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Im ursprünglichen Stück von Bert Brecht vor hundert Jahren ging es um die Heimkehrer aus dem verlorenen Ersten Weltkrieg, die auf eine revolutionäre Stimmung in der Heimat trafen. Vor diesem Hintergrund ging es um private Verwicklungen, um Liebe, Glauben, Treue und Zuversicht. Die Adaption des Jahres 2014 versetzt die Handlung in den friedlichen Sommer des Jahres 2014, an den Tag des Weltmeisterschafts-Endspiels. Der Rückkehrer ist hier einer der zum Islam konvertierte und aus dem Krieg in Syrien zurückkehrt.
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Seitenzahl: 33
Günther März
Vater von Sabine
Birgit März
Mutter von Sabine
Sabine, genannt Bine
Tochter von Günther und Birgit
Boris Wagner
ihr (beinahe) Verlobter
Christoph/Abdulla
zum Islam konvertierter Ex-Freund von Sabine
Herr Baumann
Zeitungsredakteur und Freund der Familie
Frau Wagner
Mutter von Boris
Dimitri
Onkel von Boris
Ümit
Kellner im „Harem“
Gäste im Lokal
Kommentator im TV
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Im Einfamilienhaus der Familie März, wesentlich noch im Stil der 1980er Jahre eingerichtet.
Am 13. Juli 2014
„Reichen uns acht Flaschen …?!“
Günther wiederholte seine Frage, als er keine Antwort erhielt. Nach einer Weile schallte ein genervtes
„… was?“ zurück. Er kam aus der Küche in den Flur:
„Ob uns zehn Flaschen reichen, … wollt ich gerne wissen!“
„Das musst doch selber wissen“, antwortete ihm seine Frau Birgit. „Ich trink ja bloß mal einen Schluck Weizen mit Cola. Die Bine und der Boris trinken sonst auch nur ein Glas … jeder.“
„Was interessiert mich ein ‚sonst‘ …? Heut geht’s um die Weltmeisterschaft!“
„… im Biertrinken … oder …?“
Günther, der wohl nicht wirklich zugehört hatte, rief zurück: „Na, mir täten vier, fünf Flaschen schon reichen, … zwo pro Halbzeit.“
„Und wenn es wieder Verlängerung gibt, dann brauchst doch noch was …“
„Was für Verlängerung denn? Die feg ma doch weg, die Gautschos, … so wie die Brasilianer. Fünf-Null zur Pause, … und gut is‘:“
„Und hast Du vergessen, dass wir ins ‚Harem‘ wollten?“
„Ja, gewiss… Ich kauf einen teuren Flachbildschirm, um mir das Finale dann im Lokal anzuschauen. So schaut’s aus …“
„Aber die Bine und der Boris wollen doch heute ihre Verlobung feiern.“
„Heut, ausgerechnet heut? Und am Abend? Jetzt haben die so lang rumgemacht, da kommt es doch auch einen Tag mehr oder weniger auch nimmer an, oder?“
„Ja, das sagst ausgerechnet Du, wo Du doch dauernd gemeckert hast, dass sie den Christoph doch endlich vergessen soll und den Boris heiraten. Und außerdem weißt Du das seit Wochen. Und DU hast selber gesagt, dass wir diesmal schon in der Vorrunde ausscheiden.“
Da die Unterhaltung offenbar länger dauern wollte, kam Günther ins Wohnzimmer, wo seine Frau auf dem Sofa saß, vor dem tonlosen übergroßen Fernsehbildschirm, der einen Verkaufssender zeigte. Birgit tippte etwas in ihr Smartphone, vermutlich eine Bestellung. Günther war darüber offensichtlich nicht erfreut, sagte zu seiner Frau
„Den einen Spinner gibt’s ja auch schon lang nimmer …“
Man hörte nun Geräusche von der Haustüre. Bine und Boris betraten das Haus. Bine kommt ins Zimmer, während Boris leicht hörbar wohl die Treppe hoch ging.
„Man weiß ja gar nicht, ob er tot ist“, antwortete Birgit.
„Hackst Du schon wieder auf dem Abdulla herum?“ fragte Bine vorwurfsvoll und ging an ihrem Vater vorbei ins Wohnzimmer, um sich in seinen Sessel zu setzen.
„Da hörst Du’s selbst“, gab dieser seiner Frau zurück:
„Abdulla hat er sich ja genannt, nicht mehr Christoph - … wie konnte ich das nur vergessen!“
Dann wandte er sich an seine Tochter: „Da is‘ nix mehr da zum rumhacken. Das hat er schon selber g’macht, dein feiner Herr Muselmann. In die Luft gesprengt hat sich.“
„Das weißt du doch gar nicht“, gab Bine verärgert zurück, in einem Tonfall, der erkennen ließ, dass alles nicht zum ersten Mal gesagt wurde.
„Ja, mei … Mädle, … wach auf. Das haben’s uns doch vor zwei Jahren schon gesagt, bei der Polizei, beim BKA, beim Ministerium. Auch seine eigene Mutter glaubt, dass es stimmt.“
„Aber ich glaub‘ es nicht, … dass der Christoph …“
„Abdulla, … dacht ich …?“
„Der Chris, … der Abdulla … der ist doch kein Terrorist! Der hat sich doch immer nur für Autos interessiert. Ein schneller Porsche, das war sein Traum. So einer sprengt sich doch nicht in die Luft!“