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MILLIARDÄR SUCHT TRAUMFRAU James Drummond braucht dringend eine Ehefrau - sonst platzt sein Milliardendeal in Singapur. Als der gefürchtete Investor auf einer Party Fiona kennenlernt, lädt er die verführerische Geschäftsfrau noch am selben Abend auf sein Schloss in den Highlands ein, um sie in eine Zweckehe zu locken. Rasch gipfelt die erotische Spannung zwischen ihnen in einer wilden, fieberhaften Liebesnacht - und einem romantischen Heiratsantrag. Doch bevor Fiona ihr Jawort gibt, will sie eine Wette mit ihm abschließen. Um einen Einsatz, der weit höher ist, als James glaubt … IN DEN HÄNDEN DES MILLIARDÄRS Er ist genauso unwiderstehlich wie damals! Aber warum ist der umschwärmte Sänger und Milliardär Malcolm Douglas zu ihr gekommen? Reicht es nicht, dass er ihr schon einmal das Herz gebrochen hat? Doch als er Celia den Grund nennt, verschlägt es ihr die Sprache ZURÜCK IM BETT DES MILLIARDÄRS Wir verloben uns. Gemma traut ihren Ohren nicht. Hat Gabriel Messena das wirklich zu ihr gesagt? Der arrogante Milliardär, mit dem sie vor sechs Jahren eine einzige heiße Nacht verbracht hat? Aber Irrtum ausgeschlossen: Gabriel braucht wirklich eine Verlobte an seiner Seite, um die Verhältnisse in dem Schmuckimperium zu seinen Gunsten klären. Und wenn sie schon verlobt sind, ist es für ihn nur logisch, dass sie das Bett teilen - für Gemma ein erotischer Tanz auf dem Vulkan! Denn ihre neu erwachende Leidenschaft bringt ihr größtes Geheimnis in Gefahr … DAS ANGEBOT DES MILLIARDÄRS Eine Million Dollar! William Delaney bietet Ava eine Unsumme, damit sie den Sommer mit ihm und seiner kleinen Nichte verbringt. Weil das Waisenmädchen sich ihr allein öffnet - und weil es zwischen William und ihr verheißungsvoll knistert. Zwar beschließt die schöne Lehrerin, Privatleben und Job zu trennen, doch als William ihr verführerisch Komplimente ins Ohr flüstert, übernimmt das Verlangen die Regie. Ein Fehler? Schließlich hat sie sich geschworen, ihr Herz auf keinen Fall an einen Playboy zu verlieren, der "Für immer" nur aus den Märchenbüchern seiner Nichte kennt …
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Seitenzahl: 794
Veröffentlichungsjahr: 2016
Jennifer Lewis, Catherine Mann, Fiona Brand, Sara Orwig
Unverschämt & reich - leidenschaftliche Milliardäre 2
Jennifer Lewis
Milliardär sucht Traumfrau
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2013 by Jennifer Lewis Originaltitel: „A Trap so Tender“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1795 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Sabine Bauer
Fotos: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733720094
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Ihr Gegner war mehr als attraktiv, das musste Fiona sich eingestehen. Mit schiefergrauen Augen, dunklen Haaren und aristokratischen Gesichtszügen war er jeder Zoll ein schottischer Gutsherr.
Sie schüttelte ihm die Hand. „Freut mich, dass wir uns kennenlernen. Ich bin Fiona Lam.“
„James Drummond.“
Ich weiß. Sie lächelte ihr bezauberndstes Lächeln.
Sein Händedruck war fest, die Haut angenehm kühl. Nur fühlte sich ihre eigene Hand plötzlich so seltsam heiß an, dass sie sie am liebsten zurückgezogen hätte.
Das Partytreiben um sie herum verblasste. Eine international operierende Bank hatte zu dem Cocktailempfang eingeladen, aber in diesem Moment hatte Fiona kein Auge für die anderen teuer gekleideten Gäste. „Ich bin neu in Singapur“, erklärte sie. „Gerade von San Diego hierhergezogen.“
„Wirklich?“ Interessiert zog er die elegant geschwungenen Augenbrauen hoch.
„Ich habe mein Geschäft verkauft und halte nach neuen Möglichkeiten Ausschau. Arbeiten Sie hier?“
„Gelegentlich“, antwortete er, ohne ihre Hand loszulassen. Kein Wunder, dass er als Frauenheld galt. „Ich habe einen Landsitz in Schottland.“
Sie hatte von seinen herrschaftlichen Ländereien gehört, interessierte sich jedoch nicht dafür. Ihre Hand wurde immer heißer, und ein unliebsames Prickeln erfasste ihren Körper.
Sie drückte fest zu, und mit einem verbindlichen Lächeln ließ er die Hand los.
„Schottland soll sehr schön sein.“
„Wenn man neblige Heidelandschaften mag.“ Der Blick aus seinen stahlgrauen Augen verriet nicht die geringste Gefühlsregung. Sicher einer der Gründe, weshalb er im Geschäftsleben als gefürchteter Gegner galt.
„Und Sie mögen sie wohl nicht besonders?“, fragte sie.
„Ich bin dort aufgewachsen und habe mir nie Gedanken darüber gemacht. Möchten Sie etwas trinken?“
„Champagner, bitte.“
Als er sich umwandte, um einen Kellner herbeizurufen, fühlte sie sich regelrecht erleichtert. James Drummond schien ein Mann zu sein, der intensive Gefühle weckte. Was aber okay war – sie brauchte ihn ja nicht zu mögen.
Aber er musste sie mögen!
Er kam mit zwei Champagnergläsern wieder und reichte ihr eines. Niemand hatte sie vorgewarnt, dass er so irritierend gut aussah. Ihrer Erfahrung nach waren die meisten Risikokapitalanleger Männer über sechzig mit grauen Schläfen. Sie nippte an ihrem Glas, und die feinperlige Flüssigkeit kribbelte eigenartig in ihrem Hals. Alkoholische Getränke waren nicht unbedingt ihre Welt, aber natürlich wollte sie sich den Anschein feiner Lebensart geben. Der Lebensart, die ein Mann wie er gewohnt war.
„Und was führt Sie nach Singapur?“, wollte er wissen.
„Wie gesagt, ich suche nach neuen geschäftlichen Möglichkeiten.“
„Ich bin auch geschäftlich hier. In welcher Branche sind Sie tätig?“
„Die Firma, die ich verkauft habe, stellt Aufkleber her, die gute Laune verbreiten. Smileworks.“ Normalerweise lächelten die Menschen bei diesem Namen. Sie selbst lächelte auch, und der Verkauf der Firma machte sie noch immer ein bisschen traurig. Nicht allerdings das viele Geld, das sie dafür bekommen hatte.
„Ich habe davon gelesen. Glückwunsch! Ein guter Deal.“ Seine Augen funkelten aufmerksam.
„Danke! Es hat Spaß gemacht, die Firma aufzubauen. Aber jetzt ist es Zeit für etwas Neues.“
„Und was schwebt Ihnen da so vor?“, fragte er interessiert und beugte sich näher zu ihr.
Sie zuckte die Schultern. Ärgerlicherweise hatten sich ihre Brustspitzen unter dem schwarzen Cocktailkleid aufgerichtet! Jetzt konnte sie nur hoffen, dass es ihm nicht auffiel. „Weiß noch nicht. Mal sehen, was mich anspricht.“
Im Moment war das ganz eindeutig James Drummond in seinem anthrazitfarbenen Anzug. Ihre Fantasie ging mit ihr durch, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Gerade weil er so reserviert wirkte, erschien ihr der Gedanke, ihm das blütenweiße Hemd vom Leib zu reißen oder die Haare zu zerwühlen, ganz besonders verlockend.
Natürlich war es keine gute Idee, mit dem Gegner ins Bett zu gehen, aber ein kleiner Flirt würde sicher nicht schaden. Sie musste sein Vertrauen gewinnen und herausfinden, wie sie die Fabrik ihres Vaters zurückkaufen – oder, wenn es sein musste, auch stehlen – konnte.
