Verwerfungen - Su Turhan - E-Book

Verwerfungen E-Book

Su Turhan

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Beschreibung

Die Jagd nach einer verschollenen Antiquität – ein neuer Anfang für Kommissar Pascha »Böse, aber auch gut und schön, eine sonderbare Mischung«, bekräftigte er. »Die Medusa sah mich an, als würde sie die Welt in Schutt und Asche legen und gleich danach aus den Trümmern das Paradies erschaffen.« Nach einer behördlichen Entscheidung ist die Soko Migra Geschichte. Oberkommissarin Isabel Vierkant kämpft in München in der neuen Mordkommission um Anerkennung.  Zeki Demirbilek erholt sich derweil in Istanbul von allem, was der beinahe tödliche Angriff auf ihn mit sich gebracht hat. Doch die Nähe zu seiner Exfrau und großen Liebe Selma bekommt ihm nicht gut – zumal sie aus Istanbul flieht, um in Kopenhagen eine Ausstellung zu organisieren.  Während Zeki mit sich ringt, erhält er Besuch von seinem langjährigen Freund, dem Antiquitätenhändler Robert Haueis. Der will eine kürzlich aus seinem Münchner Geschäft gestohlene Medusenstatue zurückhaben. Die Replik einer verschollenen Statue, die 1204 von Kreuzfahrern aus der Kleinen Hagia Sophia nach Venedig gebracht wurde, wird verbotenerweise bei einer Istanbuler Auktion angeboten.  Doch die Jagd nach der Medusa fordert dem erfahrenen Kommissar alles ab und offenbart mächtige Gegner aus höchsten Kreisen, die vor nichts zurückschrecken, um die Statue in ihren Besitz zu bringen.  Auch das alte Migra-Team beteiligt sich bei der Jagd. Die Blutspur der Medusa reicht bis nach München, wo Isabel und Pius für ihren Pascha die Villa eines Verdächtigen durchsuchen und auf eine weitere Leiche stoßen …  Der achte Fall für Kommissar Pascha und sein bayerisch-türkisches Team!

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Su Turhan

Verwerfungen

Band 8

Kriminalroman

 

Über das Buch

Die Jagd nach einer verschollenen Antiquität – ein neuer Anfang für Kommissar Pascha

»Böse, aber auch gut und schön, eine sonderbare Mischung«, bekräftigte er. »Sie sah mich an, als würde sie die Welt in Schutt und Asche legen und gleich danach aus den Trümmern das Paradies erschaffen.«

Nach einem tragischen Vorfall ist die Soko Migra Geschichte. Oberkommissarin Isabel Vierkant kämpft in München in ihrer neuen Mordkommission um Anerkennung.

Zeki Demirbilek erholt sich derweil in Istanbul von allem, was der letzte Fall mit sich gebracht hat. Doch die Nähe zu seiner Exfrau und großen Liebe Selma bekommt ihm nicht gut – zumal sie ihn einfach nicht zurückhaben will.

Da erhält Zeki Besuch von seinem langjährigen Freund, dem Antiquitätenhändler Robert Haueis. Der ist auf der Suche nach einer kürzlich gestohlenen Medusenstatue aus seinem Besitz. Die Replik einer verschollenen Statue, die 1204 von Kreuzfahrern aus der Kleinen Hagia Sophia nach Venedig gebracht wurde. Zeki hilft seinem Freund und findet schnell heraus, dass die Statue das Original ist.

Die dem erfahrenen Kommissar alles abfordernde Jagd nach der Medusa beginnt und offenbart bald mächtigste Gegner …

Auch in Istanbul kann sich Zeki auf sein altes Team verlassen, das den Täter bald in München vermutet – bis plötzlich zwei Leichen auftauchen, die alles verändern …

Der achte Fall für Kommissar Pascha und sein bayerisch-türkisches Team!

Inhalt

Über das Buch

Impressum

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Der Autor Su Turhan

BAND 1

BAND 2

BAND 3

BAND 4

BAND 5

BAND 6

BAND 7

Impressum

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- oder Bildteile.

Alle Akteure des Romans sind fiktiv, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig und sind vom Autor nicht beabsichtigt.

 

Copyright © 2024 by Maximum Verlags GmbH

Hauptstraße 33

27299 Langwedel

www.maximum-verlag.de

 

1. Auflage 2024

 

Lektorat: Rainer Schöttle

Korrektorat: Angelika Wiedmaier

Satz/Layout: Alin Mattfeldt

Umschlaggestaltung: Alin Mattfeldt

Umschlagmotiv: © 19 STUDIO / Shutterstock

E-Book: Mirjam Hecht

 

Druck: CPI books GmbH

Made in Germany

ISBN: 978-3-98679-046-2

 

Die Arbeit an diesem Manuskript wurde freundlicherweise durch ein Neustart-Kultur-Stipendium der VG WORT gefördert.

 

 

 

 

 

1

Konstantinopel, Kleine Hagia Sophia

Mit Gottes Namen auf den Lippen schlachteten sie alles ab, was sich ihnen in den Weg stellte. Schmerzensschreie und Wehklagen hallten hinauf zur Kuppel, die sich dem Firmament gleich über das Gotteshaus am Marmarameer spannte. Todesröcheln vermischte sich mit letzten Worten der griechisch-orthodoxen Priester und Gläubigen, die in der Kleinen Hagia Sophia Zuflucht gesucht hatten. Mit Schwerthieben abgetrennte Köpfe fielen zu Boden und hinterließen Schlieren und Lachen aus Blut auf den glänzenden Steinplatten.

»Gott ist auf unserer Seite«, schrie der Anführer den römisch-katholischen Glaubenskriegern zu, die die Hauptstadt des byzantinischen Reiches überfielen. »Nehmt, was uns zusteht.«

Angefeuert durch den Befehl rammte ein Kreuzritter einem um Erbarmen flehenden Geistlichen das Schwert in den Rücken und stieß ihn mit dem Stiefelabsatz zur Seite. Dann bahnte er sich den Weg nach draußen. Auf dem Vorplatz forderte im Fackelschein ein Kamerad das Recht des Eroberers bei einer jungen Gottesdienerin ein, deren Schreie mit der Aprilluft des Jahres 1204 zum Meer getragen wurden. Der Kreuzritter trank vom Wasser des Brunnens und löste den Kameraden ab. Nach der Schändung der Jungfrau verweigerte er ihr die Bitte, sich vor ihrem Tod bekreuzigen zu dürfen.

Kaum hatte der Ritter seine Kleidung wieder angelegt, rannte ein Junge an ihm vorbei. Er packte ihn am Kragen und lachte auf, als unter seinem Kittel ein silbernes Weihrauchgefäß zum Vorschein kam. Er riss es an sich und steckte es in einen Sack zu Kelchen und Kreuzen aus der Kirche.

