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Die Meeresbiologiestudentinnen Lia und Lola lernen sich scheinbar zufällig in einer Bar in L. A. kennen. Von Anfang an verbindet sie eine besondere Freundschaft. Doch dann überschlagen sich mysteriöse Ereignisse und die beiden begegnen den Seelenwandlern Adrian und Kyle. Liebe und Leidenschaft kommen ins Spiel. Nach einem Unfall finden sich die Studentinnen plötzlich in der magischen Unterwasserwelt Lumia wieder und verwandeln sich zum ersten Mal ... Zeitgleich finden die siunischen Kämpfe des Rates der 4 Elemente statt. Vertrauen und Verrat lassen die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Lia und Lola treffen eine verhängnisvolle Entscheidung, aber schaffen sie es dabei, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden?
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Seitenzahl: 203
Disclaimer
Zum Buch
Unity of Elements
Sius
Liebe kennt keine Grenzen
Die Begegnung
Und die Reise beginnt
Die Party
Seelenwandler
Fragen über Fragen
Im Club
Der verrückte Professor
Wenn nichts sicher ist, ist alles möglich
Lia
Die siunischen Kämpfe
Erwacht
… und wenn der Nebel verschwindet …
Freund oder Feind
Im Schutz des Waldes
Blinder Hass
Angekommen?
Erschütternde Wahrheit
Der Hinterhalt
Yarus
Der Kampf
Eine schwerwiegende Entscheidung
Der Dreizack
Der Abschied
Das Heute ist das Morgen von gestern
Bari
Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten der Figuren mit realen Personen sind zufällig und unbeabsichtigt. Alle Figuren, der Titel und das Coverdesign dieses Buches sind urheberrechtlich geschütztes Material und ohne explizite Erlaubnis des Urhebers, Rechteinhabers und Herausgebers für Dritte nicht nutzbar.
Die Meeresbiologiestudentinnen Lia und Lola lernen sich scheinbar zufällig in einer Bar in L. A. kennen. Von Anfang an verbindet sie eine besondere Freundschaft. Doch dann überschlagen sich mysteriöse Ereignisse und die beiden begegnen den Seelenwandlern Adrian und Kyle. Liebe und Leidenschaft kommen ins Spiel.
Nach einem Unfall finden sich die Studentinnen plötzlich in der magischen Unterwasserwelt Lumia wieder und verwandeln sich zum ersten Mal ...
Zeitgleich finden die siunischen Kämpfe des Rates der 4 Elemente statt. Vertrauen und Verrat lassen die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen.
Lia und Lola treffen eine verhängnisvolle Entscheidung, aber schaffen sie es dabei, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden?
VIOLA & SILVIA
Urban Fantasy
Vor vielen Jahren lebten die Menschen und die Elementarwesen friedlich zusammen und im Einklang mit der Natur. Doch mit der Zeit wurde der Egoismus der Menschen immer größer. Sie verschlossen ihre Herzen vor der Schönheit und dem Zauber der Natur. Alles, was auch nur im Ansatz mit Magie und deren Wesen zu tun hatte, haben sie aus Angst, ihre eigene Macht und ihren Besitz zu verlieren, gefürchtet, verurteilt und auf brutale Weise bekämpft. Daraufhin erließ der Rat der vier Elemente Gesetze zum Schutz der Natur und der Elementarwesen. Diese beinhalteten strenge Regeln, die mit einer strikten Trennung zwischen der Menschen- und der Elementarwelt einhergingen. Ein Zusammenleben war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Als die Menschen die Elementarwesen nicht mehr sehen konnten, legte sich ein Schleier des Vergessens über sie. Nur noch wenige wussten von der Existenz dieser Wesen. So konnten diese Elementarwesen in einer geschützten Parallelwelt mit dem Namen Sius leben.
