödlichen Spiele gehen weiter

Kapitel 11 - Die Stadt der Ewoks

Kapitel 12 - Gil, der Retter

Kapitel 13 - Connor und Mary-Ann

Kapitel 14 - Flucht nach oben

Kapitel 15 - Die Ruinen von Los Angeles

Kapitel 16 - Navas Versteck

Kapitel 17 - Das Labor

Kapitel 18 - Lauras Seele

Kapitel 19 - Die wahre Linnea

Kapitel 20 - Endzeit

Kapitel 21 - Die Macht des Cocoon

Kapitel 22 - Rückkehr zu einer langen Suche

Buch 3

Kapitel 1 - Flashbacks

Kapitel 2 - Findelkind

Kapitel 3 - Das Lied der Wellen

Kapitel 4 - Nebelgeister

Kapitel 5 - Die Menschen unter der Brücke

Kapitel 6 - Ein Traum vor langer Zeit

Kapitel 7 - Dagushu

Kapitel 8 - Das schwarze Loch

Kapitel 9 - Die Farm

Kapitel 10 - Elinor

Kapitel 11 - Aufbruch

Kapitel 12 - Der Spiegel der Seele

Kapitel 13 - Hinter den Grenzen

Kapitel 14 - In meinem Herzen

Kapitel 15 - Tiefe Geheimnisse

Kapitel 16 - Der Angriff

Kapitel 17 - Liebe bis in die Ewigkeit

Kapitel 18 - Das Schloss jenseits von Raum und Zeit

Kapitel 19 - Die obere Welt

Kapitel 20 - Die letzte Bedrohung

Kapitel 21 - Und du wirst dennoch ewig leben

Kapitel 22 - U für Underground

Über den Autor Elias J. Connor

Elias J. Connor über die Underground Fantasy Reihe

Unbeantwortete Fragen

Weitere Bücher von Elias J. Connor

Impressum

Widmung

Für Jana.

Meine Freundin. Meine Fiancé.

Mein Fels in der Brandung.

Danke, dass es dich gibt.

Ich liebe dich.

Buch 1

JENSEITS DER WIRKLICHKEIT

Kapitel 1 – Das Zeichen

Der Weg schlängelt sich durch das einsame riesige Feld. Obgleich er sich gerade anfühlt, hat er viele Kurven und Windungen. Das leise Rauschen der Blätter, die sich an den Bäumen am Wegrand befinden, streift mein Ohr nur schwach. Ich höre es fast nicht, aber ich nehme es irgendwie wahr.

Über mir ist eine sternklare Nacht, und es scheint angenehm warm hier draußen zu sein, wo immer ich gerade bin.

Ich renne. Ich spüre meinen schnellen Atem, und mein Herz rast, auch wenn ich nicht weiß, warum. Da ist einfach dieses blöde Gefühl, ich müsste rennen. Und das ohne ersichtlichen Grund.

In der Ferne sehe ich hinter dem riesigen, endlos erscheinenden Feld einen Hügel. Mehrere, um genau zu sein, aber der höchste von ihnen ist mir ins Auge gestochen. Dort müsste es einen Wald geben, denke ich. Vielleicht würden sie mich dort nicht finden.

Mich nicht finden? Wer? Vor wem renne ich denn weg?

Immer wieder drehe ich mich um und sehe nach, ob sie mir gefolgt sind. Ich kann sie nicht sehen, aber ich weiß, dass sie da sind.

Ich habe Angst. Große Angst. Das merke ich schon alleine daran, wie sehr mein Herz pocht, im Rhythmus meiner Schritte. Ich weiß, ich kann nicht anhalten. Jetzt nicht.

Sie sind da irgendwo. Keine Ahnung, wer, aber ich glaube, sie sehen mich. Und wenn ich nicht schnellstmöglich ein Versteck finde, dann würden sie mich kriegen.

Plötzlich höre ich einen Ast knarren. Er scheint zu brechen und zu Boden zu fallen. Ich sehe mich ängstlich um.

Jetzt haben sie mich, überlege ich vor Angst. Sie verstecken sich hinter den Bäumen und lauern mir auf.

Ich muss weiter. Ich bin total außer Puste und kann fast keinen klaren Gedanken fassen, aber ich weiß und spüre, dass ich weiter rennen muss.

Diese Hügel am Horizont, wo vielleicht der schützende Wald gewesen sein könnte, kommen einfach nicht näher. Aber es muss doch etwas geben – etwas hier in der Nähe – wo ich mich verkriechen kann.

Nichts. Hier ist nichts, außer diesem anscheinend geraden Weg, der sich kurvenreich durch die Gegend schlängelt.

„Bleib’ stehen“, höre ich auf einmal eine tiefe Stimme rufen. Sie klingt weit weg, aber gleichzeitig sehr nah.

Das gibt mir Recht in meiner Vermutung, dass sie mich verfolgen. Reflexartig hüpfe ich hinter einen Busch, der plötzlich am Wegrand auftaucht. Ich hatte ihn wohl vorher nicht bemerkt, aber er ist groß genug, damit ich mich wenigstens für ein paar Sekunden verstecken kann. So lange, bis sie an mir vorbei gelaufen sind. Und inständig hoffe ich, dass dies gleich geschieht und sie mich dabei nicht bemerken.

„Bleib’ stehen!“

Der Stimme geht ein eigenartiges Echo voraus. Normalerweise kommt das Echo immer erst am Schluss. Dass ich es höre, bevor ich die Stimme rufen höre, macht das alles hier sehr gruselig.

Hier stimmt etwas ganz gewaltig nicht. Aber meine Angst ist zu groß, um darüber nachzudenken.

Ich weiß noch immer nicht, wo ich hier eigentlich bin, geschweige denn, wie ich hierher kam. Ich versuchte es schon ein paar Mal in meinen Kopf zu kriegen, versuche mich zu erinnern – aber das Letzte woran ich mich erinnern kann, ist dieser Weg inmitten dieses großen Feldes.

Mein Atem geht immer noch schnell, während ich hier hinter diesem Busch ausharre. Ich spitze die Ohren und versuche etwas wahrzunehmen. Ob sie schon vorbei gegangen sind? Ich höre nichts.

Das Rascheln der Blätter verstummt. Der Wind scheint damit aufzuhören, sich durch meine langen dunklen Haare zu kämpfen. Das Rufen, welches gerade noch an mein Ohr drang, ist weg.

Habe ich es geschafft? Sind sie vorüber gerauscht und haben mich nicht bemerkt?

Es wird auf einmal mucksmäuschenstill. Ich spüre, dass sich mein Atem langsam beruhigt.

Was ist denn jetzt los?

Seltsam. Es fühlt sich an, als ob auf einmal die Zeit still steht.

Wer sind sie? Warum sind sie hinter mir her? Ich habe nichts getan, und ich habe niemandem gegenüber irgendwelche bösen Absichten. Aber ich komme mir so verurteilt vor, und tief in mir weiß ich, dass ich Grund habe, ängstlich zu sein. Wenngleich ich auch nicht weiß, warum.

Was also wollen sie von mir?

Plötzlich geschieht etwas unglaublich Seltsames, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Gerade jetzt, wo ich anfange, mich sicher zu fühlen…

Die Erde links und rechts neben mir scheint sich auf einmal zu erheben. Zuerst sehe ich kleine Maulwurfhügel aus ihr wachsen, anschließend richtige Erhebungen, die ähnlich aussehen wie Dünen, nur aus Erde eben.

In der weiteren Umgebung wächst der Boden noch viel schneller und höher an. Regelrechte Felswände formieren sich auf einmal und schießen aus dem Boden.

Die ganze Gegend – das ganze Feld mitsamt dem Weg – scheint verschluckt zu werden.

Die Sterne über mir verschwinden, als der Boden sich absenkt und die aus ihm entstandenen Wände sich über mir verschließen wollen.

Im immer matter werdenden Lichtschein erkenne ich oberhalb die Wurzeln von Bäumen, die aus der Fels- und Erddecke ragen. Ich recke mich nach oben, um sie zu ergreifen, weil ich nur raus will und nicht hier eingeschlossen sein will, aber es scheint zu spät zu sein.

Kurz darauf schließt sich die Decke über mir ganz, und es wird stockfinster.

Die Fläche, auf der ich hier hinter dem Busch kauere – einfach alles – wird plötzlich von der Erde und den Felsen komplett eingeschlossen. Ich befinde mich mitten in einer riesigen Höhle. Links, rechts und über mir ist nur noch reine Felswand. Und im Dunkeln kann ich nicht mal erkennen, wie viel von der Gegend hier eingeschlossen ist.

Mir stockt der Atem. Mein Puls rast und mein Herz schlägt wie das eines Kolibris.

Was ist nur geschehen? Was um alles in der Welt geschieht hier?

„Faith!“

Das ist jedenfalls nicht die tiefe Stimme meiner Verfolger, die ich gerade eben leise höre. Sie klingt auch nicht aufgebracht, eher ruhig. Und vor allem klingt sie nicht Angst einflößend.