»Du Dieb!«, schrie er den Jungen an und schmierte seine blutbefleckte Hand über dessen Gesicht. »Zeig mir, wo du das herhast!«

Zu Tode verängstigt führte der Junge den Ritter zurück in die Kirche. Sie stiegen über Leichen und Körperteile bis zu einer schmalen Tür in der Mitte des Säulengangs. Draußen huschte der Junge davon und verschwand in der Dunkelheit. Der Ritter schrie ihm Verwünschungen hinterher und zwickte die Augen zusammen. Das Mondlicht beschien den Garten, der zum Meer hin offen war. Da war eine Steinplatte mit einer eingefassten Statue. Der Glaubenskrieger rannte darauf zu, beachtete die Inschrift über dem Kopf der Gestalt aus Bronze nicht, stocherte mit dem Schwert um das Gestein und riss die Frauengestalt mit wehenden Haaren heraus. Auch dieses Beutestück stopfte er in den Sack. Danach beteiligte er sich weiter an dem Gemetzel, das erst ein Ende fand, als kein Augenlicht mehr bezeugen konnte, was in der byzantinischen Kirche geschehen war.

Drei Tage lang plünderten christliche Heere aus dem Westen Konstantinopels Kirchen und Klöster, erbeuteten Reliquien und Kunstschätze der griechisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft. Unter den Plünderern taten sich die Venezianer besonders hervor. Nichts war ihnen heilig, solange die Beute auf einem Kreuzfahrerschiff Platz hatte. Der Glaubenskrieger, der die Statue aus dem Garten der Kleinen Hagia Sophia geplündert hatte, war von seiner gottesfürchtigen Mutter in Venedig zur Welt gebracht worden.

2

München, Polizeipräsidium

Über achthundert Jahre später ahnte die Polizeibeamtin mit den schokoladenbraunen langen Haaren nicht, wie die Ereignisse von damals ihr Leben beeinflussen würden. Sie war allein in dem Dienstzimmer und spürte eine unkontrollierbare Wut in sich aufkommen. Das Erste, was ihr in den Blick geriet, hatte das Nachsehen. Sie griff den Bleistift vom Schreibtisch, brach ihn mit brachialer Gewalt entzwei und entsorgte ihn in den Abfallkorb. Den Stift hatte sie von ihrem eigenen Geld bezahlt. Staatsmittel aus dem bayerischen Haushalt litten nicht unter dem Zerstörungsdrang, der sich ihrem Naturell gemäß bescheiden äußerte.

Oberkommissarin Isabel Vierkant stand auf und streckte die Arme durch, löste den Gummi aus den Haaren und schüttelte sich. Sie war es leid, so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Seit das Sonderdezernat für Schwerverbrechen mit Migrationshintergrund, intern kurz »Migra« genannt, nicht mehr existierte, kämpfte sie um ihre Rolle und ihren Platz in der neu zusammengesetzten Mordkommission.

Abteilungsleiter Helmut Herkamer sah in ihr das Büroweibchen, das die Stellung hielt, wenn er mit seinem Stellvertreter Ferdinand Stern und Pius Leipold auf Verbrecherjagd ging. Zornig dachte sie an Leipolds Bauch, der von Tag zu Tag dicker wurde. Akkurat und ordentlich tat er Dienst nach Vorschrift, führte aus, was sein Zögling Herkamer von ihm verlangte. Mehrmals hatte sie Leipold zum Mittagessen eingeladen und zugesehen, wie er Schweinebraten oder Schnitzel in sich hineinschob, anstatt ihr Ratschläge zu geben oder für sie einzustehen. Sie hatte ihn sowohl als Freund als auch als Kollegen abgeschrieben.

Sie band die Haare zu einem dicken Zopf zusammen und dachte an den, der zuletzt zur Migra gestoßen war. Serkan Kutlar hatte keinen Hehl daraus gemacht, was er von Herkamer als neuem Chef hielt. Nach verbalen Zusammenstößen und Schlichtungsversuchen der Kriminalrätin Sonja Feldmeier überraschte er das Dezernat damit, zu einer Soko nach Leipzig zu wechseln. Bei einem Abendessen versuchte sie ihm den Wechsel auszureden. Doch Serkan war entschlossen, die neue Aufgabe in Leipzig anzunehmen. Er brauchte eine Veränderung, er wollte nicht hinter Herkamers Arsch herdackeln, als wäre er sein Türkenhiwi aus der Ex-Migrantenbrigade.

Mit einem tiefen Seufzer setzte sie sich und legte die Beine auf den Schreibtisch. Zeki Demirbileks Schicksal hatte letztlich das Schicksal seiner Mitarbeiter besiegelt. Nach dem tragischen Vorfall war die Migra ausgelöscht, gestorben, tot. Sie blickte sich in der Stille des Dienstzimmers um und spürte den Drang, der zu einer unbändigen Lust anwuchs, sich krankzumelden. Abwechselnd Migräne und Übelkeit hatte sie in den letzten Wochen vorgeschoben, wenn ihr wie heute die Arbeit nicht von der Hand ging.

Beim Anblick des riesigen Wanddisplays kam ihr ihre Freundin und Kollegin Jale Cengiz in den Sinn. Die Mutter von Demirbileks Enkel Memo hatte wohl geahnt, was geschehen würde. Rechtzeitig vor Auflösung der Abteilung war sie mit ihrem Sohn nach Berlin umgezogen. Vorher hatte sie das Whiteboard für die Migra organisiert. Ein Abschiedsgeschenk, wie sich herausstellen sollte. Auf beklemmende Weise war sie zugegen, wenn Fotografien und Dokumente der aktuellen Fälle darüberhuschten. Hie und da flimmerte auf Wunsch des neuen Chefs ein Auswärtsspiel des TSV 1860 München über den Bildschirm. Herkamer verstand die gemeinsame Unterstützung ihres Lieblingsvereins als Teambildungsmaßnahme. Vierkant hatte für alle Zusammenkünfte einen Vorwand gefunden, um sich keines der Spiele anzusehen. Wäre Demirbilek in der Abteilung, resümierte sie, würden keine Drittligaspiele gezeigt, sondern Champions-League-Begegnungen des FC Bayern.

Sie kam auf eine Idee, die ihr reizvoller erschien, als die sinnlose Recherche, mit der Herkamer sie beauftragt hatte. Sie hatte keinen blassen Schimmer, wie sie per Telefon und Internet ein Schweizer Nummernkonto ausfindig machen sollte, das bei einem Altfall eine Rolle gespielt haben konnte. In ihrer Umhängetasche, die zu ihr gehörte wie ein lebenswichtiges Organ, fand sie alles, was für die spontane Eingebung nötig war: Putzmittel und Tücher.

Nach gut zwanzig Minuten war sie zufrieden mit der Arbeit. Das Board war von Staub und Dreck gesäubert. Erschöpft setzte sie sich auf ihren Bürostuhl und lauschte den Stimmen der drei Kollegen, die den Flur entlangkamen. Sie lagen im Streit miteinander. Pius Leipold brüllte, Helmut Herkamer schrie dagegen und Ferdinand Stern übertönte die beiden mit einem »Schleich dich!«

Die vierte Stimme, die zu ihr drang, war leiser und nur zu hören, weil die anderen verstummt waren. Sie erkannte die Männerstimme. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihr aus. Ein wenig Demirbilek’sches Flair durchflutete das Dienstzimmer. Sie erhob sich, um die Tür zu öffnen, doch Leipold war schneller als sie. Mit hochrotem Kopf polterte er an ihr vorbei und setzte sich an seinen Schreibtisch. Vierkant erschrak über seine Verfassung und fragte sich, ob sie den Notarzt verständigen sollte.

