Von den stillen Dingen - Ansgar Wallstein - E-Book

Von den stillen Dingen E-Book

Ansgar Wallstein

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Beschreibung

"Von den stillen Dingen" ist eine Sammlung von ausgewählten Gedichten und Liedtexten aus über 30 Jahren. Stilistisch und inhaltlich facettenreich bewegt sich das Werk im Spannungsfeld vom romantisch-dramatischen Erleben des jungen Autors, über in späteren Jahren zunehmend unternommene Ausflüge mit Lust am Unsinnigen, Komischen bis hin zu immer wieder philosophischen, gesellschaftskritischen Gedanken. Dem Reim fühlt sich Ansgar Wallstein mal mehr mal weniger verpflichtet, folgt mit den Worten aber immer seinem musikalischen Gespür für Klang, Rhythmus und Melodie der Sprache. Als Ganzes erzählt das Buch die Geschichte einer Befreiung aus emotionaler Isolation und einer erfolgreichen Beheimatung in sich selbst.

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„You've been making the wrong mistakes.“

Thelonious Monk

Inhaltsverzeichnis

Gedichte

(1990-2023)

Herbst

Winter meines Lebens

Geliebtes Leben

Hommage an Trakel

Noch blüht der Traum in mir

Letzter Herbst

In mir

Hingebung

Wandlung

Es war ein jedes Wort zuviel

Mir vertraut

Traumgesichte

Lichte Wasser

Leere

weit näher

Zwei Gedichte

Zwei Gedichte an den Mond

Abendsegen

Nacht im Tage

Nachttrunken

Duft der Stille

Brunnen der Nacht

Blutmond

Nachklang

Gut gewesen

Mir fremd

Gedanken der Seele

Der Grund

In mir

Zitterschrift versuchten Lebens

Vollkommenes Spiel

Liebe Schwester

Farblos

Kennst Du das nicht?

Dank trotz allem

Nachgesang

Mengenleere

Retroretroflektion

Deine Stimme

Himmel Deiner Augen

Mehr nicht

Konjunktiv realis

Resonanzen

Lied am Rande der Nacht

Am Schönsten

Liebe à la Gernhardt

Bird Day

Ein paar gewünschte Zeilen

Ideell nicht so schnell

Mikroben

Quer zur Zeit

Maskenball

Höhere Mathematik

Kunst

Frage Antwort

Fernsehen

Schamlos

Metamorphosen I

(Im Kreis)

Metamorphose II

(Flavor „Berlin“)

Das Geheimnis

Michfahrenlassen

Malmö 1990

Schweden 1990

Ich spüre

Relativ

Plastik

Hommage an Kafka

Metamorphosen III

(Covid-Improvisationen)

Es ist Krieg

Gedanken zu den Bedingungen der Möglichkeit einer Welt in Vollendung

Futur 3

6 Haiku

R(h)einer Wein

Mein kleiner grüner Kaktus

Tief im Osten

Das falsche Spiel

Das ist Glück

Loblied auf's Nichtwissen

Amrum

Heimspiel

Kein Grund zur Sorge

Friedhof Gronau

Sloterdjike lesen

Stell mir die Frage

Samstag

Hommage an Thomas Bernhard

(Komik für Fortgeschrittene)

Lieder

(

2009-2022)

Du bist meine Lieblingstorte (Rock'n Roll)

Von den stillen Dingen (Ballade)

Apokalyptischer Reiter

(Rap-Parodie)

Oberflächlichkeiten

(Four-on-the-floor/Alternative-Rock)

Komklex, Komplex

(Swing/Blues)

Arche Noah

(Indie-Rock)

Hundebesitzer*innenhassersong

(Ska)

Mein Lied für Köln

(Reggae/Swing/HipHop)

Blues in E

Der militate Musikant - Dialektik der Gewalt

(Litanei)

Scheitern

(Teil 1)

Scheitern

(Teil 2)

Frohes neues Jahr!

