Väter in Deutschland zwischen Amok und Suizid - Dirk Peter - E-Book

Väter in Deutschland zwischen Amok und Suizid E-Book

Dirk Peter

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Beschreibung

In der Welt des Familienrechts ist es heute alarmierend einfach geworden, einem Elternteil - manchmal sogar beiden - das Kind zu entziehen. Der hier geschilderte Fall schlägt als eindringliche Warnung Wellen, nicht nur für jene, die sich bereits in den stürmischen Gewässern familienrechtlicher Verfahren befinden, sondern auch für zukünftige Eltern oder solche, die mit dem Gedanken spielen, in diese Rolle zu schlüpfen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um häufig betroffene Väter oder zunehmend in den Fokus geratende Mütter handelt. Ein genauerer Blick entlarvt die beunruhigende Willkür in Jugendämtern und Familiengerichten. Das Buch wirft ein Schlaglicht auf einen toxischen Mix aus Überforderung, mangelnder Qualifikation und wirtschaftlichen Interessen, der sich fernab des oft zitierten Kindeswohls zusammenbraut. Besonders Verfahrensbeistände, Umgangspfleger und Gutachter scheinen oft von wirtschaftlichen Anreizen geleitet, Verfahren unnötig in die Länge zu ziehen. Diese Erzählung dokumentiert den herzzerreißenden Verlust meines fast 8-jährigen Sohnes durch ein vierjähriges Labyrinth aus über 17 Verfahren, zwei Gutachten und mehrfacher Aussetzung des Umgangsrechts ohne Not und habhafter Begründung. Sie beleuchtet die unvermeidlichen Fallstricke im Minenfeld des Familienrechts und bietet strategische Ratschläge, um dem psychologischen Druck so gut es geht standzuhalten.

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Für meinen Sohn. Für meine Tochter. Für alle Kinder.

Buch

Für wagemutige „Junge“ – die sich mit dem Gedanken quälen, in unbeständigen Zeiten wie diesen in Deutschland, trotz der weltweit kinder- als auch elternunfreundlichsten rechtlichen Rahmenbedingungen, eine klassische Familie mit Kindern gründen zu wollen.

Für „Betroffene“ – vielleicht Du mit diesem Buch in der Hand, weil Dir Dein Bauchgefühl signalisiert, dass irgendetwas nicht stimmt – oder daheim bereits lichterloh die Hütte brennt.

Für „die anderen“ – die nicht weiter wegschauen können oder wollen und durch dieses Buch möglicherweise einmal mehr motiviert sind, diesen Katastrophen mutig entschlossen entgegenzutreten.

Autor

Dirk Peter, geboren 1973, humorvoll sarkastischer Steinbock – und auch „Gemini“ nach der vedischen Astrologie. Mit seiner gelebten Philosophie Körper und Geist als untrennbare Einheit, ist er auf beiden Seiten erfolgreich: der enthusiastische Fußballer, Fitness- und Personaltrainer vollumfänglich physisch und mental und auf der anderen Seite beruflich die IT als Cyber Security Consultant und Datenschutzbeauftragter. Vom Künstler-Gen seiner kreativen Mutter ist neben einem Händchen für Schöngeistiges heute noch der Reiz des Klaviers/Drums als Hobby übrig. Seine unersättliche Neugier und sein Streben nach Neuem und Wissen führten ihn darüber hinaus dazu, sich während des eigenen Kampfes ums Kind unter anderem zum Verfahrensbeistand zu qualifizieren. Allerdings ist er auch jemand, der alles sieht und aufgrund seines ausgeprägten Gerechtigkeitssinns die Klappe nicht halten kann. Ein Beleg für seine Fähigkeit, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, neue Kompetenzfelder zu erschließen, in Not geratene Hilfesuchende durch systemische Missstände aber keinesfalls sich selbst zu überlassen. Er ist somit ein Mensch, der durch die Vielfalt seiner Interessen und Talente besticht und in jeder Lebenslage ein hohes Maß an Erfolg und Erfüllung findet.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Einführung

