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Tauche ein in eine Welt voller Abenteuer und Geheimnisse, die direkt „unter unserem Himmel“ liegen! Dieses Buch vereint inspirierende Geschichten, die Mut machen, Freundschaft feiern und das Herz berühren. Begleite mutige Heldinnen und Helden, die lernen, für sich selbst und andere einzustehen. Erfahre, wie Respekt und Zusammenhalt das Leben bunter und reicher machen können. Ob es um die kleine Lena geht, die ihre größte Angst überwindet, um Joey und seine unerwartete Freundschaft mit einem neuen Mitschüler oder um Natalie, die entdeckt, dass echte Stärke von innen kommt – jede Geschichte schenkt etwas Besonderes. Ein Buch für alle, die mit Herz und Neugier die Welt betrachten und dabei wachsen wollen. Perfekt für Kinder, Jugendliche und alle Junggebliebenen, die an die Kraft von Zusammenhalt, Selbstbewusstsein und Mitgefühl glauben.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Inhaltsverzeichnis
Widmung
Der kleine weiße Geist
Björns Fußballfest
Molly und das seltsame Tallulah
Wo soll ich hin?
Ivy in der Spiegelwelt
Was kostet die Zeit?
Lars und das kleine Rentier
Wunder in einer stillen Nacht
Der Kobold und der verzauberte Spiegel
Tief im Wald
Die Unterwasserstadt Nyramar
Über den Autor Elias J. Connor
Impressum
Für Jana.
Meine Muse, meine Inspiration. Mein Leben.
Für eine Zeit, in der wir auch mal Kinder waren.
Es war eine dunkle und stille Nacht. Nur das leise Ticken der Uhr in ihrem Zimmer begleitete Natalie, die sich unruhig im Bett hin und her wälzte. Die Schatten tanzten an den Wänden, und das Mondlicht, das durch das Fenster drang, malte dunkle Formen auf den Boden. Natalie zog die Bettdecke bis zum Kinn und kniff die Augen zu. Ihre Eltern hatten ihr das Licht am Nachttisch verboten, „weil man nachts schlafen soll und es sonst zu hell ist,“ hatte Papa gesagt. Doch Natalie hätte sich mit einem kleinen Licht viel sicherer gefühlt.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass jemand sie beobachtete. Ein Schaudern kroch ihr über den Rücken, und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie klammerte sich an ihren Teddybären, schloss die Augen fest und murmelte: „Es gibt keine Gespenster. Es gibt keine Gespenster.“
Doch kaum hatte sie das gesagt, spürte sie eine warme Brise in ihrem Gesicht, und eine zarte Stimme flüsterte: „Ganz richtig, Gespenster gibt es eigentlich nicht. Aber heute Nacht mache ich eine Ausnahme.“
Natalie öffnete die Augen und sah, wie ein kleines, weißes Gespenst vor ihrem Bett schwebte. Es lächelte freundlich und trug einen winzigen, funkelnden Hut.
„Aah!“ Natalie schnappte erschrocken nach Luft und kroch unter die Bettdecke. Doch das Gespenst kicherte und hob beruhigend seine durchscheinende Hand.
„Keine Sorge, ich tue dir nichts!“, sagte es sanft. „Mein Name ist Ronald. Ich bin hier, um dir zu helfen.“
Vorsichtig zog Natalie die Decke wieder herunter und spähte hervor. Das Gespenst sah wirklich nicht gefährlich aus. Es hatte große, freundliche Augen, und sein weißer Körper leuchtete leicht im Dunkeln.
„Du... du bist ein Gespenst?“, stotterte Natalie.
„So ähnlich“, sagte Ronald und zwinkerte. „Aber ich bin ein besonderer Geist. Ich komme nur zu Kindern, die Angst im Dunkeln haben.“
„Zu Kindern wie... mir?“, fragte Natalie zögerlich.
„Genau! Dein Herz hat so laut nach Hilfe gerufen, dass ich einfach kommen musste“, antwortete Ronald und schwebte ein bisschen näher heran.
„Ich hatte gerade einen Albtraum“, gab Natalie zu und setzte sich langsam auf. „Und im Dunkeln fühlte sich alles so... unheimlich an.“
Ronald nickte verständnisvoll.
„Ja, das Dunkle kann ganz schön gruselig sein. Aber weißt du was? Ich zeige dir ein paar Dinge, die das Dunkle vielleicht ein bisschen freundlicher machen.“
Natalie schaute ihn neugierig an.