In jedem der vier Elemente existierten unterschiedliche Wesen, deren Oberste dem Rat der vier Elemente angehörten. Zu diesem Rat zählten Farina, die Oberste des Feuers und der Flammen, Yarus, der Oberste des Wassers und der Wellen, Terra, die Oberste der Erde und des Gesteins, Airius, der Oberste der Luft und des Windes, sowie Maikula. Er war der Weise des Rates der vier Elemente und gleichzeitig derjenige, der die Aufgabe hatte, alle vier Elemente im Gleichgewicht zu halten und dafür zu sorgen, dass die Gesetze eingehalten wurden. Eine Missachtung dieser Gesetze duldete er nicht. Er war von ihrer Einhaltung geradezu besessen. Das erste und wichtigste Gesetz verbot den Kontakt zwischen Elementarwesen und Menschen. Jeder, der es nicht befolgte, wurde sogleich in die Menschenwelt verbannt und jeglicher Erinnerung beraubt. Nur in der einen magischen Nacht, in welcher der Himmel die Erde küsste, verschwammen die Grenzen zwischen Sius und der Menschenwelt. Die Verbannten konnten durch die Portale des jeweiligen Elementes in die andere Welt gelangen und ihre Erinnerungen kehrten für diese eine Nacht zurück. Kurz vor Sonnenaufgang war alles wieder vorbei, jeder musste zurück in seine Welt, und die Portale verschlossen sich für ein ganzes Jahr. Maikula war in dieser einen Nacht immer besonders wachsam und achtete darauf, dass jedes Wesen am Ende der Nacht wieder an seinem Platz war. Gaia, die Gestalt der Liebe, konnte diesen Irrsinn nicht mehr länger ertragen, weil Liebe keine Grenzen kannte. Ihrer Meinung nach konnte man mit Liebe alles lösen, denn Liebe war alles und alles war Liebe. Sie war sich sicher, dass die Menschheit aus ihren Fehlern gelernt hatte und nun ein friedliches, liebevolles Zusammenleben mit den Elementarwesen wieder möglich war. Ihr Plan war es, Maikula in der Nacht, in der der Himmel die Erde küsste, davon zu überzeugen, dass Liebe frei von Gesetzen und Regeln war.
Nervös geht Maikula auf und ab. Es ist wieder so weit: die Nacht, in der der Himmel die Erde küsst. Ungeduldig sehnt er deren Ende herbei. Durch den Spiegel der Welten beobachtet er das Geschehen zwischen Menschen und Elementarwesen. Sekunden vergehen für ihn wie Stunden. Als endlich die letzten Minuten der Magischen Nacht anbrechen, entdeckt er voller Schreck ein Liebespaar. Gerade küssen sie sich noch sehnsuchtsvoll, doch nur einen Augenblick später versuchen sie, gemeinsam durch eines der Portale nach Sius zu fliehen. Für das Paar aus unterschiedlichen Welten sind diese Nacht und das Portal die einzige Chance auf ein gemeinsames Leben.
Maikula eilt zum Portal zur Menschenwelt, um die Gesetzeswidrigkeit zu verhindern, doch dort angelangt kann er das Liebespaar nirgends sehen.
Sie müssen doch schon auf der anderen Seite sein, denkt er sich und geht durch das Portal. Er findet sich im Idunienwald wieder, doch auch dort muss er voller Enttäuschung feststellen, dass das Liebespaar spurlos verschwunden ist. Unzufrieden lässt sich Maikula auf der Wurzel einer mächtigen Weide nieder und stützt seinen Kopf in seine Hände.
Oh nein, ich war zu spät, wie konnte das nur passieren? Ich hätte sie aufhalten müssen, ich hätte schneller sein müssen. Unsere Welten dürfen nicht vermischt werden, so lautet das Gesetz. Ich hätte es verhindern müssen. Was mache ich jetzt bloß? Wenn sie einmal zusammen geflohen sind, gibt es kein Zurück mehr. Ich habe versagt! Ein knackendes Geräusch reißt ihn aus seinen Gedanken.
