Tisch-Manieren - Nandine Meyden - E-Book

Tisch-Manieren E-Book

Nandine Meyden

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Beschreibung

Welche Hürden sollte ich beim Geschäftsessen meistern können? Was muss ich bei privaten Einladungen beachten? Wie esse ich schwierige Speisen? Etikette-Expertin Nandine Meyden verrät, wie man rund ums Essen eine gute Figur macht.

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Nandine Meyden

Tisch-Manieren

Im RestaurantBeim GeschäftsessenZu Hause

3. Auflage

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86910-018-0 (Print)

ISBN 978-3-86910-149-1 (PDF)

ISBN 978-3-86910-137-8 (EPUB)

Die Autorin: Nandine Meyden gibt seit über 15 Jahren Benimm-Kurse und ist Etikette-Expertin der MDR-Sendung „Vorsicht Fettnäpfchen“. Für viele Manager nationaler und internationaler Unternehmen ist sie die erste Wahl, wenn es gilt, die Umgangsformen zu verbessern.

3. Auflage

© 2019 humboldt

Eine Marke der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG,

Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover

www.schluetersche.de

www.humboldt.de

Autor und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

Lektorat:

Annerose Sieck, Neumünster

Illustrationen:

Michael Fröhlich, Hannover

Covergestaltung:

DSP Zeitgeist GmbH, Ettlingen

Innengestaltung:

akuSatz Andrea Kunkel, Stuttgart

Titelfoto:

Inhalt

Vorwort

Richtig Gäste einladen

Einladungen aussprechen

Eingeladen werden

Geschenke und Mitbringsel

Ihre Aufgaben als gern gesehener Gast

Checkliste für den perfekten Gastgeber

Die korrekte Sitzordnung

Das A und O: Tischmanieren

Die Haltung bei Tisch

Grundsätzliches Verhalten beim Essen

Korrekter Umgang mit Besteck, Geschirr und Gläsern

Die Serviette

Wichtige Startzeichen

Die richtige Zusammenstellung von Speisen und Getränken

Ein Menü planen

Schwierige Gerichte von A bis Z

Kleines Know-how der Weinsprache

Speisen und Wein: So kombinieren Sie richtig

Reden und Reden halten

Die Willkommens- und Tischrede

Tischgespräche führen

Störungen, Peinlichkeiten und Pannen

Ist Rauchen erlaubt?

Gäste zu Hause bewirten

Die Planung

Das Menü

Dekorative Tischgestaltung

Tische korrekt auf- und eindecken

Hochwertige Gläser – schön für Gaumen und Auge

Weinflaschen öffnen und einschenken

Essen im Restaurant

Das Restaurant auswählen

Menüvorauswahl oder Bestellen à la carte?

Speisekarten verstehen: Lexikon

Der Service

Kinder bei Tisch

Eine gute Kinderstube

Meine Suppe ess ich nicht

Kinder im Restaurant

Die Basis für gute Tischmanieren

Anhang

Literatur

Register

Vorwort

Ein Mitteleuropäer nimmt im Laufe seines Lebens durchschnittlich 80.000 Mahlzeiten zu sich, d. h. er verbringt rund sechs Jahre seiner Zeit mit Essen und Trinken. „Was lebt, isst”, sagte bereits 1825 der französische Gastrosoph Jean Brillat-Savarin. Von Anselm Feuerbach stammt der Satz „Der Mensch ist, was er isst”, und der Volksmund behauptet „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.”

Das Gewinnen, Zubereiten und Essen von Nahrung gehört zu den grundlegenden Tätigkeiten menschlichen Lebens. Alle Völker dieser Erde haben dafür Rituale und Vorschriften entwickelt. Essen verbindet die Menschen und stiftet Identität: Geschäftsabschlüsse, Hochzeitsmahle sowie das Candle-Light-Dinner frisch Verliebter zeugen davon. Die Symbolik der Hochzeitstorte, des Brotbrechens, des Überbringens von Brot und Salz zu neuen Nachbarn sind auch in Zeiten von Convenience und Fastfood Zeichen dafür, dass das gemeinsame Essen eine tiefere Bedeutung hat. Mehr als die reine Nahrungsaufnahme ist das Essen eng eingebettet ins soziale Leben. Es birgt kommunikative und soziale Aspekte: Essen drückt Beziehungen, Macht, Respekt, Liebe, Gemeinschaft aus. Es übermittelt Botschaften über uns selbst. An einem schön gedeckten Tisch zu sitzen, allein, mit der Familie oder mit Freunden und dabei den Alltag hinter sich zu lassen, ist ein Teil von Lebensqualität.