Wieder nippte sie an dem ungewohnten Getränk. Jetzt galt es, voll konzentriert zu bleiben. Ihr Dad brauchte sie; endlich konnte sie ihm beweisen, wie wichtig er ihr war. Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass sie neuntausend Meilen voneinander entfernt lebten und sie einen anderen Mann Daddy nannte.
Auf die ersten beiden Jahrzehnte ihres Lebens hatte sie keinen Einfluss nehmen können – auf das, was jetzt kam, schon. Und genau das hatte sie auch vor. Sie würde einiges von dem, was Walter Chen widerfahren war, wiedergutmachen. Und bei dem Unrecht, das auf James Drummonds Konto ging, würde sie anfangen.
Gemeinsam verließen Fiona und James die Cocktailparty. James’ Fahrer brachte sie ins Rain, ein angesagtes Spitzenrestaurant, in dem man nur mit den entsprechenden Beziehungen einen Tisch bekam.
„Schön ist es hier! Ich wusste gar nicht, dass Singapur ein so vielfältiges Nachtleben hat.“ Sie sah sich in dem minimalistisch dekorierten und grün beleuchteten Restaurant um. „Wahrscheinlich sollte ich wirklich mehr ausgehen.“
„Man muss den vielen Menschen, die hier arbeiten, schon etwas bieten, damit sie nicht alle irgendwo anders hinfliegen.“
Er saß ihr gegenüber und sah sie wohlgefällig an. Was für eine angenehme Überraschung, mit einer so schönen Frau zu Abend zu essen! Dabei kannte er sie erst seit ein paar Stunden. Fiona interessierte ihn. Ihr Unternehmen, Smileworks, hatte international Furore gemacht – zum einen mit modernen ansprechenden Designs, zum anderen mit neuen, unkonventionellen Anbringungsmöglichkeiten der Aufkleber, zum Beispiel auf Wänden. Dass sie die Firma bereits wieder verkauft und dabei einen Millionengewinn gemacht hatte, beeindruckte ihn sehr.
Und sie war nicht nur klug, sondern auch ausgesprochen attraktiv – mit ausdrucksvollen dunklen Augen unter geschwungenen Brauen und einem Mund, der zum Küssen einlud.
Ihr amerikanischer Akzent war sicher nur eines ihrer Geheimnisse. Sie verkörperte voll und ganz den Typ Frau, den er sich vorstellen konnte zu heiraten.
Und er musste heiraten.
Der Kellner brachte die glänzend schwarz eingebundenen Speisekarten.
Mit gesenkten Lidern las Fiona darin. Dann sah sie James mit ihren strahlenden Augen an. „Können Sie mir etwas empfehlen?“, erkundigte sie sich.
„Es ist alles sehr gut, aber den Seeigel finde ich ganz besonders lecker.“
„Ich hatte ja keine Ahnung, dass Seeigel essbar sind!“, erwiderte sie verblüfft.
Als der Kellner den Wein eingegossen hatte, beugte James sich zu ihr. „Beim letzten Mal hatte ich Taube. War auch sehr gut. Die Köche hier können wirklich alles unglaublich köstlich zubereiten. Wahrscheinlich wäre hier sogar Sumpfgras eine Delikatesse.“
„Kurz angebraten, mit Salz, Pfeffer und einer Spur Knoblauch?“, fragte sie vergnügt, und ihre Augen funkelten. Dann nippte sie an ihrem Wein. „Sehr gut.“
Er lächelte. „Für vierhundert Dollar pro Flasche darf man das auch erwarten. Ich trinke ihn sehr gerne.“
„Sie verbringen mehr Zeit in Singapur als in Schottland?“, wollte sie wissen, während sie sich die Serviette auf den Schoß legte.
„Ja. Schottland ist in geschäftlicher Hinsicht nicht gerade der Nabel der Welt.“ Eigentlich komisch, dass sie ihn nicht gefragt hatte, was genau er machte. Richtiggehend herzerfrischend! Da sie neu in Singapur war, hatte sie anscheinend noch nichts von ihm gehört, was ebenfalls ein Vorteil war. Denn allmählich war er es leid, den Leuten zu erklären, dass Risikokapitalanleger keine Aasgeier waren, beziehungsweise dass Geier zum Kreislauf des Lebens dazugehörten. „Außerdem … heutzutage kann man von überall aus arbeiten. Ich mache viel übers Internet.“
„Ich auch, aber es geht nichts darüber, den Menschen von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen.“
Fionas Gesicht jedenfalls war zauberhaft. Die glatte, sanft schimmernde Haut bildete einen reizvollen Kontrast zu den dichten dunklen Haaren, die ihr fast bis auf die Schultern reichten. Es fiel ihm schwer, nicht die Hand nach ihr auszustrecken und sie zu streicheln.
Aber wenn alles nach Plan lief, würde er das schon bald tun dürfen.
„Seltsam, dass Sie einen schottischen Vornamen haben, wo doch gar nichts Schottisches an Ihnen ist.“
Mit hochgezogenen Brauen sah sie ihn leicht herausfordernd an. „Oh, ich mag Karos. Vor ein paar Tagen habe ich mir sogar Schuhe mit Karomuster gekauft. Was ist an Ihnen schottisch?“
„Gute Frage. Ich kann mich nicht erinnern, dass das schon mal jemand hat wissen wollen. Aber ich glaube, ich bin der einzige Mensch, der Single Malt Whisky wirklich mag.“
Sie zog die Nase kraus. „Mir ist jedenfalls noch niemand außer Ihnen begegnet. Ich habe das Zeug mal probiert, und ehrlich gesagt reicht mir ein Mal.“
„Ich betrachte den Whisky mit gebührendem Respekt, denn er hat einen beachtlichen Teil meiner Vorfahren auf dem Gewissen.“
„Waren sie Trinker?“
„Trinker, Kämpfer, zu schnelle Fahrer – alles Männer, die sich vor lauter Übermut in ihr Unglück stürzten.“
Ihre Augen funkelten neugierig, und die Erregung, die er schon die ganze Zeit gespürt hatte, machte sich deutlicher bemerkbar.
„Und Sie sind anders?“, fragte sie.
„Ich ziehe es vor, gut auf mich achtzugeben.“
Als Reaktion hätte er ein Lachen erwartet oder zumindest ein Lächeln, aber Fiona dachte einfach nur über seine Worte nach. „Ich glaube, das ist vernünftig. Haben Sie Angst, so zu enden wie Ihre Vorfahren?“
„Eigentlich nicht. Obwohl ich neuerdings ständig E-Mails und Briefe einer angeheirateten Cousine aus Amerika bekomme, die unbedingt einen alten Fluch von uns Drummonds abwenden will. Dazu müssen anscheinend drei Teile eines verloren gegangenen Pokals wieder zusammengesetzt werden.“
Erstaunt sah sie ihn an. „Ein Fluch, sagen Sie? Meinen Sie, da ist was dran?“
„An solchen Unsinn glaube ich nicht.“
„Aber wenn Ihre Vorfahren das Unglück regelrecht angezogen haben – vielleicht ist das Ganze dann doch nicht aus der Luft gegriffen.“ Sie machte eine kurze Pause. „Wo soll dieser Pokal denn sein?“
„In der letzten E-Mail meiner Cousine steht, dass zwei Teile bereits gefunden wurden. Eines war im Haus ihres Zweigs der Familie in New York – sie ist wie gesagt eine eingeheiratete Drummond –, das andere gehörte zu einem dreihundert Jahre alten Piratenschatz eines vor Florida gesunkenen Schiffes. Meine Cousine glaubt, dass das dritte Teilstück von einem meiner Vorfahren zurück nach Schottland gebracht wurde.“
„Das klingt ja spannend!“ Als sie sich zu ihm beugte, nahm er ihre verführerisch blumige Duftnote war. „Und … werden Sie danach suchen?“
Durch ihre offensichtliche Begeisterung wurde auch sein Interesse an der Sache geweckt. Dabei hatte er die ständigen Bitten seiner Cousine und die seiner Tante Katherine Drummond beinahe schon wieder vergessen. Nicht einmal darauf geantwortet hatte er. „Ich weiß nicht. Finden Sie, ich sollte?“
„Unbedingt. Das klingt alles so romantisch.“ Ihre Augen funkelten vor Begeisterung.