»Wer ist da?«, ruft er und richtet seinen Blick auf die Dunkelheit. Dort erblickt er das lieblichste und anmutigste Wesen, das ihm je begegnet ist: eine Frau von märchenhafter Schönheit. Nur einige Meter entfernt funkeln ihn die tiefgrünen Augen der Unbekannten neugierig an.
Halte dich fern von diesem menschlichen Weib! spricht die Vernunft aus ihm. Doch sein Gefühl ist anderer Meinung.
Beide schreiten wie von einer unsichtbaren Kraft geleitet aufeinander zu. Dicht voreinander bleiben sie stehen und blicken sich tief in die Augen.
Warum fühle ich mich so hingezogen zu dieser Frau? Sie ist eine Fremde, und doch fühlt es sich so vertraut an, denkt Maikula. Die Unbekannte legt eine Hand sanft auf seine Wange. Er kann ihrer Berührung nicht widerstehen und legt eine Hand auf die ihre. Mit der anderen streicht er über ihr Haar und drückt sie sanft an sich, bis sich ihre Lippen berühren. Liebe liegt in der Luft. Als sie sich küssen, verschwimmen die Grenzen. Die Welt steht still. Ihre Küsse werden immer fordernder, während ihre Hände einander erkunden. Maikula legt die Schöne liebevoll auf den moosigen Boden. Zwei Körper, durchflutet von Liebe, geben sich einander leidenschaftlich hin. Mann und Frau vereinigen sich, werden eins und lieben sich in dieser Nacht bis zum Morgengrauen. Nachdem sie ihr Liebesspiel beendet haben, verspricht ihr Maikula von ganzem Herzen, einen Weg zu finden, um mit ihr zusammen sein zu können. Maikula hat in dieser einen Nacht gelernt, dass man Liebe nicht auf eine Welt begrenzen kann und dass es eine andere Möglichkeit geben muss, um dauerhaften Frieden zwischen den Welten zu schaffen.
Voller Euphorie reißt er noch am selben Morgen das große dunkle Tor der Halle von Katatur auf. Alle Mitglieder des Rates der vier Elemente sitzen bereits am Steinernen Tisch der Entscheidung und führen eine hitzige Diskussion.
»Ich muss euch unbedingt etwas mitteilen!«, ruft Maikula aufgeregt in die Runde.
»Wir wissen bereits über alles Bescheid, Maikula«, entgegnet Yarus, der Herrscher des Wassers, mit tiefer Stimme.
»Über was wisst ihr Bescheid?«, fragt Maikula unsicher. Haben sie etwa alles gesehen?
»Du Verräter hast unser Oberstes Gesetz gebrochen und dich mit dem Menschenweib vereinigt. Wie konntest du nur?«, verurteilt ihn Yarus mit einer Zornesfalte auf der Stirn.
»Ich bin so enttäuscht von dir. Du predigst über Moral und Ehre und hast selbst keine!«, wirft Farina, die Oberste des Feuers, ihm vor. Flammen der Wut lodern um ihren Körper.
»Genau aus diesem Grund möchte ich mit euch reden. Diese Nacht und die Liebe dieser Frau waren das Schönste und Vollkommenste, das ich je erleben durfte. Ich hatte doch keine Ahnung, was es bedeutet, wirklich zu lieben. Auch wenn wir Lebewesen aus verschiedenen Welten sind, darf uns die Liebe nicht einfach verboten werden. Wir müssen eine andere Möglichkeit finden, um den Frieden auf der Erde zu wahren«, verteidigt sich Maikula.
»Aber dieses Gebot ist unantastbar, und niemand kann es ändern«, gibt Farina entsetzt von sich.
»Lasst ihn doch mal ausreden, vielleicht hat er ja gar nicht so unrecht!«, versucht Terra, die Oberste der Erde, zu schlichten.