„Was meinst du damit?“
„Komm, wir machen einen kleinen Rundgang. Ich verspreche, dass du danach weniger Angst hast,“ sagte Ronald und streckte ihr seine schimmernde Hand entgegen.
Zögerlich griff Natalie danach und merkte überrascht, dass sich seine Hand weich und warm anfühlte, ganz anders, als sie erwartet hätte.
Gemeinsam gingen sie zuerst zum Fenster. Ronald strich mit seiner Hand über den Vorhang, und das Mondlicht wurde plötzlich heller. Die Schatten auf dem Boden schienen nun wie freundliche Figuren zu tanzen.
„Siehst du?“, fragte Ronald und deutete auf die Schatten. „Manchmal spielen dir deine Augen einen Streich. Die Schatten sind keine Monster, sondern nur die Bäume draußen oder der Vorhang.“
„Aber... warum sehen sie manchmal so unheimlich aus?“, wollte Natalie wissen.
„Weil deine Fantasie lebendig ist. Sie spielt dir Geschichten vor, wenn es dunkel wird. Das ist eigentlich etwas Schönes! Du hast ein wundervolles Vorstellungsvermögen“, erklärte Ronald sanft.
Nachdenklich nickte Natalie. Sie ging mit Ronald zum Kleiderschrank und öffnete vorsichtig die Türen.
„Manchmal höre ich Geräusche aus dem Schrank...“, flüsterte sie.
Ronald lachte leise.
„Das sind wahrscheinlich nur deine Sachen, die sich ein bisschen bewegen, weil du etwas in deinem Zimmer gemacht hast. Oder der Wind, der durch die Ritzen kommt.“
Natalie fühlte sich plötzlich ein bisschen mutiger. Sie schaute in ihren Schrank und merkte, dass dort nur Kleidung hing.
Sie atmete erleichtert auf.
„Weißt du, Ronald“, sagte sie schließlich, „eigentlich bin ich froh, dass du da bist.“
Ronald lächelte und nickte.
„Das freut mich. Es gibt viele Kinder, die nachts Angst haben, und ich komme gerne zu ihnen, um zu helfen. Manchmal braucht man eben einen Freund, der zeigt, dass das Dunkle nicht böse ist.“
„Bleibst du jetzt für immer bei mir?“, fragte Natalie hoffnungsvoll.
„Nicht ganz“, antwortete Ronald und setzte sich ans Fußende ihres Bettes. „Ich bleibe, bis du keine Angst mehr hast. Dann muss ich weiter, zu anderen Kindern, die meine Hilfe brauchen. Aber bis dahin – wie wäre es, wenn wir uns jeden Abend eine kleine Geschichte ausdenken? So vertreiben wir die Angst.“
Natalies Augen leuchteten.
„Das klingt toll! Was für eine Geschichte soll ich dir erzählen?“
Ronald lachte: „Wie wäre es mit einer über ein kleines Mädchen, das sich mit einem Gespenst anfreundet?“
Natalie kicherte und fing an, sich eine Geschichte auszudenken. Während sie erzählte, merkte sie kaum, wie die Minuten vergingen und wie ihre Augen langsam schwer wurden. Ronald blieb die ganze Zeit bei ihr und hörte geduldig zu, bis sie schließlich in einen friedlichen Schlaf sank.
In den nächsten Tagen und Nächten wurde Ronald zu einem vertrauten Begleiter für Natalie. Jeden Abend, wenn ihre Eltern das Licht ausmachten und die Dunkelheit sich im Zimmer ausbreitete, wartete sie gespannt auf das schimmernde Erscheinen ihres neuen Freundes. Gemeinsam erzählten sie sich Geschichten, und Ronald zeigte ihr, wie schön und ruhig die Nacht sein konnte.
Eines Abends jedoch, als Natalie wieder die Hand ihres schwebenden Freundes griff, fühlte sie sich plötzlich anders. Das Zimmer war dunkel, ja, aber die Angst, die sonst immer in ihrem Bauch gekribbelt hatte, war weg. Stattdessen empfand sie die Dunkelheit als angenehm und beruhigend.
„Ronald“, begann sie nachdenklich, „ich glaube... ich habe keine Angst mehr.“
Ronald lächelte stolz und nickte.
„Das dachte ich mir schon, Natalie. Du bist mutiger geworden. Ich wusste, dass du das schaffst.“
„Wirst du dann jetzt... gehen?“, fragte sie mit einem kleinen Kloß im Hals.