Romantik war gut. Soweit es Fiona betraf, hatten sich seine Gedanken und Wünsche bereits deutlich in diese Richtung verlagert. Ihr schwarzes Cocktailkleid betonte ihre schlanke, überaus ansprechende Figur. „Diese Cousine glaubt, das Teilstück befindet sich auf meinem Anwesen in Schottland. Sogar eine Belohnung hat sie ausgesetzt. Ich musste einen Sicherheitsdienst beauftragen, um die Schatzsucher davon abzuhalten, den Rasen umzugraben und auf die Zinnen zu klettern.“
Fiona lachte. „Und Sie selbst haben noch gar nicht danach gesucht?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich kenne bessere Wege, ein paar Tausend Dollar zu verdienen.“
„Aber das ist doch ein echtes Abenteuer.“ Sie strahlte, ja glühte regelrecht. Und auch seine eigene Körpertemperatur schien anzusteigen. Er widerstand gerade noch dem Impuls, seine mit einem Mal zu enge Krawatte zu lockern.
„Irgendwie finde ich, die Suche ist es wert“, sagte sie. „Wer weiß, was für fabelhafte Dinge passieren, wenn das Teil gefunden und der Pokal tatsächlich wieder zusammengesetzt wird!“
„Ich bin auch so mit meinem Leben zufrieden.“
„Trotzdem … Ich wette, es gibt mindestens einen verbesserungswürdigen Aspekt.“
Ja, den gab es in der Tat: Er brauchte eine Ehefrau. Natürlich würde er ihr das nicht auf die Nase binden. Aber in Singapurs konservativ orientierter Businesswelt wurde ein sechsunddreißigjähriger unverheirateter Mann mit einer gewissen Skepsis betrachtet. Einmal hatte sich ein potenzieller Geschäftspartner aus einem vielversprechenden Projekt zurückgezogen – weil er James’ Lebensstil missbilligte.
Aber was hieß schon Lebensstil? Nur weil er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte und unabhängig Entscheidungen traf, war er noch lange kein Weiberheld. Aber auch wenn er zurzeit immer nur eine Frau datete, hatte sich die Anzahl über die Jahre ganz beachtlich summiert.
An Frauen, die bereit waren, ihn zu heiraten, bestand nun wirklich kein Mangel. Sie waren auf seine Ländereien in Schottland und sein beträchtliches Vermögen scharf. Doch was er wirklich brauchte, war eine ebenbürtige Partnerin, die in jeder Situation einen kühlen Kopf behielt. Eine Frau, der er vertrauen konnte und mit der er die vertragliche Vereinbarung treffen konnte, die eine moderne Ehe für ihn bedeutete.
Eine Frau wie Fiona Lam?
Mit der Zungenspitze leckte sie einen Tropfen Wein von ihrer Unterlippe. Welch erregender Anblick!
Er atmete tief durch und zog sein Jackett aus. Fiona war eine sehr attraktive Frau, wobei ihre Intelligenz sie für ihn noch anziehender machte als ihre wohlgeformten Lippen oder schlanken Beine.
„Oder täusche ich mich da?“ Sie lehnte sich zurück und musterte ihn. „Gibt es irgendetwas, was Sie sich wünschen, aber noch nicht haben?“
Er lachte. „Oh ja! Das ist mein Antrieb, jeden Morgen aufzustehen.“
„Und was ist es? Der Reiz der Jagd …?“
„… lässt das Herz eines Risikokapitalanlegers höher schlagen.“
„Vielleicht unterscheiden Sie sich doch nicht so sehr von Ihren schottischen Vorfahren. Nur dass Sie sich für andere Dinge begeistern.“
„Damit könnten Sie recht haben. Sie waren vielleicht auf einen Hirsch aus oder auf den Besitz des Nachbarn, und ich will ein nettes internationales Unternehmen mit Wachstumspotenzial.“
„Sie sind ein unterhaltsamer Gesprächspartner.“ Leicht neigte sie den Kopf zur Seite, und die glänzenden schwarzen Haare fielen ihr auf die Schultern. „Warum haben Sie nie geheiratet?“
Er stutzte. „Wie kommen Sie darauf?“, fragte er. Wusste sie mehr von ihm, als sie zugab?
„Sie tragen keinen Ehering.“
Er entspannte sich wieder. Bei seinem Bekanntheitsgrad neigte er eben zur Vorsicht, wenn er jemanden neu kennenlernte, auch wenn es gar nicht nötig war. Außerdem konnte man die wichtigsten Daten seiner Vita in jedem Businessmagazin nachlesen. Es ging ja nicht um geheime Informationen. „Ich habe nie die Richtige getroffen.“
„Zu wählerisch?“
„So was in der Art. Außerdem ist eine Ehe keine Investition, bei der man gern ein Risiko eingeht, weil man weiß, dass man jederzeit wieder rauskommt.“
„Heraus kommt man immer, nur kann es teuer werden.“ Sie lächelte.
Er erwiderte ihr Lächeln. „Keine guten Aussichten für einen besonnenen Investor.“
„Also sind Sie zu vorsichtig, um zu heiraten?“
Er nickte. „Oder es liegt doch an unserem Familienfluch.“
Sie lachte auf, ein angenehmes Lachen mit einem hellen Klang, das ihn zu seiner Überraschung an die Kirchenglocke in seiner schottischen Heimat erinnerte.
„Ich finde, Sie sollten das fehlende Teil suchen. Das ist auch eine Art Jagd.“ Sie beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf die verschränkten Hände.
Da kam ihm eine verrückte Idee. „Machen Sie doch bei der Suche mit!“
„Was?“ Überrascht riss sie die Augen auf.
„Kommen Sie mit nach Schottland. Ich muss demnächst hinfliegen, um ein paar Grundstücksangelegenheiten zu regeln. Machen Sie doch mal Pause vom ewigen Konkurrenzkampf, und genießen Sie die frische Luft der Highlands.“
Während sie nachdachte, strahlten ihre Augen vor Begeisterung. Kein Zweifel, die Vorstellung faszinierte sie „Aber ich kenne Sie doch noch gar nicht richtig“, wandte sie ein.
„Ich bin bekannt hier in Singapur. Hören Sie sich ruhig um.“
„Und was würde ich da so erfahren?“, fragte sie und sah ihn todernst an.
„Dass ich nach meinen eigenen Regeln spiele, aber immer zu meinem Wort stehe.“ Er zögerte. „Und dass ich am glücklichsten bin, wenn sich mir neue geschäftliche Möglichkeiten bieten.“ Seinen Ruf als angeblicher Frauenheld verschwieg er lieber.
Da sie ernsthaft über sein Angebot nachdachte, spürte er sein Herz schneller schlagen, und er begriff, wie viel ihm an ihrer Zusage lag. Selbst die Aussicht auf sein großes düsteres Schloss und die vielen Aufgaben, die ihn dort regelmäßig erwarteten, erschien ihm mit Fiona als Begleiterin weitaus angenehmer.
„Gut“, sagte sie ruhig.
„Heißt das, Sie kommen mit?“, versicherte er sich ungläubig.
