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Wolfgang Sobols Gedichte und Kurzgeschichten entstehen wie die Wolken am Himmel oder das Leuchten eines nächtlichen Meteoriten. Plötzlich erscheinen sie am Horizont ihres Eigentümers und bleiben dort für wenige Momente, bis sie, sollte ihr Erscheinungsbild nicht niedergeschrieben werden, wie morgendlicher Nebeldunst sich verflüchtigen - unsichtbar davon schweben.
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Seitenzahl: 114
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Wolfgang Sobols Gedichte und Kurzgeschichten entstehen wie die Wolken am Himmel oder das Leuchten eines nächtlichen Meteoriten.
Plötzlich erscheinen sie am Horizont ihres Eigentümers und bleiben dort für wenige Momente, bis sie, sollte ihr Erscheinungsbild nicht niedergeschrieben werden, wie morgendlicher Nebeldunst sich verflüchtigen - unsichtbar davon schweben.
Zurück bleibt der ungewisse Verdacht, dass hier etwas sehr Seltsames passiert sein muss. Etwas, was rechts und links von Alltäglichkeiten geschieht oder darüber oder darunter. Kaum jemand benötigt es, deshalb ist sein Platz in der Nahrungskette so weit oben angesiedelt. Dort oben sind die elementaren Bedürfnisse befriedigt und das Satt verdirbt den Appetit auf jene hintergründig mysteriösen Erscheinungen.
Wolfgang Otto Martin Sobol (geb. Plan), wurde am 22.Juli 1952 in Blankenhain/Thüringen geboren, verbrachte hier seine Kindheit, ging zur Schule, um im Alter von 13 Jahren diesen Ort zu verlassen. Er besuchte das Sportgymnasium in Erfurt als Hammerwerfer, arbeitete als Transportarbeiter, als Schlichter und Dreher, war Grenzsoldat, studierte Sportwissenschaften in Leipzig, war Assistent in einem Wintersportclub, Abteilungsleiter für Transportplanung und Bilanzierung, Materialeinkäufer, Pharmaberater im Hoechst Konzern und ist seit 2009 als Künstler/Malerei in Altersbach/Thüringen tätig. Literatur produziert er regelmäßig gelegentlich.
Die Muschel
Ich weiß es, Nacht: ich geh dich wohl Nichts an. Aus ihr, der Weltenschlucht, geschleudert, eine Muschel, hohl, lieg ich am Rande deiner Bucht.
Ossip Mandelstam, 1911
StuhlGang
Unerwartete Prophezeiung
Atemluft aus dem Odenwald
I turn out my lights
Die kleine Ölsardine
AbSichtliche Täuschung
Waltag
Fanfarenzug
Muscheln
Das bleiche sternenlicht
Intimrasur
Sie macht nur was sie will
Am Fluss
Die Welt
Küß mich, dass ich sterbe
AmerikaKäfer
Dann stehlen wir der Pflicht die frühen Stunden
DasMeer
Der SeelenFisch
HarmLos
BeMerkung
BeKennen
Nornen
Arkona 2002
Der Glaube wird heiliggesprochen
Vom Ich
VerSchollen
Wiederholte VerWerfung
VomWurf
speisequark
Der Hauptmann von Lohme
InselLeben
Rügen
StrandCafeBinz
VomÜber
wiederkehr
Zufälliges Zusammentreffen im Grenzbereich
Zerstäuben
VerStehen
Lieblingsspeise
Mein Wesen
MondLichtung
Pasta gianduja
Im Meer aus Stein
heute morgen um 6
Ich weiß nicht
Gebein
Abends
darbietung
Das HausTier
Vom Möhrenkaufen
WinterTraum
VomAugen
Erwartung
FlussPferd
Happy Hour im Fort Jesus
Gott
Herbst
Ich nehme mir das Licht
der zwerg der ich geworden bin
Die Amsel schreit
die ersten versuche
Im Sommer
brauchtum
Imre
Samstags
neunundneunzigworte:
Naivasha See
Nachts
Nahrungssuche
SelbstBegreifung
zunderblei und iltisei
Der Glaube wird heiliggesprochen
der gute mensch
Für Karlchen
Am Himmeln
die zunge
