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Immanuel Kant

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Beschreibung

Immanuel Kants pädagogisches Vermächtnis Warum ist Erziehung notwendig, wie kann sie philosophisch begründet werden und gelingen? Immanuel Kants Überlegungen zur Pädagogik geben grundlegende und zeitlose Anregungen für eine praktische Orientierung auf ein Leben, das es möglichst frei und moralisch integer zu führen gilt. Im Geist der Aufklärung zeigen seine Schriften uns auch heute noch, wie der Mensch einen Ausweg aus seiner immer wieder drohenden Unmündigkeit finden kann. Immanuel Kant (1724–1804), einer der größten Philosophen der europäischen Kulturgeschichte, dachte auch über das Gelingen einer guten Erziehung nach. Dabei begab er sich auf die Suche nach einer Pädagogik, die der »Bestimmung« des Menschen entspricht: nämlich ein vernünftiges, freiheitsliebendes und moralisch empfindsames Lebewesen sein zu können. Diese Eigenarten des Menschen sind nur eine Anlage, die sich nicht instinktgeleitet entwickelt. Sie muss zielgerichtet entfaltet werden. Der Mensch muss erzogen werden, wobei die Dreiheit von Vernunft, Freiheit und Moral von vornherein eine zwangsweise Abrichtung verbietet. Wie Kant den pädagogischen Prozess gedacht hat, um das verwirklichen zu können, was er für das Wesen des Menschen bestimmt hatte, ist für uns noch heute von ungebrochener Aktualität.

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Dies ist der Umschlag des Buches »Über Pädagogik« von Jürgen Overhoff, Manfred Geier, Immanuel Kant

Immanuel Kant

Über Pädagogik

Anleitung zur Freiheit

Herausgegeben von Jürgen Overhoff

Mit einem Vorwort von Manfred Geier

Klett-Cotta

Impressum

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Klett-Cotta

www.klett-cotta.de

© 2024 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH,gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg

unter Verwendung einer Abbildung von © Stocksy /Bruce and Rebecca Meissner

Gesetzt von C.H.Beck.Media.Solutions, Nördlingen

Gedruckt und gebunden von CPI – Clausen & Bosse, Leck

ISBN 978-3-608-98752-2

E-Book ISBN 978-3-608-12211-4

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

INHALT

Vorwort

Kants Erziehung und Selbstbildung. 1724–​1761

Erkenntnisinteresse am Menschen. 1762–​1780

PHILOSOPHIE IN PÄDAGOGISCHER HINSICHT. 1781–1798

IMMANUEL KANT ÜBER PÄDAGOGIK. 1803

IMMANUEL KANT

Über Pädagogik.

I.

 Kants Erziehung und Selbstbildung. 1724–​1761

Ludwig Ernst Borowski:Darstellung des Lebens und Charakters Immanuel Kant’s. 1804

Reinhold Bernhard Jachmann:Immanuel Kant geschildert in Briefen an einen Freund. 1804

Ehregott Andreas Christoph Wasianski:Immanuel Kant in seinen letzten Lebensjahren. 1804

Friedrich Theodor Rink:Ansichten aus Immanuel Kant’s Leben. 1805

II.

 Kants anthropologisch-ethische Wende: Erkenntnisinteresse am Menschen. 1762–​1780

Bemerkungen zu den »Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen«. 1762/1764

Johann Gottfried Herder studiert bei Kant. 1762–​1764

Praktische Philosophie Herder. Sommersemester 1764

Nachricht von der Einrichtung seiner Vorlesung in dem Winterhalbenjahre 1765–​1766

Vorlesung Anthropologie Friedländer. Wintersemester 1775/76

Von der Erziehung

Rezensionsartikel:

Erstes Stück des philanthropinischen Archivs, mitgetheilt von verbrüderten Jugendfreunden an Vormünder der Menschheit, besonders welche eine Schulverbesserung beginnen, und an Väter und Mütter, welche Kinder ins Dessauische Philanthropin senden wollen. 1776

An Christian Heinrich Wolke, 28. März 1776

An Johann Bernhard Basedow, 19. Juni 1776

An Friedrich Wilhelm Regge, 22. März 1777

An das gemeine Wesen, 27. März 1777

An Joachim Heinrich Campe, 26. August 1777

An Wilhelm Crichton, 29. Juli 1778

An Christian Heinrich Wolke, 4. August 1778

Praktische Philosophie Powalski. 1777

III.

 Philosophie in pädagogischer Hinsicht. 1781–​1798

Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht. November 1784

Erster Satz

Zweiter Satz

Dritter Satz

Vierter Satz

Vorlesung über Moralphilosophie Collins. Wintersemester 1784/85

Prooemium

Von den Pflichten in Ansehung der Verschiedenheit des Alters.

Von der letzten Bestimmung des menschlichen Geschlechts.

Mutmaßlicher Anfang der Menschengeschichte. Januar 1786

Anmerkung

Was heißt: sich im Denken orientieren? Oktober 1786

Kritik der praktischen Vernunft. 1788

Methodenlehre der praktischen Vernunft

Kritik der Urteilskraft. 1790

Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. 1792/93

Erstes Stück Von der Einwohnung des bösen Prinzips neben dem Guten oder Über das radikale Böse in der menschlichen Natur

Die Metaphysik der Sitten. Rechtslehre. 1797

Des Rechts der häuslichen Gesellschaft zweiter Titel: Das Elternrecht

Des Rechts der häuslichen Gesellschaft dritter Teil: Das Hausherren-Recht

Die Metaphysik der Sitten. Tugendlehre. 1797

Der ethischen Methodenlehre erster Abschnitt Die ethische Didaktik

Anmerkung

Zweiter Abschnitt

Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. 1798

Der Charakter der Gattung

IV.

 Immanuel Kant über Pädagogik

Immanuel Kant über Pädagogik. Herausgegeben von D. Friedrich Theodor Rink. 1803

EINLEITUNG

Abhandlung

Von der physischen Erziehung

Von der praktischen Erziehung

Anmerkungen

Vorwort:

Ludwig Ernst Borowski: Darstellung des Lebens und Charakters Immanuel Kant’s, 1804.

Reinhold Bernhard Jachmann: Immanuel Kant geschildert in Briefen an einen Freund, 1804.

E. A. Ch. Wasianski: Immanuel Kant in seinen letzten Lebensjahren. 1804.

Friedrich Theodor Rink: Ansichten aus Immanuel Kant’s Leben. 1805.

Bemerkungen zu den »Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen«. 1764.

Johann Gottfried Herder studiert bei Kant. 1762–1764.

Praktische Philosophie Herder. Sommersemester 1764.

Nachricht von der Einrichtung seiner Vorlesungen in dem Winterhalbenjahre 1765–​1766.

Vorlesung Anthropologie Friedländer. Wintersemester 1775/76.

Rezensionsartikel: Erstes Stück des philanthropinischen Archivs. 1776.

An Chistian Heinrich Wolke, 28. März 1776.

An Friedrich Wilhelm Regge. 22. März 1777.

An das gemeine Wesen, 27. März 1777.

An Joachim Heinrich Campe, 26. August 1777.

An Wilhelm Crichton, 29. Juli 1778.

An Christian Heinrich Wolke, 4. August 1778.

Praktische Philosophie Powalski, 1777.

Idee zu einer allgmeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht. November 1784.

Vorlesung über Moralphilosophie Collins. Wintersemester 1784/85.

Mutmaßlicher Anfang der Menschengeschichte. Januar 1786.

Was heißt; sich im Denken orientieren? Oktober 1786.

Methodenlehre der reinen praktischen Vernunft. 1788.

Kritik der Urteilskraft. Einleitung 1790.

Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. Das radikal Böse. 1792/93.

Die Metaphysik der Sitten. Rechtslehre. 1797.

Die Metaphysik der Sitten. Tugendlehre. 1797.

Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Der Charakter der Gattung. 1798.

Immanuel Kant über Pädagogik. Herausgegeben von D. Friedrich Rink, 1803.

Editorische Notiz

Literaturverzeichnis

Register

Vorwort

Von Manfred Geier

Am dritten Sonntag nach Ostern erschien zur Jubilatemesse 1803 im Königsberger(1) Buchverlag von Friedrich Nicolovius(1) die Originalausgabe von Immanuel Kant über Pädagogik. Schon der Titel sagt, dass er sie nicht selbst verfasst hat. Er wird nicht als Autor dieses Buches genannt, sondern als der berühmte Kant erwähnt, dessen Gedanken über Pädagogik es wert waren, einem interessierten Lesepublikum bekannt gemacht zu werden. Denn der greise Kant, der etwa ein Jahr später am 12. Februar 1804, bald achtzig Jahre alt, starb, hatte sich selbst nicht mehr in der Lage gesehen, systematisch und argumentativ streng durchgearbeitet zu Papier zu bringen, was er über die »Erziehungskunst« dachte und als Professor der Philosophie(1) an der Königsberger Universität(1) auch vorgetragen hatte, nachdem die Ostpreußische Regierung am 13. Juni 1774 zur Verbesserung des Schulwesens die acht Professoren der Philosophischen Fakultät dazu verpflichtet hatte, reihum regelmäßig die Studenten über die Prinzipien, Methoden(1) und Ziele von Erziehung und Bildung(1) zu unterrichten. Auch Immanuel Kant, seit 1770 Professor für Logik(1) und Metaphysik(1), hat viermal diese ministeriell verordnete Pädagogik-Vorlesung gehalten, erstmals im Wintersemester 1776/77, dann nochmals im Sommer 1780, im Winter 1783/84 und im Winter 1786/87.

