Tiffany Pure Lust Band 5 - Lisa Childs - E-Book

Tiffany Pure Lust Band 5 E-Book

LISA CHILDS

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Beschreibung

BEGEHRT – UND BELOGEN? von LISA CHILDS
Das Supermodel Muriel Sanchez ist Ronans Gegnerin vor Gericht - aber nur dort, denn im Bett verstehen sie sich blendend. Doch dann werden dem Richter gefälschte Unterlagen zugespielt, die ihn als Lügner darstellen, und Ronan kommt ein schrecklicher Verdacht: Hat die heißblütige "schönste Frau der Welt", wie die Medien sie nennen, ihn eiskalt hintergangen und ans Messer geliefert?

HAUTNAH UND IMMER NÄHER von ANNE MARSH
Welch verrückter Tag! Die aufstrebende Bankerin Harper lässt sich ihr erstes Tattoo stechen, und der gefährlich gut aussehende Tattookünstler und Biker Vik macht ihr ein unanständiges Angebot. Als Harper sich traut, es anzunehmen, gerät sie in einen Strudel der Emotionen. Doch um keinen Preis darf sie zu viel für Vik empfinden – denn er liebt die Freiheit und fühlt sich nur in seinem finsteren Bikerclub zu Hause …

Unsere erotischsten CORA-Romane wegen großer Nachfrage jetzt im Doppelband neu zusammengestellt!

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Seitenzahl: 407

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Lisa Childs, Anne Marsh

TIFFANY PURE LUST BAND 6

IMPRESSUM

TIFFANY PURE LUST erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Neuauflage in der Reihe TIFFANY PURE LUST, Band 5 03/2023

© 2018 by Lisa Childs Originaltitel: „Legal Attraction“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Oliver Fehn Deutsche Erstausgabe 2019 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe Baccara Club, Band 15

© 2018 by Anne Marsh Originaltitel: „Inked“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Rainer Nolden Deutsche Erstausgabe 2019 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe Baccara Club, Band 10

Abbildungen: kzww / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751517218

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL

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Begehrt - und belogen?

1. KAPITEL

Verflixt! Überall, wo er hinkam, sah er sie. Aber Muriel Sanz war auch überall: auf jeder Plakatwand am Times Square, auf jedem Magazincover an jedem Kiosk der Stadt. Jeder Stadt, wohlgemerkt …

Dass er sie allerdings hier treffen würde, hätte Ronan Hall nicht gedacht: in der Lobby eines Apartment-Hauses, das er gerade im Begriff war zu verlassen. Er wollte hinausgehen, und sie kam im selben Moment herein. Nun machte er kehrt und folgte ihr zum Aufzug. Eigentlich hätte er sich ja denken können, dass er ihr hier begegnete. Er wusste schließlich, dass sie Freundinnen waren. Ihre Freundschaft konnte ihn seine Zulassung als Anwalt kosten, falls die Anwaltskammer Muriels Lügen und den gefälschten Beweisen glaubte, die sie gegen ihn vorzubringen gedachte.

Miststück!

Die Aufzugtüren glitten zu, aber er legte seine Hand dazwischen, um sie geöffnet zu halten. Sie würde ihm nicht entkommen. Was nicht heißen soll, dass sie es versuchte. Auf dem ganzen Weg durch die Lobby des Gebäudes im Garment District schien sie ihn nicht bemerkt zu haben. Sie hatte wie gebannt auf ihr Handy gestarrt und eine Nachricht getippt.

Für wen die Nachricht wohl war? Für ihre Freundin Bette? Für einen Lover? So wie er sie und ihre unersättlichen Gelüste einschätzte, vermutlich für einen Lover.

Schon wieder bewegten sich die beiden Türflügel aufeinander zu – diesmal mit seinen Fingern dazwischen. Er fluchte und schob die Türen kräftig mit beiden Händen auseinander, damit er die Kabine betreten konnte.

Muriel stand allein im Aufzug und drückte den Knopf zum Schließen der Türen. Jetzt war natürlich klar, dass sie ihn gesehen hatte. Ihre naturbraune Haut verfärbte sich ins Rötliche, und ihre wassergrünen Augen blitzten vor Zorn.

Sie war unglaublich schön – vielleicht die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Deshalb war sie auch als Supermodel so erfolgreich. Durch ihr Haar verliefen Strähnen in allen möglichen Farben, und sie hatte volle Lippen und große, wunderschöne Augen. Und was ihren Körper betraf …

Obwohl sie zu ihren schwarzen Leggings einen langen Oversize-Pullover trug, spannte sich der Stoff wie eine zweite Haut über jede Schwellung ihrer Brüste, den Kurven ihrer Hüften und ihres Pos. Es war wirklich unfair, dass sie so einen tollen Körper hatte.

Und er bezweifelte, dass irgendetwas daran das Ergebnis einer Schönheitsoperation war. Das hätten die Medien längst herausbekommen und richtig ausgeschlachtet, wie sie es mit allen Dingen aus ihrem Privatleben taten.

Aus diesem Grund sah er sie auch überall. Sogar in seinen verdammten Träumen.

„Was zum Teufel tun Sie hier?“, fragte sie. Er war in dem Apartmenthaus gewesen, um ihre Freundin Bette Monroe zu treffen. Seine Anwaltspartner – mit Ausnahme ihres Geschäftsführers Simon Kramer – und er waren gekommen, um wegen Simon mit ihr zu sprechen. Bette war Simons ehemalige Mitarbeiterin, und ohne sie ging es ihm hundsmiserabel – wohl mehr aus persönlichen als aus beruflichen Gründen. Und es war Ronans Schuld, dass sie sich sowohl beruflich als auch persönlich von ihm getrennt hatte.

Nachdem seine Partner sich verabschiedet hatten, war er noch kurz geblieben und hatte überlegt, ob er noch einmal umkehren sollte, um sich ein weiteres Mal zu entschuldigen. Oder sich überhaupt zu entschuldigen, denn er war sich nicht so sicher, ob er es bereits getan hatte. Er war sich allerdings auch nicht so sicher, ob eine Entschuldigung überhaupt notwendig war.

„Ich treffe mich mit Ihrer Freundin“, sagte er. Er hatte sich entschieden und streckte den Arm nach der Kontrolltafel aus.

Ein Knöpfchen leuchtete bereits, aber es war nicht das fürs neunte Stockwerk, wo Bette ihr Apartment hatte. Bevor er hinlangen konnte, stieß Muriel mit beiden Handflächen gegen die Tafel, wodurch sie die Knöpfe verbarg, aber auch alle gleichzeitig drückte. Die Türen glitten zu, und die Kabine bewegte sich nach oben.

„Was zum Henker tun Sie da?“, fragte er.

Die Kabine kam zum Stillstand, und die Türflügel gingen auf. Muriel machte jedoch keine Anstalten, den Aufzug zu verlassen. Stattdessen streckte sie den Arm aus, um die Tür wieder zu schließen. Dann drückte sie den Knopf zur Lobby, doch die anderen Stockwerke leuchteten bereits alle. Sie mussten beim Hinauffahren in jeder einzelnen Etage halten, bevor es wieder abwärts ging.

„Hören Sie auf damit, Bette zu belästigen“, zischte sie. „Sie war es nicht, die mir die Beweise gab, die ich an die Anwaltskammer weitergeleitet habe.“

„Beweise. Das sind keine Beweise. Es ist alles nur gefälschter Bullshit, und der lässt sich leicht widerlegen.“

Ihre großen Augen verengten sich misstrauisch. „Wenn das stimmt, warum sind Sie dann so aufgebracht?“

„Weil es mich ankotzt, wie weit Sie gehen, um meinen Namen in den Dreck zu ziehen.“ Als ehemaliger Ausreißer, der eine Zeit lang auf der Straße gelebt hatte, hatte Ronan bis an seine Grenzen gekämpft, um dort anzukommen, wo er heute war. Und er hasste den Gedanken, dass alles – vor allem Muriels Lügen – seine Karriere und die Anwaltstätigkeit seiner Partner ernsthaft gefährden konnte.

