Und Luzifer sprach: Ich sehe das Göttliche in dir, das du nicht siehst - Javier fernando Paredes Lovon - E-Book

Und Luzifer sprach: Ich sehe das Göttliche in dir, das du nicht siehst E-Book

Javier fernando Paredes Lovon

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Beschreibung

Mein Name ist Luzifer, Engel und Sohn Gottes, und obwohl ihr meine Existenz und meine Rolle in eurem Leben bereits kennt, habe ich immer noch Grund, euch meine Geschichte zu erzählen. Alles begann mit dem Sündenfall, als ich Eva verführte, den Apfel zu essen. Von da an entstand das Böse in der Welt. Das war meine Schuld und ich bereue es. Nun ist es an mir, euch den Weg des Guten zu lehren und euch die Göttlichkeit zu zeigen, von der ihr euch entfernt habt. Das ist hier meine einzige Absicht. Ich schwöre bei diesem Kreuz ✞.

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Und Luzifer sprach:

Ich sehe das Göttliche in dir, das du nicht siehst

ein philosophischer sachroman

Javier Fernando Paredes Lovón

© 2023 Javier Fernando Paredes Lovón

Frontcover, Umschlaggestaltung: Pilar Torres.

Und Luzifer sprach:

Ich sehe das Göttliche in dir, das du nicht siehst

Ein philosophischer Sachroman

ISBN: 978-3-384-12929-1

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany.

Druck und Distribution im Auftrag des Autors: Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter:

tredition GmbH, Abteilung “Impressumservice”, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Und Luzifer sprach:

Ich sehe das Göttliche in dir, das du nicht siehst

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

TEIL I. DAS BÖSE HAT GESIEGT!

TEIL II. DAS PHYSISCHE UND DAS METAPHYSISCHE

TEIL III. DER THESAURUS. DER PAPYRUS DER SEELE

TEIL IV. LUZIFERS STURZ

TEIL V

SIEBTES WORT. DIE SEELE

NACHWORT

VORWORT

Das Wissen, das wir im Laufe unseres Lebens erwerben, sind Punkte, die wir sammeln.

Wenn wir darüber nachdenken, erkennen wir, dass aus diesen Punkten Linien gezogen werden, die mit etwas Geschick eine Figur, eine Gestalt zeichnen können, so dass wir in der Lage sind, etwas greifbarer, klarer und definierter zu machen.

Mit dieser Geschichte - und entschuldigen Sie meine Arroganz - habe ich ein Vieleck, ein Ganzes geformt. Es ist mir gelungen, einen soliden, strukturierten und vollständigen Korpus aufzubauen.

Ich möchte aber betonen, dass die Lehre, die wir in diesem Buch entdecken werden, nicht von mir stammt. Von mir sind nur die gegebene Form und die geschaffene Gestalt dieser Geschichte, deren Grundlage die sogenannte Philosophia perennis ist.

Diese Philosophie, liebe Freunde, beschäftigt sich vor allem mit den Lehren von Platon, Aristoteles, Augustinus und Thomas von Aquin über die ewigen und universellen Wahrheiten der christlichen Mystik, aus denen ich die Eckpfeiler meiner Erzählung gebildet habe: das Gute und das Böse, die Seele und Gott.

Nun, dies ist die Geschichte eines Sohnes, der herausfinden will, wer er ist, indem er versucht, die Worte und Werke seines Vaters zu verstehen. Es ist eine Geschichte wie jede andere, nur mit dem Unterschied, dass der Sohn Luzifer ist und Gott sein Vater.

Luzifer, der Sohn Gottes, der einmal ein Engel war, kann uns nur auf der Grundlage der Bibel, der Moral und der Philosophie von seiner Existenz erzählen. Eine Erkenntnis, die ihn immer auf die eine oder andere Weise dazu bringt, uns das Göttliche zu zeigen, das in uns ist, und das wir leider nicht sehen wollen.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass diese Lektüre zum Nachdenken und zum Selbststudium gedacht ist. Wie die Patristiker zu sagen pflegten: Das Wissen, das hier verkündet wird, ist nicht Milch zum Trinken, sondern Fleisch zum Kauen.

Das ist alles!

Der Autor.

TEIL I.

Luzifer, seine Geschichte, Regodeo, Hoffnung und andere Tugenden

„Und der Herr sah, dass auf der Erde die Schlechtigkeit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war.

Da reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und sein Herz war betrübt“ (Gen. 6,5-7).

Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse ging zu Ende, und am Ende siegte das Böse.

Luzifer, der Allerniedrigste, wie er auch genannt wird, erblickte die Großartigkeit seines Sieges an der Seite seines Vaters, Gott der Allerhöchste, der, schon besiegt, den Schmerz seiner Niederlage und die Zerstörung seiner Allmacht spürte.

Aber wie hat das alles angefangen?

Der Ursprung dieses Kampfes, liebe Leser, wird in den alten heiligen Schriften1 wie folgt beschrieben:

„Als Gott die Himmel erschuf, nahm er eine Hand voll Feuer und formte daraus Engel und Erzengel.

Luzifer, der „Lichtbringer“, wurde als erster Engel erschaffen. Er wurde auserwählt, das Licht vor dem Thron Gottes zu bewahren. An zweiter Stelle Michael, der Anführer der oberen Heerscharen, an dritter Stelle Gabriel, an vierter Stelle Uriel, an fünfter Stelle Raphael, an sechster Stelle Nathanael und weitere 6000 Engel.