»Sag nichts, was du bereuen würdest!«, gab Leipold kurzatmig von sich.

»Was ist passiert? Wo bleiben die anderen?«

»Wahrscheinlich auf dem Weg in die Kantine, wo sonst?«

»Mit Robert?«, hakte sie nach. »Ich habe seine Stimme erkannt.« Sie war neugierig auf die Erklärung, weshalb Zekis alter Freund Robert Haueis sie aufsuchen wollte.

»Den haben sie weggeschickt«, presste er hervor. »Aber so was von unverschämt.«

Vierkant zog einen Stuhl heran und setzte sich. »Schön, dass du sauer bist«, sagte sie erleichtert.

»Wie meinst du das?«

»Wenn einen was in Rage bringt, ist es einem wichtig«, erklärte sie. »In den letzten Monaten war dir nichts wichtig.«

Leipold wollte etwas erwidern, riss den Mund sperrangelweit auf, überlegte es sich aber anders. Er senkte den Blick auf ein Dossier und klappte den Deckel auf.

»Warum war Robert bei euch? Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals einen Fuß ins Präsidium gesetzt hat.«

»Keine Ahnung«, stieß er hervor. »Ich hab zu tun, Isa.«

Vierkant fühlte Hoffnung in sich aufkeimen, als habe der liebe Herrgott eines ihrer unzähligen Vaterunser erhört. Das Häuflein Elend entsprach in etwa dem, was einmal ihr Freund Pius gewesen war. Die Sorgenfalten auf seiner Stirn wirkten wie Furchen auf einem Acker. Fahrig rieb er sich den Ring im rechten Ohr und gab vor, das Zahlenwerk einer uralten Verbrechensstatistik zu studieren. »Du sagst jetzt, was mit Robert ist, sonst lass ich mich auch versetzen, wie Jale und Serkan!«

»Von mir aus«, erwiderte Leipold unbeeindruckt. »Lass du mich auch noch im Stich mit den Deppen.«

»Den Deppen?«, wiederholte Vierkant überrascht.

Leipold wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und grinste hämisch, als habe er etwas ausgeheckt.

Vierkant strahlte über den Gesichtsausdruck, den sie lange nicht mehr gesehen hatte. Sie blickte sich verschwörerisch um und flüsterte: »Seit die zwei das Sagen haben, sind sie nicht zum Aushalten. Größenwahnsinnige, eingebildete Machogockel. Keinen Deut anders als du, bevor Demirbilek dich unter seine Fittiche genommen hat.«

»Wie bitte?«, stieß Leipold hervor und erhob sich brüskiert vom Stuhl.

»Ja, hast richtig gehört!«, erwiderte sie laut und brachte sich in Position. Auf gleiche Höhe mit Pius’ Pausbacken und zusammengezwickten Augen. »Die zwei Deppen haben keinen Funken Sinn für ein Team. Von oben herab und dummdreist wie Sheriffs im Wilden Westen. Wie du zu deinen alten Zeiten! Demirbilek hat dich zu dem gemacht, was du warst, bevor uns die ganze Scheiße um die Ohren geflogen ist.«

»Isa!«

»Ist doch wahr, Pius!«, beschwor sie ihn. »Hier stinkt’s nach Bullenscheiße!«

Leipold setzte sich, Vierkant tat es ihm gleich.

»War schwierig in letzter Zeit«, öffnete sich Leipold halbherzig. »Ich habe Ärger. Privat. Will nicht darüber reden.«

»Früher hast doch auch was gesagt …«

Leipold unterbrach sie. »Hast du viel zu tun?«

Vierkant sah ein, dass es keinen Sinn hatte, nachzubohren. Sie schüttelte den Kopf. »Nichts, was nicht warten kann. Warum?«

»Die zwei Deppen kommen mit Roberts Art nicht klar«, sagte er und setzte sich wieder. »Er hat sie Staatsbullterrier geschimpft.«

»Passt doch«, schmunzelte Vierkant. »Was wollte Robert?«

»So weit sind wir nicht gekommen, keine Ahnung.«

»Ich besuche ihn auf einen kahve«, beschloss sie. Mit zwei Schritten kam sie auf seine Seite des Schreibtisches. »Was ist bei dir los? Was mit Elisabeth?«

Demirbileks Familiensinn hielt mit der Frage wieder Einzug in die Räumlichkeiten der ehemaligen Migra. Wie früher, als sie miteinander redeten und übereinander Bescheid wussten. Leipold war hin- und hergerissen, ob er sich der Kollegin anvertrauen sollte. Er überlegte immer noch, als sich die Tür öffnete.

Ferdinand Sterns Luftballon-ähnlicher Kopf schwebte herein. »Pius«, rief er. »Auf geht’s, Arbeit!«

»Ich komme gleich nach«, brummte er zurück.

»Eilt, gib Gas!«, meinte Stern und verschwand.

Leipold wartete ab, bis die Schritte im Flur verhallt waren, ehe er aufstand und in der Schublade nach seinem Zigarilloetui griff. Mit der Lederjacke in der Hand lächelte er seine Kollegin an. »Nicht jetzt, Isabel. Später.«

»Rauchst du wieder?«

»Ich versuch’s«, antwortete er. »Wenn Elisabeth das erfährt, dann …« Er stockte. »Wir reden ein anderes Mal.«

»Es muss sich etwas ändern«, versuchte sie ihn aufzuhalten.

»Daran arbeite ich gerade«, erwiderte er bedrohlich leise. »Frag mal Robert, ob wir ihm helfen können. Das hätte unser Pascha für seinen Freund doch getan, oder?«

3

München, Glockenbachviertel

An Robert Haueis’ wollener Weste fehlten zwei Knöpfe, der hellbraunen Cordhose sah man das Ursprungsmaterial kaum noch an. Dass er mit seinem Aussehen Patina verbreitete und sich der aus der Zeit gefallenen Atmosphäre seines Ladens anpasste, war dem Antiquitätenhändler nicht bewusst. Überrascht klatschte er in die Hände, als die Türglocke bimmelte. Er hatte nicht mit Isabel Vierkant gerechnet und freute sich umso mehr, sie mit einer Umarmung zu begrüßen. Einen klitzekleinen Moment lang war er versucht, sie zu einem tavla-Spiel zu überreden. Den Gedanken schob er schnell wieder zur Seite. Sein bester Freund Zeki, mit dem er beim türkischen Backgammon die wichtigen Dinge des Lebens zu besprechen pflegte, hätte ihm die Freundschaft gekündigt.

