Tools der Mentoren - Tim Ferriss - E-Book

Tools der Mentoren E-Book

Tim Ferriss

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Beschreibung

Alle Menschen brauchen Mentoren. Tim Ferriss hat die 100 besten der Welt vereint. Wer sich mit den wichtigsten Fragen des Lebens auseinandersetzt, sucht oftmals nach Rat – gerade in Situationen, wo alles gegen einen zu laufen scheint. Tim Ferriss, viermaliger #1-Bestsellerautor, hat mehr als 100 Mentoren ausfindig gemacht, die ihm geholfen haben und jedem helfen können, dem eigenen Leben die richtige Richtung zu geben. In kurzen, energiegeladenen Porträts enthüllt Ferriss die Geheimnisse der Mentoren für Erfolg, Glück und den Sinn des Lebens. Egal, wie groß die Herausforderungen sind, denen man sich stellen muss, oder die Chancen, die man ergreifen will, jeder wird auf diesen Seiten etwas finden, das ihm dabei hilft. Nach »Die 4-Stunden-Woche« und »Tools der Titanen« erscheint mit »Tools der Mentoren« der neue Bestseller von Silicon-Valley-Legende Tim Ferriss. Erstmals sprechen die besten Weltklassesportler, Ikonen und Legenden unserer Zeit über Erfolg, Glück und den Sinn des Lebens. – Die wichtigsten Lektionen von absoluten Elite-Athleten wie Maria Sharapova, Kelly Slater oder Tony Hawk – Die Meditations- und Achtsamkeitsübungen von David Lynch, Jimmy Fallon oder Rick Rubin – Die Taktiken von Neil Gaiman, Ashton Kutcher, Bear Grylls, Joseph Gordon-Levitt und vielen anderen – Die drei Bücher, die Investoren-Legende Ray Dalio jedem empfiehlt

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Seitenzahl: 943

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

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2. Auflage 2020

© 2018 by FinanzBuch Verlagein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbHNymphenburger Straße 86D-80636 MünchenTel.: 089 651285-0Fax: 089 652096

Copyright © 2017 by Timothy Ferriss. All rights reserved. TRIBE OF MENTORS, TOOLS OF TITANS, TIM FERRISS, TIMOTHY FERRISS, THE 4-HOUR, THE 4-HOUR WORKWEEK, THE 4-HOUR BODY, THE 4-HOUR CHEF, SLOW-CARB DIET, OTK, and 5-BULLET FRIDAY are trademarks or registered trademarks, and are used under license. All rights reserved. Die englische Originalausgabe erschien 2017 bei Houghton Mifflin Harcourt Publishing Company unter dem Titel »Tribe of Mentors«.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Sämtliche Inhalte dieses Buchs wurden – auf Basis von Quellen, die der Autor und der Verlag für vertrauenswürdig erachten – nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und sorgfältig geprüft. Trotzdem stellt dieses Buch keinen Ersatz für eine individuelle Fitnessberatung/Ernährungsberatung und medizinische Beratung dar. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und der Autor haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.

Chart auf Seite 317 freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Steve Jurvetson/Draper Fisher Jurvetson

Übersetzung: Petra Pyka, Kimiko Leibnitz und Sascha MattkeRedaktion: Palma Müller-Scherf, Ulrike Kroneck und Matthias MichelKorrektorat: Bärbel Knill, Hella Neukötter und Silvia KinkelUmschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer, Rachel NewbornSatz: inpunkt[w]o, Haiger (www.inpunktwo.de)

ISBN Print 978-3-95972-108-0ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-185-1ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-186-8

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Haftungsausschluss des Verlags

In diesem Buch finden Sie eine große Bandbreite an Meinungen über eine Vielzahl von Themen aus den Bereichen Gesundheit und Wohlbefinden, darunter bestimmte Ideen, Therapien und Verfahren, die gefährlich oder illegal sein könnten, wenn sie ohne angemessene medizinische Überwachung genutzt werden. Diese Meinungen basieren auf Recherchen und Ideen des Autors oder der Personen, deren Ideen der Autor vorstellt, sind aber nicht als Ersatz für die Betreuung durch geschultes medizinisches Personal zu verstehen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, bevor Sie irgendein Diät-, Medikamenten- oder Trainingsprogramm beginnen. Der Autor und der Verlag lehnen jegliche Haftung für mögliche negative Auswirkungen ab, die sich direkt oder indirekt durch Informationen in diesem Buch ergeben.

Haftungsausschluss von Tim Ferriss

Bitte tu nichts Dummes und bring dich nicht um. Das würde uns beide ziemlich unglücklich machen. Konsultiere einen Arzt, Rechtsanwalt und Spezialisten für gesunden Menschenverstand, bevor du irgendetwas aus diesem Buch ausprobierst.

An alle meine »Begleiter auf dem Weg«: Möget ihr eine Kraft fürdas Gute auf dieser Welt sein und dasselbe in euch selbst sehen.

Und denkt daran:

»Das, wonach du suchst, sucht dich.«

– RUMI

INHALT

Einleitung

Samin Nosrat

Steven Pressfield

Susan Cain

Kyle Maynard

Terry Crews

Debbie Millman

Naval Ravikant

Matt Ridley

Bozoma Saint John

Tim Urban

Janna Levin

Ayaan Hirsi Ali

Graham Duncan

Mike Maples Jr.

Soman Chainani

Dita Von Teese

Jesse Williams

Dustin Moskovitz

Richa Chadha

Max Levchin

Neil Strauss

Veronica Belmont

Patton Oswalt

Lewis Cantley

Jerzy Gregorek

Aniela Gregorek

Amelia Boone

Joel McHale

Ben Stiller

Anna Holmes

Andrew Ross Sorkin

Joseph Gordon-Levitt

Wie man Nein sagt: Wendy MacNaughton

Vitalik Buterin

Rabbi Lord Jonathan Sacks

Julia Galef

Turia Pitt

Annie Duke

Jimmy Fallon

Esther Perel

Maria Scharapowa

Adam Robinson

Josh Waitzkin

Ann Miura-Ko

Jason Fried

Arianna Huffington

Gary Vaynerchuk

Tim O’Reilly

Tom Peters

Bear Grylls

Dr. Brené Brown

Leo Babauta

Michael »Mike D« Diamond

Esther Dyson

Kevin Kelly

Ashton Kutcher

Brandon Stanton

Jérôme Jarre

Fedor Holz

Eric Ripert

Sharon Salzberg

Franklin Leonard

Peter Guber

Greg Norman

Daniel Ek

Strauss Zelnick

Steve Jurvetson

Tony Hawk

Liv Boeree

Anníe Mist Þórisdóttir

Mark Bell

Ed Coan

Ray Dalio

Jacqueline Novogratz

Brian Koppelman

Stewart Brand

Sarah Elizabeth Lewis

Dr. Gabor Maté

Steve Case

Linda Rottenberg

Tommy Vietor

Larry King

Muna AbuSulayman

Sam Harris

Maurice Ashley

Wie man Nein sagt: Danny Meyer

John Arnold

Mr. Money Mustache

David Lynch

Nick Szabo

Jon Call

Dara Torres

Dan Gable

Caroline Paul

Darren Aronofsky

Evan Williams

Bram Cohen

Chris Anderson

Neil Gaiman

Dr. Michael Gervais

Temple Grandin

Kelly Slater

Katrín Tanja Davíðsdóttir

Mathew Fraser

Adam Fisher

Aisha Tyler

Laura R. Walker

Terry Laughlin

Marc Benioff

Marie Forleo

Drew Houston

Scott Belsky

Tim McGraw

Muneeb Ali

Wie man Nein sagt: Neal Stephenson

Craig Newmark

Steven Pinker

Gretchen Rubin

Whitney Cummings

Rick Rubin

Ryan Shea

Ben Silbermann

Vlad Zamfir

Zooko Wilcox

Stephanie McMahon

Dr. Peter Attia

Steve Aoki

Dr. Jim Loehr

Daniel Negreanu

Jocko Willink

Robert Rodriguez

Kristen Ulmer

Yuval Noah Harari

Ein paar abschließende Überlegungen

Empfohlene Hilfsmittel

Die Top-25 Folgen der Tim Ferriss Show

Längere Gespräche

Index der Fragen

Danksagungen

Stichwortverzeichnis

Einleitung

»Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, mit denselben Augen hundert verschiedene Länder zu besuchen, sondern darin, dasselbe Land mit hundert verschiedenen Augen zu sehen.«

– Marcel Proust

»Albert brummte. ›Weißt du, was mit jungen Burschen passiert, die zu viele Fragen stellen?‹

Mort dachte einen Augenblick nach.

›Nein‹, sagte er dann, ›was passiert mit ihnen?‹

Schweigen.

Endlich richtete Albert sich auf und sagte: ›Keine Ahnung. Wahrscheinlich bekommen sie Antworten. Geschieht ihnen recht.‹«

– Terry Pratchett, Mort

Um zu erklären, warum ich dieses Buch geschrieben habe, muss ich wahrscheinlich mit dem Wann anfangen.

