Trotz allem Liebe - Marascha Daniela Heisig - E-Book

Trotz allem Liebe E-Book

Marascha Daniela Heisig

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Beschreibung

Kaum eine Beziehung ist so herausfordernd wie eine Partnerschaft. Nirgendwo anders sind wir so verletzlich, gibt es bei Konflikten so heftige Gefühle. Vor dem Hintergrund ihrer langjährigen therapeutischen Arbeit mit Paaren zeigt Marascha Daniela Heisig: Wir müssen immer wieder lernen, Unversöhntes zu wandeln, um die tagtäglichen Herausforderungen in der Liebe zu meistern. Mit Hilfe eines 10-Schritte-Programms ermöglicht sie Paaren, Verletzung, Groll und Ärger zu überwinden und zu einer liebevollen und versöhnlichen Beziehung zurückzufinden.

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Inhalt

Über die Autorin

Über das Buch

Impressum

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Leseempfehlung

Marascha Daniela Heisig

Trotz allem Liebe

Wie Paaren Versöhnung gelingt

Patmos Verlag

Inhalt

Einleitung: Versöhnung in der Paarbeziehung

Teil 1 Dynamiken in der Paarbeziehung

Der verbindende Funke – die Liebe

Das Band der Liebe

Intimität und Vertrauen

Die trennenden Muster – die Verletzungen

Alltägliche und außergewöhnliche Herausforde­rungen für Paare

Krisen als unbewältigte Übergänge

Verletzende Muster in Beziehungen

Teil 2 Die 10 Schritte der Versöhnung

1. Schritt: Den seelischen Rückzug ­wahrnehmen

2. Schritt: Den starken Gefühlen Raum geben

Naturübungen

Spielerisch »Dampf ablassen«

3. Schritt: Mit sich selbst mitfühlen

Was ist Mitgefühl mit sich selbst? Was nicht?

Auswege aus der Selbstverdammung

4. Schritt: Das Wagnis eingehen, aufzubrechen

Schutz finden – Schutzräume gestalten

Heilsamer Schock – die Kraft aus der Wunde erkennen

5. Schritt: Die Wirklichkeit annehmen

Welche Geschichte erzählen wir uns?

Übungen und Rituale

6. Schritt: Mit dem anderen mitfühlen

7. Schritt: Aufeinander zugehen

Mut zur achtsamen Konfrontation

Achtsame Kommunikation im Alltag

Aufeinander zugehen

8. Schritt: Sich versöhnen mit dem Anderssein

Das Anderssein und Nichtveränderbare respektieren

Sich entschuldigen

Versöhnungsrituale und Versöhnungsübungen

9. Schritt: Sich damit versöhnen, dass nicht alles versöhnbar ist

Unversöhntes bedauern – sich selbst vergeben

10. Schritt: Liebevoll auf sich selbst und den anderen blicken

Hinwendung zum Geliebtsein und zur Liebe

Sinnquellen erschaffen und gemeinsam leben

Heilige Beziehungsräume schaffen

Sich erneut das Ja-Wort geben

Ausblick und Dank

Anhang

Anmerkungen

Literatur

Für alle Kinder, deren Eltern noch unversöhnt sind

Einleitung: Versöhnung in der Paarbeziehung

»Man muss sich durch die kleinen Gedanken, die einen ärgern, immer wieder hindurchfinden zu den großen Gedanken, die einen stärken«1, schreibt Dietrich Bonhoeffer. Seine Worte ermutigen, sich in Liebesbeziehun­gen auf die großen Gedanken auszurichten und sich durch die Schichten von Verletzungen hindurchzugraben, um zur Liebe zurückzufinden. Intime Beziehungen sind ein bedeut­sa­mer Teil unseres Lebens, der uns zutiefst zugrunde gelegt ist. Sie sind der Strom unseres Lebens und der Herzschlag unserer Seele.

Kaum eine Beziehung fordert uns daher so heraus wie die zu unserem engsten Lebenspartner, sind wir doch in keiner anderen so verletzbar. Störungen in unserer Partnerschaft erschüttern uns meist zutiefst, auch wenn keine Beziehung ohne emotionale Verletzungen auskommt. Deshalb berührt das Thema Versöhnung uns alle. Es gehört zu unserem Leben dazu, dass wir verletzen und verletzt werden. Uns mit den Verlet­zun­gen zu versöhnen und die Schwächen des Partners, der Partnerin anzunehmen, stellt eine der tiefsten Lernaufgaben in Partnerschaften dar.

Einige Paare gehen in krisenhaften Situationen auseinander oder trennen sich in Unfrieden – mit allen Konsequenzen für das eigene Leben, das Umfeld und die geistigen oder physischen Kinder. Andere Paare sind verzweifelt, weil sie nicht wissen, wie sie sich wieder versöhnen können, wenn sich Konflikte verhärten und Krisen zuspitzen. Die Liebe scheint hinter Groll und Ärger zu verschwinden.