„Um Ihren Namen in den Dreck zu ziehen? Sie haben ein PR-Unternehmen engagiert, um mein Image zu ruinieren. Und wozu? Nur um meinem schmierigen Ex einen Vorsprung zu verschaffen.“ Ihre langen, vollen Wimpern flatterten, aber er bezweifelte, dass sie mit ihm flirten wollte. Ob sie gerade versuchte, ein paar Tränen wegzublinzeln?

Er verspürte ein seltsames Stechen in seiner Brust. Mitgefühl? Nein. Die einzigen Gefühle, die es hier aufzubringen galt, waren Misstrauen und Wachsamkeit. Er bezweifelte nicht, dass sie versuchen würde, ihn reinzulegen. Genau wie ihren Ex-Ehemann, als sie ihn vor der Hochzeit diesen lächerlichen Ehevertrag unterzeichnen ließ. Er war da nur rausgekommen, weil er beweisen konnte, wer und was Muriel Sanz wirklich war.

Der Aufzug bimmelte, und die Türen gingen auf. Sie drückte das Knöpfchen, um sie wieder zu schließen. „Wie können Sie nachts eigentlich schlafen?“, fragte sie.

In letzter Zeit nicht so toll, weil er die ganze Zeit an sie denken musste, selbst wenn eine andere Frau bei ihm war. Dauernd sah er Muriels hübschen Körper vor sich, ihren Körper mit dem sexy Arsch …

„Dasselbe könnte ich Sie auch fragen“, sagte er. „Sie verstehen es hervorragend, andere zu manipulieren. Haben Sie so auch Bette davon überzeugt, Ihnen das Briefpapier mit dem Street-Legal-Briefkopf zu geben?“

Er bezweifelte allmählich, dass die Ex-Mitarbeiterin seines Partners an Muriels kranken Intrigen mitgewirkt hatte. Bette Monroe war sprachlos gewesen, als er sie damit konfrontierte, dass ihre Freundin die Beschwerde bei der Anwaltskammer eingereicht hatte.

„Ich hab Ihnen doch gesagt, dass Bette mir nichts gegeben hat.“

„Also haben Sie es sich ohne ihr Wissen genommen?“ Das wäre kein Problem gewesen, falls sie jemals die Büroräume von Street Legal betreten hätte. Doch er hatte es überprüft; sie war nie dort gewesen. Vielleicht aber hatte Bette ein paar Bogen Briefpapier mit nach Hause genommen. Er würde sie fragen müssen.

Der Aufzug blieb stehen, die Türen gingen auf. Wieder drückte sie den Knopf, um sie zu schließen. „Einen Dreck hab ich mir genommen.“

„Mal sehen, ob Bette sich an was erinnert.“ Er hatte sie schon einmal deswegen befragt, und natürlich hatte sie abgestritten, ihrer Freundin geholfen zu haben. Aber vielleicht erinnerte sie sich daran, ob Muriel in ihrer Handtasche gekramt oder etwas aus ihrer Wohnung mitgenommen hatte. Ob sie dann alles zugeben oder sie weiterhin in Schutz nehmen würde?

„Sie und Ihr Geschäftsführer, dieser Trottel, Sie haben Bette eh schon wie den letzten Dreck behandelt“, sagte sie. „Das werden Sie kein zweites Mal tun.“ Sie drückte jetzt das Stopp-Knöpfchen, und der Aufzug kam ruckelnd zwischen zwei Stockwerken zum Stehen.

„Was zum Teufel haben Sie jetzt wieder gemacht?“, fragte er, als ein Alarmton zu läuten begann, der an allen vier Wänden der kleinen Kabine reflektierte.

Ronan war nicht scharf auf allzu enge Räume. Schon gar nicht, wenn sie es war, mit der er sich die Enge teilen musste. Er schlug gegen den Knopf, um das Ding wieder zum Starten zu bringen.

Der Aufzug schlingerte nach oben, dann rauschte er schlagartig in die Tiefe. Sein Magen auch. Bisher hatte er sich nur Sorgen um seine Zulassung gemacht. Jetzt dämmerte ihm: Das war nicht alles, was Muriel ihn kosten konnte. Er konnte froh sein, wenn er hier lebend wieder rauskam.

Ein schriller Schrei entfuhr Muriels Kehle, als es ihr die Füße wegzog. Der Aufzug war schneller als sie und stürzte den Schacht hinab wie ein riesiges Bleigewicht. Dann kam die Kabine abrupt zum Stehen. Muriel verlor den Halt und stürzte. Doch es war nicht der Terrazzofußboden, den sie unter sich spürte. Es war ein durchtrainierter Körper, der schon vor ihr gestürzt war.

Ronan Hall lag breit in der Kabine, die Beine auf dem Boden ausgestreckt. Er war mit dem Rücken und den Schultern gegen eine der Wände geknallt, und womöglich hatte er sich auch den Kopf angestoßen, denn seine Augen waren geschlossen.

War er bewusstlos?

Von seiner Brust aus, auf der sie gelandet war, musterte sie sein schönes Gesicht: ein viereckiges Kinn und Backenknochen, so scharf geschnitten und markant wie seine Nase. Vor seinen Wangen zeichneten sich lange, dichte Wimpern ab, die noch nicht einmal zuckten.

Obwohl sie tausend gute Gründe hatte, ihn zum Teufel zu wünschen, fragte sie unwillkürlich: „Alles okay?“

„Keine Ahnung“, antwortete er mit tiefer, knurriger Stimme. „Fallen wir noch weiter?“

Sie hatte Angst, sich zu bewegen, für den Fall, dass es wirklich noch mal losging. Das war der einzige Grund, warum sie noch immer auf ihm lag, die Beine fest mit seinen verschlungen. Wenn sie jetzt von ihm runterkletterte, passierte vielleicht etwas Schreckliches.

Sie atmete kurz ein und hielt die Luft an. Sein Duft prickelte in ihrer Nase und ihrem Kopf. Er roch wirklich verdammt gut … nach etwas, das nur er an sich hatte. Das war unfair.

Sie versuchte trotzdem, immer positiv zu denken. Wenn du fällst, steh wieder auf, lautete ihr Motto. Auch jetzt würde sie gleich aufstehen – sobald sie wusste, dass der Aufzug nicht bis auf den Grund des Schachts stürzen würde.

„Ist bei Ihnen alles okay?“ Vor lauter Sorge klang Ronans Stimme noch tiefer als sonst.

Sie sah hoch in sein Gesicht. Seine Augen waren offen, während er sie studierte. Sie zuckte mit den Schultern, doch dann quietschte die Kabine, und sie schnappte nach Luft. Ronans starker Arm umhüllte sie, und sie tat keinen Mucks. Sie fühlte sich vor Angst wie gelähmt. Angst vor einem Sturz und vor ihren Gefühlen.

„Nicht bewegen“, sagte er.

Sie wollte sich ja nicht bewegen, doch gegen den hektischen Schlag ihres Herzens kam sie nicht an. Es hämmerte so heftig, dass ihr ganzer Körper davon erschüttert wurde. Und das ging nicht nur ihr so: Sein Herz rebellierte auch, im gleichen Takt wie ihres. Ihre Brüste waren an seine muskulöse Brust gepresst.