»Nein. Wir haben diese Gesetze aus gutem Grund erlassen. Maikula kennt die Bestrafung für seine Schandtat.«
Nachdem Yarus diese Worte ausgesprochen hat, erfüllt eisige Stille die Halle. Alle sind sich der schwerwiegenden Folgen seiner Aussage bewusst.
»Aber ihr versteht nicht, das Gesetz ist völliger Irrsinn. Man kann Liebe nicht begrenzen.«
»Doch, das kann man, und die Konsequenzen gelten auch für dich. Dein Amt als Weiser des Rates wird dir mit sofortiger Wirkung entzogen. Du wirst des Rates verwiesen und aus unserer Heimat Sius in die Menschenwelt verbannt. Dort wirst du dein Dasein als Mensch fristen und keinerlei Erinnerung mehr an uns oder an Sius haben, so wie es jedem widerfährt, der das Oberste Gesetz bricht.«
»Das könnt ihr nicht machen! Ich bin der, der alle vier Elemente in sich vereint und sie im Gleichgewicht hält. Ihr wisst genau, dass ohne mich die Welt aus den Fugen gerät«, protestiert der Verurteilte und baut sich dabei in seiner vollen Größe vor dem Rat auf.
»Nein, Maikula, nicht ohne dich gerät die Welt aus den Fugen, sondern ohne unsere Gesetze. Daher gibt es keinerlei Diskussion.« Nun steht auch Yarus vom Steinernen Tisch auf. Mit einer abfälligen Handbewegung deutet er den Wächtern der Verbannung, Maikula abzuführen, doch als diese es versuchen, schafft er es mit Leichtigkeit, sich gegen sie zu wehren.
»Na gut, Maikula, du hast es nicht anders gewollt. Zeigt ihm den Spiegel!«, fordert er die Wachen auf. Einer der Wachen lässt von ihm ab und bringt Maikula den Spiegel der Welten. Dieser hält sofort inne, als er in den Spiegel blickt. Ihm stockt der Atem. Der Spiegel zeigt, wie die Wächter der Verbannung seiner Geliebten hinterrücks einen Dolch in ihren zarten Körper stoßen. Gefühllos lassen sie seine Liebste zu Boden sacken.
Und das Bild im Spiegel verschwimmt. Jegliche Lebensenergie verlässt schlagartig Maikulas Körper, sodass er kraftlos auf seine Knie sinkt. Einen solchen Schmerz hat er nie zuvor gefühlt. Widerstandslos lässt er sich von den Wächtern der Verbannung aus Katatur abführen …
Lola hört gerade ihren Lieblingssong auf ihrem Handy. Gedankenverloren geht sie den überfüllten Sunset Strip in Los Angeles entlang. Gehetzte Geschäftsleute und shoppingwütige Urlauber füllen die Straßen. Die angenehme Spätsommerwärme umschmeichelt ihren zierlichen Körper. Der Duft von etwas Neuem, Aufregendem liegt in der Luft. Auch wenn die Freude auf das, was vor ihr liegt, eindeutig überwiegt, schwingt auch etwas Angst vor dem Neuen, dem Unbekannten mit. Doch schon immer hat bei Lola die Neugierde gesiegt. Jedes Mal, wenn ein Gedanke der Unsicherheit sich anschleicht, denkt sie an den Spruch ihrer Mutter: Wenn du etwas verändern willst, musst du dich bewegen. Und Lola will sich verändern, sich lebendig fühlen und das Leben genießen. Nie zuvor ist sie alleine in einer fremden Stadt gewesen. Mit einem tiefen Atemzug lässt sie ihre letzten Ängste los und atmet den Duft der neu gewonnenen Freiheit ein. Die vergangenen Wochen sind sehr aufreibend gewesen. Der Umzug, der Abschied von ihrer Familie und ihren Freunden, die Wahl des richtigen Studienganges und die damit verbundenen Zweifel haben ihr jeglichen Schlaf geraubt. Um all den Stress nun endgültig hinter sich zu lassen, hat sie sich für den Abend mit ihrer Cousine Catelyn in einer Bar verabredet. Gelöst lässt sie ihren Blick über die unzähligen Schaufenster, Bars und Restaurants schweifen. Lola genießt all die neuen Eindrücke um sich herum, all das quirlige Leben. Es ist ganz anders als in ihrer kleinen, eher ländlichen Heimatstadt. Hier scheint alles möglich zu sein. Sie merkt, wie dieser aufgeweckte, lebendige Ort ihren Geist öffnet.
