Vergangen - aber nicht vergessen - Günther Radach - E-Book

Vergangen - aber nicht vergessen E-Book

Günther Radach

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Beschreibung

Der Band enthält Gedichte aus den letzten Jahrzehnten, von der Wende-Zeit bis heute, in Ergänzung zu den im Band 'Draußen und drinnen - Gedichte' (2020) veröffentlichten Gedichten. In den 1960-er und 1970-er Jahren hat der Autor Siebdrucke und Collagen gemacht, unter anderem die in diesem Band abgebildeten Grafiken. Seit 2002 hat er sich der Ölmalerei gewidmet.

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Seitenzahl: 30

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Inhalt

In der Natur

Tage nur für mich

Das wilde Tier in mir

Draußen in der Welt

Sprachwelten

Verzeichnis der Gedichte

Verzeichnis der Bilder

1

In der Natur

Tod des Kirschbaums

Nach 80 langen Jahren

sekundenschnell gefällt,

verliert der Kirschbaum

uns'rer Kinderzeit,

zerstückelt, hingestreckt,

die letzte Kraft, vergebens

hält er sie in Knospen

für den nahen Frühling fest.

Voll Andacht schneide ich

zum allerletzten Mal

die reichsten Zweige

für die Vase, diesmal

um den Baum zu ehren.

Die Knospen schwellen bald,

es schieben Stiele sich hervor,

das zarte Blütenweiß

erscheint wie jedes Jahr,

doch Wehmut überkommt

die reine Freude über

dieses schöne Bild.

April in Schottland

Dem ersten morgendlichen

Blick nach warmer Nacht

im Kunststoffbett von Thornton Hall

springt weites Weiß ins Aug':

Ein Scherz: die allernächste Wiese

schneebedeckt, die nächste

weißlich-grün, und weit im

Hintergrund ganz ohne Schnee

die Wiesen, von Hecken begrenzt.

Der Himmel färbt sich für den Tag:

den grauen Wolkenschiffen malt

die erste Sonne rotorange den Kiel

und taucht im Widerschein

den Schnee in mildes Licht.

Noch eh' der Tag zu Mittag kommt,

sind alle Wiesen wieder grün.

Im Mai

Eschen grünen in den Spitzen

Eichen zeigen helles Grün

Flieder öffnet zarte Blüten

Gänseblümchen tausendfach

Wiesenschaumkraut auch dazwischen

Apfelblüten duften zart

Hummeln brummen und Hornissen

Bussard hoch in tiefem Blau

Schwan mit aufgestellten Flügeln

Gänse weiden frisches Grün

Spatzen füttern Kleininsekten

Nachtigall im Unterholz

Frösche quaken laut und lachen

Kuckuck ruft die ganze Nacht

Nebel steigen über Wiesen

Tiefe Nacht voll Zärtlichkeit

Sommerhitze

Schutz muss man suchen vor der Sonne,

die der Luft Sahara-Glut einhaucht:

in den Schatten der Apfelbäume geflohen;

auch hier in den Stuhl gedrückt durch

die Hitze, die auf der Brust lastet,

und den Atem mühsam gehen lässt.

Man spürt das Wasser aus den Pflanzen verdampfen,

sie welken sichtbar dahin, lassen die Blätter hängen.

Der Windhauch in den Gipfeln der Bäume

lässt das Laub sanft rauschen, der Wind nimmt zu;

das dunkle Grummeln in der Ferne

verspricht Erleichterung durch ein starkes Gewitter.

El Sardinero

I

Rot überzogen von der

kommenden Sonne

die eben noch grauen

Rippeln der Wolken,

gespiegelt im Meer,

ein Phantom für Minuten.

Der Abglanz füllt

das Zimmer, die

Häuser verfremdet

in sattem Gelb,

und das Tosen

der Brandung.

II

Die Wolken verzogen,

strahlende Sonne

zeugt gleißendes Meer;

laue Luft lädt zum Baden,

Siesta am Strande;

die letzten Male

im warmen Oktober.

III

Vor dem Vollmond

reisen grau-zackige

Wolken langsam vorbei;

auf der Dünung

liegt eine Sekunde

flüssiges Silber,

bevor ihr Brechen

die Bucht mit

Tosen erfüllt, und

Meerwasser schnellt

mit gischtigem Saum

in breiten Bögen flach

über nass-braunen Sand.

IV

Gleißend gelb, von

der Ferne zur Nähe

die Promenade erleuchtet,

nur wenige gehen

zu später Stunde

und suchen das Meer

oder führen Hunde

zum verlassenen Strand.

Phantastische Speisen

Avocadoschmalz

Birnenlauch

Citruskohl

Dattelrüben

Eierbrot

Feigenhack

Grünkohlbraten

Hammelgemüse

Ingwerwurst

Joghurtwein

Kohlzitronen

Lauchbrötchen

Muskatkraut

Nusslimetten

Olivensülze

Pfirsichmehl

Quarkkoteletts

Rosenkuchen

Salbeiklöße

Tafelspitzhörnchen

Ursalzsoufflé

Vanillesushi

Wirsingbrei

Zimtmelonen

Seltene Blumen

Januargeranien

Februarmagnolien

Märzrittersporn

Aprilpetunien

Maigladiolen

Junikrokus

Julitulpen

Augustprimeln

Septembermohn

Oktoberrosen

Novembermalven

Dezemberlavendel

Herbsttag

Die Zeit steht still,

die Sonne sinkt;

den ganzen Tag hat sie

die Bäume angestrahlt,

in Farben eingetaucht.

Bizarre Türme

dunkler Koniferen

werfen lange Schatten

auf die Rasenflächen,

wenn es dämmert.

Ein kühler Hauch

streicht durch den Park,

sobald die Sonne geht,

das Blau des Himmels

dunkler wird.

Durch's Filigran der

kahlen Bäume wandert

blasser voller Mond;

die Nacht wird kalt

und sternenklar.

Herbst

Wie schön ist der Herbst,

wenn verhangener Himmel

die Farben leuchten lässt,

die Dahlien ihre Farbenpracht

im welkenden Garten verbreiten,

die Pferde im Grün der Wiesen