2017 war ein ungewöhnliches Jahr für mich. Die ersten sechs Monate waren ein langsames Köcheln. Dann aber wurde ich innerhalb weniger Wochen 40 Jahre alt, mein erstes Buch (The 4-Hour Workweek) hatte sein zehnjähriges Jubiläum, mehrere Menschen aus meinem Freundeskreis starben, und ich ging auf eine Bühne, um zu erzählen, wie ich auf dem College kurz davor gestanden hatte, Selbstmord zu begehen.*

Um die Wahrheit zu sagen: Ich hätte nie gedacht, dass ich überhaupt 40 Jahre alt werden würde. Mein erstes Buch wurde von 27 Verlagen abgelehnt. Die Sachen, die dann funktionierten, hätten gar nicht funktionieren dürfen. Und so wurde mir an meinem Geburtstag klar: Ich hatte keinen Plan für das Leben nach 40.

Wie es an Weggabelungen – Uni-Abschluss, Krisen nach einem Viertel oder der Hälfte des Lebens, Auszug der Kinder, Ruhestand – häufig vorkommt, begannen Fragen aus meinem Inneren an die Oberfläche zu sprudeln.

Waren meine Ziele meine eigenen oder nur das, von dem ich dachte, ich sollte es wollen?

Wie viel vom Leben habe ich durch zu wenig oder zu viel Planung verpasst?

Wie könnte ich freundlicher zu mir selbst sein?

Wie könnte ich besser Nein zum Rauschen sagen, um Ja zu den Abenteuern sagen zu können, nach denen ich mich sehnte?

Wie könnte ich mein Leben am besten neu bewerten, meine Prioritäten, meine Sicht auf die Welt, meinen Platz in der Welt und meinen Weg durch die Welt?

So viele Fragen!

Eines Morgens schrieb ich diese Fragen so auf, wie sie mir einfielen, in der Hoffnung auf einen Hauch von Klarheit. Stattdessen spürte ich eine Welle der Angst. Die Liste war überwältigend. Ich bemerkte, dass ich den Atem anhielt. Also machte ich eine Pause und hörte auf, auf das Blatt Papier zu schauen. Dann tat ich, was ich häufig tue – ob beim Nachdenken über eine geschäftliche Entscheidung, eine persönliche Beziehung oder anderes: Ich stellte mir selbst die eine Frage, die dabei hilft, viele andere zu beantworten …

Wie würde es aussehen, wenn es einfach wäre?

Dieses »es« kann grundsätzlich alles sein. An diesem Morgen stand es für meine lange Liste großer Fragen.

Wie würde es aussehen, wenn es einfach wäre? Das ist eine hübsche und trügerisch große Frage. Es ist leicht, sich selbst einzureden, dass alles schwierig sein muss und dass man sich nicht genügend anstrengt, wenn man nicht bis zum Anschlag geht. Dies bringt uns dazu, den Weg des größten Widerstands zu wählen, was oft unnötige Härten mit sich bringt.

Was aber passiert, wenn wir versuchen, mit schwierigen Situationen möglichst elegant statt mit möglichst vielen Belastungen umzugehen? Manchmal kommt man mit Lockerheit statt Stress zu unglaublichen Ergebnissen. Manchmal kann man ein Problem »lösen«, indem man es vollkommen anders betrachtet.

Als ich an jenem Morgen über die handgeschriebene Frage – Wie würde es aussehen, wenn es einfach wäre? – nachdachte, kam mir eine Idee. 99 Prozent der Seite, die vor mir lag, waren nutzlos. Aber sie enthielt auch den Keim einer Möglichkeit …

Wie wäre es, wenn ich einen Stamm von Mentoren zusammenstellen würde, der mir hilft?

Oder konkreter: Was wäre, wenn ich mehr als 100 brillanten Personen genau die Fragen stellen würde, die ich für mich selbst beantwortet haben wollte? Oder wenn ich sie irgendwie dazu bringen könnte, mich in die richtige Richtung zu leiten?

Würde das funktionieren? Ich hatte keine Ahnung, aber eines wusste ich: Wenn der einfache Ansatz scheitern würde, wartete ja um die Ecke immer noch die Vorgehensweise mit der endlosen Arbeit im Bergwerk auf mich. Schmerzen sind nie aus der Mode, wenn man auf der Suche danach ist.

Warum also sollte ich nicht eine Woche damit verbringen, den Weg des geringsten Widerstands auszuprobieren?

Und so fing alles an. Als Erstes schrieb ich eine Liste meiner Traum-Interviewpartner, bei der aus einer Seite schnell zehn wurden. Es musste eine Liste ohne Beschränkungen sein: Kein Kandidat sollte für mich zu groß, zu unerreichbar, zu schwierig zu finden sein. Konnte ich den Dalai Lama bekommen? Die unglaubliche Temple Grandin? Meinen persönlichen weißen Wal, den Autor Neil Gaiman? Oder Ayaan Hirsi Ali? Ich schrieb die denkbar ehrgeizigste, gemischteste, ungewöhnlichste Liste. Als Nächstes musste ich mir einen Anreiz ausdenken, um die Leute dazu zu bringen zu antworten, also versuchte ich, einen Buchvertrag auszuhandeln. »Sie kommen in mein Buch«, konnte vielleicht funktionieren. Von Anfang an sagte ich dem Verlag, dass meine Idee vielleicht auch nicht funktionieren würde und dass ich in diesem Fall meinen Vorschuss zurückzahlen würde.

Dann begann ich, mir das Herz aus dem Leib zu werben.

Ich schickte meine Sammlung von elf immer gleichen Fragen an einige der erfolgreichsten, unterschiedlichsten und bekanntesten Personen auf dem Planeten, verbunden mit der Bitte: »Beantworte mir deine drei bis fünf Lieblingsfragen … oder mehr, wenn du dich inspiriert fühlst«.

Nachdem ich Dutzende Male auf »Senden« geklickt hatte, legte ich mit angehaltenem Atem meine Hände auf meine aufgeregte Schreiber-Brust, und das Universum reagierte mit … Schweigen. Verdammt.

In den ersten zwölf bis 24 Stunden passierte nichts. Keine Kreatur rührte sich, nicht einmal eine Maus. Und dann begann ein schwaches Tröpfeln durch den Äther. Ein Hauch von Neugier und eine Handvoll Nachfragen. Es folgten einige höfliche Absagen, und dann kam die Flut.

Fast alle Menschen, die ich kontaktiert hatte, sind unglaublich beschäftigt, und ich hatte damit gerechnet, dass ich von ihnen bestenfalls kurze, eilige Reaktionen bekommen würde. Was stattdessen zurückkam, waren einige der überlegtesten Antworten, die ich je bekommen habe, ob auf Papier, persönlich oder auf sonst eine Weise. Am Ende hatten mehr als 100 Personen geantwortet.

Zugegeben: Dieser »einfache« Weg bedeutete Tausende von E-Mails und Antworten darauf sowie Direktnachrichten auf Twitter, Hunderte Telefongespräche, viele Marathon-Sitzungen am Schreibtisch und mehr als nur ein paar Flaschen Wein beim Schreiben bis tief in die Nacht. Aber es hat funktioniert. Hat es immer funktioniert? Nein. Den Dalai Lama habe ich nicht bekommen (nicht dieses Mal), und mindestens jeder Zweite auf meiner Liste antwortete nicht oder lehnte die Einladung ab. Aber es funktionierte gut genug, um von Bedeutung zu sein, und darauf kommt es an.

In den Fällen, in denen die Kontaktaufnahme funktionierte, hatten die Fragen den größten Teil der Arbeit erledigt.

Acht dieser Fragen waren leicht angepasste »Schnellfeuer«-Fragen aus meinem Podcast, The Tim Ferriss Show, dem ersten Podcast mit Interviews zur Wirtschaft, der mehr als 200 Millionen Downloads erreicht hat. In mehr als 300 Interviews mit Gästen wie dem Schauspieler und Sänger Jamie Foxx, dem General Stanley McChrystal und der Autorin Maria Popova hatte ich diese Fragen immer weiter ausgearbeitet. Ich wusste, dass sie funktionierten, dass sie den Interviewpartnern meistens gefielen und dass sie mir in meinem eigenen Leben helfen konnten.

Die übrigen drei Fragen hatte ich neu aufgenommen, weil ich hoffte, sie würden meine hartnäckigsten Probleme lösen. Bevor ich sie in die freie Wildbahn schickte, bat ich Freunde, die auf ihre Art selbst Weltklasse sind, sie mit mir zu testen, zu hinterfragen und umzuformulieren.

Je älter ich werde, desto mehr Zeit – prozentual pro Tag – verbringe ich damit, mir bessere Fragen auszudenken. Nach meiner Erfahrung liegt es hauptsächlich an besseren Fragen, wenn man auf unterschiedlichen Gebieten von der einfachen zu zehnfachen, von der zehnfachen zur hundertfachen und von der hundertfachen (wenn einem das Glück wirklich hold ist) zur tausendfachen Rendite kommt. Die Behauptung von John Dewey, »Ein gut formuliertes Problem ist schon die halbe Lösung«, trifft zu.