Zwar sollten sich die Professoren dabei an Lehrbüchern orientieren, die an der Zeit waren und als grundlegend anerkannt wurden. Aber Kant war ein zu kritisch denkender Philosoph, der seinen eigenen Verstand zu gebrauchen wusste, um sich streng an diese vorgegebenen Kompendien(1) halten zu können. Zwar ließ er sich durch sie anregen. Aber dann entwickelte er im freien Vortrag seine pädagogisch relevanten Gedanken, die er geschickt mit seinen anthropologischen Erkenntnisinteressen am Menschen(1) als einem frei handelnden Wesen zu verknüpfen wusste, ebenso mit seinen ethischen Ideen(1) über ein gutes Leben in moralischer Hinsicht und mit seiner geschichtsphilosophischen Perspektive, die auf ein friedliches kosmopolitisches(1) Zusammenleben freier Menschen ausgerichtet war.

Gern hätte Kant selbst noch in einem Handbuch zusammengefasst, was er in seinen vier pädagogischen Lehrveranstaltungen entwickelt und vorgetragen hatte. Mit seiner Anthropologie(1) in pragmatischer Hinsicht, die ihm jahrzehntelang als Lehrverpflichtung aufgetragen worden war, war es ihm noch gelungen, sie 1798, ebenfalls für Nicolovius(2) in Königsberg(2), eigenständig abzufassen. Doch nun, gegen Ende seines Lebens, hatte er nicht mehr die geistige Kraft, seine philosophischen Gedanken Über Pädagogik zusammenhängend in einer Publikation darzustellen. Schon seit einigen Jahren klagte er über die Schwäche seines Alters(1) (»ob infirmitatem senilem«), die keine Lehrtätigkeit mehr zuließ. Auch glaubte er zunehmend unter »Kopfbedrückungen« zu leiden. Auf seinem Gehirn fühlte er eine Last, die er auf eine atmosphärische Elektrizität zurückführte, die in den letzten Jahren seines Lebens in Europa besonders stark gewesen war und auch den merkwürdigen Tod sehr vieler Katzen, Hunde und Vögel provoziert haben soll. Oft mehrmals täglich informierte Kant seine Freunde über diese Quelle seines Leidens, wobei er sich nur von einer Abschwächung der Luftelektrizität eine Stärkung seiner Gesundheit und geistigen Energie erhoffte. Seine Freunde widersprachen ihm nicht, sondern ließen ihn im Glauben an eine mögliche gesundheitliche Besserung, obwohl sie davon überzeugt waren, dass der große Denker nur wegen seiner Altersschwäche aufhörte, selbst denken zu können.

Auch Friedrich Theodor Rink(1), der sich 1786 zwar an der Theologischen Fakultät der Königsberg(3) Universität(2) immatrikuliert hatte, aber auch Kants philosophische Vorlesungen besuchte, seit 1792 sein befreundeter Tischgenosse und seit 1794 als außerordentlicher Professor für Orientalische Sprachen sein Kollege an der Philosophischen Fakultät war, musste sich wiederholt Kants Klagen über die elektrische Disposition der Luft anhören, die ihn am Denken hindere. Und auch wenn er nichts zur Minderung seines Leidens beitragen konnte, so wollte er ihm doch bei der Bearbeitung seines schriftlichen Nachlasses helfen. So hatte er bereits Kants Vorlesungen über Physische Geographie(1) lektoriert und herausgegeben; und er war sich sicher, dass auch die Publikation dessen sinnvoll und nützlich war, was Immanuel Kant über Pädagogik zu sagen hatte.

Das betraf nicht nur den systematischen Zusammenhang zwischen Gedanken zur Erziehungskunst und Kants kritischer Philosophie(2), die sich der Programmidee der Aufklärung(1) verschrieben hatte, dem Anspruch nämlich, dass es jedem Menschen(2) gelingen könne, sich aus der fremd geleiteten oder selbst verschuldeten Unmündigkeit(1) seiner Lebensform und Verstandestätigkeit(1) zu befreien, also seinen eigenen Weg zu gehen und seinen eigenen Verstand(1) zu gebrauchen, wobei Kant sich sicher war, dass dazu Erziehung nötig sein musste. Denn jeder neue Mensch kann sich nicht auf einen tierischen Instinkt(1) verlassen, der ihn am Leitfaden der Natur(1) durchs Leben führt. Schritt für Schritt muss er lernen, seine praktischen und geistigen Fähigkeiten und Anlagen für sich selbst zu entwickeln, wobei er zunächst von anderen geleitet wird. Er muss erzogen werden, um Mensch sein zu können. – Auch Kant selbst ging es in dieser pädagogischen Hinsicht nicht anders. Und deshalb ist bei ihm das Zusammenspiel von Philosophie und Pädagogik nicht nur systematisch interessant, sondern ebenso lebenspraktisch aufschlussreich. Wie wurde Kant als Lehrer(1) der Aufklärung selbst erzogen und unterrichtet? Und welche Spuren hinterließen diese biographischen Erfahrungen in seiner Philosophie, deren geistige Form und intellektuelle Kraft nicht allein dem objektiven Erkenntnisideal der Wahrheit gefolgt sind, sondern sich auch der subjektiven Dynamik des eigenen Lebens verdankt haben.

Kants Erziehung und Selbstbildung. 1724–​1761

Bereits in Kants Todesjahr 1804 hat der Verleger Friedrich Nicolovius(3) ein Projekt initiiert, das drei Theologen, die mit Kant in dessen verschiedenen Lebensphasen gut vertraut gewesen waren, dazu motivierte, sein Leben, seine Werke und seinen Charakter(1) darzustellen. So entstanden die drei Erinnerungsbücher von Ludwig Ernst Borowski(1), Reinhold Bernhard Jachmann(1) und Ehregott Andreas Wasianski(1) mit dem Gesamttitel Über Immanuel Kant. Bereits ein Jahr später erschienen 1805 auch Friedrich Theodor Rinks(2)Ansichten aus Immanuel Kants Leben. Diese ersten biographischen Versuche können uns noch immer als reichhaltige Quellen dienen, die uns einen Einblick in seine frühe Entwicklung und Erziehungsgeschichte bieten, von seiner Geburt bis zu seinen ersten Tätigkeiten als akademischer Lehrer(2) an der Königsberger(4) Universität(3).

Der Neugeborene. Am frühen Morgen des 22. April 1724 wurde Emanuel Kandt wie sein Name im Familienbuch geschrieben steht, in Königsberg(5) geboren. An seine Geburt konnte er sich später nicht mehr erinnern, wofür er in seiner Anthropologie(2)einen guten Grund nannte: Jedes neugeborene Kind(1) sei zwar schon eine Person(1), die mit Vernunft(1) begabt sei. Aber in seiner frühen Lebenszeit fühle es nur eine diffuse sinnliche Wahrnehmungs- und Erlebnisfülle, die noch durch keine Ich-Identität erfahren und erkannt werden könne. Es muss ihm erst gleichsam ein Licht aufgegangen sein, um durch Ich sprechen und denken zu können; und erst ab dieser Zeit sei es ihm möglich, sich an Sachverhalte erinnern zu können, die es erfahren hatte.

Doch diese anfängliche Unfähigkeit hinderte Kant nicht daran, noch im hohen Alter Mutmaßungen und Überlegungen über die Geburt und früheste Kindheit(1) des Menschen anzustellen, die sich wie nachträgliche Reflexionen über seinen eigenen ersten Schritt in die Welt lesen lassen. Das betraf zunächst vor allem das Schreien(1), mit dem das Kind(2), kaum aus dem Mutterschoß in die Welt entlassen, lautstark seine Unzufriedenheit mit dem Zustand der Unfreiheit und bedingungslosen Abhängigkeit ausdrücke. Aber es wirkte auch bis in seine letzten rechtsphilosophische Schriften nach, in denen Kant über das Ehe(1)- und Elternrecht(1) nachdachte, das es erlaubt, ein Kind in die Welt zu setzten, ohne es gefragt zu haben, ob es geboren werden will. War das nicht ein Akt der Willkür(1), der dem ursprünglichen Wesen jedes Menschen widersprach, als eine autonome Person(2) mit eigenem Willen(1) anerkannt und behandelt zu werden? War das Elternrecht nicht ein Elternunrecht? Jedenfalls leitete Kant aus dieser anfänglichen Problemsituation eine notwendige Verpflichtung der Eltern ab: Sie haben sich fürsorglich um die Folgen zu kümmern, für die sie mit der Geburt ihres Kindes verantwortlich sind. Von ihnen wird eine Art emotionaler Wiedergutmachung gefordert. Sie müssen den neuen Weltbürger(1) mit seinem Zustand zufrieden machen, so gut sie es können.