„Darf ich atmen?“, fragte sie und versuchte ihre Panik zu bekämpfen, die sie ständig dazu drängte, nach Luft zu ringen.

„Ich weiß nicht, ob wir es wagen sollen“, murmelte er. Sie spürte, wie die Luft, die er beim Flüstern ausstieß, ihre Haarspitzen bewegte.

Eine der Strähnen verfing sich in ihren Wimpern, doch sie traute sich nicht hinzufassen. Das bedeutete: Ihre Hände blieben dort, wo sie waren, und erst jetzt wurde ihr bewusst, wo das war und was sich unter ihnen befand. Bei ihrem Sturz hatte sie sie instinktiv ausgestreckt, und da sie auf ihm gelandet war, befanden sich dort auch ihre Hände. Die eine lag auf seinem Bizeps, die andere klammerte sich an seinen Oberschenkel. Und als hätte er erst jetzt bemerkt, wo sie ihn berührte, ließ er beide Muskeln unter ihren Fingern spielen.

Sein ohnehin schon angespannter Körper wurde noch härter. An ihrem Unterleib spürte sie seine Erektion, die seinen Hosenschlitz fast bis zum Gehtnichtmehr spannte. Er musste direkt vom Büro hierher gefahren sein, um Bette zu treffen, da er immer noch seinen Anzug trug. Auf den Bildern, die sie von ihm gesehen hatte und die ihn in seiner Freizeit zeigten, trug er Jeans und T-Shirt. Was nicht bedeutete, dass sie viele Freizeit-Fotos von ihm kannte. Wenn er und seine Partner von der Street-Legal-Kanzlei nicht so berüchtigt gewesen wären, hätte es vermutlich gar keine Fotos von ihm gegeben. Doch genau das waren sie – berüchtigt. Rücksichtslose Kläger und rücksichtslose Liebhaber. Wenn sie außerhalb des Gerichtssaals fotografiert wurden, hatten sie meist eine berühmte Frau an ihrer Seite – eine Schauspielerin oder ein Model oder eine Modedesignerin.

Muriel versuchte, die Hüften zu verlagern, damit ihr Venushügel nicht so fest gegen seinen Schwanz drückte. Doch er stöhnte auf, und einer seiner Arme glitt um ihren Rücken, während er mit der Hand nach ihrer Hüfte griff.

„Keine Bewegung“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Der Aufzug stand jetzt völlig still. Er gab auch nicht mehr dieses unheilverkündende Quietschen von sich. „Ich glaube nicht, dass er abstürzt“, sagte sie.

„Um den Aufzug mache ich mir weniger Sorgen“, erwiderte er.

„Warum liegen wir dann hier und haben Angst, uns zu bewegen?“

Er stöhnte wieder, und seine Finger griffen härter zu. Sie bezweifelte jedoch, dass ihm etwas wehtat, denn seine Lippen verzogen sich zu einem matten, aber frechen Grinsen. „Vielleicht hat es mir ja Spaß gemacht, dass Sie sich auf mich draufgeworfen haben.“

Sie atmete schockiert ein und versuchte zappelnd, sich von ihm runterzubewegen. Doch der Griff seiner Hände war zu stark, und alles, was sie schaffte, war, dass ihre Hüften sich an seinem Schritt rieben. Und der Aufzug wieder ins Schwanken kam. Die Kabel quietschten. Aber diesmal hielten sie stand. Die Kabine stürzte nicht noch tiefer in den Schacht, und der Gedanke, sterben zu müssen, quälte sie nicht mehr. Dafür quälte sie jetzt ihre Reaktion auf Ronan Hall.

Anstatt sich zu beruhigen, schlug ihr Herz noch schneller. Ihre Haut kribbelte und brannte an jeder Stelle, wo ihre Körper sich berührt hatten – und das war so ziemlich überall. Er war so muskulös, so groß und breit.

Und seit sie seinen Atem in sich aufgesogen hatte, war auch sein Duft wieder da und drang ihr in den Kopf. So wie er bald in sie eindringen würde …

Sein erigiertes Glied fühlte sich so gewaltig und hart an. Die Hitze bohrte sich ihr bis ins Mark, machte sie heiß und feucht.

Nein. Sie konnte nicht Feuer und Flamme sein für den Mann, der ihren guten Ruf und dazu auch noch fast ihre Karriere und ihr Leben zerstört hatte.

„Lassen Sie mich gehen“, bat sie.

„Wohin wollen Sie denn?“, fragte er. „Wir stecken in einem Aufzug fest. Warum machen wir nicht einfach das Beste daraus?“ Mit einer Hand umklammerte er nach wie vor ihre Hüfte, die andere glitt aufwärts über ihren Rücken, und er schmiegte sie um ihren Kopf, während er ihren Mund an seinen presste. Als ihre Lippen verschmolzen, spürte Muriel einen Ruck, den sie gern als Schreck interpretiert hätte – aber sie wusste, es war etwas anderes. Etwas, das ihre Brustwarzen steif werden ließ und ein Hitzegefühl durch ihren ganzen Körper jagte: Begierde.

Er küsste sie zaghaft, indem er mit den Lippen erst nur sanft ihren Mund streifte. Dann ließ eine weitere Welle des Verlangens sie erbeben, und seine Küsse wurden intensiver, seine Zunge drang in ihren Mund vor. Sein Kuss war leidenschaftlich, heiß und wild.

Muriel wollte diesen Mann nicht begehren, nicht ausgerechnet ihn. Aber er sah so verdammt gut aus, von seinen Muskeln und seiner Überlegenheit ganz zu schweigen.

Noch nie hatte jemand sie so geküsst wie er. Er war so gut, dass schon sein Kuss sie fast zum Höhepunkt brachte. Und nun berührte er sie auch noch, ließ seine Hand von ihrer Hüfte aufwärts wandern und umschloss eine ihrer Brüste.

Sie atmete tief ein, wodurch ihre Brust sich eng an seine Hand presste. Er begann sie sanft zu drücken, und ein tiefer Atemstoß entwich zwischen ihren verschmolzenen Lippen. Kurz löste er die Finger von ihr, suchte dann die Knöpfe auf ihrem Pullover und ließ sie geschickt aufspringen.

Unter dem Pulli trug sie ein Spitzentop mit hübschen Schleifen, die die Träger zusammenhielten. Als er ihre Schultern weit genug aus dem Pullover befreit hatte, streckte er die Hand nach einer dieser Schleifen aus.

Wenn er sie löste, würde das Top hinunterrutschen, und er könnte ihre Brüste sehen, könnte sie berühren.

Sie wollte seine Hände auf ihrem Körper spüren. Sie wollte ihn.

Aber das ging nicht. Nicht nach allem, was er ihr angetan hatte. Wie er mit ihrem guten Ruf, ihren Ersparnissen und ihrem Selbstwertgefühl umgegangen war.

Ihr eigentlicher Wunsch war, dass Ronan Hall vor ihr auf den Knien lag und um Verzeihung bettelte. Und sie wusste, das würde nicht geschehen. Nie im Leben.

Es sei denn, sie würde ihn durch die gleiche Hölle jagen wie er sie.

2. KAPITEL

Ronans Kopf schnellte unter der Wucht ihrer Ohrfeige nach hinten. Aber er grinste nur. Auch wenn seine Wange jetzt wie Feuer brannte – der Kuss war es ihm wert gewesen.

Wie konnte eine so harte und biestige Frau nur so süß schmecken? Gut, die Ohrfeige hatte ihn wieder auf den Boden gebracht, bevor er etwas völlig Dummes tat, wie zum Beispiel diese Schleife auf ihrer Schulter zu lösen.

