Verloren im Nichts - Connie Glass-Enczmann - E-Book

Verloren im Nichts E-Book

Connie Glass-Enczmann

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Beschreibung

Eigentlich wollten die Teenager Manu und Sofia zur Geburtstagsfete von Carlo. Doch dann kommt alles ganz anders. Beide werden unfreiwillig in eine andere Welt katapultiert. Dort wohnen sie in einem Schloss und treffen auf ihren Vater Miguel, der eigentlich bei der Arbeit sein sollte. Wie kann das sein? Von nun an beginnt das Abenteuer von 'Verloren im Nichts'

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Seitenzahl: 156

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Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1: DER AUSLÖSER - CARLOS GEBURTSTAGSPARTY

KAPITEL 2: MANUS UND SOFIAS ABENTEUERLICHE REISE

KAPITEL 3: DAS GEHEIMNIS IM SCHLOSSHOTEL

KAPITEL 4: DIE VULKANWELT

KAPITEL 5: BEGEGNUNG MIT LONGFOOT

KAPITEL 6: DIE WRECKS UND DIE RALNICS

KAPITEL 7: DER PLAN

KAPITEL 8: DIE HÄNGEBRÜCKE

KAPITEL 9: GEHEIMES TREIBEN AUF VERNOLIA

KAPITEL 10: ENTLARVUNG DER RAUCHIGEN GESTALTEN

KAPITEL 11: DAS MAGISCHE DING

KAPITEL 12: DER MAGNET DER RUINE

KAPITEL 13: DAS VERSTECKTE VERLIES

KAPITEL 14: DIE REISE ZU DEN BABOON FAMILIEN

KAPITEL 15: AFFENTHEATER AUF VERNOLIA

KAPITEL 16: DER STURM UND DAS HOLZMOTORRAD

KAPITEL 17: DAS CALL CENTER

KAPITEL 1

DER AUSLÖSER - CARLOS GEBURTSTAGSPARTY

“UNTER DER HAUSTÜRE LIEGT POST!” Neugierig griff Sofia nach dem Umschlag. “Manu, der ist für dich!”

“Lass sehen.”

“Ich bin von Carlo zu seinem dreizehnten Geburtstag eingeladen.”

“Tja, du müsstest mit dem Bus fahren. Das ist nicht ganz ungefährlich, aber es könnte auch ein Abenteuer werden.” Seine Zwillingsschwester zwinkerte ihm zu.

“Hm, nächste Frage. Was soll man jemand schenken, der schon alles hat?”

“Keine Ahnung?” Sofia zuckte mit ihren Schultern.

“Bücher kann man immer schenken”, antwortete seine Mutter.

“Mom, soll das ein Witz sein?”

“Nein. Es ist ein Abenteuerbuch. Das beste Buch, das Carlo je gelesen hat. Vertraue mir.”

Skeptisch starrte er auf das Geschenk.

“Carlo findet es bestimmt ganz toll”, versuchte Sofia zu beruhigen.

Manus Blick ruhte für einen Augenblick auf seiner Schwester. Ihre schwarzen, langen Haare fielen wild in ihr Gesicht.

Seine Gedanken kreisten:

“Carlo ist ein totaler Gadget-Freak. Ach, was solls.”

“Hallo Manu? Du bist so abwesend!”

“Alles gut, Sofia. Wie wäre es, wenn du zur Geburtstagsfeier mitkommst? Du fällst dort bestimmt nicht auf. Dies wird eine Mega-Party.“

“Ich bin dabei!”

Manus Mutter suchte inzwischen verzweifelt nach seiner besten Jeans und seinem Lieblingssombrero. Wie immer hatte er seine Klamotten durcheinandergebracht und nichts war auf den ersten Blick zu finden.

„Ich muss jetzt gehen”, erinnerte ihr Vater die Familie. Er griff nach dem Sandwich auf dem Küchentresen und verabschiedete sich. Er war spät dran. Hektisch warf er die Wohnungstüre hinter sich zu und rannte die Treppen nach unten. Schon bald war er mit seinem alten Auto hinter der ersten Kurve verschwunden.