Auch Lia ist neu in der Stadt. Um ihrem Freund näher zu sein und ihrer Beziehung noch eine Chance zu geben, hat sie beschlossen, in Los Angeles zu studieren. Wirklich sicher, ob dies die richtige Entscheidung war, ist sie sich jedoch nicht, denn ihr Freund Keath hat sie zu dieser Entscheidung gedrängt. Er schickte Lia zahlreiche Flyer von diversen Universitäten, und sie entschied sich schließlich für die St. Marriot. Doch kurz vor ihrer Abreise hat sie sich von ihm getrennt, weil er ständig ihr Leben kontrollieren wollte. Jeder Blick eines fremden Mannes auf Keaths schöne Freundin brachte ihn zum Rasen, und Lia hat es mit seiner übertriebenen Eifersucht einfach nicht mehr ausgehalten. Schon während ihrer Fernbeziehung hat er ständig versucht sie über ihr Handy zu kontrollieren. An ihrem Entschluss, auf die St. Marriot zu gehen, hielt sie aber fest. Gerade als sie in den Sunset Strip einbiegt, bekommt sie eine SMS von Keath.
Hey Honey, ich muss dich sehen!!! Bitte lass uns nochmal reden, ich kann nicht ohne dich. Heut Abend um acht Uhr in der Great Barrier Bar. Bitte sei da! Ich warte auf dich! Gib uns noch nicht auf!
Lia seufzt und textet zurück. Auf ihr Handy blickend schlendert sie die Straße entlang. Plötzlich stößt sie heftig mit einem Mädchen zusammen. Ihre Schultern knallen gegeneinander und eine noch nie dagewesene Energie durchströmt sie. Das Bild von tiefblauem Wasser aus einem immer wiederkehrenden Traum erscheint für den Bruchteil einer Sekunde vor ihrem inneren Auge. Alles geht sehr schnell, und als sie sich umdreht, ist das blonde Mädchen schon einige Meter von ihr entfernt. Doch auch Lola, die diese einzigartige Energie gespürt hat, dreht sich in diesem Moment um. Die Blicke der beiden treffen sich, sie empfinden Vertrautheit und Geborgenheit. Irritiert gehen beide weiter.
Später am Abend sitzen Lola und Catelyn etwas abseits an einem runden Tisch in der Great Barrier Bar. Die urige Kneipe ist völlig überfüllt. Überwiegend junge Leute drängen sich in Richtung Theke, um Getränke zu bestellen. Gedämmtes Licht und Rauchschwaden benebeln den Verstand, sobald man den Raum betritt. Die tiefen Bässe der alternativen Rockmusik bringen verschwitzte Körper zum Vibrieren. Schon nach kurzer Zeit serviert ein junger Kellner Lola ihr Bier, ihrer Cousine reicht er mit einem Augenzwinkern einen Sex on the Beach. Catelyn geht sofort auf den Flirtversuch ein und verwickelt ihn in ein oberflächliches Gespräch. Genervt verdreht Lola ihre Augen und nimmt einen Schluck aus ihrer Flasche. Als Catelyn sich endlich wieder Lola zuwendet, beginnt sie zu erzählen.
»Ach, weißt du, Kleine, hier in L.A. ist alles anders. Alles, was zählt, sind Spaß und Lifestyle. Auf der Uni geht es nur darum, wer mit wem und wann, das Lernen ist völlige Nebensache«, lacht Catelyn, »ich zeig dir, wie es sich hier gut leben lässt.«
»Aber jetzt mal im Ernst, wie sind die Professoren so drauf? Sind die Klausuren schwer?«, fragt Lola.