patagonien
Laibhaft
verkiefert
In meinem Tagebuch
gutentag
Gebleichtes Licht
Der Gebrauch einer Illusion
Verschwommen
Aus
Am Rande der Ewigkeit
Die Städte die durch mich hindurchvergehn
der mond braucht keinen himmel
Orientierung
Blaue Eier
BaumWort
In dunkler Jahreszeit
Tannen schlagen
Verschrieben
Weihnacht I
Weihnachten II
Weihnachten III
Stillennachts
Südliches Amerika I
ziegenpeter
Verklungen sind die stillen Lieder
VollMond
EinmalBerlinUndZurück
eintopf aus kadavern
eins zu null für die fliegenden fische
Verschollen
lesung
Verriegeltsind
Ostern I
Ratz-Batz
schlümpeltümpelei
Panem Intellecticus 2018
In diesem Blau der Meeresaugen
VogelFrühling
vogelfedern
VerTrauen
Röslein (rot)
Augen
Betäubung
Kaputt wie die welt
SelbstBegreifung
Der Zebramacher
FrühGenug
drehorgelspieler
Und ein Bier von der Tankstelle
VerFrüht
VerHüllung
VomSternen
Sprache
Casanuova di Nittardi
AusRitt
Absichtlich
Ausgeritten
FeindAllerKlassen
modellierte konstellation
Sichten
VerSeelt
VerZeihen
VomEs
vom bereiten kleiner pferde
vom eichen
Unmerkliche veränderung
Zweck
Ich bin dabei unter zu tauchen
Suche nach dem Zwerg in mir
SteigenUndSinken
Dann gehe ich hinaus
ein Herz
siebenmonde
Der Glaube ist heilig - oder nicht
Mimikry
Butzler schlägt auf
Schmilzt denn der Schnee
Das Ei des Lebens
Wenn die Pinguine fliegen
Blutwurst und Sterne
Du musst Pallombini werden
Kolbenstange
Pechfaden
Kollbeck geht los
Itzpert Krätzling
Der Elch auf der Terrasse
Das seltsame Leben der Hamster
Von Pol zu Pol
Zierbatz Horneichler
Fliegen ist wie Holz hacken – Wenn man fertig ist, fällt man tot um
Takni Golat steigt auf
Unterhalb der Schallmauer
Swod Tols
Hund auf der Stehleiter verendet
Vögel singen im Handschuhfach
Kein Ende ohne Abschiedskuss
Der Abendstern am frühen Morgen
Warteschlange am Hinterstoisser-Quergang
Fliegenfisch als Abendrot bezeichnet
Die Blutwurst im Kaleidoskop
Amundsen am Kastendrachen
Steinhamster im Wüstensand
Rosenduft im Kellerfenster erstickt
Drei Könige als Neger verkleidet
Ameisen beim Zieleinlauf fotografiert
Bürstenschwein beim Friseur erstochen
Vergessen sich die Engel auch
Ein Pferd fliegt vorbei
Sauerbraten als Herz transplantiert
Drei Nüsse braten sich ein Ei
Regenwurm am Erdmittelpunkt erschlagen
Wassermassen aus Richtung Andromeda
Ich möchte eine Eichel lutschen
Gehacktes Fleisch in Feinstrumpfhosen
Ich hab mich an dir totgestoßen
Löwenzahn beim kopulieren verschluckt
Ich haue mir die Beule blau
Am Himmel fliegt die Morgenluft
Engels Haar im Foto-Handy
Fliegen sind wie Würfelzucker
Bald sind meine Hoden kalt
Atemluft aus dem Odenwald
ich sitze im gartenpavillon
und beobachte
das frisch gesäte gras
beim wachsen
das frisch gesäte gras
beobachtet mich
im gartenpavillon
beim beobachten
da: zwei neutrinos
huschen an uns vorbei
sie wären gerne durch
mein glas rotwein
hindurch geschwommen
aber zu spät:
wie sollten sie auch
wissen dass ich
ihr kommen erahnte
während zar simeon
rasch mein innerstes
als versteck wählte
Nichts hilft
selbst ausser sich
im busch liegt
eine ölsardine
im busch
ja
ja dort gehört sie
sich ja hin
im busch
im busch die kleine
ölsardine
da hört sie mich
auch hin
im busch
In meinem Schranke
stehen noch drei Tassen.
Die andern starben
schon vor ihrer Zeit.
Der Himmel draußen
ist heut‘ kaum zu fassen.
Drei Tassen lassen mir
dafür ihr Leid.