Wie so oft, quälte sich Miguel durch den schleppenden Verkehr von Mexiko City. Er fuhr zu seiner Arbeit in ein Call Center, indem er bereits seit zwei Jahren als Telefonist arbeitete. Seine Aufgabe war es Flüge für verschiedene Airlines zu buchen und so viele Gespräche wie möglich, in kürzester Zeit, anzunehmen. Er verdiente nur wenig, konnte aber immerhin seine Familie durch diesen Job ernähren.

Der Motor gab ein regelmäßiges Geräusch von sich und seine Gedanken schweiften zu seiner Arbeitsstelle. Nervös drehte er an dem Knopf seines Autoradios und suchte nach einem Musiksender. Plötzlich hörte er ein schrilles Quietschen! Miguel erschrak fürchterlich, denn er wäre beinahe auf seinen Vordermann aufgefahren.

„Mist! Können sie nicht aufpassen!”

„Schon gut. Dies war mein Fehler!” Miguel wurde kreideweiss und schwor sich, ab sofort besser auf den Verkehr zu achten. Doch wieder schweiften seine Gedanken ab. Er träumte davon, unter Palmen am Meer zu liegen.

„Ja, genau! Urlaub, das wäre jetzt genau das richtige!”

Sofort war er gut gelaunt und beschloss, dass dies das nächste Ziel wäre, auf das er mit seiner Familie hinarbeiten wollte. Er war nun eineinhalb Stunden unterwegs und endlich sah er das unterirdische Parkhaus des Call Centers. Ordentlich parkte er sein leicht verrostetes Auto in einer Parkbucht ein und stieg aus.

Obwohl es erst morgens war, schleppte er sich schlapp vom Treppenhaus nach oben ins Großraumbüro. Dort verstaute er seine leicht zerkratzte Arbeitstasche in seinem Schließfach und holte seinen Kopfhörer heraus. Dann setzte er sich an einen freien Arbeitsplatz und stöpselte ihn in seine Telefonanlage.

Im Hintergrund nahm er die Stimmen der anderen Telefonisten wahr. Der Tag war heiß und die Klimaanlage defekt. Es war Zeit, die ersten Gespräche und Buchungen anzunehmen. In den ersten zwei Stunden passierte nichts Besonderes und er wickelte seine Telefonate routiniert und professionell ab.

Kurz vor seiner Pause nahm er ein Gespräch von einer Dame entgegen, die einen Flug buchen wollte. Die Kundin hörte sich mit ihrer hohen Stimme extrem egozentrisch an und Geld schien bei ihren Anfragen keine Rolle zu spielen.

„Ich möchte von Rom nach Vernolia, in der ersten Klasse und zwar morgen. Außerdem nehme ich meinen Hund Gino mit. Wie sind die Kosten? Am Flughafen scheint mir niemand helfen zu können. Was können sie mir anbieten?”

Miguel kam ins Schwitzen, denn Vernolia war ihm völlig unbekannt. Er suchte in aller Geschwindigkeit in seinem Computer, in welchem Land sich dieser Ort befinden könnte, fand aber nichts.

Er dachte laut:

„Und dann auch noch einen Hund!”

„Wie war das?”

„Entschuldigen Sie bitte, aber erstens fliegt unsere Fluggesellschaft Vernolia nicht an und zweitens ist es zu kurzfristig einen Hund zu buchen!”

„Was soll das heißen?”

Sie war aufgebracht und Sarkasmus war in ihrer Stimme zu hören.

Miguel dachte insgeheim.

„Du Zicke, versuch dein Glück woanders.”

Bevor er jedoch antwortete, rief sie durch den Hörer:

„Was bin ich!?”

Miguel trat der Schweiß auf die Stirn, denn er hatte diese Worte nur gedacht und nicht ausgesprochen! Er wollte einfach auflegen, doch die Dame, die sich Mrs. Spoil nannte, griff durch den Hörer.

Sein Körper wurde lang, länger und dünner. Die Hand von Mrs. Spoil zog ihn durch die Leitung in den Flughafen von Rom. Völlig verdutzt stand er ihr gegenüber. Sie nahm ihre Handtasche und schlug ihm damit auf den Kopf. In der anderen Hand hielt sie die Leine von ihrem Schoßhündchen Gino. Gino war ein kleiner, schwarzer Pudel mit einer roten Haarschleife auf dem Kopf.