„Faith“, ruft die helle Stimme erneut.

Ich sehe mich um, aber hier scheint niemand zu sein.

„Hallo?“, sage ich zaghaft. „Ist hier wer?“

Keine Antwort. Es ist still.

Hat mir mein Gehirn nur einen Streich gespielt, oder hat wirklich jemand gerade meinen Namen gerufen?

„Da ist doch jemand“, sage ich mit etwas festerer Stimme.

Mist, dass es so dunkel ist. Könnte ich doch nur etwas sehen…

Plötzlich dringt – als hätte ich es herauf beschworen – ein mattes Licht durch die Höhle. Ich weiß nicht, wie das möglich ist, und ich habe keine Ahnung, woher es kommt. Aber es ist auf einmal da.

Und dann sehe ich auch, wie groß die Höhle ist.

Eine ganze Stadt hätte hier unten Platz. Die Höhle ist so riesig, dass das Echo eines Rufes Minuten braucht, um die eigene Stimme zurückzuwerfen. Sie ist so groß, dass man nicht mehr merkt, dass man in einer Höhle ist. Fast das ganze Feld ist in ihr, und in der Mitte davon sitze ich hinter diesem Busch und sehe mich fragend um.

Dieses kleine Haus unweit von mir ist mir vorher nicht aufgefallen. Aber es ist plötzlich da.

Nachdem sich mein Puls senkt, mein Herz langsam wieder normal schlägt und ich mich einiger Maßen sicher fühle, recke ich mich hoch und laufe ein paar Schritte.

Plötzlich packt jemand mich an meiner Schulter. Ruckartig bleibe ich stehen und drehe mich langsam um.

„Moyava lanika len missa“, spricht sie zu mir.

Ich sehe verwundert in ihre dunkelblauen Augen. Dieses kleine Mädchen mag nicht älter als zehn oder elf Jahre alt sein, also niemand, vor dem ich davon laufen sollte oder müsste. Ihre schulterlangen blonden Haare schimmern glänzend im Licht, welches man für das Mondlicht halten könnte, wenn wir nicht in einer riesigen Höhle wären.

„Wer bist du?“, frage ich sie ruhig.

Sie scheint aufgebracht. Möglicherweise hat sie mehr Angst als ich, aber ich habe die Hoffnung, dass sie vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkle bringen könnte und mich aufklären könnte, wo ich bin und was meine Verfolger von mir wollen.

„Lana mes mia tender“, redet sie in einer mir unverständlichen Sprache.

Ich lächele sie an. „Du musst keine Angst vor mir haben“, sage ich zu ihr. „Ich bin selbst auf der Flucht. Ich weiß nur nicht, vor wem.“

„Sala lem Faith“, sagt sie leise.

„Ja“, antworte ich, ohne zu wissen, was sie meint. „Mein Name ist Faith.“

Sie sieht mich mit schräg gelegtem Kopf an. Dann hebt sie einen Arm und beginnt, mir mit ihrer Hand über meine langen, schwarz-violetten Haare zu streicheln.

„Hast du auch einen Namen?“, frage ich sie.

Aber das seltsame Mädchen sagt nichts.

Dann nimmt sie meine Hand und läuft mit mir über eine kleine Anhöhe zu dem Haus, welches mir vorhin aufgefallen ist. Vorsichtig öffnet sie die Türe.

„Wohnst du hier?“, will ich wissen.

Das Mädchen macht keine Anstalten, meine Fragen in irgendeiner Weise zu beantworten. Aber instinktiv merke ich, dass sie mir nicht böse gesinnt sein kann.

Schließlich bittet sie mich hinein.

Das Haus ist zweistöckig. In der unteren Etage kann ich den großen Wohnraum ausmachen, der mit einer sehr altmodischen Küche verbunden ist. Merkwürdig ist es schon, dass inmitten des Raumes eine offene Feuerstelle ist. Das kenne ich nur aus Filmen, die im Mittelalter spielen.

Ein mit Blumenmuster verziertes Sofa – oder etwas Vergleichbares – steht in der Ecke. Dort nimmt das fremde Mädchen Platz.

Ich schaue mir noch ein paar Minuten lang die wundervollen Gemälde an den Wänden an und bewundere den geknüpften Teppich auf dem Fußboden, dann setze ich mich neben sie.

„Du wohnst sehr schön“, sage ich zu ihr.

Aber plötzlich verschwinden all die Gemälde. Die Wand wird karg.

Ein Couchtisch, kunstvoll verziert, der eben noch hier stand, löst sich ebenso in Luft auf wie der Teppich.

Die Kochstelle verschwindet genauso plötzlich.

Und auf einmal ist hier alles aus Stein. Wie in einem Kerker. Wir sitzen plötzlich nicht mehr auf einem schönen Blumensofa, nein, wir sitzen auf einmal auf einer in Stein gemeißelten Bank. Das, was sich eben noch so weich anfühlte, ist jetzt hart und unbequem. Das fremde, blondhaarige Mädchen, das eben noch ein wunderschönes Kleid trug, hat auf einmal einen alten Kartoffelsack als Bekleidung an.

Fragend, fast flehend blickt sie mich stumm an.

„Was geschieht hier?“, will ich von ihr wissen. „Ich verstehe gar nicht, was hier los ist.“

Daraufhin steht sie schließlich auf. Wie von Zauberhand hat sie einen Gegenstand in der Hand. Ich habe nicht bemerkt, woher sie ihn genommen hat, denn hier liegt nichts herum. Aber sie hat ihn plötzlich in ihrer zitternden Hand. Ihre Lippen scheinen vor Angst zu beben, als sie ihn mir gibt.

Ich nehme den Gegenstand an mich, und ich sehe, dass es eine kleine Schiefertafel ist, so wie man sie früher in den Schulen hatte. So groß wie ein Buch, nicht größer.

Plötzlich verschwindet das Mädchen.

Ich hätte schwören können, dass ich meine Augen nicht für eine Sekunde lang geschlossen habe, aber ich sehe sie nicht mehr. Ich weiß nicht, wann sie ging, aber sie ist weg, und ich sitze hier alleine in irgendeinem Haus mitten in einer riesigen Höhle.

Ich betrachte die Tafel. Sie ist schwarz und leer.

Daraufhin bemerke ich auf dem Fußboden ein kleines Stückchen weißer Kreide. Sie muss zur Tafel gehören. Vorsichtig hebe ich es auf.

Was hat das alles zu bedeuten?

„Bist du noch hier?“, rufe ich in den Raum. „Was ist das, was du mir gabst?“

Und auf einmal knarrt es. Anschließend kommen mehrere unheimliche Geräusche von irgendwo her.

„Mädchen, komm zurück“, höre ich mich rufen.

Aber sie ist weg.

Und die Angst einflößenden Geräusche werden bedrohlich lauter.

„Was passiert denn hier?“, rufe ich ängstlich.

Eilig will ich mir einen Weg nach draußen bahnen, aber da ist es schon zu spät.

Das Haus kracht über mir zusammen. Die Decke stürzt ein und droht, mich zu begraben. Die Wände fallen ebenfalls zusammen.

Ich lasse die Tafel und die Kreide fallen. Fast wie in Zeitlupe schweben sie zu Boden.

Plötzlich trifft mich ein riesiges Stück aus der Decke.

Ich zittere. Ich hechele wie ein Hund. Und mein Puls rast wieder genauso schnell wie mein Herzschlag vor Angst.

Nur eine Sekunde darauf höre ich dieses monotone Piepen. Im Sekundentakt ertönt das Signal, und ich weiß sofort, was es ist.

Kerzengerade sitze ich in meinem Bett. Schweiß gebadet starre ich an die Zimmerdecke, an der sich im Morgenrot der Lichtschein des Weckers widerspiegelt, der neben mir auf dem Nachtschrank steht.

Ich drehe mich um und sehe auf die blaue Digitalanzeige. Viertel nach sechs zeigt sie an. Die Uhrzeit, zu der ich jeden Morgen aufstehen muss.

Noch immer vor Angst zitternd lasse ich mich zurück auf mein weiches Kopfkissen fallen.

Es war also nur ein Traum? Aber es erschien mir so real. Diese Verfolgung von den Leuten, von denen ich nicht weiß, warum sie hinter mir her sind. Diese einsame Gegend. Dann dieser Busch und dieses Haus. Wie es dann immer surrealer wurde und mir gleichzeitig trotzdem immer wirklicher erschien, als die Erde und die Felsen mich verschlangen, der Boden sich absenkte und mich in einer riesigen Höhle einschlossen.

Alles war so unglaublich echt, dass ich jetzt noch Angst habe, obwohl ich schon realisiere, dass nur es ein Traum gewesen sein muss. Um sicherzugehen blicke ich noch einmal auf meinen digitalen Wecker.