Vielfach sind es gar nicht die großen Verletzungen, wie schwerwiegendes Fehlverhalten oder sexuelle Gewalt, sondern eher Verletzungen im Alltag, die eine Paarbeziehung belasten. Meist dreht es sich dabei um enttäuschte Erwartungen, verbale Kritik, das Gefühl mangelnder Unterstützung und Zu-kurz-gekommen-Seins, fehlende Sensibilität und unbedachte Worte. Kränkungen und Entwertungen treten an die Stelle einer liebevollen Bezogenheit. Andere Verletzungen sind die, die unsere Zugehörigkeit als Paar in Frage stellen. Wenn z. B. die Ursprungsfamilie, der Beruf, die Kinder höher gestellt werden oder wenn familiäre Verflechtungen in die Beziehung hineinfunken, entstehen Verletzun­gen. Auch unbewältigte Übergänge stellen die Paarbezie­hung auf die Probe. Ändern sich soziale Rollen, berufliche Anforderungen, die körperliche Nähe, kann die Liebe darunter leiden. Seitensprünge stellen die Liebesbezie­hung und das Vertrauen an sich in Frage.2

Solange Verletzungen ungeklärt, Vorwürfe oder Fragen nach Wiedergutmachung offen im Raum stehen, bleiben wir an das Vergangene gekettet, was uns die Kraft zum Handeln in der Gegenwart nimmt. Unversöhntes bindet uns an das Vergangene und kostet viel Lebensenergie. Durch eine nachtragende Haltung erzeugen wir in uns selbst vielleicht langfristig größeres Leid als das Unrecht, das uns widerfahren ist.

Damit ein Paar liebevoll zusammenbleiben kann, ist die Fähigkeit, sich nach Verletzungen zu versöhnen, sehr hilfreich. Aber wie gelingt es, sich zu versöhnen? Verschiedenen Studien3 zufolge sind die bedeutsamsten Gründe dafür, ob Vergebung möglich wird, wie wir uns das Geschehene erklären, welche Motive dem verletzenden Verhalten zugrunde liegen und ob das verletzende Verhalten absichtlich oder unabsichtlich geschah. Wenn wir nachvollziehen können, wie der Fehltritt zustande kam, lindert das die Verletzung. Je mehr sich die verletzte Person in die verletzende Person hineinversetzen kann, desto eher ist Versöhnung möglich. Weitere Einflussfaktoren sind die Empathie der verletzten Person mit sich selbst, die äußere Stresssituation und die Frage, ob ein Teil der Verletzung auch mitverantwortet ist. Die Einsicht, selbst auch schon Fehler gemacht zu haben, ermöglicht eher Versöhnung. Wenn wir uns an unsere eigenen Fehler erinnern und daran, dass auch uns schon verziehen wurde, stimmt uns dies eher milde: Wir sehen, dass das Unrecht, das wir aktuell erleiden, sich auf gewisse Art mit unseren eigenen Verfehlungen ausgleicht.

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist die Zeit, die nötig ist, um Verletzungen zu verschmerzen. Es kann durchaus sein, dass Bitterkeit und Ärger auch wieder einmal hochkochen. Zugleich können wir Versöhnung weder erzwingen noch erwarten – sie geschieht. Aber wir können die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sie möglich wird.

Welche Wirkung hat es, wenn wir uns versöhnen? Es wurde mehrfach belegt, dass sich Versöhnung positiv auf unser psychisches und körperliches Wohlbefinden auswirkt.4 Versöhnung macht Menschen hoffnungsvoller, reduziert Ängste und stärkt die Verbundenheit von Paaren. Es tut uns gut, Groll zu überwinden, und zu vergeben ist heilsam, denn auf diese Weise kann Verbundenheit wieder in die Beziehung zurückgeholt werden. In versöhnten Verletzungen liegt die Chance zu einer tieferen Liebe und partnerschaftlicher Beziehung.

Verletzungen und Unversöhntes können als Wachstums­schmerzen angesehen werden, die Entwicklungs­impulse anzeigen. In ihnen liegt oft das große Potential, miteinander und aneinander zu wachsen. Entwicklung in einer Beziehung geht einher mit ständigem Verhandeln, Loslassen und Sich-Versöhnen. Versöhnung in der Paarbeziehung wird hier als bewusste Entscheidung verstanden. Wir können aktiv entscheiden, ob wir Unrecht vergelten, uns zurückziehen oder uns auf die Suche danach machen, was unsere Integrität als Paar stärkt und die Fesseln des Unversöhnten vorsichtig löst.

