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Seitenzahl: 175
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Kurt Eimers
garzweiler zwei
die fänger im müll
Gelbe Hähne
An der Straße von Gibraltar
An die Artischocke
Melissa Tara Nielsen
Atelier
Weiße Flagge
Patriarchat
Peter Frank
Warften
Oktoberlied
Laternenfest mit Bernie
Humboldts Arbeitszimmer
Erinnerung an ein Haus
Im Februar
Bei den Großeltern
Blackpool
Möwen
Wundertüten
Hanna Fleiss
Ohne Antwort
Schernikau
Leben, nichts als dies
Auf den ersten Blick
Das eine Wort
Novemberelegie
Poesie des Verzweifelns
Elfter September
Maßvoll
Bierdosenblues
Abends unter der Stehlampe
Edda Gutsche
Finlandia
Schweriner Schlossgarten
Der Windkuss
Alfred J. Signer
Suomi
Anlanden
Begrüssung
Dein Anruf
Feuchte Irritation
Herbst des Lebens
Kriegsgesang
Wortsalat komponiert
Weg der fünf Türme
Hans-Jürgen Gundlach
Schritt für Schritt
Bunt wie der Herbst
Leise rieselt…
Parkgedanken
Glockenklänge
Carsten Rathgeber
Schwimmen ohne Grund
kopfschmerzen
früher sommer
Zum Glück der Karpaten
Gelbliche Limonen
Regentanz
Lachen versöhnt uns
90-Sekunden-Welten
ich koche kaffee
fanfare
Von den Türmen
Tavernennacht
sprachlose stille
geflüchtet
Klänge im All
Nein in der Nähe
Lyrische Bezüge
regenmelodie
Körpermesser
Renate Maria Riehemann
Letzter Waschtag
Der Wellenreiter
Schneckentempo
Thomas Barmé
du und ich
freier markt
Frankfurt oder
Dirk Werner
Es war eine Wolke da oben
An den Redakteur
So
Heike Streithoff
Entlang der Isar
Denkmal
Leoni am See
Unter einem Apfelbaum liegen
Katharina Kanzan
zwischen laken
Dirk Tilsner
end-spannung
Briefing sieben Uhr dreißig
der Weg
haarig
‘s sind nur Wörter aber
durchgedreht
wer Reime reimt ist doof
Hochflug
traurig ist‘s
Brunnentage
Manfred Burba
Klimawandel
Die Werkzeuge des Satans
Allein im All
Angelika Zöllner
auszeit
zeit hören
wenn
Rainer Gellermann
Ringen
Triptychon mit ich
Der rechte Weg
Blauer Faden Leben
Fragestunde DDR
Triptychon mit Wendezeit
Marienborn
Der Panther
kolonnenweg
Triptychon mit großem Klimakterium
Magnus Tautz
Aus den Kulissen
Wir gehen aus den Bildern
Keine Spur von Erleuchtung
Verwirrung
Die Sprache
signaturen
Skäseryd/ Schweden
Ingrid Thiel
in mitten unseres Gemetzels
Fahrradetappe
Volker Teodorczyk
Gewissensfrage
Angriff
Musikgenuss
Ralf Burnicki
Blau
Holger Evang-Lorenz
an tastbar
rassismus in deutschland
augenlid und federboa
kriegs versehrten kinder
Helmuth Schönig
Meine Schiefertafel
Koserow auf Usedom
Erich Spöhrer
Achterbahn
René Oberholzer
Halle im Herbst
Verdrängt
Die von Gurs
Rechtschreibung
Struthof
Jahresbeginn
Henrike Hütter
Die zitternde alte Frau
Unnatur
Die Würde des Menschen
Marko Ferst
Dünne Landzunge
Lichtland
Steinzeiten
Schnell und Schneller
Erosion
Herbstlichter
Reise
Kasan
Wolga
Thimo Buchmüller
An offenen Fenstern
Haiku, westlich
Ohne
Vorfrühling
Exil
Vom Glück der kleinen Dinge
Rainer Daus
Ende August, Montag
Ein alter Fußball aus Leder
Alexander R. Kohl
Endzeit
Sintflut
Johannes Ebert
Feierabend
Kathrin Ganz