Vielleicht fragen Sie sich aber, warum Tisch-Manieren eigentlich so wichtig sind. Ganz einfach. Gute Tisch-Manieren

–erlauben positive Rückschlüsse auf Ihre Erziehung und Sozialisation,

–zeigen dem Gastgeber, dass Sie ihn respektieren,

–bedeuten Wertschätzung gegenüber dem Essen,

–demonstrieren Ihre Weltgewandtheit,

–lassen Sie Situationen bei Tisch besser kontrollieren,

–ermöglichen Ihnen bei Tisch auch mit Geschäftspartnern mehr Gelassenheit und somit mehr Aufmerksamkeit für Ihren Gesprächspartner.

Sichere Beherrschung der Tisch-Manieren, Wissen über Wein und Speisen sowie Kenntnis der Regeln für Gast und Gastgeber ermöglichen es Ihnen, die vielen Situationen gemeinsamen Essens besser zu nutzen: Nicht nur im Sinne von Genuss, sondern im Sinne von bewusster Selbstpräsentation. werden Sie in diesem Buch praktische Tipps, Checklisten, Übersetzungen von Fachbegriffen, Hilfen, Ideen und viele Hintergrundinformationen erhalten.

Wenn Sie also

–an Essen und Trinken interessiert sind,

–gelegentlich beruflich oder privat Gast beziehungsweise Gastgeber sind,

–sich bei größeren Veranstaltungen sicherer fühlen möchten,

–Ihren Kindern mehr über Tischkultur vermitteln wollen,

–Interesse haben, Ihre eigenen Tisch-Manieren zu überprüfen,

–neugierig sind, wie Sie Speisen und Wein besser kombinieren können,

–hin und wieder über Fremdworte auf Speisekarten stolpern,

–bei Geschäftsessen professioneller auftreten wollen,

Die Regeln und Empfehlungen in diesem Buch beziehen sich auf die deutsche Kultur. In anderen Ländern gibt es nicht nur andere Tischsitten, die sich darin äußern können, wie die Gabel benutzt wird, wohin die Serviette gelegt wird und auf welche Art der Löffel in den Mund genommen wird. Es gibt auch vielfach andere Regeln, wie eine Rechnung im Restaurant beglichen wird und wie hoch das Trinkgeld ausfallen sollte.

Festessen bringen Abweichungen und Besonderheiten mit sich, wie z. B. Hochzeiten oder Trauerfeiern. Daraus ließe sich ein eigenes Buch füllen – hier hatte es keinen Platz mehr. In dieses Buch sind die Fragen und Erfahrungsberichte von hunderten meiner Seminarteilnehmer sowie der Zuschauer von „Vorsicht Fettnäpfchen!” eingeflossen. Ihnen allen gebührt an dieser Stelle mein Dank. Durch diese Offenheit und Neugier konnte „Tisch-Manieren” zu einem praxisgerechten Ratgeber werden. Dankbar bin ich auch allen Restaurantchefs und Sommeliers, die mich beim Besprechen und Durchführen der Übungsmenüs für meine Seminare in den letzten 16 Jahren viel gelehrt haben. Mein ganz besonderer und herzlicher Dank gilt Eugenie und Gerd Meyden. Ihre vielen fachlichen Tipps und kritischen Kommentare haben das Buch erst in dieser Form möglich gemacht.