„Was glauben sie eigentlich, warum ich sie angerufen habe!”

„Wenn hier niemand weiß wo Vernolia ist, wie soll ich das wissen?”

„Vernolia”, flüsterte nun ein Angestellter hinter einem Schalter. Die flüsternde Stimme wurde immer lauter. Der Angestellte hatte eine dicke Brille auf und seine glatten Haare hatten etwas zu viel Haargel abbekommen. Vielsagend wiederholte er den Ort:

„VERNOLIA”

„Na, wer sagt es denn! Endlich weiß jemand etwas!”

Sie trippelte mit ihren wackeligen Stöckelschuhen in schnellen Schritten zum Schalter. Dabei ergriff sie den Ärmel von Miguel.

„Und Sie kommen mit, mein Guter!”

„Ich will aber nicht!”

Miguel riss sich von Mrs. Spoil los.

Dabei stolperte er über die Hundeleine und lag flach auf dem Boden.

Er hatte sich den Kopf angeschlagen.

Der Angestellte schaute die beiden vielsagend an. Bevor Miguel wieder richtig zu sich kam, nahm er benommen wahr, wie Mrs. Spoil sein Leben in die Hand nahm.

„Zwei erste klasse Tickets für mich und den hier”, womit sie Miguel meinte.

„Damit dieser Herr endlich weiß, wo Vernolia ist. Mein Hund kommt auch mit!”

„Das Datum bitte?”

„Heute ist der Abflugtag und zurück fliegen wir in zwei Wochen!”

„Wie sie wünschen, Madam!”, antwortete der Herr grinsend.

Mit einem Knopfdruck kamen die Tickets zum Vorschein.

„Hier, bitte schauen sie in meinen Computer meine Dame. Das Flugzeug ist bereits startklar.”

Er drehte den Computer in die Richtung des Schalters, damit Mrs. Spoil besser hineinschauen konnte. Sie war kurzsichtig und ihre Nase berührte beinahe den Bildschirm, als sie mit ihrem Hund plötzlich in dem Gerät verschwand.

„Das gibt es doch nicht!”

Miguel ging in aller Eile auf den Computer zu. Er schaute angestrengt auf den Bildschirm. Während er noch immer fassungslos davor stand, griff plötzlich wieder die Hand von Mrs. Spoil nach ihm. Er versuchte sich von ihr zu lösen, doch sie schien übernatürliche Kräfte zu haben und zog auch ihn in das Gerät.

Miguel war sich nicht sicher, ob er und Mrs. Spoil mit ihrem Hund nun in einer Rakete saßen oder im Innenraum des Computers. Jedenfalls lagen jede Menge Kabel herum. Ansonsten war das Innere des Flugobjekts wunderschön ausgestattet. Die Sitze bestanden aus einem weichen Material. Der Rest der Innenausstattung war aus Silber und Gold. Auch hatte er das Gefühl, als ob sie fliegen würden.

Er dachte an seine Familie, die nichts von seinem Ausflug wusste. Sie würden sich große Sorgen machen, wenn er nach seiner Arbeit nicht nach Hause käme. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten. Er war sowieso urlaubsreif, aber Vernolia wäre ohne seine Familie wahrscheinlich nicht der richtige Ort, um sich zu erholen.

Miguels Gedanken wanderten zurück in das Großraumbüro. Natürlich würde es auch dort sofort auffallen, dass er keine Anrufe mehr beantwortete, da die Zeiten und Gespräche aufgezeichnet wurden. Würde man ihn rausschmeißen, wenn er plötzlich nicht mehr anwesend war? Keiner wusste, dass er sich, de facto, in ein Nichts aufgelöst hatte.

Er überlegte heftig, wie er in diesem Falle seine Familie ernähren sollte.

„Ich bin verloren!”

„Na, wer wird denn gleich so pessimistisch sein?”

Mrs. Spoil betrachtete ihn nun genauer.

Er hatte pechschwarzes Haar, das für einen Mitte Vierziger recht unkonventionell lang war. Seine Wangenknochen standen hervor. Er machte einen athletischen Eindruck. Sie lehnte sich zufrieden zurück. „Genau der Richtige für die schwierige Mission.“

Erschöpft döste er ein.

