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"Vom glückseligen Leben" ist eine Schrift im Umfang eines antiken Buches aus den Dialogen des römischen Philosophen und Staatsmannes Seneca, die sich mit Reichtum und den rechten Umgang damit beschäftigt.
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Seitenzahl: 60
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Vom glückseligen Leben
Lucius Annaeus Seneca
Inhalt:
Lucius Annäus, Seneca – Biografie und Bibliografie
Vom glückseligen Leben
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
XIX
XX.
XXI.
XXII.
XXIII.
XXIV.
XXV.
XXVI.
XXVII.
XXVIII.
Vom glückseligen Leben, Seneca
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849613150
www.jazzybee-verlag.de
Frontcover: © Vladislav Gansovsky - Fotolia.com
Philosoph, geb. um 4 v. Chr. zu Corduba in Spanien, gest. 65 n. Chr., widmete sich in Rom rhetorischen und philosophischen Studien, erhielt unter Caligula die Quästur und die Würde eines Senators, ward 41 von Claudius als angeblicher Teilnehmer an den Ausschweifungen der Julia Livilla nach Korsika verbannt, 49 zurückgerufen, zum Prätor ernannt und von Agrippina mit der Erziehung ihres Sohnes Nero betraut. Nach Neros Thronbesteigung (54) übte er einen heilsamen Einfluß auf den jungen Fürsten aus, der ihm außer andern Auszeichnungen das Konsulat (57) verlieh. Intrigen seiner Gegner zerstörten das Einvernehmen und bewogen S., sich vom Hof und der Öffentlichkeit ganz zurückzuziehen (62). Wegen angeblicher Teilnahme an der Verschwörung des Piso zum Tode verurteilt, nahm er sich (nach damaligem Brauch) selbst das Leben. S. ist nach Cicero der bedeutendste philosophische, überhaupt einer der geistreichsten und originellsten Schriftsteller der Römer. Von seinen zahlreichen prosaischen Schriften sind erhalten: 1) eine u. d. T. »Dialogi« überlieferte Sammlung, enthaltend die Abhandlungen: »De providentia«, »De constantia sapientis«, »De ira« (3 Bücher), »Ad Marciam de consolatione«, »De vita beata«, »De otio«, »De tranquillitate animi«, »De brevitate vitae«, »Ad Polybium de consolatione«, »Ad Helviam matrem de consolatione« (Ausg. von Koch-Vahlen, Berl. 1878; von Gertz, Kopenh. 1886); 2) »De clementia«, 2 Bücher (an Nero gerichtet bald nach seinem Regierungsantritt); 3) »De beneficiis«, 7 Bücher (mit »De clementia« hrsg. von Gertz, Berl. 1876); 4) »Epistulae morales ad Lucilium«, 124 Briefe über philosophische Gegenstände, seine bedeutendste Leistung (hrsg. von Hense, Leipz. 1898); 5) »Quaestiones naturales«, 7 Bücher über naturwissenschaftliche Gegenstände, das erste und einzige physikalische Lehrbuch der römischen Literatur, hauptsächlich aus stoischen Quellen geschöpft; 6) »Apocolocyntosis« (»Verkürbissung«, statt Apotheosis, »Vergötterung«), eine bittere Satire auf den verstorbenen Kaiser Claudius (hrsg. von Bücheler, Berl. 1882), nach Art der Menippeïschen Satire des Varro Prosa mit Versen untermischt. Neuere Gesamtausgaben der Prosaschriften von Fickert (Leipz. 1842–45, 3 Bde.), Haase (das. 1852–53, 3 Bde.; neue Ausg., das. 1898 ff.), Übersetzungen von Moser, Pauly und Haakh (Stuttg. 1828, 17 Bde.) und Forbiger (Auswahl, das. 1867, 4 Bde.). Senecas Schriften zeigen lebhafte Einbildungskraft, gebildetes Urteil, edles Gefühl, tiefe Kenntnis des menschlichen Herzens. Die Darstellung ist eindringlich und beredt, der Ausdruck oft gesucht und immer antithetisch zugespitzt. Als Philosoph eklektischer Stoiker, verrät S. bisweilen Neigung, zwischen Stoizismus und Epikureismus zu vermitteln. Die Philosophie ist ihm als Streben nach Weisheit und sittlicher Vollkommenheit nur wertvoll in beständiger Beziehung auf das Leben. In dieser moralischen Tendenz liegt wohl der Grund der Tradition, die S. zum Christen macht und ihn in Verbindung mit dem Apostel Paulus setzt. Daß S. auch Dichter war, ist ausdrücklich bezeugt. Seinen Namen tragen zehn Tragödien: »Hercules furens«, »Thyestes«, »Phoenissae«, »Phaeira«, »Oedipus«, »Troades«, »Medea«, »Agamemno«, »Hercules Oetaeus« und die Prätexta »Octavia« (hrsg. von Peiper und Richter, Leipz. 