Das Leben bestraft den vagen Wunsch und belohnt die konkrete Frage. Beim bewussten Denken geht es schließlich vor allem darum, im eigenen Kopf Fragen zu stellen und zu beantworten. Wenn du Verwirrung und Herzschmerzen willst, stell dir vage Fragen. Wenn du ungewöhnliche Klarheit und Ergebnisse willst, stell ungewöhnlich klare Fragen.

Zum Glück ist das eine Fähigkeit, die man sich aneignen kann. In keinem Buch wirst du alle Antworten finden, aber dieses hier kann dir dabei helfen, bessere Fragen zu stellen. Milan Kundera, der Autor von The Unbearable Lightness of Being, hat einmal gesagt: »Die Dummheit der Menschen kommt daher, dass sie eine Antwort auf alles haben. Die Weisheit des Romans kommt daher, dass er eine Frage für alles hat.« Wenn du in diesem Zitat »Roman« durch »Meister-Lerner« ersetzt, hast du meine Lebensphilosophie. Oft steht zwischen dir selbst und dem, was du willst, nichts weiter als eine bessere Sammlung von Fragen.

Die elf Fragen, die ich für dieses Buch ausgewählt habe, sind unten abgedruckt. Es ist wichtig, dass du die kompletten Fragen und die Erklärungen dazu liest, denn im Rest dieses Buches habe ich sie zum Teil etwas gekürzt. Meinen besonderen Dank an Brian Koppelman, Amelia Boone, Chase Jarvis, Naval Ravikant und andere für ihre unglaublich hilfreichen Kommentare dazu.

Lass uns die elf Fragen zunächst kurz durchgehen. Manche von ihnen könnten auf den ersten Blick trivial oder sinnlos erscheinen. Aber hab etwas Geduld. Nicht alles ist so, wie es scheint.

1.Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?

2.Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt? Meine Leser mögen konkrete Angaben wie Marke und Modell, wo du es gefunden hast etc.

3.Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?

4.Wenn du an einem beliebigen Ort ein riesiges Plakat mit beliebigem Inhalt aufhängen könntest, was wäre das und warum? Gibt es Zitate, an die du häufig denkst oder nach denen du lebst? Es können ein paar Worte sein oder ein Absatz (wenn das hilft, ist auch ein Zitat von einer anderen Person möglich: Gibt es Zitate, an die du häufig denkst oder nach denen du lebst?).

5.Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?

6.Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?

7.Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?

8.Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben? Welchen Rat sollte er ignorieren?

9.Welche schlechten Ratschläge kursieren in deinem beruflichen Umfeld oder Fachgebiet?

10. Wozu kannst du heute leichter Nein sagen als vor fünf Jahren? Welche neuen Erkenntnisse und/oder Ansätze haben dir dabei geholfen? Welche neuen Erkenntnisse und/oder Ansätze haben dabei geholfen? Irgendwelche weiteren Tipps?

11. Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt? Welche Fragen stellst du dir?

Schauen wir uns jetzt jede der Fragen einzeln an, und ich erkläre dir, warum sie zu funktionieren scheinen. »Warum sollte mich das interessieren? Ich bin doch kein Interviewer«, könntest du jetzt einwenden. Meine Antwort darauf ist einfach: Wenn du ein Weltklasse-Netzwerk aufbauen (oder pflegen) willst, musst du mit Menschen so interagieren, dass du es dir verdienst. Jeder der folgenden Punkte wird dir dabei helfen.

Zum Beispiel habe ich Wochen damit verbracht, die Reihenfolge der Fragen zu testen, um optimale Antworten zu bekommen. Die richtige Reihenfolge ist für mich das Geheimrezept, egal ob du in acht bis zwölf Wochen eine neue Sprache lernen**, eine lebenslange Angst vor dem Schwimmen überwinden*** oder sich bei einem Kaffee Anregungen von einem potenziellen Mentor holen willst. Gute Fragen in der falschen Reihenfolge bekommen schlechte Antworten. Andersherum kannst du in einer deutlich höheren Gewichtsklasse mitboxen, wenn du dir Gedanken über die richtige Reihenfolge machst. Denn die meisten anderen Leute verzichten darauf.

Ein Beispiel: Die »Plakat«-Frage ist einer der Favoriten der Zuhörer und Gäste in meinem Podcast, aber sie ist schwer. Viele Menschen lassen sich von ihr verwirren oder einschüchtern. Ich wollte keine viel beschäftigten Menschen verschrecken, sodass sie mit einem kurzen »Sorry, Tim, ich habe gerade einfach keine Zeit dafür« absagen. Wie also sollte ich es richtig machen? Ganz einfach: Indem ich die Leute erst einmal ein wenig mit leichtgewichtigen Fragen (zum Beispiel über die verschenkten Bücher oder die Anschaffung für unter 100 Dollar) aufwärme, die weniger abstrakt und konkreter sind.

Zum Ende hin werden meine Erklärungen kürzer, denn viele der Punkte haben Gültigkeit für alle Fragen.

1.Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?

»Was ist dein Lieblingsbuch?« hört sich nach einer guten Frage an – ganz unschuldig und ganz einfach. In der Praxis aber ist sie schrecklich. Die Menschen, die ich interviewe, haben Hunderte oder Tausende Bücher gelesen, also müssen sie über diese Frage intensiv nachdenken, und sie haben zu Recht die Sorge, dass ihre Antwort in Artikeln zitiert wird und in Wikipedia etc. erscheint, wenn sie ein »Lieblingsbuch« nennen. »Am häufigsten verschenkt« ist weniger riskant und einfacher zu beantworten (weil man sich daran leichter erinnert). Und anders als die Frage nach dem persönlicheren »Lieblingsbuch« impliziert diese Variante eine lohnende Lektüre für ein breiteres Spektrum am Menschen.

Für die Neugierigen und Ungeduldigen unter euch hier ein paar (der vielen) Bücher, die häufig genannt wurden:

Man’s Search for Meaning von Victor E. Frankl

The Rational Optimist von Matt Ridley

The Better Angels of Our Nature von Steven Pinker

Sapiens von Yuval Noah Harari

Poor Charlie’s Almanack von Charlie Munger

Wenn du alle erwähnten Bücher auf einen Blick sehen willst, einschließlich einer Liste der 20 am häufigsten empfohlenen aus diesem Buch und aus Tools of Titans, findest du unter tim.blog/booklist alles, was du brauchst.

2.Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt? Meine Leser mögen konkrete Angaben wie Marke und Modell, wo du es gefunden hast etc.

Das klingt wie eine Wegwerf-Frage, ist es aber nicht. Sie ermöglicht einen einfachen Zugang zu viel beschäftigten Interviewpartnern und liefert gleichzeitig eine konkrete Handlungsempfehlung für die Leser. Die tieferen Fragen verlangen nach tiefgründigeren Antworten, aber Tiefgründigkeit ist das Vollkornbrot des Wissens – es erfordert intensive Verdauungsarbeit. Um in der Zwischenzeit weitermarschieren zu können, brauchen Menschen (einschließlich dieses Autors) kurzfristige Belohnungen. Die erreiche ich in diesem Buch mit Fragen, auf die es konkrete, leichte und oft lustige Antworten gibt – kleine Leckereien für deine hart arbeitende Seele. Solche Atempausen sind wichtig, um auch die schwere Kost zu schaffen.

3.Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?

Diese Frage ist mir besonders wichtig. Wie ich in Tools of Titans geschrieben habe:

Die Superhelden, die du kennst (Idole, Ikonen, Spitzensportler, Milliardäre etc.), sind in Wirklichkeit fast alle nur Fehler auf Beinen, die eine oder zwei Stärken optimiert haben. Menschen sind unperfekte Wesen. Man ist nicht »erfolgreich«, weil man keine Schwächen hat – man hat Erfolg, weil man seine einzigartigen Stärken findet und sich darauf konzentriert, um sie herum Gewohnheiten zu entwickeln. (…) Jeder kämpft einen Kampf [und hat Kämpfe gekämpft], von denen du nichts weißt. Bei den Helden in diesem Buch ist es nicht anders. Jeder von ihnen hat seine Schwierigkeiten.

4.Wenn du an einem beliebigen Ort ein riesiges Plakat mit beliebigem Inhalt aufhängen könntest, was wäre das und warum? Gibt es Zitate, an die du häufig denkst oder nach denen du lebst? Es können ein paar Worte sein oder ein Absatz (wenn das hilft, ist auch ein Zitat von einer anderen Person möglich: Gibt es Zitate, an die du häufig denkst oder nach denen du lebst?).

Diese Frage ist selbsterklärend, also lasse ich den Kommentar dazu weg. Wenn du allerdings Interviewer werden möchtest: Der Teil mit dem »wenn das hilft …« ist oft entscheidend dafür, gute Antworten zu bekommen.

5.Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?