Dies ist nicht nur heilsam für die eigene Seele, sondern auch für unsere Kultur, die nach neuen We­gen der Versöhnung und einer neuen Liebeskultur sucht. Mit die­ser Botschaft möchte das Buch auch beitragen zu mehr Verständi­gung zwischen zwei Menschen, die sich lieben – ob Mann und Frau, Mann und Mann oder Frau und Frau. Es ist vor allem geschrieben aus einem tiefen Bedürfnis nach einem authentischen Frieden zwischen den Geschlechtern. Aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit werden in diesem Buch die weibliche und männliche Form abwechselnd verwendet – die jeweils genannte Geschlechter­konstellation kann immer auch anders gedacht werden.

Im ersten Teil vermittelt das Buch Einblicke in die Dynamik der verbindenden und trennenden Kräfte, die in jeder Liebesbeziehung wirken, und beleuchtet diese in einem systemischen, biographischen, kollektiven und spirituellen Kontext. Wir werden sehen, dass Paarkrisen oft bei unbewältigten Übergängen des Paares entstehen, und werden verstehen, welche Rolle alte Beziehungsmuster und eigene Wunden für Verletzungen und Heilung in der aktuellen Partnerschaft spielen. Das Wissen um diese Zusammenhänge kann uns die Augen dafür öffnen, was bei Verletzungen passiert und was für Versöhnung wichtig ist. Es kann uns öffnen für die verschüttete Liebe.

Der Hauptteil des Buches beschreibt den Prozess der Versöhnung in zehn Schritten. Diesen schrittweisen Prozess können Paare ge­meinsam durchlaufen. Ist die Partnerin nicht zur Versöhnung bereit, kann der Prozess auch für sich alleine gestaltet werden. Denn die eigene versöhnlichere Haltung hängt nicht von der Reaktion der Partnerin ab.

Im Zentrum des Versöhnungsprozesses steht das tiefe Mitgefühl mit sich selbst und mit dem Partner. Es geht darum, mit sich, dem eigenen Leben liebevoll mitzufühlen, die eigenen Gedanken und Gefühle zu verstehen, Verantwortung für sich zu übernehmen und das Anderssein des Partners mehr und mehr anzunehmen. Auf diese Weise ermutigt das Buch dazu, aus leiderzeugenden Kämpfen aus­zusteigen. Auch wenn vielleicht nicht immer alles versöhnbar ist, widmet sich das Buch folgenden Fragen: Wie können wir uns wieder annähern, wenn es zu Verletzungen gekommen ist? Wie wird es möglich, die Schattenseiten liebevoll anzuschauen, statt uns verletzt zurückzuzie­hen? Welche Wege gibt es, Versöhnung heilsam zu ge­stalten?

Anhand von Fallbeispielen5 aus der Praxis sowie mit Hilfe einfacher Übungen und Anleitungen für Versöhnungsrituale werden Wege aufgezeigt, wie der Prozess der Versöhnung in Paarkonflikten gestaltet werden kann.

Das Buch eignet sich für Paare sowohl in schwierigen als auch in gelingenden Paarbeziehungen sowie für TherapeutInnen und Personen in Heilberufen, die Paare bei der Bewältigung von Krisen und in Versöhnungsprozessen begleiten. Ziehen Sie als Paar auch in Erwägung, eine Paarberatung in Anspruch zu nehmen, wenn Sie allein nicht weiterkommen.

Teil 1 Dynamiken in der Paarbeziehung

Ein Indianer verbrachte einen Abend mit seinem Enkel an einem lodernden Lagerfeuer. Es dämmerte schon und beide schauten in die Flammen und die Glut.

Nachdem sie so eine Weile schweigend dasaßen, sprach der Großvater: »Manchmal ist mir, als ob zwei Wölfe in meinem Herzen leben, die miteinander ringen und kämpfen. Der eine ist voller Rache, wütend und ohne Mitleid. Es ist der Wolf der Dunkelheit, der Angst, des Misstrauens, des Leids und der Verzweiflung. Der andere ist sanftmütig, voller Mitgefühl, Licht, Hoffnung und Liebe.«

Der Enkelsohn hatte aufmerksam zugehört und fragte: »Großvater, welcher Wolf wird nun dein Herz gewinnen?«

»Der Wolf, den ich nähre, pflege und füttere«, sprach der Alte.

Geschichte der Cherokee-Indianer

In jeder Partnerschaft leben zwei solche Wölfe: In unversöhnten Situationen streiten in unseren Herzen die Impulse nach Zugehörigkeit, Bindung und Nähe mit den Impulsen des Trennenden, der Distanz und Autonomie. Das kann zu Ambivalenz und Widersprüchlichem in der Beziehung führen. Wie in der Geschichte geht es dabei zentral um die Frage, welchen Wolf wir in unserem Herzen nähren und füttern wollen. Die Geschichte zeigt, dass die Frage, welche Seite gewinnt, eine Frage der inneren Entscheidung und Einstellung ist.