Sie ohne Top zu sehen, dafür hätte er auf jeden Fall eine weitere Ohrfeige riskiert. Er sah ihre festen Brustwarzen, die sich unter dem dünnen Seidenstoff abzeichneten. Unter dem Top befand sich nichts als ihre honigbraune Haut.

Die Finger noch immer auf der Schleife, begann er mit einem der beiden Enden zu spielen. Ein kleiner Ruck, das würde genügen.

Dann aber schlug sie seine Hand zur Seite, drückte mit den Handflächen gegen seine Brust und schob ihn weg. „Trauen Sie sich bloß nicht!“

„Fordern Sie mich nicht heraus“, ermahnte er sie. Als Junge hatte er sich immer als Erster getraut, die Zunge an einen eiskalten Fahnenmast zu pressen. Er hob die Hand wieder an Muriels Schulter.

Sie zerrte den Pullover nach oben und hüllte ihren Körper damit ein, als hätte er sie gezwungen, sich auszuziehen. Als wäre so etwas überhaupt nötig gewesen! Auf all den Plakatwänden und Magazincovern trug sie kaum mehr als ihr verführerisches Lächeln. Höchstens noch ein paar schmale Streifen aus Spitzen oder Seide.

„Was für ein Spiel spielen Sie?“, fragte er. Sie war eine anspruchsvolle Frau, aber auch ziemlich raffiniert. Diese gefälschten Dokumente waren der Beweis dafür.

„Spiel?“, fragte sie, wobei ihre rauchige Stimme vor Empörung einen Deut höher klang. „Wer hat denn hier wen geküsst?“

„Sie haben uns in diesem Aufzug festgehalten und sind förmlich auf mich draufgestiegen“, stellte er fest. Ob sie versuchte, ihn zu verführen? Oder ihn sexuell aufzugeilen bis an die Grenzen des Wahnsinns?

„Ich bin gestürzt“, sagte sie. „Und ich habe Sie bestimmt nicht festgehalten.“

„Ich habe jedenfalls nicht an der Kontrolltafel herumgespielt und jedes verdammte Stockwerk eingetippt, bis der Aufzug völlig zum Erliegen kam.“

„Das habe ich getan, damit Sie endlich aufhören, Bette zu belästigen.“

„Ich belästige Bette nicht“, sagte er. Simon würde ihn umbringen, wenn er das täte. Der Typ war ohnehin schon sauer auf ihn wegen ein paar Dingen, die er zu Bette gesagt hatte. Er war schwer verliebt in seine unscheinbare Ex-Mitarbeiterin.

Aber vielleicht war Bette ja gar nicht so unscheinbar.

Ronans Stil war das allerdings nicht. Mit verklemmten Frauen konnte er nichts anfangen. Er brauchte eine Frau, die genauso wild und abenteuerlustig und sexbesessen war wie er.

Muriel trat vor die Aufzugtüren, als könnte sie ihn aufhalten. „Sie werden überhaupt nicht mehr mit Bette sprechen.“

Er wollte gar nicht mit Bette sprechen. Er wollte mit niemandem sprechen. Er wünschte, Muriel würde wieder in seinen Armen liegen und ihren Körper an seinen presste. Sie war es, wonach er suchte – die Frau, die irgendwann seine Gelüste im Schlafzimmer befriedigen würde, und überall sonst, wo sie sich trauten, es zu tun.

„Wir sitzen hier fest“, erinnerte er sie. Und noch während er es sagte, begann der Aufzug zu schaukeln und zu quietschen. Muriel schnappte nach Luft und fiel nach vorn – direkt in seine Arme.

„Schon wieder gestürzt?“, zog er sie auf. „Hätte ich nie gedacht, dass ein Supermodel wie Sie so tollpatschig sein kann.“

Auch wenn sie ihn anblitzte, blieb sie doch in seinen Armen liegen und hielt seine Schultern umklammert. „Hoffentlich verlieren wir nicht wieder den Halt.“

„Ich hab noch nie den Halt verloren“, sagte er, „und ich werde ihn auch diesmal nicht verlieren.“ Schon gar nicht wegen einer Frau wie Muriel Sanz, die Männer zum Frühstück vernaschte.

Dann dämmerte ihm, wovon sie eigentlich sprach, und schon murmelte sie: „Ich meinte den Aufzug.“ Sie begann zu lachen, und während sie lachte, rückte sie von ihm weg und ließ die Arme von seinen Schultern fallen. „Ich meinte nicht, dass wir … aus anderen Gründen den Halt verlieren. Das glauben Sie doch selbst nicht, dass ich Ihretwegen die Balance verliere …“

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, und er warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Der Laut, den sie daraufhin von sich gab, sollte demonstrieren, wie lächerlich sie den Gedanken fand, sie hätte was für ihn übrig. Im Grunde hatte er nie eine echte Beziehung gehabt.

Nur Sex …

Und genau das hätte er auch mit ihr gern gehabt, auch wenn sie versuchte, seine Karriere zu zerstören. Dieser Kuss hatte ihn überzeugt. Es würde gut laufen zwischen ihnen – ja, nicht nur gut, ganz ausgezeichnet sogar.

„Ich würde mir nie im Leben einbilden, Sie könnten in mich verliebt sein“, versicherte er ihr. „Ich glaube, Sie sind genauso wenig fähig, sich richtig zu verlieben wie ich.“

„Ich war verheiratet“, sagte sie, „bevor Sie der Sache ein Ende bereiteten.“

„Ich? Sie haben der Sache selbst ein Ende bereitet. Durch Ihre Betrügerei.“

Sie hob die Hand, doch bevor sie damit sein Gesicht treffen konnte, hielt er sie am Handgelenk fest. Zwischen zusammengebissenen Zähnen zischte sie: „Ich habe nicht betrogen.“

„Wieso hat Ihr Ex dann so viele Zeugen auftreiben können, die das genaue Gegenteil behaupten?“

Sie riss ihre grünen Augen auf. „Mein Ex? … Er war das? Ich dachte, das wären Sie gewesen. Sie oder diese PR-Agentur?“

„Ja, das war der zweite Fehler, den Sie begangen haben … dass Sie diese Unterlagen gefälscht haben, die angeblich aus meinen Fallprotokollen stammten. Sie ließen es so klingen, als hätte ich diese Zeugen aufgetrieben. Und das stimmte nicht.“

Sie funkelte ihn an. „Was diese Zeugen aussagten, das stimmte nicht. Sie haben alle falsch ausgesagt, und Sie wussten davon.“

„Ja, das war der erste Fehler“, sagte er. Er kam näher und drückte seine Brust gegen ihren Busen. „Nun geben Sie mir bitte nicht die Schuld an Ihren Fehlentscheidungen.“

„Fehlentscheidungen?“, wiederholte sie. „Die einzige Fehlentscheidung war, dass ich überhaupt geheiratet habe.“

„In diesem Punkt sind wir uns völlig einig. Heiraten ist immer ein Fehler.“ Die Ehe seiner Eltern war für ihn der Beweis. Ihre ewige Streiterei war der Grund gewesen, weshalb er in seiner Teenagerzeit für einige Zeit von zu Hause weggelaufen war. „Die Menschen sind nun mal nicht monogam veranlagt.“

„Viele schon“, sagte sie.

Jetzt schüttelte er den Kopf. „Nicht Leute wie Sie und ich, Muriel.“ Er strich ihr mit den Fingerspitzen übers Kinn bis runter zur Kehle, um ihr den Pullover von einer der Schultern zu schieben.

Dann spielte er wieder an dieser Schleife herum. Die Versuchung, sie zu öffnen, war so verdammt groß.

