Trennungsangst bei Hunden - Julie Naismith - E-Book

Trennungsangst bei Hunden E-Book

Julie Naismith

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Beschreibung

Ihr Hund kann lernen, allein zu sein.

Trennungsangst bei Hunden ist das vollständige Nachschlagewerk, um Ihren ängstlichen Hund zu beruhigen und ihm Sicherheit zu schenken. Wenn Sie fachkundigen Rat, einfach anzuwendende Techniken und positive Ergebnisse ohne viel Aufhebens suchen, dann werden Sie Julie Naismiths praktischen Leitfaden lieben. Und das alles für weniger als die Kosten eines Tages in der Hundetagesstätte!

Dieses Buch bietet Ihnen und Ihrem Tier:

•Ein umfassendes System für den Übergang vom verängstigten zum zufriedenen Hund.

•Eine Übersicht gängiger Trainingsmythen, die man unbedingt vermeiden sollte.

•Tipps für den Umgang mit urteilenden Nachbarn, Freunden und Familienmitgliedern.

•Erfolgsgeschichten von anderen Hundebesitzern, die Ruhe und Freiheit zurückgewonnen haben.

•Kostenlose, herunterladbare Trainingspläne, Videoanleitungen und vieles mehr!

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Buch

Trennungsangst bei Hunden ist das vollständige Nachschlagewerk, um Ihren ängstlichen Hund zu beruhigen und ihm Sicherheit zu schenken. Wenn Sie fachkundigen Rat, einfach anzuwendende Techniken und positive Ergebnisse ohne viel Aufhebens suchen, dann werden Sie Julie Naismiths praktischen Leitfaden lieben. Und das alles für weniger als die Kosten eines Tages in der Hundetagesstätte!

Autorin

Julie Naismith stammt ursprünglich aus Yorkshire in England. Inspiriert durch ihren Hund Percy, entschied sie sich eines Tages, ihren Job als Unternehmerin aufzugeben und eine Laufbahn als Hundecoach einzuschlagen. Ausgebildet von der berühmten Hundetrainerin Jean Donaldson, hat sie sich im Laufe der Jahre auf Trennungsangst bei Hunden spezialisiert und ist mittlerweile eine der meistgefragten Expertinnen zu diesem Thema. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Hunden in den kanadischen Rocky Mountains.

Alle Zusatzmaterialien finden Sie auch im Internet zum Herunterladen:

www.penguin.de/naismith-trennungsangst

Julie Naismith

Trennungsangst bei Hunden

Wie Ihr Hund lernt, entspannt allein zu sein

Aus dem Englischen von Marion Zerbst

Die englische Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel Be Right Back!: How To Overcome Your Dog’s Separation Anxiety And Regain Your Freedom

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von der Autorin und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autorin beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Obwohl ich mir in diesem Buch große Mühe gegeben habe, genau zu erklären, wie Sie die Trennungsangst Ihres Hundes überwinden können, kann ich nicht garantieren, dass Ihnen das auch gelingen wird. Die Erfolgsquote von Trennungsangst-Training ist zwar sehr hoch, aber bei Verhaltensänderungen gibt es niemals eine Garantie. Jeder Fachmann, der Ihnen etwas anderes erzählt, macht sich der Intransparenz schuldig.

Die Fallbeispiele für erfolgreiches Trennungsangst-Training, die ich in diesem Buch aufzeige, sind also nicht als Versprechen positiver Ergebnisse zu verstehen. Ob eine Lösung erfolgreich ist, hängt ganz von der psychischen Verfassung des jeweiligen Hundes und von der Person ab, die das Training durchführt.

Deutsche Erstausgabe Juni 2024

Copyright © 2019 der Originalausgabe: Julie Naismith

Copyright © 2024 der deutschsprachigen Ausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Andrea Kalbe

This translation of Be Right Back!: How To Overcome Your Dog’s Separation Anxiety And Regain Your Freedom is published by arrangement with Julie Naismith

Umschlag: Uno Werbeagentur, München

Umschlagmotiv: © WilleeCole/iStock; © rzelich/iStock; © FinePic®, München

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

JS ∙ CB

ISBN 978-3-641-31780-5V001

www.goldmann-verlag.de

Für India, Tex und natürlich auch für Percy

Inhalt

Vorwort

Einführung

»Wissen Sie, dass Ihr Hund den ganzen Tag bellt?«

Kapitel 1

Was ist Trennungsangst?

Kapitel 2

Leben mit einem Hund, der unter Trennungsangst leidet

Kapitel 3

Tipps und Tricks für Besitzer von Hunden mit Trennungsangst

Kapitel 4

Und nun beginnt das Training!

Kapitel 5

Mit Trainingsrückschlägen umgehen

Kapitel 6

Erfolgreiches Training

Kapitel 7

Ausnahmen und besondere Situationen

Kapitel 8

Trennungsangst: Überlebensstrategien für Hundebesitzer

Schlusswort

Warum gibt es keine schnellen Lösungen für das Trennungsangst-Problem?

Anhang A

Mustertrainingspläne

Anhang B

Zusätzliche Trainingspläne

Anhang C

Wie findet man einen vertrauenswürdigen Hundetrainer?