Welche Dynamiken, welche Bindungs- und Trennungskräfte wirken in unseren Paarbeziehungen heute? Was hält die Liebe zusammen? Was erschüttert sie? Was macht die besondere Bindung und Liebe einerseits und damit auch andererseits die besondere Kraft, sich in einer Paarbeziehung verletzen zu können, aus? Mit diesen Fragen werden wir uns im ersten Teil des Buches beschäf­tigen. Indem wir lernen, die eigene Paarbeziehung aus anderen Blickwinkeln zu betrachten, können wir in Krisensituationen und Veränderungsprozessen mehr Verständnis füreinander entwickeln. Hierum geht es in den nachfolgenden Kapiteln.

Der verbindende Funke – die Liebe

Was macht die bindenden Kräfte eines Paares aus? Wie kommt es dazu, dass wir uns genau mit diesem Mann, mit dieser Frau verbinden und gemeinsam durchs Leben gehen? Der Blick auf das, was der Anfangsimpuls war und was das Paar aneinander langfristig innerlich bindet, hilft, sich auf die Quellen von Intimität, Verbundenheit und Vertrauen zu besinnen – gerade in Situationen des Vertrauensverlustes und bei Verletzungen.

Das Band der Liebe

Jede Liebe hat ihren spirituellen Auftrag

In fast jeder Beziehung gibt es so etwas wie einen Anfangsimpuls. Von vielen Paaren wird er als eine Art magischer Funke beschrieben. Auch umgangssprachlich sagen wir: »Es hat gefunkt.« Das kann ein längerer Blick sein, der wie unvergesslich erscheint, oder jene erste liebevolle Berührung, die das Gefühl hinterlässt, dass sich damit etwas im eigenen Leben grundlegend verändern wird. Mitten in einem Gespräch entsteht ein Gefühl seelischer Berührtheit, von körperlicher Wärme und Anziehung. Das Gefühl, in der Tiefe verstanden und gesehen zu werden, prägt die Anfangsbindung. Paare können sich oft noch viele Jahre später an diese ersten besonderen Momente der Beziehung erinnern.

Allen wissenschaftlichen Forschungen zum Trotz ist das Geheimnis der Liebe größtenteils unerschlossen und unergründlich. Es erscheint ein Mysterium, weshalb wir gerade diese Partnerin, diesen Partner aus der Vielzahl von Frauen und Männern gewählt haben.

In unserer Kultur herrscht, vor allem was die Anfangsbindung anbelangt, die romantische Liebe vor. Bildlich gesprochen beginnen wir die Paarbeziehung auf dem Gipfel des Berges statt an seinem Fuß. Ohne jegliche Prüfung, ob die Beziehung auch tragfähig sein kann, und ohne große Anstrengungen fallen wir im romantischen Liebesideal in die Liebe hinein. Das Liebeslied von Rainer Maria Rilke fasst diesen Zustand sehr eindrücklich in Worte:

Wie soll ich meine Seele halten, daß sie nicht an deine rührt?

Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen?

Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel

unterbringen an einer fremden stillen Stell’,

die nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.6

Viele Paare werden im Laufe ihrer Beziehung vor die Aufgabe gestellt, die Kluft zwischen den romantischen Idealbildern und der Alltagsrealität zu überwinden. Die romantische Liebe kann in Desillusionen, zerrütteten Beziehungen und schweren Anklagen enden.

Im Gegensatz zur westlichen Kultur, in der wir den Partner mehr oder weniger bewusst selbst wählen, wird in der afrikanischen Kultur der Dagara davon ausgegangen, dass es die übergeordneten Lebensaufgaben von Menschen sind, die diese als Paar zusammenbringen. Mann und Frau kommen in dieser Tradition zusammen, da sie eine ganz eigene spirituelle Kraft verbindet. Die Ehe wird bei den Dagara als ein Weg beschrieben, »den Ruf der spirituellen Kräfte weiterzutragen. [...] Durch die Ehe können die spirituellen Kräfte die Unterstützung, die sie zwei Menschen geben, zu einer großen Energie zusammenfließen lassen.«7 Jede Beziehung hat dabei eine spirituelle Dimension. Und spirituelle Energien lenken zugleich die Beziehung. Aufgrund ihrer einzigartigen Verbindung kann das Paar damit etwas ganz Eigenes, Neues sehr viel besser als alleine in der Welt entfalten und der Gemeinschaft auf ihre besondere Art dienen.