Stattdessen bereitete er kahve zu und berichtete Isabel vom Einbruch in sein Antiquitätengeschäft. Der Polizeibeamtin war es peinlich, dass sie nichts darüber wusste. Wäre Demirbilek im Dienst gewesen, hätte sie den klaren Auftrag erhalten, die Täter zu finden. Robert wiegelte ab und bremste sie bei den Entschuldigungen, die er für vollkommen unangebracht hielt. Zwei Wochen waren seit dem Diebstahl vergangen und seitens der Behörden war nichts geschehen. Von dem Diebesgut trauerte er besonders um zwei Stücke. Das eine hatte er von seinem Großvater geerbt. Einen Koffer mit einer Münzsammlung, den die Einbrecher aus einer Kommode entwendet hatten.

Der Verlust des anderen Stücks war genauso schmerzhaft, obwohl es noch nicht lange in seinem Besitz war. Beim Umrühren des kahves erzählte er, wie er vor etwa einem Jahr Fotos einer ungewöhnlich ausdrucksstarken Medusenstatue geschickt bekommen hatte. Auf der Stelle hatte er sich in die zornige Frau mit wehenden Schlangenhaaren verliebt und einen Preis geboten, nachdem er einen notariell beglaubigten Echtheitsnachweis der Replik aus dem neunzehnten Jahrhundert eingesehen hatte. Das dreißig Zentimeter große Kunstwerk hatte auf einem marmornen Sockel in seinem Schlafzimmer gestanden. Robert gefiel die Vorstellung, dass die als hässlich verschriene, aber für ihn wunderschöne Frauengestalt nur böse Augen für ihn hatte und ihn nicht zu Stein erstarren ließ, obwohl er beim Einschlafen in ihrem Gesicht schwelgte.

»Böse Augen?«, fragte Isabel nach.

»Böse, aber auch gut und schön, eine sonderbare Mischung«, bekräftigte er. »Sie sah mich an, als würde sie die Welt in Schutt und Asche legen und gleich danach aus den Trümmern das Paradies erschaffen.«

»So was stellst du in dein Schlafzimmer?«

Robert rührte weiter in der Karaffe. Der Mokka war so gut wie fertig. »Warum nicht? Es heißt, sie würde Unheil abwenden.«

»Hat ja nicht ganz geklappt«, erwiderte Isabel. »Vielleicht gilt das nur für die Echte?«

»Gutes Argument, Isabel.« Robert lachte auf. »Das Original wurde 1204 aus der Kleinen Hagia Sophia gestohlen und landete in Venedig, seit Jahrhunderten gilt sie als verschollen.«

Nachdem sie mit den Mokkatassen Platz genommen hatten, nahm er ein antiquarisches Buch zur Hand und zeigte ihr die Abbildung einer Steinplatte mit griechischen Buchstaben. Die Inschrift kam einer Prophezeiung gleich, die besagte, dass die Medusenstatue Unheil von der Stadt am Bosporus abhält, wenn ihr Haupt auf das Marmarameer gerichtet ist.

Sie sah ihn lächelnd an. »Eine Griechin soll Istanbul beschützen?«

»Istanbuls Erbe ist griechisch. Bevor sie von italienischen Kreuzzüglern geplündert wurde, hat sie Byzanz vor Unheil bewahrt«, machte er deutlich. »Die Menschen besinnen sich wieder auf das Erbe, das ihre Stadt ausmacht. Auch wenn’s nur Aberglaube ist.«

»Hat mit Byzanz auch nicht wirklich gut geklappt«, sagte Isabel schmunzelnd. »Danach kam Konstantinopel und das ist auch futsch.«

Roberts Gesicht wurde ernst. »Und mit den Osmanen Istanbul. Da war die Statue aber schon knapp zweihundertundfünfzig Jahre lang verschollen.«

»Genug Geschichte«, wechselte Isabel das Thema. »Du wolltest um Hilfe nachsuchen, weil bei den Kollegen vom Diebstahl nichts vorangeht.«

»Natürlich«, bestätigte er.

Isabel nippte am Mokka. »Zwei Wochen ist doch nichts, Robert.«

»Das sagst du.«

»Wie soll ich dir denn helfen?«, fragte Isabel vorsichtig. »Ich bin bei der Mordkommission. Die Idee könnte von Herrn Demirbilek sein.«

»Ist sie auch«, meinte er. »Ich habe Zeki angerufen. Er hat gesagt, ich soll dich fragen, du kennst so ziemlich alle in eurem Verein. Freiwillig wäre ich nie und nimmer in die Bullenzentrale …«

»Robert!«

Der Antiquitätenhändler räusperte sich verlegen. »Entschuldige, eine Angewohnheit aus der Studentenzeit.«

»Aber einen Hauptkommissar zum besten Freund haben!«

»Mein Menschenbild, liebe Isabel, ist differenziert«, proklamierte er. »Sind ja nicht alle wie deine neuen Chefs.«

Das stimmt, dachte Isabel. Sie nahm die Mokkatasse in die Hand und geduldete sich mit dem Trinken. »Die Kollegen haben sicher alles Notwendige in die Wege geleitet.«

»Glaubst du doch selbst nicht«, widersprach Robert niedergeschlagen.

»Sind die gestohlenen Sachen denn viel wert?«

»Materiell gesehen ist die Münzsammlung nicht wertvoll, aber ideell unbezahlbar. Die Statue habe ich zu einem fairen Preis erstanden.«

»Ich schau mal, was ich machen kann«, munterte Isabel ihn auf. »Ich fürchte nur, die Kollegen vom Einbruch haben ganz andere Kaliber zu bearbeiten. Kunstraub in München ist weiß Gott nichts Ungewöhnliches.«

»Von meiner Medusa wusste so gut wie niemand«, entgegnete er nachdenklich. »Selma habe ich es noch gar nicht gesagt.«

»Selma?«, stutzte Isabel. »Warum Selma?«

»Sie hat mir bei dem Kauf geholfen.«

Isabel dachte einen Moment nach. »Weiß Zeki davon?«

»Zeki?«, lachte er auf. »Wenn der wüsste, wie viel Kontakt ich mit seiner Ex habe, würde er mir was husten oder, noch schlimmer, er würde mich ständig nach ihr ausfragen.«

Isabel gab ihm recht, genau das würde der ehemalige Leiter des Sonderdezernats Migra machen. »Du warst hoffentlich beim Einbruch nicht zu Hause?«

»Nein, ich war vorn im Prinzregententheater, bin spät heimgekommen.« Er trank den Mokka aus. »Redest du mit deinen Kollegen?«

»Was hast du für die Statue gezahlt?«

»Fünfzigtausend.«

»Euro?«, erschrak Isabel.

