Tiergestützte pädagogische Interventionen im Spannungsfeld von Pädagogik und Therapie - Anne Langer - E-Book

Tiergestützte pädagogische Interventionen im Spannungsfeld von Pädagogik und Therapie E-Book

Anne Langer

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Pädagogik - Sonstiges, Note: 2,0, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) vertrat bereits die Meinung, dass der einzelne Mensch im Mittelpunkt pädagogischen Denkens und Handelns stehe, den es ganzheitlich „mit Kopf, Herz und Hand“ zu fördern gilt. Auf diesen reformpädagogischen Ansatz basieren noch heute zahlreiche Bildungskonzepte, deren Anliegen es ist, die individuellen Ansprüche eines Kindes zu berücksichtigen und diesen gerecht zu werden. Insbesondere im Zuge des gesellschaftlichen Modernisierungsprozesses, welcher sich gegenwärtig rasanter denn je zu vollziehen scheint, wird diesen alternativen Bildungstheorien vermehrtes Interesse entgegengebracht. Der Fokus liegt darauf, der kindlichen Neugier und Lernbereitschaft Raum innerhalb der sie umgebenen natürlichen Umwelt zu schaffen. Dabei ist der Lernort bzw. die Lernsituation so zu gestalten, dass eine ganzheitliche positive Entwicklung des Kindes erzielt werden kann. Eben derartige „wertvolle Impulse für eine zeitgemäße Gestaltung von Bildungs- und Erziehungsprozessen erhält die Pädagogik durch die Teildisziplin der tiergestützten Pädagogik“. Das Lernen mit Tieren verkörpert laut Olbrich (2007) eine authentische Form des Lernens und kann diesen Prozess für Kinder somit erleichtern. In der vorliegenden Thesis wird die tiergestützte Pädagogik unter verschiedenen Aspekten betrachtet. Es werden die geschichtliche Entwicklung sowie der aktuelle Stand der Anerkennung tiergestützter pädagogischer Interventionen dargestellt. Eine geschichtliche Beleuchtung des Themas ist notwendig, um den aktuellen Entwicklungsstand der Disziplin nachvollziehen und analysieren zu können. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, weshalb diese Fachrichtung trotz der zunehmenden Etablierung innerhalb der vergangenen 30 Jahre, ein Nischendasein führt. Zugleich soll die Aufmerksamkeit auf die tiergestützte Pädagogik gerichtet werden, welche bis heute im Vergleich zur tiergestützten Therapie zu wenig Beachtung findet. [...]

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Inhaltsverzeichnis

 

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Mensch-Tier-Beziehung

2.1 Die Domestikation der Tiere

2.1.1 Verlauf des Domestikationsprozesses

2.1.2 Domestizierte Tiere vor Beginn des Ackerbaus

2.1.3 Domestizierte Tiere mit Beginn des Ackerbaus

2.2 Die Entwicklung im soziokulturellen Kontext

2.3 Konzepte der Mensch-Tier-Beziehung

2.3.1 Die Biophilie – als Basis für die Mensch-Tier-Beziehung

2.3.2 Die Du-Evidenz

2.3.3 Verhaltensaspekte innerhalb der Mensch-Tier-Beziehung

2.4 Schlussfolgerung

3 Tiergestützte Interventionen

3.1 Begriffserklärungen TGI

3.1.1 Pet Therapy (PT)

3.1.2 Pet-Facilitated Therapy (PFT)

3.1.3 Animal-Assisted Activity (AAA) – Tiergestützte Aktivität (TGA)

3.1.4 Animal-Assisted Therapy (AAT) - Tiergestützte Therapie (TGT)

3.1.5 Tiergestützte Pädagogik (TGP) im deutschsprachigen Raum

3.1.6 Schlussfolgerung

3.2 Wirkungsbereiche TGP

3.2.1 Die Herleitung der Wirkungsbereiche

3.2.2 Kognitives Lernen - Kopf

3.2.3 Emotionales Lernen - Herz

3.2.4 Motorisches Lernen - Hand

3.2.5 Soziales Lernen

3.2.6 Schlussfolgerung

3.3 Die Geschichte der TGI

3.3.1 Die Entstehung TGI

3.3.2 Der Erfolg Levinsons

3.3.3 Die Psychologisierung der Pädagogik

3.3.4 Beginn der wissenschaftlichen Forschung

3.4 Entwicklung in Deutschland

4 Die Probleme der TGI in Deutschland

4.1 Das Problem der Begrifflichkeiten

4.2 Die Professionalisierung tiergestützter Berufe

4.3 Forschungsdefizite

4.3.1 Mangelhafte Studiendesigns

4.3.2 Die Illoyalität der Forscher

5 Fazit

6 Quellenverzeichnis

Eigenständigkeitserklärung

 