Auch wenn diese Sichtweise uns nicht so geläufig ist, gehen doch viele Paare insgeheim davon aus, dass sie eine größere oder höhere Kraft zusammengeführt hat. Wenn wir uns darauf besinnen, was uns in der Tiefe auch spirituell miteinander verbindet, kann uns das in verstrickten Paarsituationen helfen, uns wieder an das Wesentliche der Bindung zu erinnern.

Es kann sein, dass uns diese gemeinsame tiefere Aufgabe gar nicht so bewusst ist und wir sie erst später erkennen. Im westlichen Sprachgebrauch sprechen wir eher von einer gemeinsamen Lebensvision, Lebensplanung oder ähnlichen Zielvorstellungen. Ist das Neue, das Dritte, das durch diese Beziehung in die Welt gebracht wird, ein physisches, ideelles oder geistiges Kind, kann die gemeinsame Aufgabe leichter erkannt und benannt werden. Das Gefühl von biologischer und geistiger Fruchtbarkeit dieser Bindung wird auch in der Außenwelt sichtbar. Weitere Bindungskräfte sind gemeinsame Visionen, prägende Erlebnisse und die Erfahrung, gemeinsam Krisen bewältigt zu haben.

Da wir keine Ältesten und keine Gemeinschaft haben, die uns – wie bei den Dagara – erzählen, was unser spiritueller und partnerschaftlicher Lebensauftrag ist, müssen Paare heute diese tieferen Quellen des Verbundenseins selbst ergründen.

Fehlt eine gemeinsame Vision oder haben zwei Menschen grundsätzlich unterschiedliche Zielvorstellungen, kann dies im Laufe der Beziehung zu heftigen Konflikten führen. Insbesondere wenn ein Partner das Gefühl hat, die Verwirklichung der eigenen Lebensentwürfe verleugnen zu müssen, um in der Beziehung bleiben zu können, kommt es nicht selten zur Zerrüttung der Liebe. Hier liegt bereits in den unterschiedlichen Lebensplanungen etwas Unversöhnliches. Vielleicht möchte Er gerne noch für ein paar Jahre im Ausland arbeiten, während Sie eng verbunden ist mit ihrer Heimatfamilie und sich nicht vorstellen kann, ihr vertrautes Netzwerk für eine so lange Zeit hinter sich zu lassen. Oder Er möchte gerne noch Kinder, aber Sie hat bereits Kinder aus erster Ehe und hat diese Phase für sich abgeschlossen.

Es wird deutlich: Ein wesentliches Band in der Liebe ist die gemeinsame Zugehörigkeit zu etwas Tieferem, Größerem, was zwei Menschen zu einer Einheit zusammengeführt hat und zusammenhält. Es ist eine gemeinsame Lebensausrichtung, die Bindung schafft und doch ein Mysterium bleibt. Je mehr ein Paar sich mit dieser gemeinsamen Ausrichtung identifiziert und sie in der Beziehung lebendig und präsent hält, desto stärker kann sich ein Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit entfalten.

Übung: Den Anfangsfunken für die Beziehung erinnern

Erinnern Sie sich an den Anfangsfunken in Ihrer Beziehung. Welche Momente waren es, die Ihr Interesse am anderen geweckt haben? Welche Bilder kommen Ihnen von den ersten magischen Momenten? Was waren die Beweggründe, zusammenzukommen?

Erinnern Sie sich daran, was Sie anfänglich an Ihrer Partnerin, Ihrem Partner am meisten fasziniert hat, was Sie am meisten geliebt haben.

Reflektieren Sie: Was ist Ihre ganz besondere Aufgabe als Paar? Was bringen Sie gemeinsam in die Welt? Was ist das Neue, das Dritte, das durch Ihre Verbindung entstanden ist oder entsteht? Was könnte Ihr verbindender gemeinsamer Auftrag sein?

Was macht Ihre Liebe aus? Wie pflegen Sie sie? Was hält Ihre Liebe zusammen? Was verbindet Sie?

Nehmen Sie sich Zeit, sich Ihre Bilder, Gefühle und Gedanken zu den Fragen in Ruhe zu erzählen und gemeinsam die verbindenden Kräfte Ihrer Paarbeziehung zu erkunden. Hören Sie gut zu. Schreiben Sie sich Ihre Erzählungen auf und erinnern Sie sich regelmäßig daran.

Die Erinnerung an den Anfangsfunken und an die verbindenden Kräfte, die das Paar zusammengeführt haben, macht die positiven Gefühle des Beginns wieder lebendig. Es wird fühlbar, dass dieses Positive immer noch da ist, wenn vielleicht auch unter Verletzungen verschüttet. Zugleich kann es sein, dass das, was am Anfang am meisten faszinierte, später zu dem wird, was die Partnerin ablehnt: Die Entspanntheit des Mannes, die der Frau anfangs guttat, nervt sie im Laufe der Jahre als Lethargie. Umgekehrt war der Mann vielleicht anfangs sehr von ihrer strebsamen und kraftvollen Energie fasziniert, bis er nach einigen Jahren die beständige Betriebsamkeit und ihren ruhelosen Geist immer heftiger kritisiert. Hier sind beide eingeladen, das, was der Partner ausgleichend lebt, selbst in sich zu entwickeln, um es an ihm wieder wertschätzen zu können. Dann können die schönen Seiten des anderen wieder neu entdeckt werden.