Am Waltag treffen sich die Wale aller Wässer am
tiefsten Punkt
der Kulmanin-See
dort lassen sie nach Strich und Faden die Sau raus
die Wale hauen mal fürchterlich auf die Pauke
es gibt wie jedes Jahr dreihundertbillionen Grill
den sie sich vom Schnabel abgespart haben
zum Höhepunkt entstöpseln sie eine riesige Sauerstoffflasche
und lassen es sich prickeln
die Wale
Die Wale lassen sich nicht oft blicken
weshalb sie auch keinen ordentlich Durchblick haben
sie sind so zusagen über die wesentlichen Dinge
nicht informiert und nehmen ja auch nicht am
Mobilfunk oder Internet teil
sie dümpeln gedankenversunken durch die großen
Wässer unserer kleinen Welt
nur durch ihre Flossen und diesen Grill angetrieben
manche schwemmen sich in Australien an
keiner weiß noch nicht warum sie solches tun
vielleicht suchen sie Kontakt
diese riesigen Tiere
Am Waltag sind die Plätze der Kulmanin-See mit allen Sorten Wal vollgestopft
kein Durchkommen
höchsten ab und zu ein winziger Sülpützer-Fisch
dieser Listling
Irgendwann ist es dann so weit: Der Wal der als letzter
mit Grill fressen fertig ist muss die Abschlussrede
halten
in dem Jahr war es einer der überdimensionierten
Ochsen-Wale
(Die werden sofort nach der Wassergeburt von ihrer
Mama kastriert
sie beißt ihnen einfach die Eier ab)
da ihnen keine Aufgabe mehr einfällt liegen sie dann
immer nur auf dem Rücken und fressen pausenlos
Der Ochsen-Wal tritt also ans Pult und legt los
er heißt Hildegard und hairatet bald
Leider hat er nichts zu sagen
das kennen wir ja schon von ihm – diesem Ochsen
alle sind fürchterlich begeistert von seiner Rede und
beschließen das nächste Mal wieder dabei zu sein
so geht das bei den Walen ständig: was sie beginnen
bringen sie auch
Keiner der Wale geht jetzt nach Hause
denn: es ist Schluss
die Wale sind immer auf Arbeit
das kann sehr nützlich sein
sie sind überall zu Hause
deshalb schlafen sie wo und wann und vielleicht
auch wie sie mit wem wollen
aber davon muss eine andere Story werden
Kein Spaß ohne Ärger
Was soll man schon
Tun als Schüler
Wenn man nichts weiß
Als dabei sein zu wollen
Hingehen und
Dabei sein
Eine Fanfare oder Trommel
Schnell lernt man es
Und dann den Gleichschritt
Probieren
Den Schritt
Der alles einfach werden lässt
Im Rhythmus der Trommler
Und dem schrillblechernen tönen
Der Fanfarenschreie
Ich hab mir ein paar muscheln mitgenommen
Von einem strand am meer
Wo dessen wellen ruhig schwingt
Die wesen deren knochen sie einst waren
Sind zerronnen
Sind in der welten wässer
Still hinabgeglitten
Ich habe ein paar muscheln her zu mir genommen
Die liegen stille nun und salzig
unter meinem zungen
Ich spucke mein gewöll
In deine heiterkeit
Dort liegt es nun
Seit tagen ganz velassen
Und still im milden weißen licht
Das sterne sich für uns
Aus ihrem herzen lassen
Herunterrieseln tag und nacht
Und wenn es dann zerfällt
Im heißen wind
Im trocknen atem eines sommers:
Sieht man im innern
Kleine knöchlein liegen
So bleich und zierlich
Schauen sie uns an
Als reste fremder unheimlicher wesen
Es kann vorkommen
Dass ich mir unbedingt die Haare schneiden lassen
Möchte
Alle Frisiertische sind bereits von Pferden besetzt
Sie lassen sich rasieren
Einige - die schon kahl sind -
Betrachten sich im Spiegel und beginnen zu wiehern
Einige nehmen sich die Gebisse heraus
Nur ich
Ich bin allein auf der galeere
Ich mache was sie will
Was soll ich sonst auch
Tun
Ich bin ihr kleiner
Neger nur
Im weißen staub
Ist meine spur
Ich bin ein kleiner
Neger nur
Am horizont
Das fahle licht
Streut seinen samen
Die trommeln
Dröhnen fremde namen
Im großen meer
Bin ich die gischt
Sie macht nur
Was sie will:
Sonst nischt
Albatross
I dig a hole
in the sky
and put me
into it:
outside an albatross
flies
Die sonne saugt sich die letzten kühlen