Anhang D

Alternative Behandlungsmethoden für Hunde mit Trennungsangst

Anhang E

Was tun, wenn der Hund dauernd bellt?

Anhang F

Training zum Aufbau von Selbstvertrauen

Danksagung

Informationsquellen

Register

Vorwort

Als Besitzer eines Hundes mit Trennungsangst haben Sie wirklich die schlechtesten Karten, die es gibt: Sie haben nicht nur einen Hund, den Sie keine Minute lang allein lassen können, sondern werden obendrein auch noch dafür verurteilt und bekommen nicht die Informationen, die Sie brauchen, um Ihren Hund von diesem problemlos behandelbaren Leiden zu befreien.

Wenn Sie das Gefühl haben, auch zu dieser Gruppe von Menschen zu gehören, dann habe ich dieses Buch für Sie geschrieben.

Es gibt viele Bücher über Trennungsangst, die von Hundetrainern für Hundetrainer geschrieben worden sind – und Bücher, die von Hundetrainern für Hundebesitzer geschrieben worden sind. Doch dieses Buch stammt von einer Hundebesitzerin (die allerdings inzwischen eine erfahrene Beraterin zum Thema Trennungsangst ist) und wendet sich an andere Hundebesitzer. Genau wie Sie weiß ich, dass zur Überwindung von Trennungsangst mehr gehört als einfach nur ein Trainingsprogramm.

Mit diesem Buch will ich Ihnen das Wissen und die Überlebensstrategien an die Hand geben, die Sie brauchen. Ich möchte, dass Sie sich nicht auf schlechte Ratschläge verlassen, sondern genau das tun, was Ihnen und Ihrem Hund helfen wird, dieses Problem zu überwinden.

Wenn Sie gerade dabei sind, die Hoffnung zu verlieren, dann wissen Sie, dass ich Ihnen die Daumen drücke. Und ich glaube fest daran, dass Sie es schaffen werden.

Einführung

»Wissen Sie, dass Ihr Hund den ganzen Tag bellt?«

Eigentlich hatte ich mich für eine gute »Hundemutter« gehalten. Wir machten gemütliche Schnüffelspaziergänge in der Nachbarschaft, gingen auf Abenteuerexkursionen in die freie Natur und besuchten die Parks unserer Stadt, um andere Menschen (und Hunde) zu treffen. Eines Tages fragte meine Nachbarin mich: »Wissen Sie eigentlich, dass Ihr Hund den ganzen Tag bellt?« Auf diese Frage gab es eine ganz einfache Antwort: Nein, das wusste ich nicht. Und ich hatte auch keine Ahnung, warum er bellte, wenn ich nicht zu Hause war. Diese unerwartete Frage brachte mich zu einer Erkenntnis, auf die ich nicht vorbereitet gewesen war: Mein Hund Percy litt unter Trennungsangst.

Ich weiß heute noch, wie ich mich an diesem Tag gefühlt habe. Meine ganze Welt als Hundehalterin war aus den Fugen geraten. Denn ich hatte tatsächlich keine Ahnung davon gehabt, dass Percy dauernd bellte, wenn ich weg war. Woher hätte ich das auch wissen sollen? Meinen Cockerspaniel-Pudel-Mischling India hatte ich schon seit einem Jahr, und bis dahin hatte sich noch kein Nachbar über sie beschwert. Percy, Indias Halbbruder, war im Alter von acht Wochen zu uns gekommen, und natürlich war ich davon ausgegangen, dass er genauso leicht zu erziehen sein würde wie sie.

Ich konnte den Gedanken, dass mein Hund den ganzen Tag bellte, nicht ertragen, und natürlich wollte ich auch keinen Ärger mit den Nachbarn bekommen. Also musste ich der Sache auf den Grund gehen.

Auf der Suche nach einer Antwort

Wie alle Menschen in unserem heutigen Smartphone-Zeitalter fragte ich zuerst Dr. Google um Rat. Wenn Sie »Hund bellt den ganzen Tag« in eine Suchmaschine eingeben, erhalten Sie ungefähr eine Million Treffer – alle mit unterschiedlichen Meinungen und widersprüchlichen Fakten.

Ich habe viel Zeit damit vergeudet, die verschlungenen Wege des Internets zu erkunden, aber Gott sei Dank bin ich schließlich doch auf sinnvolle Informationsquellen gestoßen. Ich erfuhr, dass ich einen Hund mit einer Phobie vor dem Alleinsein hatte: Trennungsangst.

Denn Hunde, die während Ihrer Abwesenheit ständig und ununterbrochen bellen, sind keine bösen Hunde. Und sie sind auch nicht wütend auf Sie, weil Sie weggegangen sind. Sie sind schlicht und einfach in Panik. Wir wissen zwar nicht, warum, doch aus irgendeinem Grund haben manche Hunde eine krankhafte Angst davor, allein zu Hause zu sein.

So ging es auch meinem Percy.

Nachdem ich begriffen hatte, was mit Percy los war, änderte sich alles. Denn nun wusste ich, mit welchem Problem ich es zu tun hatte: Angst. Also musste ich die Ursache dafür herausfinden und mir darüber klar werden, was man dagegen tun kann.