2. Warum

3. Was geschah

4. Der Google-Jurist ergoogelt Mist

5. The King in the Ring oder: „Mein Gerichtssaal – mein Wohnzimmer“

6. Zwar dein Ring, aber mein Fynn oder: „Dein Wohnzimmer, deine Dienstaufsichtsbeschwerde“

7. Im Gericht am 02.02.2022

8. Endlich Fynn am 12.03.2022

9. Fast Fynn mit Übernachtung am 26.03.2022

10. „Huch – stell dir vor, die Mutter lügt und keinen interessiert’s!“

11. Und wieder kein Fynn am 2. April 2022

12. Erste Übernachtung nach 2 Jahren und 7 Wochen

13. Wer Umgangsblockaden säht, wird EKE ernten

15. Aller guten Dinge sind …

16. Die Amtssprache in GfK-Worthülsen

17. Der copy/paste-Gutachter im Mantel kindschädigender Geldgier

18. Anwälte – stichelnde Gebührenjäger

19. Verfahrensbeistand, Umgangspfleger und sonstige „Helfer“

21. Wer ist Dirk

22. Zähne im Dorf der Kinder

23. Vom Tellerwäscher

24. Die Macht des emotionalen Impakts

25. Der Briefkasten und „the German Angst“

26. Was läuft schief?

27. Studien und sonstige Randnotizen

28. Was sich ändern muss

29. Gratulation – es ist vollbracht

30. EKE – MfG – WTF?

31. Das i-Tüpfelchen

32. Wer lang genug auf der Lauer liegt

33. Daumenschrauben

34. Leere

35. Zu guter Letzt

36. Tipps und Tricks im Fegefeuer

Schlusswort

Anhang, Fundstücke, Wissens- und Sehenswertes

VORWORT

Mein Kind hat seinen Vater verloren, und ich als Vater mein Kind. Und das wegen rein gar nichts: Ungeprüfte Aussagen vonseiten der Mutter, juristische Spitzfindigkeiten, giftige Gegenanwälte und vernichtende Aussagen von Verfahrensbeteiligten, getrieben von persönlichen Aversionen gegen den wie ein Löwe kämpfenden Vater, bilden die Basiszutaten für das damit eingeleitete Höllenfeuer.

Am Beginn dieses Martyriums steht stets die erste fehlgeleitete Intervention der Eingreifenden, welche die, durch diesen empfindlichen Eingriff in die Privatsphäre ausgelösten emotionalen Reaktionen des Vaters missdeuten. Pariert und duckt sich der Vater nicht wie gewünscht, erfolgt der frühzeitige Wurf des initialen, explosiven Eltern-Kind-Entfremdung-Molotowcocktail in die bis dahin harmonische Beziehung zwischen Elternteil und Kind. Dieser vernichtende Cocktail ist die rasche Antwort der empörten Verfahrensbeteiligten in feinster Form persönlicher Diskreditierung mit anschließend per Beschluss angeordneter folgenschwerer Aussetzung des Umgangs mit dem eigenen Kind. Dieses Vorgehen ist bei allen verglichenen Fällen Standard.

Als von EKE-Betroffener und für meinen Anteil am Sorge- und Umgangsrechtkämpfender Vater erlebe und bewerte ich daher die aktuellen staatlichen Regelungen und ihre Ausformungen durch die zuständigen Behörden inklusive „Helfer“ wie das Jugendamt, Verfahrensbeistände, Gutachter, Umgangspfleger, Kinderschutzbund, Caritas & Konsorten, sehr kritisch.

Diese Erfahrung, das sei gleich zu Beginn verdeutlicht, betrifft zwischenzeitlich nicht mehr nur Väter. Es betrifft auch immer mehr Mütter, denen in ähnlicher Art und Weise mit fadenscheiniger Begründung die Kinder von heut auf morgen weggenommen werden. Tendenz steigend.

Die abscheulichen Handlungen der am Verfahren beteiligten sind derart bizarr, surreal, lebens- und realitätsfremd, widersprüchlich bis menschenverachtend, dass die Wiedergabe letztlich nur mit Persiflage ähnlichem Charakter möglich wird. Naturgemäß ist diese Erfahrung subjektiv und teilweise emotional geladen. Auch wird nicht jede Behauptung und Offensichtliches mit einer Quellenangabe oder Nachweis belegt.