Gerade wenn wir an einem Tiefpunkt in unserer Partnerschaft angelangt sind, bringt ein Blick auf die ursprüngliche Verbundenheit eine neue Ausrichtung in die Beziehung. Denn wenn wir in einen Konflikt verstrickt sind, wird leicht vergessen, wie stark das Fundament der Beziehung eigentlich ist. Die Erinnerung an die Zeiten großer Verbundenheit und die starken Augenblicke der Beziehung können in der Krise zu den wichtigsten Verbündeten werden.

Das Band der Liebe besteht nicht nur darin, dass wir bestimmte Seiten des Partners lieben und er umgekehrt Eigenschaften von uns. Der andere kann vielmehr auch etwas Neues in uns hineinlieben, und wir können durch die Art und Weise, wie er oder sie auf uns blickt, vollständiger werden und uns selbst neu erkennen. Manchmal lieben wir auch einfach den liebenden Blick des anderen und das, was er in uns hineinliebt.

Liebe als Erfahrung von Ganzheit und Entwicklung

Schon Platons Gleichnis, dass Mann und Frau wie zwei Hälften einer Kugel sind, die ursprünglich eins waren und die sich erst dann vollständig fühlen, wenn sich die Hälften vereinigen, deutet an, wie zentral die Erfahrung von Ganzheit für das Band der Liebe ist. In seinem Gedicht »Liebeslied« findet der Dichter Rainer Maria Rilke ein treffendes Bild dafür:

Doch alles, was uns anrührt, Dich und mich,

nimmt uns zusammen wie einen Bogenstrich,

der aus zwei Saiten EINE Stimme zieht.8

Das Bild für die Ganzheitserfahrung ist die eine Melodie, die aus zwei Saiten gezogen wird und doch einen Ton ergibt. Es drückt das Gewahrsein aus, dass aus zwei Einzelwesen ein neues Ganzes hervorgeht. Die Liebe macht aus eins plus eins gleich drei. Die Beziehung ist das Dritte, das Wir.

Die Ganzheitserfahrung in der Liebe hat viele unterschiedliche Schwingungsebenen. Sie reichen von spirituellen, körperli­chen, unbewuss­ten Ebenen bis hin zu erlebten Gemeinsamkeiten, gemeinsamen Wertvorstellungen, Interessen, Beziehungsmodel­len.

Zunächst kann sich die Ganzheitserfahrung einfach auf sich ergänzende Fähigkeiten beziehen.

Marion ist eine sehr aufgeweckte Frau, die schnell in Kontakt mit anderen Menschen kommt und die Gesellschaft anderer liebt. Sie redet gerne, ist kommunikativ und schafft schnell eine gelassene Atmosphäre unter Menschen. Paul, ihr Mann, ist eher zurückgezogen, still und liebt es, sich stundenlang mit seinen Büchern, in seinen geistigen Welten oder mit Recherchen zu beschäftigen. Lange Zeit profitieren die beiden von den Stärken des anderen und fühlen sich gegenseitig bereichert. Erst als Paul einige Jahre vor Marion in den Vorruhestand wechselt und er sich zunehmend sozial isoliert, möchte sie seine Rückzugstendenzen nicht mehr ausgleichen müssen.

Hier wird deutlich, dass die Partner ihre gegenseitigen Schwächen akzeptieren und annehmen. Beide fühlen sich gerade durch die Polarisierung ganz. Die Ganzheitserfahrung entsteht darüber, dass sie sich an ihren Stärken teilhaben lassen. Sie funktioniert so lange, wie beide Partner mit der Polarisierung einverstanden sind.

Eine tiefe Ganzheitserfahrung ist der Aspekt der körperlichen Verschmelzung. In der erotischen Begegnung lösen sich die Grenzen zwischen Ich und Du auf. Das Paar wird zu einer Seele, zu einem Körper und teilt meist ein Exklusivrecht auf diesen intimsten Bereich. Dadurch entsteht – je nach Beziehungsmodell – mitunter auch auf einer energetischen Ebene – eine bezogene Einheit.

Die dritte Ganzheitserfahrung ist ganz anderer Natur. Dahinter liegt der Gedanke verborgen, dass wir den Partner unbewusst entsprechend alter Beziehungsmuster wählen mit der tieferen Intention, diese zu heilen. Ganzheit bezieht sich hier eher auf den einzelnen Menschen: Die Partnerin unterstützt – vielleicht sogar durch ihre schwierigen Seiten – uns darin, über frühere, verletzende Muster hinauszuwachsen. Die erlebte Ganzheit besteht darin, sich durch den Lern- und Heilungsprozess selbst als vollständiger zu erleben.