Kant hat seinen Eltern niemals einen Vorwurf für seine Existenz gemacht. So weit er sich erinnern konnte, war er ein zufriedenes Kind(3) gewesen. Das betraf zu allererst die notwendige Pflege(1) des Säuglings und Kleinkinds, die Kant später auch Verpflegung(1), Versorgung, Unterhaltung oder Wartung nannte. Er hat sie nicht biologisch oder naturalistisch begründet, sondern als Elternpflicht nach pädagogischen Kriterien beurteilt. Um die Menschwerdung des Menschen(3) zu ermöglichen, habe sich schon die elterliche Pflege an der Idee(2) der Mündigkeit(1) zu orientieren, die es erzieherisch anzustreben gelte, weil sie von Anfang an die humane Wesensmöglichkeit einer Person(3) bestimme, die weder wie ein Ding behandelt noch wie ein Tier abgerichtet werden sollte.

Seinen Vater Johann Georg Kandt(1) hat Kant hoch geschätzt und geachtet, diesen rechtschaffenen Handwerksmeister, der mit der Herstellung von Lederriemen für Pferde, Wagen und Schlitten sein Geld verdiente und seinen Sohn zu einem fleißigen und ehrlichen Menschen zu erziehen versuchte. – Und er liebte seine Mutter Anna Regina(1), die mit ihren Kindern gern die pietistischen Bet- und Bibelstunden besuchte, um ihnen eine echte Herzensreligiosität zu vermitteln, ohne theologische Dogmen oder schwärmerische Überspanntheit. Sie starb schon früh, als ihr Sohn erst dreizehn Jahre alt war, der sich sein Leben lang dankbar an sie erinnerte: »Ich werde meine Mutter nie vergessen, denn sie pflanzte und nährte den ersten Keim des Guten in mir, sie öffnete mein Herz den Eindrücken der Natur(2); sie weckte und erweiterte meine Begriffe, und ihre Lehren haben einen immerwährenden heilsamen Einfluß auf mein Leben gehabt.«

Der Schüler und Student. Einen nachhaltigen Einfluss auf seinen weiteren Lebensweg übte auch der Pfarrer Franz Albert Schultz(1) aus, dessen Bibelstunden das kleine »Manelchen« an der Hand seiner Mutter(2) gern besuchte. Er erkannte die große Begabung des Jungen und half ihm, als er gerade acht Jahre alt war, von einer einfachen Elementarschule auf das Collegium Fridericianum(1) zu wechseln, ein allgemein hoch geschätztes Königliches Pietisten-Gymnasium, auf dem er sich auf ein späteres Universitätsstudium vorbereiten konnte. Vor allem der Lateinunterricht, als Zentrum der Ausbildung, regte den lernbegierigen und äußerst fleißigen Schüler an. Doch eigenartig widersprüchlich verband sich seine Dankbarkeit für den ersten gelehrten Unterricht am Friedrichs-Kolleg mit seiner später oft geäußerten Klage, dass ihm auf dem Collegium sein Weg zur Selbstständigkeit stärker blockiert als eröffnet worden war. Er habe es als einen schrecklichen Ort der Jugendsklaverei empfunden, an dem er sich, wie in einem Gängelwagen von Regeln(1), übermäßig diszipliniert fühlte.

Jedenfalls gelang es ihm, nach seiner Schulzeit im September 1740 sein Studium an der Albertina zu beginnen, der einzigen Universität(4) im östlichen Preußen(1), in der auch sein Mentor Franz Albert Schultz(2) als Professor für Theologie lehrte. Es ist unklar, welches Studienfach er belegte. Theologe wollte er jedenfalls nicht werden. Er schien sich für alle Wissenschaften zu interessieren, aber auch für Philosophie(3) und klassische Kultur. Wieder hatte er das Glück, einen Lehrer(3) zu finden, der ihn auf seinem Bildungsweg unterstützte: den Professor für Logik(2) und Metaphysik(2) Martin Knutzen(1), der ihn mit den neuesten mathematisch-naturwissenschaftlichen Forschungsergebnissen bekannt machte und ihn dazu anleitete, nicht das verfügbare Wissen nachzubeten, sondern als Selbstdenker seinen eigenen Verstand(2) zu gebrauchen. Auch gab er ihm Bücher zum Selbststudium zu lesen, die nicht zum Lehrkanon gehörten, darunter die 1687 veröffentlichten Philosophiae Naturalis Principia Mathematica von Isaac Newton(1).

Diese Mathematischen Grundlagen der Naturphilosophie begeisterten den Studenten, weil es Newton(2) zum ersten Mal gelungen war, den Anspruch auf strenge mathematische Berechnungen mit dem mechanistischen Erkenntnisinteresse an kausalen Erklärungen von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen zu verbinden. Und so legte Kant 1746 statt eines ordentlichen Studienabschlusses seine Arbeit vor, in der er ein mathematisch-naturwissenschaftliches Problem zu lösen versuchte: Wie lassen sich die Verhältnisse zwischen körperlicher Masse, Geschwindigkeit und Bewegungskraft messen und berechnen? Und was ist überhaupt »Kraft«? Auf diese strittigen Fragen versuchte »Immanuel Kant«, wie er sich nun nannte, mit seinen Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte eine eigenständige Antwort zu geben, wobei er sich die Freiheit(1) nahm, es mit den Großmeistern der naturphilosophischen Erkenntnis aufzunehmen, vor allem mit René Descartes(1), Isaac Newton(3) und Gottfried Wilhelm Leibniz(1). Dabei brache der 22-jährige Kant auch seine eigenen Kräfte ins Spiel. Mit großem Selbstbewusstsein blickte er in die Zukunft: »Hierauf gründe ich mich. Ich habe mir die Bahn schon vorgezeichnet, die ich halten will. Ich werde meinen Lauf antreten und nichts soll mich hindern, ihn fortzusetzen.« Vor sich sah er ein Gelehrtenleben in größtmöglicher Freiheit, das sich gegen alle Widerstände zu behaupten wusste.

Hauslehrer, Publizist, Magister. Im März 1746, während Kant über die natürlichen Kräfte von Körpern nachdachte, starb sein Vater(2) an völliger Entkräftung. Er war nun Vollwaise und musste sich auch um seine jüngeren Geschwister kümmern. Ohne richtigen Studienabschluss an einer der drei oberen Universitätsfakultäten konnte er weder Jurist, noch Theologe oder Mediziner werden. Was blieb ihm anderes übrig, als Hauslehrer(1) zu werden, um sich um die Erziehung von Kindern(1) aus begüterten Familien zu kümmern. 1748 verdingte er sich beim Pfarrer Daniel Andersch(1) im Dörfchen Judtschen(1); danach unterrichtete er die jungen Herren von Hülsen(1) in Groß-Arnsdorf(1)(1), südlich von Königsberg(6). Sechs lange Jahre brachte er als Hauslehrer auf dem Lande zu. Später pflegte er über seine Tätigkeit als Erzieher zu scherzen und zu versichern, »daß in der Welt vielleicht nie ein schlechterer Hofmeister(1) gewesen wäre als er. Er hielt es für eine große Kunst, sich zweckmäßig mit Kindern zu beschäftigen, und sich zu ihren Begriffen herabzustimmen, aber er erklärte auch, daß es ihm nie möglich gewesen wäre, sich diese Kunst zu eigen zu machen.« Das kann nicht die ganze Wahrheit gewesen sein. Denn warum sonst hätten seine Arbeitgeber und seine Schüler sich auch viele Jahre später noch so wohlwollend und dankbar an seine Tätigkeit erinnern sollen, wenn er den Ansprüchen eines guten und erfolgreichen Erziehers nicht genügt hätte?

Neben seiner pädagogischen Arbeit nutzte Kant seine freie Zeit, um sich in der Provinz durch das Studium neuer naturwissenschaftlicher Publikationen selbst weiterzubilden. Er wollte auf der Bahn weiterkommen, die er sich vorgezeichnet hatte. Es waren vor allem kosmologische Neuerscheinungen, die ihn interessierten. Beruflich war er zwar auf eine kleine ländliche Existenz eingeschränkt. Aber geistig versuchte er das ganze Universum in seiner Entstehung und Struktur zu begreifen.

Im August 1754 kehrte Kant in seine Heimatstadt zurück. Freiberuflich begann er als wissenschaftlicher Publizist zu arbeiten. Das gebildete Königsberger(7) Publikum las gern, was er in den Wöchentlichen Königsbergischen Frag- und Anzeigungsnachrichten über naturkundliche Themen veröffentlichte: Über die Achsendrehung der Erde oder über Die Frage, ob die Erde veralte, physikalisch erwogen, über die Eigenart des Feuers und die Entstehung von Windbewegungen, über die physikalische Eigenarten von Ruhe und Bewegung. Auch wollten die Leser von Kant, der als Autorität auf geologischem Gebiet galt, wissen, was das schreckliche Erdbeben verursacht haben könnte, das 1755 ganz Lissabon(1) in Schutt und Asche gelegt hatte. Doch all diese Arbeiten verblassten gegenüber jenem genialen Werk, dessen Publikation 1755 eine Sternstunde in der Kosmologie war: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, oder Versuch von der Verfassung und dem mechanischen Ursprunge des ganzen Weltgebäudes nach Newtonischen Grundsätzen abgehandelt. In diesem Werk war er durch den unbegrenzten Tiefenraum des ganzen Kosmos und durch die Tiefenzeit einer Naturgeschichte gereist, in der neue Welten entstehen und alte untergehen, in der sich ein anfängliches Chaos zu wohlgeordneten Systemen bildet, die wieder vom Abgrund der Ewigkeit verschlungen werden.