»Ist alles halb so wild Cousinchen, wirst sehen. Jetzt feiern wir erstmal, dass du hier bist. Heut Abend lassen wir es richtig krachen! Der süße Kellner hat uns gerade an die Bar gewunken. Komm, Lola, jetzt beschäftigen wir uns mit den wirklich wichtigen Dingen!« Catelyn drängelt sich rücksichtslos durch die Menschenmenge und zerrt Lola hinter sich her.
Lia sitzt alleine an der Bar, ihre langen dunklen Haare wallen über ihren Rücken. Ihr Blick schweift zur Uhr.
Typisch Keath! Er lässt mich jetzt schon eine halbe Stunde warten. In diesem Moment vibriert ihr Handy, eine SMS von ihm.
Hey Babe, mir ist etwas Wichtiges dazwischengekommen, warte nicht auf mich. Kuss Keath.
Das passt doch einfach nicht zusammen, erst will er sich unbedingt mit mir treffen und dann versetzt er mich. Er wird sich nie ändern. Es wird Zeit, endgültig abzuschließen. Verärgert lässt sie das Handy zurück in ihre Tasche fallen. Sie stützt ihren Kopf auf ihre Hände, atmet durch und überlegt, was sie mit dem angebrochenen Abend anfangen soll. In diesem Moment drängt sich ein quirliges Mädchen neben ihr an den Tresen, setzt sich auf einen Barhocker und baggert aufdringlich den Kellner an. Lia wirft diesem nur einen kurzen Blick zu. Sichtlich fasziniert von Lias Schönheit, wendet er sich von dem Mädchen augenblicklich ab und fragt Lia sofort nach ihrem Wunsch. Von der Seite spürt sie den Blick des Mädchens auf sich ruhen. Lias Bestellung, ein doppelter Whiskey, steht nur kurz darauf vor ihr. Sie kippt den Whiskey mit einem Schluck hinunter, knallt das Glas zurück auf den Tresen und zwinkert der arroganten Ziege neben sich zu. Diese rauscht aufgebracht ab, dabei ruft sie noch:
»Ich geh nur kurz zur Toilette, Kleine!«
Lola setzt sich auf den Platz ihrer Cousine. Als Catelyn einige Zeit später immer noch nicht zurück ist, blickt Lola suchend in die Menge und erspäht diese wild knutschend mit einem Typ in der Ecke.
Noch ahnen Lia und Lola nicht, dass dieser Abend eine schicksalhafte Wendung nehmen wird. Plötzlich sieht Lia eine rabenschwarze dreibeinige Katze mit tiefgrünen Augen direkt vor sich über die Theke huschen. Völlig irritiert fragt sie den Kellner:
»Gehört die etwa zu eurem Inventar?«
»Äh, wer denn?«
»Na ja, die Katze.«
»Welche Katze? Ich glaub, du hast zu tief ins Glas geschaut!« Lachend wendet er sich ab.
»Ich habe sie auch gesehen!«, erklingt eine zarte Stimme neben ihr. Lola und Lia wenden sich einander zu und blicken sich in die Augen – wieder diese Energie, tiefblaues Wasser, Meeresrauschen.
»Ich … ich habe sie auch gesehen«, wiederholt Lola stotternd.
»Ihr spinnt doch beide!«, mischt sich der Kellner ein.
»Du hast sie auch gesehen? Ich dachte schon, ich bin verrückt geworden. Wo ist sie hin?« fragt Lia.
»Keine Ahnung, sie ist wie vom Erdboden verschluckt.« antwortet Lola.
Betretenes Schweigen. Lia durchbricht die Stille.
»Bist du alleine hier?«
Lola blickt zu ihrer Cousine, die immer noch mit dem Typ beschäftigt ist, und nickt.