„Ja“, sagte Ronald sanft. „Es gibt noch andere Kinder, die meine Hilfe brauchen. Es ist Zeit für mich, weiterzuziehen.“
Natalie spürte eine leichte Traurigkeit aufsteigen, aber gleichzeitig auch eine große Dankbarkeit.
„Ich werde dich vermissen, Ronald,“ flüsterte sie.
„Und ich werde dich immer im Herzen behalten“, antwortete Ronald und legte eine schimmernde Hand auf ihre Schulter. „Vergiss nie, dass du mutig bist und dass das Dunkle nichts ist, vor dem du dich fürchten musst.“
Mit einem letzten, freundlichen Lächeln begann Ronald langsam zu verblassen, bis er schließlich vollständig verschwand. Natalie blieb noch eine Weile wach und blickte in die Dunkelheit. Sie spürte die Ruhe und Geborgenheit, die Ronald ihr gezeigt hatte.
Von dieser Nacht an brauchte Natalie kein Licht mehr, um einzuschlafen. Sie wusste, dass sie in der Dunkelheit sicher war – und dass es irgendwo da draußen einen kleinen Freund gab, der anderen Kindern half, ihre Angst zu überwinden.
Und immer, wenn Natalie sich allein fühlte, dachte sie an Ronald und wusste, dass Freundschaft und Mut ihr den Weg erleuchten konnten, selbst in der dunkelsten Nacht.
In einem Dorf auf dem Land lebte ein Junge. Er hieß Björn. Björn war ein großer Fußballfan. Jedes Spiel seiner Lieblingsmannschaft sah er sich im Fernsehen an. Und immer freute er sich, wenn die Wildvögel, so hieß seine Lieblingsmannschaft, gewannen. Ja, nichts wünschte Björn sich sehnlicher, als eines Tages in der Juniorenauswahl zu spielen und es seinen großen Idolen nachzumachen. Die Sache hatte nur einen Haken – Björn war ziemlich unsportlich. Er sah zwar cool aus mit seinen zotteligen braunen Haaren, aber er konnte sich nicht gut bewegen. Wenn er lief, dann humpelte er.
Heute war Sportunterricht in der Schule. Die Jungs standen schon fertig in der Umkleide und bereiteten sich auf das wöchentliche Training vor. Wie immer sollte heute Fußball gespielt werden, und der Platz war gerade frisch hergerichtet.
Normalerweise mochte Björn das auch. Aber immer, wenn es heraus ging auf das Feld, geriet er ins Träumen und vergaß darüber hinaus das Training.
„So, Kinder“, sagte der Sportlehrer, als alle Schüler versammelt waren. „Heute machen wir ein Testspiel. Und ich kann euch etwas verraten – die drei Besten von euch werden nächste Woche bei der Juniorenmeisterschaft aufgestellt werden.“
„Wow“, machte Lasse, ein Mitschüler von Björn. „Ich bin bestimmt dabei.
„Ich auch“, rief Jens, ein weiterer Mitschüler von großer, sportlicher Statur.
„Ich weiß, wer garantiert nicht dabei sein wird“, mischte sich dann Maik ein, ein frecher Klassenkamerad, der Björn auch direkt zu Boden warf. „Unsere humpelnde Trantüte Björn.“
„Was suchst du eigentlich hier“, meinte Jens zu Björn. „Wir spielen Fußball und nicht mit Murmeln.“
„Ich weiß, was Fußball ist“, versuchte Björn sich zu verteidigen, während er sich wieder hochrappelte. „Ich sehe jedes Spiel der Wildvögel.“
„Ach, du Traumtänzer“, meinte Lasse. „Du weißt doch nicht mal, wie der Ball aussieht. Fußball ansehen und Fußball spielen sind zwei verschiedene Paar Schuhe.“
„Ruhe!“, ermahnte der Lehrer die streitenden Schüler. „Stellt nun eure Mannschaften auf. Wer möchte wählen?“
Und gleich meldeten sich Jens und Lasse als Mannschaftskapitäne. Alle Schüler wurden dann der Reihe nach aufgerufen von ihnen – einer für die eine Mannschaft, der andere für die andere Mannschaft und so weiter, bis fast alle durch waren. Nur Björn blieb als Letzter übrig.
„Oh, Mann“, fluchte Jens. „Mit Björn verlieren wir doch. Dann kriegen wir aber ein Tor Vorsprung.“
Lasse warf Jens einen abwertenden Blick zu.