„Ja. Genau.“ Sie lehnte sich zurück und blieb völlig ernst. „Ich wollte schon immer mal nach Schottland, und die Suche nach dem Pokalstück finde ich ausgesprochen spannend. Außerdem habe ich im Moment eh nichts Besseres vor. Also … warum nicht?“
„Eben. Warum nicht!“ Schon nach wenigen Minuten waren die Einzelheiten der Reise besprochen. Während das Essen serviert wurde, schickte James seinem Piloten eine E-Mail.
Zum ersten Mal in seinem Leben fand er etwas anderes aufregender als einen Geschäftsabschluss. „Alles klar dann. Morgen fliegen wir.“
„Sehr gut!“ Nun fühlte sich Fiona doch leicht verunsichert. Alles ging viel schneller als erwartet! „Wer hätte das gedacht? Ich probiere Seeigel und fahre nach Schottland – und das innerhalb von nur einer Woche.“
Was würde ihr Dad sagen, wenn sie so bald nach ihrer Ankunft schon wieder abreiste? Der Hauptgrund für ihre Anwesenheit in Singapur war die Beziehung zu ihrem Vater. Die Lage hatte sich kaum so weit entspannt, dass sie vernünftig miteinander reden konnten – und jetzt reiste sie mit seinem Todfeind ans andere Ende der Welt!
Sie würde ihrem Dad ihre Absichten erklären, und er würde verstehen, dass sie es nur für ihn tat. Wie würde er sich erst freuen, wenn sie einen Plan hatte, wie sie seine Fabrik aus James Drummonds gefürchteten Klauen befreien konnte! Irgendjemand musste diesen Mann aufhalten, und sie hatte keine Angst vor ihm!
„Bleiben Sie dann bei mir?“, fragte sie. Er hatte sie gebeten, nach dem Pokal zu suchen, und natürlich würde es einen Riesenspaß machen, in seinem altehrwürdigen Schloss herumzustöbern, aber ihr Hauptziel erforderte es, in James’ Nähe zu sein.
„Selbstverständlich. Ich würde nie einen Gast einladen und mich dann aus dem Staub machen.“ Er runzelte die Stirn. „Ich muss nur Zeit für einige Treffen einplanen. Ein Landadliger wie ich darf die Leute nicht enttäuschen.“
„Ist das tatsächlich noch so?“
Er nickte. „Ja, von mir wird so einiges erwartet: Blumenarrangements beim Dorffest begutachten, an Festtagen Bankette eröffnen …“
„Klingt nicht gerade fortschrittlich“, sagte sie, fand die Vorstellung aber ausgesprochen sexy. Was nur bewies, wie verrückt sie sein musste. James jedenfalls verbrachte die meiste Zeit in Singapur, wahrscheinlich um sich alldem zu entziehen. „Lassen Sie auch Leute hinrichten, die Ihnen im Weg stehen?“, scherzte sie.
„Habe ich nie versucht.“ Um seinen ausdrucksstarken Mund spielte ein Lächeln. „Ich glaube, so sehr ist mir noch niemand in die Quere gekommen.“
Abwarten, vielleicht würde sie die Erste sein. Sie lächelte geheimnisvoll. „Stehen Sie nicht unter dem Druck, eine passende Frau und künftige Schlossherrin zu finden?“
Er lachte. „Das wagt zum Glück niemand zu fordern.“ Ernster fügte er hinzu: „Aber insgeheim denken bestimmt viele so.“
Fiona überlegte. Über sie, die Amerikanerin mit singapurischen Wurzeln, würden kaum Begeisterungsstürme losbrechen. Eine Schottin mit rotblonden Haaren würde zweifelsohne viel besser zu ihm passen.
Natürlich nahm James sie nicht mit, um ihr den Hof zu machen. Im Grunde konnte sie sich gar nicht vorstellen, warum er sich von ihr begleiten ließ. Nachdenklich betrachtete sie ihn. Seine Augen schienen zu lächeln und ließen sie … ja was? Erschauern? Aufregung, Angst und heiße Lustgefühle vermischten sich.
Ging es ihm wirklich um den Pokal? Oder wollte er nur mit ihr ins Bett?
Letzteres! Der Glanz in seinen Augen ließ kaum Zweifel daran. War er womöglich ein Frauenheld? Dann würde er aber enttäuscht sein, wenn sie sich nicht in die Liste seiner Eroberungen einreihte.
Sie kostete von ihrem Seeigel, den sie überraschend zart und wohlschmeckend fand. James verwirrte sie. Es war dringend erforderlich, dass sie sich auf ihr Ziel konzentrierte, und das war die Rückgabe der Fabrik an ihren Vater. „Mmh, schmeckt wirklich gut!“
„Hab ich ja gesagt. Jetzt wissen Sie wenigstens, dass Sie mir trauen können.“
Sie lachte, vor allem weil er das so unschuldig gesagt hatte. Wenn sie nichts von seinem Ruf als skrupellosem Kapitalhai gehört hätte – er wäre ihr einfach nur sympathisch erschienen. Jedenfalls wirkte er großzügig und begeisterungsfähig. Gut, dass sie sich im Voraus über ihn informiert hatte. „So schnell vertraue ich niemandem. Aber ich habe eine Schwäche für Abenteuer. Es freut mich riesig, nach Schottland zu kommen.“
„Wenn Sie den Pokal finden, bekommen Sie die Belohnung.“
„Das Geld würde ich für wohltätige Zwecke spenden. Nach dem Verkauf von Smileworks bin ich darauf wirklich nicht angewiesen.“
„Und was haben Sie sich als Nächstes vorgenommen?“
Das würde er noch früh genug herausbekommen! Sie zuckte mit den Schultern. „Mal sehen, wozu ich Lust habe. Mich drängt ja niemand.“ Vielleicht sollte sie ihn zu überzeugen versuchen, ihr die Fabrik zu einem symbolischen Preis zu überlassen. Ihr war eh nicht klar, was ihn überhaupt zu dem Kauf veranlasst hatte. „Und was ist Ihr nächstes Projekt?“, fragte sie.
„Im Moment finde ich Immobilien interessant. Früher oder später wird es der Wirtschaft wieder besser gehen. Dann wird der Trend mehr denn je zu größer, schöner, neuer gehen.“
„Und daraus werden Sie Kapital schlagen.“
Er nippte an seinem Wein. Ein ausdrucksstarker Mund wie seiner hätte einem Rockstar alle Ehre gemacht. „Man muss auf alles vorbereitet sein.“
Die Fabrik ihres Vaters lag mitten in einem alten Industriegebiet, in dem die meisten Gebäude inzwischen zu Lofts umgebaut waren. Sie stammte aus den Fünfzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts und sah aus wie eine überdimensionale Schuhschachtel. Bis vor sechs Wochen hatten dort achtzehn Menschen gearbeitet.
Über andere Einkommensquellen verfügte ihr Vater nicht. Mithilfe irgendwelcher Tricks hatte James die örtliche Regierung dazu gebracht, ihm die Fabrik wegen angeblicher Steuerschulden für einen Apfel und ein Ei zu verkaufen. Die Beschäftigten waren entlassen worden.
Nun stand ihr Dad kurz vor dem Ruin. Die Uhr tickte …
Früher hatte er eine Restaurantkette besessen, aber davon war offensichtlich nichts mehr übrig. Nach dem Umzug in die Vereinigten Staaten hatten ihre Mutter und sie nur noch wenig Kontakt zu ihm gehabt.
Jetzt hatte Fiona ihn wiedergefunden, aber der erfolgreiche Selfmademan von einst war kaum noch wiederzuerkennen.
Schon immer hatte sie sich gewünscht, ihm zu zeigen, wie ähnlich sie ihm war. Aber kaum hatte sie ihre ersten Millionen verdient, war ihr Erfolg von seinem Niedergang überschattet worden. Jetzt sah es so aus, als wäre sie eigens nach Singapur gekommen, um über den Mann zu triumphieren, der sie damals im Stich gelassen hatte. Dabei lagen ihre Motive genau entgegengesetzt.
Ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie war ohne ihren Dad aufgewachsen, und ganz sicher wollte sie ihn nicht noch einmal verlieren. „Ja, das finde ich auch“, bestätigte sie. „Aber darauf, dass ich mit einem Fremden nach Schottland fahre, war ich nicht vorbereitet.“
Er hob das Glas, um ihr zuzuprosten. „Dann also auf das Unerwartete.“
Lächelnd stieß sie mit ihm an. Wenn er wüsste …!
„Die Böschung hier ist die Grenze zu meinem Grundbesitz.“ James wies mit dem Kinn zur Seitenscheibe des Land Rovers, mit dem sein Fahrer ihn und Fiona am Flughafen von Aberdeen abgeholt hatte.
Gespannt sah Fiona hinaus. Dabei war diese Vorfreude absolut lächerlich, denn sie verfolgte eine geheime Mission. Dennoch war sie aufgeregt, so als könnte sie es kaum erwarten, nach diesem komischen Pokal zu suchen und sich womöglich auf eine wilde Affäre mit James Drummond einzulassen. Neben der Straße verlief ein Graben, der von einem hohen gras- und baumbewachsenen Wall eingefasst wurde.
„Wie viel Land besitzt du?“
„Ziemlich viel. Aber keine Angst, wir sind gleich da.“
Endlich, nach einer Kurve, fuhren sie durch ein mächtiges Steintor. Die hohen Hügel ringsumher und die geradezu dramatisch schöne Landschaft vermittelten einem das Gefühl von Bedeutungslosigkeit.
„Meine Vorfahren liebten die Abgeschiedenheit“, erklärte er lächelnd.
„Du nicht?“
„Nicht so sehr. Ein Wall zur Abgrenzung würde mir reichen. Von mir aus müssten nicht noch zusätzlich viele Hektar Land zwischen mir und meinen Nachbarn liegen.“
„Dann ist es ja ein Glück, dass ich jetzt da bin und deine Ruhe störe.“
„Ja, wirklich.“
Bei dieser ehrlichen Bestätigung verspürte sie ein angenehmes Prickeln.
Ihr schlechtes Gewissen, weil sie nur wegen der Fabrik hier war, hielt sich in Grenzen. Schließlich stand in allen Businessmagazinen, welch skrupelloser Geschäftspraktiken James Drummond sich bediente. Wenn es seinem Vorteil diente, ging der Mann über Leichen. Und ganz sicher hatte er sie nicht hierher mitgenommen, damit sie nach irgendeinem alten Pokal suchte. Bestimmt hatte auch er Hintergedanken – und wenn es ihm nur um ein Liebesabenteuer in den Highlands ging.
Die Straße verlief schnurgerade. Sie in die hügelige Landschaft hineinzubauen musste seinerzeit ein Meisterwerk der Ingenieurskunst gewesen sein. Als sie die hohen Hecken zu beiden Seiten hinter sich gelassen hatten, blieb Fiona vor Bewunderung beinahe der Mund offen stehen: Vor ihnen lag ein mächtiges Schloss wie aus dem Märchenbuch.
Es bestand aus einer Vielzahl steinerner Einzelgebäude, die, soweit sie das beurteilen konnte, aus verschiedenen Zeitaltern stammten: der Viktorianischen Ära, dem Mittelalter, der Römerzeit … „Es ist riesig!“
„Zu seiner Glanzzeit war das Schloss fast eine richtige Stadt, in der die Bewohner der ganzen Gegend Schutz fanden. Auch heute steht es nicht leer. Der Verwalter und das übrige Personal leben hier.“
„Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich hier ziemlich verloren fühlt.“
„Dabei hast du es noch gar nicht richtig gesehen. Im Vergleich dazu wirkt Singapur direkt einladend.“
Einen Moment starrte Fiona den Mann an, der sich in einer lebendigen asiatischen Metropole wohler fühlte als auf dem Herrensitz seiner Vorfahren. Er wurde ihr immer sympathischer.
Aber dieses Gefühl durfte sie gar nicht erst zulassen.
„Hast du viel Personal?“
„Eigentlich nicht. Die Dorfbewohner finden zwar, ich sollte mehr aus dem Schloss machen, aber solange jemand darauf achtet, dass die Dächer und Fenster dicht bleiben, erhält es sich gewissermaßen von selbst. Und das Gras wird von Schafen kurzgehalten. Ein altes Gemäuer aus Stein erfordert viel weniger Unterhaltskosten als ein modernes Haus.“
Fiona sah sich um. Die hohen Hecken neben dem Eingang mussten vermutlich fast wöchentlich in Form geschnitten werden, um so akkurat auszusehen. Offensichtlich hatte James Drummond nur wenig Ahnung, wie viel Mühe es machte, in einem so großen Anwesen alles am Laufen zu halten. Möglicherweise interessierte es ihn auch nicht, er hatte ja andere Dinge im Kopf.
Das Auto kam im sauber gekiesten Hof zum Stehen, in dem nicht ein Hälmchen Unkraut wuchs. Hinter ebenfalls in Form geschnittenen Büschen kamen zwei schwarzgekleidete Männer mit Funkgeräten hervor, blieben aber stehen, als sie den Land Rover erkannten.
„Die Sicherheitsleute. Keine Ahnung, was meine Cousine sich dabei gedacht hat, die Belohnung auszusetzen.“
„Vermutlich hat sie angenommen, dass das viele Menschen anstacheln würde, nach dem Pokal zu suchen. Und so ist es ja auch.“
James stieg aus, und der Fahrer öffnete die Tür für Fiona. Bei einer so zuvorkommenden Behandlung fühlte sie sich fast schon selbst wie eine Adlige. Nach der Zeit hier würde ihr die Rückkehr in ein normales Alltagsleben sicher nicht leichtfallen.
Ein älterer Mann kam aus dem Haus. Er und der Fahrer sprachen kurz mit James, dann trugen sie das Gepäck ins Haus.
„War das der Butler?“, fragte Fiona.
James nickte. „Wir nennen Angus den Haushaltsmanager. Klingt moderner, findest du nicht auch?“
„Oh ja.“ In Wahrheit war an alldem nichts, aber schon gar nichts Modernes. Eine Erkenntnis, die ihre Neugier auf James Drummonds exklusiven Lebensstil noch weiter anstachelte. Lächelnd ging sie über die Kiesoberfläche des Hofes – was sich mit ihren Stilettos als unerwartet schwierig erwies. Während sie sich noch abmühte, hatte James mit wenigen Schritten bereits die imposante Steintreppe erreicht.
Da drehte er sich zu ihr um und bot ihr den Arm. Ihr blieb nichts andres übrig, als die Hilfe anzunehmen. Das angenehme Kribbeln, das sie dabei durchströmte, versuchte sie zu ignorieren. Seltsamerweise hatte der lange Reisetag sie gegen seine Nähe nicht immun gemacht – ganz im Gegenteil: Aus einem kleinen Funken war eine stete Glut geworden, mit der sie wohl oder übel leben musste.
Zum Glück gehörte sie zu den kopfgesteuerten Menschen – schlimm, wenn andere, weitaus weniger berechenbare Körperteile die Führung übernommen hätten!
Das wuchtige Eingangstor sah aus, als würde es zu einer Kathedrale gehören. Fiona rechnete schon fast mit Weihrauchduft und dem Gemurmel von Mönchen – stattdessen roch es köstlich nach Bacon, und das einzige Geräusch, das an ihre Ohren drang, war fernes Bellen.
„Hast du Hunde?“
„Ich selbst nicht, dazu bin ich zu viel unterwegs. Die Hunde werden für die hiesige Jagd gebraucht und auf meinem Land gehalten. Aufgebrochen wird immer von hier aus. Wenn ich da bin, nehme ich auch selbst daran teil. Aber jetzt natürlich nicht, wo du da bist …“
„Warum denn nicht?“
„Es wäre ganz schön unhöflich von mir, dich allein zu lassen.“
„Vielleicht könnte ich ja mitkommen?“ Sie zog eine Augenbraue hoch.