Richtig Gäste einladen

Sie wollen Freunde und Bekannte zum Geburtstag einladen, mit Ihren Kollegen Einstand feiern oder Einladungen für Ihre Hochzeit verschicken. Nur wie? Vielleicht überlegen Sie, ob Sie sich nicht die Zeit und Arbeit sparen und gleich telefonisch einladen. Auf diese Weise bekommen Sie sofort eine Zu- oder Absage und können besser planen. Von telefonisch über ganz locker per E-Mail bis hin zur schön gestalteten und per Hand geschriebenen Karte: Die Möglichkeiten einzuladen sind vielfältig. Es kommt immer auf den Anlass an. Die Form der Einladung prägt von vornherein den Stil der Feier. Sie setzen damit ein Zeichen, wie formell, feierlich oder locker das Miteinander sein soll. Damit geben Sie zudem ein klares Signal, welche Kleidung angebracht ist.

Einladungen aussprechen

Eine mündliche Einladung ist angebracht, wenn Sie spontan planen und die Antwort sofort benötigen. Etwa wenn Ihnen am Freitagabend in den Sinn kommt, am Wochenende Freunde zum Sonntagsbrunch einzuladen, um die neue Terrasse einzuweihen. Hier ist das Zusammensein locker. Wünschen Sie so ein unkompliziertes, lockeres Miteinander, können Sie auch auf elektronischem Weg einladen. Handelt es sich allerdings um ein besonderes Fest, etwa eine Hochzeit, einen runden Geburtstag oder einen anderen großen Anlass, zeigen Sie dessen Bedeutung bereits mit der schriftlichen Einladung. Viele Menschen heben sich die Einladungskarten zusammen mit den Fotos des Festes auf. Wichtig ist: Der Stil der gesamten Mitteilung sollte zum Stil der Feier passen.

Bei großen Anlässen lohnt es sich, bei den wichtigsten Gästen vorher anzufragen, ob sie bei dem von Ihnen geplanten Termin überhaupt kommen können. Erst wenn das feststeht, schreiben Sie die Einladungen an alle Gäste. Je größer das Fest und je wichtiger der Anlass, desto früher sollten Sie die Einladungen versenden. Die meisten Menschen sind heute durch berufliche Verpflichtungen, lange vorher geplante Reisen und private Termine stark in Anspruch genommen. Planen Sie deshalb z. B. für eine große Hochzeitsfeier ruhig einige Monate im Voraus und verschicken Sie die Einladungen so früh wie möglich. Einige Zeit vor dem Termin ist es sinnvoll, noch einmal eine Erinnerung zu verschicken.

Welchen Weg Sie auch wählen, berücksichtigen Sie bei Ihrer Einladung folgende Punkte:

–Was genau wird gefeiert?

–Wann ist das Fest (Datum, Wochentag, Uhrzeit)?

–Machen Sie deutlich, ob Pünktlichkeit erwünscht und wichtig ist.

–Wo findet es statt?

–Teilen Sie mit, ob für das leibliche Wohl gesorgt wird.

–Wie wird der Rahmen sein: festlich, locker, offiziell?

–Bei großen Festen sind auch Hinweise zum Ablauf sinnvoll.

–Gibt es einen Dresscode, d. h. Wünsche bezüglich der Kleidung?

–Anfahrtsbeschreibung und Hinweise für Parkplätze nicht vergessen.

–Gegebenenfalls Übernachtungsmöglichkeiten nennen.

–Bis wann und in welcher Form soll zu- oder abgesagt werden?

–Soll die Person allein kommen oder mit Begleitung?

–Gibt es Wünsche für Geschenke, zum Beispiel Geschenklisten bei Hochzeiten, der Wunsch nach einer Spende für eine wohltätige Einrichtung statt eines Mitbringsels?