Er zupfte mit den Fingern daran herum, und die Schleife begann sich zu lösen. Dann bimmelte der Aufzug, und die Türen glitten auf.

Muriel trat rückwärts durch die Tür. Gleichzeitig aber streckte sie den Arm aus und drückte den Knopf auf der Kontrolltafel. Die Türen schlossen sich, sie drehte sich um und rannte den Korridor hinab.

Ronan war sich nicht sicher, auf welcher Etage sie angehalten hatten. Ob es vielleicht sogar ihre Etage gewesen war oder ob sie ihn einfach nur loswerden wollte. Bevor er auf die Ziffern oberhalb der Tür blicken konnte, setzte der Lift sich bereits wieder in Bewegung, und zwar abwärts, bis er in der Lobby zum Stillstand kam.

Er zögerte einen Moment, bevor er durch die geöffneten Türen trat. Er würde sich nicht noch mal bei Bette entschuldigen, er hatte es sich anders überlegt. Wahrscheinlich war es besser für Simon, wenn Ronan überhaupt nicht mit ihr sprach. Vermutlich hatte sie ihm bereits alles erzählt, was sie wusste. Nein. Wenn er der Sache mit den Dokumenten, die an die Anwaltskammer geschickt worden waren, auf den Grund gehen wollte, würde er noch einmal mit Muriel sprechen müssen. Aber dazu musste er einen anderen Zeitpunkt wählen, denn wenn er sie jetzt aufspürte, nach diesem Kuss und dem Anblick ihrer Brustwarzen, die sich an ihr Top schmiegten, würde das zu verdammt viel mehr führen als nur zu einer Unterredung.

Mit zitternden Beinen und rasendem Herzen lehnte Muriel sich gegen die Tür ihres Apartments. Sie schob den Türriegel vor, sodass Ronan, selbst wenn er sie verfolgte, nicht zu ihr reinkommen konnte. Allerdings glaubte sie nicht, dass er ihr gefolgt war. Die Aufzugtüren waren zugegangen, bevor er es geschafft hätte, den Lift zu verlassen.

Aber er konnte sie aufspüren … Sie traute ihm jederzeit zu, dass er so lange an alle Türen klopfte, bis er sie gefunden hatte.

Er war sauer, dass sie ihn bei der Anwaltskammer angeschwärzt hatte.

Sie konnte seinen Zorn verstehen, sofern er wirklich nichts Unrechtes getan hatte. Dieses Gefühl aber hatte sie während ihres gesamten Scheidungskriegs gehabt. Sie war vor Gericht und in den Medien verleumdet worden, und nichts von dem, was man ihr vorwarf, stimmte. Sie hatte mit Sicherheit nicht betrogen.

Mit ihren Versprechungen war es ihr ernst gewesen. Sie hatte monogam gelebt. Das war alles, was sie sagen konnte. Selbst vor ihrer Ehe war sie nie mit mehr als einem Mann zusammen gewesen. Und seit ihrer desaströsen Scheidung hatte es keinen neuen mehr gegeben.

Vielleicht hatte sie deshalb so extrem auf Ronan reagiert. Oder vielleicht hatte es auch gar nicht an ihm gelegen. Vielleicht war es der defekte Aufzug gewesen und ihre Angst, sie würden beide in den Tod rasen. Wenn ihre Emotionen so aufgeheizt waren, war es ja kein Wunder, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Und man musste ja wirklich zugeben, dass er gut aussah und sexy war.

Trotzdem: Im Grunde hätte sie ihn hassen müssen, nicht begehren. Und sie hasste ihn ja auch.

Wenn er aber nun wirklich nichts für die Zeugen konnte, die da aufmarschiert waren? Was, wenn es sich bei den Dokumenten aus seiner Street-Legal-Praxis tatsächlich um Fälschungen gehandelt hatte? So, wie er selbst es behauptete?

Nein. Das konnte sie nicht glauben. Schließlich waren ihr die Zeugen, die eine Aussage gemacht hatten, alle bekannt. Es waren zwar nicht alles Freunde von ihr, aber zumindest Bekannte. Sie hätten bestimmt keine Lügen über sie erzählt, es sei denn, unter massivem Zwang. Arte hätte so etwas nie getan. Er war zwar nicht der Mann, für den sie ihn gehalten hatte, aber auch kein Monster. Sie hätte ja schließlich kein Monster geheiratet. Er war einst so liebenswert und charmant gewesen.

Nein, das Monster war Ronan Hall. Und sie würde es beweisen. Falls diese Dokumente als Beweis nicht reichten, dann musste sie eben nach mehr suchen.

Ronan hatte sich auch zu ihr hingezogen gefühlt. Und bei ihm glaubte sie eher nicht, dass es aus Angst geschehen war. Er hatte sie wegen ihres Aussehens anziehend gefunden. Ihrem Aussehen hatte sie es zu verdanken, dass ihre Karriere – trotz des geschädigten Rufs – nicht gelitten hatte. Die großen Magazine versprachen sich durch sie hohe Auflagen; Modedesigner wussten, mit ihr ließ sich Kleidung verkaufen – gerade weil sie so einen zweifelhaften Ruf hatte. Und sie war beschämt, dass so viele Leute die Lügen über sie glaubten und dass ihre Großeltern, bei denen sie aufgewachsen war, diese Lügen mitbekommen hatten. Über Affären und Orgien und Sexpartys …

Sie kannten sie zwar so gut, dass sie diese Geschichten nicht glaubten, doch die Kommentare von Freunden, von Mitgliedern der Kirchengemeinde und Nachbarn mussten sie trotzdem über sich ergehen lassen.

Aus diesem Grund hasste Muriel Ronan Hall. Jetzt sollte er genauso leiden wie sie. Deshalb hatte sie die Papiere, die ihr ausgehändigt worden waren, an die Anwaltskammer weitergeleitet. Doch vielleicht hätte sie sich zuvor von ihrer Echtheit überzeugen sollen. Sie hatte erst gedacht, sie kämen von Bette. Aber Bette hatte davon nichts gewusst. Wer also hatte ihr den Umschlag mit den Dokumenten zugespielt? Und waren sie echt?

Sie musste die Wahrheit herausfinden. Und sie brauchte Beweise. Am besten war es, sich direkt zur Quelle zu begeben: zu Ronan selbst.

Ob sie ihn mit ihrer Schönheit dazu bewegen konnte zuzugeben, was er getan hatte? Eine Tonaufnahme von seinem Geständnis wäre ein unwiderlegbarer Beweis gewesen.

Aber wie konnte sie ihm dieses Geständnis entlocken? Indem sie ihn verführte?

Sie hätte den Gedanken als widerlich empfinden können; stattdessen aber fand sie ihn seltsam aufregend. Das lag vielleicht daran, dass sie seit Langem mit niemandem mehr zusammen gewesen war als ihrem Vibrator. Damit ließen sich zwar Spannungen abbauen, doch zu der Gesellschaft eines echten Mannes, dessen Hände und Lippen man auf seinen spüren konnte, war es kein Vergleich.

Ronans Lippen fielen ihr ein. Der Moment, in dem sie ihre berührt hatten …

Hitze durchströmte sie, und sie steuerte ihr Schlafzimmer an, wo sie ihren Vibrator im Nachtkästchen aufbewahrte. Heute Nacht musste er ihr genügen. Inzwischen würde sie sich überlegen, wie sie Ronan Hall dazu verführen konnte, ein Geständnis abzulegen über seine Verfehlungen während ihres Scheidungsprozesses.

Das war es, was sie wirklich wollte. Sein Geständnis. Nicht ihn.