Im Internet gibt es jede Menge Erklärungen dafür, warum ein Hund unglücklich sein könnte, wenn man ihn allein lässt. Hier ein paar Erklärungen für Percys Ängste, auf die ich bei meiner Suche gestoßen bin (und von denen ich inzwischen weiß, dass es sich dabei um Irrtümer handelt):

weil man mit dem Hund schmust (eine Todsünde!)

weil man den Hund im eigenen Bett schlafen lässt (wer kommt denn auf so eine Idee?)

weil man den Hund zuerst aus der Tür gehen lässt (dafür komme ich in eine Haftanstalt für schlechte Hundeerzieher)

weil man den Hund fressen lässt, bevor man selber gegessen hat (ein absolutes No-Go!)

Offenbar war ich eine katastrophale Hundeerzieherin. Doch interessanterweise hatte ich all diese »Fehler« auch bei India begangen, und mit ihr gab es überhaupt keine Probleme.

Außerdem hatte ich gelesen, dass es Stress für Hunde ist, allein zu bleiben, wenn sie das Gefühl haben, der »Rudelführer« zu sein, also musste ich Percy »zeigen, wer der Chef ist«. Offenbar war mein vier Monate altes und zwei Kilo schweres flauschiges weißes Hündchen wild entschlossen, die Weltherrschaft an sich zu reißen, und wenn ich nichts dagegen unternahm, würde das ein böses Ende nehmen.

Ein beliebter Ratschlag aus dem Internet, der bei meinen Freunden und Angehörigen ganz oben auf der Liste stand, lautete: »Lassen Sie ihn einfach bellen!«

Demnach braucht man also gar nichts gegen die Trennungsangst zu tun. Das Problem löst sich ganz von selbst.

Sie müssen einfach nur aufhören, Ihren Hund zu verhätscheln und zu bemuttern. Lassen Sie ihn von allein über seine Angst hinwegkommen! Doch das ist falsch. Es ist nicht einfach nur eine »andere Meinung«, sondern aus wissenschaftlicher Sicht falsch.

Mein größter Fehler als Neuling in der Hundeerziehung war es, an diesen Satz zu glauben. Also ließ ich meinen verängstigten Hund einfach bellen. Doch das hat nicht funktioniert. Ganz im Gegenteil: Dadurch ist es sogar noch schlimmer geworden.

Wie sieht das Leben mit einem Hund mit Trennungsangst aus?

Wenn Sie wissen, dass Ihr Hund jedes Mal in Panik gerät, wenn Sie weggehen, können Sie kaum noch das Haus verlassen.

Diese Erkenntnis machte das Leben mit Percy sehr anstrengend. Unser Hund hatte eine unkontrollierbare Angst davor, ohne menschliche Gesellschaft zu Hause bleiben zu müssen.

Arbeiten, essen, joggen oder einkaufen gehen, noch in letzter Minute eine Einladung annehmen – all das war für mich entweder unmöglich, oder ich konnte es nur in dem Wissen tun, dass seine Angst sich dadurch wahrscheinlich noch verschlimmerte.

Mein Mann und ich fühlten uns wie Gefangene in unserem eigenen Haus – wir waren Gefängnisinsassen, die sich ihre Zelle mit zwei entzückenden, kuscheligen Hunden teilten.

Wir liebten Percy über alles, mussten aber endlich auch wieder einmal in der Lage sein, unser eigenes Leben zu führen.

Woher kommt Trennungsangst eigentlich? Das ist eines der Themen, auf die ich in Kapitel 1 noch näher eingehen werde. Die wichtigste Antwort lautet, dass man bisher noch nicht weiß, warum manche Hunde Trennungsangst entwickeln und andere nicht, aber zum Glück kann man etwas dagegen tun.

Ich hörte auf, das Internet nach halbgaren Ideen zu den Ursachen von Trennungsangst zu durchforsten, und konzentrierte mich stattdessen auf eine Lösung.

Da ich von Hundetraining damals noch nicht viel Ahnung hatte, habe ich mich einfach irgendwie durchgewurstelt, doch anscheinend lag der Schlüssel zum Erfolg darin, Percy in kleinen Schritten an das Alleinsein zu gewöhnen. Ich stellte fest, dass seine Angst sich verschlimmerte, wenn ich ihn länger allein ließ, als er verkraftete.

Ich musste wissen, was Percy tat, während wir von zu Hause weg waren. Dafür brauchte ich ein technisches Gerät und schaffte mir deshalb die »Percycam« an.

Mithilfe dieses Geräts – einer Art Nanny-Cam, nur eben für unseren Hund – konnten wir Percy beobachten, während wir unterwegs waren. Ohne Percycam hätten wir keine Ahnung gehabt, wie es ihm allein in unserer Wohnung erging.

Was ich damals gemacht habe, wirkt im Vergleich zu meinen heutigen Trainingsmethoden sehr unbeholfen und rudimentär, trotzdem gelang es mir mit der Zeit, die Situation zu verbessern. Offensichtlich funktionierte diese Methode, während alle anderen Ratschläge versagt hatten.