Stellen aus der staubigen uferlandschaft
Ich sitze müde im gras der böschung
Und übersetze mein sehen in brauchbare worte
Im erdbraunen wasser des flusses
Liegen die schwarzhäutigen flusspferde
Den nasenöffnungen ihrer riesigen schädel
Entströmt ab und an ihr gepresster atem
Hin und wieder entnehmen ihre augen
Der farbigen außenwelt etwas licht
Später öffnen sich die fleischigen rachen
Müde und bestückt mit säbligen zähnen
Manchmal brüllen die größten von ihnen
Mir ihre tierische sprache entgegen
Die Welt
Kennt sich selbst
Sie braucht unsere Erklärungsversuche nicht
Und wir durchirren die selbstgemachten Täuschungen
Als fröhliche Kinder mit feinstimmigem Gesang
Am tag ist es leicht
Den himmel zu sehen
Man muss sich nur auf den rücken
Einer hellblauen wiese legen
Die augen schließen
Und schon ist man hoffnungslos verloren
Der kühle wind durcheilt
Die sinne auf seinem weg ins andere gestirn
Von wo er als fasrige wolke
Erst weißlich, dann aber als wirres rot enteilt
Und plötzlich spricht
Die sanfte fremde stimme mir mitten ins
gemächt
Und zwinkern jener fernen lichtgestirne
gleich, zucken bläuliche blitze auf mich zurück
draußen auf der straße
ackerwand
nummer sechs
konnte ich oft meine zeit spielerisch
verbringen
irgendwann
fielen viele weiße blätter
vom blauen himmel
darauf abgebildet
der gelbschwarze
feindliche
käfer
der musste unbedingt
bevor er unseren kartoffeln
schädlich
werden konnte
aufgesammelt werden
in gebückter haltung
mit unerbittlicher zielstebigkeit
An diesen Tagen sind die Nächte milde Geister,
sie treiben meine müde Wachheit weiter,
im Scheine Deiner sanften Wärme. Meisterlich
wirken sie, in ihre tiefen Seelen, mich.
Schon legst du Dich ganz offen, über dieses Fühlen,
dass nun aus Dir mir meine kleine Seele netzt
und schwebst sehr leicht durch mich und Dir entgegen.
Dann stehlen wir der Pflicht die frühen Stunden
und atmen an dem südlich weiten Fenster,
das Gelb mit seinem blauen ScheinAzur
Das Meer verschlingt sich
In seinem Ufern
Der Zeiten Staub als feiner Kiesel
Wärmt so schön
Man liegt am Strand
Die braune Haut fühlt sich das Lichtgestirne:
So schön ist's nackt
Im seichten Wasser zu vergehn
Dein Seelenfisch schwimmt mild durch die von mir
gewählte Stille.
Dort treibt er schwerelos und wirbelt Blätter auf,
aus ihrem Aschegrab.
Ich halte still, um nicht sein heitres Wesen zu verderben.
Im gelben Mondlicht schimmert seine warme glatte
Haut.
Und irgendwann, wenn er sehr langsam und versonnen
sich seines blauen Himmels Fenster sucht:
Bleib ich zurück, um meine Wehmut fröhlich zu genießen.
Da sitzen sie unweigerlich sich gegenüber:
von Hitze dampfend, vor sich hin.
In warmer Soße mit Vanillegeschmack
er, und sie:
so ahnungsvoll mit Gier,
in dieser derben blauen Hose
und kaschmirweichem Oberteil.
Sie sticht
ihn an und
kurz bevor sie ihn sich einverleibt:
lässt sie ihm diesen Mund,
als kusswulstiges Rund
und
haucht die Kühle ihres tiefen Innen,
seiner Hitze sacht entgegen
und nimmt sich ihn so
stückfürstück,
hinab
in ihre endloswarme Höhlung.
olgurmauk
kolango sank palagse
drotzimbeer likau muk
sikargaa ssynk no kinkse
wolk gärge plös murnuk
kroklarger spauck
itz molkau querk?
ikrotatz üglersärg morlauck
perzal ginks mörle perck?
mixerze ützar nocker
pretzmalker sing marlops
üdnatur solcker pocker
starlops ümatur tokks!
haben sie schon eine
kundenkarte
fragt mich die
verkäuferin
ich möchte doch
nur ein wenig
vogelfutter
sage ich
bitte keine
kundenkarte!
der vogel frühling
wartet schon draußen
sage ich
sehen sie doch
dort über all
sein freudiges schwingen
frage ich
haben denn alle eine
kundenkarte
frage ich
die verkäuferin
Die Welt
kennt sich selbst
Sie braucht unsere Erklärungsversuche nicht
Und wir durchirren die selbstgemachten Täuschungen