Traummaschinenstürmer - Jarne G.L. Colmor - E-Book

Traummaschinenstürmer E-Book

Jarne G.L. Colmor

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Beschreibung

gedichte. geschrieben in den letzten tagen, jahren oder jahrzehnten. aber wen interessiert das? es gibt - über das sprechen und lesen der gedichte hinaus - nichts zu erklären. am aufgeschäumten meer/schmeck ich/das alte salz/ durch meine zungen/langsam flieht/der horizont/ verbeult/ein dünenwirbeltanz/am kalten strand/ des windes hauch/den kohelet dereinst besang/enteilt/ in weißen händen wogen/des lebens linien/graue risse/ das alte salz/schmeck ich/im raunend stillen meer

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Seitenzahl: 37

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Inhaltsverzeichnis

OVERTÜRE

aus flimmerndem atem

achterwasser

faule früchte

blei

I

winterlicht

dein haus

versprechen

stadttraum

dazwischen

mein meer

heide

walzer der liebe

dezemberreise

todesengel

handvoll steine

kein schrei wird tönen

zedernsehnsucht

untergang

robinien

blues

frost

kindheit

stadt

sand

honigmond

was ist

sterben

er

geisterseher

schwarzweiss

paris & du

taschentücher

feige

frühlingsbräune

INTERLUDIUM

strichregen

chanson de la souvenir

verstummen

oa hoas

leben

tod

unbeteiligte dritte

bekreuzigung

osterhoas

schlussstrich

II

januarelbe

deine hände

frühling

augustmohn

blau

im meer

kalabrische zitronen

spätabends

ernte

kübelblumen

irren

versprechen

aufbruch

morgenlicht

herbstlektion

tanzen

flusslandschaft im sommer

halt

verharren

falke

tauchen

morgens

weinberg

b. im winter

ende

blenden

schreien

birnenfall

blind

wege zu carr

da

humus

haare

heil

maskierung

welk

gefroren

basement downtown

gabe

sinken

storyteller

ein lied

schweigen

nacht. vögel

regennacht

verflucht

III

trotziger mund

spiegel

dir

auge

gräber

drei tulpen

vier reiter

krieg

afrikanische nacht

hauch – leuchten

löwenzahn

flackern

nachtung

wanderung in blauer nacht

wintermächte

hiddensee

ohne titel

neben dir

CODA

dritter juni

occasio

schreiben zum anfang

auf dem see

OVERTÜRE

aus flimmerndem atem

aus flimmerndem atem schälst du dich.

leer bist du. mein verlangen. leer.

ich blicke dumpf ins schwarz. ins schwarz. ins schwere süßholzschwarz.

es schmeckt mich. trägt die bittere süße meines mundes. der rissigen lippen stechenden schmerz.

der sendet mich. weit. weit ins uferlose mit dem wind.

die seen der salze. aufgespannt. gespannt durch welken horizont.

ich kreuze euch. ich trinke. ich stähle meine neue sucht.

sie blitzt in mondes weiß. im weiß des auges. im weiß der julinacht.

geblendet sinke ich zum grund. gesichter. augen. münder.

sie streuen mich durch straßen. lichten wälder. kleiden tage.

verlieren sich. verlieren mich. ins schwarz. ins schwere süßholzschwarz.

leer bist du. mein verlangen. leer.

aus flimmerndem atem schälst du dich.

achterwasser

graugänse belagern erschöpft kahle felder.

fünf erlen rascheln ihr zweiseitiges lied.

auf sattgrüner wiese wie gemeißelt ein zelter.

die wolken zerfetzt wie die gräser im ried.

faule früchte

hingeworfen herbstes stürmen,

kindesbleiche zwischen wäldern eingesaugt,

flücht ich an umgebognen zeigern

tief gebückt in brombeerbüsche,

stopf wild den mund mit faulen früchten.

chlorgasig schimmert halber mond,

tanzt kalt durch spalten zwischen nassen zweigen,

da eingerollt in braunem laub

verlassen meine stimmen lauschen ...

verlassen meine stimmen lauschen ...

bis feuchter schimmel alles deckt.

blei

streif/ich/durch/städte/schwimmend/im/strom/durch/kalten/geschwärzten/beton/blicke/das/morgen/grinst/offen/im/takt/der/dioden/dein/name/wogt/in/den/flügeln/der/brust/verfallend/schaufele/ich/trink/ich/das/gestern/wie/blei/rast/es/siedet/durch/adern/quert/rotes/gedärm/fließt/in/die/arme/pfählt/mich/zu/boden/starrt/matt/im/hirn/streif/ich/durch/städte/schwimmend/im/strom/durch/kalten/geschwärzten/beton/blicke/das/morgen/grinst/offen/im/takt/der/dioden

I

winterlicht

mittags, wenn die winterwinde

leis, ganz leis die birke schaukeln,

die sich streckt vor unsrem haus,

blick wildernd ich zum hange gegenüber,

der lacht so kahl und kalt.

wird wohl die tief gebeugte sonne sein,

die ihn zu freuden bringt wie mich,

der später auf der straße weg vom berg

sich vor die strahlenkugel rückt

und mit geschlossenen lidern harrt.

wie habe ich doch dich und dich vermisst,

auch wenn ihr beide die nicht rühren wollt,

die voller inbrunst euch beschreien.

so denk ich, kreise gründend,

die klirrend mich zu fesseln drohen.

für s.

dein haus

komm von der arbeit, mond im nacken,

vor mir entsteht dein altes haus.

zwei natriumleuchten stieren ins dunkel,

der asphalt grinst die autos an.

dein fenster ruft, mein körper singt,

und durch die einfahrt spring ich hoch, zu dir,

ein glück nur, nur ein glück.

versprechen

auch wenn wir uns später fliehen sollten,

die geteilte zeit wird geronnen sein

im dickicht der worte,

im rhythmus des bluts.

stadttraum

entlang der dächer rauschen lüfte,

streifen ziellos blasse sterne,

reiben leergelaufne autos sich am wind.

reifen, ungewuchtet, schlagen sich

an wülsten quillenden asphalts

beim rollen über bänder aus beton.

aus windzerteiltem lautem sirren

der zuggebognen schienen gegenüber

bricht sich das klacken eines hohen schuhs.

so schwebt in aufgebrauchter luft

ein wirres spiel von viertel tönen

durch häuserzeilen dieser warmen nacht.

zart fast webt es splitter meines tags

und all die klumpen der erinnerung

zu einem tuch von bittersüßen träumen.