Mrs. Spoils Hund Gino saß auf ihrem Schoß. Mit seiner nassen Schnauze schnupperte er neugierig Miguels Arm ab, der über seine Armlehne hinaushing. Doch Miguel war zu müde, um dies zu bemerken.

Abrupt wachte er aus seinem Schlaf auf, als der fliegende Computer plötzlich hin und her wirbelte und zur Landung ansetzte. „Wie lange habe ich geschlafen?”

„Ich glaube, ungefähr achtzehn Stunden.”

„Was? Das darf doch nicht wahr sein!”

„Regen Sie sich nicht auf, wir landen gleich.”

Beim Aufsetzen überschlug sich das viereckige Gerät ein oder zweimal, ohne dass die Passagiere aus ihren Sitzen flogen.

„Wir sind endlich da!“

Mrs. Spoil begann sich und ihren Hund abzuschnallen. Auch Miguel entledigte sich des Gurtes.

„Wo geht es hier raus?”

„Wir müssen abwarten, bis der Computer von irgendjemand eingeschaltet wird. Solange müssen wir uns gedulden.”

„Was? Auf was habe ich mich da nur eingelassen!”

Die blanke Verzweiflung war in seiner Stimme zu hören.

Schneller als beide dachten, wurde an dem Computer herumgedreht. Mrs. Spoil, ihr Hund Gino und Miguel zwängten sich durch das Gerät in die Freiheit. Ungläubig wurden sie von einem Augenpaar, das einem Einheimischen des unbekannten Landes gehörte, angestarrt. Er bekam es mit der Angst zu tun als die Passagiere ausstiegen und rannte in Windeseile davon.

Sprachlos schaute ihm Miguel hinterher. Doch als er sich endlich beruhigt hatte, stellte er fest, dass ihr Gefährt tatsächlich der Computer vom Flughafen in Rom war. Er lag etwas verbeult auf weichem Sandboden.

Miguel klopfte den Sand von seiner Hose.

„Soll dies etwa ihr Vernolia sein?”

„Ja, mein Guter. Sie werden bald feststellen, wie Sie sich hier erholen können. Folgen sie mir einfach!”

Sie zog ihre Stöckelschuhe aus und trippelte barfuß in dem weichen Sand weiter. Miguel griff nach dem Computer und kam nur mühsam voran. Die Hitze war drückend und der Schweiß tropfte von seiner Stirn. Sein Anzug, der bestimmt schon zehn Jahre alt war, klebte an seiner Haut. Dann wurde es ihm zu dumm. Er zog seine Jacke und seine Schuhe aus und warf sie weg.

„Endlich frei von diesen langweiligen Klamotten!”

Als er sich beiläufig umdrehte, sah er einen dichten Wald, Palmen und vereinzelte herausragende Felsen.

“Oh, eine Oase”, dachte er.

Wie gerne wäre er jetzt zu dieser Oase gegangen, anstatt dieser Dame hinterher zu hecheln.

Inzwischen war Mrs. Spoil bereits hinter einer großen Sanddüne verschwunden.

Miguel stapfte schwerfällig im Sand und war nach einer Weile ebenfalls auf dem Dünenkamm angekommen.

Sein Blick ruhte staunend auf einer Hotelanlage mit einem großen Swimmingpool. Das luxuriöse Hotel erinnerte an ein altes, renoviertes Schloss. Nicht weit davon entfernt befand sich das Meer. Aber wo war Mrs. Spoil und ihr verwöhnter Hund Gino?

„Mrs. Spoil, Gino, wo seid Ihr? Hallo-o-o…! Ach, was soll es, ich kann auch ohne die nervige Dame leben und vor allem habe ich den Computer.”

Entschlossen stapfte er auf den Eingang zu. Das Hotel schien gut besucht zu sein. Schnurstracks ging er zum Empfang, hinter dem sich ein gut gekleideter Mann befand.

„Wie kann ich ihnen behilflich sein?”

„Ich bleibe nur eine Nacht. Ein Einzelzimmer bitte.”

„Ach ja, kann ich bei ihnen kurz telefonieren?”, fuhr er fort.

„Was ist das, telefonieren?”

Der Mann betrachtete Miguel fragend.

Miguel erschrak, denn in den Augen des Concierge sah er einen langen, dunklen Tunnel. Er versuchte seinem Blick auszuweichen.