Und auf einmal liegt auf meinem Nachtschrank diese kleine Schiefertafel. Ich habe sie außer in diesem Traum zuvor noch nie gesehen. Ich habe sie auch nirgendwo her – weder von einem Flohmarkt noch aus dem Kaufhaus. Ich besaß niemals so eine Tafel. Aber es ist genau die gleiche kleine Tafel, die mir das fremde mysteriöse Mädchen im Traum gab.

Warum ist sie hier? Warum ist dieses kleine Geschenk, das nicht real existieren kann, bei mir – hier in meinem Schlafzimmer, in meiner Wohnung in East Los Angeles, Kalifornien?

Ich habe es doch nur geträumt. Oder nicht?

Plötzlich spüre ich etwas, das ich nicht erklären kann. Ich nehme die Kreide in die Hand, die ich auf meinem Nachtschrank finde. Dann beginne ich, zu zeichnen. Ich male, ohne es zu wollen – ohne überhaupt malen zu wollen – auf die Tafel. Aber es ist so, als steuert mich irgendwie eine fremde Macht, das zu tun.

Ich zeichne ein Symbol, das aus einem umgekehrten U bestehen muss und zeichne anschließend ein Schwert in dieses Symbol.

Ich bin wie weggetreten, während ich das mache.

Aber auf einmal werde ich wieder klar im Kopf. Was habe ich da gemalt? Warum habe ich es gemalt? Es war doch nur ein Traum. Und ich bin doch nur eine brave junge Frau, eine Angestellte in einem renommierten Haus der Werbebranche für Drogerieartikel.

Ich, Faith Nawroth aus Los Angeles, 24 Jahre alt, bin doch kein Mensch, dem Unglaubliches widerfährt. Ich bin Realist. Ich glaube nie an Übernatürliches oder Unerklärliches. Ich bin doch nur ein einfaches Mädchen ohne große Träume.

Was ist da letzte Nacht geschehen?

Wo bin ich gewesen? Wer war dieses seltsame Kind, und warum fand ich mich plötzlich in einem surrealen Traum wieder, der mir realer vorkommt als alles sonst was ich je erlebte?

Und dann diese Zeichnung auf der Tafel. Warum habe ich das gemalt? Und wie kommt diese Tafel zu mir?

Es war doch nur ein Traum. Es war nicht real. Das kann es nicht sein. Und je öfter ich das zu mir selbst sage, desto mehr glaube ich es.

Ich schließe die Tafel dann in der unteren Schublade meines Nachtschranks ein und schwöre mir, nicht mehr daran zu denken.

Kapitel 2 – Der Tag vor dem Abend

Ich habe gar nicht auf die Uhr geschaut. Mittlerweile ist es schon sieben Uhr durch, und bis ich mit dem Zug in der Innenstadt ankomme, ist es bestimmt acht Uhr. Die Präsentation beginnt aber schon um viertel vor acht. Das schaffe ich nie.

Schnell nehme ich die Mappe, die ich mir gestern Abend schon auf dem Wohnzimmertisch zurechtlegte, mit all den wichtigen Folien und Dokumenten, und packe sie in meine Aktentasche. Anschließend hechte ich aus der Wohnung, Als jedoch die Tür zufällt, merke ich es: Meine Wohnungsschlüssel sind noch drin. Prompt habe ich sie doch auf der Theke im Flur liegen lassen. So ein verfluchter Mist.

Aber dazu ist jetzt keine Zeit mehr. Einen Schlüsseldienst kann ich heute Abend noch beauftragen, sage ich zu mir selbst, während ich die Treppe hinunterlaufe, um dann das Haus zu verlassen.

Frauen im Werbebusiness. Es ist nie besonders leicht für mich. Mein Chef ist ein aalglatter Mensch und Verfechter der Frau als schwaches Geschlecht. Dass ich vor zwei Jahren überhaupt diese Anstellung bekam – bei meiner Reserviertheit und Schüchternheit – grenzt schon an ein Wunder. Aber wenn ich da oben stehe, auf der Bühne, vor all den Menschen, die unsere Drogerie-Produkte kaufen und in ihren Filialen vertrieben, dann gehe ich auf.

Ich weiß nie, wie ich das mache. Wenn ich da oben stehe, scheine ich ein anderer Mensch zu sein. Zumindest so lange, bis mich irgendwer was fragt. Dann mache ich zu.

Ich hoffe so sehr, das heute hinzubekommen. Aber wie, das weiß ich nicht.

Der Zug ist Gott sei Dank rechtzeitig da. Ich steige Gedanken verloren ein und fahre zum Hauptbahnhof des Büro-Viertels von Los Angeles, den ganzen Weg durch den Ostteil und das Zentrum hindurch, bis ich im Finanz-Viertel ankomme.

Ich versuche, nicht mehr nachzudenken. Ich will einfach nur die Präsentation, die ich seit Wochen geplant, vorbereitet und ausgearbeitet habe, endlich hinter mich bringen.

Den Traum von letzter Nacht und die merkwürdige Tatsache, dass eine kleine Schiefertafel, die mir im Traum begegnet ist, plötzlich in meiner Wohnung auftauchte – das habe ich fast schon vergessen.

Ich muss jetzt nur noch über die Straßenbahngleise, und dann, wenige Meter weiter unten, ist auch schon der Hof zu dem Hochhaus unserer Firma.

Ich sehe das Design „Elephant Cosmetics“ schon aus der Ferne, als plötzlich etwas Merkwürdiges geschieht.

Ich habe es fast nicht bemerkt. Eigentlich habe ich es tatsächlich nicht bemerkt, aber mein Schatten – gleichmäßig auf der Straße mit mir wandernd – scheint für einen kurzen Moment zu hüpfen. So als wenn vor mir eine Erhebung oder Absenkung der Straße wäre. Es passiert genau, nachdem ich die Gleise überquere.

Ich blicke kurz genauer hin.

Und dann sehe ich es. Für einen kurzen Moment.

Ein Loch muss in der Straße sein. Nicht sonderlich groß, vielleicht gerade so, dass ein Mensch hindurch passen würde. Es mag sehr tief in die Erde hinein führen, genau kann ich es nicht sehen. Da muss es stockfinster sein. Für ein paar Sekunden – ich drehe mich extra noch mal um – betrachte ich es.

Und plötzlich ist es nicht mehr da.

Da spielt mir meine Fantasie wohl einen Streich. Oder es ist jetzt – im Frühsommer morgens um halb acht – schon so warm, dass eine Luftspiegelung Bilder über der Straße erzeugt, die nicht da und nicht real sind. Man kennt das ja im Sommer, wenn es sehr heiß ist, von Autos, wenn sie über die Straße fahren und man entsprechend weit weg steht. Spiegelungen entstehen dann, die den Eindruck vermitteln dass das Auto in der Luft schwebt.

Vielleicht ist diese seltsame Öffnung mitten in der Straße genau so eine Fatamorgana.

Es ist seltsam. Aber ich denke mir nichts dabei und versuche nicht einmal mehr, eine logische Erklärung zu finden. Zu aufgeregt bin ich jetzt vor der Präsentation, die ich zu halten habe.

Die Hochhäuser von Los Angeles – selbst von hier unten sieht die Skyline sehr beeindruckend aus. Viele Touristen kommen extra wegen dieser hohen Bauten, und in den meisten Skyscrapern sind Besucheretagen, Besucherterrassen auf den Dächern und Cafés, Discos oder Restaurants. Die unteren Etagen beherbergen meist Geschäfte, Einkaufsläden für Andenken, Postkarten, Bücher und Zeitschriften oder Ähnliches.

Auch unsere Filiale hat einen Laden hier unten, in dem wir ausschließlich unsere hauseigenen Marken anbieten.

Ich schaue auf die Uhr, während ich mir schnell am Automaten noch einen Kaffee ziehe, um daraufhin zum Fahrstuhl zu hechten. Es ist zehn vor acht. Die Kunden warten sicher schon, und ich muss mich beeilen.

Ich fahre hinauf in die 56. Etage. Dank des Express-Aufzugs dauert dies nur Minuten.

„Pünktlich wie immer“, grüßt mich ein etwa 50-jähriger Mann mit grauen Schläfen und einem schicken Anzug in grau. Er scheint gereizt zu sein und spricht mit einem ironischen Unterton, der mir gleich wieder meine Zuversicht auf ein gutes Gelingen raubt.

„Entschuldigung“, sage ich. „Ich habe mich beeilt so schnell ich konnte. Mein Schlüssel ist zu Hause in der Wohnung, und ich werde nachher einen Schlüsseldienst kontaktieren müssen.“

„Faith“, sagt der Mann. „Sie sind ehrgeizig und ambitioniert. Und stets bemüht.“

„Danke, Brad“, meine ich daraufhin zu ihm.