„Hört auf zu zanken“, mahnte der Lehrer.
Und wenig später ging das Spiel auch schon los. Jens und seine Mannschaft haben natürlich – obwohl Björn bei ihnen spielte – kein Tor Vorsprung bekommen. Und so war es nicht verwunderlich, dass der Ball an Björn vorbeirauschte und schon nach wenigen Minuten das 1:0 für die Mannschaft von Lasse fiel.
„Ja!“, jubelte Lasse. „Wusste ich doch, dass die Trantüte keinen Ball halten kann.
„Los!“, rief Jens zu einem seiner Mitspieler. „Spiel mir den Ball zu. Ich steh frei.“
Björn versuchte dummerweise, seinem eigenen Mitspieler den Ball wegzunehmen. Zaghaft humpelte er übers Feld, und dann fiel er hin. Die gegnerische Mannschaft schoss in der Zwischenzeit das zweite Tor. Und wieder hackten die Leute um Björns Mannschaft auf ihm herum, und das, obwohl Björn gar nichts dafür konnte.
Nach zweimal 45 Minuten endete das Spiel in einem sagenhaften 7:2 für die Mannschaft von Lasse, also die Mannschaft, in der Björn nicht spielte. Die andere Mannschaft hatte ihre zwei Ehrentreffer dem Mannschaftskapitän Jens zu verdanken, der in der letzten Minute noch zwei Tore schoss.
Lasse freute sich natürlich über den Sieg seiner Mannschaft. Und die anderen hackten weiter auf Björn herum.
„Ihr seid blöd“, meinte Björn dann nur leise.
Ohne dass es ihm erlaubt war, entfernte er sich leise vom Sportplatz und huschte ab in den nahegelegenen Wald. Verärgert irrte er dort herum. Er ärgerte sich, dass seine Mitschüler so unfair zu ihm waren und ihm keine Chance ließen. Es war ja wahr, er war in Sport wirklich eine Niete. Aber er wäre gerne so gut wie die anderen. Eigentlich ärgerte sich Björn auch nicht, sondern er war traurig. Nicht bloß, weil er schlecht spielte, sondern weil ihn anscheinend keiner mochte. Er mochte jedenfalls nicht mal mehr vom Lehrer hören, wer nun die besten drei des Spiels waren, die die Chance hatten, in der Juniorenmeisterschaft zu spielen. Er war es jedenfalls nicht, das wusste er.
Als Björn so durch den Wald schlenderte, sah er plötzlich etwas auf dem Boden liegen. Sachte hob er es auf. Es sah aus wie eine Münze, aber nicht wie eine gewöhnliche Münze. Es sah sehr geheimnisvoll aus und hatte ganz merkwürdige Symbole eingraviert.
Kaum dass Björn diese Münze in den Händen hielt, begann sie auf einmal leuchtend zu glänzen. Voller Schrecken ließ Björn die Münze fallen.
Und dann geschah das Unfassbare: Eine Fee, so groß wie Björn selbst, erschien ihm plötzlich. Sie hob die Münze auf und gab sie Björn wieder in die Hand.
„So, du willst also ein Fußballmeister werden, wie ich höre“, sagte sie.
„Wer bist du?“, wollte Björn wissen. Er war so nervös, dass er fast kein Wort heraus brachte.
„Ich heiße Najun“, sagte die Fee. „Ich bin eine gute Fee und ich bin hier, um dir deinen Wusch zu erfüllen.“
Björn konnte fast nicht glauben, was er da hörte. „Wie meinst du das?“, sagte er.
„Dieses Amulett musst du immer bei dir tragen“, antwortete die Fee. „Spiele in der kommenden Woche in eurem Sportunterricht, und dein Lehrer wird deine Talente entdecken, die in dir schlummern. Du wirst das Spiel haushoch gewinnen, du alleine. Und er wird dich aufstellen für die Juniorenmeisterschaft Ende der kommenden Woche. Tu wie ich es dir sage, dann wirst du der König des Fußballs sein.“
Und schon in der nächsten Sekunde verschwand die Fee wieder.
Björn wusste jetzt nicht, was er machen sollte. Er wusste nicht mal, ob das gerade wirklich passiert war, oder ob er das träumte. Er wusste doch, dass er unsportlich war. Wie konnte es sein, dass er das nächste Schulspiel gewinnt, und dann in die Juniorenmannschaft darf?
Vorsichtig nahm er das Amulett in seine Tasche. Dann ging er langsam nach Hause.