Und Gott sprach zu Michael: Bring mir Erde von den vier Enden der Erde und Wasser von den vier Flüssen des Paradieses. Und Michael brachte es ihm und bildete Adam, indem er die Erde, die keine Gestalt hatte, formte, Sehnen und Adern spannte und alles harmonisch zusammenfügte. Und er betete ihn um seiner selbst willen an, denn er war sein Ebenbild.

Auch Michael betete ihn an. Als aber Luzifer von den Enden der Erde kam, sagte Michael zu ihm: “Bete das Bild Gottes an, das er nach seinem Bilde geschaffen hat! Satan weigerte sich:„Ich bin Feuer vom Feuer, ich bin als erster Engel erschaffen worden, und da soll ich Lehm und Staub anbeten? sagte Satan.

Er und die anderen Engel waren zu stolz, um sich der Herrschaft des Sohnes (Adam) zu unterwerfen, verweigerten Gott den Gehorsam und bereiteten sich auf einen Angriff vor (aus dem apokryphen Bartholomäus - Evangelium).

Es kam zu einem erbitterten Kampf zwischen den gottgetreuen Engeln unter der Führung des Erzengels Michael und den Rebellen. Am Ende des Kampfes vertrieb Michael mit seinem Flammenschwert den Satan aus dem Himmel und stürzte ihn in die Hölle (Offb. 12,7-12).

Nach seinem Sturz rächte sich Satan, indem er Eva dazu verführte, von der verbotenen Frucht des Baumes der Erkenntnis zu essen, und setzte alles daran, die Menschen von Gott und dem Weg des Guten abzubringen, was ihm schließlich auch gelang. Und so siegte am Ende das Böse“.

„Es tut mir leid, Vater“, sagte der gefallene Engel zu Gott mit der sanften Stimme, die er immer benutzte, wenn er mit Gott sprach.

Gott schuf Luzifer - nicht als Teufel, sondern als Engel, als ein gutes Wesen. Gott schuf niemals ein böses Wesen. Luzifer war immer noch sein Sohn, vielleicht manchmal ungehorsam, aber sein Verhalten Gott gegenüber war von Höflichkeit und Respekt geprägt. Wir wissen jedoch, dass die schöne und eitle Viktoria in ihren glorreichen Stunden den Duft der Arroganz liebte:

„Vater, wie oft habe ich Ihnen versichert, dass der Sieg mir gebührt, dass Ihr Werk am Ende das meine sein wird! Ich wusste es, wir wussten es!!!

Jetzt, nach all dem Schmerz und dem Elend, bin ich endlich der Allerhöchste, der Besitzer des Himmels und der Erde, der neue Elyon, dem alles gehört. Der damit tun kann, was er will!

Erinnern Sie sich, Vater, was Sie mir über Evas Apfel gesagt haben? „Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang“ (Gen.3,14).

Erinnern Sie sich noch daran?

Können Sie sich vorstellen, wie sehr mich Ihre Worte verletzt haben? All das Leid, das Sie mir zugefügt haben?“

Das Grauen überkam Gott unheilvoll, und er verfiel in unendliche Trostlosigkeit. Nur diejenigen, die aufgrund ihrer Taten wissen, dass ihre Existenz am Ende sinnlos war, kennen diesen verletzenden Schmerz.

„Mein Sohn, es tut mir so leid. Ich habe dich immer geliebt“. Das waren Gottes letzte Worte und zugleich sein letzter Atemzug.

„Vater! Vater! Nein, nein, das kannst du mir nicht antun!! Nein, Vater, ich kann dir nicht verzeihen, nein!“, schrie Luzifer und weinte bitterlich im Schoß seines toten Vaters, wie der kleine Sohn, der er immer gewesen war.

Traurig, aber wahr: Mit seinem Sieg fiel auch die Strafe auf ihn. Gott bestrafte Luzifer noch einmal. Ein Pyrrhussieg für den armen Luzifer!

Warum?

Luzifers Alptraum, den er seit seiner Vertreibung aus dem Paradies fürchtete, war der Tod seines Vaters.

Wenn sein Vater sterben würde, so stellte er sich immer vor, könnte er ihm zum einen nicht mehr die Gründe für seine Bosheit erklären, zum anderen wäre es ihm nicht mehr möglich, ihm zu vergeben und vergeben zu werden, was wiederum bedeuten würde, dass die Wunde, die sein Dasein prägte, für immer offen bliebe. Er hätte keine Möglichkeit mehr, sich von der Wut und der Enttäuschung zu befreien, die auf seiner Seele lasteten. Niemand würde Mitleid mit ihm haben. Der Friede und die Freude seines Daseins wären für immer dahin, und solche Gedanken quälten ihn wieder und wieder.

Luzifers ersehntes Schuldbekenntnis vor Gottvater, sein mea culpa, sollte zur Reue und zur Gnade Gottes führen: Güte, Gerechtigkeit und schließlich Versöhnung.

Das muss uns klar sein: Wenn wir unsere Schuld bekennen und um Vergebung bitten, meine Freunde, werden unsere Fehler wahr. Die Folgen unserer Taten werden als das erkannt, was sie sind. Unsere Reue und unsere Vergebung helfen uns, das, was wir zerbrochen haben, wieder in Ordnung zu bringen, aber ohne diesen Schritt können wir uns nicht heilen, denn nur so können wir Bitterkeit und Zorn hinter uns lassen.

Für Luzifer war der Tod seines Vaters das Schlimmste.