Ich kann über meine existenziell belastenden Erfahrungen, u.a. in tausenden vergeudeten Stunden wertvoller Lebenszeit durch über neunhundert verfasste Schriftsätze, E-Mails, Briefe und Faxe an das Gericht, Jugendamt, an Verfahrensbeteiligte, Anwälte, Politiker und flehend an die Mutter, letztlich nur noch ironisch bis sarkastisch berichten.

Damit erhoffe ich nicht nur für mich, sondern auch für alle gegenwärtigen und zukünftigen Kinder dieser Welt, ein Umdenken der Gesetzgeber anzuregen. Ziel des Buches ist es, eine längst überfällige Reform des kinder- und elternzerstörenden Familienrechts zu bewirken, die dem aktuellen Zeitgeist entspricht und den Anforderungen einer modernen Gesellschaft gerecht wird.

Dies ist nicht nur rund um die EKE-Hochburg in „THE LÄND“ wünschenswert, sondern für die gesamte Bundesrepublik.

„Umgang mit dem eigenen Kind ist Grundrecht.“

2. WARUM

Die schlichte 90er-Holzstil-Tür ziert Fynns Name in schönen, bunten Holzbuchstaben. Eine Krone über dem F, vier Sterne über dem N. Darunter ein Anker, drei Herzen und ein Elefant. Ich öffne die Tür, ein leichter Stich ins Herz, ein Hauch von Fynn, ich glaube ihn vor meinem inneren Auge auf seinem weichen hellen Teppich spielen zu sehen, ihn lachen zu hören, ihn mich mit seinen wunderbaren großen Augen fragend anzusehen, ob ich mit ihm die Playmobil-Polizeistation weiter aufbaue. Stattdessen: Stille. Die angrenzende Hauptstraße rauscht vor sich hin. Es hupt jemand. Ich versuche Fynn zu spüren. Als wäre er noch präsent und nur kurz auf die Toilette gegangen oder in die Küche, um schnell aus seinem weißen Kunststoffbecher mit dünnen grünen Rand seine Apfelschorle zu trinken. Ich schaue mich um. Jedes Spielzeug trägt eine andere Szene. Die blaue Kindertröte mit den drei Tonhebeln, die er versucht hat zu drücken, um die Töne zu verändern, dabei sind diese nur Optik und fest eingeklebt. Im Regal ein auf DIN A4 ausgedrucktes Foto auf dem wir beide auf der Bärenwiese in Ludwigsburg vergnüglich in einen Apfel beißen. Es ist unser Lieblingsfoto. Es visualisiert den Moment des absoluten Glücks. Der Blick schweift durchs Zimmer, bleibt am Mistakos hängen. Ein Spiel mit Mini-Stühlen, welche möglichst geschickt ineinandergestapelt werden. Ich sehe Fynn, wie er mit einer gebetsmühlenartigen Ruhe die beste Position sucht, um den Turm möglichst hoch zu bekommen. Das TipToi-Starterset. Hier hat er im Alter von zwei Jahren die richtige Stelle gefunden, um ein komisches Geräusch des Sprechers einer Figur nachzumachen und herzhaft dabei zu lachen, weil ich parallel dazu eine Grimasse machte. Sein kleiner Holzhocker, von meiner lieben Patentante, steht vor der kleinen E-Drum, sie wartet von Fynn gespielt zu werden. Wie oft haben wir hier zusammen musiziert, er an der E-Drum, ich am E-Piano. Das hatte Energie. Das war Leben.

Ein Kloß im Hals, eine erste Träne als Vorwehen eines weiteren emotionalen Zusammenbruchs. Ich weine leise, bitterlich, ich spüre mein Herz, wie es zerbricht.

Wir schreiben Januar 2022 und es wird Zeit, kaum Fassbares auf Papier zu bringen.

Der Buchtitel mag martialisch klingen, zarte Gemüter abschrecken – oder vielleicht sogar neugierig machen? Ich weiß es nicht. Der Titel hat allerdings, bzw. natürlich eine Geschichte. Dazu komme ich noch.