Auch wenn es sich vielleicht elegant anhört oder schick aussieht: Überlegen Sie gut, ob Sie Abkürzungen in Ihre Einladung schreiben. Nicht jeder versteht es, wenn Sie schreiben „r.s.v.p.”. Sagen Sie lieber: „Bitte antworten Sie bis zum xx.xx.xx.” Drücken Sie klar und deutlich aus, wie Sie die Antwort gern möchten. Ein fertig gestalteter Antwortbogen, den Ihre Gäste nur noch ausfüllen müssen, erleichtert beiden Seiten die Arbeit und sorgt für Klarheit. Hüten Sie sich vor Formulierungsfallen. Oft steht in den Antwortkarten „Ich komme mit … Personen”. Viele sind dann unsicher, ob sie sich dann noch dazuzählen sollen oder nicht. Formulieren Sie lieber so: „Ich komme und bringe … Personen mit.” Das ist deutlicher. Vermeiden sollten Sie ebenfalls, Ihren Gästen Gefühle zu unterstellen. Oft klingt das in Sätzen wie „ich komme gerne” oder „ich komme leider nicht” durch.

Negativ-Beispiele für Einladungen

Im Folgenden einige Beispiele dafür, wie Sie Einladungen formulieren können.

Informelle private Einladung

Liebe Franziska,

endlich ist es geschafft! Das Haus ist fertig und wir sind eingezogen. Wir freuen uns, wenn du am Freitag, 15. April um 20 Uhr zu unserer Einweihungsparty in die Blumenstraße 37 kommen kannst. Wir werden um 20.30 Uhr das Büfett eröffnen und hoffen auf Gäste mit gutem Appetit. Wir planen einen lockeren Abend, vergiss also den Business-Dress.

Das „kleine Schwarze” darfst du auch gern im Schrank lassen. Bitte gib uns bis Ende der Woche telefonisch unter unserer neuen Telefonnummer xxx/xxx xxx xxx Bescheid, ob du mit uns feiern wirst.

Herzliche Grüße

Susanne und Holger

Formellere Einladung (beruflich und privat)

Sehr geehrter Herr Dach,

zwei für mich wichtige Ereignisse stehen an: Zu meinem 65. Geburtstag werde ich mich als Geschäftsführer der Klug AG zurückziehen.

Am 25. Juni möchte ich deshalb ein Fest mit meinen bisherigen Geschäftspartnern und meinem Freundeskreis feiern. Das Fest beginnt am Samstag, 25. Juni um 19 Uhr im Schlosshotel Lehngarten. Nach einem Empfang mit Aperitif erwartet Sie ein Festakt. Um 20 Uhr speisen wir dann gemeinsam im Rittersaal.

Ich hoffe sehr, dass Sie dabei sind.

Ihr Fritz Meyer

Dunkler Anzug

Bitte geben Sie bis zum 1. Juni mit beigefügter Antwortkarte Bescheid, ob Sie teilnehmen werden.

Übernachtungskosten

Was die Gastgeber alles für die Gäste bezahlen, bestimmen die Einladenden vorher. Feste Regeln gibt es nicht. Wichtig ist nur, dass keine Missverständnisse aufkommen. Übernehmen Sie als Gastgeber die Übernachtungskosten nicht, ist ein Hinweis auf den Einladungen hilfreich. Z. B.: „In Oberburg gibt es eine Reihe von Übernachtungsmöglichkeiten für euch. Wir haben sie für euch mit der Adresse und den Preisen aufgelistet. Bitte bucht rechtzeitig, falls ihr hier übernachten wollt, denn in den Sommermonaten kommen viele Touristen.” Möchte man guten Freunden die Kosten ersparen, so kann man für diese ein handgeschriebenes Kärtchen dazulegen: „Liebe Sabine, lieber Franz, wir würden uns freuen, wenn wir möglichst viel von euch in der kurzen Zeit hätten. Vielleicht habt ihr Lust, nicht ins Hotel zu gehen, sondern auf unserem neuen Ausziehsofa zu übernachten? Liebe Grüße, eure Clara”. Oder: „Falls ihr mit den Kindern kommt und abenteuerlustig seid, dann könnt ihr bei schönem Wetter auch bei uns im Garten zelten.”

Werden die Hotelkosten übernommen, sollte folgender Hinweis nicht fehlen: „Wenn ihr zu unserem Fest kommen könnt, seid ihr selbstverständlich auch unsere Übernachtungs-Gäste. Wir teilen euch rechtzeitig mit, in welchem Hotel wir ein Zimmer gebucht haben.”

Geschenk oder Geld?