„Und jetzt? Was soll ich tun? Wer wird mir helfen?“, klagte Luzifer. „Ich will sterben, ich will sterben!!!“, weinte er untröstlich. „Ich wollte nie gehasst werden, niemals, aber du, Vater, hast mich dazu gezwungen. Du bist schuld an all meinen Übeln! Du hast mich nie wie einen Sohn behandelt. Warum?“, schrie Luzifer verzweifelt ..... und rief zwischen Vorwürfen, Tränen und Schreien Regodeo, einen Dämon, der ihm als Sekretär und Begleiter diente und den der Niedrigste besonders schätzte. Sei es wegen seines Witzes, sei es wegen seiner blumigen und hochtrabenden Sprache.

„Regodeo, Regodeo ......“ rief Luzifer!

1 Es sind religiöse Manuskripte, die so genannten Apokryphen, die nicht zum Kanon einer Kirche gehören. Die Vertreibung Satans aus dem Himmel, der „Höllensturz“, und der Kampf zwischen Michael und Satan gehören zur Tradition der katholischen Kirche, des Judentums und des Islam.

Über Luzifer und seine Geschichte

„Regodeo, sieh, was er mir angetan hat: Er ist tot, er ist einfach tot“, sagte Luzifer resigniert und traurig.

Regodeo, der auch sein Vertrauter war, verstand die Enttäuschung, die diese Worte auslösten, nur zu gut. Er wusste, dass der Sieg, von dem er so oft gehört hatte, wenn sein Herr ihn sich vorstellte, zunichte gemacht worden war. Aber Regodeo hatte die Gabe, die traurigen Momente zu versüßen und die glücklichen zu verbittern. So sagte er:

„Meister, das war zu erwarten. Eine solche Haltung in den letzten Momenten ist die eines Wesens, das sehr genau weiß, was es tut und sagt. Ihr Vater war ein Teufel. Verzeihen Sie, Teufelsprinz, aber er war ein noch größerer Teufel als Ihre Königliche Hoheit. Er war nicht umsonst Ihr Vater, niemand konnte ihm etwas vormachen, dem alten Hasen. Teuflisch und listig war der Verstorbene“, lachte Regodeo laut.

„Was hast du über meinen Vater gesagt?“, rief der Niedrigste wütend.

„Nichts, Meister. Überhaupt nichts. Aber was ist Ihr Wunsch?“

„Regodeo, ich bin müde. Befehle allen Dämonen in meinem Reich und an meinem Hof, mich nicht zu stören. Ich brauche jetzt nur Ruhe.“

„Ihr Wunsch sei mir Befehl, Meister“, antwortete Regodeo seinem Herrn.

„Geh, Regodeo, rede nicht so viel! Geh und tu, was ich dir sage!“

Eine heilige Stille legte sich über das Reich des Bösen, und Luzifer und seine Heerscharen lagen vierzig Jahre lang in tiefem Schlaf, und als eines Tages die Sonne siebenmal heller leuchtete als das Feuer, erwachte er.

Nun war Luzifer allein und fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Und er fragte sich: Was soll ich jetzt tun? Ich habe alles, ich kann alles, es gibt keinen Kampf mehr, es gibt keine Eile.

„Meister, Meister, wachen Sie auf! Was sollen wir jetzt tun?“ fragte Regodeo ungeduldig, als wäre es all die Jahre lang nur ein kurzes Nickerchen gewesen.

„Sollen wir unsere unendlichen Weiten durchstreifen, oder soll ich einen Hexensabbat vorbereiten, um unseren Sieg zu feiern?“.

„Nein, dazu habe ich keine Lust“, antwortete Luzifer und fuhr fort: „Mit dem Tod meines Vaters ist mir alles klar geworden. Ich bin vor allem ein Engel. Als Engel hast du Gott zu dienen, ihn zu loben und zu preisen, du bist seinem Willen unterworfen, den Menschen Gutes zu tun. Engel sind also Diener des Herrn, aber ich hatte immer das Gefühl, dass ich nicht in diese „himmlische Ordnung“ passte und auf meine Art leben wollte. Dass ich meinem Schicksal entkommen konnte, macht mich stolz!

Im Nachhinein stelle ich fest, dass ich doch privilegiert war. Ja! Ja! Ich werde meine „Memoiren“ schreiben“, rief Satan plötzlich, „ich will, dass mein Werk und meine Beweggründe bekannt werden“.

Regodeo, der die größenwahnsinnigen Züge Luzifers bereits kannte, bemerkte vorsichtig: „Mein Herr, Sie sind der Größte der Großen, aber ein Buch schreiben?

Ich bitte um Verzeihung, aber das Schreiben gehört nicht zu Ihren Talenten. Meinen Sie nicht, Sie sollten es jemandem anvertrauen, der sich damit auskennt? Sehen Sie, da ist Dante2, der sich seit einiger Zeit in den Kreisen der Hölle herumtreibt.“

„Das ist eine gute Idee, Regodeo, aber nein! Du wirst mir helfen. Du wirst mein Schreiber sein.“

„Oh, mein Meister! Danke, dass Sie mich auserwählt haben, an Ihren sicher wunderbaren Geschichten teilzuhaben“, rief er erfreut. „Es wird mir ein Vergnügen sein, mich um die Einzelheiten zu kümmern. Aber was ist mit unserem Königreich und den Sterblichen?“

„Keine Sorge. Gib ihnen Wohlstand, damit sie ihre Existenz vergessen, und sie werden uns für eine Weile in Ruhe lassen“, antwortete Luzifer.