„Aber eben nur sehr bemüht“, stellt Brad klar. „Wir wissen doch beide, wie nervös und zurückhaltend Sie werden, sobald Sie Fragen der Kunden beantworten sollen. Haben Sie daran gearbeitet, wie ich es Ihnen vorgeschlagen habe?“

„Ja, Boss“, antworte ich. „Ich besuche wöchentlich in Abendkursen ein Rhetorikseminar.“

„Was Sie in Ihrer Freizeit anfangen, ist Ihre Sache“, entgegnet Brad. „Sie brauchen kein Rhetorik-Seminar. Sie brauchen die Stärke und die Überzeugungskraft einer Führungsposition, wenn Sie in diesem Job bestehen wollen.“ Er sieht mich scharf an. „Wie alt sind Sie, Faith?“

Was er damit bezwecken will, weiß ich nicht, zumal es gar nichts mit der heutigen Präsentation zu tun hat.

„Vierundzwanzig“, antworte ich.

„Nun, dann strengen Sie sich an, das zu schaffen, bevor Sie fünfundzwanzig werden.“

„Ja, Boss“, sage ich kleinlaut.

„Seien Sie nicht so schüchtern“, versucht Brad, mir dann Mut zu machen. „Wir beide wissen, dass Sie es können. Also, gehen Sie jetzt da rein und schnappen sich die Kunden.“

Im Konferenzsaal sind die Sitzreihen schon voll ausgefüllt. Ich habe eigentlich erwartet, dass nicht so viele Leute hier sind, und ich weiß auch nicht, wie Brad das immer macht. Er organisiert jedes Mal eine volle Halle. Und dann schickt er mich da hoch, um die Menschen zu überzeugen, wie gut unsere Drogerie-Produkte sind.

Unser Konzern stellt Pflege- und Drogerie-Produkte her. Ich arbeite in der Abteilung, die für das Marketing und den Verkauf der Produkte an Unterhändler, Filialen und Geschäfte zuständig ist.

Die Kunden, die unsere Präsentationen besuchen, sind Vertreter von Drogeriekonzernen und Ketten von Läden für Pflege- und sonstige Produkte dieser Branche.

Brad Chesterfield, mein Boss, erwartet jedes Mal von mir, dass ich durch die Präsentationen unserer Waren und Konzepte neue Kunden an Land ziehe. Aber leicht ist das nie, denn ich habe eine ungeheure Angst vor der Öffentlichkeit.

Trotzdem will ich diesen Job machen. Man verdient nicht schlecht, und die Präsentationen meistere ich ja in der Regel auch ganz gut. Auch wenn ich jedes Mal aufgeregt bin.

Nervös laufe ich hinauf auf die Bühne, während mein Mitarbeiter den Projektor einschaltet und die erste Folie von denen auflegt, die ich ihm zuvor gab.

„Elephant Cosmetics“, beginne ich. „Ein Konzern, der in der ganzen Welt vertreibt. Sie alle kennen die Statistiken der letzten zwei Jahre, dazu muss ich Ihnen nichts mehr erzählen. Die Zahlen sprechen für sich.“

Brad, der am Bühnenrand steht, macht ein Zeichen mit erhobenem Daumen.

„Heute stelle ich Ihnen ein einzigartiges Konzept eines neuen Produkts vor, wie es in der ganzen Geschichte von Elephant Cosmetics – sogar der ganzen bisherigen Geschichte der Kosmetik – noch nicht auftauchte. Was es ist, dazu aber später. Zunächst möchte ich ein paar allgemeine Worte zu Elephant Cosmetics sagen, falls hier wirklich jemand ist, dem unser Konzern neu ist.“

Und dann berichte ich über die Forschungsarbeiten zu unserem neuen Produkt. Ich schildere die technischen Arbeiten in der Entwicklung, von der Erfindung bis zum Prototyp, berichte über die Agrarwirtschaft des Anbaus der Kräuter, die für unser Produkt verwendet werden und erzähle Ihnen alles Wissenswerte, was sie darüber wissen müssen.

Dass ich eigentlich – wie ich so da oben stehe und rede – gar nicht weiß, welchen Nutzen dieses Produkt überhaupt hat oder wofür es gut ist, das blende ich aus. Es interessiert mich auch nicht. Ich lese brav meinen Vortrag ab, den ich zuvor geschrieben habe, und setze dabei meine Rhetorik-Künste so ein, dass man den Eindruck gewinnt, ich würde frei reden. Das kann ich gut.

„Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit“, beende ich anschließend den Vortrag.

Ich hoffe, dass ich alles gesagt habe, und dass alles klar ist und ich keine Fragen beantworten muss.

Aber es ist mein Boss Brad selbst, der mich dann da hinein zieht.

„Faith, können Sie uns sagen, welche Umsätze Sie für unser Produkt erwarten, unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen derzeitigen Lage auf dem Markt in der Kosmetikbranche?“

Er grinst mich an.

Er hat bemerkt, dass die Leute sehr interessiert sind, und dass ich ihren Wunsch nach Informationen in meinem Vortrag voll ausschöpfte. Aber er versucht, mich aus der Reserve zu locken. Vielleicht genau aus dem Grund, weil er ahnt, dass ich dabei schließlich scheitern werde. Mann, ich hasse ihn augenblicklich so dafür, zumal ich seine Frage nicht beantworten kann, so spontan wie er es sich vorstellt.

„Die…“, stottere ich. „Die jährliche Rendite…“

Ich fahre nicht fort.

Und gleichzeitig kommen zwei oder drei weitere Fragen aus dem Publikum. Ich kann die Menschen hören, aber ich verstehe irgendwie nicht, was sie sagen.

Warum macht Brad das jedes Mal? Er kennt meine Angst vor Menschen oder direkten Konfrontationen ganz genau. Und jedes Mal reitet er darauf herum und bringt mich immer wieder in Situationen wie diese, wo ich mich bloßgestellt fühle. Warum tut er das?

Schließlich geht er auf die Bühne und erklärt das, was ich hätte aus der Hand heraus beantworten müssen.

Anschließend stehen die Kunden auf und machen sich mit unseren Vertriebsbeauftragten zu einzelnen Gesprächen bereit.

„Faith“, sagt Brad. „Nicht schlecht. Sie glänzen wieder einmal mit ihrer Fähigkeit, die Massen zum Kauf zu bewegen. Unser Produkt wird das Highlight der kommenden Saison werden.“

„Ja, das Gefühl habe ich auch“, antworte ich, wobei ich noch immer nicht weiß, um welches Produkt es sich im Einzelnen handelt.

„Kommen Sie mit in mein Büro“, fordert Brad mich auf.

Wir fahren zwei Etagen runter. Auf der linken Seite ist sein großes Büro. Seine Sekretärin hat uns bereits Kaffee gemacht, der schon auf dem Tisch steht, als wir den Raum betreten.

„Setzen Sie sich“, fordert er mich auf.

Schüchtern nehme ich Platz.

„Ich will ehrlich sein“, sagt er dann, direkt zur Sache kommend. „Die Absätze aus ihrer Hand sind in den letzten zwei Monaten stetig gesunken. Die Präsentationen, die Sie gemacht haben, zeigten zwar Wirkung, aber nicht die gewünschte. Ich überlege ernsthaft, Sie zu versetzen.“

„Versetzen?“, frage ich verärgert. „Wohin? Ich möchte nicht umziehen oder in einer anderen Stadt arbeiten.“

„Ich meine doch innerhalb unserer Firma“, sagt er. „Ich denke darüber nach, dass Sie mehr im Hintergrund arbeiten könnten. Es gibt eine Menge fähiger junger Leute, Anwärter, denen ich Ihren Job geben könnte. Ich sehe Sie besser aufgehoben in einer Position, in der Sie diesen Leuten die Reden schreiben.“

„Aber…“, stammele ich. „Das bringt mir wesentlich weniger ein als das, was ich derzeit verdiene.“

„Jeder muss Abstriche machen“, sagt er. „Und in einem Führungsteam kann ich mir eine Mitarbeiterin mit Angst vor Konfrontation nicht erlauben.“ Wie er über sein Gesicht grinst. „Sie sind eine Verteidigerin, keine Stürmerin, um mit dem Sport zu reden“, klärt er mich auf.

„Nun“, sage ich. „Die nächste Präsentation wird besser.“

„Verstehen Sie das nicht falsch“, sagt Brad. „Ihre Präsentationen sind gut. Aber Sie sind keine Strategin.“

Ich raune ihm genervt zu. Ich fuchtele mit den Armen, während mir einige Worte herausrutschen, die er besser nicht hören soll.

„Nehmen Sie’s nicht persönlich“, schließt er unsere Unterredung. „Sie dürfen jetzt gehen.“

Blöde Präsentation. Verfluchter Brad.

Aber egal. Ich nehme mir für den Rest des Tages frei und fahre ins Erdgeschoss hinunter, um dort in der Cafeteria noch eine Kleinigkeit zu essen und eine Cola zu trinken.

Nachdem ich gegessen habe, fällt es mir plötzlich wieder ein. Mein Schlüssel. Ach du Schreck. Ich weiß ja gar nicht, wie ich zu Hause wieder rein kommen soll. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich genug Geld dabei habe, einen teuren Schlüsseldienst zu beauftragen.

