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"Natürlich wird es neben guten Tagen auch schlechte geben. Dennoch weiß ich, dass ich es schaffen kann." Die Weihnachtszeit war für Tori und ihren Bruder Charlie schon immer hart. Doch dieses Jahr wird es noch schwieriger als sonst. Obwohl Tori einfach nur ihre Ruhe haben möchte, muss sie mit ihrem siebenjährigen Bruder spielen. Währenddessen kommt Charlie gerade aus der Klinik zurück und freut sich nur noch auf seinen Freund Nick. Und Nick? Der will dem Chaos der Weihnachtsfeier entkommen. Ein emotionaler Kurzroman mit den beliebten Charakteren aus Solitaire und Heartstopper, der zeigt, welche Auswirkungen Weihnachten und Feiertagsstress mit der Familie auf die mentale Gesundheit haben und wie wichtig Geschwisterliebe ist. Graphic Novels aus dem Heartstopper-Universum: Heartstopper Volume 1 Heartstopper Volume 2 Heartstopper Volume 3 Heartstopper Volume 4 Heartstopper Volume 5 Heartstopper Volume 6 - folgt Romane aus dem Heartstopper-Universum: Nick & Charlie This Winter Weitere Jugendbuchromane von Alice Oseman bei Loewe: Loveless Nothing Left for Us (die deutsche Übersetzung von Radio Silence) Solitaire I was Born for This
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Seitenzahl: 55
Dieses Buch enthält triggernde Inhalte: Darstellung von psychischen Krankheiten, darunter Beschreibung von Essstörungen und Erwähnung von Selbstverletzung, sowie Darstellung von ignoranten Ansichten zu psychischen Krankheiten.
Inhalt
Victoria Annabel Spring, 16
Tori – Zwei Stunden nach …
Charles Francis Spring, 15
Charlie – Frohe Weihnachten, du …
Oliver Jonathan Spring, 7
Oliver – Erst ist Charlie …
»Caroline spricht mit Bestimmtheit davon, daß keiner von ihnen in diesem Winter nach Hertfordshire zurückkehren wird. Ich werde es dir vorlesen:
›Als uns mein Bruder gestern verließ, meinte er, daß die Geschäfte, die ihn nach London führten, in drei bis vier Tagen beendet sein würden; aber da wir sicher sind, daß dies nicht möglich ist, und gleichzeitig davon überzeugt sind, daß Charles, wenn er in die Stadt kommt, keine Eile hat, sie wieder zu verlassen, beschlossen wir, ihm dorthin zu folgen, damit er nicht genötigt sein würde, seine freien Stunden in einem ungemütlichen Hotel zu verbringen. Viele meiner Bekannten sind bereits dort für den Winter; ich wünschte, ich könnte von Ihnen hören, daß Sie, liebste Freundin, die Absicht hätten, auch darunter zu sein, doch das kann ich nicht erwarten. Ich hoffe aufrichtig, daß Ihr Weihnachtsfest in Hertfordshire voll der Vergnügungen sein wird, die diese festliche Zeit gewöhnlich mit sich bringt, und daß Ihre Bewunderer zahlreich sein mögen, damit Sie den Verlust der drei nicht fühlen, deren wir sie berauben.‹«
STOLZ UND VORURTEIL
Tori
Zwei Stunden nach dem Einschlafen wache ich auf. Die Menge Schlaf, die ich in der Nacht vor dem Weihnachtstag kriege, nimmt Jahr für Jahr rapide ab, was wahrscheinlich daran liegt, dass sich meine Durchschnitts-Einschlafzeit immer mehr nach hinten verschiebt, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich so eine internetsüchtige Idiotin bin. Vielleicht stelle ich das Schlafen irgendwann ganz ein und werde zum Vampir. Ich würde sicher einen guten Vampir abgeben.
Im Moment will ich mich aber nicht über meinen Schlafrhythmus beklagen, es ist nämlich Weihnachten, der eine Tag im Jahr, an dem ich einmal nicht herumjammern sollte. Was nicht leicht ist, wenn dir morgens um sechs dein sieben Jahre alter Bruder ein Kissen ins Gesicht haut.
Ich nuschele so was wie: »Neeeeein«, und verstecke mich unter der Decke, aber das nützt nichts gegen Oliver. Er reißt sie einfach zurück und krabbelt zu mir ins Bett.
»Tori«, flüstert er. »Heute ist Weihnachten.«
»Mhm.«
»Bist du wach?«
»Nein.«
»Bist du doch!«
»Nein.«
»Tori.«
»Oliver … geh rüber zu Charlie und weck ihn.«
»Mum hat gesagt, ich darf nicht, weil er doch krank ist.« Er wuschelt mir in den Haaren herum. »Toriiiiii –«
»Uh.« Ich drehe mich um und mache die Augen auf. Oliver ist unter die Decke geschlüpft, schaut mich an und zappelt aufgeregt. Seine Haare stehen ab wie bei einer Pusteblume. Charlie und ich haben ausführlich darüber diskutiert, wie Oliver überhaupt mit uns verwandt sein kann, wenn er den Inbegriff von Freude verkörpert und wir beide solche trübseligen Arschlöcher sind. Unsere Schlussfolgerung war, dass alle verfügbaren Glücksgene bei ihm gelandet sein müssen.