Neben seiner publizistischen Tätigkeit dachte Kant weiterhin auch an eine universitäre Karriere. Die Laufbahn, die er für sich selbst in seiner akademischen Abschlussarbeit entworfen hatte, sollte ihn auf eine Professur führen. Deshalb legte er im April 1755 seine Magisterarbeit(1)De igne (Über das Feuer) vor und reichte einige Monate später seine Habilitationsschrift ein: Principiorum primorum cognitionis metaphysicae nova dilucidatio (Neue Erhellung der ersten Grundsätze metaphysischer Erkenntnis), die den naturkundlichen Forschungen und Theorien eine wissenschaftstheoretisch abgesicherte Grundlage bieten sollte. Diese Arbeiten ermöglichten es Kant, nun als Magister an der Albertus-Universität(5) in Königsberg(8) zu unterrichten.

Auf die Professur, die 1756 durch den Tod seines universitären Mentors Martin Knutzen(2) frei geworden war, bewarb er sich jedoch vergeblich. Seine Laufbahn, auf der ihn nichts halten sollte, geriet ins Stocken. Er hatte zwar viel geschrieben, aber beruflich kam er damit bislang nicht voran. Als Privatdozent(1), der seine universitären Verpflichtungen zu erfüllen hatte, kam er sich zunehmend wie ein Arbeiter am Amboss vor. Jahraus, jahrein hatte er die gleichen Lehrveranstaltungen anzubieten und durchzuführen. Doch seiner Befürchtung, wegen dieser zeitraubenden akademischen Lehrtätigkeit selbst nicht mehr kreativ sein zu können, schien die große Anerkennung seitens der Studenten zu widersprechen, die seinen Unterricht genossen. Im freien Diskurs, mit viel Witz und guter Laune gewürzt, regte er sie dazu an, ihre eigenen geistigen Kräfte zu entwickeln und zu stärken. Anleitung zum Selbstdenken(1) und -forschen war Kants hochschuldidaktisches Programm, an das sich viele seiner Studenten lebenslang dankbar erinnern konnten.

Erkenntnisinteresse am Menschen. 1762–​1780

Doch auch in dieser frühen Phase seiner universitären Magistertätigkeit(2), in der er sich durch streng geregelte Lehrverpflichtungen eingeengt fühlte, gab es ein überraschendes intellektuelles Erlebnis, das ihn auf neue Ideen brachte und zu einer Neuausrichtung seiner geistigen Interessen motivierte. Es geschah im Herbst 1762. Gerade war die deutsche Übersetzung von Jean-Jacques Rousseaus(1) Hauptwerk erschienen: Émile oder Über die Erziehung. Schon die ersten Sätze fesselten Kants Aufmerksamkeit: »Alles, was aus den Händen des Schöpfers kommt, ist gut; alles entartet unter den Händen des Menschen(4). Nichts will er so, wie es die Natur(3) gemacht hat, nicht einmal den Menschen. Er muß ihn dressieren wie ein Zirkuspferd.« Kants Lesehunger war stärker als die Befolgung alltäglicher Regeln(2), und so hielt ihn die Lektüre von Rousseaus Erziehungswerk einige Tage sogar von seinen gewöhnlichen Spaziergängen zurück.

Dieses Lektüreerlebnis veränderte Kant. Seine Erkenntnisinteressen begannen sich zu verlagern, und sein Denken nahm eine neue Wende. Fast die ganze erste Hälfte seines Lebens hatte er dem theoretischen Studium der Natur(4) gewidmet, und er war stolz darauf, was er geleistet hatte. Doch nun sah er eine neue Welt, und er wurde ein anderer Mensch(5). Er wollte nicht mehr der »Ehrsucht« eines Gelehrten folgen, der sich einbildete, so viel mehr zu wissen als der gemeine »Pöbel, der von nichts weiß«. Er wurde zu einem Erforscher der menschlichen Natur, voller »Ehrfurcht« gegenüber allen Menschen, die gleiche Rechte haben: »Rousseau(2) hat mich zurecht gebracht«, bekannte er. Kant lernte die Menschen zu ehren, und den Wert seiner Arbeit sah er von nun an darin, »die Rechte der Menschheit herzustellen.« Das praktische Erkenntnisinteresse an der menschlichen Existenz rückte in den Vordergrund. Es galt die Menschenrechte aufzuklären und zu verwirklichen. Und deshalb könne es ja auch im Bereich der Erziehung nicht darauf ankommen, den Menschen wie ein Tier abzurichten, sondern vor allem darauf, seine natürlich gegebene Freiheit(2) zu kultivieren.

Das war der entscheidende geistig-moralische Umbruch in Kants Leben. Er dokumentierte sich in mehreren Arbeiten, die er in den kommenden Jahren veröffentlichte. Er stellte Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen an. Er konzentrierte sich auf die Krankheiten des Kopfes, die Menschen(6) in die Irre leiten können. Er untersuchte die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie, die den ursprünglichen religiösen Impuls der Menschen anerkannte und sie nicht durch theologische Dogmatik und kirchliche Autorität zu dressieren versuchte. Und er versuchte sich über die Grundlagen und Antriebskräfte einer »moralischen Freiheit(3)« klar zu werden, die sich an den menschlichen Empfindungen des Guten orientiert, statt nur vorgeschriebenen Gesetzen(1) und Regeln(3) zu folgen.

Der junge Johann Gottfried Herder(1) war einer der ersten Zeugen von Kants Wandlung. Sein Leben lang hat er sich mit dankbarer Freude daran erinnert, was er während seiner Königsberger(9) Studienzeit 1762 bis 1764 von Kant lernen konnte. Es betraf nicht nur dessen Einführungen in die Hauptströmungen der Philosophie(4) und seine Vermittlung neuer Natur(5)-Entdeckungen. Wichtiger war Herder, dass Kant, dieser wahre »Lehrer(4) der Humanität(1)«, in seinem Unterricht immer wieder auf den »moralischen Wert des Menschen(7)« zurück kam; und dass er seine Studenten dazu anleitete, ihren eigenen Verstand(3) zu gebrauchen. »Er munterte auf, und zwang angenehm zum Selbstdenken(2): Despotismus war seinem Gemüth fremde.«

Ein pädagogisches Schmuckstück in dieser Hinsicht ist M(agister) Immanuel Kants Nachricht von der Einrichtung seiner Vorlesungen in dem Winterhalbenjahre von 1765–​1766. Denn sie klärte die interessierten Studenten nicht nur darüber auf, was Kant in seinen vier Semestervorlesungen über Metaphysik(3), Logik(3), Ethik(1) und Physische Geographie(2) vorzutragen und zu behandeln beabsichtigte. Sie stellte anfänglich auch sehr klar dar, welche pädagogische Absicht er verfolgte und wie er seinen philosophischen Unterricht gestalten wollte. Mit Jean-Jacques Rousseau(3) war er sich bewusst, dass eine große Schwierigkeit des Lehrenden darin bestehe, den Lernenden etwas vortragen oder vermitteln zu wollen, was ihrem erfolgreichen Nachvollzug zu weit voraus eile, um von ihnen wirklich verstanden werden zu können. So könne es zu einer frühklugen Geschwätzigkeit kommen und zu der Einbildung, mehr zu wissen, als tatsächlich gewusst wird. Das Wissen ist gleichsam nur angeklebt worden, ohne gewachsen zu sein. Um diesem Irrweg vorzubeugen, komme es darauf an, den Unterricht an den natürlichen Entwicklungsprozessen des menschlichen Verstandes(4) auszurichten. Er sollte dem Dreischritt folgen, der für jeden erfolgreichen Erkenntnisprozess charakteristisch ist: zunächst gelte es, auf das zu achten, was durch die Sinne gegeben wird, und es durch verstehbare Erfahrungsurteile festzuhalten; durch sie gelange man zu Begriffen, teils mit niederer Anschaulichkeit, teils mit höherem Abstraktionsgrad, welche die Vernunft(2) zum Nachdenken herausfordern; und schließlich komme es darauf an, diese Begriffe mitsamt ihren Gründen und Folgen zu einem wissenschaftlich wohlgeordneten Ganzen zu verknüpfen. Nur so ließe sich der universitäre Bildungsprozess eines Gelehrten effektiv einrichten und zielstrebig orientieren.