Es sei nebenbei bemerkt, dass dies mein erstes Buch ist. Daher ist es wahrscheinlich, dass mancher Literaturkritiker sowohl dieses kleine Werk als auch meinen amateurhaften Schreibstil nicht nur scharf kritisieren, sondern regelrecht pulverisieren wird – was mir allerdings völlig gleichgültig ist. Mein Hauptanliegen ist es, die Aufmerksamkeit auf die tagtäglich erlebten, barbarischen Grausamkeiten zu lenken und diese Informationen nachhaltig, mit dem Ansporn selbiges zu tun, zu verbreiten.

Hauptgrund, warum ich diese Zeilen schreibe, ist die unfassbare Ungerechtigkeit in der Familienrechtspraxis. Klar ist, wer damit nicht in Berührung kommt, hat keinen blassen Schimmer, von was ich hier eigentlich rede, weshalb ich mich aufrege und warum ich das Thema publik machen muss.

Am 6. Mai 2016 kam mein Sohn Fynn in Stuttgart auf die Welt. Nicht nur einer, sondern der schönste Moment in meinem Leben.

Die Beziehung mit der Mutter war bereits vor der Geburt beendet. Von mir. Schwerer Fehler. Seitdem kämpfe ich um den „Umgang“. Also die dem anderen Elternteil zugewiesene Zeit mit seinem Kind. Zum Stand 3. Januar 2022 war mein Fynn am 15. Mai 2021 das letzte Mal hier in seinem Zimmer und ich habe ihn seitdem auch nicht mehr gesehen6. Update zum Zeitpunkt des Buchschlusses Januar 2024: Fynn war im April 2022 das letzte Mal bei mir in seinem zweiten Zuhause.

Seitdem geschahen Dinge, nach denen sich in West L.A. die Hollywood-Regie wohl die Finger lecken würde: Es ist schlicht surreal.

Im Grunde ist das „Warum“ völlig einfach und ich habe es meinem „Gutachter“ wie folgt erklärt:

„Nach Geburt des gemeinsamen Kindes tänzeln die Eltern noch Liebestaub um eine blubbernde Moorgrube herum. Da man das Kind nicht gemeinsam tragen kann, trägt einer der Eltern das Kind auf seinen Armen. Aus „Gründen“ kommt es wie bei allen betroffenen Beziehungen zu einem jähen Ende und hierbei kickt einer der beiden Elternteile den anderen in hohem Bogen ins Moor. Selbstredend ist es derjenige ohne Kind auf dem Arm. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die nicht nur sprichwörtliche Abwärtsspirale und die Thematik im Familien-Un-Rechtssystem: Je mehr der empörte, weggeschubste Vater Anspruch auf Umgang mit seinem eigenen Kind anmeldet, sich wehrt, Fehler und Ungerechtigkeiten adressiert als auch nur die Hand hebt, um zu sagen „Hey, ich bin doch nur ein Vater, welcher nur eine liebevolle Zeit mit seinem Sohn verbringen möchte!“ – desto mehr er sich windet, strampelt und verbittert kämpft, desto tiefer wird er im Morast nach unten gezogen und verschwindet schließlich völlig im real gewordenen Albtraum von immer von der Bildfläche.“

6 Gutachterliche 1-stündige Interaktionsbeobachtung im Okt. 2021 ausgenommen

3. WAS GESCHAH

Auch hier eine völlig „normale“ Situation. Zwei getrennte Elternteile diskutieren am Telefon. Der eine Elternteil sagt zum anderen: „wenn du mir zu viel diskutierst, dann siehst du den Fynn am Wochenende gar nicht!“ – Zack! Aufgelegt. Mit diesem Akt tritt der eine Elternteil den anderen in die dunkle Moorgrube. Der Anfang einer langen, äußerst schmerzhaften Phase ist bzw. war eingeläutet.

Vielleicht doch etwas „spezieller“ waren dann doch die Umstände. Beruflich bin ich seit jeher Freelancer. Ab und an nahm ich eine befristete Angestelltenstelle im Cyber Security-Bereich an, um dann wiederum festzustellen, warum ich Freelancer war und blieb.