Auch diese Frage erklärt sich von selbst – zumindest scheint es so. Bei Fragen wie dieser und der nächsten ist es meiner Erfahrung nach hilfreich, den Befragten ein reales Beispiel für eine Antwort zu nennen. Im Gespräch bekommen sie dadurch Zeit zum Nachdenken, schriftlich eine Vorlage. Bei dieser Frage habe ich zum Beispiel immer die folgende Antwort mitgeschickt:

BEISPIELANTWORT von Amelia Boone, eine der besten Ausdauersportlerinnen der Welt, gesponsert von großen Marken und vierfache Weltmeisterin im Hindernisrennen:

»Im Jahr 2011 habe ich 450 Dollar für die Teilnahme am ersten World Toughest Mudder ausgegeben, ein damals brandneues 24-Stunden-Hinder-nisrennen. Ich hatte hohe Schulden aus meinem Jurastudium, sodass das viel Geld für mich war, und ich hatte keinen Grund zu der Annahme, dass ich überhaupt bis zum Ende durchhalten oder gar einen der vorderen Plätze erreichen würde. Letztlich aber gehörte ich zu den 11 (von 1000) Teilnehmern, die bis zum Ziel kamen. Das hat mein Leben verändert und führte zu meiner Karriere bei Hindernisrennen und zu mehreren Weltmeistertiteln. Hätte ich nicht das Geld für die Teilnahmegebühr hingelegt, wäre nichts davon passiert.«

6.Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?

Diese Frage wurde mir zum ersten Mal gestellt, als ich von meinem Freund Chris Young interviewt wurde, einem Wissenschaftler, Co-Autor von Modernist Cuisine und CEO von ChefSteps (such im Internet nach »Joule sous vide«). Ich saß damals auf der Bühne der Town Hall in Seattle, und bevor ich antwortete, sagte ich: »Ooooh, das ist eine gute Frage. Die werde ich klauen.« Das habe ich getan. Die Frage reicht tiefer, als du vielleicht glaubst. Die Antworten darauf beweisen mehrere Punkte: 1) Jeder ist verrückt – du bist nicht allein. 2) Wenn du noch ein paar Zwangsstörungen brauchst, geben meine Gesprächspartner gern Anregungen. Und 3) ergibt sich aus 1): »Normale« Menschen sind auch nur verrückte Menschen, die du nicht gut genug kennst. Wenn du dich für den einzigen Neurotiker hälst, habe ich zu meinem großen Bedauern eine schlechte Nachricht für dich: Jeder Mensch ist in einem bestimmten Lebensbereich ein Woody Allen. Hier ist die Beispielantwort, die ich zu dieser Frage mitgeschickt habe, übernommen aus einem Live-Interview und für den Abdruck etwas überarbeitet:

BEISPIELANTWORT von Cheryl Strayed, Bestsellerautorin von Wild (verfilmt mit Reese Witherspoon in der Hauptrolle): »Das hier ist meine umfassende Theorie über Sandwiches. Jeder Bissen sollte möglichst genauso sein wie der vorige. Kannst du mir folgen? Wenn es an der einen Stelle einen Klumpen Tomaten gibt und an der anderen Hummus, ist das nichts für mich – alles muss so einheitlich wie möglich sein. Jedes Sandwich, das ich bekomme, klappe ich deshalb sofort auf und arrangiere es komplett um.«

7.Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?

Das ist eine kurze, effektive und nicht besonders differenzierte Frage. Sie hat besondere Bedeutung für meine eigene Neueinschätzung zur Mitte meines Lebens. Ich bin überrascht, dass ich derlei Fragen nicht häufiger höre.

8.Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben? Welchen Rat sollte er ignorieren?

Der zweite Teil mit dem »Ignorieren« ist hier wesentlich. Wir neigen dazu, weniger oft zu fragen, »Was sollte ich nicht tun?« als »Was sollte ich tun?«. Aber weil das, was wir nicht tun, bestimmt, was wir sonst tun können, bin ich ein großer Freund von Not-to-do-Listen.

9.Welche schlechten Ratschläge kursieren in deinem beruflichen Umfeld oder Fachgebiet?

Ein enger Verwandter der vorigen Frage. Viele Probleme der »Konzentration« lassen sich am besten dadurch lösen, dass man definiert, was man ignorieren sollte.

10. Wozu kannst du heute leichter Nein sagen als vor fünf Jahren? Welche neuen Erkenntnisse und/oder Ansätze haben dir dabei geholfen? Irgendwelche weiteren Tipps?

Ja sagen ist einfach. Nein sagen ist schwierig. Ich wollte Hilfe beim zweiten Punkt, so wie viele andere Menschen in diesem Buch, und manche ihrer Antworten haben es wirklich in sich.

11. Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt? Welche Fragen stellst du dir?

Wenn dein Denken einen »Beachball« zeigt (eine kleine Anspielung unter Apple-Nerds auf das, was man sieht, wenn der Computer einfriert), spielt nichts anderes eine Rolle, bis dieses Problem gelöst ist. Auch hier ist die »Falls das hilft«-Ergänzung oft von großer Bedeutung.

Weil alles Großartige in diesem Buch von anderen Menschen stammt, kann ich getrost sagen, dass du irgendetwas darin lieben wirst, unabhängig davon, wo in deinem Leben du stehst. Ähnlich wirst du, wie sehr ich auch tobe und wüte, einen Teil des Inhalts langweilig, nutzlos oder scheinbar blödsinnig finden. Von den etwa 140 Porträts wirst du meiner Erwartung nach 70 mögen und 35 lieben, und vielleicht 17 werden dein Leben verändern. Interessanterweise werden aber die 70, die dir nicht gefallen, genau die 70 sein, die jemand anderes braucht.

Das Leben wäre langweilig, wenn wir alle genau denselben Regeln folgen würden. Also willst bestimmt auch du wählerisch sein und aussuchen können.

Das Überraschendere an all dem ist: Tribe of Mentors verändert sich mit dir. Wenn die Zeit vergeht und das Leben seinen Lauf nimmt, können Sachen, die du anfangs wie eine Ablenkung abgetan hast, ihre Tiefe zeigen und unglaublich wichtig für dich werden.

Das Klischee, das du ignoriert hast wie einen Wegwerf-Glückskeks? Plötzlich erkennst du seinen Sinn, und es kann Berge versetzen. Andersherum können sich Dinge, die du zunächst erleuchtend fandst, abnutzen wie ein wunderbarer Trainer auf dem Gymnasium, der dich an einen Trainer auf der Universität weiterreichen muss, damit Sie die nächste Stufe erreichen.

Für die Ratschläge in diesem Buch gibt es kein Verfallsdatum, denn sie stammen aus allen Altersgruppen. Auf den folgenden Seiten findest du Tipps von Wunderkindern Anfang 30 ebenso wie von erfahrenen Veteranen, die über 60 oder 70 Jahre alt sind. Meine Hoffnung ist ein Effekt ähnlich wie beim I Ching oder Tao Te Ching: Jedes Mal, wenn du dieses Buch in die Hand nimmst, soll etwas anderes darin dich ergreifen, deine Wahrnehmung der Realität erschüttern, deine Dummheiten zutage treten lassen, deine Intuition bestätigen oder deinen Kurs um das alles entscheidende eine Grad korrigieren.

Das gesamte Spektrum der menschlichen Emotion und Erfahrung ist in diesem Buch zu finden, vom Urkomischen bis zum Herzzerreißenden, vom Versagen bis zum Erfolg und von Leben bis Tod. Heiß das alles willkommen.

Zu Hause auf meinem Couchtisch liegt ein Stück Treibholz. Sein einziger Zweck ist, ein Zitat von Anaïs Nin zu präsentieren, das ich jeden Tag sehe:

»Das Leben schrumpft oder dehnt sich aus, proportional zum eigenen Mut.«

Es ist eine kurze Erinnerung daran, dass sich Erfolg meist an der Zahl der unangenehmen Gespräche messen lässt, die wir zu führen bereit sind, und an der Zahl der unangenehmen Tätigkeiten, die wir auf uns zu nehmen bereit sind.

Die erfülltesten und effektivsten Menschen, die ich kenne, sind weltberühmte Kreative, Milliardäre, Vordenker und andere. Du siehst ihren Lebensweg zu vielleicht 25 Prozent darin, sich selbst zu finden, und zu 75 Prozent darin, sich selbst zu erschaffen.

Dieses Buch ist nicht dazu gedacht, eine passive Erfahrung zu sein. Es soll ein Aufruf zum Handeln sein.

Du bist der Autor deines eigenen Lebens, und es ist nie zu spät dafür, zu verändern, welche Geschichten du dir selbst und der Welt erzählst. Es ist nie zu spät, um ein neues Kapitel zu beginnen, eine überraschende Wendung vorzunehmen oder in ein völlig anderes Genre zu wechseln.

Wie würde es aussehen, wenn es einfach wäre?