(Bollywood-Style)

Danksagung

Vorwort

Geneigte Leserinnen und Leser,

vielleicht stellen Sie sich die Frage, wie ein Mensch überhaupt dazu kommt, noch Gedichte zu schreiben. Um für mich zu sprechen, kann ich sagen, dass es mir immer wieder ein Bedürfnis ist, etwas aus meinem Inneren zur Sprache zu bringen, was sich dort zuerst nur schemenhaft, vage, mir selbst unklar zeigt. Ein Gefühl, ein Impuls, etwas Drängendes. Und mit dem ersten Wort, der ersten Zeile ist es, als sei ein magischer Prozess in Gang gesetzt worden, unaufhaltsam. Das Begonnene will sich vollenden, sucht seine Gestalt zu finden. Bis ich schließlich nach dem letzten Wort wieder still werde, lausche. Was klingt da?

Der Titel des Buches, entschlüpft aus einem meiner Lieder, verweist auf die besondere Bedeutung der Stille beim Dichten. Sie steht als notwendige Bedingung an seinem Anfang, kehrt am Ende vertieft zurück und ist verborgen die Begleitmelodie, mitgelesen zwischen den Worten. Sprache vermag die stillen Dinge zur Welt zu bringen, ihnen Gehör zu verschaffen. Im Gewand der Lyrik will sie unser Staunen wiedererwecken, das uns als Kindern so selbstverständlich war. Aus der Stille kommt das Zauberwort und die taube, taubmachende Welt spricht wieder zu unseren Herzen und fängt an zu singen.

Die hier versammelten Gedichte und Liedtexte stammen aus dem Verlauf der letzten 33 Jahre. Stilistisch sind sie keinesfalls einheitlich, was einer Langeweile beim Lesen vorbeugen möge. Zuweilen, insbesondere zu Beginn sind sie oft ernst, gar tragisch im Ton, heitern sich jedoch, gottlob, mit den Jahren mehr und mehr auf. Insbesondere der humoreske Einfluss der Dichtung Robert Gernhardts hat zu dieser Entwicklung in nicht unbeträchtlichem Maße beigetragen, ebenso wie das Erlernen der Improvisationskunst am Klavier im Fahrwasser der Musik von Keith Jarrett und Helge Schneider. Als Ganzes betrachtet, erzählt das Buch die Geschichte einer Befreiung aus emotionaler Isolation und einer erfolgreichen Beheimatung in sich selbst.

Es lassen sich romantische, musikalische, philosophische Anklänge finden, Gesellschaftskritisches, Ausflüge mit Lust am Unsinn, Komischen und manches Liebesgedicht. Mal mit Reim mal ohne ziehen sie ihre Bahn durch die Jahrzehnte.

Am Beginn kam, wie Sie finden werden, mein Impuls Gedichte zu schreiben aus einem stark empfundenen Unglück, einer tiefen existenziellen Unbehaglichkeit heraus. Auf langen Spaziergängen durch das Bergische Land, vorzugsweise in Dämmerung und Nacht, fand die Natur in Ihren Erscheinungsformen Ausdruck in Wortgebilden, die ich in meinem Geiste hin und her bewegte, bis ihr Klang, ihr Rhythmus, ihre Bedeutung mir gefielen. Zuhause schrieb ich sie dann nieder, vervollständigte sie, wenn nötig, im Nachklang des Erlebten. Das tat mir gut, spendete Trost. In gewisser Weise retteten mir Gedichte das Leben.