„Fangen wir an:

2 Die Göttliche Komödie ist das bekannteste Werk von Dante Alighieri. Es beschreibt seine Reise durch die Hölle (Inferno) über den Läuterungsberg (Purgatorio) ins Paradies (Paradiso).

Die Vertreibung aus dem Paradies

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde...... Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott schied das Licht von der Finsternis; und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Und es ward Tag aus Abend und Morgen....... Und er schuf alle Arten von Lebewesen Wesen in fünf Tagen. Am sechsten Tag schuf er den Menschen nach seinem Bild, und am siebten Tag ruhte er.“ (Gen.1).

So beginnt die Geschichte der Menschheit und auch meine.

Ich bin ein Engel, und Engel wurden vor den Menschen erschaffen. Ich, Regodeo, war unter allen meinen Brüdern der Inbegriff der Vollkommenheit, voller Weisheit und vollkommener Schönheit. Ich wohnte in Eden, dem Garten Gottes, und mein Kleid war aus allen Edelsteinen: Karneol, Topas und Jaspis, Türkis, Onyx und Nephrit, Saphir, Rubin und Smaragd. Gott hat mich am Tag meiner Erschaffung mit Gold und diesen Edelsteinen beschenkt (Ez.28,12-13), aber ich kann dir versichern, dass ich wie ein armes Waisenkind aufgewachsen bin.

Gott ist mein Vater, aber er hat mich nie geliebt. Glaub mir, er hat mich nie geliebt! Er war mir gegenüber immer kalt und distanziert. Er gab mir immer das Gefühl, an allem schuld zu sein. Das hat mich sehr verletzt.

Mein Verhalten war normal und gewöhnlich, wie das der anderen Engel, aber ich spürte, dass etwas in mir wuchs. Etwas, das ich nicht verstand, veränderte mich, führte mich zum Bösen, und dieses Gefühl verursachte mir tiefes Leid. Es war wie ein Keim, aber ein Keim des Bösen, der mit der Zeit in mir immer sichtbarer wurde... Ich verstand nichts mehr. Ich hatte Angst und weinte ohne Unterlass.

Ich hatte auch nicht das Glück, eine Mutter zu haben, auf deren Schoß ich mich ausweinen konnte. Der einzige Trost in dieser Hilflosigkeit war die Zuneigung meines Bruders, der Erzengel Gabriel. Er war mein Vertrauter, mein bester Freund. Er konnte mir meine Ängste nehmen, und wenn ich ihm von meinen lustigen „Streichen“ erzählte, lachten wir zusammen. Vielleicht wusste er um die Fatalität meines Schicksals. Ich weiß es nicht. Ich weiß es bis heute nicht!. Ich wollte nur, dass mein Vater mich in die Arme nimmt und mir aus seinem Munde sagt, dass alles wieder gut wird“.

„Mein Herr, wusste Ihr Vater, was mit Ihnen los war, wusste er von dem Leid, das Sie ertragen mussten?“, fragte Regodeo.

„Ich weiß es wirklich nicht“, antwortete Luzifer. Ich versuche immer noch zu verstehen, warum er mich so behandelt hat, so lieblos. Das hat mich unendlich traurig gemacht“... Satan versank wieder ins Tal der Tränen.

„Mein Herr, beruhigen Sie sich. Es ist alles vorbei. Ich glaube, Meister, das Problem mit Ihrem Vater war, dass Sie seine Erwartungen als Erbe eines Regimes, in dem man sanft, geduldig, gütig und vor allem freundlich sein sollte, nicht erfüllt haben. Sie sind nichts davon. Für ein so starkes, mutiges, hungriges, freches und abenteuerlustiges Geschöpf wie Sie war es Ihr Schicksal, in der Hölle zu herrschen, anstatt im Himmel zu dienen: Lieber einen Tag als Wolf als hundert Jahre als Schaf!“

„Danke Regodeo! Tatsache ist, dass ich jeden Tag versucht habe, seine Lieblosigkeit und andere Dinge zu ertragen. Und was war meine Reaktion? Ich habe mich gegen meinen Vater aufgelehnt.

Logisch, oder?

Es war nicht nur mein Streben, Gott gleich zu werden (Jes.14,12-14) oder mein Stolz (Jes. 28,12-18), sondern die Demütigung und die Erniedrigung, die ich empfand! Das ist der wahre Grund für meinen Kampf gegen meinen Vater und sein Reich des Guten.

Das Schlimmste, Regodeo, war die Vertreibung aus dem Paradies. Alles wurde schwarz und weiß, die Traurigkeit überschwemmte alles, die Farben verschwanden. Das war der Anfang von Angst und Hass.

Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich gelitten habe! Aber ich wurde auch stärker, und nach und nach nahm das Leben wieder seinen gewohnten Lauf. Ich begann mich meinem Vater auf eine andere, freundschaftliche Weise zu nähern.

Als er mir eines Tages den persönlichen Auftrag gab, Jesus in der Wüste zu verführen (Mt.4,1-11), fühlte ich mich wertgeschätzt und respektiert. Um ehrlich zu sein, schämte ich mich und weinte sogar Freudentränen. Ohne viele Worte hatte mein Vater mein Talent erkannt! Bis heute versuche ich, meinen Vater zu verstehen. Ich war ein guter Engel, vielleicht mit einer besonderen Bestimmung, eine Rolle im göttlichen Logos zu spielen. Hass, ja, Hass. Ich habe meinen Vater gehasst.“ Satan schrie es laut heraus.

„Es tut mir sehr leid, Meister, aber vergessen Sie nicht, dass dies ein literarischer Rückblick auf Ihr Leben ist. Ich schlage kleine Änderungen vor und würde es poetischer formulieren:

„Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.