Ein Hoch darauf, mit einem Lächeln zum Stift zu greifen! Große Dinge werden geschehen …

Es lebe das Leben,

Tim Ferriss

Austin, Texas

August 2017

Ein paar technische Hinweise, die vielleicht helfen

*An mehreren Stellen in diesem Buch findest du »Zitate, über die ich nachdenke«. Das sind Zitate, die in den vergangenen etwa zwei Jahren mein Denken und mein Verhalten verändert haben. Seit der Veröffentlichung von Tools of Titans vor ungefähr zwölf Monaten hatte ich das produktivste Jahr meines Lebens, und meine Buchauswahl spielt eine große Rolle dabei. Die »Zitate, über die ich nachdenke« (die meisten aus den erwähnten Büchern) habe ich jeden Freitag an die Abonnenten von 5-Bullet Friday geschickt (tim.blog/friday), das ist ein kostenloser Newsletter, in dem ich über die coolsten oder nützlichsten Fundstücke (Bücher, Artikel, Spielzeuge, Lebensmittel, Extras, Apps, Zitate etc.) berichte, die ich in der vorigen Woche entdeckt habe. Ich hoffe, du findest sie so inspirierend wie ich.

*Erinnerst du dich noch an die Briefe mit Absagen, die ich in der Einleitung erwähnt habe? Manche dieser höflichen Absagen waren so gut, dass ich sie in das Buch aufgenommen habe. Es gibt drei »Wie man Nein sagt«-Einschübe, die echte E-Mails wiedergeben.

*Wir haben bei jedem Porträt gekürzt und subjektiv die »besten« Antworten ausgewählt. Manchmal bedeutete das, Wiederholungen herauszustreichen oder sich auf Antworten zu konzentrieren, die detailliert genug sind, um sowohl konkret umsetzbar als auch nicht zu offensichtlich zu sein.

*Bei fast jedem Gastporträt gebe ich an, wie man am besten über soziale Medien mit ihm interagieren kann. TW steht für Twitter, FB für Facebook, IG für Instagram, LI für LinkedIn, SC für Snapchat und YT für YouTube.

*Bei der Kontaktaufnahme mit den Gästen habe ich stets dieselben Fragen in derselben Reihenfolge gestellt, aber auf den folgenden Seiten habe ich die Antworten zugunsten von Lesefluss, Lesbarkeit und Wirkung in vielen Fällen neu angeordnet.

*Ich habe auch einige Nichtantworten mit aufgenommen (zum Beispiel »Ich bin schrecklich schlecht darin, Nein zu sagen«), damit du dich besser fühlst, wenn du ähnliche Probleme hast. Niemand ist perfekt, und wir alle sind nie richtig fertig.

»Ein Ende muss kein Misserfolg sein, vor allem wenn man den Entschluss fasst, ein Projekt zu beenden oder ein Unternehmen zu schließen. … Selbst die besten Bühnenauftritte währen nicht ewig. Das sollten sie auch nicht.«

SAMIN NOSRATIG: @ciaosaminFB: /samin.nosratsaltfatacidheat.com

SAMIN NOSRAT ist Autorin, Lehrerin und Köchin. Die New York Times bezeichnet sie als »zuverlässige Quelle, um die besten Zutaten mit den richtigen Zubereitungstechniken zu kombinieren«, und die Radiosendung All Things Considered hält sie für die »nächste Julia Child«. Seit 2000, als sie zum ersten Mal in die Küche des Chez Panisse stolperte, betreibt Samin das Kochen hauptberuflich. Sie ist eine von fünf Kolumnistinnen für das Ressort Gastronomie des New York Times Magazine. Sie lebt, kocht, surft und gärtnert in Berkeley, Kalifornien, und hat den New-York-Times-Bestseller Salt, Fat, Acid, Heat: Mastering the Elements of Good Cooking geschrieben.

Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) besonders positiv beeinflusst?

»Host Defense My Community Mushroom Complex« von Paul Stamet ist das beste Nahrungsergänzungsmittel zur Stärkung des Immunsystems, das ich kenne (und ich habe schon viele ausprobiert!). Ganz gleich wie oft ich auf Reisen gehe, wie viele Hände ich schüttle oder wie erschöpft ich bin – solange ich dieses Supplement nehme, werde ich nicht krank.

Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?

Ich bin schon oft grandios gescheitert, aber rückblickend erkenne ich, wie mich jeder Misserfolg ein klein wenig näher an mein eigentliches Ziel geführt hat. Jahre bevor ich dazu bereit war, ein eigenes Buch zu schreiben, vergab ich zwei Chancen, in Zusammenarbeit mit anderen Autoren ein Kochbuch zu verfassen. Diese verschenkten Chancen ließen mich nicht los, und ich war mir sicher, dass ich nie wieder die Gelegenheit bekäme, ein weiteres Buch zu schreiben. Aber ich wartete ab und blieb geduldig, und nach 17 Jahren schrieb ich endlich das Buch, das ich mir immer erträumt hatte.

2002 schaffte ich es bis in die Endrunde für die Auswahl eines Fulbright-Stipendiums, aber ich bekam es nicht und hatte das Gefühl, niemals nach Italien fahren zu können, um dort traditionelle Zubereitungsmethoden zu lernen. Aber es gelang mir doch, und ich konnte dort anderthalb Jahre kochen und arbeiten. Und jetzt, 15 Jahre später, arbeite ich an einem Dokumentarfilm, der mich nach Italien führt, um traditionelle Zubereitungsmethoden zu lernen!

Ich arbeitete in einem Restaurant – und leitete es nach einer Weile auch –, das während seines fünfjährigen Bestehens ständig in den roten Zahlen war. Es war eine harte Zeit, vor allem weil ich mich mit derselben Hingabe darum kümmerte, als würde es mir selbst gehören. Nach drei Jahren wusste ich, dass es um unsere Erfolgsaussichten schlecht stand, und war bereit zu gehen, aber der Inhaber, der zugleich mein Mentor war, wollte das Handtuch noch nicht werfen. So zog sich das Unvermeidliche weiter hin, und wir quälten uns noch zwei Jahre ab. Manchmal war es schier unerträglich. Als alles vorbei war, war ich erschöpft, traurig und maßlos unglücklich. Es ging uns allen so. Aber es hätte nicht so laufen müssen.

Diese Erfahrung hat mich gelehrt, meine berufliche Laufbahn aktiver zu gestalten. Ein Ende muss kein Misserfolg sein, vor allem wenn man den Entschluss fasst, ein Projekt zu beenden oder ein Unternehmen zu schließen. Kurz nach der Schließung des Restaurants startete ich als kleines Nebenprojekt einen Lebensmittelstand, der sehr erfolgreich wurde. Ich hatte mehr Presse und Kunden, als mir lieb war. Investoren schlugen sich darum, mich finanziell zu unterstützen. Aber ich wollte eigentlich nur schreiben. Ich wollte keinen Lebensmittelstand führen, aber weil er mein Namen trug, wollte ich ihn auch niemandem überlassen. Also beschloss ich, den Stand zu meinen eigenen Bedingungen zu schließen, und ich stellte sicher, dass jeder darüber Bescheid wusste. Das war ein positiver Kontrast zur bitteren Erfahrung der Restaurantschließung. Ich habe seither gelernt, mir vor jedem Projekt, das ich beginne, den idealen Ausgang vorzustellen – selbst die besten Bühnenauftritte währen nicht ewig. Das sollten sie auch nicht.

In einem viel kleineren Rahmen kann ich mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wie viele Gerichte ich beim Kochen schon ruiniert habe. Aber das Schöne am Kochen ist, dass es ein vergleichsweise schneller Prozess ist, und man hat nicht viel Zeit, sich in seine Ergebnisse zu verlieben. Ob ein Gericht gelingt oder nicht – am nächsten Tag beginnt das Spiel doch wieder von vorne. Man hat keine Zeit, zu grübeln und sich in seinem Elend zu suhlen. Wichtig ist, dass man aus jedem Fehler lernt und versucht, ihn nicht noch einmal zu machen.

Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?

Als ich vor zehn Jahren ein Restaurant leitete, nahm ich mir die Zeit, am Graduiertenkolleg für Journalismus an der UC Berkeley als Gasthörerin einen Kurs unter der Leitung von Michael Pollan zu belegen. Es schien damals verrückt zu sein, einmal in der Woche das Restaurant für drei Stunden zu verlassen, um mich in einen Seminarraum zu setzen, nach einem 15-Stunden-Arbeitstag nach Hause zu gehen und die Bücher und Artikel zu lesen, die auf dem Lehrplan standen. Aber eine kleine Stimme in mir sagte, dass ich einen Weg finden musste, mir diese Zeit zu nehmen, und ich bin sehr froh, dass ich es getan habe. Dieser Kurs hat mein Leben verändert – er brachte mich mit Autoren, Journalisten und Dokumentarfilmern zusammen, die mich seither auf meinem turbulenten Lebensweg inspiriert und unterstützt haben. Ich lernte Michael kennen, der mir riet, mit dem Schreiben anzufangen. Er hat mich auch engagiert, um ihm das Kochen beizubringen, und im Laufe dieser Stunden ermunterte er mich dazu, meine Kochphilosophie in einen richtigen Lehrplan zu fassen, der Welt von meinem Konzept zu erzählen und es zu unterrichten, und so entstand das Buch Salt, Fat, Acid, Heat: Mastering the Elements of Good Cooking, das jetzt ein New-York-Times-Bestseller ist und auf dem besten Weg ist, eine Dokumentarfilmreihe zu werden. Völlig irre.

Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?

Ich mag amerikanischen Käse. Ich esse ihn nicht oft, aber ich finde es sagenhaft, wie er auf einem Burger zerläuft.

Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?

Ich muss praktisch immer an sein, ob ich nun im stillen Kämmerlein sitze und meine Gedanken zu Papier bringe oder andere unterrichte und ihnen etwas über das Kochen erzähle. Beide Teile meiner Arbeit erfordern eine große Menge Energie.

In den letzten fünf Jahren habe ich angefangen, mehr auf mich zu achten und darauf, was gut für mich ist. Und ganz oben auf der Liste steht Schlaf. Ich brauche acht bis neun Stunden Schlaf, um am nächsten Tag fit zu sein, und ich habe angefangen, meinen Schlaf kompromisslos durchzusetzen. Ich verbringe mehr Abende zu Hause, und wenn ich einmal essen gehe, reserviere ich einen Tisch für den frühen Abend oder gehe zeitig. Ich gehe manchmal sogar schon zu Bett, während eine von mir ausgerichtete Party noch in vollem Gang ist. Meine Gäste sind zufrieden, ich auch, und alles ist gut. Meine Besessenheit mit Schlaf hat mein Leben enorm verbessert.

Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben?

Im Zweifelsfall solltest du dich von Güte und Mitgefühl leiten lassen. Und habe keine Angst davor zu scheitern.

Wozu kannst du heute leichter Nein sagen als vor fünf Jahren?

Wenn ich ehrlich bin, arbeite ich noch daran. Aber eins steht fest: Je mehr ich mir über meine Ziele im Klaren bin, umso leichter fällt es mir, Nein zu sagen. Ich schreibe seit zehn Jahren alle größeren und kleineren Ziele, die ich habe, in ein Notizbuch. Wenn ich mir die Zeit nehme und artikuliere, was ich eigentlich erreichen will, werfe ich einen Blick auf meine Liste und prüfe, ob mich eine Gelegenheit diesem Ziel näher bringt oder mich davon entfernt. Wenn ich nicht genau weiß, was ich will, fange ich an, zu allen möglichen Dingen Ja zu sagen. Und ich habe schon oft schlechte Entscheidungen getroffen aus Angst, etwas zu verpassen, um mittlerweile zu wissen, dass ich es im Nachhinein immer bereue, etwas aus den falschen Gründen zu tun.

Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt?

Ich versuche, meinen Kopf auszuschalten und auf meinen Körper zu hören. An den Tagen, an denen ich schreibe, verlasse ich normalerweise den Schreibtisch und mache einen Spaziergang durch Downtown Oakland. Manchmal lasse ich alles stehen und liegen und gehe schwimmen. Manchmal besuche ich auch den Bauernmarkt, um die frischen Produkte dort zu berühren, zu riechen und zu schmecken, und lasse mich bei der Frage, was ich fürs Abendessen kochen soll, von meinen Sinnen leiten.

Wenn ich koche oder andere körperliche Arbeit verrichte und mir alles zu viel wird, liegt das normalerweise daran, dass ich nicht achtsam mit mir umgehe, und deshalb lege ich dann eine Pause ein. Ich bereite mir einen Snack oder eine Tasse Tee zu. Oder ich trinke einfach ein Glas Wasser und setze mich für einige Minuten nach draußen. Das reicht normalerweise, um mich zu entspannen und die Dinge wieder etwas klarer zu sehen.

Aber was mir immer hilft, ist, im Meer zu schwimmen. Das war schon so, als ich ein Kind war. Ich habe das Meer immer geliebt, und jetzt versuche ich sooft wie möglich an den Strand zu gehen, um zu schwimmen, zu surfen oder mich einfach im Wasser treiben zu lassen. Nichts beruhigt mich so sehr wie das Meer.

*tim.blog/ted

**siehe The 4-Hour Chef

***tim.blog/swimming

»Die Krankheit unserer Zeit ist, dass wir an der Oberfläche leben. Wir sind wie der Platte River – eine Meile breit, aber nur ein paar Zentimeter tief.«

STEVEN PRESSFIELDTW: @pressfieldstevenpressfield.com

STEVEN PRESSFIELD ist ein professioneller Autor in fünf verschiedenen Bereichen – Werbung, Drehbücher, Romane, erzählerische Sachbücher und Ratgeber. Von ihm stammen die Bestseller The Legend of Bagger Vance, Gates of Fire, The Afghan Campaign und The Lion’s Gate sowie die Kultklassiker über Kreativität The War of Art, Turning Pro und Do the Work. Seine jeden Mittwoch erscheinende Kolumne auf stevenpressfield.com zählt zu den beliebtesten regelmäßigen Informationsquellen über das Schreiben, die im Web zu finden sind.

Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?

Es wird sich verrückt anhören, aber es gibt bestimmte Orte, an die ich gehe, meistens alleine, weil sie mir frühere Zeiten meines Lebens in Erinnerung rufen. Zeit ist eine merkwürdige Sache. Manchmal kann man einen vergangenen Moment später besser würdigen als in der Zeit, in der er sich tatsächlich ereignet hat. Die Orte, die ich besuche, sind ganz unterschiedlich und meistens banal, lächerlich banal. Eine Tankstelle. Eine Bank auf der Straße. Manchmal fliege ich quer durch die USA, nur um zu einem dieser Orte zu kommen. Manchmal mache ich das im Urlaub oder auf Geschäftsreisen, wenn ich mit meiner Familie oder anderen Menschen zusammen bin. Ich spreche mit ihnen nicht immer darüber, manchmal aber schon. Manchmal nehme ich gezielt jemanden mit, aber das funktioniert meistens nicht (wie könnte es auch?).

Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben? Welchen Rat sollte er ignorieren?

Ich bin wahrscheinlich hoffnungslos altmodisch, aber meine Empfehlung lautet, Erfahrung in der echten Welt zu sammeln. Sei ein Cowboy. Fahr einen Lastwagen. Geh zur Armee. Lass das hyperehrgeizige »life hack«-Denken hinter dir. Ich bin 74 Jahre alt. Glaub mir: Du hast alle Zeit der Welt. Du hast noch zehn Lebenszeiten vor dir. Mach dir keine Sorgen darüber, dass deine Freunde dich »übertreffen« oder es vor dir »zu etwas bringen« könnten. Geh raus in die echte schmutzige Welt und fang an zu scheitern. Warum sage ich das? Weil das Ziel ist, eine Verbindung mit deinem Selbst, deiner Seele aufzunehmen. Widrigkeiten. Jeder verbringt sein Leben mit dem Versuch, ihnen aus dem Weg zu gehen. Auch ich. Aber die besten Sachen, die mir je passiert sind, kamen in den Zeiten, als es wirklich übel aussah und ich nichts und niemanden hatte, um mir zu helfen. Wer bist du wirklich? Was willst du wirklich? Geh los, scheitere, und finde es heraus.

Welches Buch (welche Bücher) verschenkst du am liebsten? Warum? Welche ein bis drei Bücher haben dein Leben am stärksten beeinflusst?

Das eine Buch, das mich wahrscheinlich am stärksten beeinflusst hat, ist wahrscheinlich das letzte, das irgendjemand auf der Welt lesen möchte: History of the Peloponnesian War von Thukydides. Es ist dicht, schwierig, lang, voller Blut und Gedärm. Es wurde, wie der Autor gleich am Anfang erklärt, nicht geschrieben, damit es einfach oder unterhaltsam ist. Aber es steckt voller harter, zeitloser Wahrheiten, und die Geschichte, die es erzählt, sollte jeder Bürger in einer Demokratie kennen müssen.

Thukydides war ein Athener General, der früh in dem 27 Jahre währenden Flächenbrand, der als Peloponnesischer Krieg bekannt wurde, geschlagen und entehrt wurde. Er entschied, sich aus dem Kampf zurückzuziehen und den Konflikt stattdessen so detailliert, wie er nur konnte, zu dokumentieren – er war sich sicher, dass er zum größten und bedeutendsten Krieg werden würde, der zu dieser Zeit je gekämpft wurde. Und genau das tat er.

Hast du schon mal von der Grabrede für Perikles gehört? Thukydides war dabei und hat mitgeschrieben.