»Türkische Lira«, schmunzelte Robert. »Für antike Kunst ist das ein Schnäppchen. Seit mir die Medusa geraubt wurde, schlafe ich nicht mehr gut. Sie ist etwas Besonderes, ich vermisse sie.«

Isabel lächelte. »Und was ist mit Zeki?«

»Meinen Türken vermisse ich nicht, aber das tavla-Spielen mit ihm«, erwiderte er augenzwinkernd. »Was von ihm gehört?«

»Ich habe geschrieben und Fotos geschickt«, sagte sie. »Keine Antwort. Hoffentlich hat er uns nicht vergessen.«

Robert sah ihr in die Augen. »Zeki doch nicht«, beruhigte er sie. »Pius vermutlich weniger, aber du fehlst ihm ganz bestimmt und die Arbeit auch. Der kann doch nichts anderes als Fälle lösen. Und in Istanbul ist ihm das verboten. Langeweile treibt ihn zurück.«

»In Istanbul?«

»Für Istanbuler ist Istanbul nichts Besonderes.«

Isabel zuckte mit den Achseln. »Hauptsache, er wird wieder gesund.« Nach einer Pause fügte sie besorgt hinzu: »Er ist bei Selma in seinem geliebten Istanbul. Er hat alles, wonach er sich gesehnt hat. Wenn das mit der Stelle im Polizeipräsidium dort klappt, warum sollte er zurückkommen?«

»Zeki kommt wieder heim«, beharrte er. »Und das aus einem einfachen Grund: Die Nähe zu Selma tut ihm nicht gut. Sie will ihn nicht zurückhaben, das weiß ich, weil ich mit ihr darüber geredet habe.«

»Und er weiß es nicht?«

»Natürlich weiß er es, aber wahrhaben will er es nicht. Der Sturschädel glaubt an die heilige, erste Liebe, statt der Realität ins Auge zu sehen«, sagte er. »Du kennst ihn doch.«

»Das ist das Problem, Robert«, erwiderte sie besorgt. »Er hat sich verändert nach dem, was ihm zugestoßen ist. Er war so gut wie tot.«

Zekis Freund wurde ernst. »Mit dem zweiten Leben, das einem geschenkt wird, geht man pfleglicher um als mit dem ersten. Bei Zeki ist das nicht anders. Nur eine Frage der Zeit, bis er das versteht. Er kommt wieder.«

Isabel trank den Mokka aus. »Danke für den kahve.«

»Danke für deinen Besuch.«

»Und Danke fürs Reden«, verabschiedete sich Isabel. »Ich melde mich, wenn ich etwas habe.«

4

München, Viktualienmarkt

Oberkommissarin Vierkant machte sich auf den Rückweg zum Präsidium. Sie schlenderte über die Fraunhoferstraße, überquerte den Sankt-Jakobs-Platz und entschied sich für einen Abstecher zum Viktualienmarkt. An den Verkaufsständen herrschte Hochbetrieb. In Cafés und an Biertischen saßen fröhlich lachende Menschen. Sie seufzte in Gedanken an das berufliche Unglück, das ihr die Arbeit verleidete. Wie gern hätte sie jetzt ihren alten Chef neben sich gehabt, der ihr die dienstliche Anweisung gab, in einem Café Platz zu nehmen. Die Nachmittagssonne ließ sie mutig sein. Sie vergaß die Pflichten einer bayerischen Beamtin und stürmte auf einen frei werdenden Platz in der Sonne.

Kaum saß sie an dem Tisch, ließ sie die Hand hochschnellen und bestellte bei der Kellnerin einen Eiskaffee. Zehn Minuten gab sie sich, um trotz Dienstzeit ein wenig aufzutanken.

In Gedanken weilte sie dennoch bei der Arbeit. Sie dachte an Herkamers Wandel von einem umgänglichen Kollegen zu einem eitlen Möchtegernchef. Ein Schreck durchfuhr sie beim Auslöffeln der Sahne. Sie hörte die Stimmen der Männer, die sie beschäftigten, und mit einem Blick über die Schulter entdeckte sie die Kollegen.

Leipold brachte gerade drei frische Maß Bier von der Schänke an den Biertisch zu Herkamer und Stern. Das also war die eilige Arbeit, zu der Stern Leipold gerufen hatte. Wollte Leipold nicht etwas ändern? Offenbar doch nicht. Immerhin, er paffte wie früher genüsslich an einem Zigarillo. Wie eh und je legte er vertraut und freundschaftlich den Arm um Herkamer. Die drei lachten. Das Wiehern nahm dem milden Herbsttag seinen Glanz.

Einen Moment später wandte sich Isabel von dem Schauspiel ab. Sie erkannte zwei ganz besondere Beamte an einem Verkaufsstand, die mehr oder weniger unverhohlen die traute Runde Hauptkommissare beobachtete. Mit den beiden hatte sie ihre Erfahrung gemacht. Mit denen, das wusste sie, war nicht zu spaßen. Das gibt Ärger, sorgte sie sich. Wenn die lieben Kollegen während der Dienstzeit beim Biertrinken erwischt werden, wird das nicht als Kavaliersdelikt abgetan.

Hektisch suchte sie nach dem Handy in der Tasche. Bevor es zum Vorschein kam, war fast der halbe Inhalt ihrer Umhängetasche auf den Tisch geräumt. Feuchttücher, Notfallset, Nagelnecessaire, Knetmasse nebst Portemonnaie und einem Flummi in den Farben von Demirbileks türkischem Fußballverein, den sie vergessen hatte, seinem Enkel mitzugeben.

Mit ernsten Mienen sprachen die Beamten der Internen Abteilung mit dem Leiter der Mordkommission. Herkamer ließ den Kopf sinken. Sterns verdattertes Gesicht sprach selbst aus der Entfernung Bände. Nur Leipold verhielt sich anders. Er schien die Ruhe selbst zu sein. Lässig griff er zum Maßkrug, als er bemerkte, dass sein Handy läutete. Vierkant sah aus der Ferne Pius’ selbstzufriedenes Grinsen, als er unter den Augen der Internen ihren Anruf annahm.

»Was gibt’s, Isa?«, fragte er.

Vierkant beobachtete, wie er einen Schluck vom Bier trank.

»Ich sitze im Café schräg links von dir«, antwortete sie. »Schau bloß nicht rüber! Was ist los?«

Leipold ging mit dem Maßkrug etwas abseits und erwiderte: »Von den zwei Deppen haben wir eine Zeit lang Ruhe. Die haben dringend eine Lektion gebraucht.«

»Und du?«

Er streckte ihr den Maßkrug entgegen. »Alkoholfrei.«

5

Istanbul, Polizeipräsidium

Selim Kaymaz war entnervt. Das Türblatt seines Dienstzimmers im Istanbuler Polizeipräsidium vibrierte. Er wusste, wer mit der flachen Hand dagegenklopfte. Für den Mann vor der Tür empfand er mehr als eine berufliche Freundschaft. Da war das Gefühl brüderlicher Verbundenheit zu dem Münchner in Istanbul, der sich anschickte, nachzuholen, was er in über dreißig Jahren in Deutschland in seiner Geburtsstadt verpasst hatte. Mit Verständnis für Zeki Demirbileks Nachholbedarf legte er das Tablet zur Seite und atmete durch, bevor er rief: »Nur herein, Zeki!«

»Weißt du, Selim, das Atmen fiel mir gestern Nacht schwer«, sprudelte Zeki los, sobald er die Türschwelle überschritten hatte. »An Schlaf war nicht zu denken, da bin ich den Fall durchgegangen, der dich …«