Was sich auf den ersten Blick wie eine vorgegebene Regel(4) lesen lässt, die es streng zu befolgen gilt, war von Kant methodisch gemeint. Der Dreischritt von Erfahrung(1), Vernunftgebrauch(1) und Gelehrsamkeit(1) schreibt nicht vor, was gelernt werden soll. Er trichtert den Lernenden nicht ein, was der Lehrende schon zu wissen meint. Er eröffnet ihm nur einen Weg (griechisch: methodos), auf dem er sich selbst zum Gelehrten bilden kann. »Kurz, er soll nicht Gedanken sondern denken lernen; man soll ihn nicht tragen, sondern leiten, wenn man will, daß er in Zukunft von selbsten zu gehen geschickt sein soll.« Auch seine philosophischen Vorlesungen im Wintersemester 1765/66, über deren Einrichtung Kant die interessierten Teilnehmer vorweg informiert hat, sollten dieser Methode(2) folgen, selbst wenn sie sich an vorgegebenen Lehrbüchern/Kompendien(2) auszurichten haben. »Der den Schulunterweisungen entlassene Jüngling(1) war gewohnt zu lernen. Nunmehro denkt er, er werde Philosophie(5) lernen, welches aber unmöglich ist, denn er soll jetzt philosophieren lernen. (…) Die eigentliche Methode des Unterrichts in der Weltweisheit(1) ist zetetisch, wie sie einige Alten nannten, d. i. forschend und wird nur bei schon geübterer Vernunft(3) in verschiedenen Stücken dogmatisch, d. i. entschieden. Auch soll der philosophische Verfasser, den man etwa bei der Unterweisung(1) zum Grunde legt, nicht wie das Urbild des Urteils, sondern nur als eine Veranlassung, selbst über ihn, ja so gar wider ihn zu urteilen, angesehen werden, und die Methode, selbst nachzudenken und zu schließen, ist es, deren Fertigkeit der Lehrling eigentlich sucht, die ihm auch nur allein nützlich sein kann.«

Vorgegebene Gedanken von anderen sind also keine Dogmen, die man anzuerkennen hat, sondern nur Anregungen zum Nachdenken. Und das »Selbst«, an das Kant wiederholt appelliert, ist kein an und für sich existierendes, solipsistisches Subjekt, das sich in seine eigene, private Gedankenwelt versponnen hat. Es nimmt teil an einem überindividuellen Denkprozess, wobei es, Kants Trias der menschlichen Erkenntnismöglichkeit entsprechend, drei Fragen zu beantworten gilt: Ist die empirische Basis stark und verlässlich genug, um die elementaren Erfahrungsurteile abzusichern; sind die verwendeten Begriffe so klar und deutlich entwickelt, dass sie einen sicheren Gedankengang ermöglichen; und ist das systematisch entwickelte Ganze der Theorie so wohlgeordnet, das es sich nicht durch innere Widersprüche, Ungereimtheiten oder Antinomien selbst zerstört. Kants Hochschätzung des eigenen Denkens und Philosophierens richtet sich an ein menschliches Urteilsvermögen, das sich weder einer vorgegebenen Dogmatik unterwirft, noch einer alles auflösenden Skepsis ausliefert. Sie setzt auf die Kraft einer Kritik, der sich jeder Wissensanspruch und Erkenntnisprozess stellen muss.

Die siebziger Jahre: Der schweigsame Kant und sein pädagogisches Engagement. Am 31. März 1770 wurde Kant durch eine königliche Kabinettsorder Friedrichs II.(1) endlich zum Professor Ordinarius für Logik(4) und Metaphysik(4)ernannt. Er war bald 46 Jahre alt. Nach fünfzehn Jahren einer schlecht bezahlten Magistertätigkeit(3) schien er sein Ziel erreicht zu haben. Aber um welchen Preis! Eigentlich hatte er sich darum bemüht, eine Professur für Ethik(2) und Sittlichkeit zu erhalten, in der seine eigentliche moralphilosophische Bestimmung(1) und sein universitäres(6) Berufsziel glücklich hätten zusammenfallen können. Sie wurde ihm verwehrt. Was konnte er tun, um seine professorale Verpflichtung zur theoretischen Philosophie(6) der Welterkenntnis mit seinem praktischen Erkenntnisinteresse der Menschenforschung zu verbinden, das durch die Rousseau(4)-Lektüre 1762 geweckt worden war?

Als Kant am 21. August 1770 seine neue Stellung antrat, musste er noch eine lateinisch verfasste Inaugural-Dissertation vorlegen. Dazu wählte er sich ein Thema, in dem er seine Wende von der Welt zu den Menschen(8) unausgesprochen zur Geltung bringen konnte. Logisch-metaphysisch konzentrierte er sich auf die Form der Sinnen- und der Verstandeswelt(1) und ihre Gründe – De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis. Es war ein folgenschwerer Gedanke, den Kant in dieser Arbeit entwickelte. Zwar sprach er weiterhin von der Welt (mundus). Aber das war nicht mehr die Welt als Forschungsobjekt einer Naturwissenschaft à la Newton(4), auf die er sich bis 1762 bezogen hatte, von den lebendigen Kräften einzelner bewegter Körper bis hin zur Struktur des unbegrenzten kosmischen Weltgebäudes. Jetzt waren es die zwei Welten, die menschlichen Subjekten sinnlich erscheinen und durch ihren Verstand(5) gedacht werden können. Kants Aufmerksamkeit hatte sich von einer objektiv gegebenen Welt als alles, was tatsächlich der Fall ist, auf die subjektiven Fähigkeiten des Menschen verlagert.

Aus Isaac Newtons(5) Raumzeit, die auch existieren sollte, wenn sich nichts in ihr befindet und ereignet, kippte Kant 1770 in eine subjektbezogene Phänomenologie räumlicher und zeitlicher Vorstellungen, deren Formen und Gründe es aufzuklären galt. Denn wenn man die Welt als eine Wahrnehmungsgegebenheit betrachtet, dann seien Raum und Zeit nur subjektive Bedingungen, mit denen der Mensch(9) Ordnung in seine sinnlichen Erfahrungen bringe. Weder gebe es eine objektive, reale Zeit, noch einen objektiven, realen Raum. Zeit und Raum seien ideale Schemata, die der Mensch brauche, um sich mit seiner Art der Sinneswahrnehmung und Verstandestätigkeit(2) in seiner Welt orientieren zu können.

Mit diesem Gedanken, den Kant als neu ernannter Professor vortrug, glaubte er sich als Logiker und Metaphysiker qualifiziert zu haben. Ahnte er bereits, dass er sich mit seiner Wende zu den Fähigkeiten und Leistungen menschlicher Subjekte in eine Problemsituation begeben hatte, die nicht einfach zu lösen war? Jedenfalls konnte er nicht bei der Behauptung stehen bleiben, dass Raum und Zeit nicht etwas Objektives und Reales seien. Er musste das Spannungsverhältnis klären, das zwischen Objektivität und Subjektivität besteht. Das brauchte seine Zeit. Zehn Jahre lang dachte Kant über das Problem nach, in das er sich verstrickt hatte. Nur wenigen engen Freunden teilte er mit, woran er philosophisch arbeitete. Öffentlich gab er dazu nichts bekannt. Er publizierte nichts. Der »schweigende Kant« des Jahrzehnts von 1770 bis 1780 ließ das Lesepublikum die Frage stellen: Hatte Kant nichts mehr zu sagen? War sein Gedankenfluss versiegt, nachdem er sein Ziel einer Professur erreicht hatte?

Mit seinen neuen Gedanken zur theoretischen Vernunft(4), die sich am Muster von Isaac Newtons(6) mathematisch-mechanistischer Naturerkenntnis orientierten, hatte Kant für sich selbst genug zu tun. Erst 1781 wird er sie in seiner Kritik der reinen Vernunft veröffentlichen. Wie sehr ihn dagegen, auf den Spuren Jean-Jacques Rousseaus(5), weiterhin die praktische Vernunft des Menschen(10) beschäftigte, seine Moralität(1) und Religiosität, seine Neigungen und Fähigkeiten, sein Bildungstrieb und Freiheitsdrang, und wie es gelingen könne, ihn so zu erziehen und zu bilden, wie es seinem Wesen entspreche, zeigte er mit seinen pädagogischen Interessen, die in den 1770er Jahren einen Höhepunkt erreichten. Sie sind sowohl in studentischen Nachschriften einiger Vorlesungen zur praktischen Philosophie(7) dokumentiert, in der es Kant um die Erziehbarkeit des Menschen und seine moralische Bestimmung(2) ging, als auch in seinem Engagement für das philanthropische Erziehungsinstitut in Dessau(1), von dessen Arbeit er sich eine Revolutionierung der Erziehungskunst erhoffte. Und nicht zuletzt war es ein glücklicher Zufall, dass er zur gleichen Zeit, Wintersemester 1776/77, durch einen ministeriellen Erlass dazu verpflichtet worden war, eine philosophische Vorlesung Über Pädagogik zu halten.

Studentische Vorlesungsnachschriften. Bereits in seinem Vorlesungsprogramm für das Wintersemester 1765/66 hatte Kant angekündigt, dass er in der »Ethik(3)« sich nicht auf die falsche Sicherheit bloßer Gefühle und Herzensregungen verlassen wolle, sondern dass er die Vernunftgründe freizulegen versuche, die sich nur durch eine Moralphilosophie(1) erkennen ließen. Deshalb wollte er die Ethik nach der neuen Methode(3) lehren, die besonders durch Rousseau(6) entwickelt und bekannt gemacht worden war. Dabei wollte er keinen historischen Blick auf die sich stets wandelnden Gestalten des praktisch-moralischen menschlichen Handelns werfen. Vielmehr wollte er sich auf »die Natur(6) des Menschen(11), die immer bleibt« konzentrieren, sofern er moralisierbar ist und zwischen dem Guten und dem Bösen richtig zu unterscheiden lernen kann. Als Moralphilosoph verfolgte er ein anthropologisches Erkenntnisinteresse, das auf das Wesen des Menschen gerichtet war.