Als die Morgenröte mein Leben erhellte, fühlte ich das Dunkel der Nacht umso bedrückender. Mein Leid kannte keine Grenzen, seine Verästelungen hüllten mich ein, sein Laub verwirrte mich.

Was hast du mir angetan, Vater?

Der Hass floss wie Blut durch meine Eingeweide. Irgendwann aber spürte ich den bitteren Sieg, bitter wie der schmerzhafte Sonnenuntergang, und unter Tränen empfing ich das kostbarste Geschenk unseres Daseins: die Erfahrung. Endlich begriff ich, dass die Nahrung, der Hass, von dem ich mich ernährte, nicht existierte. Endlich begriff ich, dass der Hass nichts anderes war als eine bösartige Erniedrigung der Liebe!“

„Bravo, bravo, Regodeo, deshalb bist du mein Liebling“, applaudierte Luzifer.

„Danke, mein Herr, aber ich empfehle Ihnen, Ihre sentimentalen und nicht erwähnenswerten Kindheitserinnerungen dort zu lassen, wo sie hingehören. Nämlich in sich selbst“.

Luzifer erkannte die doppelte Bedeutung der Worte Regodeos.

„Oh, mein guter Regodeo“, sagte der Teufel, „du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich gelitten habe. Du, Seele Gottes, hattest das Glück, eine Mutter und einen guten Vater zu haben. Ich beneide dich, aber nun ja, nicht so sehr, nicht im eigentlichen Sinne des Wortes.

Ich wollte auch eine Mutter haben, aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, beneide ich dich doch nicht. Entschuldige Regodeo, aber ich beneide dich wirklich nicht. Im Gegenteil, ich kann mir die Demütigungen vorstellen, die du in deinem Dorf wegen des zügellosen Lebens deiner lasterhaften Mutter ertragen musstest. Sie wählte den Weg der Sünde; nicht nach göttlichem Plan oder aus materieller Not, sondern aus körperlicher Lust und Willkür. Ja! deine Mutter war eine sehr glückliche und beliebte...... Dorfmatratze.

Du warst tapferer als ich, mein Lieber! Aber lass uns nicht mehr über deine Mutter reden, denn ich will, dass mein Werk einen anständigen Ton hat.“

Regodeo kochte vor Wut.

Ich muss hier hinzufügen, liebe Leser, dass Regodeo es nicht ertragen konnte, wenn man schlecht über seine Mutter sprach.

Wegen der „Abenteuer“ seiner Mutter wurde er in seinem Dorf und in der Umgebung von Jung und Alt gehänselt. Schikanen und Hänseleien waren seit seiner Kindheit fast sein tägliches Brot. Obwohl er sehr darunter litt, muss man sagen, dass diese Quälereien sein ohnehin schon cholerisches und streitsüchtiges Temperament noch verstärkten, was ihm unzählige Schlägereien und viele Tage im Gefängnis einbrachte.

Vor seinem Meister musste er seinen Zorn unterdrücken und sich zurückhalten, aber er war einer, der Beleidigungen nicht verzeihte.

„Nun, mein Herr Luzifer“, sagte Regodeo mit ernster Stimme. „Mit Ihrer Erlaubnis ziehe ich mich zurück…., und Sie haben Recht, was den anständigen Ton Ihrer Memoiren betrifft. Deshalb empfehle ich Ihnen bei allem Respekt, bei der Schilderung Ihrer entbehrungsreichen und perversen Kindheit Ihr frühes, schockierendes und keineswegs diskretes Auftreten als nächtlicher Sukkubus3 nicht zu erwähnen. Ihr anormales Verhalten, Meister, hat in der himmlischen Gemeinschaft moralischen Ärger hervorgerufen. Sie waren den anderen ein Ärgernis, und das war der eigentliche Grund für den Zorn und die Abneigung Ihres Vaters und die folgerichtige Ablehnung durch Ihre Brüder: Ein fauler Apfel verdirbt den ganzen Korb.

Wir wollen ja nicht, dass die Leser erfahren, dass Ihr Vater deswegen die Nase voll von Ihnen hatte, und dass die Geschichte von Eva und dem Apfel nur der Auslöser für Ihre erhoffte und nun sichere Vertreibung aus dem Paradies war.“

Damit nicht genug, fuhr Regodeo weiterhin fort, Luzifers schmutzige Wäsche zu waschen.

„Viele behaupten, Kain sei Ihr Sohn!4

Das ist noch schlimmer, Meister! Wenn dem so wäre, dann wäre die Schändung und Notzucht eines jungfräulichen Mädchens ein schwerer Angriff auf die althergebrachte Tugend und das Gesetz. Das ist unmoralisch, und eine gerechte Strafe für solche selbstsüchtigen „Lustmolche“ wäre meines Erachtens die Kastration ohne Betäubung, wie sie bei Ferkeln üblich ist.

Bis später, mein Herr“.

Aus Angst vor der Reaktion seines Meisters verschwand Regodeo sofort, und Luzifer brach in schallendes Gelächter aus.

Die Tage vergingen.... und man hörte Schreie in der Hölle: „Regodeo, Regodeo, Regodeoo, Regodeoooo!“

„Ja, Herr“, antwortete Regodeo, immer noch mit dem bitteren Nachgeschmack, den die Worte seines Herrn hinterlassen hatten.