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

 

„Am Tier zuerst übt sich das Kind in Barmherzigkeit oder Grausamkeit –

und erwachsen ist es dann hilfsbereit oder unbarmherzig

auch gegen seine Mitmenschen.“

(Friedrich Fröbel)

 

Der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) vertrat bereits die Meinung, dass der einzelne Mensch im Mittelpunkt pädagogischen Denkens und Handelns stehe, den es ganzheitlich „mit Kopf, Herz und Hand“ zu fördern gilt. Auf diesen reformpädagogischen Ansatz basieren noch heute zahlreiche Bildungskonzepte, deren Anliegen es ist, die individuellen Ansprüche eines Kindes zu berücksichtigen und diesen gerecht zu werden.

 

Insbesondere im Zuge des gesellschaftlichen Modernisierungsprozesses, welcher sich gegenwärtig rasanter denn je zu vollziehen scheint, wird diesen alternativen Bildungstheorien vermehrtes Interesse entgegengebracht. Der Fokus liegt darauf, der kindlichen Neugier und Lernbereitschaft Raum innerhalb der sie umgebenen natürlichen Umwelt zu schaffen. Dabei ist der Lernort bzw. die Lernsituation so zu gestalten, dass eine ganzheitliche positive Entwicklung des Kindes erzielt werden kann.

 

Eben derartige „wertvolle Impulse für eine zeitgemäße Gestaltung von Bildungs- und Erziehungsprozessen erhält die Pädagogik durch die Teildisziplin der tiergestützten Pädagogik“.[1] Das Lernen mit Tieren verkörpert laut Olbrich (2007) eine authentische Form des Lernens und kann diesen Prozess für Kinder somit erleichtern.[2]

 

In der vorliegenden Thesis wird die tiergestützte Pädagogik unter verschiedenen Aspekten betrachtet. Es werden die geschichtliche Entwicklung sowie der aktuelle Stand der Anerkennung tiergestützter pädagogischer Interventionen dargestellt. Eine geschichtliche Beleuchtung des Themas ist notwendig, um den aktuellen Entwicklungsstand der Disziplin nachvollziehen und analysieren zu können. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, weshalb diese Fachrichtung trotz der zunehmenden Etablierung innerhalb der vergangenen 30 Jahre, ein Nischendasein führt. Zugleich soll die Aufmerksamkeit auf die tiergestützte Pädagogik gerichtet werden, welche bis heute im Vergleich zur tiergestützten Therapie zu wenig Beachtung findet.

 

Einen unerlässlichen Bestandteil tiergestützter Interventionen stellt die im ersten Kapitel behandelte Mensch-Tier-Beziehung dar. Sie bildet die Basis für tiergestützte Interventionen. Dabei gilt der Domestikationsprozess als Grundlage für die Entwicklung der Mensch-Tier-Beziehung, welche anschließend im Hinblick auf den soziokulturellen Kontext erläutert wird. Im letzten Abschnitt des ersten Kapitels soll die Existenz einer Beziehung zwischen Mensch und Tier belegt werden. Dazu werden die Biophilie Hypothese und die Theorie der Du-Evidenz als wesentliche Erklärungsansätze für die Mensch-Tier-Beziehung vorgestellt und durch zwei wesentliche Verhaltensaspekte zwischen Mensch und Tier ergänzt. Diese Ausführungen begründen warum viele Menschen und vor allem Kinder sich zu Tieren hingezogen fühlen und erklären die Verhaltensweisen zwischen uns und unseren Artgenossen.

 

Das zweite Kapitel richtet seinen Fokus auf die theoretischen Grundlagen tiergestützter Interventionen. An dieser Stelle gilt es zunächst eine klare Abgrenzung und Definierung der einzelnen tiergestützten Maßnahmen vorzunehmen, um der gegenwärtigen Heterogenität der Begrifflichkeiten entgegenzuwirken.

 

Daraufhin sollen die eigens theoretisch hergeleiteten Wirkungsbereiche tiergestützter pädagogischer Interventionen festgelegt und vorgestellt werden, da diesbezüglich häufig wenig präzise Aussagen vorzufinden sind. Im Anschluss daran werden die geschichtliche Entwicklung und der aktuelle Stand tiergestützter Interventionen in Deutschland und im internationalen Vergleich beleuchtet.