»Langsam, mein Freund«, unterbrach Selim ihn lächelnd. Die Aufgeregtheit des Münchner Hauptkommissars überraschte ihn. Solchen Elan kannte er von Berufsanfängern, die glaubten, den Sumpf des Verbrechens mit Übereifer trockenlegen zu können. »Reden wir bei einem çay.«

Durch die offene Tür orderte er zwei Tee bei seiner Mitarbeiterin und bat Zeki zur Sitzecke. Atatürks Porträt wachte über den mit Teppichen ausgelegten Raum, der dreimal so groß war wie der in Demirbileks Dienstzimmer im Münchner Polizeipräsidium. Dort stand ein grauer Bürostuhl, auf dem Zeki selten zu sitzen pflegte. Hinter Selims protzigem Schreibtisch dagegen war ein antiker Sessel aus dunklem Holz mit lederner Rückenlehne aufgestellt. Computermonitore, Laptops und türkische Flagge nahmen den Großteil der Arbeitsfläche ein. Für Akten, Unterlagen und Schreibutensilien hatte der Istanbuler Hauptkommissar keine Verwendung.

»Welcher Fall hat dir den Schlaf geraubt?«

»Kein Fall, Selim, die Lunge«, korrigierte er ihn. »Als ich wach lag, ließ mir die Tote in der Schiffsschraube des ägyptischen Motorboots keine Ruhe.«

Selim holte das Tablet vom Schreibtisch und überflog die Fallakte samt Protokoll und Tatortfotos, während die Mitarbeiterin den Tee auf einem Tablett servierte. Sie lächelte Zeki höflich an. Der gut aussehende, stattliche Herr in grauem Anzug war in den letzten Tagen öfter zu Besuch gewesen. Sie hatte sich gemerkt, wie der Münchner, der mit aller Verve glauben machen wollte, ein echter Istanbuler zu sein, seinen Tee trank. Allein der Akzent verriet die jahrzehntelange Abwesenheit weit weg von seiner Geburtsstadt. Der halbe Zuckerwürfel vom letzten, unangemeldeten Besuch lag auf dem Unterteller für ihn bereit. Sie verneigte sich leicht, als er sich charmant bedankte und ihr ein vom Chef unbemerktes Augenzwinkern schenkte.

Als sie das Dienstzimmer verlassen hatte, nahm Zeki den Tee in beide Hände und stand vorsichtig auf.

»Was ist?«, fragte Selim besorgt.

»Nichts, im Stehen geht’s leichter.«

»Also gut, was ist mit der Toten? Eine Touristin im Bikini mit drei Promille im Blut. Warum zerbrichst du dir über sie den Kopf? Gehst du nicht von einem Schwimmunfall aus?«

Zeki streifte durch das Dienstzimmer und tat die nächtlichen Überlegungen wortreich und ausführlich kund, ehe er an seinen Platz zurückkehrte und sich wieder setzte. »Was meinst du? Das ergibt doch einen Sinn, oder?«

Selim legte das Tablet zur Seite. »Tide- und Ebbezeiten, Schiffsverkehr, Strömung und Wetterdaten in Korrelation zum Zeitfenster des gerichtsmedizinisch festgelegten Todeszeitpunkts«, fasste er verblüfft zusammen. »Wie und wann hast du das bitte überprüft?«

»Gleich heute früh, Jale bringt Memo zeitig zum Kindergarten. Zwei Stunden Zeitunterschied zwischen Istanbul und Berlin sind nichts, mein Guter. Sie hat für mich Abfragen mit den Wunderkisten gemacht, die du so gern um dich scharst«, erklärte er.

Selim schmunzelte über den Kommentar seines etwa gleichaltrigen bayerisch-türkischen Amtskollegen. Beide waren Mitte vierzig und hatten etwa gleich viele Jahre Berufserfahrung aufzuweisen. Anders als Zeki war Selim mit den Möglichkeiten der digitalen Errungenschaften zur Verbrechensaufklärung vertraut. Kommissar Pascha, hatte er sich erzählen lassen, wusste zwar Bescheid, rührte aber die Tastatur seines Dienstcomputers nur an, wenn kein Finger eines Mitarbeiters in der Nähe war.

»Die deutsche Touristin ist nie und nimmer bei Unwetter und rauer See mit oder ohne Badekleidung aus freien Stücken ins Meer«, resümierte Zeki und trank den Tee leer. »Vielleicht war sie zu betrunken, um zu merken, wie ihr der Bikini angezogen und sie ins Meer geworfen wurde. Eine Vermutung, ich weiß, aber ich würde das machen, um einen Unfall vorzutäuschen.«

»Der Ehemann?«, fragte Selim mit Blick auf das Tablet.

»Wenn du willst, befragen wir ihn gemeinsam. Er ist in einem Hotel in der Nähe der Fatih Moschee. Der Portier weiß Bescheid …«

»Zeki! Was hast du angestellt?«, fragte Selim nervös. »Warum weiß der Portier Bescheid?«

»Ich konnte nicht schlafen, wie gesagt, ich war früh auf den Beinen.«

»In Istanbul hast du keine Befugnisse, du bringst mich in Teufels Küche.«

»Keine Sorge, mein Freund, ich habe mich nicht als Istanbuler Polizist ausgegeben«, besänftigte er ihn. »Der Portier hat ein anständiges Trinkgeld von mir bekommen. Er ruft an, wenn sich der Ehemann aus dem Staub macht.«

»Trinkgeld ist immer eine Option, das ist klar«, beruhigte sich Selim. »Und als was hast du dich ausgegeben?«

»Als Münchner Polizist, was sonst?«, wunderte sich Zeki über die Frage. »Was ist, willst du ihn nicht in die Mangel nehmen? Ich treffe Selma zum Mittagessen, bis dahin habe ich Zeit. Ich dolmetsche für dich.«

»Wetten nicht, Zeki?«, bremste Selim ihn. »Wetten, du übernimmst das Verhör und ich, ich verstehe kein Wort, wenn ihr Deutsch sprecht?«

Die beiden lächelten sich an.

»Ich schicke jemanden, der Deutsch kann«, beschloss Selim. »Ich hoffe inständig, dass du unrecht hast.«

»Das hoffst du für die Kollegen, die den Fall bearbeitet haben«, stellte Zeki klar. »Du bist ein guter Mensch und nachsichtiger Chef. Von dir kann ich viel lernen.«

»Von mir lernen?«, jaulte Selim auf. »Ach was!«

»Doch, doch«, blieb Zeki bei seiner Wertschätzung. »Ruf an, wenn du mich doch brauchst, ja?«

Selim lächelte versöhnlich und wechselte zu einem unangenehmen Thema. »Deine Chefin hat gestern angerufen«, sagte er. »Die Entscheidung ist gefallen. Sie kann nicht auf dich verzichten, hat sie wortwörtlich gesagt. Das wird nichts mit der Stelle bei uns.«

»Nicht schlimm, ich bin ja hier«, erwiderte Zeki gelassen.