»Eigentlich bin … äh war ich mit meiner Cousine hier, aber, ach, egal. Lola«, stellt sie sich vor und streckt Lia ihre Hand entgegen.
»Ich bin Lia, bist du öfter hier?«
»Nein, ich bin zum ersten Mal in L.A. Und werde hier an der St. Marriot studieren.«
»Dann geht’s dir ja wie mir. Ich bin gestern angekommen und kann erst ab morgen in mein Zimmer am Campus ziehen. Heute schlafe ich noch im Hotel.«
»Ich übernachte heute bei meiner Cousine und werde danach auch in einem Studentenwohnheim wohnen. Morgen beginnt mein Meeresbiologiestudium.«
»Wow, das gibt`s doch nicht, für denselben Studiengang habe ich mich auch eingetragen. Es beruhigt mich zu wissen, dass ich dort schon jemanden kennen werde.«
»Stimmt. Dann müssen wir wohl beide morgen früh raus.«, schmunzelt Lola.
»Hab schon verstanden, Ladys, das heißt es wird eine lange Nacht werden, die zwei gehen aufs Haus«, zwinkert der Kellner den beiden Schönheiten zu und knallt ihnen im selben Moment zwei doppelte Whiskeys auf die Theke. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Die Stunden vergehen wie Minuten, beide haben das Gefühl, als würden sie einander schon ewig kennen. Doch keine spricht es aus. Ein Glas nach dem anderen wird geleert. Die Mädchen sind von einer nie dagewesenen Leichtigkeit beschwingt, sie lachen aus vollem Herzen. Sämtliche Zweifel und Sorgen sind vergessen. Spätestens jetzt ist beiden bewusst, dass es die richtige Entscheidung war, nach L.A. zu gehen. Berauscht reden sie über Gott und die Welt. Lia erzählt Lola auch von Keath, seiner Eifersucht und seiner Unzuverlässigkeit. Lola entgegnet ihr: »Ach, weißt du, Lia, wenn sich diese Tür für dich schließt, ist es wohl nicht die richtige.« Diese Worte schwingen in Lias Herz nach. Bis jetzt hat ihr das Leben wirklich immer eine neue Tür geöffnet. Sie sollte einfach loslassen und darauf vertrauen, dass die Liebe ihr einen wundervollen neuen Weg aufzeigen wird. Sie sind so vertieft in ihr Gespräch, dass sie gar nicht mitbekommen, was um sie herum geschieht.
Plötzlich knallt eine von jahrzehntelanger Arbeit gezeichnete Hand einen Bierkrug zwischen die beiden auf die Theke und holt sie wieder ins Hier und Jetzt. Das goldgelbe Getränk schwappt über. Erschrocken blicken Lola und Lia auf und weichen zurück. Sie drehen sich um und sehen einen alten buckligen Fischer. Sein Gesicht ist von Sonne, Wind und Wetter geprägt. Tiefe Falten ziehen in seinem Antlitz ihre Linien, als würden sie eine Geschichte erzählen wollen. Er wirkt wie eine tragische Figur aus alten Erzählungen, beängstigend und liebenswert zugleich. Seine verblichene Kapitänsmütze ist völlig verrutscht und bedeckt nur notdürftig seine zerzausten, grauen Haare. Mit rauchiger Stimme lallt er:
»Mayday, mayday … mono, mono … di«, und zeigt mit einem dicken Finger ungläubig auf die beiden.
»Was?«, fragen die Mädchen gleichzeitig.
»Zwei, zwei, wer hätte das gedacht, man glaubt es kaum, man glaubt es kaum, die Zeit ist gekommen. Der Stein des Schicksals ist gefallen, er zieht seinen Kreis, und die Kreise werden immer größer. Die Welle erhebt sich im Wind und viele Wellen werden brechen.«
»Wovon sprechen Sie, bitte?«, will Lola wissen. Der Kapitän reißt seine graublauen Augen weit auf, denn in seinem Kopf läuft ein Film ab.