Ich will gerade mein Handy aus der Tasche nehmen, um im Internet nach einem passenden Anbieter zu schauen…

Da finde ich sie plötzlich. Die kleine schwarze Schiefertafel liegt in meinem Aktenkoffer. Vorsichtig nehme ich sie heraus und sehe sie nachdenklich an.

Wie kann das sein?

Ich habe die Tafel doch in meiner Schublade im Nachtschrank eingeschlossen. Da bin ich ganz sicher. Wie um alles in der Welt ist sie jetzt in meiner Aktentasche gelandet?

Ich habe sie dort ganz sicher nicht hinein getan.

„Was bedeutet das?“, flüstere ich unhörbar.

Ich sitze mitten im Café und mustere die Zeichnung auf der Tafel. Das umgedrehte U und das Schwert unten an. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich das gemalt habe, aber ich weiß, dass ich es war.

Aber etwas ist merkwürdig.

Die Zeichnung glänzt jetzt. Das tat sie zuvor nicht. Sie war einfach dahin gekritzelt mit Kreide. aber jetzt glänzt sie, als habe jemand sie mit goldener Farbe und von überragender Künstlerhand gemalt.

Das kann doch nicht sein.

Bevor mich jemand beobachtet oder einer bemerkt, dass ich nachdenklich und verdutzt bin, packe ich die seltsame Schiefertafel wieder ein.

Ich rufe daraufhin einen Schlüsseldienst an und verabrede mich mit ihm in einer Stunde an meiner Wohnungstüre.

Gedanken verloren über die letzten merkwürdigen Begebenheiten – die misslungene Präsentation habe ich fast wieder vergessen – laufe ich dann aus dem Gebäude hinaus und stapfe meinen Weg zu den Straßenbahnschienen, die ich nur noch überqueren muss, um dann weiter vorne zum Bahnhof zu gelangen.

Das ist wirklich ein Scheiß Tag heute.

Das ist wirklich ein merkwürdiger Scheiß Tag.

Ich habe es nicht bemerkt. Jedenfalls nicht sofort. Aber als ich mich dann nach dem überqueren der Gleise plötzlich noch mal umdrehe. sehe ich es wieder. Und diesmal bleibt es und verschwindet nicht schon wieder, so wie heute Morgen. Diesmal bin ich mir auch sicher, dass es keine Fatamorgana oder Luftspiegelung ist. Diesmal weiß ich, dass mir meine Fantasie keinen Streich spielt. Es ist echt, und es ist da. Nicht groß, aber mitten auf der Straße. Und es ist noch nicht mal abgesperrt.

Das circa 3 mal 3 Meter große Loch ist schwarz und dunkel. Es scheint so, dass das Sonnenlicht nicht dort hinein gelangt. Man kann keine Konturen erkennen, keine Umrisse oder Wände. Es klafft einfach aus dem Boden.

Ich laufe näher hin, um zu sehen, was es ist.

Noch mal drehe ich mich zu dem Gebäude um, aus dem ich gerade gekommen bin. Dann schaue ich wieder auf das Loch.

Es ist immer noch da.

Plötzlich höre ich in den Wirren meiner Verwunderung ein Auto hupen. Schnell bemerke ich, dass ich mitten auf der Straße stehe und hüpfe zur Seite.

„Passen Sie doch auf“, ruft der Fahrer aus seinem roten Cabrio.

Ich registriere es nicht.

Er fährt geradewegs auf das Loch zu.

„Achtung!“, schreie ich. „Bremsen Sie!“

Er fährt weiter… und er fährt mit seinem Wagen über das Loch drüber – so als wäre es nicht da.

Wenig später kommt ein Fußgänger an. Ich will mich zu ihm drehen und mit ihm sprechen, aber irgendetwas blockiert mich.

Ich sehe ihn an, und er blickt fragend in meine Augen. Dann überquert er die Straße und läuft genau über das Loch, ohne hineinzufallen. Er läuft weiter.

„Sehen Sie es?“, versuche ich hinter ihm herzurufen.

Aber er scheint mich nicht gehört zu haben. Kurze Zeit später ist er auch schon wieder im Gewühl der Menschen verschwunden. Nicht nur, dass keiner dieses Loch bemerkt. Sie fahren und laufen einfach drüber hinweg, so als sei es nicht vorhanden.

„Es muss aufgemalt sein“, sage ich zu mir selbst.

Und als die Straße frei ist, laufe ich erneut hin und stelle mich an den Rand dieses Lochs. Vorsichtig versuche ich mit einem Fuß auf die Öffnung zu tasten, aber ich kann mich irgendwie nicht bewegen. Ich stehe da wie angewurzelt.

Das Loch sieht so echt aus. Viel zu echt, dafür dass es wahrscheinlich nur aufgemalt ist.

Beim näheren Hinsehen kann ich dann plötzlich etwas erkennen. Es sieht fast so aus, als ob Stufen hinab führen. An einer Seite des Lochs muss eine kleine Treppe sein, so wie es aussieht.

Aber das kann doch nicht echt sein? Es kann doch nicht so echt sein, wenn Menschen darüber laufen ohne hineinzufallen, wenn Autos darüber fahren ohne hängen zu bleiben oder hineinzustürzen. Es kann doch nicht wirklich sein.

„Wenn es nur gemalt ist“, flüstere ich, „warum sieht es dann keiner?“

Daraufhin beschließe ich, mit dem Handy ein Foto davon zu machen.

Als ich meinen Aktenkoffer öffne. ist er aber plötzlich leer. Meine Unterlagen, meine Akten, mein Handy – nichts ist mehr darin. Vollkommen leer ist meine Tasche – bis auf die kleine schwarze Schiefertafel.

Langsam hole ich sie heraus. Ich betrachte das goldene Emblem, das dort zu sehen ist – das umgekehrte U mit dem Schwert.

Und dann verschwindet das Bild auf einmal. Die kleine schwarze Tafel ist leer und erscheint unberührt, so als wäre sie noch nie benutzt worden.

Zitternd lasse ich die Tafel plötzlich fallen. Wie in Zeitlupe fällt sie in das Loch und schwebt langsam nach unten.

„Das gibt’s doch nicht“, sage ich leise zu mir selbst.

Ich tapse mit dem Fuß an die Stelle, an der offenbar die erste Stufe aufgemalt ist – wenn man das Loch noch immer für ein Gemälde halten sollte.

Aber sie ist nicht aufgemalt. Diese Treppe ist echt. Sie ist real.

Das Hupen der Autos verstummt. Die Menschen laufen langsamer und bleiben dann scheinbar stehen. Die Geräusche werden leise und verschwinden dann schließlich ganz…

Und auf einmal ist es so, als würde die Welt anhalten und die Zeit stehen bleiben.

Und dann laufe ich hinunter. Zuerst drei, dann vier Stufen, und schließlich laufe ich einige Meter weiter.

Ich sehe noch mal nach oben.

Und bevor ich merke, dass sich die Welt oben weiterzudrehen scheint, die Menschen wieder anfangen zu laufen und die Autos wieder anfangen zu fahren und zu hupen, verschließt sich das Loch, und während ich hier unten abgeschirmt von der Stadt dort über mir bin, wird es stockdunkel.

Ruckartig bleibe ich stehen.

Mein Atem geht schneller, und natürlich bekomme ich Angst. Aber ich will einen kühlen Kopf bewahren.

Ich muss doch eine kleine Leuchte in der Tasche haben, denke ich. Die habe ich immer mit, wenn ich mal durch dunkle Ecken laufen muss, was ich aber eher selten tu.

Ich öffne zitternd meine Tasche, aber nach wie vor ist sie leer.

Langsam laufe ich wieder einige Meter nach oben. Wenn es einen Eingang nach hier unten gegeben hat, überlege ich rational, dann muss es doch auch einen Ausgang geben.

Aber die Treppe scheint nach oben hin endlos zu sein. Ich laufe erst fünf, dann noch mal sieben Stufen nach oben zurück. So viele bin ich nicht hinab gelaufen, das kann doch nicht sein.

Ich zähle dreißig Stufen, während ich nach oben laufe. Aber ein Ende der Treppe ist nicht zu sehen.

Schließlich bleibe ich stehen und recke meine Arme instinktiv nach oben. Weil ich noch immer nichts sehe, taste ich in die Luft hinein, und plötzlich bekomme ich zwei oder drei Baumwurzeln zu fassen.

„Das müssen die Bäume der Allee über mir sein“, denke ich laut.

Das Echo meiner Stimme hallt plötzlich wieder. Ich habe geflüstert, aber das Echo ist so laut als hätte ich geschrien.

„Hallo?“, rufe ich lauter.

Wieder ein Echo.

Ich drehe mich verwundert um. Wenn es hinauf keinen Ausgang gibt, dann muss ich hinab laufen und dort nach einem Ausgang suchen, grübele ich.