Schließlich gelang es mir, Percy zu zeigen, dass meine kurzen, stressfreien Abwesenheiten von zu Hause gar nicht so beängstigend waren. Und irgendwann schaffte er es, damit klarzukommen.

Wissenschaftlich fundiertes Hundetraining

Dieser Durchbruch machte mich süchtig nach evidenzbasiertem – also wissenschaftlich fundiertem – Training. Alles, was Sie in diesem Buch lesen, beruht auf Beweisen.

Bevor ich erfuhr, dass es eine wissenschaftliche Methode für das Hundetraining gibt, dachte ich (wie viele andere Hundebesitzer auch), dass es dabei einfach nur darauf ankommt, »zu wissen, wie Hunde ticken«.

Doch je tiefer ich in die Welt des Hundetrainings eintauchte und je mehr ich darüber lernte, wie Hunde lernen, umso klarer wurde mir, dass evidenzbasiertes Hundetraining der Schlüssel dazu ist, einem Hund mit Trennungsangst zu helfen.

Es ist schlicht und einfach eine wissenschaftlich fundierte Methode.

Hunde lernen durch Assoziation. Sie entwickeln Ängste durch Assoziation, und sie lernen, ihre Angstreaktionen durch Assoziation zu ändern.

Beim Hundetraining geht es weder darum, Ihr Tier zu vermenschlichen, noch um Voodoo-Magie, noch um seinen »Wunsch zu gefallen« und auch nicht um eine Lernmethode, die auf dem Mythos beruht, dass Sie als Hundebesitzer unbedingt der »Chef« sein müssen.

Es geht vielmehr darum, Techniken einzusetzen, die auf den Gesetzen beruhen, nach denen Tiere lernen. Das Besondere an dieser Methode ist, dass sie auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht, die wir schon seit Jahren kennen. Sie ist so alt, dass sie völlig neu zu sein scheint.

Dieses evidenzbasierte Training hat mir geholfen, Percys Trennungsangst zu überwinden. Und dazu musste ich ihn weder anschreien noch sein Verhalten korrigieren, ihn auf den Rücken drehen oder ihm mit aversiven Trainingsmethoden (zum Beispiel mit einem Anti-Bell-Halsband) Schmerzen zufügen.

Denn was kann es bringen, einem ohnehin schon ängstlichen Hund Angst einzujagen oder Schmerzen zu bereiten? Angst mit Angst zu bekämpfen, ist die falsche Lösung.

Am Ende dieses Buches werde ich Ihnen genau erklären, warum viele der Werkzeuge, die es gegen Trennungsangst zu kaufen gibt, nicht funktionieren. Doch vorläufig brauchen Sie nur eines zu wissen: Wenn Ihr Hund unter Trennungsangst leidet, sollten Sie ihn allmählich ans Alleinsein gewöhnen. So einfach (oder vielleicht auch so kompliziert) ist das.

Das evidenzbasierte Training hat mir geholfen, Percys Trennungsangst zu überwinden. Und dazu musste ich ihn weder anschreien noch sein Verhalten korrigieren, ihn auf den Rücken drehen oder ihm mit aversiven Trainingsmethoden Schmerzen zufügen.

Warum ich Hundetrainerin geworden bin

Nach meinen Erfahrungen mit Percys Trennungsangst wurde ich geradezu süchtig nach gewaltfreiem, evidenzbasiertem Hundetraining.

Mein Mann und ich haben damals, als wir versuchten, Percy zu helfen, so viel durchgemacht, dass es mir ein großes Anliegen war, anderen Besitzern und Hunden diesen Kummer zu ersparen.

Das war mir so wichtig, dass ich dafür sogar meine Karriere aufgab, die mich rund um den Globus geführt, mir den Status einer hochrangigen Vielfliegerin eingebracht und mir einen Platz am Vorstandstisch einiger hochrenommierter Unternehmen gesichert hatte.

Ich liebte meinen damaligen Beruf, aber ich konnte damit nichts bewirken.

Es heißt, dass man nicht den Hund bekommt, den man will, sondern den, den man braucht. Percy war genau der Hund, den ich gebraucht habe, um mich aus meinem Dornröschenschlaf wachzurütteln und auf einen anderen beruflichen Weg zu bringen.

Und so beschloss ich, Hundetrainerin zu werden, um Hunden wie Percy – und was genauso wichtig ist: Besitzern von Hunden wie Percy – helfen zu können. Menschen, die es genauso schwer hatten wie mein Mann und ich.

In meiner beruflichen Karriere brauchte man bestimmte Qualifikationen, um anderen Leuten Ratschläge geben zu können. Daher wollte ich mich natürlich auch auf dem Gebiet des Hundeverhaltens und -trainings so gut wie möglich qualifizieren.

In der Welt des Hundetrainings gibt es allerdings ein schmutziges kleines Geheimnis: In den meisten Ländern kann sich jeder völlig legal als Hundetrainer bezeichnen. In dieser Branche gibt es keine gesetzlichen Bestimmungen, die Verbraucher vor unseriösen Anbietern schützen. Die mangelnde Reglementierung dieses Berufs ist jedoch keine Entschuldigung für mangelnde Qualifikation.