Manche Gastgeber möchten kein Geschenk, sondern wünschen sich lieber Geld. Das ist meist der Fall, wenn es sich um eine Hochzeit oder eine Housewarming-Party handelt. Bei der Formulierung dieses Wunsches ist Feingefühl gefragt. Also keine barsche Forderung, sondern eine freundliche Bitte, mit der Erklärung warum. Z. B.:

„Liebe Verwandte, liebe Freunde, wie ihr wisst, leben wir schon seit zehn Jahren zusammen und wollen nun heiraten. Wie ihr euch vorstellen könnt, haben wir schon einen kompletten Haushalt – mit allem, was man braucht. Wir sind sozusagen (fast) wunschlos glücklich. Wenn ihr uns eine Freude machen wollt, so wäre es schön, wenn ihr einen kleinen Beitrag für den Gartenteich erübrigen könnt. Davon träumen wir nämlich!” Ist der Gartenteich dann endlich fertig, können Sie ein Foto von sich am Teich mit einer Dankeskarte an die Freunde verschicken. Auf keinen Fall sollten Sie eine Bankverbindung angeben. Das ist zu plump und bringt die Gäste nur in Verlegenheit. Stellen Sie auf Ihrem Fest ein geeignetes Gefäß auf, in das Ihre Gäste einen Umschlag werfen können. Bereiten Sie auch einen Tisch vor, auf den Sie Dinge, wie selbst gebastelte Geldbäume oder Ähnliches abstellen können.

Eingeladen werden

Drücken Sie Ihre Freude über die Einladung aus. Melden Sie sich so schnell wie möglich bei Ihren Gastgebern und bedanken Sie sich. Können Sie kommen, verbinden Sie das gleich mit der Zusage. Je schneller Sie als Gast antworten, desto leichter hat es der Gastgeber mit der gesamten Planung. Antworten Sie erst in letzter Sekunde, ist das nicht nur für die Einladenden schwierig. Auch für Sie kann es ein wenig peinlich sein. Sie erwecken dadurch möglicherweise den Eindruck, dass Ihnen der Termin nicht wichtig genug war, um sich rechtzeitig darum zu kümmern. Vielleicht nähren Sie auch den Verdacht, dass Sie noch abwarten wollten, ob nicht noch eine interessantere Einladung ins Haus flattert.

Müssen Sie absagen, weil die Hochzeit der Freunde am anderen Ende Deutschlands mit Anreise und Unterbringung plus Geschenk und Neuanschaffung von Garderobe die eigenen Möglichkeiten übersteigt, sollte jeder für sich entscheiden, ob er das ganz deutlich mitteilt (es gibt schließlich keinen Grund, sich dafür zu schämen) oder sich in die Ausrede „wegen beruflicher Termine nicht möglich” flüchtet. Möchten Sie deutlich machen, dass Sie es wirklich sehr bedauern, nicht kommen zu können, so sollten Sie dies nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich äußern. Schreiben Sie also ein paar Zeilen, äußern Sie Ihr Bedauern und sprechen Sie gute Wünsche für den Anlass und das Gelingen der Veranstaltung aus.

Diese Punkte sollte Ihre Absage enthalten:

–Dank für die Einladung

–Eine unmissverständliche Absage

–Grund Ihrer Absage

–Bedauern, dass Sie nicht kommen können

–Interesse an der Veranstaltung/Kontakt zum Einladenden

–Würdigung des Anlasses für die Einladung

–Eventuell Alternativen für den Termin oder gemeinsame Zukunftspläne

–Gute Wünsche für das Fest

Im Folgenden einige Beispiele dafür, wie Sie auf Einladungen antworten können.