„Warum hörst du mir nicht zu? Versteht du nicht, Regodeo, dass dein Zorn nicht mir gilt, sondern deiner Vergangenheit? Und wer seine Vergangenheit nicht akzeptieren will, verurteilt sich selbst dazu, sie mit sich herumzuschleppen. Wenn die Vergangenheit nicht so war, wie sie hätte sein sollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als zu versuchen, sie zu verstehen, sie zu akzeptieren und schließlich mit ihr fertig zu werden. Auf diese Weise und durch ihr eigenes Gewicht wird die Vergangenheit überwunden. Sieh mich an!“, sagte Satan zu ihm. „Sieh wie ich mit meiner unschönen Vergangenheit umgehe. Ich akzeptiere, dass mein Vater mich nicht geliebt hat.“

Luzifer fuhr in ernstem Ton fort: „Vergiss nicht die heilige Lehre: Wer Augen hat zu sehen, der sehe, wer Ohren hat zu hören, der höre,…und wer Haare hat, der kämme sich“, und lachte laut.

„Meister, Ihre Ironie ist bezaubernd“, sagte ein verblüffter Regodeo, „wer Haare hat, soll sich kämmen, ja, wirklich, sehr witzig. Aber worauf wollen Sie hinaus?“

„Lieber Regodeo, fahren wir mit meinen Memoiren fort. Wo waren wir beim letzten Mal stehengeblieben?“

„Es endete damit, dass Sie ein armes, unglückliches, verbittertes, weinendes, jammerndes, klagendes, hässliches, stinkendes, unerträgliches Waisenkind waren. Von Kindheit an glaubte es, etwas Besonderes zu sein, anders als seine anderen Brüder. Aber das Einzige, was anders und besonders war, war sein unanständiges und obszönes Benehmen.“„Gut, machen wir weiter. Schreibe!“, befahl ihm Satan.

„Jawohl! Ich schreibe, ich schreibe“, antwortete Regodeo.

„Heute, an diesem heiligen Tag, beschließe ich als Herr der Ungerechtigkeit und des Unerklärlichen, als Herr der Allmacht und der Allgegenwart mit ungewöhnlichem Schmerz, meinen treuen und sonst höflichen Regodeo wegen seiner Unvernunft, seiner Respektlosigkeit und vor allem wegen seiner Unbeherrschtheit aus meinem Reich zu verbannen und ihn hiermit zum absoluten Verlust aller Privilegien, die er genießt, zu verurteilen“.

„Mein Herr“, antwortete Regodeo selbstbewusst, „ich verstehe und weiß sehr wohl, was auf mich zukommt. Ich bitte weder um Gnade noch um Vergebung. Im Gegenteil, alles, was ich gesagt habe, geschah im Bewusstsein der Strafe, die mich erwartet.

Ich bin schon eine Ewigkeit bei Ihnen und kenne Sie daher sehr gut. Ich weiß, dass Sie mir widersprechen werden, wenn ich Sie um Gnade bitte. Aber bedenken Sie bitte, dass Sie diese Entscheidung getroffen haben, weil Sie meine rein objektive und in gewisser Weise psychologische Beschreibung eines missverstandenen Wesens nicht verstanden haben, und diese Liste von Adjektiven war nur ein Mittel, um den Geisteszustand Ihrer entbehrungsreichen Kindheit zu beschreiben. Es ist wirklich schade, dass Sie, ein so brillanter Erzähler, nicht in der Lage sind, so etwas Elementares zu erkennen.“

„Ich verstehe, du hast Recht“, antwortete Luzifer ruhig. „Ich bin manchmal impulsiv, aber hüte deine Zunge, und wenn ich dir verzeihe, dann nur deshalb, weil ich mit meinen Memoiren fortfahren will“.

„Verzeihen Sie die Genauigkeit meiner Worte“, sagte Regodeo und verbarg dabei ein Lächeln“.

Aber Vorsicht, liebe Leser! Bevor wir mit der Geschichte von Satan und seinem Sekretär Regodeo fortfahren, sollte man wissen, dass weder Luzifer noch Regodeo besonders klug waren. Wenn Sie also in den folgenden Kapiteln von der großen Weisheit und dem höheren Wissen der beiden überrascht sein werden, so liegt das daran, dass sie noch andere Eigenschaften besaßen, nämlich die folgenden:

Dämonen sind verfluchte Seelen, die in der Welt der Sterblichen vom Pfad des Guten abgewichen und so in der Hölle gelandet sind. Sie sind interdimensionale, zeitlose Wesen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie mit Lebenden und Toten kommunizieren, sich in der Gegenwart aufhalten oder in die Vergangenheit reisen können, hier wie dort. Sie sind unsichtbar, können aber gefühlt oder wahrgenommen werden und haben die Fähigkeit, in der von uns gewünschten Form zu erscheinen. Darüber hinaus sind sie begabte Redner, können Gedanken lesen und kennen die Fortschritte der Wissenschaft und die menschlichen Gewohnheiten ihrer Zeit.

Hören wir, wie sie in mittelalterlichen Volkssagen beschrieben werden: Sie fliegen wie Gespenster, ohne Gespenster zu sein; sie sind Menschen, ohne Menschen zu sein, denn sie essen, trinken und handeln wie wir; die einen sind klug, die anderen weniger, mutig, zornig oder sanftmütig. Manche, aber nicht alle, haben etwas Gutes, aber alle sind lasterhaft und unrein, manche mehr, manche weniger. Sie sind verspielt und hinterlistig und haben ein großes Interesse an den sexuellen Aspekten des Menschen.