Die Tage vergingen, ohne dass sich etwas Nennenswertes tat. Björn übte viel, aber er humpelte noch immer. Er lief auf die Felder und joggte stundenlang, aber noch immer humpelte er. Er kickte einen Ball, den er hatte, stundenlang in der Gegend herum, aber nur ganz selten traf er ihn, und das, obwohl er dabei ganz alleine war und niemand bei ihm war, der ihm den Ball hätte wegnehmen können.
Nun war heute der Tag gewesen, an dem wieder Sportunterricht war. Wieder hackten die Mitschüler auf Björn herum. Wieder wurde er als Letzter in eine der Mannschaften gewählt.
Aber als das Spiel los ging, schien diesmal alles anders zu sein. Björn schien gar nicht mehr zu humpeln. Schnell hechtete er dem Ball hinterher. Er nahm seinem Gegenspieler den Ball ab und schoss schon in der dritten Minute das erste Tor. Und keine zwei Minuten später brachte er seine Mannschaft mit zwei Toren in Vorsprung.
Lasse, der in der Gegenmannschaft von Björn war, schoss dann dummerweise das 2:1 und den Ausgleich. Aber das juckte Björn nicht. Er war jetzt mit Feuereifer dabei und spielte munter weiter. Bald schon fiel das 3:2 für seine Mannschaft. Und nach der regulären Spielzeit ging das Spiel für Björns Mannschaft mit 5:3 aus. Drei Tore davon hat Björn geschossen.
Der Jubel war groß.
„He, ich glaub’s ja nicht“, kam Lasse an, der in Björns gegnerischer Mannschaft war. „Wo hast du so schnell so Fußballspielen gelernt. Du hast echt toll gespielt.“
„Das meinst du doch nicht so“, mutmaßte Björn.
„Nein, ehrlich“, sagte Lasse. „Ihr habt verdient gewonnen. Das war große Klasse.“
„Danke“, sagte Björn schüchtern, während er seine Münze in seiner Tasche fest hielt – die Münze, von der nur er etwas wusste und keiner sonst.
„Hör mal, Björn“, sagte der Lehrer. „Ich weiß nicht, wo du das gelernt hast, aber ich möchte, dass du übermorgen beim Turnier mitspielst. Du bist der Hoffnungsträger unserer Junioren. Was sagst du?“
„Ich... weiß nicht“, stotterte Björn.
„Komm schon“, meinte Jens. „Das war toll. Wenn du spielst, können wir gewinnen.“
Björn ließ sich überreden und sagte noch am selben Tag zu, dass er in zwei Tagen bei der Meisterschaft mitspielen würde. Immerhin war dies immer sein Traum.
Der Tag rückte näher. Im Sportunterricht wurde extra trainiert, und jedes Mal spielte Björn großartig. Die ganze Hoffnung der Juniorenmeisterschaft lastete nun auf ihm.
Und auch Björn schaffte es, in der Zeit immer selbstbewusster zu werden. Bald gestand er sich ein, dass er wirklich gut im Fußball war. Und bald schon vergaß er, dass er je humpelte.
Und dann war es soweit. Im nahegelegenen Stadion – es fasste immerhin mehrere hundert Zuschauer – waren die Leute schon versammelt. Björn, Lasse und Jens waren die drei Ausgewählten aus der Schulmannschaft, die bei der Juniorenmannschaft zusammen im Team spielten. Schnell wurden noch einige Taktiken durchgesprochen, und dann ging es auch schon raus aufs Spielfeld.
Der Jubel war groß als die Mannschaften einliefen. Es gab sogar ein kleines Feuerwerk im Vorfeld des Spiels.
Aber auf einmal fasste Björn sich in seine Hosentasche und stellte fest, dass sein Amulett, seine Münze weg war, die ihm den großen Wunsch erfüllen sollte, der König des Fußballs zu werden.
„Ach, du Schande“, sagte er.
„Was ist denn“, hetzte Lasse.
Björn druckste herum.
„Hört mal, ich kann nicht versprechen, dass das jetzt so klappt wie in den letzten Tagen.“
„Du bist bloß nervös“, meinte Jens. „Geht uns allen so. Gib einfach dein Bestes.“
Daraufhin wurde das Spiel angepfiffen.
Was sollte Björn bloß tun? Wie sollte er ohne seinen Glücksbringer spielen? Wie sollte er den anderen sagen, dass er jetzt wieder schlecht spielt, weil er sein Glücksamulett nicht bei sich trug? Björn wusste nicht ein noch aus und zitterte am ganzen Körper.