Er runzelte die Stirn. „Es ist eine Jagd zu Pferde.“
Fiona lachte auf. „Unterschätze niemals Amerikanerinnen.“
„Heißt das, du reitest?“
„Ja klar.“ Sie ging weiter, als ob nichts gewesen wäre, doch insgeheim triumphierte sie. James Drummond hatte ja keine Ahnung, über was für Qualitäten sie verfügte. „Wo schlafe ich?“
„Oben.“ Er folgte ihr. „Ich zeige es dir.“
Das Schlafzimmer sah aus, als wäre es für eine Königin bestimmt. In der Mitte stand das hohe Bett mit vier Pfosten und einem Baldachin. Seine Vorhänge waren halb aufgezogen und gaben den Blick frei auf eine kostbare, durch die Jahre etwas verblasste Brokatdecke.
Durch die kleinen bleiverglasten Fenster fiel Licht ins Zimmer. Ein wertvoller orientalischer Teppich hatte offensichtlich ein erhebliches Alter, denn er sah an einigen Stellen abgenutzt aus. Auf dem Kaminsims stand eine wertvolle chinesische Vase aus der Mingdynastie. „Deine Familie renoviert nicht oft, oder?“
„Zuletzt im Jahr siebzehnhundertsechzig. Auf diesem Gebiet sind wir nicht sehr flexibel.“
„Jedenfalls verschwendet ihr kein Geld für irgendwelche kurzlebigen Trends.“
„Selten. Diese neumodischen Glasfenster waren damals sehr umstritten, aber uns gefallen sie.“
Fiona lachte. „Da sie sich öffnen lassen, könnt ihr nach wie vor siedendes Öl auf eure Belagerer gießen.“
„Sehr richtig. Bei der Planung wurde eben an alles gedacht.“
„Gibt es ein Badezimmer? Oder ist diese Erfindung noch zu neu, um hier fußgefasst zu haben?“
Er wies auf eine niedrige Holztür. Gespannt drückte Fiona die Klinke hinunter und betrat ein überraschend großes und luxuriöses Badezimmer mit edlem Marmor, einer Badewanne im antiken Stil und blitzblanken Sanitäreinrichtungen und Armaturen.
Na, wenigstens musste sie sich nicht mithilfe eines Wasserkruges waschen …
„Duschen haben wir leider keine, weil wir von diesem Trend noch nicht so richtig überzeugt sind. Aber fließend Wasser schon. Du brauchst also nicht nach Angus zu klingeln“, scherzte er weiter.
„Da bin ich aber erleichtert. Ich glaube nämlich nicht, dass Angus Wert darauf legt, mich nur mit einem Handtuch bekleidet zu sehen.“ Sie wollte lachen, doch es gelang ihr nicht so richtig. „Allmählich frage ich mich, wo wir überhaupt nach dem Pokal suchen sollen. Dein Schloss ist ja riesig.“
„Ja, es ist weitläufig, aber man findet sich leicht darin zurecht. Zum Glück bevorzugen wir Drummonds eine zweckmäßige und sparsame Möblierung.“
„Sehr vorausschauend.“
„Bist du müde?“
„Nein. Ich musste nur gerade an den Bacon denken und frage mich, wer die Glücklichen sind, die ihn essen dürfen.“
James lachte. „Komm, gehen wir.“
Das Frühstück wurde in der großen Halle serviert, an einem langen Holztisch mit glänzend polierter Oberfläche. So wie das blau-weiße Porzellan aussah, war es zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts aus China eingeführt worden.
Nachdem sie sich satt gegessen hatten, zeigte James ihr das Schloss.
„In diesem Jahrhundert bist du die Erste, die nicht zur Familie gehört und den Ostflügel betreten darf“, sagte er, während er eine schwere eisenbeschlagene Tür öffnete. Er duckte sich unter dem niedrigen Türstock.
„Und danach lässt du mich hinrichten, weil ich zu viel gesehen habe?“ Sie wusste nicht, was sie spannender fand: die geheimnisvollen alten Gemäuer oder die unmittelbare Nähe zu James …
„Das wird die Zeit zeigen.“
Einen Moment gruselte es sie tatsächlich, doch dann sah sie das amüsierte Funkeln in seinen Augen. Sie schluckte. Ja, die Zeit würde einiges zutage bringen, aber bis dahin würde sie hoffentlich über alle Berge sein!
Er forderte sie auf einzutreten. Der Gang war so schmal, dass sie James im Vorbeigehen berührte. Durch sein teures Hemd spürte sie seine Körperwärme, die ihr mit einem Male schlagartig bewusst machte, wie begehrenswert er tatsächlich war. Wie er wohl nackt aussah?
Muskulös und sportlich? Oder spielte ihr nur ihre Fantasie einen Streich?
Klopfenden Herzens ging sie den Gang entlang. Ihre Absätze klapperten laut auf dem Steinboden. Wenn James sie hier gefangen setzte, würde es Monate, ja Jahre dauern, bis jemand sie fand. „Wohin gehen wir?“, fragte sie.
„Das hier ist der älteste Teil des Hauses. Hier werden seit Generationen die ausrangierten Sachen aufbewahrt. Wenn das Bruchstück irgendwo ist, dann meiner Meinung nach hier.“
„Wie sieht es überhaupt aus?“, wollte Fiona wissen. In Wirklichkeit wusste sie, dass es um den Fuß ging, denn sie hatte im Internet recherchiert.
„Rund, soweit ich weiß. Es ist das untere Stück, mit dem der Pokal auf dem Tisch steht. Natürlich könnte es auch eine achteckige oder sonst eine Form haben“, erklärte er.
„Hoffentlich wurde es nicht irgendwann weggeworfen.“
„Oder eingeschmolzen, zu Gewehrkugeln. Das haben die Drummonds mit etlichen Metallteilen gemacht.“
„Scheinen ja nette Leute gewesen zu sein, deine Vorfahren.“
„Unser Wahlspruch lautet: ‚Allzeit halte deine Klinge scharf‘. Steht im Wappen über dem Kamin.“
Vielleicht verfolgte James seine Ziele aus diesem Grund derart skrupellos. Doch zum Glück ahnte er nicht einmal, dass sein Ruf ihr zu Ohren gekommen war. Sie beschloss, ihn ein wenig aufzuziehen. „So kommst du mir gar nicht vor!“, log sie.
„Nicht?“ Er sah sie nicht an, sondern blickte durch ein bleiverglastes Fenster hinaus in den Himmel. „Ich glaube nicht, dass ich aus der Art schlage.“
„Warum? Hältst du dich für rücksichtslos?“, fragte sie, in der Hoffnung, dass er einmal über seine Hartherzigkeit nachdachte. Vielleicht besaß er ja einen Rest von Gerechtigkeitsgefühl, an das sie appellieren konnte, damit er ihrem Vater die Fabrik zurückgab. Und dann würde James ihr womöglich sogar dankbar dafür sein, dass sie ihm geholfen hatte, ein besserer Mensch zu werden. Sie würden sich anfreunden … oder sogar ineinander verlieben! So würden sie glücklich und zufrieden leben bis ans Ende ihrer Tage … Eine märchenhafte Vorstellung!
Doch die raue Wirklichkeit traf sie wie ein Schlag ins Gesicht, als er antwortete: „Ich glaube, ich bin der Letzte, den du danach fragen solltest.“ Sein lautes Lachen hallte von den dicken Steinwänden wider.
Dabei ließ sie es vorerst bewenden, denn er sollte keinen Verdacht schöpfen. Der lange Gang schien kein Ende zu nehmen, und alle Türen waren geschlossen.
„Was ist hinter all diesen Türen?“, wollte sie wissen.