Er war auch bei den Debatten in der Athener Versammlung dabei, bei denen über den Umgang mit der Insel Melos gesprochen wurde, dem berühmten Melier-Dialog. Bei der Niederlage der Athener Flotte bei Syrakus oder beim Verrat von Athen durch Alkibiades war er nicht vor Ort, aber er kannte Personen, die dort waren, und er scheute keine Mühen, um festzuhalten, was sie ihm erzählten. Thukydides war, wie alle Griechen seiner Zeit, unbehindert von christlicher Theologie, marxistischen Lehren, Freud’scher Psychologie oder irgendeinem der anderen »-ismen«, die uns überzeugen wollen, dass der Mensch im Grunde gut ist oder vielleicht perfektionierbar. Meiner Meinung nach sah er die Dinge, wie sie waren. Es ist eine dunkle Vision, aber extrem anregend und stärkend, weil sie wahr ist. Auf der Insel Korsika, in ihrer Zeit eine starke Seemacht, nahm eine Gruppe von Bürgern ihre Nachbarn und Mitkorsen in einem Tempel gefangen. Vor den Augen der Gefangenen schlachteten sie im Freien deren Kinder ab, und als die Gefangenen aufgaben, nachdem man ihnen Milde versprochen und Eide vor den Göttern geschworen hatte, wurden auch sie massakriert. Dies war kein Krieg von Nation gegen Nation, sondern von Bruder gegen Bruder in der zivilisiertesten Stadt auf Erden. Wenn man Thukydides liest, sieht man die eigene Welt als Mikrokosmos. Das Buch ist ein Lehrstück darüber, wie Demokratien sich selbst zerstören, indem sie in verfeindete Fraktionen zerbrechen, die Vielen gegen die Wenigen. Hoi polloi bedeutet auf Griechisch »die Vielen«, Oligoi »die Wenigen«.

Zur Unterhaltung kann ich Thukydides nicht empfehlen. Aber wenn du dich einem überragenden Verstand aussetzen willst, der über die tiefsten Dinge schreibt, die man sich vorstellen kann, solltest du das Buch mal versuchen.

Welche Anschaffung von maximal 100 Dollar hat für dein Leben in den letzten sechs Monaten (oder in letzter Zeit) die größte positive Auswirkung gehabt?

Es hat deutlich mehr als 100 Dollar gekostet, aber ich habe ein Elektroauto gekauft, einen Kia Soul, und Solarmodule auf meinem Dach installieren lassen. Mit Sonnenstrom fahren macht ziemlich Spaß, glaub mir.

Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?

Ich habe soeben das Buch The Knowledge geschrieben. Es handelt von meinem Lieblingsmisserfolg, und weißt du was? Es war selbst ein Misserfolg. Um ganz ehrlich zu sein: Als mein dritter Roman (der wie die ersten beiden nie veröffentlich wurde) auf peinliche Weise abstürzte, war ich Taxifahrer in New York City. Zu dieser Zeit hatte ich seit 15 Jahren versucht, einen Verlag zu finden. Ich beschloss, aufzugeben und nach Hollywood zu ziehen, um zu sehen, ob ich dort Arbeit als Drehbuchautor für Filme finden konnte. Frag mich nicht, welche Filme ich geschrieben habe. Das werde ich nie verraten. Und wenn du es auf andere Weise herausfindest, SEI GEWARNT! Schau sie dir nicht an. Aber die Arbeit »in der Industrie« machte mich zum Profi und hat mir den Weg zu allen Erfolgen geebnet, die am Ende doch noch kamen.

Wenn du an einem beliebigen Ort ein riesiges Plakat mit beliebigem Inhalt aufhängen könntest, was wäre das und warum?

Ich möchte kein Plakat aufhängen, und ich würde alle Plakate abreißen, die irgendjemand anderes aufgehängt hat.

Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?

Ich habe nie an der Börse investiert und bin außer für mich selbst nie irgendwelche Risiken eingegangen. Ich habe vor langer Zeit beschlossen, nur auf mich selbst zu wetten. Ich riskiere gern zwei Jahre für ein Buch, das wahrscheinlich floppt. Das ist mir egal, immerhin habe ich es versucht. Es hat dann eben nicht funktioniert. Ich glaube daran, in das eigene Herz zu investieren. Das ist wirklich alles, was ich mache. Ich bin ein Sklave der Muse. Mein gesamtes Geld setze ich auf sie.

Welche Überzeugungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten, die du dir in den letzten fünf Jahren angeeignet hast, haben dein Leben am meisten verbessert?

Ich war schon immer Fitness-Studio-Fan und Frühaufsteher. Aber vor ein paar Jahren wurde ich eingeladen, zusammen mit T. R. Goodman an einem Ort namens Pro Camp zu trainieren. Ja, das ist ein »System«, aber im Grunde ist das, was wir dort tun (definitiv eine Gruppen-Sache, weil drei oder vier von uns zusammen trainieren), einfach harte Arbeit. Ich hasse es, aber es ist großartig. Wenn wir nach dem Training aufbrechen, sagt T. R.: »Nichts, was euch heute passiert, wird härter sein als das, was ihr gerade gemacht habt«.

Wozu kannst du heute leichter Nein sagen als vor fünf Jahren? Welche neuen Erkenntnisse und/oder Ansätze haben dir dabei geholfen?

Vor ein paar Jahren hatte ich Gelegenheit, eine Sicherheitsfirma zu besuchen, also einen der Dienstleister, die Prominente bewachen und ihre Privatsphäre schützen. Die Person, die mich herumführte, erzählte mir, dass das Unternehmen jeden eintreffenden Brief, jede Einladung, jede E-Mail etc. überprüft und entscheidet, was davon an den Kunden weitergeleitet wird. »Wie viele kommen denn durch?«, fragte ich. »Fast nichts«, antwortete mein Freund. Ich beschloss, eingehende E-Mails in Zukunft so zu behandeln wie dieses Unternehmen. Wenn ich der Sicherheitsprofi wäre, der mich vor gefälschten, soziopathischen und hirnlosen Anfragen schützt, welche würde ich aussieben und in den Abfall werfen? Das hat ziemlich geholfen.

Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt?

Ich habe einen Freund im Fitness-Studio, der Jack LaLanne (googel den Namen, falls er dir nichts sagt) kannte. Jack hat immer gesagt, es sei in Ordnung, einen Tag Pause mit dem Training zu machen. Aber an diesem Tag darf man nichts essen. Das ist die kurze Art zu sagen, dass man nicht seine Konzentration verlieren darf. Mach Urlaub. Sammel dich. Aber denk daran: Der einzige Grund dafür, dass du hier auf diesem Planeten bist, ist, dass du deinem Stern folgen und das tun sollst, was die Muse dir sagt. Es ist beeindruckend, wie ein guter Arbeitstag sofort dafür sorgt, dass du dich wieder fühlst, wie du selbst.

Welche schlechten Ratschläge kursieren in deinem beruflichen Umfeld oder Fachgebiet?

Eine sehr, sehr gute Frage. In der Welt des Schreibens will jeder sofort Erfolg haben, und zwar ohne Schmerzen und Anstrengung. Wirklich? Oder schreiben die Leute einfach lieber Bücher über das Schreiben von Büchern, statt wirklich etwas zu schreiben – ein Buch, das vielleicht wirklich von etwas handelt? Schlechte Ratschläge gibt es überall. Bau dir eine Fangemeinde auf. Entwickel eine Plattform. Lerne, wie du das System austricksen kannst. Mit anderen Worten: Mach all die oberflächlichen Dinge und nichts von der eigentlichen Arbeit, die es braucht, um wirklich etwas von Wert zu produzieren. Die Krankheit unserer Zeit ist, dass wir an der Oberfläche leben. Wir sind wie der Platte River, eine Meile breit und nur ein paar Zentimeter tief. »Wenn du Milliardär werden willst, erfinde etwas, das den Leuten die Möglichkeit gibt, in ihrer eigenen Trägheit zu baden«, sage ich immer. So etwas wurde tatsächlich erfunden. Es nennt sich Internet. Soziale Medien. Dieses Wunderland, in dem wir von einer oberflächlichen, hirnlosen Ablenkung zur nächsten schweifen können, immer an der Oberfläche bleiben und nie tiefer gehen als ein paar Zentimeter. Echte Arbeit und echte Befriedigung kommen vom Gegenteil von dem, was im Web zu finden ist. Sie stellen sich ein, wenn man sich tief mit etwas beschäftigt – mit einem Buch, das man schreibt, einem Album, einem Film – und lange, lange dabeibleibt.

»Es ging alles so wahnsinnig schnell – wie im Film. Mir schoss durch den Kopf, dass ich eigentlich schon immer Schriftstellerin werden wollte. Also fing ich noch am selben Abend an zu schreiben.«

SUSAN CAINTW: @susancainFB: /authorsusancainquietrev.com

SUSAN CAIN ist Mitgründerin von Quiet Revolution und Autorin der Bestseller Quiet Power: The Secret Strengths of Introverted Kids und Quiet: The Power of Introverts in a World That Can’t Stop Talking, die in 40 Sprachen übersetzt wurden und über vier Jahre lang auf der Bestsellerliste der New York Times zu finden waren. Quiet wurde von der Zeitschrift Fast Company zum besten Buch des Jahres gekürt, und Susan unter die »Most Creative People in Business« gewählt. Susan ist Mitgründerin des Quiet Schools Network und des Quiet Leadership Institute. Sie schreibt für The New York Times, The Atlantic, The Wall Street Journal und andere Publikationen. Ihr TED Talk wurde über 17 Millionen Mal aufgerufen. Bill Gates bezeichnet ihn als einen seiner absoluten Favoriten.

Welcher (vermeintliche?) Misserfolg war die Voraussetzung für deinen späteren Erfolg? Hast du einen »Lieblingsmisserfolg«?