Dass es ihm dabei auch um Probleme der Erziehung und ihre vernünftige Lösung ging, lässt sich an den Vorlesungsnachschriften ablesen, die ein Jahrzehnt später Simon Friedländer(1) für die Anthropologie(3) (WS 1775/76) und Gottlieb Bernhard Powalski(1) für die Praktische Philosophie(8) (SS 1777) angefertigt haben. Kant hat sie nicht autorisiert, und es ist nicht gesichert, was dabei Originalton ist oder variierende Nachbearbeitung. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass Kant in diesen Vorlesungen ein pädagogisches Entwicklungsmodell vorgetragen hat, das in vier Etappen der Erziehung ausdifferenziert ist. Er hat es nicht auf der empirischen Basis umfangreicher entwicklungspsychologischer Forschungen fundiert. Es waren vor allem Lektüreerfahrungen, die er verarbeitet hat, um eine rationale Rekonstruktion des kindlichen Erziehungsprozesses vorzutragen, wie er am besten geleitet und gelingen könne. Die wichtigsten Anregungen entnahm er aus John Lockes(1)Some Thoughts concerning Education von 1693 und aus Rousseaus(7)Émile oder Über die Erziehung (1762). Aber in Grundzügen noch erkennbar war auch seine eigene Entwicklung, wie er sie von der anfänglichen elterlichen Pflege(2) über schulische(1) Disziplinierungen bis zur selbstständigen geistigen Arbeit und selbstverantworteten Charakterbildung durchlaufen hatte.

Zunächst kommt es darauf an, sich um die natürliche Entwicklung des Kleinkindes zu sorgen. Es soll sich gesund entwickeln können, seine Kräfte spielerisch erproben und auch bestimmte Beschwerlichkeiten auszuhalten lernen. – Dann ist es notwendig, seinen Freiheitsdrang so zu disziplinieren, dass er seine natürliche Wildheit(1) und Rohheit verliert und sich nicht tyrannisch gegen andere Menschen(12) richtet. – Auch der kindliche Verstand(6) muss maßvoll diszipliniert werden. Das Kind(4) muss lernen, Irrtümer zu erkennen, und es muss ihm ein Weg gezeigt werden, wie es zu richtigen Einsichten in die Welt der Tatsachen gelangen kann. »Kein Thier braucht Unterweisung(2), sondern was es thun soll, das thut es aus Instinct. Der Mensch aber, der Verstand hat, muß unterwiesen werden.« – Schließlich müssen seine Vernunft(5) und sein Charakter(2) gebildet werden, um frei räsonieren zu können und das moralisch Richtige tun zu wollen, wobei es auch bei der Moralisierung(1) auf eine Anleitung zur Freiheit(4) ankommt. »Die Freiheit ist die einzige Bedingung, wo der Mensch aus eigener Gesinnung was gutes thun kann, wer ein Sklav ist, der thut nichts von sich selbst, als aus Gehorsam(1) und nicht aus eigener Gesinnung. Das Kind kann also frey seyn, aber dergestalt, daß es andere auch frey läßt.«

Doch was das Kind(5) autonom als moralisch gut anzuerkennen lernen muss, um es von sich selbst aus tun zu wollen, kann sich nicht automatisch ohne Disziplinarmacht ausbilden. »Es muß bey aller Freiheit(5) gehorchen lernen.« Wie dieses Spannungsverhältnis zwischen moralischer Freiheit und moralischem Zwang(1) gelöst werden kann, stand auch im Zentrum von Kants Vorlesung über Praktische Philosophie(9), Sommersemester 1777, die Powalski(2) protokolliert hat. Denn Kant war sich ja völlig klar darüber, dass in jedem gesellschaftlichen Zustand, in dem Menschen(13) nicht als solitäre Einzelgänger nur ihren eigenwilligen Impulsen folgen, sondern als Mitbürger friedlich und gesittet zusammenleben sollten, die Moralisierung(2) ein Erziehungsauftrag ist, in dem Selbstbildung(1) und Fremdsteuerung, Autonomie und Heteronomie dialektisch zusammenspielen. Jeder einzelne Mensch benötigt andere, die ihn vom Bösen abhalten und zum Guten anleiten, wobei Kant in dieser Hinsicht der »Bürgerlichen Gesellschaft(1)« eine Vorzugsstellung zusprach, weil in ihr der äußere Zwang der Obrigkeit am geringsten, der Spielraum der bürgerlichen Freiheiten dagegen am größten sei.

Besonders für die Moralisierung(3) als letzte Etappe des Erziehungsprozesses ist wesentlich, was Kant von Rousseau(8) 1762 gelernt hat, als er sich durch die Lektüre von Émile oder Über die Erziehung »zurecht gebracht« fühlte. Friedländer(2) hat es so mitgeschrieben: »Ferner muß das Kind(6) zur Menschlichkeit angehalten werden, daß es nicht Thiere quäle, denn dieses macht harte Seelen, und daß es auch Menschlichkeit gegen andere auszuüben bereit sey; das letzte ist, daß es das Recht der Menschen(14) hoch achten lerne, und die Würde(1) der Menschheit in seiner Person(4). Dieses sind die zwey Stücke in der Welt, die heilig sind.«

Das Philanthropinum in Dessau(2)(1774–​1793). Bemerkenswerterweise hat Simon Friedländer(3) in seiner Anthropologie(4)-Mitschrift vom WS 1775/76 neben Rousseaus(9) Gedanken zur Erziehung eine zweite wichtige Quelle erwähnt, aus der Kant seine zentralen pädagogischen Einsichten geschöpft hat. Er erwähnte das Basedowsche Philanthropin als eine Erziehungsanstalt, über deren vorbildliche und maßgebende Bedeutung Kant sich begeistert, ja überschwänglich geäußert haben soll: »Dieses ist das größte Phaenomen, was in diesem Jahrhundert zur Verbesserung der Vollkommenheit(1) der Menschheit erschienen ist, dadurch werden alle Schulen(2) in der Welt eine andere Form bekommen, dadurch wird das menschliche Geschlecht aus dem Schulzwange gezogen, es ist zugleich eine Pflantzschule vieler Lehrmeister. Es belohnt sich also der Mühe einige Betrachtungen darüber zu verlieren.«

Die treibende Kraft zur Gründung des Philanthropins, dieser »Schule(3) der Menschenfreundschaft«, war der mit Kant gleichaltrige Johann Bernhard Basedow(1), der sieben Jahre lang als Professor für Moralphilosophie(2), Rhetorik und deutsche Sprache an der dänischen »Ritterakademie« in Sorö(1) gearbeitet hatte, bevor er dann von 1761 bis 1768 als Lehrer(5) am Gymnasium im ebenfalls dänischen Altona(1), außerhalb Hamburgs(1), unterrichtete. Mit seiner 1768 erschienenen Vorstellung an Menschenfreunde, in der er sich für eine grundlegende Reform des Schulwesens ausgesprochen hatte, machte er den rousseaubegeisterten(10) Leopold III.(1) Friedrich Franz, Herzog und Fürst von Anhalt-Dessau auf sich aufmerksam, der von aller Welt vereinfachend »Fürst Franz« tituliert wurde und einer jener Herrscher in deutschen Landen war, dem der friedliche Fortschritt(1), die Beförderung der moralischen Interessen und die Sorge um das soziale Wohl seiner Untertanen wichtiger waren als der Ruhm der Waffen zur Sicherung oder Erweiterung seiner Macht. Basedow nahm das Angebot des Fürsten gern an, in Dessau(3), der Haupt- und Residenzstadt seines kleinen Fürstentums, eine Erziehungsanstalt im Geist der Aufklärung(2) zu gründen. Dort sollte er praktisch erproben können, was er theoretisch durchdachte und bereits in mehreren pädagogischen Schriften publiziert hatte, zuletzt in seinem Methodenbuch(1) für Väter(1) und Mütter(1) der Familien und Völker, das 1770 in Altona(2) und Bremen(1) erschienen war. Im Herbst 1771 kam er mit Frau und Kindern in Dessau an; und nach drei Jahren war es ihm gelungen, hier am 27. Dezember 1774 das pädagogische Philanthropinum zu eröffnen. Seine Werke zur Bildung(2) und Erziehung stießen überall auf großes Interesse. An den Ostertagen 1774 war sein voluminöses, aus vier Büchern bestehendes Elementarwerk erschienen, anschaulich bebildert mit Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki(1). Sein publizistisches Angebot Für Cosmopoliten etwas zu lesen, zu denken und zu thun wurde 1775 von vielen Lesern begeistert angenommen. Es war das Manifest eines weltbürgerlichen Geistes, der sich nicht nur in gesellschaftlicher, politischer und nationaler, sondern vor allem in religiöser Hinsicht für Vielfalt und Toleranz aussprach. Am Philanthropin sollte die Jugend(1) aus den verschiedenen Kirchen »das Menschliche und Bürgerliche gemeinschaftlich lernen«, ohne Widerspruch einer dogmatisch festgelegten Geistlichkeit.

