Valeries Wiederstehen - Stefan A. Halle - E-Book

Valeries Wiederstehen E-Book

Stefan A. Halle

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Beschreibung

Valeries Wiederstehen, im Spannungsverhältnis von: Stadt und Land, Alt und Jung, Mann und Frau, Jäger und Sammler, Konsum und Produkt, Ökonomie und Ökologie. Den Jungen geht es um ihre Chancen auf eine gerechte, globale Wirtschaftsordnung, ohne Raubbau an den Rohstoffen, um Industrialisierung und künstliche Intelligenz. Die Frauen sollen Zugang haben zu grundlegenden Diensten, Grundeigentum, natürlichen Ressourcen, geeigneten neuen Technologien und Finanzdienstleistungen. Sie schließen sich zusammen zu einer ernst zu nehmenden Größe auf dem Markt. Ihre Devise lautet, nur noch Rohstoffe zu exportieren, die sie zuvor selbst verarbeitet haben. Im Gegenzug werden die Jungen nur noch importieren, was sie für eine eigene Herstellung benötigen, nämlich Knowhow, Blueprints und Expertisen von Partnern, jeweils gesammelt und digital weitervermittelt an die Wissensbank für die Jungen.

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Inhalt

Team Valerie

Wiederstehen

Aufstehen

Loslegen

Vornehmen

01. Team Wohlstand

Lehrwandern

Stadtleben

Landleben

Vereinen

02. Team Agrar

Hausmachen

Stadtgärtnern

Altwissen

Jungwissen

Handreichen

Marktwissen

Vorschreiben

03. Team Heilung

Weiterleben

Ersthelfen

Verordnen

Offenlegen

04. Team Bildung

Fortbilden

Mehrwissen

Lesen

Vorlesen

Muttersprechen

Sprachgeben

Trainern

05. Team Frauen

Überordnen

Jagen

Kindergarden

Eltern

Kaufenlassen

Soufflieren

Vorsorgen

06. Team Wasser

Quellwassern

Weißwassern

Tiefstapeln

Wasserleiten

07. Team Energie

Atemlosen

Löschen

Blaugrünen

08. Team Arbeit

Flankieren

Arbeitsuchen

Bildungshungern

09. Team Netz

Straßenbauen

Gleisbauen

Forschen

Verkünstlichen

Ausleuchten

10. Team Markt

Monalisen

Greenkarten

Punkten

11. Team Siedlung

Hofhalten

Pendeln

Zermatten

Smarthalten

12. Team Produkt

Regulieren

Abreiben

Wertschöpfen

Verdienen

Vollfühlen

13. Team Klima

Messen

Aufklären

Aufbäumen

14. Team Fischen

Kleinfischen

Überklären

15. Team Vielfalt

Baumhegen

Einfrieden

Biotopen

Herkommen

16. Team Recht

Aufmerken

Generationen

Freiraten

17. Team Partner

Amtswalten

Übersteuern

Freinetzen

Privatisieren

Auswandern

Kooperieren

Sammeln

Endnoten

Team Valerie

»Wo bleibt der Geist, der stets bejaht? Und das mit Recht. Denn nichts, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht!«

Johann Wolfgang von Goethe

Wiederstehen

Alle Augen schauten auf die Regierung, der sie die meiste Kraft zutrauen, was das Wohlergehen der Dorfgemeinschaft anbetrifft:

Ihrer Erfahrung in der Landwirtschaft wird es zu verdanken sein, dass das Dorf sich einmal selbst ernähren kann. Sollte das Land von Überschwemmungen oder anderen Naturkatastrophen heimgesucht werden, wird die Regierung vorgesorgt haben, sodass die Menschen danach nicht um Almosen werden betteln müssen. Die Regierung hat neue Wasserquellen aufzufinden, Brunnen sprudeln zu lassen und für Sauberkeit zu sorgen. Jede noch so kleine Behausung soll über einen Stromanschluss verfügen. Die Regierung wird Schutzmänner anheuern. Sie sollen böse Menschen davon abhalten, die eingefahrene Ernte und ihr Hab und Gut zu plündern. Kinder sollen gefahrlos den täglichen Weg in die Schule nehmen und dort rechnen und schreiben lernen können. Die Regierung wird Mädchen stark werden lassen. Stark genug, um selbst ausreichenden Widerstand leisten zu können gegen körperliche Gewalt. Die Regierung hat dafür einzustehen, dass die Bewohner auch dann keine Nachteile davontragen, wenn diese als »Ungläubige« abgestempelt werden. Egal ob im Dorf, in der Nachbarschaft oder, wenn es sein muss, in der nächsten Stadt: Jedem Angehörigen der Gemeinschaft hat die Regierung einen Weg zu eröffnen, einer eigenen Arbeit nachzugehen. Genau die Arbeit, die seinen schulisch erworbenen Fähigkeiten entspricht. Last but not least hat die Regierung dafür zu sorgen, dass jeder Mensch sein Eigentum oder seinen Besitz zugewiesen bekommt. So nachhaltig, dass ein anderer ihm diesen nicht wieder entziehen kann, nur weil er der vermeintlich Stärkere ist.

Kurzum, die Regierung muss und wird es schon richten. Die Daseinsvorsorge bei ihr müsse deshalb wohl in besten, weil in ihren Händen bleiben. Zumindest so lange, bis endlich Verstärkung durch die Jungen aus der Stadt zu erwarten ist.

Einerlei, »ob man nun den Handel und die Märkte oder auch die sozialen und kulturellen Einstellungen betrachtet«: Für Kofi Annan steht zu befürchten, »dass wir uns in einer Zeit befinden, in der die Menschen sich selbst zuwenden«. Er appelliert an die Jungen, »sich zu öffnen, sich mit anderen auszutauschen und voneinander zu lernen«.1

Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen ist eine Verpflichtung. Sie ist gleichzeitig ein Auftrag an alle Regierungen. Wer sollte sonst diese Erwartungen erfüllen?

Nur eine Regierung könnte kraft ihres Amtes über alle notwendige Macht verfügen, einen politischen Willen in die Tat umzusetzen. Koste es an Durchsetzungskraft, was es wolle, »whatever it takes«. Nur eine Regierung sollte sich in der Lage sehen, den Bedürfnissen der Bürgerschaft Geltung zu verschaffen. In der Stadt wie auf dem Lande.

Über alle Hürden personeller und finanzieller Engpässe hinweg? Schon gar nicht eingeschränkt in ihrer Durchsetzungskraft? Oder auch nur bedrängt durch den Willen politischer Gegner? Gänzlich ungeachtet der Sorgen oder Ängste um eine Wiederwahl? Unbefangen und frei von Opportunismus, Egoismus, Aktivismus, Radikalismus? Von Populismus oder weiß der Himmel von welchen sonstigen Unannehmlichkeiten? Ein Schelm, der Böses dabei denkt!

Unruhe, im Blick auf aktuelle politische Entwicklungen? Sorge um Wohlstand und dessen Erhalt, insbesondere über Generationen hinweg? Immer stärker angewiesen zu sein auf eigene Stärken? Der Gedanke an Notwendigkeiten einer Bürgerwehr, sollten politische Kräfte versagen? Weit gefehlt! Warum?

Anlass für die Bürgerschaft, sich Sorgen zu machen um ihre Zukunft? Würde ansonsten alles seinen Lauf der Dinge nehmen, im Sinne eines »Weiter so!«?

Der Gedanke an eine Selbsthilfe läge nicht allzu fern. Aber diese Bürgerschaft weiß um ihre Stärke, und diese Stärke heißt Valerie. Aus ihrer Mitte heraus ein Impuls, eine Idee und ein Wille, lahmenden Regierungen zur Seite zu springen. Valerie wird Gleichgesinnte um sich scharen. Mit vereinten Kräften, freiwillig, proaktiv. Gänzlich unabhängig von Institutionen auf dem Markt.