Absage (beruflich)

Sehr geehrter Herr Müller,

herzlichen Dank für die Einladung zum Sommerfest der Klug KG. Gerne wäre ich gekommen! Leider habe ich schon vor langer Zeit meinen Urlaub gebucht, so dass ich am 1. Juli schon fern von München sein werde. Ich bedauere es sehr, dass ich nicht dabei sein kann. Gerne hätte ich alle Ihre Mitarbeiter kennen gelernt. Es ist eine schöne Idee, alle Beteiligten, die sich nur von E-Mails und Telefonaten kennen, persönlich zusammenzubringen. Sobald ich aus dem Urlaub zurück bin, melde ich mich wieder bei Ihnen und hoffe, wir finden dann eine andere Gelegenheit, uns außerhalb der beruflichen Hektik zu treffen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Mitarbeitern sowie allen Gästen eine schöne Veranstaltung und drücke Ihnen die Daumen, dass das Wetter mitspielt.

Freundliche Grüße

Carla May

Absage nach vorheriger Zusage (privat)

Liebe Friederike,

ich hatte mich schon so auf das Candle-Light-Dinner an deinem Geburtstag gefreut und deshalb auch voller Begeisterung zugesagt. Leider muss ich nun doch absagen. Ich bin sehr traurig darüber und hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich deine Planung durcheinander bringe. Mein Chef hat mich jedoch kurzfristig zu einer Konferenz in Düsseldorf geschickt. Da hatte ich leider keine Wahl.

Bitte entschuldige dieses Hin und Her. Es ist mir wirklich unangenehm. Ich hoffe, du bist einverstanden, wenn wir beide in der Woche danach noch ein wenig nachfeiern. Ich lade dich zu einem Glas Champagner in deiner Lieblingsbar ein. Dir und deinen Gästen wünsche ich einen genussreichen Abend.

Ganz herzlich

Sybille

Geschenke und Mitbringsel

Generell gilt: Als Gast sollten Sie nicht mit leeren Händen kommen. Nur, wenn Sie zu sehr großen Veranstaltungen mit mehreren hundert Gästen, z. B. zu einem beruflich bedingten Fest kommen, ist das eine Ausnahme. Sonst sollten Sie immer eine kleine Aufmerksamkeit dabei haben. Eine andere wichtige Grundregel bei Geschenken ist, die Wünsche des zu Beschenkenden zu respektieren. So lange Sie keine grundsätzlichen rechtlichen oder moralischen Probleme damit haben, sollte der Geschenkwunsch des Einladenden, nicht Ihre eigene Idee im Vordergrund stehen. Das bedeutet, Sie sollten sich auch dem Wunsch nach Geld, als Beitrag zu einer größeren Anschaffung statt eines konkreten Geschenks nicht versagen. Es gibt viele Möglichkeiten, ein Geldgeschenk stilvoll zu überreichen: In Form eines Geldbaums, eines Mobiles, mit Geldscheinen gefüllte Luftballons, in Form der zukünftigen Anschaffung gefalteten Scheinen, einer Schatztruhe, einer Finanzspritze ...

Wenn Sie sich unsicher über die Höhe des Betrags sind, den Sie ausgeben sollten, dann können Sie als Grundregel nehmen: Je seltener das Ereignis, desto größer das Geschenk. Zudem ist Ihre Beziehung zum Beschenkten wichtig, je näher Sie ihm stehen, desto mehr investieren Sie. Ihre eigenen finanzielle Situation abwägend können Sie dann ein Lösung finden.

Auch wenn Sie ein Geschenk persönlich überreichen, ist es gut, wenn eine kleine Karte dabei ist. Das hat mehrere Gründe:

–Sie wissen nicht, ob der Beschenkte das Präsent sofort auspackt, oder damit wartet, weil so viele Gäste da sind.

–Sie können noch einmal ausführlich darstellen, wie Sie zu dieser Geschenkidee gekommen sind.

–Sie können persönliche Wünsche für den Anlass des Festes anbringen, die vielleicht zum Zeitpunkt der Begrüßung und Geschenkübergabe ungünstig sind.

–Gesprochene Worte vergehen schneller – geschriebene bleiben.

Falls Sie in einen privaten Haushalt eingeladen sind und eine Kleinigkeit für die Kinder mitbringen möchten, überlegen Sie vorher, ob dieses Geschenk auch im Sinne der Eltern ist. Nicht alle Erziehungsberechtigten mögen es, wenn ihre Kinder viele Süßigkeiten oder lärmendes Spielzeug bekommen.