An ganz unterschiedlichen Orten nahmen meine Wortkompositionen in all den Jahren Gestalt an, bis heute. Sie wurden am Schreibtisch des Katasteramts mit dem Kugelschreiber auf die Rückseite von Liegenschaftsauszügen gekritzelt. Oder in den verschiedenen Küchen, in denen ich mich im Verlaufe meines Lebens heimisch fühlte, bei Filterkaffee mit reichlich Zucker am Küchentisch in meine Kladde notiert. Oder auf Schulpulten in meiner Zeit als Schulbegleiter, mit Fineliner während des Unterrichts in Collegeblöcken festgehalten. Zuletzt auf Laptop, Smartphone, Ipad, bei Web.de, WhatsApp, manchmal als Antwort auf Nachrichten von guten Freunden. Und zuweilen immer noch, deutlich seltener als in den Anfängen auf Spaziergängen, in einem Notizbüchlein dem Vergessen entrissen.

Meine Gedichte zu veröffentlichen kam mir im Verlauf der Pandemie in den Sinn. Eine schwer greifbare, weil unsichtbare Gefahr ging jetzt von einem Virus für jede menschliche Existenz aus. Auf mich wirkte das seltsamerweise nicht allein belastend, sondern auch motivierend. Sollte es mich erwischen, dann wollte ich wenigstens noch etwas von Bedeutung hinterlassen haben.

Wie Sie einwenden mögen, habe ich den Zeitpunkt irgendwie verpasst. Covid hat mich überraschenderweise nicht dahingerafft. Und dennoch ist mir etwas von jener existenziellen Atmosphäre erhalten geblieben. Dies mag nicht nur an weiter bestehenden Bedrohungen wie selbstgemachten Klimakatastrophen, vernichtenden Kometeneinschlägen aus dem All oder einem wieder wahrscheinlicher gewordenen Atomkrieg, sondern einfach auch an meinem Alter liegen. Jenseits der 50 erscheint mir immer weniger selbstverständlich. Schon gar nicht der nächste Tag. Wer täglich wie ich in einer Großstadt Fahrrad fährt, versteht wahrscheinlich noch besser, was ich meine.

Was ich aus den vergangenen drei Jahren gelernt habe? Dankbarkeit üben, jeden Tag, mehr Konzentration auf die Gegenwart und noch mehr Humor wagen.

Ich wünsche Ihnen nun beim Lesen viel Freude, Muße, und Stille, auf dass die Worte ihren Klang entfalten mögen, in Ihnen in Schwingung geraten und Ihnen eine Geschichte erzählen.

Ansgar Wallstein

Köln, 26. Januar 2023

Gedichte

1990 bis 2023

Oktober 1990, Odenthal-Voiswinkel/ Köln

Herbst

Die Schatten werden langsam länger,

und manchmal wird das Herz mir eng

und bald darauf entsetzlich weit;

darin sich weitend

endlos weite Wälder –

von grauem Wind verwehte, sterbende Blätter

in der Farbe getrockneten Blutes

lasten schwer auf dunkler Erde

voll vollendeten Lebens –

müde …… -

endlich …… -

gefallen ……. –

von Einsamkeit zu Einsamkeit …

Wie aus fremder Ferne, - unerreichbar –

klarverklärten Lichtes

reine weiße Stille

auf Allem - ….

Starrender Himmel

voll schrecklichen Blaus … -

schweigend – darüber –

reißt meine Augen ins Nichts

Dezember 1990, Odenthal-Voiswinkel

Winter meines Lebens

Im Dunkel weißer Schatten Nacht

harre ich und zage

Und jedes Tun und Toben meiner Kraft

scheint mir vergebens,

kalt erfüllt sich sehnend weite Räume

meines Lebens

mein schreiender, kalter Mut, den kein Wozu

vermag mir zu verbrennen.

So daß ich einzig nur zu Sterben wage

und manchmal scheint es mir als rage

mein Herz schon weit in entsetzlich blaue Himmel

die ich nicht ertrage dir zu nennen

und die mit seinem Namen keinen von uns kennen.

Sie lassen mich Hier in zehrender Kälte Einsamkeit

Wo bleibt das Feuer DES Wahnsinns

mein Herz mir zu verbrennen?

Ach, wärest Du doch schon hier,

so wäre ich bereit!

Februar 1991, Odenthal-Voiswinkel/ Köln

Geliebtes Leben