Die Vögel begrüssen den Herbst
Schon ist Mitte September
Bittere Stille
Das Nahen der dunklen Jahreszeit
Drei Krähen im Herbst
Septembergeruch
Thomas Wiesenberg
Spaziergang
Franziska Alka
Weißes Kleid
Peter Podrez
Lasst uns
Simon Gerhol
Sonnenrösser
Kenigrammo-Phobie
Percy Usleber
Heil
Norbert Sternmut
Braunau
Über den Schatten
Dieter Strametz
Vermächtnis
Migranten raus
Ordentlicher Abgang
Energiepolitik
Ratten und Nachbarn
Stefan Breitenfeld
Auf lange Sicht
Mykola Istyn
Gedichte sind nicht bloß Kolonien von Symbolen
Reinhard Lehmitz
Über das Ver-tun
Wie zwei Bäume
Stephen Hawking
Unser Zuhause
Ehrlich mal
Seiltänzer
Wohin geht die Reise
Frühkartoffeln
Unsere Mütter
Wachtürme
Erinnerungen
Hiroshima und Nagasaki
Harmonie
Schrödingers Katze
Vorschrift ist Vorschrift
Elena Zardy
Es wird Herbst
Irgendwann
Deine Worte
Manchmal möchte ich weinen
Wie ein eiskalter Wind
Jessi Richter
Worte
Erika Maaßen
Abschied
Mein Leben ist wie
Reich mir die Hand
Könnt ich den Zauber
Dort wo Sonnenstrahlen
Es gibt Worte
Schneckenhaus
Gedankenfetzen
Wo sind deine Träume geblieben
Tauwetter
Ein Glück
Spiegel-Bild
Tief innen
Marlene Bitschnau
Fesselnd getrennt
Machismo
Knotenlösung - Lösungsknoten
Mangroven
Pusteblume
Meine Bekannten
Frei wie ein Vogel | Wie ein Vogel so frei Sorgenlos | Sorgenfrei
Herta Andresen
Frühling in Schottland
Im März
Im Frühling
Nie gestellte Fragen
Das Zeitalter der Menschen, Anthropozän
42 Grad
Soviel steht fest
Kontraste
Kommunikation
Urlaub
Das Rauschen der Pappeln
Traumzeit
Rote Schuhe
Spätsommer
Träume
Zwei Alte
Noch nicht dunkel
Trotzdem
Das Netz
So ein Tag im Herbst
Verunsicherung
Gedanken
Zeitlos
Hans Sonntag
Alleinsein
Klavierzauber
Vom Osten her
Kommunismus als Wunder
Bei Chopin
Vulkane und Agaven
In Netzwerken
Franziska Bauer
Septembertage
Nur Mut!
Ingrid Münsch
Erfahrungen
Bei einem Glas Wein
Morgen zu zweit
Schattenmann
Frühlingserwachen
Rumpelkammer der Freude
Requiem
First Class
Trauer
Mutter
Freunde
Merken sie´s nicht?
Pelusa (Fluse)
Warum schreibe ich?
Ralf Hilbert
K.
Mangel
Alexander Walther
Klima-Sinfonie
Dirk Stammwitz
obst abwaschen
märz 2015
gestern abend
fragezeichen
Julia Emilie Wagner
Wohin wir schauen
vergessen
krampfig
Werner Klenk
sachstand
selbstporträt mit türen
wie ich bin
für jean
füller
zu viel und zu wenig
mit zwei o
anleitung
tagesbedarf
mit holden rüben einerlei
Dietrich Lange
Nachtmahr
Geisterhafen
Strandraub
Der Kapitän
Altes Eisen
Ein Matrose
Mädchen am Strand
Unter der Kimm
Gedanken am nächtlichen Ufer
Sehnen
Hermine
Seekranker Passagier
Vorlieben
Seefahrer
Seefahrer’s Ruhestand
Liebe und Tod
Seeräubergrab
Hausfrau mit Fisch
Ein kleines Stückchen Speck
Falscher Mythos
Franz-Josef Kaiser
Dein Bild in mir
Gina
Wolfgang Rose-Heine
Ein See
Ein Zwerg
On Mars
Marie Hahne
Konservierungsprozesse
Ich erinnere mich fast an dich
Erdmute Reiher
So sehr Natur…
Elfi Pauli
Mittagstisch
Sonja Maria Rathjen
Mit Ansage
Leontin Rau
Liebster Mann am Kontrabass
Der Lauf der Dinge (nein du Krake, kriegst mich nicht!)