Diese Sicht kann in krisenhaften Paarsituationen hilfreich sein. Das, was schwierig ist, wird zur Lern- und Heilungsaufgabe in Bezug auf frühere Verletzungen. Eine Reihe von Beziehungsmodellen beruht auf dieser Sichtweise, dass Paare ganz individuelle Entwicklungsaufgaben miteinander haben. Die unbewusste Partnerwahl bedeutet, gemeinsam zu lernen und sich auch über Familiengenerationenmuster hinaus zu entwickeln. Solange es Entwicklung gibt, kann die Beziehung erfüllt weitergehen. Ist keine Entwicklung mehr möglich, ist die wachsende Beziehung gefährdet.

Eine vierte Dimension des Ganzheitsaspekts bezieht sich darauf, dass beide, Partnerin und Partner, sich als Teil einer größeren Ganzheit erleben. Sie spüren die Liebe als göttliche Kraft oder auch als Ausdruck des Göttlichen selbst. In ihr erfahren beide eine Qualität von heiliger Verbundenheit, die über das menschlich Fassbare und irdisch Erklärbare hinausweist. Die Verbundenheit von Mann und Frau symbolisiert immer auch den Ursprung allen Lebens und die Fruchtbarkeit, die das Leben erhält. Beide transzendieren miteinander sich selbst, hinein in ein umfassenderes Größeres der Schöpfung.

Liebe und Verliebtsein: Projektion und überzogene Erwartung?

Die Anfangsphase der Liebe, das Verliebtsein, wird in unserer Kultur sehr vielschichtig gewertet. Von einem göttlichen Zustand über ein vergängliches Gefühl, Romantisierung, Verblendung bis hin zu Heilung reichen die Zuschreibungen. Klar ist: Paare im Anfangsstadium verwechseln meist das kribbelnde Gefühl des Verliebtseins, der Schmetterlinge im Bauch, mit Liebe.

Verliebtsein wird in der psychologischen Literatur auch mit einem fast psychoseähnlichen Zustand verglichen, in dem die »rosarote Brille« das gesamte psychische System einer Person zunächst destabilisiert. Verliebte färben mit dieser Brille die Wahrnehmung des anderen in ein goldenes, verzaubertes Licht. Die Partnerin wird in ihren besten Seiten, in ihren höchsten Potentialen wahrgenommen. Wider besseren Wissens werden kleine Unzulänglichkeiten, die später in der Beziehung zu erheblichen Schwierigkeiten führen können, ausgeblendet. Im besten Fall sehen wir in den anderen Menschen das hinein, wie er von der Schöpfung gemeint sein könnte.

Eine weitere Form der Projektion besteht darin, dass wir in der romantischen Liebe zur Partnerin unsere spirituelle Verbundenheit mit dem größeren Ganzen auszudrücken suchen. Dies kann zu einem übermäßigen Verlangen nach der Partnerin führen, um die allumfassende Verbundenheit zu spüren. Die ganze Leidenschaft richtet sich auf den anderen, statt dass sie in der Verbindung mit einer spirituellen Quelle – mit dem Göttlichen, dem Urgrund des Seins – gelebt wird.

Seit drei Jahren ist Petra, Ende vierzig, mit ihrem Partner Claus zusammen. Die Beziehung beschreibt sie als einzigartig, noch nie dagewesen und alles übertreffend, was sie je an tiefen Gefühlen erlebt hat. Er sei ihre zweite Hälfte und umgekehrt – sie würden sich ohne Worte verstehen. Petra kommt alleine in die Paarberatung, um zu ergründen, warum sie immer wieder tagelang in den Rückzug gehe und nach einem Streit nicht einfach auf Claus zugehen könne, worunter dieser sehr leide. Im Gespräch zeigt sich weiter, dass Claus mit starken Verlassenheitsängsten reagiert, weshalb Petra viele Aktivitäten in ihrem Leben aufgegeben hat.

Petra spürt, wie sinnvoll ihre Auszeiten eigentlich für sie sind, weil sie während dieser Zeit nur mit sich selbst Kraft schöpfen kann für eine neue, versöhnliche Haltung. Diese Strategie versagt sie sich jedoch, weil sie mit ihrem Rückzug Claus’ altes Beziehungsmuster anstößt: die Angst, verlassen zu werden. Letztendlich kommt es dann aber nach ein paar Tagen für sie zu einer unerträglichen Situation, bis sie weggehen muss, um sich selbst wiederzufinden.