Vor langer Zeit war ich Wirtschaftsanwältin. Zu diesem Beruf hatte ich bestenfalls eine zwiespältige Einstellung, und jeder hätte dir sagen können, dass es für mich der falsche war. Dennoch: Ich wandte dafür eine Menge Zeit auf (genauer gesagt drei Jahre Jurastudium, ein Jahr Referendariat bei einem Bundesrichter und sechseinhalb Jahre bei einem Wall-Street-Unternehmen) und hatte viele enge Beziehungen zu Anwaltskollegen, die mir sehr wichtig waren. Ich sollte in Kürze in meiner Kanzlei Partnerin werden, als der Senior Partner in mein Büro kam und mir eröffnete, dass ich nicht wie geplant aufrücken würde. Bis heute weiß ich nicht, ob er mir sagen wollte, dass ich überhaupt keine Aussicht auf eine Partnerschaft mehr hatte oder dass ich später noch zum Zug kommen könnte. Ich weiß nur noch, dass ich peinlicherweise vor seinen Augen in Tränen ausbrach – und dann um Urlaub bat. Den trat ich noch am gleichen Nachmittag an, setzte mich auf mein Rad und drehte Runden im New Yorker Central Park. Ich hatte keine Ahnung, was ich nun anfangen sollte. Vielleicht würde ich wegfahren. Vielleicht auch nur eine Zeitlang die Wand anstarren.

Stattdessen – und das ging alles so wahnsinnig schnell, wie im Film – schoss mir durch den Kopf, dass ich eigentlich schon immer Schriftstellerin werden wollte. Also fing ich noch am selben Abend an zu schreiben. Am nächsten Tag meldete ich mich an der NYU zu einem Kurs in kreativem Schreiben für Sachbücher an. In der Woche darauf saß ich in der ersten Unterrichtsstunde und merkte sofort, dass ich endlich das Richtige für mich gefunden hatte. Damals rechnete ich nicht damit, je vom Schreiben leben zu können, doch mir war klar, dass sich für mich von nun an alles ums Schreiben drehen würde und dass ich künftig freiberuflich arbeiten wollte, um viel Zeit dafür zu haben.

Hätte ich »Erfolg« gehabt und wäre planmäßig Partnerin geworden, würde ich vielleicht immer noch unglücklich 16 Stunden am Tag Unternehmenstransaktionen aushandeln. Nicht dass ich vorher nie darüber nachgedacht hätte, was ich außer Jura sonst noch beruflich machen könnte, doch erst als ich die Zeit und die Gelegenheit hatte, über ein Leben außerhalb der hermetischen Kanzleikultur nachzudenken, konnte ich herausfinden, was ich wirklich machen wollte.

Was ist das beste oder lohnendste Investment, das du je getätigt hast (in Form von Geld, Zeit, Energie etc.)?

Die sieben Jahre, die ich in Quiet gesteckt habe. Es war mir egal, wie lange es dauerte, und obwohl ich mir natürlich wünschte, dass das Buch gut ankommen würde, war es für mich so oder so gut investierte Zeit – weil ich mir absolut sicher war, dass Schreiben ganz allgemein und dieses Buch im Besonderen für mich genau das Richtige waren.

Nach zwei Jahren legte ich eine erste Fassung vor, die meine Redakteurin (zu Recht) als Schrott bezeichnete. Sie formulierte es natürlich etwas freundlicher: »Nehmen Sie sich so viel Zeit wie nötig, fangen Sie noch einmal von vorne an und machen Sie es richtig.« Ich verließ ihr Büro mit einem Hochgefühl – weil ich ganz ihrer Meinung war. Ich wusste, dass ich noch Jahre brauchen würde, es richtig hinzukriegen (immerhin hatte ich vor Quiet ja noch nie etwas veröffentlicht – ich lernte quasi von der Pieke auf, wie man ein Buch schrieb), und ich freute mich, dass sie mir die Zeit ließ. Die meisten Verlage drängen mit halbgaren Büchern auf den Markt. Hätte sie das getan, gäbe es Quiet Revolution nicht.

Was ist eine deiner – gern auch absurden – Eigenheiten, auf die du nicht verzichten möchtest?

Ich mag gern traurige Musik in Moll. Ich finde sie erhebend, transzendent und gar nicht deprimierend. Das kommt vermutlich daher, dass solche Musik eigentlich von der Zerbrechlichkeit und damit der Kostbarkeit des Lebens und der Liebe handelt.

Mein Schutzpatron ist Leonard Cohen. Hör dir doch mal »Dance Me to the End of Love« oder »Famous Blue Raincoat« oder etwas anderes an, was er geschrieben hat – oder natürlich »Hallelujah«, seinen bekanntesten Song. Der ist aber wirklich nur die Spitze des Leonard-Eisbergs! Sehr schön ist auch »Hinach Yafah (You Are Beautiful)« von Idan Raichel – ein toller Song über die Sehnsucht nach dem geliebten Menschen – oder auch über die Sehnsucht ganz allgemein.

Mein Lieblingswort ist saudade, ein portugiesischer Begriff, der den Kern der brasilianischen und portugiesischen Kultur und Musik umschreibt. Saudade bedeutet so viel wie süßes Sehnen nach etwas oder jemandem, das oder den man liebt, aber wohl für immer verloren hat. Oder probier es mal mit der Musik von Madredeus oder Cesária Évora. Das ist (irgendwie) auch das Thema meines nächsten Buches!

Welchen Rat würdest du einem intelligenten, motivierten Studenten für den Einstieg in die »echte Welt« geben? Welchen Rat sollte er ignorieren?

Du wirst so viele Geschichten von Menschen hören, die alles aufs Spiel setzten, um ein bestimmtes – meist kreatives – Ziel zu erreichen. Ich glaube nicht, dass man kreative Bestleistungen erbringen kann, wenn man total gestresst ist, weil man vor dem Konkurs steht oder vor anderen persönlichen Katastrophen. Ganz im Gegenteil: Man sollte sich sein Leben so angenehm und schön wie möglich gestalten – und so, dass trotzdem Raum bleibt für kreative Tätigkeiten.

Ich habe mich oft gefragt, ob all die Jahre an der Wall Street verschwendete Zeit waren, wenn ich doch von Anfang an eigentlich dafür geschaffen war, die menschliche Psyche zu ergründen und darüber zu schreiben, wie das Leben wirklich ist. Die Antwort: Nein, es war keine Zeitverschwendung – und zwar aus mehreren Gründen. Erstens lernte ich dadurch viel über das sogenannte »wirkliche Leben«, was mir sonst immer verschlossen geblieben wäre. Zweitens ist ein Platz in der ersten Reihe bei einer Verhandlung an der Wall Street ein sehr guter Ausgangspunkt, um die gelegentliche Lächerlichkeit von Menschen zu studieren. Vor allem aber verdankte ich dieser Zeit ein Finanzpolster, das ich brauchte, als ich schließlich bereit war, kreativ tätig zu werden. Das Polster war nicht sehr dick, denn ich hatte nie viel gespart, aber es machte einen gewaltigen Unterschied. Auch als ich begonnen hatte zu schreiben, verbrachte ich noch viel Zeit damit, mir eine bescheidene freiberufliche Existenz aufzubauen (indem ich anderen Verhandlungskompetenz vermittelte). Damit wollte ich so lange wie nötig meinen Lebensunterhalt absichern. Als Schriftstellerin setzte ich mir zum Ziel, noch vor meinem 75. Lebensjahr etwas zu veröffentlichen. Schreiben sollte mir ein ständiger Quell der Freude sein, ohne jeden finanziellen Druck oder Leistungsdruck ganz allgemein.

Damit meine ich natürlich nicht, dass der clevere, engagierte Student erst zehn Jahre in der Finanzbranche arbeiten soll, bevor er sich kreativ betätigt! Aber er sollte sich genau überlegen, wie er zurechtkommt. Dann kann er sich in der Zeit, die er seinen kreativen Projekten widmet – ob 30 Minuten oder 10 Stunden am Tag –, ganz auf Fokus, Flow und die sporadischen Glücksmomente konzentrieren.

Was tust du, wenn dir alles zu viel wird, du nicht mehr fokussiert bist oder deine Konzentration nachlässt? Welche Fragen stellst du dir?

Ich liebe Espresso. Ich könnte den ganzen Tag Espresso trinken. Ich gestatte mir aber nur einen Latte am Tag, und den spare ich mir für meine kreative Zeit auf – zum Teil, weil er meinen Kopf wie durch Zauberei auf Hochtouren bringt, aber auch, weil ich mir dadurch – Pawlow lässt grüßen – antrainiert habe, das Schreiben mit Kaffeegenuss zu assoziieren.

»Der Gedanke darüber, was mich glücklich macht, verschafft mir nicht dieselbe Klarheit wie der Gedanke darüber, was mir Freude bereitet.«

KYLE MAYNARDIG: @kylemaynardFB: /kylemaynard.fanpagekyle-maynard.com

KYLE MAYNARD