»Trotzdem schade«, meinte Selim. »Ich hätte dich wirklich gern als Leiter der deutsch-türkischen Spezialeinheit bei mir gehabt.«

»Wer weiß, ob wir uns nicht in die Wolle bekommen hätten«, erwiderte Zeki. »Vielleicht ist das ganz gut so.« Er reichte ihm die Hand.

Selim bevorzugte es, seinen Freund an sich zu ziehen und zum Abschied zu umarmen.

6

Istanbul, Goldenes Horn

Was, wenn es ein Traum ist? Was, wenn sie dir nicht gegenüber sitzt und lächelt? Was, wenn du dir das einbildest? Zeki drückte Daumen und Zeigefinger um das Çayglas, bis die Wärme zu Hitze wurde und er Schmerzen spürte. Er träumte nicht, er saß mit Selma an einem Holztisch unter einer milden Herbstsonne und war in ihre Augen versunken.

»Lass das, Zeki, bitte«, sagte sie mit verschämter Stimme. »Mach mich nicht nervös!«

»Entschuldige«, erwiderte er belustigt. »Wir sind Großeltern, wir sollten uns wie solche benehmen.«

»Das nun auch wieder nicht! Übertreib’s nicht!« Sie blickte sich nach dem Kellner um. »Ich will ein Glas Wein, mir ist danach.«

Die Sonne wärmte die Gäste des Restaurants am Goldenen Horn, das egal zu welcher Tages- und Nachtzeit, wie auch jetzt in den Mittagsstunden, gut besucht war. Ein flinker Kellner nahm Selmas Bestellung auf: Rotwein für sie und Bier für ihn.

»Na gut«, ergab er sich ihrer Entscheidung. »Dann Bier.«

Selma lächelte ihn mit einem Kopfschütteln an. »Soll ich dich dafür bemitleiden, dass du dein Lieblingsgetränk trinken darfst?«

»Ich war am Überlegen, ob ich nicht auch ein Glas Wein trinke.«

»Du hast Urlaub, du kannst Bier trinken, dann Wein bestellen.«

»Das könnte ich, ja«, meinte er.

Seit er in Istanbul eingetroffen war, hatte er das Gefühl, seine Geburtsstadt nie verlassen zu haben. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen, obzwar er, wie in Selims Dienstzimmer, bei bestimmten Bewegungen das Gefühl hatte, die Lunge würde platzen oder in sich zusammenfallen, je nachdem, ob er den Oberkörper nach links oder rechts drehte.

Er trank vom Wasser und schloss die Augen, genoss den lauwarmen Herbsttag und ertappte sich dabei, wie er sich Selma im Bikini vorstellte.

»Nichtstun tut dir erstaunlich gut«, sagte sie.

»Mich wundert’s auch.«

»Kein Fall, der dich nach München zurücklockt?«

»Kein Mord seit gut drei Monaten«, antwortete er. »Pius wird dick, er raucht nicht mehr und isst zu viel.«

»Pius war schon immer dick.«

»Nein, Selma, das ist so nicht richtig. Wegen der Ermittlungsarbeit und den leidigen Leichen war er stressbedingt dickleibig. Jetzt ist das anders, jetzt ist er dick. Das ist ein Unterschied, canım.«

Wieder lächelte sie. Er mochte es, wenn ihr gefiel, was er von sich gab, auch wenn er nicht wirklich ernst meinte, was er sagte. Pius Leipold, sein Münchner Freund und Kollege aus dem Sonderdezernat Migra, das er geleitet hatte, hatte seit jeher einige Kilogramm zu viel auf den Rippen. Von Isabel Vierkant hatte er erfahren, dass er keine Zigarillo mehr anrührte und sein Bauch auf einen Umfang angewachsen war, der ihr Sorgen bereitete.

Der Kellner servierte die Getränke und räumte die Teller ab. Selma hatte Fisch, er Fleisch gegessen. Sie passten einfach gut zusammen, sagte er sich, während er das letzte Reiskorn vom Teller stibitze. Sie stießen an und tranken, ohne etwas zu sagen. Beide hingen ihren Gedanken nach. Selma dachte an die Mail, die sie gelesen hatte, bevor sie Zekis Einladung zum Mittagessen gefolgt war. Sie behielt für sich, dass sie möglicherweise vor einer entscheidenden Veränderung in ihrem Leben stand.

Zekis Gedanken drehten sich um kleinere Dimensionen, um praktische Dinge. Er war zufrieden, wie sein Genesungsurlaub nach dem mehrmonatigen Klinikaufenthalt verlief. Schneller, als zu erwarten war, hatte er sich eingelebt. Er vermisste München und seine Wohnung, nicht aber die Arbeit. Mit den Besuchen bei Selim Kaymaz hielt er seinen Denkapparat auf Trab. Nicht verantwortlich für Sachentscheidungen und Personalfragen zu sein, förderte die Erholung, die er dringend brauchte. Ganz die Finger von der Aufklärungsarbeit zu lassen, schaffte er dennoch nicht. Nachzudenken ist eine der wichtigsten kriminalistischen Tugenden. Er schätzte das Gespräch mit Kaymaz über die schweren Verbrechen in Istanbul, über Motiv und Spurenlage, über das Böse, das in der Megametropole über Gebühr und überall zu finden war.

Als Ausgleich zur dunklen Seite des Menschen machte er sich mit dem kulturellen Angebot der Stadt vertraut. In München war er selten ins Theater oder Kino gegangen. Oper und klassische Musik gehörten nicht zu seinen Lieblingssparten der Kunstwelt. Bei der Zeitungslektüre am Morgen nach der durchwachten Nacht war er auf einen Artikel gestoßen, der ihn neugierig gemacht hatte. Shakespeare auf Türkisch wäre für ihn eine Premiere. Doch zögerte er, Selma zu fragen, ob sie ihn am heutigen Abend zur letzten Vorstellung begleiten wollte. Auf gar keinen Fall durfte er sie unter Druck setzen. Er wusste, wie sie reagieren würde. Sie würde sich verweigern, ihm klarmachen, dass sie sich als gute Freunde, als Exfrau und Exmann sahen. Bislang konnte er sie nur überreden, ihn mittags zu treffen. Zeki durchschaute ihre Taktik. Sie wollte für ihn da sein, ohne von ihm vereinnahmt zu werden. Geduld, lass ihr Zeit, sie wird sich an dich gewöhnen, nicht übertreiben, alter Freund, mahnte er sich. Schön langsam und keine Fehler machen.

»Was machst du heute Abend?«, donnerten ihm Selmas Worte wie eine Fangfrage entgegen.

Ohne zu antworten, lehnte er sich zurück und kippelte auf dem Stuhl.