»Von allen Seiten, Wasser überall, Wasser – Wasser - Wasser, doch es lebt. Es gibt sie wirklich. Menschfisch, Fischmensch? Es glänzt, es schimmert in allen Farben des Regenbogens. So schön, so vollkommen. Vollkommene Liebe, vollkommen falsch! Biiiiiiiiiiiiiiiiiiep.«
Lia verdreht die Augen und nickt Richtung Ausgang. Lola, die sofort reagiert, zahlt und nimmt Lia an die Hand.
»Vielen Dank für das Gespräch, aber wir müssen leider weiter«, und beide gehen zur Tür.
Draußen erfrischt die kühle Nachtluft ihre Köpfe.
»Der war ja etwas neben der Spur, aber trotzdem auch sympathisch«, sagt Lola kopfschüttelnd.
»Du hast recht, verwirrt aber nett. Mal ehrlich, Lola, glaubst du nicht, dass es solche Wesen vielleicht wirklich geben könnte? Nur weil wir sie nicht sehen, bedeutet das ja nicht, dass sie nicht da sind.«
»Hm, meinst du wirklich?«
»Weißt du, was mir gerade auffällt Lola? Wir haben die gleichen Ketten.«
»Ja stimmt«, sagt Lola und blickt ungläubig auf die fast identischen Anhänger. »Ich bin ja mal gespannt, was wir noch alles für Gemeinsamkeiten entdecken werden.«, lacht Lola. Ohne dem noch weitere Beachtung zu schenken, winkt Lia ab.
»Wir sehen uns dann also morgen Früh? Ich bin um 9 Uhr bei dir.«
Als der Wecker klingelt, öffnet Lola mühsam ihre Augen. Das kann ja nur ein schlechter Scherz sein, denkt sie. Der Alkohol und der wenige Schlaf rächen sich jetzt. Ihr Körper versucht, sie mit aller Kraft im Bett zu halten. Doch die Vernunft siegt, denn heute beginnt der neue Lebensabschnitt, auf den sie so lange gewartet hat. Noch einmal rekelt sie sich, um sich danach mit einem kurzen Seufzer aus dem Bett zu schwingen. Lola taumelt - mit Vorfreude auf einen starken Kaffee - verschlafen die steile Wendeltreppe in die Küche hinunter.
Catelyn muss wohl schon in der Uni sein. Oder hat sie vielleicht gar nicht hier übernachtet? Lolas Blick schweift zur Küchenuhr.
Oh nein, es ist schon zehn vor neun. Mist, ich muss in meinem Rausch den Wecker falsch gestellt haben. Den Kaffee kann ich jetzt wohl vergessen. Schnell springt sie noch unter die eiskalte Dusche, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Anschließend greift sie wahllos in ihren Koffer und wirft sich die nächstbesten Klamotten über. Sie nimmt ihre Tasche und geht zur Tür hinaus. Gerade in diesem Moment schießt Lia in ihrem Auto um die Ecke und kommt mit quietschenden Reifen neben Lola zum Stehen. Über die Unpünktlichkeit der jeweils anderen lachen beide erleichtert auf. Noch bevor Lola sich setzt, hält ihr Lia einen köstlich duftenden Becher Cappuccino entgegen.
»Du bist die Beste, kannst du Gedanken lesen?«
»Vielleicht«, zwinkert ihr Lia zu und zuckt mit ihren Schultern.
»Das kann ja nur ein gutes Jahr werden.«, strahlt Lola. Lia dreht die Musik laut auf und startet den Motor.
In voller Pracht erstrahlt die St. Marriot mit ihrer altertümlichen Fassade und ihren hohen Türmen in der Morgensonne. In Anbetracht der jungen Studenten, die sich vor den mystisch anmutenden Torbögen tummeln, kann man sich nicht vorstellen, dass diese Universität einst ein Kloster war.