Valerie und ihr Team werden sich einzig und allein orientieren an den Zielen der Nachhaltigkeit. Ziele, wie sie die Vereinten Nationen mit Blick auf das Jahr 2030 proklamiert hatten. Damit einhergehende Vorgaben, auch an die Regierungen. Solchen Aufträgen zur Umsetzung zu verhelfen, soll und wird das Credo von Valerie und von ihrem Team sein.

Um mit den Worten von Albert Schweitzer zu schließen: »Das gute Beispiel ist nicht nur eine Möglichkeit, andere Menschen zu beeinflussen. Es ist die einzige.«2

Aufstehen

Frag einen Menschen, der an einen Rollstuhl gefesselt ist. Frag, was er am liebsten tun würde. Aufstehen und loslaufen, wird er antworten. Laufen, wenn möglich bis ans Ende der Welt und wieder zurück. Laufen bis zur Erschöpfung, bis der Schlaf ihm eine Pause abtrotzt. Danach wieder aufstehen und weiterlaufen. Möge der Lauf zu einem Marathon werden. Jede Stunde, jede Minute des Laufens sollte einen neuen Blick eröffnen, den Blick in eine veränderte Welt. Aus einem anderen Blickwinkel, der dem Läufer aus seinem Rollstuhl heraus verschlossen wäre. Die Welt erscheint dem Laufenden in einem immer neuen Licht. Ein fortdauerndes Abenteuer, ähnlich wie neue Klänge in den Ohren eines bisher tauben Menschen. Aufstehen und loslaufen, in welche Himmelsrichtung auch immer. Ein Wunsch, der jemals in Erfüllung gehen kann?

Seine Weisheit wird ihm sagen, dass daraus nur Wirklichkeit werden kann, wenn es ihm gelingt, aus dem Nichts heraus laufen zu lernen. Laufen, Schritt für Schritt, aus eigenem Antrieb. Aufzustehen und loszulaufen. Seine Lebensweisheit sagt ihm, dass es nun Zeit wird, selbst laufen zu lernen. Laufen, um sich aus eigener Kraft fortbewegen zu können. Ohne helfende Hand eines anderen?

Wie sollte Laufenlernen gelingen, ohne dessen Begleitung, ohne dessen Stütze, ohne Rat und ohne dessen Ansporn? Laufenlernen verlangt mindestens einen weiteren Menschen, der hinter ihm steht. Um ihn anzutreiben, immer wieder erneut. Der gleichzeitig auch vor ihm steht und vorangeht, um den Weg freizumachen, um Schritt für Schritt zu wagen und in die Tat umzusetzen.

Ein Mensch, der an ihn glaubt und der es versteht, ihm das Vertrauen in seine eigene Fähigkeit zu schenken. Vertrauen in sich. Der ihm den Mut verleiht, weitere eigene Schritte zu gehen. Schritte ohne seine Begleitung, ohne seine Anwesenheit. Solche Schritte überhaupt zu wagen, zu erproben und schließlich zu bestehen, nicht zuletzt auch vor sich selbst.

Loslegen

Auch »Schaffen« will erlernt sein. Schaffen aus eigener Kraft zu erlernen, ist mindestens ebenso mühsam, wie laufen zu lernen. Nie aufgegeben haben die Jungen den Traum, endlich einmal zu ihren eigenen Kräften zu kommen. Es mag ebenso wenig gelingen ohne Menschen, die ihn an die Hand nehmen. Menschen, die ihm helfen, diese letzte Hürde zur Kraftentfaltung zu bewältigen. Die letzte Hürde eines jeden Einzelnen für sich, um seine Selbstständigkeit zu erlangen. Diese Hürde mit aller nötigen Kraft zu nehmen. Mit der guten Aussicht, zu einem nötigen Maß an Selbst- und Eigenständigkeit zu gelangen.