„Kleinere Zimmer. Möglicherweise haben hier die Gefolgsleute gewohnt.“
„Wie war das noch mal mit den Gefolgsleuten?“
„Sie standen im Dienst des Grundherrn und genossen dafür seinen Schutz“, erklärte er lächelnd. „Natürlich waren sie auf sein Wohlwollen angewiesen.“
Genau wie ich, schoss es ihr durch den Kopf. „Interessant.“ Unbehaglich schaute sie sich um. Hatte James sie aus Gründen hierhergebracht, die nur er kannte? Es war ihr sehr schlau vorgekommen, ihm ins Herz seines Imperiums zu folgen, aber vielleicht verfolgte er seinerseits irgendwelche Absichten?
Das laute Klackern ihrer Absätze zerrte zusätzlich an ihren Nerven.
Plötzlich wandte James sich nach links und entriegelte eine hohe Holztür. „Jetzt pass auf. Du wirst staunen!“
Die Tür führte auf einen Söller, eine zinnenbewehrte offene Plattform. Fiona trat hinaus und blickte mindestens zehn Meter hinunter in eine weitläufige Halle. Die wenigen antiken Möbel auf dem Steinboden wirkten nicht eben einladend dekoriert. Eine Decke mit mächtigen Holzbalken trug das Dach – seit Hunderten von Jahren.
Über eine Galerie und eine schmale Holztreppe ging James hinunter. Fiona folgte ihm langsam, während sie den Eindruck des Saales auf sich wirken ließ. Hier spürte man den Atem der Geschichte. „Unglaublich!“, stieß sie hervor. „Wie kommt es, dass du dich hier nicht aufhältst?“
„Glaub mir, in den neueren Teilen des Schlosses ist es komfortabler. Außerdem gibt es dort eine vernünftige Heizung.“
Fiona betrachtete den großen offenen Kamin und dachte unwillkürlich an ein prasselndes Feuer. „Komisches Gefühl, dass deine Vorfahren seit Jahrhunderten hier gelebt haben.“
„Haben sie nicht.“ Gedankenversunken sah er sie an. „Gaylord Drummond hat im achtzehnten Jahrhundert den gesamten Besitz beim Würfelspiel verloren. Es blieb ihm nichts mehr außer dem mysteriösen Pokal, nach dem neuerdings alle ganz verrückt sind. Notgedrungen beschlossen Gaylords drei Söhne, zu neuen Ufern aufzubrechen und ihr Glück in Amerika zu versuchen. Offensichtlich haben sie den Pokal in drei Stücke zerteilt und geschworen, sie eines Tages wieder zusammenzusetzen.“
„Und einer von den Brüdern ist hierher zurückgekommen?“
„Er hat in Kanada ein Vermögen mit Biberpelzen verdient.“
„Die armen Biber.“
„Damals hat man Mützen daraus gemacht, warm und wasserabweisend. Jedenfalls, als er zu Geld gekommen war, ist er zurückgekehrt und hat das Schloss mit dem gesamten Landbesitz von dem Bauern zurückgekauft, der es damals beim Würfelspiel gewonnen hatte.“
„Und vermutlich hat er sein Teil des Pokals mit hierhergebracht.“
James zuckte die Schultern. „Möglich. Aber eigentlich interessiert mich das nicht wirklich.“
„Du bist unmöglich! Es gehört doch zu deiner Familiengeschichte.“
„Ich halte den Laden hier am Laufen. Das ist der Beitrag, den ich leiste. Manchmal denke ich, ich sollte auch würfeln. Wenn ich all das hier los wäre, würde ich ein Vermögen sparen.“
„Das meinst du doch nicht im Ernst, oder?“
„Nicht wirklich.“ Er sah sie an, und der ernste Blick aus seinen grauen Augen ließ sie den Atem anhalten. „Aber ab und zu könnte man schon auf die Idee kommen.“
Ihr war, als sähe sie einen Hauch von Emotionen in seinem unbewegten Gesicht. Wie sollte man sich in solch einer Umgebung nicht für deren Geschichte interessieren? Und vielleicht sogar an so etwas wie schicksalshafte Bestimmung glauben?
Wenn sogar sie es empfand, musste wohl auch James irgendwo in seinem kalten Herzen etwas Ähnliches fühlen. Schwer vorstellbar, Erbe eines solchen Reiches zu sein, das zugegebenermaßen für moderne Begriffe abgelegen und schwach besiedelt sein mochte.
Sie atmete tief durch. „Ich finde es umwerfend. Zauberhaft schön.“
Wieder sah er sie an; sein Blick wirkte eiskalt. Glaubte er womöglich, dass sie sich in sein Herz schleichen wollte, um die Schlossherrin an seiner Seite zu werden? Sofort bereute sie ihre ehrliche Begeisterung und beschloss zurückzurudern. Gleichgültig fügte sie hinzu: „Aber ich kann mir vorstellen, dass eine Eigentumswohnung an der Orchard Road in Singapur praktischer ist.“
Er lachte. „Zweifellos.“ Aus zusammengekniffenen Augen sah er sie an.
Unter seinem prüfenden Blick fühlte sie sich unbehaglich; ihr war, als ob er sie von oben bis unten musterte – wie einen Gegenstand. Und doch erregte sie diese Situation seltsamerweise.
Schnell drehte sie sich um. Wenn sie ihn nicht anschaute, hatte er vielleicht weniger Macht über sie. Sie ärgerte sich über sich selbst: Wieso reichte ein schlichter Blick von ihm aus, um ihr Herz höherschlagen zu lassen?
Brachte er vielleicht jede Frau hierher, mit der er ins Bett gehen wollte? Um sie zu beeindrucken und so leichtes Spiel mit ihr zu haben?
„Also, wo ist jetzt der Pokal?“, fragte sie und trat ein paar Schritte von ihm weg.
„Das kann ich mir ebenso wenig vorstellen wie du.“
„Glaube ich nicht. Im Unterschied zu mir kennst du hier jeden Winkel.“ Viele Möglichkeiten gab es in diesem Saal nicht, abgesehen von ein paar alten Holztüren. „Hat man dahinter die Feinde bis zu ihrem Tod eingesperrt?“, fragte sie ein wenig unbehaglich.
„Wandverliese waren eher in Frankreich üblich. Bei uns hat man den Gegnern am helllichten Tag die Kehle aufgeschlitzt und danach ein Fest gefeiert.“
Fiona lachte gezwungen. „Ein nettes Volk, deine Vorfahren.“
„Allerdings. Reporter haben mir schon ein ganz ähnliches Geschäftsgebaren vorgeworfen.“ Belustigt funkelte er sie an.
Fiona ärgerte sich über die Maßen, dass ihr Herz so heftig pochte. Dabei hatte er gerade zugegeben, wie ruchlos er war! Wieso fühlte sie sich trotzdem zu ihm hingezogen?
„Und – haben sie recht?“, fragte sie betont ruhig.
„Möglich.“ Er ging in der Halle auf und ab.
Fiona grübelte. Unausgesprochene Worte lasteten auf ihr. Am liebsten hätte sie ihm vorgehalten, dass er ihrem Dad die Fabrik weggenommen und damit sein Leben zerstört hatte. Aber sie musste kühlen Kopf bewahren, bis sie einen Plan hatte. Bis dahin durfte James nicht einmal ahnen, dass sie zu denen gehörte, die ihn und seine Methoden verabscheuten. „Was soll’s, es ist nur Business“, sagte sie gespielt gleichgültg.
Er wandte sich ihr zu – und zu ihrer Überraschung lächelte er! „Genau! Endlich versteht mich mal jemand.“
„Bisher musste ich niemandem die Kehle durchschneiden.“
Er lachte. „Du bist ja noch jung.“
„So jung nun auch wieder nicht.“ Wie arrogant von ihm! Er war nur ein paar Jahre älter als sie. „Ich habe schon einige Lebenserfahrung.“
Erneut lachte er. „Davon bin ich überzeugt.“
Am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt! „Ich hatte mein erstes Geschäft mit zwölf!“
„Und was? Einen Limonadenstand?“
„Ich habe gebrauchte Computer als Rohstoffträger verkauft.“ Stolz hob sie den Kopf. „Das ist einträglicher als Getränke.“ Dass sie außerdem tatsächlich einen Limonadenstand gehabt hatte, brauchte sie ja nicht zu erwähnen.