Also laufe ich wieder hinab. Und mit jedem Schritt laufe ich etwas schneller. Schließlich renne ich fast die Treppe hinab.

Plötzlich hören die Stufen auf. Ich sehe immer noch nichts, aber ich spüre, dass ich auf einer geraden Fläche stehe.

Auf einmal huscht ein Lichtschein an meine Augen. Nicht heller als der Mond abends am Himmel, aber ich kann etwas erkennen.

Ich drehe mich instinktiv, um zu sehen, wo die Treppe ist, die mich hier runter geführt hat, aber sie ist nicht mehr da.

Es gibt hier keine Treppe. Keine Öffnung nach oben, kein Gewölbe über mir, das mich vermuten lässt, ich wäre vielleicht in einer Höhle oder so ähnlich.

Ich stehe an einem Abhang, der sich neben mir sachte nach unten erstreckt. Links und rechts sind einige Bäume. Eine alte Holzbank befindet sich unweit eines kleinen Bachs, der einige Meter weiter vorne im Abhang zu einem kleinen Wasserfall mündet.

Und über mir ist der Himmel, an dem hell der Mond leuchten muss und die nächtliche Gegend erstrahlen lässt, wenn auch nicht sehr hell.

„Das kann doch nicht sein“, hauche ich. „Wo bin ich hier?“

Ich setze mich kurz auf die Bank und versuche, meinen schnell gehenden Atem und Herzschlag zu beruhigen. Noch immer versuche ich, rational zu denken, aber das kann ich schon längst nicht mehr.

„Wo zum Henker bin ich hier gelandet?“, frage ich mich.

Ich stehe auf und laufe zu dem Bach. Auf einmal sehe ich, dass das Wasser nicht den kleinen Wasserfall hinunter zu fließen scheint, sondern es fließt wesentlich langsamer als man es sonst kennt, fast wie in Zeitlupe. Und es fließt bergauf.

„Was bedeutet das?“, spreche ich zu mir selbst.

Und plötzlich höre ich das Rufen einer Eule. Wenig später scheint ein Specht seine Klopfzeichen zu machen, aber woher die Geräusche kommen, kann ich nicht orten.

Den Weg, der neben dem Wasserfall den Abhang hinunter führt, bemerke ich jetzt erst.

Und dann passiert etwas, was das Ganze noch tausendmal rätselhafter macht als es ohnehin schon ist. Als ich den Abhang hinunter sehe, kann ich es erkennen – das alt aussehende Dorf am unteren Ende des Hangs.

Eine Mauer zäunt es ein. Sie ist aus dunklem Stein, so wie man es von alten Burgen her kennt. Aber von hier oben hat man einen guten Blick hinter die Mauern – und so sehe ich, dass sich dort Häuser befinden, an denen Fackeln leuchten.

Wie aus einer ganz anderen Zeit sieht es hier aus. Rückständig, mittelalterlich, einfach, aber doch majestätisch in seiner Form.

Ich habe dieses Dorf noch nie vorher gesehen und glaube auch zu wissen, dass es selbst in der entlegensten Ecke Amerikas nicht ein solch rückständiges Dorf gibt.

In der Ferne höre ich plötzlich das Getrappel von Pferdehufen.

Ich sehe genauer hin.

Da unten fährt gerade eine Kutsche auf ein Tor zu, welches sich in den Stadtmauern befindet. Dort angekommen, hält die Kutsche an. Ich kann nicht sehen, wer oder was es ist, aber jemand steigt aus und ruft etwas. Schließlich besteigt er den Pferdewagen wieder. Dann geht das Tor hinunter, und die Kutsche fährt hinein.

Instinktiv eile ich hinab, laufe den Weg zu dem Tor, welches noch immer offen ist, und betrete unbeobachtet die Stadt.

Wer wohnt hier? Wo bin ich hier?

Ich sehe an mir herunter und muss mich gleich wieder wundern. Warum habe ich nicht mehr die Kleidung an, die ich zuvor bei der Präsentation noch trug?

Ich trage stattdessen ein sehr zugeknöpftes helles Kleid mit Rüschen und Mustern, die ich im Mondschein kaum erkennen kann. Das kann doch nicht sein. Wann habe ich es angezogen? Ich versuche noch immer, rational und klar zu denken – aber das ist jetzt nicht mehr möglich.

Einige Menschen laufen hier herum. Und fast ist es, als dass sie mich gar nicht bemerken.

Als ein älterer Mann auf mich zukommt, spreche ich ihn an.

„Hallo, Fremder“, sage ich zu ihm. „Wo bin ich hier?“

Ich zittere.

Er sieht mich nur an und sagt nichts.

In Gedanken versunken, blicke ich auf den Fußboden. Da liegt sie plötzlich. Die kleine schwarze Schiefertafel, die ich zuvor verloren habe, liegt dort neben einem Stein.

Aber das Bild, welches auf ihr zu sehen sein sollte, ist noch immer nicht dort. Die Tafel ist leer und schwarz wie die Nacht, die mich umgibt.

„Du bist die Fremde“, sagt der Mann dann mit einer verzerrten tiefen Stimme.

Dann geht er weiter.

Wo um alles in der Welt bin ich hier gelandet? Bin ich wieder am Träumen? Bin ich vielleicht in der Cafeteria eingeschlafen und träume gerade nur?

Aber das kann auch nicht sein, denn dazu erscheint hier alles viel zu real.

Real? Wenn das Wasser vom Fluss nach oben fließt? Wenn eine Treppe, die mich hier hinunter bringt, plötzlich verschwindet? Wenn ich an irgendeinem seltsamen Ort bin, der aus einer anderen Zeit kommen muss und ich plötzlich Kleidung trage, die ich nie zuvor besessen habe?

Wo bin ich hier?

Ich blicke die kleine schwarze Schiefertafel an. Noch immer ist nichts auf ihr zu sehen.

Kapitel 3 – Die Willenlosen

Keine Ahnung, wie viele Minuten ich jetzt hier hinter dem Baum schon ausharre. Leise beobachte ich das freie Feld – einen Hof, der sich hier in der kleinen mittelalterlichen Stadt von Häusern umringt befindet.

Über den Pflastersteinen hallen die Schritte der letzten Menschen, die jetzt noch am späten Abend unterwegs sind. Eilig verschwinden sie in ihre Häuser. Ab und an erklingt ein Ruf, aber es ist, als würde ich die Sprache nicht verstehen. Ich bin also nicht nur scheinbar in einer fremden Zeit, sondern auch an einem fremden Ort in einem fremden Land.

Gibt es eigentlich Zeitreisen? Ich überlege. Neulich habe ich im Discovery Channel einen Bericht gesehen, dass die Wissenschaftler nicht ausschließen, dass Zeitreisen – zumindest in die Zukunft – schon bald möglich werden könnten. Sie berufen sich da auf Wurmlöcher und solche Dinge. Ich verstehe es eigentlich nicht. Ich weiß auch nicht, warum ich mir letztens diesen Bericht angesehen habe.

Aber Zeitreisen in die Vergangenheit? Das kann doch nicht sein. Was geschehen ist, ist geschehen. Und das kann man nicht rückgängig machen.

Was man alles rückgängig machen könnte, dachte ich so bei mir, wenn es gehen würde. Den zweiten Weltkrieg. Den 11. September 2001. Die Reaktor-Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima. Mir fallen spontan ein paar Dinge ein, die ich nur zu gerne rückgängig machen würde, könnte ich in der Zeit reisen und hätte die Macht, Dinge zu verändern. Aber die habe ich nicht. Und ich bin nicht in der Zeit gereist. Dennoch bin ich scheinbar hier an diesem fremden Ort, der mir eigenartiger vorkommt als alles, was ich bisher je gesehen habe.

Ich werde schlagartig aus meinen Gedanken gerissen als die Uhr zehnmal schlägt.

Plötzlich geschieht etwas ganz Merkwürdiges.

Die Fackeln, welche an den Häusern und auf Masten an den Straßen angebracht sind, gehen wie von Geisterhand aus. Der Wind hört auf zu wehen, der Uhu heult seinen letzten Schrei, und in der Ferne hört man einen Wolf heulen, der daraufhin auch verstummt.

Es wird Schlag zehn Uhr abends totenstill. Nichts ist mehr zu hören, kein einziges Geräusch.

Ich warte noch einige Minuten.

Als ich mir sicher bin, dass niemand mehr hier ist, laufe ich auf den Dorfplatz und sehe in den Nachthimmel hinauf.

Ich bemerke es nicht sofort, aber als ich dann zu dem matt leuchtenden Mond hinauf sehe, entdecke ich es. Langsam aber stetig wird das Licht vom Mond schwächer. Strahlte er eben noch in seiner vollen Montur, hat er wenig später nur noch die Leuchtkraft des Halbmondes. Es wird immer weniger.