Anfang 2019, als die Welt für mich noch halbwegs in Ordnung war, bot sich in den hiesigen Stellenausschreibungen eine Gelegenheit. Ich bewarb mich als Cyber Security-Consultant bei einer Daimlertochter. Das erste Gespräch fand im Januar statt und alles lief entsprechend gut. Der damalige Abteilungsleiter freute sich auf mich und ich mich aufs Team und meine neue Aufgabe. Pünktlich zum 2. Mai startete ich und hoffte, beruflich endlich „angekommen“ zu sein. Wichtig zu erwähnen ist: Es gab keine Aufgabe. Die Ansage nach einer vorsichtigen Rückfrage, was denn nun eigentlich mein Job sei, war: „Du wirst schon eine Aufgabe finden“. Da ich leider noch nicht dem Red-Team (Pentests) zugeordnet war, sondern vorerst dem „VMaaS“ (Vulnerability Management as a Service, also Schwachstellenmanagement gefundener Sicherheitslücken). Es galt dort Anschluss zu finden. Um es kurz zu machen: es war stinklangweilig. Letztlich ging es darum, den eingeschliffenen Prozess einer Sicherheitssoftware mit den eingehängten Kunden und deren Schwachstellen abzuarbeiten. Zu allem Überfluss wurde ich in der Mitte des Raumes platziert, sodass mich jeder gemäß „Stu is new in the Zoo“ im Blick hatte: es gab sechs Plätze, fünf an den Wänden und einer mittig. Jeder konnte dir auf die Monitore glotzen und rein energetisch war es gefühlt höchst unangenehm. Auch gemäß Feng Shui die wohl absolut ungünstigste Platzierung.

Leider muss ich an der Stelle etwas ausholen, damit der emotionale Impakt welcher später aus einer herrlichen Cuvée aus gleich drei verschiedenen höchst emotionalen Ereignissen aufschlägt, deutlicher zum Tragen kommt.

Dann kam der 24. Mai 2019. Der Tag, der alles veränderte. Die gut laufende Regelung, die vom Jugendamt im Juli 2018 schriftlich fixiert worden war, sah wie folgt aus: jedes Wochenende im Wechsel Fr./Sa. und Sa./So. – als auch einmal unter der Woche, Abholen im Kindergarten dienstags um 13 Uhr, Bringen am Mittwochvormittag 9 Uhr.

Es war ein Traum. Aus heutiger Sicht. Hätte mir zu diesem Zeitpunkt jemand gesagt, was ich mit dieser Regelung habe und was für Albträume es in dieser Familienrechtsscharade alles gibt ... hätte ich es mehr zu schätzen gewusst?

Eskalationszünder war, dass die Mutter, nennen wir sie Nanke, die Wochenendtage tauschen wollte. Bis dahin keine wirkliche Herausforderung. Sie wollte anstatt des Freitags den Samstag bekommen, damit sie zur Taufe bei einer Freundin an den Bodensee fahren konnte. Mir war es egal, weil ich ohnehin noch nichts geplant hatte, und ich richtete mich danach.

An besagtem Freitag klingelte dann während meiner Arbeit das Telefon und es begann eine Diskussion. Ursprünglich hatte ich ja den Freitag, nun wegen des Tauschs den Samstag. Nanke meinte nun, ich hätte ja auch noch den Freitag, weil ich den ohnehin hätte und ich mich ja um jede Minute mit Fynn schlagen würde. Ich bejahte, erwiderte aber, dass ich nun schon was ausgemacht habe, eben weil wir ja getauscht hätten. Um es kurz machen: Es riss ihr Geduldsfaden und meinte kurz und laut: „..., wenn du mir zu viel diskutierst, dann siehst du den Fynn am Wochenende gar nicht!“ – Zack! Aufgelegt und der lange, äußerst schmerzhafte bis heute andauernde Richtung wurde damit eingeschlagen.

Ich versuchte den Rückruf. Ich schrieb SMS mit der Bitte, nochmal anzurufen. Keine Chance. Letztlich knickte ich ein und schrieb ihr, ich nehme gerne Fynn auch heute und würde ihn nach der Arbeit abholen.