Der Mensch ist niemals allein. Nicht einmal der Wasserträger auf dem Weg von einer entfernten Quelle zurück zu seiner Familie. Ebenso wenig seine Familie, eingebunden in eine dörfliche Gemeinschaft auf dem Lande zumindest, anders als in den Strukturen einer Stadt. Aus dem Kreis der eigenen Familie wird sich niemand finden lassen. Sind diese Angehörigen doch mit der Pflege ihrer Hilfsbedürftigen beschäftigt, von der Versorgung der Kinder, Haus und Hof einmal abgesehen. Wer wird nun dieser andere sein, auf dessen Hilfe ein Lernwilliger angewiesen sein wird, um schaffen zu lernen? Die Antwort auf diese Frage lautet: You never walk alone!

Vornehmen

Den Jungen geht es um die ungerechte globale Wirtschaftsordnung. Es geht ihnen um den Raubbau an den Rohstoffen. Von dem neben internationalen Konzernen nur eine schmale einheimische Elite profitiert. Es geht ihnen um die fehlende Industrialisierung, um Korruption und Misswirtschaft.

Die Jungen sollten Zugang haben zu grundlegenden Diensten, Grundeigentum. Zu natürlichen Ressourcen, zu geeigneten neuen Technologien und zu Finanzdienstleistungen.

Diese Jungen schließen sich zusammen zu einer ernst zu nehmenden Größe auf dem Markt. Zu einer Gruppe, deren Devise lautet: nur noch Rohstoffe exportieren, die sie zuvor selbst verarbeitet haben. Im Gegenzug werden die Jungen importieren, was sie für eine eigene Herstellung benötigen, nämlich Knowhow, Blaupausen und Expertisen von Partnern, jeweils gesammelt und digital weitervermittelt an die Wissensbank für die Jungen.

»Es ist die Antwort, die von Jungen und Alten gegeben wird, von Reichen und Armen, Demokraten und Republikanern, Schwarzen, Weißen, Hispanics, Asiaten, Indianern, Schwulen und Heterosexuellen, Behinderten und Nichtbehinderten. Es ist die Antwort, die von den Warteschlangen vor Schulen und Kirchen gegeben wird, in Zahlen, die diese Nation nie gesehen hat, von Leuten, die drei Stunden und vier Stunden gewartet haben, viele zum ersten Mal in ihrem Leben, weil sie glaubten, dass es dieses Mal anders sein muss, dass ihre Stimmen diesen Unterschied ausmachen können.« Barack Obama, aus seiner Antrittsrede in Chicago nach seinem Wahlsieg, 08.01.2008.3

01. Team Wohlstand

»Armut in allen ihren Formen und überall beenden!« So lautet Auftrag 1. Bürgermeister nehmen diesen Auftrag bereitwillig entgegen und geben ihn weiter an Valerie und deren TeamWohlstand zur Ausführung:

Wir werden Jung wie Alt für ein persönliches Engagement gewinnen und sie Eigenverantwortung für Familie, Vereine, für ihre Nachbarschaft und Dorfgemeinschaft übernehmen lassen.

Wir werden Daten nach Einkommen, Geschlecht, Migrationsstatus und geografischer Lage auswerten und dadurch sicherstellen, dass niemand zurückgelassen wird.

Wir werden Jung wie Alt innerhalb ihrer ländlichen Gemeinden mitbestimmen und an Regionalforen mitwirken lassen und eine Weitergabe von Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnissen ermöglichen.

Wir werden uns dafür einsetzen, dass Junge wie Alte über die gleichen Rechte auf wirtschaftliche Ressourcen verfügen und Zugang haben zu Grundeigentum und zu sonstigen Vermögensformen, zu geeigneten neuen Technologien.