Trotzdem dachte sie an ihn, als sie den Vibrator aus der Schublade holte. Die Erektion, die seine Anzughose fast zum Bersten gebracht hätte, hatte bewiesen, dass sein Ding größer war als ihr Spielzeug. Und falls das überhaupt möglich war, auch härter.

Er hatte sie gewollt. Egal wie sehr sie einander verabscheuten – die Anziehung, die zwischen ihnen bestand, konnten sie nicht leugnen. Und das würde Muriel zu ihrem Vorteil nutzen. Ebenso wie jetzt, wo sie sein Bild vor Augen hatte, als sie sich aus ihrem Pulli befreite und ihre Yogahose fallen ließ. Dann lehnte sie sich in ihrem Bett zurück und stellte sich vor, wie Ronan sie küsste, sie berührte …

Sie lockerte eine der Schleifen an ihrem Spitzentop und begann, sich selbst zu berühren. Zwei weitere Schleifen hielten ihren Schlüpfer zusammen. Sie löste sie und drückte gleichzeitig auf den Einschaltknopf des Vibrators. Als sie ihn in sich gleiten ließ, stellte sie sich vor, es wäre Ronans langer, harter Schwanz.

Sie kam fast augenblicklich zum Höhepunkt, und zu ihrer Bestürzung schrie sie dabei seinen Namen.

3. KAPITEL

Glühende Hitze. Doch da kamen die Schweißperlen auf Ronans Brauen nicht her. Das Feuer, das in ihm loderte, hatte nichts zu tun mit den heißen Scheinwerfern, sondern einzig und allein mit der Frau, die in ihrem Schein posierte.

Sie trug nicht viel an ihrem verlockenden Körper – nur ein paar Spitzen und Seidenstreifen. Verlangen übermannte Ronan, während es seinen Schwanz hart wie Eisen machte.

Es war wohl nicht die beste Idee gewesen hierherzukommen. Ihm war klar: Sie war die Einzige, die ihn von jener unerträglichen Spannung befreien konnte, seit er vor ein paar Tagen mit ihr im Aufzug festgesessen hatte.

„Muriel!“, schrie der Fotograf sie an. „Das ist es nicht, was ich von dir will!“

Auch Ronan bekam von ihr nicht, was er wollte. Denn er wollte sehen, wie sie die Schleife zwischen den Cups ihres trägerlosen schwarzen BHs aufknüpfte, dann die an beiden Hüften, die ihren Schlüpfer festhielten.

Aber es würde ihm auch nicht reichen, sie nackt zu sehen. Er wollte sie spüren, wollte sie schmecken … und sich tief in sie hineinwühlen.

Er hätte sie ja schon im Aufzug gevögelt, wenn sie ihn nicht weggeschubst und ihm eine geklatscht hätte. Zuvor jedoch hatte sie ihn zurückgeküsst. Ob sie ihn ebenfalls anziehend fand?

Er wollte die Wahrheit aus ihr rauskitzeln. Darum war er hier, hatte er sie bei ihrem Fotoshooting aufgespürt. Nicht wegen Sex.

Das könnte er auch anders bekommen. Es war nicht so, als würde er ausschließlich sie begehren oder brauchen. Jede Frau würde es für ihn tun.

Nein. Was er wirklich von Muriel Sanz wollte, war die Wahrheit.

Ihre Lippen verzogen sich zu einem sparsamen Lächeln. „Was möchtest du denn haben, Lawrence?“

„Böse will ich dich“, rief der Fotograf zurück.

Sie war böse, Ronan hatte das vor Gericht bewiesen. Allerdings behauptete sie, jene Zeugen hätten gelogen. Warum sollten sie eine Anzeige wegen Falschaussage riskieren? Sie hatten ja keinen Vorteil von dem, was sie sagten.

Nein, die Lügnerin war Muriel Sanz. Und Ronan war fest entschlossen, es zu beweisen. Dazu reichte es, dass sie zugab, diese Schriftstücke gefälscht zu haben. Ob er sie zu einem Geständnis verführen konnte?

Jene Zeugen hatten behauptet, sie wäre sexsüchtig, und aus diesem Grund hätte sie ihren Ehemann betrogen. Vielleicht konnte er es so hinbiegen, dass sie süchtig nach Sex mit ihm wurde. So süchtig, dass sie bereit war, ihm alles Mögliche zu gestehen.

Er wusste: So etwas gab es, dass eine Person nach einer anderen süchtig wurde. Das war auch der Untergang seines Vaters gewesen. Seine Sucht nach Ronans Mutter, egal wie mies sie ihn behandelte. Sie hatte viel mit Muriel Sanz gemeinsam gehabt – ihre Schönheit, ihre Selbstsucht, ihre völlige Gewissenlosigkeit.

„Deine Rolle ist das böse Mädchen“, sagte Lawrence.

Mit dem Fotoshooting sollte die Dessous-Kollektion präsentiert werden, für die Muriel zurzeit modelte. Diese Kollektion hatte ihre Freundin Bette entworfen, Simons Ex-Mitarbeiterin. Ihre Dessous waren das Aufreizendste, was er je gesehen hatte.

„Ein böses Mädchen? Kein Problem für mich“, versicherte sie dem Fotografen, sah dabei jedoch Ronan an. Er spürte ihren Blick, und unter seiner Haut wurde es noch heißer. Ihre rauchige Stimme klang jetzt ein wenig lauter, vermutlich, damit ihm keines ihrer Worte entging. „Ich kann sogar sehr, sehr böse sein.“

Ronan lachte vor sich hin. Das war ja schon fast das halbe Geständnis, dabei hatte er sie noch nicht mal berührt.

Sie glitt mit den Fingerspitzen den tiefen Ausschnitt hinab bis zur Schleife zwischen ihren Brüsten. Und spielte mit beiden Enden, genauso wie er kürzlich mit jener Schleife gespielt hatte – im Aufzug.

Schade, dass diese Schleife sich nicht auch zwischen ihren Brüsten befunden hatte. Dann hätte er sie berühren können, so wie sie sich jetzt selbst berührte.

Während sie mit den Fingerspitzen an ihrem Dekolleté auf und ab strich, grub sie die Zähne in ihre Unterlippe und leckte dann mit der Zunge darüber.

Und Ronan stöhnte. Der Fotograf warf ihm einen fragenden Blick zu. Anstatt ihn anzumeckern, weil er einfach ins Set geplatzt war, grinste der Typ ihn an. „Liegt sicher an Ihnen, dass ihre Augen auf einmal so funkeln“, sagte er. „Sie haben ein böses Mädchen aus ihr gemacht.“

Ronan lachte in sich hinein. „Das liegt an niemandem – und an mir schon gar nicht. Sie war schon immer so böse.“

„Ich bin ein braves Mädchen“, sagte sie und neigte provokativ den Kopf. „Ein sehr, sehr braves Mädchen.“

Lawrence flüsterte: „Jetzt kapiere ich, warum ihr Ex …“

„Warum er was?“, fragte Ronan, als der andere seinen Satz abbrach. Sich von ihr hatte scheiden lassen? Sie geheiratet hatte?

Der Fotograf schüttelte nur den Kopf. „Sie können hierbleiben“, sagte er zu Ronan. „Aber lenken Sie mich nicht ab.“

„Und was ist mit mir?“, fragte Muriel.

„Er ist eine gute Ablenkung für dich“, sagte Lawrence.

War es möglich? Konnte Ronan sie derart ablenken, dass sie ihre Beschwerde bei der Anwaltskammer zurückzog?