Er machte einen Schritt auf sie zu – was angesichts der Ausmaße der Halle im Grunde nicht weiter beunruhigend war, aber dennoch …!
„Ich habe mit elf angefangen.“
„Voll wettbewerbsstark, oder?“ Alle winzigen Härchen standen ihr zu Berge, als er noch einen Schritt näher kam.
„Ja, unbedingt. Einige sagen, es wird noch mal mein Untergang, dass ich keinem Konkurrenzkampf aus dem Weg gehe.“
Und zwar früher, als du denkst. „Was war dein erstes Geschäft?“
„Ich habe Schokolade zu Großhandelspreisen bezogen und sie an meine naschhaften Mitschüler im Internat verkauft.“
„Eine treue Kundschaft.“
„Die beste.“ Das Hemd spannte beinahe über seinen breiten Schultern, und obwohl es im Saal kühl war, spürte Fiona ihre Körpertemperatur ansteigen. Mit seinen grauen Augen betrachtete James sie nachdenklich, als könnte er es nicht glauben, dass sie es wagte, sich über ihn lustig zu machen.
Fiona straffte die Schultern und richtete sich zur vollen Größe auf. Leider war sie trotzdem fast einen halben Kopf kleiner als er. „Ist es heutzutage schwer, treue Kunden zu finden?“, erkundigte sie sich.
„Gar nicht. Auf die eine oder andere Art sind alle Menschen treu“, antwortete er, ohne sie aus den Augen zu lassen.
„Du auch?“, wollte sie wissen. War er noch nähergekommen? Inzwischen hätte sie ihn mit der Hand berühren können. Sie atmete seinen ansprechenden Duft nach feiner Wolle und einem Hauch von Moschus ein. Zu ihrem Leidwesen hatten sich ihre Brustspitzen aufgerichtet. Hoffentlich bemerkte er es nicht!
„Unbedingt“, sagte er, und seine Stimme klang rau. Was sie aber noch mehr überraschte, war, dass er ihr Kinn mit dem Finger berührte und es anhob. Dann presste er die Lippen auf ihre.
Es durchzuckte sie wie ein Stromschlag!
Ich küsse James Drummond! dachte sie atemlos.
Als er voller Hingabe ihren Rücken und Po streichelte, klammerte sie sich vorsorglich an seinem Hemd fest, damit ihre Knie nicht nachgaben.
Der Mann ist ein Schuft. Er geht über Leichen. Das Wohlergehen anderer kümmert ihn nicht. Das hat er selbst zugegeben.
Sein Seufzen an ihrem Ohr ließ ihre Sehnsucht nach ihm in ungeahnte Höhen schnellen. Erregt strich sie ihm über den muskulösen Rücken. Sie spürte sein raues Kinn auf der Haut, während er den Kuss vertiefte.
Als er nicht aufhörte, sie zu streicheln, drängte sie sich ihm entgegen. Oje. Statt ihn abzuweisen, zog sie ihn noch fester an sich und küsste ihn mit aller Intensität, derer sie fähig war.
Schon sein Duft war mehr als betörend – auf eine ursprüngliche Art viel männlicher, als sein eleganter Stil es vermuten ließ.
Deutlich spürte sie, dass ihn dieselbe Leidenschaft durchströmte wie seine kampfbereiten Vorfahren. Lag es am Zauber dieses ganz besonderen Ortes? Wenn es ein Zauber war, dann ein dunkler, gruseliger. Nein, sie hatte keine Kontrolle über die Situation – nicht einmal über sich selbst. Und dann war da noch dieser Fluch …!
Sie spürte James’ starke Hand, mit der er sie streichelte, und wie sie gegen ihn gedrückt wurde. Zärtlich begann er, ihre Brüste zu liebkosen.
Dabei unterbrach er keinen Moment den Kuss, der abwechselnd wild und sanft war – atemberaubend und fesselnd. So hatte sie noch kein Mann geküsst.
Aber er war ihr Feind!
Bestimmt hatten seine Vorfahren genau dasselbe mit ihren Widersachern gemacht, zumindest soweit es Frauen betraf. Warum fühlte es sich trotzdem so gut an?
Mit den Fingern fuhr sie ihm durch das dichte Haar. Sie schmiegte sich an ihn, und seine deutlich spürbare Erregung stachelte auch ihre Gefühle weiter an. Dass der ach so coole und selbstbeherrschte James Drummond sich nach ihr sehnte, ließ ihren Atem schneller gehen.
An diesem Mann war definitiv mehr, als man nach Lektüre der Businessmagazine meinte. So wie sie sich jetzt im Moment fühlte, hätte sie ihm auf der Stelle die Klamotten vom Leib reißen können, damit er sie auf der Stelle nahm.
Aber er löste sich von ihr. Wo sie zuvor seine warmen Hände gespürt hatte, fröstelte sie jetzt. Verwirrt schlug sie die Augen auf – wie lange hatte sie sie geschlossen gehalten? – und blinzelte ins kalte Licht des Saales.
James sah sie ernst an. „Ich wollte nicht, dass das passiert“, stieß er atemlos hervor und fuhr sich durch die zerzausten Haare. „Zumindest jetzt noch nicht.“
Fiona strich ihr schwarzes Jerseykleid glatt. Da sie sich nach dem langen Flug noch nicht umgezogen hatte, war es möglicherweise schon vor dem Kuss zerknittert gewesen. Sie konnte nicht glauben, dass sie James so nahe an sich herangelassen hatte.
Die Worte noch nicht sagten alles: Also hatte er tatsächlich vorgehabt, mit ihr ins Bett zu gehen, allerdings offenbar, nachdem er eine angemessene Zeit mit ihr geflirtet hatte. Dann war er ungeduldig geworden …
Und sie war ihm regelrecht in die Arme gesunken, so wie die vermutlich zahllosen anderen Frauen, die ihn wahrscheinlich auf allen Kontinenten verfolgten.
„Ich wollte es auch nicht“, sagte sie betont ruhig. „Wirklich, ich habe keine Ahnung, was los war.“
„Normalerweise nennt man das einen Kuss.“ In seinem kalten Blick zeichnete sich nur ein klein wenig Belustigung ab. „Und dazu ist es auf jeden Fall noch zu früh am Tag, ganz abgesehen von allen anderen möglichen Einwänden.“
Soweit es sie betraf … ihre Erregung hatte kaum nachgelassen. Wie gern hätte sie weiter seinen herrlichen Körper gestreichelt. Von dem leidenschaftlichen Kuss brannten ihr noch immer die Lippen– James hingegen schien es mittlerweile für einen Fehler zu halten, dass sie sich geküsst hatten! „Du hast angefangen.“
Einen Moment schien diese kindische Erwiderung zwischen ihnen zu stehen. Zurücknehmen ließ sie sich nicht. Und außerdem stimmte es!
Langsam weiteten sich seine Augen. „Mir ist nicht aufgefallen, dass du dich besonders zur Wehr gesetzt hättest.“
„Wie denn auch? Ich möchte als dein Gast nicht unhöflich sein.“ Diese Unterhaltung wurde immer seltsamer!
Er grinste. „Du hast wirklich vollkommene Manieren.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Kompliment erwidern kann.“
„Kein Wunder.“ Nachdenklich runzelte er die Stirn. „Soll ich mich bei dir entschuldigen– oder macht das alles nur noch schlimmer?“
Sie atmete tief ein. „Tun wir am besten so, als wäre nichts passiert.“
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