Gleichzeitig nehme ich ein leises Summen wahr, welches immer lauter wird. Ich messe dem nicht gleich eine Bedeutung zu, aber als ich spüre, dass mich anscheinend etwas am Arm streift, merke ich es. Vielleicht eine Mücke?

Ich laufe einige Schritte weiter durch die dunkle Straße. Wenn es jetzt stockfinster wird, würde ich einen Unterschlupf brauchen, und ich denke ernsthaft daran, in eines der Häuser hineinzugehen. Aber das will ich dann doch nicht.

Plötzlich geht das Leuchten vom Mond ganz weg. Und wenig später blitzt es hin und wieder vor meinen Augen kurz auf, aber ich sehe nicht, was es ist.

Als mich wieder etwas am Arm streift, drehe ich mich um… und da fliegt es plötzlich. Ich weiß nicht, was es ist. Für eine Mücke oder ein Glühwürmchen ist es zu groß mit seinen knapp 20 Zentimetern. Es leuchtet kurz auf, was ich sehr merkwürdig finde – aber genau in diesem Lichtschein erkenne ich es: Dieses Etwas hat ein richtiges Gesicht und einen richtigen Körper. Es hat zwei winzig kleine Arme, einen Bauch, zwei ganz kleine dünne Beine und ein Gesicht. Mit seinen tiefschwarzen Augen beobachtet es mich.

Erst dann sehe ich, dass es auf seinem Rücken Flügel trägt die schnell flattern.

Schließlich schwebt das Etwas davon.

In der nächsten Sekunde packt mich jemand am Arm.

„Willst du, dass sie dich kriegen?“, fragt mich ein kleiner Junge.

„Nein“, sage ich instinktiv. „Wer soll mich denn kriegen?“

„Die Mondfeen“, sagt er. „Die, die des Abends hinauf steigen und uns die Dämmerung bringen. Es ist ihre Zeit, nun wieder hinab zu fliegen, damit sie den Nachtfeen Platz machen.“

„Ich verstehe nicht“, gebe ich zu.

„Willst du mich begleiten?“, fragt der Junge.

„Kennst du einen Unterschlupf?“, frage ich ihn gegen, als ich spüre, dass ich heute hier nichts mehr erreichen würde.

Der Junge sieht mich fragend an. „Willst du, dass ich dir einen Unterschlupf gewähre?“

Ich nicke.

„Gut“, sagt er. „So sei es.“

Dieser kleine fremde Junge nimmt dann meine Hand. Plötzlich werden seine Augen rot und erhellen die Straße. Er führt mich dann entlang einer Allee und hält vor einem Haus.

„Das ist mein Haus“, sagt er. „Hier kannst du bleiben.“

„Ich… verstehe nicht, was hier los ist“, sage ich dann zu ihm.

Der Junge sieht mich an. Er sagt nichts.

Schließlich öffnet er die Türe des Hauses, und wir gehen hinein.

Als ich sehe, dass es in seinem großen Wohnraum nichts gibt außer einem Stuhl und einem Tisch, sehe ich mich fragend um.

„Du besitzt ja nichts“, stelle ich fest.

„Das brauchen wir nicht“, erklärt der Junge.

„Warum?“, will ich wissen.

Der Junge macht nicht mal Anstalten, mir den einzigen Stuhl anzubieten. Stattdessen setzt er sich und lässt mich stehen. Na, ja, ich bin ja schon froh, überhaupt einen Unterschlupf gefunden zu haben.

„Kannst du mir sagen, wo ich hier bin?“, will ich von dem Jungen wissen.

Aber er reagiert nicht. Still sitzt er auf seinem Stuhl und sieht aus dem Fenster.

„Jetzt sind sie weg, hörst du?“, fragt er.

Ich höre nichts. „Wer ist weg?“, will ich wissen.

„Die Mondfeen“, erläutert er. „Und in wenigen Minuten steigen die Nachtfeen auf.“

Ich sehe ihn fragend an.

„Willst du, dass ich es dir erkläre?“, will er wissen.

„Ich möchte eigentlich nur schlafen“, sage ich verwirrt.

Der Junge reagiert nicht.

„Okay, erkläre es mir“, versuche ich es dann erneut.

„Die Mondfeen und die Nachtfeen gehören zur Gattung der Lichtfeen. Es gibt vier Sorten von ihnen. Morgens steigen die Frühfeen hinauf. Sie leuchten in violett. Sie bringen uns das Licht, welches morgens leuchtet, bevor das Sonnenlicht erstrahlt. Gegen neun Uhr steigen sie wieder hinunter in ihren Bau, und dann kommen die Sonnenfeen. Sie leuchten blau und weiß. Sie machen den Tag hier unten. Am Abend wird es dunkel, weil die Sonnenfeen schlafen gehen. Diese steigen dann wieder herab, und die Mondfeen kommen raus und bringen uns die Abenddämmerung. Gerade vorhin hast du mitbekommen, dass sie wieder hinab gestiegen sind, um den Nachtfeen Platz zu machen. Diese leuchten schwarz. Es ist das Licht der Nacht, und es bleibt, bis sie schlafen gehen und die Frühfeen wieder den Tag beginnen.“

„Ich verstehe nichts“, sage ich leicht genervt. „Ich weiß nicht, wo ich bin.“

„Es ist gefährlich, den Lichtfeen zu begegnen“, setzt der Junge seine Erklärung fort. „Weißt du, wie sie sich vermehren? Sie beißen einfach irgendjemanden, der während ihrem Flug in der Nähe ist, und dieser wird dann zur Lichtfee und fristet den Rest seines Daseins damit, am Himmel zu leuchten – morgens, tags, abends oder nachts.“

„Kannst du mir sagen, wo ich hier eigentlich bin?“, will ich dann mit kräftiger Stimme wissen.

Der Junge reagiert nicht.

„Wer bist du? Wer sind diese Menschen hier, und was ist das für ein unheimlicher Ort?“

Der Junge starrt nur aus dem Fenster.

Dann ertönt plötzlich wieder ein Summen, das nach einigen Minuten darauf wieder verschwindet.

„Die Nachtfeen sind aufgestiegen“, erklärt der Junge.

„Mir sind deine Feen egal“, sage ich gereizt. „Ich hätte nur gerne einen Sessel oder ein Bett, wo ich mich hinein legen kann und schlafen kann. Ich stehe jetzt schon seit Minuten hier herum. Ich möchte nicht undankbar sein, aber ich verstehe echt nicht, was hier los ist.“

Wieder blickt der Junge in meine Augen… und dann werden seine Augen plötzlich blau.

„Du willst ein Bett?“, fragt er nach.

„Ja“, sage ich.

Und dann hechtet er wie in Zeitraffer plötzlich davon. Als er wieder kommt, hat er einen Stapel Holz bei sich – eigentlich viel zu schwer, als dass er es alleine tragen könnte, aber irgendwie macht er das. Nachdem der das Holz abgelegt hat, holt er Hammer und Nägel heraus. Er baut ein Gestell, legt eine Matratze hinein, die er aus dem Nichts holt, und stellt sich dann daneben.

Und das in weniger als einer Minute.

„Hier, ein Bett“, sagt er. „Genügt das deinen Ansprüchen?“

Ich sehe ihn dankbar an.

„Ja“, sage ich leise, verwundert und mit weit aufgerissenen Augen dastehend. Ich atme tief aus.

Daraufhin lege ich mich hinein und decke mich mit einer Decke zu, die er ebenfalls aus dem Nichts gezaubert hat – wie auch immer.

Mir fallen die Augen zu. Ein paar Minuten denke ich nach. Aber ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Es ist alles zu strange irgendwie. Ich habe noch immer die Hoffnung, dass ich nur in einem Traum bin und am nächsten Morgen – oder vielleicht gleich – in meinem Bett zu Hause aufwachen würde.

Mein Zuhause. Was ist nur das Letzte, woran ich mich erinnern kann? Ich habe diese Auseinandersetzung mit meinem Boss, Brad Chesterfield, noch in Erinnerung. Er hat mir auf die höfliche Weise gedroht, mich in eine untere Abteilung zu versetzen, und das regt mich tierisch auf. Ich weiß nicht, warum ich gerade jetzt an ihn denken muss.

Was geschah dann?

Da war diese Straße neben den Gleisen. Und dort war dieses Loch. Keiner sah es oder bemerkte es. Und ich bin hinab gestiegen? Da war eine Treppe, die in das Loch hinein führte, daran erinnere ich mich. Und ich bin diese Treppe hinunter gegangen, und dann kam ich nicht mehr raus.

Ich öffne meine Augen… und plötzlich steht der Junge neben mir am Bettrand.

„Dann habe ich nicht geträumt?“, flüstere ich.

Erst dann sehe ich, dass er etwas in der Hand hält. Er gibt es mir. Es ist die kleine schwarze Tafel, die ich auf meinem Weg nach unten verloren habe. Aber etwas ist merkwürdig. Plötzlich schimmert auf ihr wieder dieses Symbol – das umgekehrte U und das Schwert.