Nur wenn Sie sicher sind, dass Ihr Gastgeber Topfpflanzen schätzt, dürfen Sie mit dem Gedanken an solch ein Mitbringsel spielen. Im Allgemeinen sind Schnittblumen die richtige Wahl. Die Techniken des Blumenbindens haben sich in den letzten Jahren sehr geändert, die Sträuße sehen anders als früher aus. So ist es auch nicht mehr nötig, unbedingt eine ungerade Zahl Blumen zu wählen. Wichtig ist nur der Gesamteindruck. Da einige Leute abergläubisch sind, sollte man lieber statt 13 Blumen zwölf oder 14 wählen. Bei ganz schlichten Sträußen, aus einer Sorte Blumen, wie einem Strauß roter Rosen, ist es immer noch sinnvoll, eine ungerade Zahl zu wählen. Achten Sie bei der Auswahl der Sorte auch auf die Symbolik der Pflanzen. Es gibt einige Blumen, deren Sprache eindeutig und allgemein bekannt ist. So stehen rote Rosen für Liebe, vierblättriger Klee für Glück, und Vergissmeinnicht trägt die Botschaft schon im Namen. Seien Sie vorsichtig mit rein weißen Sträußen, manche Menschen bringen Sie mit Friedhof, wieder andere mit Hochzeiten in Verbindung. Manche Männer sind irritiert, wenn sie einen Strauß in rosa Tönen bekommen. Sehr zarte Blüten und zarte Töne passen generell nicht zu einem beruflich bedingtem Fest.

Wenn Sie einen jahreszeitlich angepassten bunten Strauß wählen, können Sie eigentlich nichts falsch machen. Sonst ist es mit der Blumensprache schwierig. Erstens sind die Bedeutungen regional durchaus ein wenig verschieden, zweitens weiß heute kaum jemand mehr, dass eine Apfelblüte „ich möchte dir den Vorrang geben”, eine Feuerlilie „du bist leidenschaftlich” oder eine Schlüsselblume „gib mir den Schlüssel zu deinem Herzen” bedeuten soll. Wenn Sie also so etwas ausdrücken möchten, fassen Sie es lieber in Worte. Nur ein Kaktus wird von fast allen Beschenkten in seiner Symbolik verstanden und schafft wenig Freude – es sei denn, man ist Kakteensammler.

Blumen überreichen Sie immer mit nach oben gerichteten Blüten, ohne Papier. Nur bei einer Zellophanhülle können Sie diese um den Strauß gewickelt lassen. Am besten ist es, beim Überreichen das Papier erst mal in der Hand zu halten. Normalerweise nimmt der Gastgeber es Ihnen ab. Falls er nicht selbst auf die Idee kommt, fragen Sie, wenn die Gastgeber gute Bekannte sind, einfach, wohin Sie das Papier tun dürfen. Kennen Sie Ihre Gastgeber nicht, oder diese sind erkenntlich im Stress, legen Sie das Papier einfach mit der Garderobe ab und nehmen es dann wieder mit.

Falls Sie die Blumen schon einen Tag vorher ins Haus der Gastgeber schicken lassen möchten, legen Sie eine kleine Karte dazu. Früher wäre es unmöglich gewesen, einem Mann Blumen zu schenken. Diese Zeiten sind vorbei. Sind Sie als Paar eingeladen, überreicht traditionell der Mann der Gastgeberin die Blumen. Sind Sie in ein Restaurant eingeladen, so bringen Sie keine Blumen mit. Das schafft nur Probleme für die Gastgeber, die Blumen während des Abends versorgt und abgestellt zu wissen und anschließend nach Hause zu bringen.

Ihre Aufgaben als gern gesehener Gast

Ob es sich um ein gemütliches Essen in kleinem Rahmen, ein festliches Dinner mit 120 Personen oder ein Fest mit diversen Programmpunkten handelt – eines ist immer entscheidend für das Gelingen: Das Zusammenspiel von Gast und Gastgeber. Je mehr beide ihre Rollen kennen und wissen, welche Erwartungen der andere hat, desto leichter und sicherer wird das Fest ein Erfolg.