»Komm, Zeki, mir kannst du nichts vormachen!«, rügte sie ihn. Sie beugte sich über den Tisch und zog die Tageszeitung aus seiner Sakkotasche. Dann hielt sie ihm das Foto der Inszenierung von Ende gut, alles gut vor die Nase. »Seit einer halben Stunde starre ich darauf und warte, wann du mich fragst, ob ich mit dir ins Theater gehe.«

Er nahm die Zeitung und steckte sie zurück. »Dir entgeht nichts, Frau Kommissarin.«

»Ex-Kommissarin, wenn überhaupt, du Schlitzohr!«

»Also, was ist? Hast du Lust auf das Stück?«

»Nein, ich habe es schon gesehen. Aber meine Freundin Ilknur hätte bestimmt Lust. Soll ich sie fragen, ob sie dich begleitet? Sie ist Single, sie würde sich ganz bestimmt freuen. Was meinst du?«

Erschrocken über die Frage, den versteckten Hinweis, er solle es nicht wagen, ihr nahezukommen, drohte er das Gleichgewicht zu verlieren. Zeki konnte nicht glauben, dass ihm das tatsächlich passierte. Unter höllischen Schmerzen ruderte er mit den Armen, um nicht mit dem Stuhl nach hinten zu fallen. Rette mich, flehte er in sich, als Selma auf ihn zustürzte. Unter den aufschreckenden Gästen hielt sie ihn in letzter Sekunde davon ab, auf den Marmorboden zu knallen.

Durch die Armbewegungen hatte sich der Verband um seinen Brustkorb gelöst. Statt ihr seine Angst zu zeigen, lächelte er sie an, unterdrückte die Wut über seine Unachtsamkeit und verteufelte die schmerzenden Stiche, die über seinen Brustkorb klopften, als wären sie eine marschierende Armee auf Kriegszug.

»Was ist? Hast du Schmerzen?«, fragte sie besorgt.

»Ja«, antwortete er. »Ich will keine deiner Freundinnen kennenlernen.«

7

Istanbul, Karaköy

Nach dem Mittagessen, das ohne Umarmung und Wangenküssen endete, streifte Zeki durch Karaköys Straßen und Gassen, bis ihn seine Kräfte verließen. Er streunte unter pochenden Schmerzen weiter umher, bis er eine Apotheke fand und ein starkes Schmerzmittel kaufte. Als er an der Theke nach einem Glas Wasser fragte, redete der Mann in weißem Kittel ihm ins Gewissen und schickte ihn zu einem Arzt in der Nähe.

Die Praxis befand sich am Ende einer Sackgasse, weit weg von Trubel und Hektik der Stadt. Im vollen Wartezimmer traf er auf Menschen, die dringender ärztliche Aufmerksamkeit brauchten als er. Zeki meldete sich am Empfang an und fragte, ob er in bar für die Dienste bezahlen könne. Umgehend packte ihn die Arzthelferin an der Hand und führte ihn ins Behandlungszimmer. Er pochte darauf, wie die anderen zu warten, doch die resolute Frau mit Kopftuch erklärte ihm, dass die Praxis dringend Bargeld benötige, um Medikamente für die Flüchtlinge zu kaufen.

Der Doktor war ein junger Mann aus Syrien und hatte Hände wie Bratpfannen. Zeki biss bei der Untersuchung die Zähne zusammen und hoffte inständig, sich nicht wieder unters Messer legen zu müssen. Nach den Operationen, die er im Schwabinger Klinikum überstanden hatte, war er nicht darauf erpicht, erneut um sein Leben bangen zu müssen. Das Projektil, hatte ihm der Münchner Chirurg am Röntgenbild erklärt, das in seinen Brustkorb gedrungen war, hatte einen nicht nachvollziehbaren Weg knapp am Herzen vorbei genommen. Der Einfallswinkel war sein Lebensretter gewesen. Ein Grad steiler oder stumpfer, das Geschoss hätte die Herzkammern getroffen und ihm die Pumpe zertrümmert. Kein schöner Tod, hatte er gemeint, aber ein schneller.

Der Bratpfannenarzt interessierte sich nicht dafür, wie seine Laufkundschaft zu der Verletzung gekommen war. Er behandelte und besänftigte seinen Patienten mit türkischen Medizinbegriffen, die Zeki auf Deutsch genauso wenig verstanden hätte. Nachdem er den Verband gewechselt und ihm die Sorge einer weiteren Operation genommen hatte, beglich Zeki die Notversorgung bei der Dame mit Kopftuch am Empfang in bar. Und legte für die schnelle Versorgung ein paar Scheine drauf.

Als er auf die Gasse zurückkehrte, stand Selma an der Hauswand gegenüber gelehnt und rauchte.

»Bist du mir gefolgt?«, fragte er sie verdutzt.

»Du musst besser auf dich aufpassen!«

»Das tu ich doch, ich bin in Istanbul, bei dir.«

Sie warf die qualmende Zigarette weg und zerdrückte sie mit dem Absatz. Dann bückte sie sich und hob die Kippe auf.

»Was hat der Arzt gesagt?«, fragte sie mit Blick auf den heruntergekommenen Eingang. »Ist da wirklich eine Praxis? Wir haben Kliniken in Istanbul!«

»Es ist alles in Ordnung.«

»Pass besser auf dich auf, sonst stelle ich dir eine Krankenschwester als Leibwächterin zur Seite«, keifte sie voller Sorge um ihn.

Ohne ein weiteres Wort ließ sie ihn zurück und verschwand durch die Gasse an der nächsten Kreuzung. Sie bog Richtung Galatabrücke ab. Sie wird die Metro zur Uni nehmen, sagte er sich. In einer halben Stunde sitzt sie an ihrem Schreibtisch, an ihrem Leben, in das du ungefragt eingedrungen bist.

Zeki irrte aufgewühlt und nervös durch die Straßen. Er war wütend auf sich, verstand nicht, warum er Selma derart plump sein Herz ausgeschüttet hatte. Sie wusste, wie sehr er sie liebte. In all den Jahren hatte sich nichts an seinen Gefühlen für sie geändert.

Er erreichte eine breite Straße mit einer unübersichtlichen Anzahl an Läden. Zwischen Geschäften mit Haushaltswaren, Angeboten von Hammer bis Kleinbagger, fand er ein Teehaus. Gierig und erschöpft bestellte er çay und schnorrte einen Gast um eine Zigarette an. Wie Selma rauchte er bei Bedarf, wenn nichts gut, sondern alles schlimm war. Mit dem ersten Zug war es um ihn geschehen. Er pfiff einen Straßenjungen herbei und schickte ihn mit Geld los. Der Junge verschwand in einem baufälligen Haus und kehrte mit einer Stange geschmuggelten Filterzigaretten zurück. Zeki riss eine Packung auf und zündete sich eine weitere Zigarette an. Er inhalierte den Rauch so tief er konnte.

Wo zum Teufel ist alles nur gut und schön, wie du dir das eingebildet hast? Nirgendwo, beantwortete er die Frage für sich, selbst nicht in der schönsten Stadt der Welt.

8

Istanbul, Tophane

Am nächsten Morgen saß Zeki auf dem überschaubar bemessenen Balkon seiner Bleibe am Bosporus. Seit einer halben Stunde wartete er auf den Boten vom Kramerladen, der ihm Tageszeitungen und acma fürs Frühstück bringen sollte. Im Pyjama und mit qualmender Zigarette zwischen den Lippen bildete er sich ein, er atme leichter und habe besser geschlafen, weil er mit dem Rauchen wieder angefangen hatte.