Seine Gedanken rasten hin und her. Hatte ihn Mrs. Spoil in eine Falle gelockt? Wenn ja, warum?

Er hielt Selbstgespräche.

“Hier bleibe ich keine Minute länger, als nötig!”

Der Blick des Concierge durchbohrte ihn.

“Wie bitte?”

“Ach nichts.”

Er war müde und beschloss etwas zu schlafen, um dann sofort wieder zurück zu seiner Familie zu fliegen. Bei diesem Gedanken umklammerten seine Hände den Computer noch fester.

Der Herr legte ihm den Zimmerschlüssel 309 auf den Tresen und überreichte ihm ein paar Schuhe in seiner Größe. Miguel schaute den Concierge erstaunt an und fragte ihn kopfschüttelnd:

„Was soll denn das?”

„Sie haben keine Schuhe an. Ist Ihnen dies überhaupt aufgefallen? Ach ja, bezahlen können Sie übrigens bei ihrer Abreise.”

Ohne eine Antwort abzuwarten wandte er sich sofort wieder ab.

KAPITEL 2

MANUS UND SOFIAS ABENTEUERLICHE REISE

WÄHRENDDESSEN SAßEN Manu und Sofia im Bushäuschen an der Haltestelle und warteten ungeduldig auf den Bus. Sofia hielt das ominöse Abenteuerbuch in ihrer Hand, das mit einer großen Schleife verschönert war.

“Irgendetwas ist heute anders, Manu. Wo sind die vielen Menschen, die hier um diese Zeit normalerweise herumwuseln?”

“Gute Frage.”

Endlich tauchte der gelbe Bus auf und die Geschwister stiegen ein. Sie überreichten dem Busfahrer das Geld und steuerten einen Platz in der Mitte an.

„Komisch, auch der Bus ist leer. Normalerweise bekommt man auf dieser Strecke nur einen Stehplatz. Ich weiss nicht, Sofia. Irgendwie habe ich ein merkwürdiges Gefühl.”

„Immerhin gibt es genug Sitzplätze!”

Plötzlich hob das Gefährt ab und fuhr mit einem lauten Päng-Bumm durch die Luft.

Die Zwillinge wurden durch den Blechkasten gewirbelt. Die Wände waren jedoch so gut gepolstert, dass sie wie ein Gummiball von der Mitte nach vorne und von vorne wieder in die Mitte, direkt in ihre Sitze, geschleudert wurden.

“Wumms!”

„Mir wird gleich schlecht, so wie die Kiste schaukelt.“

Sofia hielt sich an Manus Arm fest, da der Bus immer schneller flog und schon eine beträchtliche Höhe erreicht hatte.

“Duck dich! Der Bus knallt gleich mit einem Leichtflugzeug zusammen!”

“Ahhh..!!”

“Das ist ja gerade nochmals gut gegangen!”

“Schau mal, wie ich zittere! Das, was hier gerade abgeht, ist der Knaller!” Manu atmete tief durch.

„Hallo, Herr Busfahrer! Wir würden gerne wissen, wohin wir mit dieser Rostlaube fliegen!”

Der Fahrer drehte sich nach ihnen um und lächelte zufrieden.

„Ich habe den Auftrag bekommen, euch in ein anderes Land zu bringen.”

„Sofia, lass los. Ich gehe zum Fahrerhaus.”

Er schüttelte seinen Arm von links nach rechts. In null Komma nichts stand er neben dem Fahrer.

„Hey! So war das nicht abgemacht.”

Manu klopfte ihm auf den Arm.

„Du kannst Jack zu mir sagen.”

Erst jetzt beäugelte er den Mann genauer. Er hatte einen geheimnisvollen aber gutmütigen Gesichtsausdruck. Seine Haare waren schwarz und seine blauen Augen hatten eine schmale Form. Er trug einen Schnurrbart und einen leichten Kinnbart. Seine Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

Manu fiel auf, dass seine Finger länger, als die eines normalen Menschen waren. Für einen kurzen Moment blieb ihm die Spucke weg, denn er hatte das Gefühl, dass Jack ein Außerirdischer war.

„Jack, unsere Eltern wissen nicht, dass du uns in ein anderes Land bringst! Was soll das?”