 

Im dritten und letzten Kapitel sollen anhand amerikanischer, australischer und deutscher Literatur die Defizite selektiert werden, die verantwortlich für die unbefriedigende Anerkennung tiergestützter Interventionen sind. Die englischsprachigen Artikel leisten einen wertvollen Beitrag zur Diskussion von Qualitätsstandards speziell für den Forschungsbereich tiergestützter Interventionen. Diese sowohl in der Praxis als auch in der Theorie existierenden Probleme werden im internationalen Kontext vorgestellt und analysiert. Dabei sollen methodische Verbesserungsvorschläge für die Durchführung tiergestützter Arbeit und ebenso für ihre Forschung diskutiert werden.

 

Im Schlussteil der vorliegenden Arbeit werden mögliche Herangehensweisen an die Kernprobleme tiergestützter Interventionen im Hinblick auf eine bewährte Zukunft dieser Interventionsform formuliert. Von einem Vergleich mit herkömmlichen Therapiemethoden, soll dabei abgesehen werden. Diese häufig in anderen Schriftwerken vorfindbare Vorgehensweise wird zur Belegung der Wirksamkeit tiergestützter Interventionen als wenig hilfreich erachtet, da jede Form der Intervention individuell anders wirkt und seine Daseinsberechtigung hat.

 

Es wird darauf hingewiesen, dass in dem vorliegenden Schriftwerk bewusst die in der Literatur vorkommende Schreibweise tiergestützte Pädagogik gewählt wurde. Außerdem wird die Bezeichnung tiergestützte Intervention als Sammelbegriff für alle tiergestützten Maßnahmen verwendet.

 

Des Weiteren ist die Gesamtheit der allgemeinen nicht personenspezifischen Aussagen auf Angehörige beider Geschlechter zu beziehen. Zur besseren Lesbarkeit wurde darauf verzichtet die weibliche und die männliche Sprachform nebeneinander aufzuführen.

 

Ebenso wird der Leser darauf aufmerksam gemacht, dass das Erscheinungsjahr im Anschluss an den Namen des Autors nur wiederholt aufgeführt wird, wenn mehrere Werke des selben Autors aus unterschiedlichen Jahren erwähnt werden.

 

2 Die Mensch-Tier-Beziehung

 

Die Beziehung zwischen Mensch und Tier gibt es seit Existenz der Menschheit und bildet ohne Frage die Basis für tiergestützte Interventionen. In der Soziologie stellt eine Beziehung im allgemeinen Sinne einen Prozess zwischen zwei Individuen dar, der aus einer Serie von Interaktionen zwischen ihnen entsteht und über eine gemeinsame Geschichte und den damit verbundenen Wahrnehmungen, Emotionen und Bedürfnissen der Beteiligten bestimmt wird.[3] Sie muss sich somit zunächst entwickeln.

 

Im Hinblick auf die Beziehung zwischen Mensch und Tier wird in dem amerikanischen Grundlagenwerk Handbook on Animal-Assisted Therapy von Aubrey H. Fine, die folgende Definition für die Mensch-Tier-Beziehung des American Veterinary Medical Association´s Committee on the Human-Animal Bond übernommen:

 

[The human-animal bond is] a mutually beneficial and dynamic relationship between people and other animals that is influenced by behaviors that are essential to the health and well-being of both. This includes, but is not limited to, emotional, psychological, and physical interactions of people, other animals, and the environment.[4]

 

Diese Definition legt bereits den Fokus auf das Wohlergehen und die Gesundheit beider Beteiligten.

 

Diese Entwicklung der Mensch-Tier-Beziehung soll im Folgenden vom Ursprung an beschrieben werden. Zunächst mit dem Beginn und Verlauf der Domestikation – der Zähmung von Tieren, gefolgt von der soziokulturellen Entwicklung der Mensch-Tier-Beziehung.

 

2.1 Die Domestikation der Tiere

 

Domestikation (lat. domesticus ‚häuslich‘) meint den Vorgang der „Verwandlung eines wilden Tieres in ein Haustier, wobei z.T. durch planvolle Züchtung und Kreuzung im Lauf der Generationen Veränderungen in Körperbau, Leistung und Verhalten des Wildtieres eintreten [...]“.[5]