Nur es war nun offenbar zu spät. Keine Antwort, keine Reaktion, nichts. Sie nahm ihn einfach mit zum Bodensee und damit war mein Wochenende mit Fynn komplett zerstört. Der erste Anruf galt dem Jugendamt. Manch einer kennt vielleicht dieses schreckliche Ohnmachtsgefühl, wenn man versucht, jemanden am Hörer von etwas zu überzeugen, den Eindruck aber nicht los wird, man rede mit einem frisch darmgespiegelten Kakadu, der spürbar mehr warmen Wind als sachliche Dienliches durchs Telefon flatuliert. Die junge Dame (jung, frisch im Job, unverheiratet, keine Kinder, offensichtlich keine Ahnung von gar nichts) vom Jugendamt Ludwigsburg gab sich entsprechend tiefenentspannt: „...Wir können ja nochmal ein Gespräch versuchen.“ Ich bat sie, nein, ich flehte sie förmlich an, Fynns Mutter anzurufen. Die Dame meinte: „Nein, das ist nicht mein bzw. unser Job, die Mutter zu irgendwas zu zwingen!“ Ich entgegnete: „Darum geht‘s nicht, holen Sie sich doch wenigstens die Beweggründe ab, warum sie schon wieder den Umgang vereitelt, mehr nicht! Dann haben Sie beide Eltern am Telefon gehabt: Verzweifelter Vater ruft an und berichtet, danach ruft das Jugendamt die Mutter an, um die Gründe zu erfahren, mehr nicht. Wichtig fürs Protokoll bzw. Akte!“. Sie wiederholte sich, dass dies alles nicht ihr Job sei und empörte sich letztlich noch über meine Emotionalität am Telefon, sodass sie schließlich einfach auflegte. Das war die erste offizielle Amtshandlung im Rahmen unterstützter Eltern-Kind-Entfremdung mit der hier eingetretenen Tür für schweren psychischen Missbrauch von Kindern, festgestellt vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR)7.

7 Urteil (Pisica ./. Moldawien, 23641/17 vom 29.10.2019): https://hudoc.echr.coe.int/eng#{%22itemid%22:[%22001-197214%22]}

4. DER GOOGLE-JURIST ERGOOGELT MIST

Nachdem klar war, dass es keinen Fynn am Wochenende für mich geben würde, ging das Tor der Hölle auf. Das schwarze Loch im Boden (Moor) nahm mich bereitwillig auf und saugte gierig in gefühlter Lichtgeschwindigkeit an meiner Lebensenergie wie ein 42.000 PS starkes Containerschiff den Diesel aus einem viel zu kleinen Ford Fiesta Tank. Das Loch schien im gefühlten freien Fall schier endlos.

Was tun? Nachdem ich nun viel Zeit hatte, beschloss ich, aktiv zu werden. Nach einer sehr unruhigen, schlaflosen und schmerzhaften, dafür umso tränenreicheren Nacht war das Ende der Fahnenstange erreicht. Auf den einschlägigen Rechtsanwaltsseiten als auch in entsprechenden Foren gab es allerhand interessantes zu lesen. Für meinen Fall allerdings wurde keine Lösung angeboten. Wäre ja auch zu schön gewesen. So formulierte ich das komplette Wochenende mittels „copy/paste“ ein Pamphlet zusammen, welches den Titel „Einstweilige Anordnung zur Herausgabe des Kindes“ trug. Diese Anordnung macht aber nur Sinn, wenn ein Elternteil mit dem gemeinsamen Kind im Ausland verschwunden ist.

Für mich Passendes war bei meinen Recherchen in jeweiligen mit EKE sich befassenden Foren mit Vorlagen, Beispielschriftsätzen waren auf die Schnelle – zumindest dachte ich das 2020 für diesen „speziellen Fall“ – nicht zu finden. Im Verein „Väteraufbruch für Kinder e.V.“ war ich damals noch nicht, wäre aus heutiger Sicht zumindest minimal besser gewesen, als sich einsam verloren und allein (für diesen dann doch „nicht so speziellen Fall“ sondern nur einer von hunderttausenden) mit sämtlichen fatalen Anfängerfehlern verzweifelt zu wehren.

Diese juristische Fehlzündung feuerte ich dann sonntags unterschrieben und siegessicher via Fax ans Amtsgericht Ludwigsburg ab und hoffte, dass der zuständige Richter vor Gericht der störrischen Ex die Ohren langzog und mit einer ordentlichen Ansage dadurch dem Kind der Vater wie gewohnt erhalten blieb.