Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Der Titel "Ver-rückt nach dem Jakobsweg" ist bewusst doppeldeutig gewählt. Einerseits hört man ja immer wieder, der Jakobsweg mache süchtig, so dass man ihn wieder und wieder begehen muss - oder anders ausgedrückt: Verrückt danach wird. Andererseits wurde - wie man gleich im ersten Beitrag lesen kann - die Autorin persönlich von ihrem ersten Jakobsweg so dermaßen aus ihrem Alltag heraus geholt, dass danach kein "wie vorher" mehr möglich war - weg von einem Leben im Mainstream, hin zu gelebter Individualität. Sie war also nach ihrem Jakobsweg im doppelten Sinne ver-rückt aus ihrer vorigen Mitte. "Ver-rückt nach dem Jakobsweg" erzählt - teilweise sehr persönliche - kurze Anekdoten und Impulse vom und über den Jakobsweg. Diese sollen Sie unterhalten, zum Lächeln bringen, zum Nachdenken anregen oder Sie - wenn Sie den Weg selbst schon gegangen sind - in Erinnerung schwelgen lassen. Falls Sie den Jakobsweg noch nicht gegangen sind, lädt Sie dieses Buch ein, einen Eindruck zu gewinnen. Und wer weiss, ob es Sie nicht Appetit bekommen lässt, nach dem Jakobsweg - und ein kleines bißchen Ver-rücktheit im Leben. Die Autorin und ihr Team wünschen Ihnen eine gute Unterhaltung und - lassen Sie sich ein bißchen ver-rücken von den Impulsen und Gedanken vom Jakobsweg.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 53
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Vorwort
Ver-rückt nach dem Jakobsweg
Verrückt
Unterwegs
Aus-Zeiten
Visionen – Die Kunst, Unsichtbares zu sehen
Weg zurück ins Leben
Eindrücke vom Camino - Teil 1
Eindrücke vom Camino - Teil 2
Reisebegleiter
Zwischen den Welten
Schwimmen gegen den Strom - Teil 1
Schwimmen gegen den Strom - Teil 2
Schwimmen gegen den Strom - Teil 3
Was Arbeitsteilung mit dem Jakobsweg zu tun hat
Pilger Dich reich!
Eindrücke vom Camino - Teil 2: Mit dem Finger auf der Landkarte
Das Leben – ein Labyrinth
Merk- und Denkwürdiges unterwegs
Begegnungen
Ruhig schlafen - und andere Banalitäten
Der Geist des Camino
Über die Autorin
Über Christina Bolte
Folgende Bücher sind bereits von ihr erschienen:
Impressum
Der Titel "Ver-rückt nach dem Jakobsweg" ist bewusst doppeldeutig gewählt.
Einerseits hört man ja immer wieder, der Jakobsweg mache süchtig, so dass man ihn wieder und wieder begehen muss - oder anders ausgedrückt: Verrückt danach wird.
Andererseits hat mich persönlich - wie man gleich im ersten Beitrag lesen kann - der ersten Jakobsweg so dermaßen aus meinem Alltag heraus geholt, dass danach kein "wie vorher" mehr möglich war - weg von einem Leben im Mainstream, hin zu gelebter Individualität und freie Potenzialentfaltung. Ich war also nach meinem ersten Jakobsweg ver-rückt aus meiner vorigen Mitte.
"Ver-rückt nach dem Jakobsweg" erzählt in – teilweise sehr persönlichen – kurzen Anekdoten und Impulsen vom und über den Jakobsweg. Diese sollen Sie unterhalten, zum Lächeln bringen, zum Nachdenken anregen oder Sie – wenn Sie den Weg selbst schon gegangen sind - in Erinnerung schwelgen lassen. Falls Sie den Jakobsweg noch nicht gegangen sind, lädt Sie dieses Buch ein, ihn virtuell ein wenig mitzugehen und einen Eindruck zu gewinnen.
Wer weiß, ob es Sie nicht Appetit bekommen lässt: nach dem Jakobsweg, nach einem kleinen bisschen Ver-rücktheit im Leben und danach, sich selbst auch mal leer zu laufen, um gefüllt durch neue Impulse wieder in den Alltag zu starten. Ich wünsche Ihnen eine gute Unterhaltung und einen guten Weg - egal auf welchem Sie gerade unterwegs sind.
Ihre Christina Bolte
Auf meinem ersten Jakobsweg 2007 stieg ich kurz vor Ende meines Jakobsweg-Pilgerweges irgendwo am sprichwörtlichen Ende der Welt nichts Böses ahnend in einen Bus und schaute (wegen des Urlaubsendes) ein bisschen wehmütig vor mich hin. Schon nach kurzer Zeit entspann sich mit meinem Sitznachbarn (auch einem Deutschen), der sich mir als „der Verrückte“ vorstellte, eine ganz interessante und philosophische Diskussion. Über Glück, die Normalität und das Leben. Diese Diskussion in gipfelte schließlich in dem Satz: „Lieber verrückt sein und glücklich, als normal und unglücklich“.