Hohe Erwartungen, die wir an unsere Partnerin haben, deuten auf Projektionen hin. Der heutige große Anspruch an Intimität impliziert, dass der eigene Partner die engste Bezugsperson sein soll. Das war in früheren Zeiten nicht so selbstverständlich. Männer und Frauen lebten eher in geschlechtsspezifischen Welten und waren sich auch fremder. Und gleichgeschlechtliche Partnerschaften waren früher so gut wie unmöglich. Die Erwartung, sich nah zu sein, ist heute viel stärker ausgeprägt. Werden die Erwartungen nach Nähe nicht erfüllt, sind Schuldzuweisungen, Liebesentzug oder kleine Racheakte schnell an der Tagesordnung.

Dabei gibt es im Alltag für Paare viele Aufgaben zu erfüllen und Verantwortung zu übernehmen: im Beruf, in der Familie, in der Gemeinschaft. Die Rolle des einzelnen Menschen als Partner bzw. Partnerin in einer Liebesbeziehung reduziert sich zunehmend zugunsten anderer Rollen, während sie anfangs im Zentrum steht. Das vergrößert die Gefahr, dass die Intimität von der Alltagsroutine überschattet wird.

Dolores Richter findet für die Anspruchshaltung auf Seiten der Frau starke Worte: »Frauen, wir haben einen Anspruch an Männer entwickelt, der sich gewaschen hat! Befreien wir den Mann davon, Vater, Liebhaber, Inspirator, Begleiter, Partner, Verführer, ­Be­schützer, Vater unserer Kinder, immer gleichliebender Gott und alles in einem zu sein. Erst dann haben wir die romantische Liebe in unserem Inneren wirklich abgeschafft.«9 Umgekehrt gilt natürlich auch: Männer stellen oft übergroße Ansprüche an ihre Partnerin und wünschen sich die finanziell unabhängige, beruflich erfolgreiche kraftvolle Frau, die gleichzeitig faszinierende Sexgöttin, den Mann und die Kinder umsorgende liebende Gattin und Mutter sowie geistreiche, den Mann inspirierende Partnerin auf Augenhöhe sein soll.

Übung: Meine guten Seiten entwickeln

Mit unseren Ansprüchen und Erwartungen an den anderen bewegen wir uns auf dem schmalen Grad der Projektionen. Wir sehen in den Partner etwas hinein, was nicht da ist, sowohl am Anfang der Beziehung im Positiven als auch am Ende an Negativem.

Die Idealisierung ermöglicht jedoch, dass wir in den anderen das hineinsehen, was seine besten Möglichkeiten sind und was wir selbst über unser Gewordensein hinausentwickeln können. Indem der andere uns idealisiert, können wir lernen, die guten Seiten in uns zu entwickeln und hervorscheinen zu lassen, die der Partner in uns sieht. Fragen Sie sich also einmal:

Welche Bereiche meiner Person erkennt meine Partnerin besonders in mir und hilft ihnen damit zum Leben?Wie kann ich die Seiten, die mein Partner in mir erweckt, noch weiter entwickeln?

Intimität und Vertrauen

Verbundenheit, Intimität und Vertrauen sind Grundpfeiler einer gelingenden Partnerschaft und zentrale Bindungskräfte.

Vertrauen und Verbundenheit entstehen über die viele gemeinsam geteilte Lebenszeit, gemeinsame Interessen, das gemeinsame Durchleben von Schicksalsschlä­gen und freud- sowie leidvollen Lebensereignis­sen. Paare begleiten sich bei ihren ganz persönlichen Entwicklungen im Leben. Durch gemeinsame Projekte, die Geburt und das Begleiten der eigenen Kinder, der regelmäßige Austausch über das, was einen innerlich bewegt, vertieft sich die Bindung. Besonders die Erfahrung, durch eine gemeinsame Not zu gehen, sich im Leid zur Seite zu stehen, in schwierigen Lebenssituatio­nen Rückendeckung durch die Partnerin zu erfahren, das Gefühl, nicht alleine zu sein, sondern getragen zu werden, schweißt das Paar eng zusammen.

Die Beziehung wird so zu dem Ort, wo wir uns zugehörig fühlen, wo wir die sein können, die wir sind. Auch wenn jede für sich ein Individuum ist und bleibt, entsteht ein »Beziehungsselbst«. Das Paar ist im Beziehungsselbst zu einem unbewusst verbundenen Beziehungsgefüge verwoben. Es entsteht eine Definition als »Wir«. Ein neues System ist kreiert, das immer auch Auswirkungen auf andere bisherige Systeme im Leben der Partner hat und die alten Systeme, z. B. die Herkunftsfamilie oder frühere Systeme wie Verbindungen, die aus einer ersten Ehe stammen, durcheinanderbringen kann.

Intimität