Huflattichzeit
Beim Chindlifresser (Beim Kinderfresser-Brunnen)
Vorfrühling
Nach dem Sommer
Märzsonntag
Sylvia Hofmann
Der Fluss der Zeit
Herbstlicher Wandel
Oh Du „fröhliche“ Weihnachtszeit?
Wohin?
Sehnsucht
Romy Leininger
Lichtfunken
Sternenaugen
Feuerdrachen
Regenbogenfarben
Friedenslied
Herbstmelodie
Zug der Träume
Sommernacht
Melodie deines Lachens
Sonnenumarmung
Ich wünsche dir Zeit ...
Regenbogenfarben
Fenster zur Strasse
Gerard J. Duerschke
Im Nachtblick der Muse
Epos – epochale – Epoche – episch
Zeitenwende
Flamme im Wind
Freudenstrom
Lichtstrahl
Ein Wintertag des Jahres
Gedanken und Gefühle
Wolken-blaue-graue-schwarze-gestern-heute-morgen
Wie am Tage des Glücks
Autorinnen und Autoren stellen vor
das land liegt wie vergessen in der sonne
der wind bläst aus dem nichts
und man wird das gefühl nicht los
dass irgendetwas hier nicht stimmt
das auge findet keinen halt
wegweiser wissen nicht wohin
die dörfer menschenleer
die häuser fensterlos
die türen offen und die mauern blind
ein birnbaum steht uralt
die früchte sind bedeckt vom staub
der aus ruinen weht
und schmecken dennoch süß
zum allerletzten mal
holen die allerletzten bauern
die allerletzte ernte ein
noch steht der hof wie eine festung
seit hunderfünfzig jahren steht er so
so lange werden die nicht leben
die seinen tod beschlossen
wer weit genug nach osten schaut
beginnt zu ahnen was da kommt
was sich da langsam näher schaufelt
der große gleichmacher
der große reichmacher
die abbruchkante
das alte rad voller plastiktüten
der gepäckträger mit gemüsekiste
zur schatztruhe umfunktioniert
der blick meist gesenkt
und hineinversenkt
in die endlager des wohlstands
handschuhe über frostroten händen
müll ist nicht ungefährlich
ein stock zum wühlen zum stochern
zum angeln nach glück
jeden tag unterwegs
entlang der container
landmarken der moderne
die armee von ganz unten
das mobile einsatzkommando
im dienst ihrer majestät
der chancengleichheit
abends die doku im dritten
menschen im müll von manila
entsetzen empörung
ogottogott
und morgen wieder der blick
auf die fänger im müll
igittegitt
Gelbe Hähne treiben kieloben im Fluss
Säen den Schrecken stromauf und stromab
Sie tanzen auf Misthaufenflößen
Vorbei an Dörfern und Städten
Sie prügeln mit berstenden Flügeln
Auf eierlose Flugzeugträger ein
Gelbe Hähne toben im Watt
Gestrandet in Häfen ewiger Ebbe
Molen zerstieben, Kräne sacken zusammen
Nur Kirchtürme bleiben zurück
Ragend aus den Ruinen
Gotische Mittelfinger Gottes
Gelbe Hähne ziehen durchs Land
Brüllend trippeln sie nieder
Was nicht in Bunkern verschanzt
Ihr Krähen zerdonnert die Wälder
Bergen geben sie die Sporen
Aus Mitternachtsblut
an der straße von gibraltar
schaut man nicht rechts nicht links
um zu überqueren
blickt man zurück auf die hunde
die lechzen
sieht man hinauf zum stacheldraht
der blut geleckt
starrt man hinüber nach europa
das noch in afrika liegt
an der straße von gibraltar
gibt es keine ampeln
keine zebrastreifen
vorfahrt hat der schnellere
der frechere der clevere
es gibt keine regeln
außer denen die man bricht
kein recht außer dem
des stärkeren
an der straße von gibraltar
haben viele kaum eine chance
und die meisten keine
es herrscht schiffsverkehr
aus tankern frachtern und kreuzfahrtschiffen
dazwischen die seelenverkäufer
aus schrott altholz und verrottendem gummi
an die sich so viele klammern
vor allem die hoffnungen
an der straße von gibraltar
schaut man nicht rechts nicht links
der blick geht richtung norden
kompassnadel für eine besseres leben
für arbeit wohlstand sicherheit
man schreit laut:
und wir?
und europa schreit stumm zurück
nein!
Artischocke!