Nun ist zwar die Definition von Glück und Unglück absolut subjektiv und individuell, aber ironischerweise dachte ich damals, dass es doch das Maß der Dinge sei „normal“ zu sein. Denn normal heißt ja nun nichts anderes, als der Norm entsprechen…
Verrückt zu sein, entsprach nun damals gar nicht dem was ich vorhatte zu „sein“. Dennoch traf das Attribut „verrückt“ in Bezug auf meinen Sitznachbarn nun allerdings den Nagel auf den Kopf, denn Verrückt, im Sinne von: „anders, nicht der Norm entsprechend, aus der breiten Menge (=Norm) herausstechend“ war nun definitiv zutreffend für ihn.
Zumindest hatte ich sonst niemanden auf dem Jakobsweg getroffen, der bewusst nachts oder eine Etappe rückwärts ging und innerhalb von 8 Wochen den stolzen Betrag von mehr als 5.000 Euro ausgab (Anm. d. Verf.: eine Übernachtung in einer Pilgerunterkunft inkl. einem 3-gängigen Abendessen ist überwiegend für 10-20 Euro zu haben).
Nun gut, ein Sprichwort sagt bekanntlich: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich gänzlich ungeniert“, und auf dem Jakobsweg hat man ja ohnehin die Möglichkeit in der Anonymität unterzutauchen.
Andererseits hat ver-rückt sein aber auch Vorteile. Ver-rückt sein, in dem Sinne von ver=“daneben, aus der Mitte“ und rücken, sich vorzustellen, dass man aus seiner Rolle schlüpft und sich neben sich stellt, um wie aus einer Kamera- oder Meta-Perspektive das eigene Tun und Leben von außen zu beobachten, ist eine Kunst.
Denn wenn man in seinem „normalen Leben“ so in seiner eigenen Rolle oder in seiner eigenen Szenerie gefangen ist, und man mal wieder etwas tut, was man eigentlich hasst, tut es verdammt gut, wenn man so ver-rückt sein kann, um sich „neben sich“ zu stellen und die ganze Szene, das ganze eigene Leben mal von außen betrachten kann. Denn von außen betrachtet ist nämlich Vieles urkomisch und zum Lachen.
Ich denke an der Stelle ganz gerne an den Film „Zwei-Ohr-Küken“ wo Till Schweiger morgens von seiner Freundin als erstes damit geweckt wird, wie denn die Küche aussieht, und wieso das Bad nicht geputzt ist… Eine Szene aus dem täglichen Leben also, die eigentlich überhaupt nicht zum Lachen ist, wenn es das eigene Leben ist, aber jeder der im Kino sitzt kann drüber lachen.
Was können wir also von den Verrückten lernen? Also zumindest mal, das Leben nicht so todernst zu nehmen, denn immerhin ist es das einzige was wir haben…
Also, haben Sie heute schon gelacht?
Schlagwörter: Camino, Glück, Jakobsweg, Lachen, normal, Verrückt
Pilgern stammt vom lateinischen Wort peregrinus (oder peregrinari, in der Fremde sein) ab, was Fremdling bedeutet. Im Kirchenlatein wird es als pelegrinus abgewandelt, und bezeichnet es eine Person, die aus religiösen Gründen in die Fremde geht, d. h. zumeist zu Fuß eine Wallfahrt zu einem Pilgerort unternimmt.* (Quelle: Wikipedia)
Für vielen Menschen hat das Pilgern eine ein wenig seltsame oder eigenartige Anmutung, denn ist es nicht eine Form des (zumindest vorübergehenden) Aufgeben der Heimat (und auch eines Großteils des Hab und Gutes)? Für jemanden, der unfreiwillig seine Heimat oder sein Obdach verloren hat, ist es also eher unverständlich, dieses freiwillig zu tun.
Ja, gewiss ist für den modernen Pilger sicherlich auch eine Menge Lust auf Abenteuer ausschlaggebend, für manche (die 800 km Jakobsweg mit dem Rad in 1 Woche absolvieren) ggf. auch sportlicher Ehrgeiz. Für die meisten Menschen ist Pilgern aber auch eine Ausdrucksform der Hoffnung – früher nach Sündenablass oder nach Gebetserhöhrung in Bezug auf ein bestimmtes Anliegen und auch heute immer noch nach Heilung.
Worin besteht die Heilung – oder in der Langform des Wortes: Heil-Werdung? Worauf hofft der moderne Pilger? Oder wo nach sucht er? Was fehlt denn den pilgernden Menschen, von denen viele in finanzieller Hinsicht alles hatten oder haben, wovon Millionen andere nur träumen?
„Manchmal wird uns der Wert der Dinge erst dann bewusst, wenn wir auf sie verzichten müssen.“ (Walter Reisberger)
Tja, meist sind es wohl die unbezahlbaren Dinge, die fehlen, und so sind letztendlich viele Pilger auf der Suche – nach dem Sinn des Lebens oder nach sich selbst.
Denn auf dem Pilgerweg interessiert es normalerweise keinen, womit man „im normalen Leben“ sein Geld verdient, sondern es interessiert die Mitpilger, WO man herkommt und warum man auf dem Weg ist. Und WER man IST.