Er musste es zumindest versuchen. Aus diesem Grund war er hier. Und aufgrund der Tatsache, dass seine Gedanken an sie und den verdammten Kuss ihn wachgehalten hatten. Er wollte mehr als einen Kuss.

Er war keine gute Ablenkung für sie. Doch als Muriel über Lawrence’ Schulter auf den Computerbildschirm und die Thumbnails sämtlicher Fotos spähte, die der Fotograf gemacht hatte, konnte sie nicht abstreiten, dass Ronan sie zumindest inspiriert hatte. Das war bei Weitem das beste Shooting ihres Lebens gewesen, und sie modelte schon seit ihrem 14. Lebensjahr.

„Wenn du diesen Mann nicht zu einem Drink einlädst, dann tue ich es“, sagte Lawrence. „Die Fotos sind alle gut, aber die richtigen Knaller hast du ihm zu verdanken.“ Er wandte sich um und küsste sie auf die Lippen. „Du hast noch nie so hinreißend ausgesehen wie heute.“

Muriel schmunzelte über die Begeisterung des Fotografen. „Ich bin sicher, er ist schon weg.“

Sie hätte nicht mal sagen können, wieso er überhaupt gekommen war. Vermutlich wollte er wissen, wie sie an die Unterlagen gekommen war, die sie an die Anwaltskammer weitergeleitet hatte. Zumindest musste er endlich einsehen, dass Bette sie ihr nicht gegeben hatte. Das war gut. Sie hätte nie davon Gebrauch gemacht, wenn sie geahnt hätte, in welche Misere sie ihre Freundin dadurch brachte.

„Ich bin noch da“, murmelte eine tiefe Stimme.

Sie blickte hoch und sah seinen langen, muskulösen Körper am Türpfosten zu Lawrence’ Büro lehnen. Er trug einen Anzug; er musste entweder direkt aus seinem Büro oder vom Gericht kommen. Wessen Leben er wohl sonst noch ruinierte?

Sie fürchtete, auch diesmal wieder ihres, falls sie es wagte, ihren Plan auszuprobieren, um ihn zu einem Geständnis zu verführen. Konnte sie es riskieren?

„Ich kann auch gehen“, schlug er vor. „Ich meine, falls ich störe …“

„Jetzt ist das Shooting ja vorbei, das nicht gestört werden sollte“, sagte sie. Er war über Stunden hiergeblieben – während sie die Garderobe wechselte, frisiert und geschminkt wurde.

Weshalb war er so lange geblieben?

„Er hat dem Shooting gutgetan“, sagte Lawrence. „Es war dein bestes überhaupt.“

Ein kurzer Schauer durchjagte Muriel, doch sie fürchtete, es hatte weniger mit dem Lob zu tun, als mit der Art, wie Ronan sie anblickte. Sie konnte diese Spannung spüren; sie strahlte förmlich von ihm ab.

So stark, dass auch sie es spürte. Sie konnte sich nicht erinnern, einen Mann je so begehrt zu haben. Verliebt war sie schon öfter gewesen, doch so eine gewaltige Anziehungskraft war ihr noch nie untergekommen. Eins stand fest: Diesen Mann, den sie hasste, begehrte sie mehr als jeden anderen.

Vielleicht hatte sie einfach den Verstand verloren. „Wie sieht’s aus?“, fragte sie, während sie auf die Tür zusteuerte. „Wollen wir zusammen was trinken?“

Seine dunklen Augen verengten sich, als würde er ihrem Angebot nicht über den Weg trauen, genauso wie sein Erscheinen beim Shooting ihr spanisch vorgekommen war. Nun ging ein Frösteln durch Muriels Körper, und obwohl sie mittlerweile Straßenkleidung trug, bekam sie eine Gänsehaut. Wie zum Teufel hatte er sie gefunden?

Sie zögerte, als sie sich dem Ausgang näherte, wo er stand. Doch dann trat er zurück in den Korridor. „Ich bin nicht zum Zuschauen hergekommen“, sagte er. „So was ist nicht mein Ding.“

Ihre Augen zogen sich misstrauisch zusammen. Konnte es sein, dass sich in allem, was er sagte, eine sexuelle Anspielung verbarg? Oder unterstellte er ihr tatsächlich, was mit Lawrence zu haben?

Gut, er hatte gesehen, wie Lawrence sie küsste. Aber Lawrence küsste jeden. Ausnahmslos jeden.

„Gute Nacht“, rief sie über die Schulter dem Fotografen zu. Er sah kaum von seinem Computer hoch, als er ihr nachwinkte.

Als sie den Korridor hinab zum alten Lagerhaus lief, drehte sie sich zu Ronan um und fragte: „Warum sind Sie hierhergekommen? Und wie haben Sie mich gefunden?“

„Ich hab so meine Quellen“, sagte er.

„Darüber bin ich mir völlig im Klaren“, sagte sie. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Quellen ausgerechnet diesmal verlässlich sind.“

Er blieb vor dem Aufzug stehen und drehte sich ihr zu. „Also haben diese Zeugen alle gelogen, und Sie sind die Einzige, die die Wahrheit sagt?“

„Richtig“, sagte sie. Ihre Großeltern hatten ihr gewisse Werte beigebracht. Zum Beispiel, dass es nie in Ordnung ist zu lügen. Auch keine kleinen Notlügen.

„Warum sollten alle anderen lügen?“, fragte Ronan sie.

„Das müssen Sie mir sagen. Vielleicht, weil Sie sie dafür bezahlt haben?“

Er lachte leise. Doch ihre Frage beantwortete er ihr nicht. Er drehte sich nur um und drückte den Knopf für den Aufzug.

Wie konnte man ihn zu dem Geständnis bewegen, dass er diese Zeugen auf irgendeine Weise zum Lügen genötigt hatte? Wahrscheinlich hatte er dazu selbst in die Tasche greifen müssen. Arte hatte ja kaum etwas besessen, bevor er sie bei der Scheidung fast um ihre gesamten Ersparnisse plus Auto und Wohnung gebracht hatte. Und das, wo er nicht mal fahren konnte.

Der Aufzug klingelte, und die Türen glitten auseinander. Muriel schnappte kurz nach Luft. Schon wieder eine Aufzugfahrt mit Ronan Hall.

Er trat einen Schritt zurück und wartete, bis sie vor ihm eingestiegen war. „Na, kommen Sie“, sagte er. „Solange Sie nicht wieder an der Kontrolltafel herumfuhrwerken, bleibt alles im grünen Bereich.“

Sie zögerte. „Wir könnten auch die Treppe nehmen.“

„Wir befinden uns im zwölften Stockwerk“, erinnerte er sie. „Sind Sie da etwa hinaufgelaufen?“

„Nein.“

„Also geht es gar nicht darum, Aufzug zu fahren“, sagte er. „Es geht lediglich darum, mit mir Aufzug zu fahren.“

Muriel trat in die Aufzugkabine. Doch als ihre Hand nach alter Gewohnheit an die Kontrolltafel griff, zog sie sie sofort wieder zurück. Sie wollte nicht schon wieder mit ihm hier festsitzen.

Grinsend trat er zu ihr. Dann griff er an die Tafel. Sie konnte nicht sehen, welchen Knopf er drückte, ging aber davon aus, dass es der für die Lobby war.

Muriel hätte jetzt einen Drink und etwas zu essen gebraucht. Sie konnte sich kaum erinnern, wann sie zum letzten Mal etwas gegessen hatte. Es schien ihr ewig her.

Die Türen gingen zu. Sie und Ronan waren nun wieder zusammen in der öden Kabine eingesperrt. Es war kein so schicker Aufzug wie der in Muriels Wohngebäude, nur blankes Metall und Holz, und weitaus geräumiger.