Auch Immanuel Kant war ein begeisterter Leser von Basedows(2) Schriften. Seine pädagogischen Gedanken sprachen ihm aus dem Herzen. Deshalb wollte er zum Gelingen des Dessauer(4) Erziehungs- und Bildungsprojekts beitragen, und es hat den Anschein, als ob er in diesem Jahrzehnt seines philosophischen Schweigens sich stärker um finanzielle und organisatorische Problemlösungen für das Dessauer Institut kümmerte, als um die geistige Klärung der Schwierigkeiten, in die er sich 1770 mit seiner professoralen Wende von der real existierenden Welt zu der Form der Sinnen- und Verstandeswelt(2) und ihren Gründen begeben hatte. Statt die gelehrte Gesellschaft(2) mit einem philosophischen Werk zum Mitdenken aufzufordern, schrieb er in den siebziger Jahren nur zwei kurze, zunächst anonym publizierte Werbe-Artikel für die Königsbergische Gelehrte und Politische Zeitungen.

Am 28. März 1776 richtete er sich an die »Väter(2) und Mütter(2), welche Kinder(2) ins Dessauische(5) Philanthropin senden wollen.« Er pries es an als eine »ächte, der Natur(7) sowohl als allen bürgerlichen Zwecken(1) angemessene Erziehungsanstalt«. Nach jahrhundertlangen Anstrengungen, die über ein bloßes »Brüten« nicht hinausgekommen seien, weil sie sich immer wieder in den gleichen alten Gleisen bewegten, sei nun endlich »eine ganz neue Ordnung menschlicher Dinge« in den Blick gerückt worden. Man könne sich darüber durch Basedows(3) Schriften informieren lassen, vor allem durch sein kosmopolitisches(2) Lese-, Denk- und Handlungsangebot. Oder durch Informationen über eine öffentlich veranstaltete Prüfung der philanthropischen Zöglinge, die unter Basedows Leitung am 13. Mai stattfinden werde. »Auf denselben ladet der seiner Sache gewisse Mann die gelehrteste und einsehendste Männer benachbarter Städte und Universitäten zum Schauen desjenigen ein, was sie bloßen Erzählungen zu glauben schwerlich würden bewogen werden können. Das Gute hat eine unwiderstehliche Gewalt, wenn es angeschauet wird.« Aber auch praktisch gelte es das Philanthropin zu unterstützen, sei es durch die Anmeldung von neuen Schülern, solange es noch genügend Plätze gebe, durch die aktive Teilnahme interessierter und geschickter Pädagogen, »um sich in der philanthropischen Erziehungsart zu belehren und zu üben«, oder durch den Kauf und das Studium der Basedowschen(4) Schriften und der von ihm herausgegebenen Schulbücher.

Ein Jahr später, am 27. März 1777, wandte sich Kant noch einmal in der Königsberger(10) Zeitung an die Weltöffentlichkeit, An das gemeine Wesen aller Länder, um nachdrücklich auf das Dessauer(6) Erziehungsinstitut hinzuweisen, das in seiner Vortrefflichkeit nicht nur für Europäer von Interesse sei, sondern »welches der Menschheit und also der Theilnehmung jedes Weltbürgers(2) gewidmet ist«. Begeistert gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass durch die philanthropische Pädagogik ganz andere Menschen(15) erzogen und ausgebildet werden könnten als durch die alten Erziehungsmaßnahmen, die durch Dressur und sklavische Nachahmung gekennzeichnet seien. Man kann die Ungeduld spüren, mit der Kant das Dessauer Experiment verfolgt hat. Es ging ihm zu langsam voran und dauerte zu lang. Ungewohnt war der radikale Ton, mit dem er die Leser aufzurütteln versuchte. Wenn pädagogisch etwas wirklich Gutes entstehen soll, das doch in der Natur(8) des Menschen angelegt sei und erzieherisch heraus gezogen werden könne, dann ist eine »allmähliche Schulverbesserung« unzureichend. »Nicht eine langsame Reform, sondern eine schnelle Revolution kann dieses bewirken.« Und wenn sie auch nicht überall zugleich stattfinden könne, so vertraute Kant doch auf das mustergültige Vorbild dieser »einen Schule(4)« in Dessau. Denn sie könne gleichsam wie ein Samenkorn wirken, »vermittelst dessen sorgfältiger Pflege(3) in kurzer Zeit eine Menge wohl unterwiesener Lehrer(6) erwachsen kann, die ein ganzes Land bald mit guten Schulen bedecken werden.«

Am Ende seines enthusiastischen Appells An das gemeine Wesen begnügte Kant sich mit einer vergleichsweise kleinen Bitte. Wenn »die Regierungen jetziger Zeit zu Schulverbesserungen kein Geld zu haben scheinen«, dann helfe bereits ein Abonnement der Pädagogischen Unterhandlungen ein wenig weiter, in denen man sich über die pädagogischen Ideen(3) und praktischen Erziehungsmaßnahmen des Philanthropins informieren könne. Der Königsberger(11) Philosoph wollte sich um die Vorauszahlung (Pränumeration) der abonnierten Exemplare kümmern. Man könne sie »bei Herrn Prof. Kant in den Vormittagsstunden von 10 bis Nachmittag gegen 1 Uhr in der Kanterschen Buchhandlung zu aller Zeit gegen Pränumerationsschein abgeben.«

Auch die Briefe, die Kant zwischen März 1776 und August 1778 an verschiedene Philanthropisten in verantwortlichen Positionen schrieb, kreisten wiederholt um dieses mühsame, recht erfolglose Geschäft, Geld und Kunden für die Dessauer(7) Pädagogikzeitschrift zu besorgen. Man spürt, wie es ihn zunehmend ermüdet hat und wie froh er war, es nach zwei Jahren endlich loszuwerden. Aber in diesen privaten Mitteilungen gibt es doch auch bemerkenswerte Passagen, die den konkreten Anlass des Briefverkehrs übersteigen und von philosophisch-pädagogischer Relevanz sind.

So mag Kants Brief vom 28. März 1776 an Christian Heinrich Wolke(1), der zunächst als engster Mitarbeiter und -organisator Basedows(5) am Philanthropin tätig war und später selbst sein Leiter wurde, sich vordergründig nur wie eine kleine Bitte lesen lassen. Sein guter Freund in Königsberg(12), der englische Kaufmann Robert Motherby(1), sei daran interessiert, seinen erst fünfjährigen Sohn in Dessau(8) erziehen zu lassen. Der kleine George habe also noch nicht das üblicherweise geforderte Eintrittsalter erreicht. Aber Kant nannte gute Gründe, in diesem besonderen Fall eine Ausnahme zu machen. Er charakterisierte den jungen Motherby als einen idealen Zögling, als wäre George die leibhaftige Verkörperung von Émile, dieser Phantasiegestalt Rousseaus(11), die dem natürlichen Wesen des Menschen(16) entsprechend erzogen werden sollte. »Man hat die Natur(9) und den gesunden Verstand(7) seinen Jahren gemäß sich ohne Zwang(2) entwickeln lassen und nur alles abgehalten, was ihnen und der Gemütsart eine falsche Richtung geben könnte. Er ist frei erzogen, doch ohne beschwerlich zu fallen. Er hat niemals die Härte erfahren und ist immer lenksam in Ansehung gelinder Vorstellungen erhalten worden. Ob er gleich nicht zu Manieren dressiert worden ist, so hat man doch die Ungezogenheit verhütet, ohne ihn durch Verweise verschämt oder blöde zu machen.«

Und wie eine Wiederholung von Rousseaus(12) Erziehungsgedanken zu einer natürlichen Religiosität, die nicht durch kirchlich-autoritäre Dogmen und zeremonielle Handlungen beherrscht wird, sondern sich nur in einem guten Lebenswandel in moralischer Hinsicht manifestieren kann, klingt auch Kants Mitteilung an Wolke(2): »Denn daß die Religion(1) nichts als eine Art von Gunstbewerbung und Einschmeichelung bei dem höchsten Wesen sei, ist ein Wahn, der, er mag auf Satzungen oder frei von Satzungen gestimmet sein, alle moralische Gesinnung unsicher macht und auf Schrauben stellt, dadurch, daß er, außer dem guten Lebenswandel, noch etwas anderes als ein Mittel annimmt, die Gunst des Höchsten gleichsam zu erschleichen.«

Erste Vorlesung über Pädagogik, Wintersemester 1776/77. Zeitlich eingegliedert zwischen die Vorlesung Anthropologie(5) Friedländer(4). WS 1775/76 und die Praktische Philosophie(10) Powalski(3). SS 1777 und mit beiden thematisch eng verbunden, zugleich auch angeregt durch die philanthropische Erziehungstheorie und -praxis, hielt Kant im WS 1776/77 seine Vorlesung Über Pädagogik. Als Lehrbuch, an dem er sich in seinem Unterricht orientierte, um daran seine eigenen Gedanken zu entwickeln, benutzte er Johann Bernhard Basedows(6) populärste und pädagogisch hilfreichste Publikation: sein Methodenbuch(2) für Väter(3) und Mütter(3) der Familien und Völker, in der dritten Auflage, Altona(3)/Bremen(2) 1773. Wir werden darauf zurückkommen, wenn es um Friedrich Theodor Rinks(3) Darstellung Immanuel Kant über Pädagogik geht, die erst 1803 veröffentlicht worden ist. Hier muss zunächst der Hinweis genügen, dass Rink(4) zufolge Kant in seinen Vorlesungen mehrfach das Dessauische(9) Institut lobend erwähnt hat, das als »einzige Experimentalschule« neue pädagogische Wege eröffnet habe, auf denen das Kind(7) nicht wie ein Tier abgerichtet wird. Sein Philanthropismus ziele darauf ab, die Rechte der Menschheit zur Geltung zu bringen, die in jedem individuellen Erziehungs- und Bildungsprozess stets aufs Neue vermittelt und behauptet werden müssen.