Lehrwandern

Das Leben auf dem Lande, die Nähe zur Natur, die Jugend als freies Spielen, Behütetsein, Heranwachsen unter Gleichaltrigen mit Sport, Spiel, Action und Abenteuern, das Austoben ohne räumliche Grenzen. Unberührt, geschweige denn eingeschränkt durch ein Leben im Elternhaus und von Abhängigkeiten im Zusammenleben mehrerer Generationen einer Familie. Kurzum, ein Leben mit Geben und Nehmen, je nach den Bedürfnissen der Mitmenschen in ihrer Umgebung. Früher oder später wächst das Bedürfnis, sich auf den eigenen Weg zu machen in ein Leben in größerer Freizügigkeit. Der Hunger auf ein Leben jenseits des Radarschirms einer gefühlten Überwachung, wenn nicht gar der Kontrolle durch Eltern, Großeltern oder ältere Geschwister. Es entsteht ein Urbedürfnis der unbeobachteten Freiheit, geradezu eines Naturrechts auf eigenen Trial and Error. Noch weit entfernt von der Einsicht, doch besser aus den Fehlern der Eltern oder anderer Nahestehender lernen zu wollen oder zu sollen als aus eigenen Fehlern. Die so verstandene, geradezu perfekte Legitimation des Jugendlichen zum Ausbrechen aus den als beengend empfundenen elterlichen Verhältnissen und zum Aufbruch in das Leben in einer Stadt, die niemals schläft. Solche Lehr- und Wanderjahre gehen in aller Regel einher mit der Flucht aus dem Land hin in die Stadt, gar eine Großstadt, whatever it takes. Manchem Jugendlichen gelingt solches nicht erst mit seiner Volljährigkeit. Es gelingt ihm schon zuvor, wenn und sobald seine Eltern ein solches Bedürfnis erkennen und verstehen. Solche Eltern dürften ihm deshalb grünes Licht geben für einen früheren Aufbruch in die ersehnte neue Welt.

Stadtleben

Das Land konnte einem Vergleich mit der Stadt kaum standhalten. In der Stadt von heute ist niemand auf sich allein gestellt, wenn es darum geht, gegenüber Behörden und Verwaltung »seinen Mann« zu stehen. Wo fänden sich auf dem Land Netzwerke zur Einbindung eines Jungen in einen starken Verbund? Wer verfügte denn auf dem Land schon über ausreichende Kompetenzen, die Jungen zu beraten und deren Interessen gegenüber Behörden zu vertreten? Wie stünde es auf dem Land um die Aktivierung von Selbsthilfe und die Bereitschaft zu gegenseitiger Hilfe, wenn die nächsten Jungen mehr als eine Tagesreise entfernt wohnen? Welcher Junge träumt nicht von einer Welt, in der ethnische Zugehörigkeit und kulturelle Vielfalt ebenso geachtet werden wie die Rechte auf wirtschaftliche Ressourcen? Der Zusammenschluss der wirtschaftlich Schwächeren zur Behauptung am Markt erschien den Jungen als eine Selbstverständlichkeit. Die Jungen zogen vom Land in die Städte, um Jobs zu finden oder eine gute Ausbildung. Sie schätzten das Leben in der Stadt, weil dort niemand auf sich allein gestellt war. Sie wurden Teil einer Gesellschaft, in der sich das Zusammenleben bewährt und eine ganz andere Bedeutung gewonnen hat als auf dem Lande. Umso schwerer sollte ihnen eine Umkehr fallen, wenn solche Annehmlichkeiten des gemeinsamen Stadtlebens auf einmal wieder infrage stünden.

Landleben

In einer kleinen Stadt auf dem Land hat kürzlich ein bekannter Konditor seinen Laden dichtgemacht – der letzte, der im Ort noch echtes Handwerk betrieb. »In ländlichen Räumen haben Themen wie Ärztemangel oder die Krise des Einzelhandels noch eine ganz andere Wucht. Dort mag eine solche Stimmung besonders weit verbreitet sein, denn allzu viele Menschen wirkten krisengeplagt und schleppten Zukunftsängste mit sich umher. Es sind Probleme wie Vereinsamung und sie führen über kurz oder lang zu einer gesellschaftlichen Depression«, warnt Meike Bräuer-Ehgart.