Hier war es nicht nötig, direkt neben Ronan zu stehen. Doch wie weit von ihm entfernt sie auch stand – sie spürte seine Gegenwart.

Ihre Haut kribbelte, ihr Blut erhitzte sich. „Wir sollten irgendwo hingehen, wo es was zu essen gibt“, sagte sie. „Ich sterbe vor Hunger.“

Er langte wieder zur Kontrolltafel und stieß den Finger auf einen Knopf. Der Aufzug zitterte und ruckelte kurz, dann blieb er stehen.

„Ich bin auch hungrig“, sagte er und kam zu ihr. Er schlang den Arm um ihre Taille und fing sie ein, bis sie ihren Körper gegen ihn presste. „Und jedes neue Outfit, das du anhattest, hat mich nur noch hungriger gemacht“, sagte er.

„Du hättest ja nicht bleiben müssen.“ In Wirklichkeit hatte sie sich natürlich gefreut, dass er geblieben war – jedes einzelne Mal, wenn sie nach einem Garderobewechsel aus der Umkleide kam. Er sollte sie sehen, und sie wollte wissen, wie er reagierte.

„Ich konnte ja nicht gehen, weil ich noch nicht das bekommen hatte, weswegen ich gekommen war.“

„Und weswegen bist du gekommen?“, fragte sie.

Er senkte den Kopf zu ihrem herab und küsste sie – hungrig und intensiv. Er fiel über ihre Lippen her, knabberte und saugte daran, bis Muriel vor Lust keuchte.

„Deinetwegen“, sagte er. „Ich kam wegen dieses …“

Er strich mit den Händen über ihren Körper, hob ihren Pullover an und zog ihn ihr über den Kopf. „Ich hoffte, du würdest ihn noch immer tragen, diesen …“

Er sprach von dem schwarzen BH mit dem Schleifchen in der Mitte, den sie jetzt wieder trug.

„Warum?“, fragte sie mit atemloser Stimme. Ihr Herz schlug so rasend schnell, dass sie gar nicht dazu kam, ausreichend Luft zu holen.

Ronan griff nach der entscheidenden Schleife, zog an den Bändern, und der BH glitt von ihr herab und legte ihre nackte Haut frei. Ihre Nippel wurden steif und spitz und verlangten nach mehr als seinen begehrlichen Blicken.

„Jetzt weißt du, warum ich so scharf darauf war, das Ding aufzuknüpfen“, sagte er.

Im Laufe ihrer Karriere hatte Muriel meist als Model für Damenunterwäsche und Badeanzüge gearbeitet, deshalb kannte sie schon lange keine falsche Scham mehr. Ronans Blicke jedoch bewirkten, dass sie sich nackter fühlte als je zuvor in ihrem Leben.

Was zum Kuckuck tat sie hier halbnackt in einem Aufzug – zusammen mit dem Mann, der sie beinahe vernichtet hätte?

4. KAPITEL

Ronan spürte den Puls in seiner Brust und seinem Schwanz hämmern. Es wollte ihm nicht in den Kopf gehen, wie verdammt schön sie war: ihre Brüste wie runde und vollkommene Hügel, ihre Nippel prall und rosig. Sein Verlangen, eine davon mit seinen Lippen zu liebkosen, war überwältigend. Doch immer, wenn er sich zu ihr hinüberbeugte, wich sie einen Schritt zurück.

Eine Art Panik verzerrte ihr Gesicht, und sie hob schützend die Hände vor ihre Brüste.

Er begehrte sie jetzt so sehr, wie er noch nie jemanden im Leben begehrt hatte. Vielleicht beging er gerade einen Fehler. Vielleicht sollte er jetzt einen Schritt zurücktreten, genau wie sie.

„Was zum Teufel tun wir da?“, fragte sie, die Stimme von Entsetzen geschüttelt.

Er zuckte mit den Schultern. Klar – was ihn betraf, so wollte er sie dazu verführen, der Anwaltskammer die ganze Wahrheit zu gestehen.

„Ich hasse dich“, sagte sie zu ihm, und Zorn bebte in ihrer Stimme. „Ich hasse dich für das, was du mir angetan hast.“

„Ich hab doch nichts getan …“

Sie hatte ihren Ehemann durch die Hölle geschickt. Der letzte derart gebrochene Mann, den er gesehen hatte, war sein Vater gewesen. Er zuckte zusammen, als diese Panik ihm aufs Neue zusetzte. Aber er musste sich um sich selbst keine Sorgen machen. Er war nicht wie ihr Ex oder sein Vater; er war so schlau, nicht auf ihr hübsches Gesicht hereinzufallen. So viel stand fest.

Sie bückte sich, um ihren BH vom Boden aufzuheben.

„Wie kannst du so etwas sagen – du hast nichts getan? Du hast eine PR-Firma beauftragt, um mich schlechtzumachen!“

„Und? Hat deine Karriere darunter gelitten? Ganz im Ernst, ich glaube, es hat dir eher genützt.“ Nun kannten alle ihren Namen und ihr Gesicht, während sie zuvor höchstens ihren Körper gekannt hatten. Jahrelang hatte sie für Damen-Dessous und Bikinis gemodelt – doch so richtig berühmt geworden war sie erst durch ihr Scheidungsdrama.

Sie schüttelte den Kopf. Noch immer hielt sie die Arme vor den Brüsten verschränkt.

„Du solltest mir dankbar sein“, sagte er und grinste über ihre Wut.

Sie nahm die Hand von ihren Brüsten. Er sah, wie sie vor seinem Gesicht mit dem Arm ausholte. Doch bevor sie ihn treffen konnte, packte er sie am Handgelenk und riss ihren Körper an sich.

„So sagt man aber nicht danke schön“, ermahnte er sie. Er senkte sein Gesicht zu ihrem herab. „Danke schön sagt man so.“ Sobald ihre Lippen sich berührten, vergaß er, dass er sie provoziert hatte.

Ihr weicher Busen drückte gegen seine Brust, und durch die dünne Seide seines Smokinghemds spürte er ihre spitzen Brustwarzen.

Er ließ die Zunge in ihren Mund gleiten. Ihre Zungen tanzten, verfolgten einander, immer wieder.

So wünschte er sie sich: feucht und wild, nur seinetwegen. Er glitt mit den Händen über ihre wunderschönen Brüste, strich mit den Fingerspitzen über ihre seidenweiche Haut, bevor er ihre Nippel streichelte.

Nun beugte er sich hinab zu ihren Brüsten, wechselte von den Fingern zu den Lippen, die er um einen jener straff gespannten Nippel schloss. Er zerrte ein wenig daran, um sie zu reizen.

Ihre Finger wühlten sich in sein Haar, umklammerten seinen Kopf, umschloss ihn noch fester mit den Händen. Vom Kopf ließ sie die Finger zu seinem Hals wandern und lockerte seine Krawatte, bevor sie sich über seine Knöpfe hermachte. Sowie sein Hemd offen war, erforschte sie seine Brust.

Sein Bauch verkrampfte sich, und die Begierde traf ihn bis ins Innerste. Er fuhr zurück, doch sie ging mit und presste den Busen an seine nackte Brust. Sie fühlte sich so berauschend an ihm an, in seinen Armen.

Er spannte die Arme an und die Spannung wuchs aufs Neue. Sie nur zu halten war einfach nicht genug.

Er musste sie haben – er musste sie schmecken – er musste in ihr sein. Er schob die Hände zu ihrer Taille und öffnete den Knopf an ihren Jeans.

Sie wich zur Seite, noch ehe er ihre Jeans zu fassen bekam. Sie wollte ihn aufhalten.

Und er verstand genau, warum.