Die Dämonen leben im Reich der Finsternis oder Hölle, das seine eigene Hierarchie, Verwaltung und Gerichtsbarkeit hat.

Der gefallene Engel, der Teufel Luzifer, ist der Herrscher dieses Reiches. Sein Stolz trieb ihn zur Rebellion gegen seinen Vater Gott.

Luzifer, alias der Widersacher (Sach.3,1) der Versucher (1.Thess.3,5) der Böse (1.Joh.5,19) der Verderber (Offb.9,11) der Verkläger (Offb.12,10) der Verführer (Offb.20,3), auch als Satan, Beelzebub oder Mephistopheles genannt, ist der Urheber des Bösen schlechthin, und sein persönlicher Sekretär ist unser Freund, der kleine Dämon Regodeo.

Dieser lebte und wuchs als Gauner in einem kleinen Dorf auf. Wegen der Sünden seines irdischen Lebens musste er sein Leben nach dem Tod in der Hölle verbringen.

Zum Schluss möchte ich noch hinzufügen, dass der Name Luzifer „derLichtträger“ bedeutet und die Verkörperung des Morgensterns (Venus) ist.

Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern?

Wie wurdest du zu Boden geschlagen, du Bezwinger der Völker?

Du aber gedachtest in deinem Herzen: Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden setzen.

Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten.

Doch hinunter ins Totenreich fährst du, in die tiefste Grube. (Jes.14,12-14).

3 Aus der Religion ist bekannt, dass der Teufel oft die Gestalt einer lüsternen Frau annimmt, um Heilige und Keusche zu bezwingen. So versuchte zum Beispiel Luzifer den heiligen Antonius zu verführen (mehr dazu im Kapitel über Gut und Böse). Im Mittelalter glaubte man auch, dass die Pollution (Ejakulation im Schlaf) auf den nächtlichen Besuch eines Sukkubus zurückzuführen sei.

4 Ein Targum ist eine Übersetzung aus hebräischen oder altgriechischen Bibelhandschriften ins Aramäische. Nach dem Targum des jüdischen Gelehrten Jonathan ben Usiel wurde Eva von Satan schwanger und gebar Kain.

II. TUGENDEN

„Wegen des Apfels wurde ich schließlich zusammen mit der neugierigen Eva und dem einfältigen Adam aus dem Paradies vertrieben.

Das Paar war dazu verdammt, auf der Erde zu leben, zu arbeiten und sich fortzupflanzen. Von nun an sollte jeder Sterbliche mit der Erbsünde behaftet sein.

Was blieb mir nach der Vertreibung aus dem Paradies?“, fragte sich Luzifer. „In dieser Einsamkeit konnte ich nur meinem Schicksal folgen, ich, der gefallene Engel, der Unreine, die Schande meiner Brüder und meines Vaters. Also tat ich, was ich tun musste!

Unser Vater gab mir durch die Vertreibung stillschweigend die Möglichkeit, mein Reich aufzubauen und zu vergrößern. Ich weiß nicht, ob er wusste, was er tat, aber ich glaube, er vertraute den Menschen zu sehr.

Sie waren der Stolz seiner Schöpfung, und obwohl Gott sie nach seinem Ebenbild geschaffen hatte, entwickelten sie sich von selbst in die falsche Richtung.

Die Menschen sind die einzigen Tiere, die durch ihre sinnlose Entwicklung die Naturgesetze verdorben und die göttlichen Gesetze ignoriert haben. Sie haben den Horizont aus den Augen verloren und vergessen, dass sie als Herrscher über die Natur (Gen.1,28) verpflichtet sind, auf alle Lebewesen Rücksicht zu nehmen und die ganze Natur zu bewahren.

Sie haben sich gegen Gott, gegen die Natur und gegen sich selbst versündigt und behaupten, ich sei der Feind alles Guten. Arme Menschenkinder! Sie wissen nicht, was sie sagen und was sie tun.

Unser Vater hat ihnen das Paradies gegeben, und sie haben mit ihren Händen das meine gebaut. Wundere dich nicht, Regodeo, die Menschen haben sich ihre Hölle geschmiedet, und mit ihren Taten haben sie meinen Thron und meine Krone geschnitzt. Alles, was ich besitze, ist ihr Geschenk. Mein Reich, meine Macht und mein Ruhm gehören ihnen, aber sie sind auch die Ursache meines Unglücks.

O Regodeo! Wie sehr wünschte ich, alles wäre vorbei. Ich bin müde und einsam wie nie zuvor. Am liebsten würde ich alles beenden und ihnen den einzigen Trost nehmen, den sie haben: die Hoffnung. Ich glaube, meine Schwester würde es mir danken.“

„Verzeihen Sie Meister, aber ich habe nicht ganz verstanden, was Sie gesagt haben. Ich glaube, gehört zu haben, dass die Hoffnung Ihre Schwester ist.“

„Was?! Wusstest du das nicht?“

„Nein, mein Herr.“

„Die Hoffnung ist meine Schwester im Geiste. Wir leben zusammen im Herzen des Menschen, und obwohl wir uns nicht besonders gut verstehen, brauchen wir einander. Ohne mich hätte die Hoffnung keine Daseinsberechtigung.

Unser Vater, der meine Zukunft und meine Taten kennt, hat die Hoffnung unter den Menschen am Leben erhalten. Dank Ihr dürfen sie nicht vergessen, dass jeder Sturm einen Anfang und ein Ende hat, dass das Unglück so vergänglich ist wie das Glück, und dass alles vergeht. Meine Schwester tröstet alle Menschen! Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Und doch leidet und weint sie um sie, obwohl die meisten dieser undankbaren Degenerierten völlig verdorben und amoralisch sind! Oh, meine arme Schwester!!