»Wir müssen weiter hoffnungsvoll in die Gesellschaft reinsprechen. Wenn aber eine Pfarrstelle nicht mehr besetzt wird, das Pfarrhaus verkauft wird und die alte Kirche unbenutzt bleibt, verlieren viele Orte einen ihrer letzten größeren Kulturträger. Pfarrer im Ruhestand entlasten ihre jüngeren Kollegen inzwischen häufiger als früher. Die Kirchen setzen auch verstärkt auf den Einsatz von Ehrenamtlichen. Sie bringen aus anderen Berufen andere Perspektiven auf die Kanzeln als Theologen. Pfarrer stehen dabei zwar an erster Stelle, doch andere Berufsgruppen wie die Religionslehrerin, der Diakon oder die Kirchenmusikerin kämen in der Summe auf mehr Kontakte.« Das sei eine Generationenfrage, meint Anna Feg, die Jüngeren müssten nicht nur im Team arbeiten, sie wollten das auch. Multiprofessionelle Teams, die den Pfarrern mehr Zeit dafür lassen, leisteten aus ihrer Sicht dazu einen Beitrag, sagt Ulrike Brand-Seiß.4

Vereinen

Eine Welt, in der Chancengleichheit herrscht. Wie stellen sich die Jungen ihren Weg dorthin konkret vor? Es war die Stunde im Leben einer jungen Frau in der Stellung eines Caporal-Chefs bei der renommierten Pariser Feuerwehr:

Myriam Chudzinski gehörte zu den Ersthelfern, die am Abend des 15. April 2019 in der Kaserne zu ihrem Einsatz aufbrachen. Neun Stunden lang hatte sie gegen die Flammen gekämpft. Sie erzählte der Zeitung »Le Parisien«, sie sei stolz, an der Rettung von Notre-Dame de Paris, diesem Jahrhundertbrand, beteiligt gewesen zu sein. »Hätte jemand zu mir gesagt, du machst am Montag, dem 15., einen Einsatz in Notre-Dame de Paris, ich hätte es nicht geglaubt! Wir sind froh, unser Bestes gegeben zu haben.«5

Mit vereinten Kräften, so lautet die Formel. Nicht anders als Junge, die sich zusammenfinden, wenn eine Feuerglocke läutet und das Dorf sich seine Rettung erhofft durch den Einsatz einer schnellen Löschtruppe. Eine solche Gruppierung von Jungen mag man Verein nennen?

Genauer Schutzverein, weil er mit vereinten Kräften zur Tat schreitet und sich nicht lediglich wie etwa ein Klub der Ältesten daran beteiligt, bei besonderen Anlässen seine Weisheiten zum Besten zu geben. Ein Schutzverein sei in den Augen der Jungen für vieles gut.

Ob für das Eigentum an ihren Betrieben oder für ein größeres Maß an Sicherheit für ihren Lebensunterhalt, die Jungen organisieren sich als Mitglieder innerhalb ihrer ländlichen Gemeinden. Sie sehen sich gegenüber jedem einzelnen Mitglied der Gemeinde in der Verantwortung. Nicht nur für Arbeit, sondern auch für zu Hause.

02. Team Agrar

»Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern!« So lautet Auftrag 2. Bürgermeister nehmen diesen Auftrag bereitwillig entgegen und geben ihn weiter an Valerie und deren TeamAgrar zur Ausführung:

Wir werden die landwirtschaftliche Produktivität und die Einkommen von Familienbetrieben, insbesondere von landwirtschaftlichen, steigern.

Wir werden Grund und Boden zur Schaffung eines produktiven Agrarsektors sichern und dadurch Wertschöpfung einer ländlichen Infrastruktur schaffen.

Wir werden Zugang schaffen zu landwirtschaftlichen Beratungsdiensten, zur Technologieentwicklung sowie zu den Vorteilen aus der Nutzung der genetischen Ressourcen.

Wir werden uns für die einheimische Produktion, Verarbeitung, Vermarktung sowie die dezentrale Besiedelung einsetzen.

Wir werden Familienbetriebe von Selbstversorgern zu kommerziellen Landwirten entwickeln.

Wir werden Familien sich zu Selbsthilfeorganisationen zusammenschließen lassen und sie mit solchen Kooperativen von Zwischenhändlern unabhängig machen.