Stachelloses Distelding.
Deiner Knospe blüht Verzehr.
Blatt um Blatt getunkt
In Mayonnaise oder Vinaigrette.
Artischocke!
Ewiglanger Blütenschmaus.
Ausgeweidet liegt dein Herz auf allen Tellern.
Heu auf unserm Tisch –
Du hast es gleich geschafft.
Artischocke!
Rose der Bretagne.
Deine Köpfe nicken sanft im Wind.
Allerbeste Lage,
Oft mit Blick aufs Meer.
Ich bin eine andere geworden,
seitdem ich das letzte Mal
in deinen Räumen war.
Es ist jetzt Zeit.
Ich möchte, dass du mich malst.
Ich lege mich hin für dich.
Wie Judith für Klimt. Iris für Modigliani.
Und die roten Mädchen aus Paris für Renoir.
Ich möchte, dass du mich in deine Farben tauchst,
bis ihr Öl von meinen Haaren tropft,
und über meinen Körper fließt,
zwischen die Finger deiner Hände,
die meinen Formen folgen,
wie ein Töpfer den Rundungen feuchten Tons.
Siehst du nicht, wie er sie küssen will
und hält, am Höllentor? Rodin.
Wie sie sie hält? Manet. Chagall:
Wie er sie liebt?
Lass ihn sie küssen und halten.
Ein Maler wie Klimt
ließ ihn sie küssen
und halten.
Meine Finger wie Türme,
meine Hände wie Festungen,
wie Basilisken aus Stahl
an den Toren meiner Stadt.
Und du wie Bäume
an den Flüssen meiner Senkung,
wie Wurzeln, die graben,
unter die Mauern meiner Burg
in die Erde.
Und ich wie Äxte, wie Sägen zu dir.
Und du wie Frühling zu mir.
Und du wie Füchse im Tal,
und wie Wölfe am Ufer.
Und wie Tau auf den Gräsern
bei den Fischen am Bach.
Und ich wie Jäger auf leisen
Hufen aus Eisen,
wie Schützen mit Flinten
im Lehm.
Und ich wie Speere, wie Gewehre zu dir.
Und du wie Nahrung zu mir.
Und ich wie Bastionen,
wie stolze Rondelle
mit Erkern zum Abwurf
von kochendem Teer.
Und du wie Tauben im Sturm,
und ich wie Feuer vom Turm,
und du im toten Winkel hinein,
über die Gräben meiner Festung
aus Stein.
Du warst schon in mir,
bevor ich mich ausgezogen hatte,
und bist gekommen,
bevor ich wusste, was ich wollte.
Du bist mein Arzt, mein Lehrer,
mein Vater und mein Anwalt.
Du sagst, du willst nur Gutes für mich,
daher musst du mich bestrafen.
Du sagst,
du machst jetzt eine Frau aus mir,
und machst mich zur Sklavin.
Und dein Eiter tropft aus mir,
während du den Schweiß von dir wischst,
und das Messer zurück in die Scheide steckst.
Und ich liege dort, wo du sagst,
dass ich hingehöre,
und ich blute.
Häuser,
als hingen sie im
Spiegel der Luft.
Wer hier lebt,
hütet sich vor großen
Worten,
beherrscht
das alte Handwerk des
Zuhörens,
erlernt
in der Werkstatt des
Schweigens.
Gespräche
des Windes mit den
Wolken.
Die
uralten Schriften der
See,
archiviert
in den Gesichtern,
den Steinen.
Ruhiger atmet nun das Land.
Vogelbogen in die Luft gespannt.
Parkbänke stehen laubbedeckt & leer.
Nebel wirft das Netz ins Dächermeer.
Ausgedünnt hängt der Kalender.
Blätter fallen zum November.
Der Monat für das Testament.
Stunde, die auch du nicht kennst.
Kastanien glänzen braun & blank,
Koffer, den man nicht mehr packt,
Von dem man sich nicht trennt.
Wer räumt aus den alten Schrank,
Entsorgt der Toten Artefakt?
Die Uhr. Den Schuh. Das Hemd.
Dämmerung
roch nach Rauch & Äpfeln.
Wir hängten die Laternen in den Abend.
Der Stern. Die Sonne. Der Mond.
Wir durften aufbleiben.