Ich war fest entschlossen, alles richtig zu machen, also meldete ich mich an der sogenannten Harvard University für Hundetraining an: Jean Donaldsons Academy for Dog Trainers. Und ich wurde von der führenden Expertin Malena DeMartini ausgebildet, die das bahnbrechende Trainerhandbuch Treating Separation Anxiety in Dogs geschrieben hat.

So wurde ich schließlich eine Trainerin und Verhaltensberaterin, die mittlerweile schon Hunderten von Hunden mit Trennungsangst geholfen hat. Der erste Anstoß dazu waren die Kommentare meiner Nachbarin, als Nächstes wollte ich Percy bei der Überwindung seiner Trennungsangst helfen, und schließlich gelangte ich zu der Erkenntnis, dass es tatsächlich eine »richtige«, wissenschaftlich fundierte, evidenzbasierte Methode gibt, mit der man ihm und anderen Hunden helfen kann.

In diesem Buch finden Sie Praxistipps und Strategien, wie man seinem Hund über Trennungsangst hinweghilft, und außerdem Links zu einer dazugehörigen Website mit Dateien zum Herunterladen und Ausdrucken.

Zusammenfassung

Ihr Hund ist nicht böse oder wütend. Er leidet an einer Panikstörung. Sie tragen keine Schuld an seinem Problem.Konzentrieren Sie sich auf das, was funktioniert, und blenden Sie alles aus, was nicht funktioniert (mitsamt den schlechten Ratschlägen, die Sie zu hören bekommen). Dann werden Sie Erfolg haben.

Kapitel 1

Was ist Trennungsangst?

Verschiedene Ursachen von Trennungsangst

Hunde mögen Gesellschaft. Sie sind gerne mit uns zusammen. Dr. John Bradshaw – ein führender Experte auf dem Gebiet der Trennungsangst bei Hunden – schreibt in einem Artikel in The Guardian: »Die meisten Hunde hassen es, allein gelassen zu werden … Man kann Hunde darauf trainieren, mit dem Alleinsein zurechtzukommen. Aber nur wenige Besitzer wissen, dass sie das tun können (und sollten).«

Andere Hunde finden es vielleicht einfach nur langweilig und frustrierend, allein zu Hause zu sein.

Aber woher weiß man, welche dieser Ursachen zutrifft? Ist Ihr Hund einfach enttäuscht darüber, dass Sie ihn verlassen haben, oder flippt er richtiggehend aus? Das ist nicht so leicht zu erkennen, wie Sie vielleicht denken, aber es gibt ein paar aufschlussreiche Anhaltspunkte dafür.

Wie definiert man Trennungsangst?

Ihr Hund ist nicht einfach nur verärgert, weil Sie ohne ihn fortgegangen sind. Hunde mit Trennungsangst haben eine Phobie vor dem Alleinsein: Sie zeigen Anzeichen von Panik, wenn man sie länger allein lässt, als sie verkraften können.

Diese Hunde bekommen Angst, wenn sie allein sind, doch solange jemand – egal wer – bei ihnen ist, geht es ihnen gut.

Der eigentliche Fachbegriff für diesen Zustand lautet »Isolationsstress«, doch normalerweise verwendet man dafür das Wort »Trennungsangst«.

Manche Hunde brauchen die Gesellschaft einer bestimmten Person (oder bestimmter Personen), um keine Angst zu haben. Aber das kommt viel seltener vor – den meisten Hunden geht es gut, solange irgendjemand bei ihnen ist. Nur wenn ein Hund die Nähe einerbestimmtenPerson braucht, um keine Angst zu haben, leidet er unter echter Trennungsangst. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Hyper-Attachment oder überstarker Bindung.

In diesem Buch verwende ich für beide Verhaltensweisen den Oberbegriff Trennungsangst. In Kapitel 4 werde ich spezielle Strategien für den Umgang mit überstarker Bindung erläutern.

Häufige Anzeichen von Trennungsangst

Auf folgende Anzeichen sollte man achten, um herauszufinden, ob ein Hund unter Trennungsangst leidet:

Übermäßiges Bellen, Winseln, Jaulen und Heulen

Anknabbern oder Kaputtmachen von Fußböden, Wänden und Türen, vor allem in der Nähe der Haus- oder Wohnungstür

Verzweifelte Fluchtversuche, die manchmal sogar so weit gehen, dass der Hund sich selbst verletzt

Koten oder Urinieren in Haus oder Wohnung (vor allem, wenn der Hund ansonsten stubenrein ist)

Große Unruhe schon lange, bevor Sie weggehen

Viele Menschen glauben, dass ein Hund alle diese Verhaltensweisen zeigen muss, damit man bei ihm von Trennungsangst sprechen kann. Oft höre ich Hundebesitzer sagen: »Ich glaube nicht, dass es Trennungsangst ist, denn wenn ich weg bin, bellt er nur« oder »Es sieht nicht nach Trennungsangst aus, denn er macht zwar Sachen in der Wohnung kaputt, aber die Nachbarn haben sich noch nie darüber beschwert, dass er heult.«

Manche Hunde mit Trennungsangst zeigen keine der oben aufgeführten häufigeren Problemverhaltensweisen, sondern andere Zeichen von Angst:

Sich die Schnauze lecken

Hecheln

Speicheln, sabbern

Winseln, leise weinen

Regungslos dasitzen oder -liegen

Sich verstecken

Sich verkriechen

Zittern

Weit aufgerissene Augen

Die Ohren anlegen

Den Schwanz einziehen

Unruhig in der Wohnung auf und ab laufen

Sich ängstlich zusammenducken

Schlottern

Trennungsangst: Was könnte sonst noch dahinterstecken?