PHILOSOPHIE IN PÄDAGOGISCHER HINSICHT. 1781–1798

Seit seiner professoralen Inaugural-Dissertation über die subjektiven Formen und Gründe der Sinnen- und der Verstandeswelt(3), die er am 20. August 1770 beim Königsberger(13) Buchhändler und Verleger Kanter(1) drucken ließ, hat das gebildete Publikum nichts mehr von dem Professor für Logik(5) und Metaphysik(5) lesen können. Seine beiden kurzen journalistischen Hinweise auf das Dessauer(10) Philanthropin waren anonym erschienen. Hatte Kant nichts mehr zu sagen? Schließlich tauchte er 1779 sogar als Witzfigur in einem humoristischen Roman auf, in dem ein gebrechliches altes Männchen als »Professor Großvater« über alles Mögliche auf eine reichlich verwirrte Weise philosophierte, wobei er sich oft in höheren Unsinn verlor. Dabei wurde nicht zur Kenntnis genommen, dass Kant in diesem Jahrzehnt des Schweigens intensiv darüber nachdachte, wie er sein Drei-Welten-Problem lösen könnte. Es galt die komplexen Beziehungen zwischen sinnlicher Wahrnehmung, theoretischer Verstandestätigkeit(3) und objektiv existierender Wirklichkeit systematisch zu klären. Nur seinen engsten Freunden teilte Kant mit, was ihn als philosophisches Problem beunruhigte. Er arbeite an einer »Kritik der Vernunft(6)«, um die Grundlagen und die Grenzen der menschlichen Erkenntnis in ihrer Eigenart zu bestimmen.

Sein konzentriertes Nachdenken hielt ihn sogar davon ab, sein Versprechen zu halten, selbst einen kleinen Beitrag für die philanthropischen Pädagogischen Unterhandlungen zu verfassen, um deren Verkauf er sich kümmerte. Am 26. August 1777 informierte er Joachim Heinrich Campe(1), der seit Dezember 1776 als Nachfolger Basedows(7) Leiter des Dessauer(11) Philanthropins war, dass er nichts schreiben könne, weil er sich nicht von einer Arbeit ablenken lassen könne, »welche alle meine Gedanken in Nebenstunden beschäftigt.« Um 1780 muss für Kant der Drang immer stärker geworden sein, seine vernunftkritischen Gedanken, die er für sich seit 1770 entwickelte, ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Mit einer ungeheuren Energie brachte er sein Werk zu Ende. Im Herbst war das Manuskript abgeschlossen, und endlich war es dann so weit: Im Mai 1781 erschien auf der Leipziger(1) Ostermesse die erste Auflage der Critic der reinen Vernunft(7), von Immanuel Kant, Professor in Königsberg(14), der seit diesem Jahr als der kritische Kant nach seiner langen vor-kritischen Phase die Philosophie(11) revolutionierte und eine Spitzenstellung in der Welt des Geistes einzunehmen begann.

Seine folgenreiche Wende von der Naturforschung zur Menschenkunde, die 1762 durch die Lektüre von Rousseaus(13)Émile angeregt worden war, vollzog Kant 1781 als Erkentnistheoretiker. Er richtete die philosophische Aufmerksamkeit auf die reine theoretische Vernunft(8) des Menschen(17), der sich nicht durch seine stets sich ändernden empirischen Erfahrungen von Welttatsachen gängeln lässt, sondern konstruktiv Modelle oder Theorien entwirft, die er selbst zu verantworten hat. Damit hat das menschliche Erkenntnissubjekt eine führende Rolle im Spiel der theoretischen Welterkenntnis gewonnen. Denn es legt aufgrund seiner eigenen Erkenntnisinteressen und -möglichkeiten der Natur(10) die Fragen vor, auf die sie zu antworten hat. Das war Kants gewagte Revolution, die er nun mit dem Namen »Nikolaus Kopernikus(1)« signierte. Wie in dessen 1543 publizierten Büchern De revolutionibus orbium coelestium (Über die Umdrehungen der himmlischen Kugelschalen) hat sich auch in Kants Kritik der reinen Vernunft eine Umdrehung der Positionen des Menschen und seiner Erkenntnisobjekte ergeben.

Aber Kants kopernikanische Wende war zugleich anti-kopernikanisch. Denn sie war eine Wiedergutmachung der Kränkung, die mit der planetarischen Dezentrierung verbunden war. Der Mensch(18) schien bedeutungslos geworden zu sein, weggerollt aus dem Mittelpunkt des Sonnensystems in eine bloße Umlaufbahn. Dagegen hat der kritische Kant den Menschen als Erkenntnissubjekt wieder neu zentriert. Mit großem Selbstbewusstsein ließ er ein autonomes Subjekt die Bühne der Philosophie(12) betreten, dessen eigene Schöpferkraft der Welt- und Selbsterkenntnis einen sicheren Gang ermöglicht.

Es war eine späte Erfolgsgeschichte, zu der in den beiden letzten Jahrzehnten seines Lebens auch seine anderen großen Werke beitrugen. Denn er sah sich nun dazu herausgefordert, nicht nur die reine theoretische Vernunft(9) über sich selbst aufzuklären, sondern den ganzen Menschen(19) mit all seinen wesentlichen Eigenarten in den Blick zu nehmen. Und so begann Kant nun, das weite Feld der Philosophie(13) zu bearbeiten: von der Ethik(4) bis zur Anthropologie(6), von Denken und Urteilskraft(1) bis zum religiösen Glauben, von der Gesetzgebung bis zur Geschichte und zur Politik. Auf all diesen Gebieten vollendete er die Bahn eines selbstdenkenden, kritischen Gelehrten, die er sich schon zum Ende seines Studiums 1746 mit großem Selbstbewusstsein vorgezeichnet hatte. »Ich werde meinen Lauf antreten und nichts soll mich hindern, ihn fortzusetzen.«

Doch ebenso bedeutsam wie diese unaufhaltsame geistige Energie ist die nachhaltige Wirkung einer pädagogischen Intention, die selbst noch in der hochgradig abstrakten, metaphysischen Systematik seiner Werke nach 1782 als treibende Kraft mitspielt. Denn immer wieder musste sich Kant die doppelsinnige Frage stellen: Wie kann das, was den Menschen(20) auszeichnet, von ihm selbst gelernt werden? Und wie kann ihm das beigebracht werden, was ihn als vernünftiges und moralisch handelndes Wesen auszeichnet? Kurze Stichworte zu Kants später Philosophie(14) in pädagogischer Hinsicht müssen hier genügen, deren Subtilität und Gedankenführung sich nur durch eigene Textlektüre nachvollziehen lässt.

Philosophie(15) der Geschichte. Die Entwicklungsgeschichte des einzelnen Menschen(21) hat Kant mit der allgemeinen Weltgeschichte verbunden. Individuelle Ontogenese folge dem Muster der gattungsgeschichtlichen Phylogenese. Was jedes menschliche Individuum zu lernen hat, analysierte Kant 1784 im Licht seiner Idee(4) zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher(3) Absicht. Zwei Jahre später ergänzte er sie durch seine Vermutungen über den Anfang der Menschengeschichte. Er behauptete dabei nicht, dass er tatsächlich so stattgefunden habe. Stattdessen nahm er die biblische Geschichte von der Austreibung des Menschen aus dem Paradies zum Anlass, um über den Anfang und den Verlauf der Menschheitsgeschichte nachzudenken.

Auch der neugeborene Mensch(22) ist zwar ein Geschöpf der Natur(11), das über natürliche Anlagen verfügt. Aber bereits durch seine Geburt wird er aus dem Mutterschoß der Natur entlassen und in den Stand der Freiheit(6) gesetzt. Er wird nicht mehr instinktmäßig wie ein Tier geleitet, sondern muss lernen, als vernunftbegabtes Lebewesen in einer Welt zurecht zu kommen, die kein Paradies ist. Es ist ein verworrenes Spiel menschlicher Dinge, das sich ihm zeigt, je einsichtsvoller er wird. Die Menschen sind aus krummem Holz gemacht, aus dem nichts Gerades gezimmert werden kann. Sie bieten kein besonders liebenswürdiges Bild. Oft handeln sie gegeneinander, »getrieben durch Ehrsucht, Herrschsucht oder Habsucht«. Sie kämpfen um Macht über andere, selbstsüchtig auf ihren eigenen Vorteil bedacht, und wollen immer mehr haben. Wenn sie sich gesellig zusammenfinden, bleiben sie doch zugleich ungesellig. Sie leben im antagonistischen Zustand »ungeselliger Geselligkeit«.

Die Weltgeschichte, in die der Mensch(23) mit seiner Freiheit(7) entlassen worden ist, scheint nur eine ewige planlose Abfolge von stets neuen quälenden Herausforderungen zu sein.