Über der Reetwand,
weiß & groß,
leuchtete Bernies Gesicht,
der lange Bernie,
der ohne Sprache war,
den Großvater verstand,
der gerne Birnen aß,
in die Bäume langte,
als wäre es nichts,
der in unserer Mitte blieb,
unter der Petroleumlampe,
im Flirren der Schuster, der Lieder,
bis die Nacht herunterbrannte, ausging.
Lautlos das Gefieder der Eule.
Vulkangestein,
der Globus,
der Papagei,
die Zeichnung des Satansaffen,
Messinstrumente,
ein Leben lang gesucht,
zusammengestellt,
kalibriert,
Knochen, Karten,
der alte Koffer,
Briefe, Memos, Notizen,
hingeschmiert, undatiert,
die Schrift nach rechts lehnend,
an den Rand drängend -
zur Erkenntnis.
Der Briefkasten,
das Barometer,
die Geranien,
das Fenster zum Süden,
die zwei Stühle,
die Lampe über der Tür,
mottenumtanzt,
die Tauben,
die zuerst gingen,
dann die beiden Alten.
Nie
schien die Welt stiller
als an jenem Tag.
Spät
kommt der Morgen
über den Hügel.
Schwärig
steht die Wunde
in den Wolken.
Harschig
knarrt der Wald,
Altlasten,
unbewohnbar,
das Beinhaus der
Birken.
Irgendwann
zerfällt die Asche des
Nebels.
Abend,
der schwarze Falkner,
verschließt
die
weißen Augen der
Firste.
Vom Küchenbalkon
sah man Dampflokomotiven.
Durchs gelbe Licht des Badezimmers
schnitt das Rasiermesser der Kälte,
kratzend, patriarchalisch.
Krötengroße Broschen. Der Muff.
Der Persianer an der Garderobe.
Über allem, schwer, sepiafarben,
der Geruch von Tosca.
Unverrückbar der Kachelofen,
Seele der guten Stube.
Unter dem krakenarmigen Kronleuchter
hing die weiße Stille des Porzellans,
viertelstündlich zertrümmert vom Schlag der Uhr,
goldbraune, klumpfüssige Sphinx,
das Rätsel ungelöst.
Wie die erste Schneeflocke
fielen die in Butterbrotpapier gewickelten Groschen
in die kleine Straße mit dem Leierkasten.
Von der Kommode
erhob sich der große, schwarze Vogel,
trennte Blick & Spiegel mit letztem Flügelschlag.
Als gingen
Dickens & Churchill
noch immer
über die gischtgesäumte
Promenade.
Landeinwärts
verbarrikadierte Läden,
Tattoo Studios,
leere Pensionen,
Wettbüros,
in denen niemand
auf Sieg setzt.
Im Ballsaal,
hoch oben über dem
Novembermeer,
rauscht
die Wurlitzer Orgel,
gewaltig wie die See.
Wie jeden Nachmittag ist
Tanztee.
Ältere Paare,
einander haltend,
als wäre es das erste Mal,
drehen sich,
langsam wie das Riesenrad,
in ein nie vergessenes
Gestern.
kreisend
kakophonisch
durchgedrehte
dreschflegel
über der müllkippe
jäger der reste
hungrig schon im ei
kapitäne
auf dem kioskdach
sie wissen
was pommes sind
krähenbeeren
in der zeit der früchte
dann wieder
schlagend zitternd
über den netzen
dem schäumenden
schlachtfest
heiser wie saxophone
schnäbel wie
samuraischwerter
die gravur
gestochen
in die gischt
kein hafen
kein kap
keine Ankunft
kein abschied
ohne sie
schwestern des schnees
sänger
im chor der see
unerbittlich
der taktstock des sturms
notenblätter
in den himmel geschleudert
Drei Groschen,
wer Glück hatte,
hielt fünf in heißer Hand.
Der kleine Laden mit der
gelben Sonnenblende,
die Türglocke,
die Kühle des Linoleums.
Draußen
versuchten alle,
die Kontur des Wunders
durch die Tüte zu
ertasten,
als wollten sie sich wappnen
für den Moment der Wahrheit.
Manchmal
die ersehnte Wasserpistole,
an schlimmen Tagen
ein rosa Puppenkamm,
ein Ring oder Puffreis.
In jenen heißen Sommern
der Kindheit,
in der Hand
das leere, raue Papier,
begriffen wir
die Bedeutung des Wortes
Enttäuschung.
Aus den Händen
fällt mir die Zeitung - was für
Nachrichten, und kein Ausblick.