Wir erkennen Trennungsangst, indem wir uns das Gesamtverhalten des Hundes anschauen und nicht nur auf ein oder zwei Verhaltensweisen achten. Um das Verhalten eines Hundes zu analysieren, braucht man stets Videomaterial. Wir suchen nach länger andauernden Verhaltensweisen, die auf Angst hindeuten und nur dann auftreten (oder sich verschlimmern), wenn Sie nicht zu Hause sind.

Manchmal ist die Beurteilung schwierig – vor allem, weil vieles, was Hunde tun, wenn sie allein zu Hause sind, nicht nur durch Trennungsangst, sondern auch durch andere Auslöser verursacht werden kann.

In der unten stehenden Tabelle finden Sie eine Zusammenfassung anderer möglicher Ursachen für das Verhalten Ihres Hundes:

Problemverhalten, wenn der Hund allein zu Hause ist

Andere mögliche Ursachen

Kaputtmachen von Möbeln oder Einrichtungsgegenständen

Ein gelangweilter Hund, der spielt und Spaß haben willEin zahnender Welpe, der versucht, etwas gegen sein schmerzendes Zahnfleisch zu tunMäuse oder andere Schädlinge im HausEin älterer Hund mit kognitiven ProblemenAngst vor Lärm, Sturm oder Gewitter

Koten oder Urinieren in das Haus oder die Wohnung

Gesundheitliche ProblemeProbleme mit der StubenreinheitMan hat ihn zu lange ohne Pinkelpause in der Wohnung gelassenBestimmte MedikamenteKognitive ProblemeErnährungsumstellungParasiten

Bellen, Heulen, Winseln

Geräusche auf der StraßeGeräusche von anderen HausbewohnernJemand an der TürEin anderer Hund, der heultGeräusche in der WohnungLangeweile

Welches Verhalten deutet nicht auf Trennungsangst hin?

Das größte Problem bei der Diagnostik von Trennungsangst besteht darin, dass gelangweilte oder frustrierte Hunde oft scheinbar ähnliche Verhaltensweisen zeigen (vor allem Bellen, Anknabbern und Kaputtmachen von Möbeln oder sonstigen Einrichtungsgegenständen).

Das kann verwirrend sein, doch die in der obigen Tabelle aufgeführten Verhaltensweisen sind bei Hunden mit Trennungsangst oft ausgeprägter und halten länger an.

Nehmen wir zum Beispiel den Hund, der Angst davor hat, etwas zu verpassen: Ein solcher Hund kann den Gedanken nicht ertragen, dass irgendetwas Aufregendes passieren könnte, wenn er nicht dabei ist. Sobald Sie weggehen, fängt der Hund an zu bellen. Vielleicht beginnt es mit einem »Hey, ich glaube, du hast vergessen, mich mitzunehmen?«, steigert sich aber schnell zu einem Wutanfall: »Du kannst doch nicht einfach ohne mich losgehen!« Solche Hunde bellen so lange weiter, bis sie merken, dass das nichts bringt. Danach geben sie auf und schlummern für den Rest Ihrer Abwesenheit friedlich vor sich hin.

Dann gibt es noch den Wachhund, dessen Lebensaufgabe darin besteht, Sie vor lebensbedrohlichen Gefahren (zum Beispiel dem Paketboten) zu warnen. Solche Hunde sitzen, während Sie weg sind, vielleicht die ganze Zeit am Fenster und verbellen jeden, der vorbeigeht. Wenn Sie Ihrem Hund das untersagen, solange Sie zu Hause sind, steigert er sich während Ihrer Abwesenheit womöglich noch mehr in dieses Verhalten hinein.

Manche Hunde, die allein zu Hause sind, knabbern Gegenstände an, weil sie sich langweilen. Wieder andere verrichten während Ihrer Abwesenheit ihr Geschäft in der Wohnung, weil sie gelernt haben, dass es ungefährlicher ist, auf den Teppich zu pinkeln, wenn niemand da ist, der sie deshalb anschreien kann.

Keiner dieser Hunde ist verängstigt. Vielleicht langweilen sie sich, sind frustriert und/oder überdreht – aber sie sind nicht in Panik.

Vergleichen Sie diese Beispiele nun einmal mit dem Verhalten eines Hundes mit Trennungsangst, der sich so große Sorgen macht, dass das Bellen während der Dauer Ihrer Abwesenheit immer mehr eskaliert, oder eines in Panik geratenen Hundes, der so aufgeregt ist, dass er sich bei dem Versuch, sich einen Weg nach draußen zu buddeln, die Krallen ausreißt.