„Beruhige dich Manu. Wir haben an alles gedacht. Deine Mutter wird gerade informiert und dein Vater weiß auch bald Bescheid. Ihr habt eine große Mission zu erfüllen und werdet demnächst in den Plan eingeweiht. Nun setz dich wieder, bald erfahrt Ihr mehr.”

Er drückte auf einen der Knöpfe und sofort lösten sich alle Sitzplätze, bis auf fünf, auf. Diese wurden daraufhin größer und bequemer.

„So, jetzt macht es euch erst einmal gemütlich, denn die Reise dauert einige Stunden.”

„Was? Einige Stunden? Das kann ja lustig werden.”

„Na ja, wo immer wir auch landen, wir sind zu zweit und uns haut so schnell nichts um, Manu.“

„Warten wir es ab.”

Sofia gähnte lautstark, legte sich auf die Seite und nickte ein.

Manu drückte seine Nase an das Busfenster und blickte auf die Erde. Längst waren sie über die Villa von Carlos Eltern geflogen. Im parkähnlichen Garten fand die riesige Geburtstagsfeier statt. Carlo schaute nach oben, als der Bus über ihn hinwegflog. Jedenfalls dachte Manu, dass er es gewesen sein musste.

Was Manu nicht wusste war, dass Carlo tatsächlich den Bus sah und lauthals rief:

„Ein fliegender Bus! Schaut mal, schaut doch!”

Aber bei dem ganzen Krach, konnte ihn keiner der Geburtstagsgäste hören.

Die Geschwister fielen in einen tiefen Schlaf.

KAPITEL 3

DAS GEHEIMNIS IM SCHLOSSHOTEL

MIGUEL FLITZTE über das altertümliche Treppenhaus in den dritten Stock. Außer Atem, schloss er die Zimmertüre auf. Den Computer stellte er auf den breiten Fenstersims.

Dann ließ er sich erschöpft auf das Bett fallen. Er war aufgewühlt und konnte nicht sofort einschlafen, doch schließlich übermannte ihn der Schlaf.

Plötzlich riss ihn ein lauter Schlag aus seinem unruhigen Traum und er setzte sich geradewegs auf seinem Bett auf um zu lauschen, wo dieses laute Geräusch wohl herkam. Es war jedoch nichts mehr zu hören. Er knipste seine Nachttischlampe an, denn inzwischen war es dunkel geworden. Es war schwül und stickig im Hotelzimmer.

Als er das Fenster öffnete, lehnte er sich ziemlich weit hinaus. Dabei berührte er ungeschickt den Computer, der völlig unerwartet abrutschte und in der Tiefe verschwand. Mit einem Krachen schlug er auf dem Boden auf und zersplitterte in unzählige Teile.

„Oh, nein! Das darf doch nicht wahr sein!”

Panisch griff er nach der Taschenlampe, die auf seinem Nachttisch lag.

Er hechtete zur Türe und riss sie auf. Seine Gedanken rasten hin und her.

„Immerhin war der Computer seine einzige Möglichkeit aus diesem unbekannten Land zu verschwinden.“

Er wollte in das Erdgeschoss. Aufgeregt hastete er durch den langen Flur zum Aufzug. Sogleich setzte sich der Expressaufzug in Bewegung und war blitzschnell auf dem gewünschten Stockwerk angekommen. Doch die Türe blieb verschlossen.

„Mist!”

X-mal schlug er auf den Türöffner und überraschenderweise gab es eine zusätzliche Taste.

„Komisch, woher kommt diese Taste so plötzlich? Dieser Aufzug macht mich fertig!“

Entschlossen drückte er darauf.

Der Kasten fuhr ein Stockwerk tiefer und stoppte abrupt. Als sich die Tür öffnete, starrte er regungslos in eine tiefe Dunkelheit.

Er hielt Selbstgespräche.

„Hm. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich den hell erleuchteten Aufzug verlassen sollte.“

Unsicher überprüfte er nochmals die Knöpfe, doch zu seinem Schrecken musste er feststellen, dass die Taste des Erdgeschosses, auf wundersame Weise, verschwunden war. Panik überkam ihn als er eine Stimme hörte, die völlig aus dem Nichts kam.

„Fahr nach oben!”