Nach wenigen Minuten kam der erste Pass zu ihm. Seltsamerweise schoss er souverän den Ball weiter, passte ihn zu Lasse, der kurz darauf das erste Tor schoss.
Jubel brach aus. Björns Mannschaft führte 1:0.
Dann ging es direkt weiter.
Wie konnte das sein? Björn hatte sein Amulett nicht da, und dennoch gelang es ihm, den Ball so abzuspielen, dass ein Tor für seine Mannschaft dabei herauskam. Björn schaute stutzig.
Wieder passte einer aus seiner Mannschaft zu ihm. Björn stand nicht im Abseits, nur wenige Meter vom gegnerischen Tor entfernt. Jetzt wollte er es wissen – Schuss und... Tor. Björn schoss seine Mannschaft in den Vorsprung von zwei Toren.
Wieder Jubel. Björn und seine Mannen ließen die gegnerische Mannschaft ganz schön alt aussehen.
Etwa 25 Minuten des Spiels waren schon gelaufen, und Björns Mannschaft führte jetzt 2:0.
Da plötzlich – einer der Gegner nahm Lasse den Ball weg, stürmte aufs Tor zu – und 2:1. Jetzt hieß es für Björn und seine Jungs die Führung verteidigen, möglichst noch einen Treffer zu erzielen.
Und das gelang auch. Björn schoss ein weiteres Tor. Und das ganz ohne sein Amulett. Wie konnte das nur sein?
3:1 war der Stand in der Halbzeit.
„Sehr gut, Björn“, lobte Lasse den Jungen. „Weiter so. Wir müssen sehen, dass wir jetzt keinen mehr reinkriegen, dann haben wir das Turnier so gut wie gewonnen.“
Die zweite Halbzeit begann. Aber mit einem Mal spürte Björn wieder dieses Stechen in seinem Fuß. Er spürte, dass er mit einem Mal wieder anfing zu humpeln. Mehr oder weniger Hilflos humpelte er über den Platz.
Lasse und Jens bemerkten dies natürlich. „Was ist, Björn, musst du raus?“
Aber Björn wollte tapfer sein. Ob mit oder ohne das Amulett. Ob mit oder ohne die Fee, die er traf.
„Ich mach weiter“, sagte er.
Dann fiel ein weiteres Tor für die gegnerische Mannschaft. Jetzt stand es nur noch 3:2. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Fünf Minuten vor Schluss schossen die Gegner den Ausgleich, dann das 4:3 gegen Björns Mannschaft.
Dann der Schlusspfiff. Die Mannschaft, in der Björn, Lasse und Jens spielten, verlor knapp.
Die Zuschauer klatschten und jubelten.
„Mist!“, meinte Björn, als Lasse ankam.
„Mann, ist doch nicht schlimm“, sagte Lasse. „Du hast ein klasse Spiel abgeliefert. Auch wenn wir verloren haben. Glaub mir, da lässt sich was draus machen.“
„Ja, genau“, bestätigte Jens. „Wir üben fleißig mit dir für die Meisterschaften nächstes Jahr.“ Er klopfte Björn auf die Schultern. „Und dann holen wir den Pokal.“
Wie es auch ausging, alle gingen anschließend zu einer Riesenfeier mit Pizza und gegrillten Hamburgern. Das Turnier war ein voller Erfolg – auch für Björn, der sich das alles aber noch nicht so recht eingestehen musste.
Für einige Minuten lief er dann wieder in den nahegelegenen Wald. Da wartete auch schon die Fee auf ihn.
„Hallo, Björn“, begrüßte sie ihn. „Ich habe dich beobachtet. Du hast toll gespielt.“
„Aber ich hatte das Amulett nicht dabei“, sagte Björn. „Wenn ich es gehabt hätte, dann hätten wir gewonnen.“
„Ach, Björn“, machte die Fee, während sie einen Arm um seine Schulter legte. „Sieh mal, deine Kraft steckt doch nicht in irgendeinem Amulett. Du trägst sie in dir. Und du hast Mannschaftsgeist bewiesen. So wie Jens und Lasse auch. Sie stehen zu dir, auch wenn ihr nicht gewonnen habt. Denk doch mal, was du stattdessen gewonnen hast.“
Björn dachte nach.
„Ich habe zwei neue Freunde“, sagte er dann kleinlaut.