In welcher Welt denn
lebe ich.
Das vergossene Blut,
die verschenkten, verlorenen
Träume, wohin mit ihnen - jetzt?
Heimat, die du mir warst,
und wir, was wird werden?
Ich ordne die Zeitung,
was weiß ich, beklage unsere
Apathie, die ungerechten Tage.
Und nur die Stille
kennt meinen Schmerz.
November, Monat des Sterbens,
kühl bis in die Höfe und die Straßen feucht,
die üblichen Winde von Nord, er kannte
sie gut, die Herbste von Berlin.
Wir hätten uns begegnen sollen;
ich habe ihm eine Rose gebracht, gern
hätte ich ihm ihren Duft geschenkt, aber
die Rosen, sie duften nicht mehr.
Durch die Stunden
Die Frage: Wer bin ich?
Damals wusste ich es, wie ich es
Heute vergessen soll.
Nein, legte die Hand
Nicht aufs Herz. Einfach leben,
Wissen, auf mich kommt es an, Welt
War da, und ich war Welt.
In den Nischen
Des Kleinmuts seither der Frost.
Wir erfrieren an uns. Wer
Erkennt sich noch?
Wenn einer weitergeht und blickt zurück,
und du stehst da und weißt es nicht, warum,
dann fehlen Worte dir, und du bleibst stumm,
riskierst auf ihn noch einen kurzen Blick.
In dir rumort es: Ach, was wäre wenn?
Der könnte es doch sein, warum denn nicht?
Und du sinnierst, siehst lange sein Gesicht
vor dir wie einen heißen Blitz. Und denn?
Minuten stehst du so, dich hat’s berührt.
Du merkst, dass du mit einem Mal erblasst,
und bist gewiss, du hast dein Glück verpasst.
Was soll’s, ist eben weiter nichts passiert.
Celan.
Er suchte das Wort,
das eine, das nicht existiert,
nie gesprochen, nie geschrieben.
Die Chance, es zu finden,
gering wie Mondstaub.
Schreiben.
Vom Leid der Millionen,
von Tod und schwarzer Milch,
von der Rose, vom Lächeln.
Fruchtlos die Suche. Das Wort, das eine,
entzog sich ihm.
Nächte, schlaflos.
Am Ende die Kapitulation
vor dem Wort, dem einzigen.
Es hätte die Schläfer wecken können.
Was noch blieb? Wer sah den Sprung
vom Pont Mirabeau?
Nun ist es Herbst, das Jahresende naht.
Das Wetter ist jetzt nicht mehr, was es war,
die Herbste ähneln sich wie ein Plagiat.
Muss wohl so sein, ist mir schon lange klar.
Der Sonnenhimmel macht sich derzeit rar.
Am Morgen schon sind alle Straßen nass.
Doch Gott sei Dank, die Stadt ist unsinkbar.
Herrje, aufs Wetter ist jetzt kein Verlass.
Wie blass mit einem Mal die Leute sind.
Auch mir geht es zur Zeit nicht wirklich gut.
Es ziept, mal hier, mal dort, dazu der Wind.
Als heule er sich herbstgerecht in Wut.
Am Fenster gegenüber steht ein Mann.
Ich kenn ihn nicht, er sieht so traurig aus.
Er denkt an was, ich weiß es nicht, woran.
Jetzt geht er weg, zurück bleibt nur das Haus.
Und ich mit diesem Herbst, dem Blätterfall.
Seit Wochen ist bei Aldi schon Advent.
Ein Hund jault angeleint und macht Krawall.
Ach ja, es ist November. Wie man ihn kennt.
Die Handvoll Licht
ein blakender Schatten,
der Ton früher Jahre verklungen,
auf offener See verlernten wir
das Schwimmen.
Wir sind leidensfähig,
wir spiegeln uns im Elend
der Verkrüppelung,
arrangieren uns mit dem Nebel
der Ausweglosigkeit.
Wir trotten unseren Träumen
hinterher, übersehen den Charme
des Unfertigen, und so, in der Poesie
des Verzweifelns, erliegen wir der
Invasion des Unabänderlichen.
Was wir hörten:
Schüsse in Santiago, Hubschrauber,
Panzer, Bombardements. Großes
Aufräumen der Verräter.
In der Moneda ein Präsident,
Freiheit in zerbrochenen Händen.
Auf der Isla Negra der alte Dichter,