Oliver hält eine Weihnachtskarte in der Hand.
»Warum hast du die …?«
Als er sie aufklappt, plärrt eine ekelhaft fröhliche Version von We Wish You A Merry Christmas in mein Ohr.
Ich stöhne und schubse Oliver vom Bett. Er rollt auf den Boden und bekommt einen Kicheranfall.
»Das nervt«, brumme ich, setze mich auf und mache die Nachttischlampe an, was Oliver mit einem wilden Freudenschrei quittiert. Dann wandert er mit der Karte im Zimmer rum, klappt sie auf und zu, auf und zu, sodass sie immer wieder die gleichen zwei Töne spielt. So langsam dringt die Erkenntnis, dass heute Weihnachten ist, voll und ganz zu mir durch und ich fühle mich irgendwie … keine Ahnung. Dieses Jahr wird Weihnachten bestimmt nicht wie immer.
Normalerweise ist Weihnachten bei uns ganz okay.
Nach dem Aufstehen packen wir unsere Geschenke aus, später kommen die Verwandten zum Weihnachtsessen und bleiben bis zum Abend, und das war’s. Ich spiele ohne Ende Videospiele mit meinen Brüdern und Cousinen, Dad trinkt zu viel, mein spanischer Grandpa (Dads Vater) streitet sich mit meinem englischen Grandpa (Mums Vater) – alles wirklich wunderbar.
Aber dieses Jahr ist Weihnachten nicht wie immer.
Mein fünfzehnjähriger Bruder Charlie hat eine Essstörung. Anorexie. Er hat sie zwar schon lange, aber die letzten Monate ist sie besonders schlimm geworden. Im Oktober verursachte der Stress bei ihm auch einen Rückfall in die Selbstverletzung. Er hat ein paar Wochen auf einer psychiatrischen Station gelebt, die darauf spezialisiert ist, sich um Jugendliche mit Essstörungen zu kümmern, und das hat geholfen. Auch wenn es natürlich immer noch hart ist. Offensichtlich.
Ich glaube eigentlich nicht, dass es einen besonderen Grund für seine Krankheit gab. So was passiert einfach, wie Infektionskrankheiten oder Krebs oder so. Jedenfalls ist es nicht seine Schuld. Genau genommen war es vielleicht sogar eher meine Schuld, dass er in die Klinik musste. Als er im Sommer aufgehört hat, mit mir zu essen, habe ich meinen Eltern nichts gesagt und ihn auch nicht nach dem Grund gefragt. Ich habe zu wenig mit ihm geredet. Ich hab nicht mal gefragt, wie es ihm geht, oder irgendwas in der Art. Ich fand es auch nicht weiter seltsam, dass er die ganze Zeit in seinem Zimmer geblieben ist. Ich habe mir keine Gedanken gemacht. Über gar nichts.
Ich habe nicht genug mit ihm gesprochen. Ich habe generell nicht genug getan. Aber es geht nicht darum, wie ich mich fühle. Es geht nicht einmal um meine Eltern. Weihnachten ist eine stressige Zeit für Menschen mit Essstörungen, da das Essen so einen großen Teil des Tages einnimmt, und ich weiß, dass Charlie deswegen Angst hat. Er ist schon die ganze Woche gestresst, diskutiert mit Mum so ziemlich jeden Tag und schließt sich in seinem Zimmer ein. Deswegen geht es heute darum, Charlie zu unterstützen.
Ich nehme mein Smartphone, ignoriere alle Mitteilungen und schreibe Becky, meiner besten Freundin.
Tori Spring
(06:16) FROHE WEIHNACHTEN. Sei froh, dass du keine Geschwister hast. Bin so müde. Oliver hat mir mit dem Kissen eins übergezogen. Schlummer schön. Bye. xxxxxxx
Mum und Dad haben gesagt, wir dürfen sie frühestens um halb acht wecken. Jetzt ist es 6:17 Uhr. Ich stehe auf und ziehe die Vorhänge zurück, nur um ins Dunkle zu starren und festzustellen, dass der Schein der Straßenlaternen die Welt draußen in ein gelbliches Licht taucht. Ich sinke wieder ins Bett und mache das Radio an. Statt All I Want for Christmas Is You läuft dort ausnahmsweise einmal ein schönes, ruhiges Weihnachtslied. Während Oliver auf meinem Schreibtischstuhl Karussell fährt und ein Chor Stille Nacht