1867, 2. Ausg. 1902; von Leo, Berl. 1878–79, 2 Bde.; übersetzt von Swoboda, Prag 1828–30, 3 Bde.), von denen die letzte S. sicher nicht angehört, die Echtheit der übrigen jedoch zu bezweifeln, wie vielfach geschehen, kein Grund vorliegt. Stoff und Form sind griechisch; in der Form gibt sich das Bestreben kund, die Griechen zu überbieten, daher oft Schwulst und Überladung, oft gesuchte Kürze und Dunkelheit, oft geradezu Unnatur. Wohl nur Buchdramen, haben sie doch in der neuern Literatur lange als Muster gegolten, namentlich der klassischen Tragödie der Franzosen. Vgl. Hochart, Études sur la vie de Senèque (Par. 1885); Holzherr, Der Philosoph S. (Rastatt 1858–59); Brotén, De philosophia Senecae (Upsala 1880); Rubin, Die Ethik Senecas in ihrem Verhältnis zur ältern und mittlern Stoa (Münch. 1901); Stachel, S. und das deutsche Renaissancedrama (Berl. 1907); Kreyher, S. und seine Beziehungen zum Urchristentum (das. 1887); W. Ribbeck, S. und sein Verhältnis zu Epikur, Plato und dem Christentum (Hannov. 1887); M. Baumgarten, S. und das Christentum (Rost. 1895).
An den Gallio.
(1.) Glückselig zu leben, mein Bruder Gallio, wünschen Alle, aber um zu durchschauen, was es sei, wodurch ein glückseliges Leben bewirkt werde, dazu sind sie zu blödsichtig. Und zu einem glückseligen Leben zu gelangen ist eine so gar nicht leichte Sache, daß Jeder sich um so weiter davon entfernt, je rascher er darauf losgeht, wenn er einmal den Weg verfehlt hat; denn führt dieser nach der entgegengesetzten Seite, so wird gerade die Eile der Grund einer immer größeren Entfernung. Man muß daher zuerst vor Augen stellen, was es sei, worauf man sein Streben richtet; sodann hat man sich darnach umzusehen, auf welchem Wege man am schnellsten dazu gelangen könne, indem man schon auf dem Wege selbst, wenn er nur der rechte ist, einsehen wird, wie viel davon täglich zurückgelegt werde und um wie viel näher man dem Ziele gekommen sei, zu dem uns ein natürliches Verlangen hintreibt.
(2.) So lange wir freilich überallhin herumschweifen, keinem Führer folgend, sondern dem verworrenen Gelärme und Geschrei der uns nach ganz verschiedenen Seiten hin Rufenden, wird unser so kurzes Leben unter [stetem] Irregehen verfließen, auch wenn wir uns Tag und Nacht um eine richtige Ansicht bemühen. Daher entscheide man sich, sowohl wohin man wolle, als auf welchem Wege, und nicht ohne einen kundigen [Führer], der das, worauf wir zuschreiten, [bereits] erforscht hat, weil hier nicht dasselbe Verhältniß Statt findet, wie bei den übrigen Reisen. Bei jenen lassen uns ein Fußpfad, den man festhält, und Bewohner [der Gegend], die man befragt, nicht irren, hier aber täuscht gerade der betretenste und besuchteste Weg am meisten.
(3.) Deshalb haben wir auf Nichts mehr zu achten, als daß wir nicht nach Art des Viehes der Schaar der Vorangehenden folgen, fortwandernd nicht, wo man gehen soll, sondern wo [von Andern] gegangen wird. Und doch verwickelt uns Nichts in größere Uebel, als daß wir uns nach dem Gerede der Leute richten, indem wir das für das Beste halten, was mit großer Zustimmung angenommen ist und wovon wir viele Beispiele haben, und daß wir nicht nach Vernunftgründen, sondern nach Beispielen leben: daher jene gewaltige Zusammenhäufung von Leuten, die Einer über den Andern hinfallen.
(4.) Was bei einem großen Menschengedränge der Fall ist, wo das Volk sich selbst drückt, daß Niemand fällt, ohne noch einen Andern sich nachzuziehen und die Vordersten den Folgenden verderblich werden, das kannst du im ganzen Leben sich ereignen sehen: Niemand irrt nur für sich allein, sondern er ist auch Grund und Urheber fremden Irrthums. Denn es ist schädlich, sich den Vorangehenden anzuschließen; und während ein Jeder lieber glauben, als nachdenken will, so wird über das Leben nie nachgedacht; immer glaubt man nur [Andern], und ein von Hand zu Hand fortgepflanzter Irrthum lenkt uns und stürzt uns [in's Verderben]; durch fremde Beispiele gehen wir zu Grunde.