Ich teile diese Verhaltensweisen von Hunden, die allein zu Hause sind, in zwei verschiedene Kategorien ein: »denkendes« und »emotionales« Verhalten.

Denkendes Verhalten bedeutet, dass der Hund sich eine Strategie zurechtlegt. Wenn er sprechen könnte, würde er womöglich sagen: »Wenn ich laut genug belle, kommen sie vielleicht zurück und gehen mit mir spazieren« oder »Dieses Tischbein sieht so aus, als ob man damit eine Menge Spaß haben könnte. Ich könnte mich danebenlegen und den ganzen Nachmittag daran rumknabbern.«

Wie alle hochentwickelten Tiere stecken Hunde genau so viel Aufwand in ein Verhalten, wie das Ergebnis es rechtfertigt. Wenn das ständige Bellen, mit dem der Hund erreichen möchte, dass Herrchen oder Frauchen mit ihm spazieren geht, nicht früher oder später zu einem Spaziergang führt, wird der denkende Hund aufgeben. Denn Hunde tun normalerweise das, was funktioniert.

Emotionales Verhalten dagegen entbehrt einer solchen kalkulierten Logik oder Absicht. Höchstwahrscheinlich hat der Hund gar keine Kontrolle über sein Verhalten. Er denkt nicht nach. Und es sieht auch nicht so aus, als ob er in der Lage wäre, mit seinem Verhalten aufzuhören.

Wenn das Bellen oder Knabbern auf Angst zurückzuführen ist, wird der Hund es so lange fortsetzen, wie er Angst hat.

Das ist so ähnlich wie mit dem Schreien der Fahrgäste in einer Achterbahn: Es hört erst auf, wenn die Achterbahn anhält.

Patricia McConnell weist in ihrem einflussreichen Buch Waldi allein zu Haus darauf hin, dass es möglicherweise der Selbstberuhigung dient, wenn der Hund seine Ängste ausagiert. Und genau darin liegt seine Belohnung für die Anstrengung.

Gelangweilte oder frustrierte Hunde zeigen oft scheinbar ähnliche Verhaltensweisen wie Hunde mit Trennungsangst (vor allem Bellen, Anknabbern und Kaputtmachen von Möbeln oder anderen Einrichtungsgegenständen).

Diese Ähnlichkeit im Verhalten von Hunden, die allein zu Hause sind, kann verwirrend sein, aber wenn ich Ihnen einen wesentlichen Unterschied zwischen verängstigten und gelangweilten Hunden nennen sollte, dann wäre es die Dauer des Verhaltens.

Wenn Sie den Besitzer eines Hundes mit Trennungsangst fragen, wie lange der Hund sein Verhalten durchhält, dann lautet seine Antwort normalerweise: »So lange, wie wir weg sind.«

Wie ich Ihnen in diesem Buch zeigen möchte, äußert sich Trennungsangst bei jedem Hund anders; dieses Verhalten lässt sich nur schwer auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Manche Hunde legen während der Abwesenheit ihres Besitzers nur hin und wieder problematisches Verhalten an den Tag, doch die meisten zeigen dieses Verhalten so lange, bis der Hundehalter wieder zurückkehrt.

Mit emotionalem Verhalten ist es so ähnlich wie mit dem Schreien der Fahrgäste in einer Achterbahn: Es hört erst auf, wenn die Achterbahn anhält.

Überstarke Bindung

Übermäßig anhängliche Hunde kleben auf Schritt und Tritt an ihrem Besitzer, egal in welchem Zimmer der Wohnung oder des Hauses Sie sich gerade befinden. Diese Kletten unter den Hunden leiden jedoch nicht unbedingt an Trennungsangst. Viele Hunde folgen ihrem Besitzer gerne wie ein Schatten überallhin, geraten aber trotzdem nicht in Panik, wenn er das Haus verlässt.

Einigen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge haben Hunde mit Trennungsangst manchmal auch eine überstarke Bindung an ihren Besitzer. Das bedeutet aber nicht, dass Trennungsangst durch eine besonders enge Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Hund verursachtwird. Besitzer, die schon mehrere sehr anhängliche, aber ansonsten normale Hunde hatten, werden Ihnen sagen, dass sie bei dem Hund, der dann später Trennungsangst entwickelte, alles genauso gemacht haben wie bei ihren anderen Hunden.

Später werden wir noch ausführlicher darauf eingehen, warum man mit taktischen Strategien gegen Trennungsangst-Symptome nichts ausrichten kann. Vorläufig brauchen Sie jedoch nur zu wissen, dass wir das emotionale Bellen, Anknabbern oder Koten und Urinieren nicht stoppen können, ohne die Ursache dafür anzugehen.

»Warum macht er das nur, wenn ich weg bin?«

Wenn Ihrem Hund immer nur dann ein Malheur in der Wohnung passiert, wenn Sie nicht da sind, kann es sich entweder um Ängstlichkeit oder um ein Problem mit der Stubenreinheit handeln. Auf den ersten Blick sieht es vielleicht so aus, als sei er heimtückisch oder bockig. Doch in Wirklichkeit steckt etwas ganz anderes dahinter.