„Wo hast du sie her?“, frage ich ihn.

„Sie gehört dir“, stellt der Junge fest. „Du musst sie vorhin verloren haben.“

„Sie war leer, als ich sie wieder fand“, überlege ich. „Wie kommt dieses Symbol wieder dorthin?“

„Du bist jetzt hier“, sagt er.

„Wo?“, frage ich leise.

„Im Underground“, antwortet er, während er mich mit seinen großen dunklen Augen erwartungsvoll ansah.

Plötzlich ertönt ein lauter Knall. Ich sitze sofort kerzengerade im Bett und fühle mich mit einem Schlag gar nicht mehr müde.

„Was war das?“, rufe ich. „Sind das wieder irgendwelche deiner merkwürdigen Lichtfeen?“

„Nein“, sagt er. „Das sind andere. Sie kommen. Sie sprechen nun ihre Wünsche aus.“

„Wer?“

Aber der Junge antwortet nicht.

„Bewohner“, hört man von draußen eine laute Stimme ertönen. „Kommt alle aus euren Häusern.“

Und plötzlich dringt ein Lichtschein durch das Fenster. Ein mattes Licht, wie das von Fackeln, erstrahlt und scheint in den dunklen Raum hinein.

„Was passiert hier?“, will ich wissen. Ich zittere, aber ich will es mir nicht anmerken lassen.

„Sie kommen“, wiederholt der Junge. „Sie erwarten, dass wir uns draußen versammeln.“

Ich stehe auf, als ich sehe, dass der Junge raus läuft.

Schnell hechte ich ihm hinterher.

Und wenig später sind scheinbar alle Bewohner dieses Dorfes draußen versammelt und werden zugleich von einer Horde seltsamer Kreaturen eingekeilt.

Diese Wesen müssen Hünen oder so ähnlich sein. Sie sind alle um die zwei Meter groß und haben Ritter- und Kampfanzüge an. Mit gezückten Schwertern stellen sie sich bedrohlich den Dorfbewohnern entgegen.

Ich falle hier irgendwie nicht weiter auf. Still betrachte ich die Szenerie und das, was gerade hier passiert. Auch wenn ich es ganz und gar nicht verstehe, gibt mir mein Instinkt die Anweisung, jetzt lieber die Fresse zu halten.

„Man sagt, dass neue Menschen hier angekommen sind“, spricht einer der Kreaturen. „Ihr werdet gegen sie kämpfen, und wenn es sein muss, bis in den Tod.“

„Wir tun, was ihr wünscht“, sprechen alle Dorfbewohner wie aus einem Mund.

„Richtet euch ein, baut euch Schwerter und Waffen. Begebt euch sofort auf die Suche nach jedem, der hier neu ist. Niemand darf unsere Welt offenbaren, so schreibt es das Gesetz.“

„Wir richten uns ein“, spricht das ganze Dorf. „Wir bauen Schwerter und Waffen. Wir begeben uns auf die Suche.“

„Was ist hier los?“, frage ich den Jungen mitten in den Tumulten.

Plötzlich verstummt alles.

Der Oberste der Armee – oder was immer sie darstellen – kommt auf mich zu.

„Du bist nicht von hier“, stellt er fest.

Ich sehe ihn an.

„Wir wünschen, euch zu dienen?“, versuche ich leise, keinen Verdacht auf mich zu lenken.

„Die Willenlosen sprechen nicht eigenständig“, sagt der Oberste. „Du bist eine Fremde. Vermutlich weißt du nicht einmal, wo du bist.“

Und ich scheiße in diesem Moment auf meinen Instinkt. „Dann kläre mich auf“, sage ich zu ihm.

Jetzt glaube ich zu verstehen. Diese Dorfbewohner hier mochten Menschen ohne festen Willen sein. Das würde auch das zurückhaltende und viel zu höfliche Verhalten des Jungen erklären, der sich mir voll ergab und mir dienen mochte.

Diese Willenlosen leben anscheinend hier in dieser Stätte, und nun kommen irgendwelche Hünen und wollen sie sich zunutze machen.

Das kann ich nicht zulassen. Auch wenn ich noch nicht genau weiß, was los ist, das lasse ich nicht zu.

Ich drehe mich zu einigen um mich stehenden Bewohnern dieses Dorfes um.

„Ich wünsche mir einen Kampfanzug und ein Schwert“, spreche ich.

Und dann geschieht das Unglaubliche. In Sekundenschnelle habe ich den Anzug an und das Schwert in der Hand.

„Willenlose“, sage ich. „Bezwingt sie.“

Und kaum habe ich das ausgesprochen, geschieht plötzlich etwas sehr Seltsames. Der kleine Junge, der neben mir steht – der, der mir in den letzten Stunden seine Herberge zur Verfügung stellte und mir extra ein Bett gebaut hat – er wächst auf mindestens vier Meter an. Seine mittelalterliche arme Stoffbekleidung, die er trägt, verschwindet. Seine Augen werden gelb, und an ihm wächst in Sekundenschnelle eine Rüstung, die ihn unbezwingbar erscheinen lässt.

Wenig später hält er ein Schwert in der Hand.

Das Gleiche passiert mit weiteren Dorfbewohnern. Alle wachsen auf die Größe von vier Metern an und tragen plötzlich Rüstungen, Kampfanzüge und Schwerter.

Schon nach wenigen Minuten steht das gesamte Dorf der Willenlosen bereit für einen Kampf.

„Willenlose“, ruft der Anführer der Hünen. „Ergreift diese Frau.“

Die Willenlosen sehen mich an…

Und dann stürmen sie auf die Hünen los.

Was um alles in der Welt ist hier los? Warum tu ich das hier? Ich weiß noch immer nicht, was eigentlich passiert, aber ich fühle irgendwie, dass diese Anderen, die so gegen die armen Bewohner dieser eigenartigen Stadt vorgehen, sehr unheilvoll und böse sind. Ich habe den Drang, diesen Bewohnern zu helfen, auch wenn ich nicht weiß, warum.

Während drei Dorfbewohner mich schützen und abschirmen, sehe ich, dass unmittelbar neben mir fünf von ihnen sofort in einen Schwertkampf mit zwei Hünen verwickelt sind. Ihre Waffen bewegen sich von Geisterhand. Gekonnt schlagen sie mehrmals gegen die Schwerter der Hünen und schreien dabei mehrmals auf.

Der erste Hüne verliert dabei sein Schwert. Aber der Dorfbewohner macht keine Anstalten, ihn zu erstechen. Er hält ihm das Schwert an die Kehle, und als er wenig später von ihm ablässt, rennt der Hüne aus dem offenen Tor des Dorfes hinaus.

Die Fackeln leuchten im Dunkeln über dem Dorf, als mich zwei Weitere der Gegner angreifen wollen.

Aber mehrere Dorfbewohner, noch immer riesig und siegessicher, schlagen sie von hinten in die Flucht. Die Hünen haben keine Chance gegen mich.

Plötzlich keilen mich drei Hünen ein.

Ich bewege mein Schwert und schlage es mehrmals gegen ihres, aber ich bin nicht sehr gekonnt in dieser Aufgabe.

Einer der Hünen reißt dann mein Schwert zu Boden.

Drei der Dorfbewohner kommen daraufhin an und überwältigen den einen Hünen. Sie nähern sich ihm von hinten, und einer von ihnen hält das Schwert an seine Kehle.

„Ergreife die Frau“, höre ich den ängstlichen Hünen seinen Gegner befehlen.

Aber der Dorfbewohner – wer immer er ist, ich bin ihm sehr dankbar – lässt sich davon nicht beirren.

Ich sammele neue Kräfte und schlage daraufhin zwei Hünen in die Flucht.

Immer mehr von ihnen verlieren ihre Zweikämpfe gegen die Dorfbewohner.

„Sie hören auf mich“, sage ich leise. „Die Willenlosen hören auf mich. Ich leite sie.“

Die Kämpfe verlagern sich schließlich vor die Stadtmauern. Es wird immer dunkler, da hier unten keine Fackeln mehr leuchten. Ich weiß nicht, wie viele Hünen – oder was auch immer sie sonst sind – hier kämpfen, und ich habe auch keine Ahnung, wie viele Dorfbewohner es hier gibt, die gegen sie kämpfen. Aber die Zweikämpfe verlieren sich immer mehr im Rudel. Bald schon ist eine einzige Traube Kämpfer zu sehen, die eine Schlacht bestreitet.

Ich husche mich aus dieser Traube davon und bleibe an der Seite stehen. Plötzlich verschwindet mein Schwert und meine Rüstung, und ich bin gekleidet wie zuvor.

„Macht, dass sie fliehen“, rufe ich den Willenlosen zu. „Verletzt sie nicht. Schlagt sie nur in die Flucht.“

Ich ärgere mich selbst, dass ich nicht weiter kämpfen kann, aber meine Kraft neigt sich dem Ende. Zitternd stehe ich da und beobachte die Kämpfe.