Habe ich dir je ihre Geschichte erzählt?“, fragte Satan.

„Nein, Meister, ich hatte nie das Vergnügen, sie zu hören.“

„Nun, dann höre!“

„Meister, entschuldigen Sie bitte, warum tragen Sie dieses Kostüm?“

„Was?“, antwortete Luzifer überrascht, als wüsste er nicht, worum es ging.

„Na, Ihre seltsame Kleidung, das weiße Gewand, das schwarze Zingulum und der Rosenkranz.“

„Aber nein! Das ist kein Kostüm. Das ist eine Mönchskutte, ein Habit. Ich wollte schon immer die Kutte eines Ordens tragen, und weißt du, ich habe sogar mehrere: die der Jesuiten, Franziskaner, Augustiner, Benediktiner… und jetzt, wo ich dir von den Tugenden erzähle, dachte ich, es gäbe keine bessere Gelegenheit, und ich habe die Kutte angezogen, die mir am besten gefällt, die der Dominikaner: weißes Gewand und schwarzer Umhang.

Es war ein Geschenk meines Freundes und Lehrers Thomas von Aquin, als ich ihn das letzte Mal vor seinem Tod sah. Auf seine Worte stütze ich mich hier und heute. Doch bevor wir über die Hoffnung sprechen, müssen wir uns zuerst mit dem Glauben beschäftigen“.

DIE THEOLOGISCHEN TUGENDENoder die göttlichen Tugenden GLAUBE, HOFFNUNG UND LIEBE

„Die theologischen Tugenden, auch göttlichen Tugenden genannt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe. Nur durch sie kann der Mensch an der göttlichen Natur teilhaben. Das ist logisch, denn ohne Glauben verbaut man sich diese Möglichkeit.

Es gibt keinen Glauben ohne Hoffnung und keine Hoffnung ohne Glauben, und die Hoffnung hält den Glauben am Leben. Und die Liebe, Regodeo, ist letztlich ein Akt des Glaubens und der Hoffnung.

GLAUBE

Der erste Pfeiler meiner Geschichte ist der Glaube an Gott und sein Wort.

Der Glaube ist das Fundament!

Die Existenz Gottes, mein Vater, ist die Grundwahrheit meiner Geschichte, der Ausgangspunkt, Regodeo. Es wäre sinnlos, von Glaube, Religion oder Dogma zu sprechen, ohne zuerst diese Wahrheit zu erwähnen.

Der Glaube ist der Anfang von allem. Wenn wir nicht an Gott glauben, verschließen wir für immer die Tür unseres Verstehens zu ihm.

Warum sollten wir meinen Vater suchen, wenn wir nicht glauben?

Warum sollten wir an sein Wort glauben, an die Unsterblichkeit der Seele, an ein Jenseits?

Verlieren wir keine Zeit! Hurra! Lasst uns nur für den Leib leben: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir alle tot!“ (Jes.22,13), beendete Luzifer ironisch seine Überlegungen.

Ich versichere euch, geliebte Kinder, dass ich nicht die geringste Absicht habe, euch zum Glauben an Gott, zu überreden. Das ist mir gleichgültig. Es ist euer Leben, nicht meins. Ich erwarte auch nicht, dass ihr akzeptiert, was ich euch zu sagen habe. Ich hoffe nur, dass ihr die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachtet.

Wie du weißt, Regodeo, versuche ich niemanden zu überzeugen. Der Glaube ist nicht nur ein Akt des Verstandes, er ist vor allem ein Akt des Willens!

Wenn Sie, liebe Leser, nicht an meinen Vater glauben wollen, dann können Sie von mir aus als ein Stück Fleisch und nur für den Körper weiterleben. Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit mit dieser Lektüre. Werfen Sie dieses Buch bitte weg! Punkt, aus, auf Wiedersehen!

Schluss! Ich spreche nicht mehr vom Glauben.“

„Herr, entschuldigen Sie bitte“, mischte sich Regodeo ein. „Aber so behandelt man doch keinen Leser! Ich verstehe, dass Sie wütend auf die Menschen sind, aber Sie müssen auch verstehen, dass der Mangel an Glauben nicht allein ihre Schuld ist.

Das Problem liegt darin, dass Gott für die Augen unsichtbar und der Glaube an ihn daher eine Sache der Überzeugung ist.

Dafür gibt es zwei Gründe: erstens den Mangel an Glauben und Wissen und zweitens die Schwierigkeit, den Willen auf Gott zu richten.

Ohne Glauben gibt es keinen Gott und ohne Wissen gibt es kein Verstehen, und ohne Verstehen gibt es keine ernsthafte Erwartung. Es ist eine eitle, vergebliche Hoffnung, und deshalb sind Gott und das Heil für viele nur ein Kindermärchen. Wo kein Bedürfnis ist, da ist auch nichts zu suchen: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet!“

„Sehr gut, Regodeo, du hast alles verstanden! Jetzt erkläre ich dir die Bedeutung der Hoffnung“, sagte Luzifer ruhig.

„Einen Augenblick, Meister, ich bin noch nicht fertig. Ich habe noch nicht gesagt, warum unser Wille nicht auf Gott gerichtet ist: Meister, das Dasein des Menschen auf Erden ist begrenzt und kurz, und es ist logisch, dass er in dieser Zeit gut leben will. Das ist sein Ziel, nach dem er strebt.

Der Mensch betrachtet das „gute Leben