Ängstlichkeit

Hunde, denen nur dann ein Missgeschick passiert, wenn sie allein zu Hause sind, empfinden das Alleinbleiben möglicherweise als Stress. Wenn Sie ganz sicher sind, dass das immer nur in dieser Situation geschieht, könnte es sich um Trennungsangst handeln. Achten Sie zunächst auf andere typische Trennungsangst-Symptome wie beispielsweise Lautäußerungen, Anknabbern oder Kaputtmachen von Einrichtungsgegenständen. Haben Ihre Nachbarn sich schon mal darüber beschwert, dass er bellt, wenn Sie nicht da sind? Haben Sie Knabber- oder Kratzspuren an Möbeln oder Einrichtungsgegenständen entdeckt?

Zweitens: Vergewissern Sie sich, ob das Koten oder Urinieren wirklich nur in Ihrer Abwesenheit vorkommt. Schauen Sie sich gründlich im Haus um, vor allem in Räumen, die Sie nicht so oft betreten. Vergewissern Sie sich, ob Ihr Hund nicht heimlich an einem abgelegenen Plätzchen – in sicherer Entfernung von Ihnen – sein Geschäft erledigt.

Wenn Sie sicher sind, dass er sich wirklich nur dann im Haus erleichtert, wenn er allein ist – und wenn Sie auch noch andere Verhaltensweisen beobachtet zu haben glauben, die man mit Ängstlichkeit in Verbindung bringt (zum Beispiel Anknabbern, Zerstören oder Lautäußerungen) –, besteht die Möglichkeit, dass Ihr Hund unter Trennungsangst leidet.

Ein Problem mit der Stubenreinheit

Passiert es Ihnen immer wieder, dass Sie mit Ihrem Hund Gassi gehen, ohne dass er sein Geschäft erledigt? Oder warten Sie immer wieder vergeblich darauf, dass sich etwas tut – doch sobald Sie ihm den Rücken zuwenden, hebt er sofort das Bein oder macht sein Häufchen? Manche Hunde entwickeln eine »umgekehrte Stubenreinheit«: Es ist ihnen unangenehm, ihr Geschäft vor den Augen von Herrchen oder Frauchen zu erledigen – sei es im Garten, auf Spaziergängen oder im Park.

Wenn das so ist, hat Ihr Hund schlicht und einfach beschlossen, dass es keine gute Idee ist, sich vor Ihren Augen zu erleichtern. Hunde haben ein sehr feines Gespür für Situationen und sind wahre Experten darin, herauszufinden, was gefährlich und was ungefährlich für sie sein könnte. Wenn Sie Ihren Hund früher öfters ausgeschimpft oder bestraft haben, weil er sein Geschäft im Haus erledigt hat, ist er vielleicht auf die Idee gekommen, dass es gefährlich ist, sich zu erleichtern, wenn Sie ihn dabei beobachten können. Aber wenn Sie weg sind, ist die Luft rein – und deshalb finden Sie beim Nach-Hause-Kommen öfters einen verschmutzten Teppich vor.

Es ist wichtig, herauszufinden, ob es sich dabei um ein bloßes Stubenreinheitsproblem handelt oder ob Ihr Hund verängstigt ist, wenn Sie ihn allein lassen. Wenn er unter Trennungsangst leidet, dann befolgen Sie bitte die Ratschläge in diesem Buch. Wenn er ein Stubenreinheitsproblem hat, sollten Sie mit seinem Sauberkeitstraining noch einmal ganz von vorn anfangen. Mehr zum Thema Stubenreinheit erfahren Sie in Anhang B.

Ursachen von Trennungsangst

»Ist es meine Schuld, dass mein Hund unter Trennungsangst leidet?« Das ist wohl die häufigste Frage, die Hundebesitzer sich stellen, wenn sie von dem Dilemma ihres Lieblings erfahren, und oft ist die Versuchung, sich selbst die Schuld daran zu geben, dann sehr groß.

Vielleicht haben Sie ein schlechtes Gewissen, weil Sie glauben, die Trennungsangst Ihres Hundes selbst verschuldet zu haben. Sie befürchten, ihm mit Ihrem Versagen als Besitzer (Ihren mangelnden Führungsqualitäten) unermessliches Leid zugefügt zu haben.

Das jedenfalls besagen die häufigsten Mythen zum Thema Hundeerziehung, das haben unzählige Google-Suchen Ihnen verraten, und vielleicht haben Ihnen das auch schon ein paar Hundetrainer gesagt. Aber das stimmt nicht: Sie haben Ihren Hund nicht dazu gebracht, eine Panikstörung zu entwickeln.

Weder Sie noch Ihr Hund sind daran schuld.

Den Besitzern die Schuld an dem Problem zu geben, scheint unserem Bedürfnis nach Klärung der Ursachen für die Trennungsangst von Hunden zu entspringen – obwohl niemand den wahren Grund dafür kennt. Doch den Besitzern die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist zu einfach, und womöglich bekommen Sie dadurch mit der Zeit ein furchtbar schlechtes Gewissen, obwohl Sie gar nichts dafür können. … Ende der Leseprobe